*FS* Annas letzte Reise

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Nonuna

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Mai 2005
Alter
40
Ort
Im Fledermaus-Dschungel
Geschlecht
w

Hallo ihr Lieben!

In dieser FS behandle ich ein Thema, das in meinen Augen sehr sehr wichtig ist. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, denn zuviel möchte ich auch nicht verraten.

Wie immer bin ich offen für jede Kritik und jedes Lob!

Bitte sagt mir auch wie es bei euch ist mit der Ladezeit der Bilder. Ich habe sie dank der gelockerten Bildergrösse-Regel etwas grösser gemacht.

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Annas letzte Reise

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Ein grosses Dankeschön an allen Wähler für euer Vertrauen und natürlich eure Stimme! :)

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Prolog

Teil I

Kapitel 01
Kapitel 02
Kapitel 03
Kapitel 04
Kapitel 05
Kapitel 06

Kapitel 07
Kapitel 08
Kapitel 09
Kapitel 10

Teil II

Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19

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Benachrichtigungsliste

Deniz2202; 5umbrella93; simsine006; Ομνικρον; sasispatz;
jonils.sims; SimLuna; Killerkatzi86; Angely;
Katzenratte;
mom2006; mignon21; Mirja; krebschen'89; Khausi;
MoonAngel; sunny-simi; Nariko; Irisa;
♥törtchen♥;
SuesseInes; Caro.; GruenesGift; Sexy_Lexi; Miyavi382;
Grumblecheese;

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Zuletzt bearbeitet:
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Prolog


Infinita est velocitas temporis, quae magis apparet respicientibus.

Unendlich ist die Schnelligkeit der Zeit, was mehr denjenigen klar ist, die zurück schauen.
Lucius Annaeus Seneca, römischer Dichter und Philosoph


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„Hast du Angst?“ fragte er mich. Er schaute mich über seinen Kaffee hinweg an und erforschte meine Reaktion auf diese Frage. Ich weiss, dass meine Mundwinkel leicht zuckten. „Hast DU Angst?“ erwiderte ich die Frage. Er überlegte kurz, starrte aus dem Fenster und meinte dann: „Warum sollte ich?“. Ich nickte und lächelte. „Genau. Und warum sollte ICH dann Angst haben?“


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Damals hatte ich ein wenig gelogen. Denn ich hatte Angst, sehr grosse sogar. Ich denke, es ist die Natur des Menschen, alles Unbekannte in eine Schublade zu packen und sie mit einem grossen, dicken Schloss zu versehen. Doch irgendwann muss man sie wieder aufmachen und das Resultat der Überflutung mit Fragen und Unsicherheiten ist eben Angst.


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Manchmal frage ich mich, was geschehen wäre, wenn ich es früher gewusst hätte. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, mich darauf vorzubereiten. Hätte ich mein Leben anders gelebt? Ihm einen anderen Sinn verliehen? Hatte ich ihm überhaupt ein Ziel gesetzt, einen Plan ausgedacht, etwas, was ich erreichen wollte? All diese Fragen haben mir in letzter Zeit nächtelang den Schlaf geraubt.


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Wahrscheinlich interessiert es niemanden, was meine Antwort darauf ist. Vielleicht ist es falsch von mir, das alles aufzuschreiben, nochmals durchzukauen, nochmals vor mir selbst zu reflektieren. Wir leben in einer anonymen Welt. Jeder sagt, was er denkt und keiner schenkt dem anderen gross Beachtung. Die Worte eines Individuums verblassen als die Worte eines Unbekannten.


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Womit wir wieder beim Unbekannten wären. Das, was uns solche Angst macht. Warum reden wir nicht darüber? Warum fällt es uns so schwer, Allgegenwärtiges in Worte zu fassen? Und warum ist es so leicht, Tabus über Dinge zu verhängen, die uns in unserem Leben doch immer begleiten?


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„Unser Leben gleicht der Reise eines Wandrers in der Nacht“ hat Thomas Legler am 28. November 1812 an der Beresina gesungen, im Wissen, unter der Führung Napoleons als Söldner in den sicheren Tod zu gehen. Dieses Lied singe ich oft innerlich wenn ich nicht mehr weiter weiss. Denn auch ich bin auf einer Reise.
Meine letzte Reise.

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„Unser Leben gleicht der Reise eines Wandrers in der Nacht“ hat Thomas Legler am 28. November 1812 an der Beresina gesungen, im Wissen, unter der Führung Napoleons als Söldner in den sicheren Tod zu gehen. Dieses Lied singe ich oft innerlich wenn ich nicht mehr weiter weiss. Denn auch ich bin auf einer Reise.
Meine letzte Reise.


Hey Nonuna,
Ich bin wohl einer deiner stillsten Leser aber jetzt sag ich dir mal wie ich deine Fotostorys finde.

Das was ich zitiert habe ist ein Wunderbarer Schluss für einen Prolog.
Ich liebe deinen Schreibstil und deine Art Dinge zu beschreiben.
Wenn du anfängst zu schreiben versetzt du deinen Leser in eine andere Welt und die Dinge die du beschreibst fangen an lebendig zu werden.
Auch deine Bilder sind wunderschön!
Ich würde mich freuen wenn du mich benachritigst.

DeniZ
 
Wow, wie wundervoll geschrieben! *ganz berührt* Ich freue mich darauf, diese Geschichte zu lesen, auch wenn ich das Gefühl habe, sie wird traurig werden...

Die Ladezeit ist bei mir leider etwas lang, aber ich lasse den Thread halt so lange im Hintergrund, bis er fertig ist. :)
 
@Daniz: Vielen Dank! Freut mich, dass es dir gefällt und ich hoffe, dass ich dich nicht enttäuschen werde! Ich benachrichtige dich natürlich gerne!

@Mikikatze: Danke für die Rückmeldung bezüglich der Ladezeit. Sie sollte jetzt besser sein. Falls immer noch Probleme bestehen, bitte melden!
 
Wow! *schwärm* Ganz ganz wundervoller Anfang, bin noch immer ganz in der Geschichte gefangen:)
Benachrichtigst du mich bitte?

LG umbrella
 
Super! Vielen Dank für die Benachrichtigung :)

Ich komme noch nicht ganz drauf in welchem Zusammenhang der Prolog mit dem Titel der FS steht, aber ich denke das klärt sich im laufe der Zeit ;)
Zumindest ein wundervoller Anfang, ich möchte gerne Benachrichtigt werden :)
 
Du hast mich mit dem Prolog schon total begeistert und mitgerissen. Du schreibst unheimlich packend, berührend und gefühlvoll. Das gefällt mir total.
Auch sehr poetische Teile sind vorhanden und regen schon jetzt zum Nachdenken an. Annas letzte Reise scheint sehr tragisch zu sein und versinnbildlicht vielleicht eine Krankheit??? Ich bin total gespannt, was du daraus machst. Der Anfang ist gigantisch schön geworden, die Fotos hast du schön geschossen und damit wunderbar die Szenen untermalt.
Würdest du mich benachrichtigen??? Normal sind meine Kommis auch länger, aber noch weiss man ja nicht wirklich viel. Darum möchte ich das auch ändern, indem ich wirklich regelmässig lese und kommentiere. Das letzte Foto ist sehr schön stimmungsvoll und drückt wohl genau das aus, was du mit dem Text sagen willst.
Eine Reise in die Nacht....ins Ende???
 
Wow…
Dieser Prolog ist wirklich mal klasse… sehr poetisch… und gefühlsvoll…
Die Fotos und der Text sind einfach nur wunderwunderschön!
Letzte Reise? Das hört sich sehr traurig an, irgendwie…

Könntest du mich bitte benachrichtigen?


:hallo: γαει σου :hallo:
:hallo: Ομνικρον :hallo:
 
Hallo ich finde den Prolog sehr schön.
Annas letzte Reise,hört sich an als würde sie am Ende sterben.
Könntest du mich Benachrichtigen.
 
@5umbrella93: Benachrichtige dich gerne :)

@simsine006:
Ist ja auch nicht der Sinn eines Prologs, alles schon zu verraten!

@FunnyChrissy:
Danke dir, da werd' ich doch glatt rot... Ich benachrichtige dich gerne! Freue mich auf deine Kommis!

@
Ομνικρον: Benachrichtige dich ebenfalls gerne!

@sasispatz:
Und dich auch :)

Und ich verrate bestimmt noch nicht, in welche Richtung das ganze gehen soll! Wenn ihr jetzt schon Vermutungen anstellen wollt, dann macht das, aber ich verrate nichts! :D
 
Der prolog ist einfach genial!
Auch die Bilder gefallen mir sehr!

„Unser Leben gleicht der Reise eines Wandrers in der Nacht“ hat Thomas Legler am 28. November 1812 an der Beresina gesungen, im Wissen, unter der Führung Napoleons als Söldner in den sicheren Tod zu gehen. Dieses Lied singe ich oft innerlich wenn ich nicht mehr weiter weiss. Denn auch ich bin auf einer Reise.
Meine letzte Reise.


Dieser Teil gefällt mir auch am besten
Würdest du mich vielleicht auch benachrichtigen?
 
So, dann kommen wir ohne Umschweifen zum ersten Kapitel

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Teil I

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Kapitel 1


Good friends we have, oh, good friends we’ve lost
Along the way.

Wir haben gute Freunde, oh, gute Freunde haben wir verloren
Auf unserem Weg
No Woman No Cry, Bob Marley


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Die Katze ist beim Nachbar, der Schlüssel auch, die Blumen sind versorgt. Warum sitze ich dann im Auto und schaffe es nicht, den Zündschlüssel zu drehen? Die graue, akribisch aufgeräumte Garage hinter mir zu lassen? Mich seelisch auf den Weg vorzubereiten, der vor mir liegt? Ja, mich vielleicht sogar zu freuen?



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Vorbereitet habe ich mich zwar schon einige Wochen darauf. Es ist eine Idee, die langsam gereift ist. Und doch fühle ich mich seltsam leer. Will ich das wirklich machen? Welcher Wunsch ist so gross, dass ich ihn mir wirklich erfüllen will? Ich schliesse die Augen und stelle mir mein Ziel vor. Dabei drehe ich langsam den Zündschlüssel und der Motor startet.


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Ich frage mich, ob ich meine Wohnung wiedersehen werde. Und meine Katze, meine Blumen, meine geliebte Staffelei... Und doch glaube ich fest daran! So einfach werde ich es mir nicht machen! Langsam rolle ich die Strasse hinunter und biege auf die Hauptstrasse Richtung Autobahn ab. An der roten Ampel taste ich nochmals rasch in meiner Handtasche nach dem kleinen Tagebuch. Es ist da.


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Auf der Autobahn klebe ich mich auf der rechten Spur hinter einen schmutzgrauen VW-Bus. Erst mal zur Stadt raus! Ein Auto nach dem anderen gleitet neben mir vorbei. Ich lasse mich überholen. Ich habe es nicht eilig. Ich drehe das Radio auf und lasse mich von Bob Marleys „No woman no cry“ über die Autobahn treiben.


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Bei der ersten Ausfahrt biege ich auf eine Bundesstrasse ab. Ich will nicht den ganzen Weg auf der Autobahn zurücklegen. „Nein, Frau, weine nicht...“ Wie oft habe ich geweint in den letzten Jahren? Mich selber bemitleidet, mich bemitleiden lassen, und dabei gemerkt, dass es mir dadurch kein Bisschen besser geht? Und dann kam eine Phase, in der ich förmlich vor Kraft strotzte und nichts lieber getan hätte, als die Welt zu retten.


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Dabei ist es natürlich völlig absurd, die Welt retten zu wollen. Schon nur alleine die Menschheit lässt sich nicht retten. Wovor denn? Vor Krieg? Vor Umweltkatastrophen? Vor sich selber? Ich denke an die Zeit, als ich noch regelmässig Leserbriefe für das Lokalblatt geschrieben habe. Ja, damals hatte ich noch Ideale. Irgendwann kam die Erkenntnis, dass jede Zeile als nicht genutzte Energie verpufft.


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Die Worte eines Einzelnen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wenn jemand schreit, seine Worte zweitrangig werden. Das ist ebenenübergreifend überall das selbe. Manager, Politiker, Fanatiker. Der, der am lautesten redet steht auf dem dünnsten Eis. Seine Argumente klappen zusammen wie ein Kartenhaus, sobald man ihm den Wind aus den Segeln nimmt. Sachlich diskutieren, das ist vorbei. Personenkult, das ist der neue Weg.


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Eine Sackgasse. Himmelhoch gelobte sogenannte Persönlichkeiten sterben dahin wie Eintagsfliegen, erstickt durch die Flut an Informationen, die sich täglich über das Individuum ergiesst.
Ich rolle an einem einsamen Kreuz vorbei. Jemand hat vor langer Zeit einen Strauss weisser Feldblumen davor gelegt. Sie welken im Schatten der Allee-Bäume dahin. Ich weiss, es stand in der Zeitung. Ein junger Mann, keine 20 Jahre alt. Für 5 Minuten war er berühmt. Und jetzt?

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Wow wieder einmal echt schön geschrieben. Wo sie wohl hinfährt? Auf jeden fall scheint es nicht so, als ob sie zurückkehren würde. Naja...mal sehen

LG umbrella:hallo:
 
hey Süße... warum haste mich denn nicht benachrichtigt? *schnief*
ich find deine Bilder einfach traumhaft und der Text ist so wunderschön.... bin ja echt gespannt wohin es nun geht.. ^^
 
@Killerkatzi86: Weil du nicht darum gebeten hast? ;) Habe dich auf die Liste gesetzt, das nächste Mal kriegst du sofort eine PN!

Puh, ich dachte schon, ich hätte alle verschreckt!
 
Süße wenn ich dir im Messi schon sag wie toll ich die Idee und den Text vom Prolog finde dann brauchste doch nicht noch auf ne Bitte von mir warten oder? *g* dachte eigentlich es wär klar geworden dass ich die FS uuuunbedingt lesen will ^^
 
Hey du,
diese Geschichte verspricht total interessant zu werden.
Wie du schreibst, kann man kaum beschreiben
und die Bilder sind ebenfalls traumhaft =)

bitte benachrichtigen
lg
Mel
 
Hey,

also das, was man bis jetzt zu lesen bekommt, find ich echt nicht schlecht. Du hast einen echt schönen Schreibstil und die Bilder sind auch gelungen! Aber alle deine FS sind ja eigentlich gelungen ^^
Ich bin schon gespannt, worum es jetzt konkret bei ihr geht und wo sie hinfährt..!
Benachrichtigst du mich bitte?
Lg Angel
 
Liebe Nonuna, du beeindruckst mich immer wieder.

Was du hier wieder ausbrütest ....

Ich kann mich nur den anderen Lesern anschliessen:
Poetisch, schöne Bilder und spannend.

Hehe, das ist doch Spamalarm, wenn man nix eigenes schreibt und nur andere zitiert, oder? =)

Antispam::p
Das Beresinalied ist wirklich wunderschön tragisch. Schön, das du es aus den Analen (den geschichtlichen Aufzeichnungen; nicht was ihr denkt!) ausgegraben hast.



Cheers
hobome
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo nonuna nach deiner sehr gelungenen geschichte wolfsmond konnte ich es mir nicht nehmen lassen deine neue fs zu lesen und ich wurde nicht enttäuscht sie fängt sehr gut an.Bitte benachrichtige mich wenn es weiter geht.

lg jenny
 
Kapitel 02

Mamma, my time has come
sends shivers down my spine, body's aching all the time
goodbye everybody I've got to go
gotta leave you all behind and face the truth


Mutter, meine Zeit ist gekommen
Sie schickt Schauer durch mein Rückgrat, der Körper schmerzt die ganze Zeit
Auf wiedersehen ihr alle, ich muss nun gehen
Muss euch alle zurücklassen und der Wahrheit ins Gesicht sehen
Bohemian Rhapsody, Queen

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Die Bäume ziehen rechts und links an mir vorbei und ich konzentriere mich auf den Mittelstreifen der Bundesstrasse. Ab und zu kommt mir ein Lastwagen entgegen. Der Sog, den er erzeugt lässt meinen kleinen Wagen erzittern. Nur noch wenige Kilometer bis zu meine Mutter. Wie lange habe ich sie schon nicht mehr gesehen?


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Einen kurzen Augenblick lang frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee ist, sie zu besuchen. Altenheime deprimieren mich. Die Linoleumböden und der beissende Geruch von Desinfiziermitteln erinnern mich eher an einen Krankenhauskeller als an einen Ort der Ruhe und Geborgenheit. Es grenzt an eine Mischung aus Selbstironie und Praxisbezogenheit, dass sich das Gebäude direkt neben dem Friedhof befindet.


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Ich parke mein Auto nahe dem Friedhofstor und erhasche beim Aussteigen ein Blick auf eine Reihe von Kreuzen. Es sind die Gräber unbekannter Soldaten, die im zweiten Weltkrieg hier in der Nähe gefallen sind. Man hat sie alle nebeneinander beerdigt. Russen neben Amerikanern, Engländer neben Deutschen. Im Tod sind sie alle gleich.


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Bedrückt schleiche ich mich neben dem Empfang vorbei. Ich bin nicht in der Stimmung, jemandem ein geheucheltes Lächeln zu schenken. Ich nehme den Fahrstuhl in den zweiten Stock. Als die Fahrstuhltür aufgeht, wird mein Blick in den Gemeinschaftsraum des Stockwerkes gezwungen. Mutter ist nicht da. Sie wird auf ihrem Zimmer sein und wie immer auf das Abendessen warten.


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Langsam gehe ich den Korridor entlang. An den Wänden hängen zusammengewürfelte Bilder. Meistens Stillleben oder Landschaftsbilder irgendwelcher unbekannter Maler. In einem erkenne ich einen billigen Druck von Van Goghs „Feld unter Sturmhimmel“. Was hat er sich nur dabei gedacht, als er diese roten Mohnblumen in das Feld gemalt hat? Sie erinnern mich entfernt an Blutspritzer, die ich aus einem T-shirt nicht habe rauswaschen können.


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Meine Mutter sitzt in ihrem Zimmer und schaut zum Fenster hinaus. „Hallo Mutter, ich bin es.“ Die Art und Weise, wie sich mich anschaut sagt mir, dass sie mich nicht erkennt. „Du weißt schon, Anna, deine Tochter“ helfe ich nach. Ihr trüber Blick klärt etwas auf und sie lächelt. „Mein liebes Kind, du kommst mich besuchen! Wie gross du geworden bist!“ Sie drückt mich an sich und mustert mich von oben bis unten.


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„Mager bist du geworden. Hast du nicht genügend zu essen?“ fragt sie mich besorgt. Ich winke ab „Nein Mamma, alles in Ordnung.“ Doch sie schüttelt den Kopf. „Du bist immer ein gutes Mädchen gewesen, hast immer alles aufgegessen. Selbst wenn wir nicht viel hatten, es hat doch immer für alle gereicht“ murmelt meine Mutter. „Wir hatten ja damals gar nichts.“ Ich schaue sie erstaunt an. Trotz ihrer Demenz erinnert sie sich manchmal an ihre eigenen Kindertage.


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„Ich weiss noch, wie all diese Leute neben unserem Hof vorbeigezogen sind. Manche haben angehalten und um etwas zu Essen gebeten. Wir hatten immer einen Topf voller Suppe auf dem Herd stehen.“ Ihr Blick schweift in die Ferne. „Und wenn die Flugzeuge kamen wussten wir, dass in den nächsten Tagen umso mehr Menschen kommen würden. Aber es hat immer gereicht. Auch wenn wir damals nichts hatten. Es hat immer gereicht.“


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Ich giesse ihr etwas Tee nach als eine Pflegerin an die Tür klopft. „Ihre Mutter muss nun zum Frisör“ meint sie freundlich und ich nicke. „Machs gut Mamma, viel Spass beim Frisör.“ Ich gebe meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn. Sie schaut mich wieder mit ihrem glasigen Blick an. Sie hat bereits wieder vergessen, wer ich bin. Ich nehme meine Tasche vom Stuhl und gehe zur Tür hinaus. „Lebe wohl“ murmel ich.

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Zuletzt bearbeitet:
schön geschrieben! bin irgendwie gerührt! die begegnung mit der mutter ist sehr schön geschrieben! könntest du mich bitte benachrichtigen? danke
liebe grüße mignon
 
Das erinnert mich an einen lustigen und fröhlichen Fahrgast, den ich mal rumkutschiert habe.
Nach dem sehr langsamen und beschwerlichen Ausstieg drehte er sich nochmal um und sagte: "Junger Mann, werden sie bloss nicht 92!"
Obwohl es bei ihm umgekehrt ist wie bei Anna`s Mutter. Sein Verstand ist noch voll da, er merkt täglich, wie er zerfällt. Das Kapitel erinnerte mich trotzdem spontan an ihn.
Diese Ich-mach-das-beste-daraus-Fröhlichkeit vor der Melancholie des Verfalls.
*hach*



Cheers
hobome
 
Wow, wieder einer der super Kapitel à la Nonuna;)
Die Begegnung mit ihrer Mutter war so bedrückend, ich hoffe meine Mutter wird immer wissen wer ich bin:ohoh:
Die Bilder passen übrigens haargenau zum Text, sowas ist nicht bei jedem der Fall also riiieesen Respekt=)
 
ich habe richtig gänsehaut bekommen.aber bestimmt weil ich sowas kenne meine uroma war auch so der musst man alle 5 min erzählen wer man sei.das is net schön
aber dein kapitel hast du schön geschrieben
 
Kapitel 03

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird zu leben.

Marcus Aurelius, römischer Kaiser



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Wieder draussen bleibe ich ein Weilchen regungslos in meinem Auto sitzen. Einzelne Blätter fallen auf meine Windschutzscheibe, als der Wind durch die Birken streicht. Nun habe ich meine Mutter also das letzte Mal gesehen. Mein Blick streift über die Fassade des Altenheims. Ich schliesse die Augen und lasse für einen Moment zu, dass mich die Erinnerungen einholen:


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Es war im Sommer vor drei Jahren. Draussen war es ungewöhnlich schwül und ich fuhr zum nahen Baggersee um ein paar Runden zu schwimmen. Ich weiss noch, dass sich eine Gruppe Jugendlicher am Ufer sonnten und dazu laut Musik hörten. Lieber hätte ich in aller Ruhe ein paar Runden im See gedreht. Aber Rücksicht ist in der heutigen Zeit offenbar ein Fremdwort.


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Wieder zurück zuhause brauchte ich erst mal eine Dusche. Das Wasser des Sees gehörte nicht zu dem saubersten in der Umgebung. Als ich mich gründlich einseifte fiel mir etwas ungewöhnliches auf. Nochmals fuhr ich mit den Fingern über die Seite meiner rechten Brust. Irgend etwas war verhärtet. Hatte ich mich irgendwo gestossen?


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Rasch stieg ich aus der Dusche, trocknete mich flüchtig ab und betrachtete mich im Spiegel. Beide Brüste sahen gleich aus. Ich fuhr nochmals über die Stelle. Sie war winzig. Damals dachte ich mir, dass schon nichts sein wird. Ich zog mich an und ging meinen täglichen Geschäften nach.


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Einige Zeit – waren es Tage, Wochen, Monate? Ich weiss es nicht mehr – stand die alljährliche Kontrolle beim Frauenarzt an. Ich glaube, es gibt keine Frau, die gerne hingeht. Aber es ist nun mal nötig, und ich hatte einen guten Arzt gefunden. Trotzdem bereitete es mir immer noch Unbehagen. Wieso eigentlich? Es ist doch nur ein Arzt.


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Doch als er meine Brust routinemässig abtastete fiel mir die Verhärtung wieder ein. Er runzelte die Stirn und fuhr nochmals über eben jene Stelle. „Haben Sie das schon früher bemerkt?“ fragte er mich. Ich bejahte und erzählt ihm rasch davon. Er nickte ernst und meinte, er wolle eine Mammographie machen. Mein Magen krampfte sich zusammen.


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„Heisst das, ich habe Brustkrebs?“ fragte ich erschrocken. Der Arzt führte mich zu einem speziellen Röntgengerät. „Noch wissen wir gar nichts. Wenn Sie sich bitte oben freilassen und mir folgen würden.“ Vorsichtig drückt er meine rechte Brust zwischen Filmtisch und Röntgenröhre zusammen. Ich biss mir auf die Lippe, denn die ganze Prozedur war schon ziemlich schmerzhaft.


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Während ich mich wieder ankleidete schaute sich der Arzt die Bilder an. Ängstlich blickte ich zwischen ihm und den Aufnahmen hin und her. Ich erkannte nichts auf den Bildern, aber sein prüfender Blick verriet auch keine Erleichterung. „Ich fürchte, ich muss Ihnen etwas Gewebe entnehmen und zur genaueren Untersuchung ins Labor schicken. Irgendetwas ist das definitiv, aber noch kann ich nichts genaues sagen.“


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Der Schock fuhr mir wie ein eisiges Messer in die Glieder. Ich hatte mir noch nie Gedanken über Brustkrebs gemacht. Die Angst packte mich mit beiden Händen und wie betäubt liess ich die Biopsie über mich ergehen. Dabei wurde meine Brust lokal betäubt und unter Ultraschall etwas Gewebe aus der betroffenen Stelle entnommen. Der Arzt meinte, dass ich von ihm hören würde, sobald er Genaueres wüsste.


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Ein Polizist klopft an die Fahrerscheibe und holt mich zurück in die Gegenwart. „Alles in Ordnung bei ihnen?“ fragt er mich und ich nicke benommen. Als er um die Ecke verschwunden ist, reibe ich mir die Augen und schüttle energisch den Kopf. Ich darf nicht daran denken, ansonsten würde ich alles hinschmeissen und nicht zuende bringen, was ich vorhabe. Ich drehe den Zündschlüssel und fahre zurück auf die Bundesstrasse.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh mann...ich hab hier gerade echt Tränen in den Augen...irgentwie hab ich sowas bei ihrem letzen Satz zur Mutter geahnt...aber was heisst hier "nsonsten würde ich alles hinschmeissen und nicht zuende bringen, was ich vorhabe."
Will sie sich umbringen? :eek:
Oh bitte nicht. das selbe hat meine Freundin, die vorhin hier war auch gesagt...wenn sie brustkrebs bekommt, bringt sie sich um...Nööö. lass sie sich nicht umbringen, bitte nicht!:schnief:

Sagst du mir bescheid, wenns weitergeht? *liebguck*
 
oh...das hast du sehr schön geschrieben! meine mutter hat auch eines tages so eine harte stelle gespürt. Sie musste zwar operiert werden, aber Gott sei dank war es nicht Brustkrebs. deine aufnahem sind sehr schön, irgendwie originell...irgndwie anders als was man sonst sieht. komplimente
liebe grüße mignon
 
Ohjemine. Das wird traurig, ich sehs schon kommen.
Benachrichtigst du mich?
 
@Mirja: Nein, Liebes, soviel kann ich verraten: Sie bringt sich nicht um.

@mignon21:
Puh, da hatte deine Mutter aber Glück! Es ist wirklich wichtig, dass man sich regelmässig untersuchen lässt. Dann kann man sowas auch eher feststellen und abklären. Nicht in jedem Fall muss es Brustkrebs sein!

@krebschen'89:
Ich benachrichtige dich gerne!

@mom2006:
Ja, es muss nicht immer happy-clappy sein, sage ich immer... Ich hoffe, ihr lest trotzdem noch mit.
 
Autsch, Brustkrebs ist übel...Meine Oma hatte Brustkrebs, der ging aber schnell wieder weg, grade ist sie in Kur, aber bei meiner Großtante wars schlimmer, die hatte auch aber die hat sogar einen Schwerbehindertenschein, voll übel...

Na hoffentlich bringt sie sich nicht um, da würd ich lieber die ganzen Chemos und so über mich ergehen lassen..

Also ein sehr schönes Kapitel, wirklich! Und das davor mit der Mutter fand ich auch schön. Hat die Alzheimer?

Lg Angely
 
Irgendwie bin ich auch erleichtert. Als ich den Anfang gelesen habe, da dachte ich mir, dass sie Krebs hat. Irgendwie hab ich schon wieder in eine andere Richtung gedacht und bin jetzt doch recht überrascht, dass sie es scheinbar doch hat.

Besonders dein Schreibstil unterstreicht das alles hier.

Immer weiter so.

Grüße
 
oh, die arme.
habe ich schon gesagt das deine Geschichten sehr gefühlsvoll geschrieben sind?
Ich finde es schön(also für sie nicht),dass es nicht so glückliche Geschichte ist.
Ja klingt komisch aber ich mag nachdenkliche Geschichten.
die Bilder sind auch sehr toll.
lg
 
In diesem Kapitel sind mir zuerst die super professionnellen Bilder ins Auge gestoßen. Die Arztpraxis sieht sehr echt aus:)

Du hast wie immer wunderschön geschrieben, ich habe Glück und kenne bisher keinen persönlich der Brustkrebs hat/hatte.

Bye:hallo:
 
Danke ihr Lieben! Ich werde mein bestes tun um euch nicht zu enttäuschen!

Kapitel 04


Nichts lebt lange, nur die Erde und die Berge.


White Antelope, Southern Cheyenne, Sterbegesang vor seinem Tod am Sand Creek, 1864


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Langsam fahre ich weiter, weiter gegen Norden. Ich weine leise in mich hinein. Der Abschied von meiner Mutter traf mich plötzlich wie eine Ohrfeige. Habe ich ihr wirklich alles gesagt, was ich ihr hätte sagen wollen? Wie verabschiedet man sich für immer von einem Menschen? Reicht es, einfach „Lebe wohl“ zu sagen?


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Durch die eigenen Tränen betäubt bemerke ich kaum, dass es langsam dunkel wird. Die entgegenkommenden Autos blenden mich mit ihren Scheinwerfern und ich merke, dass meine Augen müde werden. Ich halte Ausschau nach einer Gaststätte, wo ich die Nacht verbringen kann. Kleine Dörfer ziehen links und rechts neben mir vorbei. Einmal überquert ein Hirsch vor mir hektisch die Fahrbahn.


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Leichter Nebel liegt über dem Moor, an dessen Ende ich ein Gasthof mit freien Zimmern finde. Sofort beziehe ich den Raum und lasse mich auf das Bett fallen. Ich schliesse die Augen und versuche mir das Bild meiner Mutter fest ins Gehirn einzubrennen. Auf meiner Reise soll es mich nicht verlassen. Obwohl mir erneut Tränen das Gesicht runter fliessen, packt mich plötzlich neue Zuversicht.


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Nach dem Essen, das ich rasch und alleine eingenommen habe, verbarrikadiere ich mich auf dem Zimmer und wühle in meinem Gepäck. Ich finde das grosse rot umschlagene Fotoalbum. Ich setze mich an den Fuss des Bettes und blättere mit spitzen Fingern die Seiten um. Wie sehr hat meine Mutter dieses Buch gehütet. Als sie es mir vor zwei Jahren zu meinem fünfzigsten Geburtstag geschenkt habe, habe ich es in der Kommode verstaut und mich nicht getraut, es aufzuschlagen.


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Die Seiten sind vergilbt und ich behandle das Buch mit allergrösster Vorsicht. Auf der ersten Seite klebt ein einzelnes Foto. „Papa“ schiesst es mir durch den Kopf. Ich fahre mit der Fingerspitze über das zerfurchte Gesicht meines Vaters, den ich nie gekannt habe. „Warum hast du uns verlassen?“ entfährt es mir. Meine Mutter hat mir immer erzählt, was für ein Abenteurer er gewesen sei.


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Er war auf fast jedem Gipfel dieser Erde, jedenfalls habe ich mir das als Kind immer so vorgestellt. Von überall her brachte er mir etwas mit. Eine geschnitzte Kuh, ein fein gewebtes Band... Eines Tages machte er sich auf gegen Norden, ans Nordkap. „Und vielleicht bis zum Nordpol“ höre ich ihn noch heute lachen. Ein lustiger Mann.


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Er war nicht wieder zurück gekommen. Ich erinnere mich daran, wie ich meine Mutter nächtelang hatte weinen hören. Nach zehn Jahren erklärten sie ihn für tot. Meine Mutter heiratete wieder. Und ich? Ich drehe noch heute an dem gewebten Bändchen, das seither am Einband meines Tagebuchs hängt.


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Er hatte die Nordlichter sehen wollen. Das weiss ich heute. Jenes wunderbare Phänomen, das man zuweilen hoch im Norden oben beobachten kann. Als Jugendliche träumte ich oft davon, aus dem Alltag auszubrechen und einfach wegzufahren. Weg gegen Norden. Einmal in meinem Leben die Nordlichter sehen. Ich schlage das Fotoalbum zu und lege mich erschöpft ins Bett. Ich habe einen langen Weg vor mir.
 
Eine super forsetzung, und weißt du, was ich dich schon seid dem allerersten Bild fragen wollte? ;) Wo hast du die Haare von ihr her? ich find die total schön und als Kleinkind sieht sie richtig süss aus damit. :)

In der Stimmung, in der ich zur zeit bin, hat mich diese Fortsetzung echt zu Tränen gerührt. Hast du klasse geschrieben. Richtig einfühlsam. man konnte sich richtig in sie hineinversetzen. :)
 
Wo du immer die Ideen her hast, klasse!
Wunderschöne Entwicklung der Story.
Habe gerade noch den Bildband über Island aufgeschlagen um noch ein paar Nordlichter anzusehen.:cool:
Die muss ich mir auch noch im Original anschauen *träum*


Cheers
hobome
 
Das war wirklich ein sehr schönes Kapitel(natürlich traurig)
Die Bilder waren auch wieder sehr schön. Auch das mit dem Hirsch und die Nordlichter sehen genial aus!
@Mirja: die sind glaub ich von Raonsims(free)

Nun will sie ihren Vater suchen oder?
lg
 
Ich fand das Kapitel sehr traurig und einfülsam es hat einen bewegt
MAn hat diesmal auch was aus der vergangenheit erfahren.
 
Kapitel 05

Gut Pfad
Pfadfindergruss


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Dunkelheit. Es gibt viele Erinnerungen, die ich damit verknüpfe. Eine meiner schönsten stammt aus meiner Jugendzeit. Lange war ich Pfadfinderin gewesen. Ich leitete eine kleine Schar Wölfchen, lehrte sie Selbstständigkeit und soziale Werte. In Zeltlagern sass ich nach der Nachruhe oft noch ein Weilchen alleine draussen vor dem Zelt und sah hoch in die Sterne.


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Wie unglaublich gross kam mir das Universum vor. Und wie klein fühlte ich mich als einzelnes Individuum auf diesem grossen, dichtbelebten Planeten - einem Planeten unter Millionen. Ich fragte mich oft, ob wir da draussen in der unendlichen Weite allein sind. Wäre es nicht Ausdruck unglaublicher Arroganz anzunehmen, dass nur auf diesem einen Planeten intelligentes Leben herrscht? Und selbst Intelligenz ist - wie so vieles - eine Frage der Definition.


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Die meisten meiner Leiterkollegen nutzten die Zeit eher dafür, allerhand Substanzen zu rauchen und die Freiheit zu geniessen. Für sie war ich ein Spiesser, denn längst war es nicht mehr Teil der Pfadfinderbewegung den Jungen etwas über Respekt vor sich und der Mitwelt beizubringen. Das bedauerte ich sehr und versuchte, etwas Gegensteuer zu geben. Was für eine Zeitverschwendung.


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Aber meine Wölfchen liebten mich. Wir hatten solchen Spass! Wenn ich daran denke, muss ich heute noch grinsen. Oft haben wir während Gruppenübungen ganze Nachmittage im Wald verbracht, Tiere beobachtet und wilde Kräuter gesammelt. Heute bedaure ich niemals selber Kinder gehabt zu haben. Vielleicht habe ich das Händchen von damals heute aber auch gar nicht mehr, wer weiss.
Mit der Dunkelheit verband ich aus der Zeit aber auch schlechte Erinnerungen.


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Es geschah an jener Pfadfinderversammlung, bei der alle Gruppen in einer kleinen Waldhütte übernachteten. Wir waren gerade an einem Spiel, als plötzlich das Licht ausging und die Tür aufflog. Schnell packte ich zwei meiner Kinder an der Hand und zog sie in eine Ecke in Deckung. Zwei vermummte Gestalten stürmten in den dunklen Raum. Eine davon riss mir ein Kind aus den Armen und verschwand mit dem schreienden Jungen draussen im Wald.


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Irgendjemand fand schlussendlich die Sicherung und das Licht ging wieder an. Die meisten Kinder standen verschreckt im Raum herum und weinten. Ich versuchte, sie so gut es ging zu beruhigen und schickte sie schliesslich ins Bett. Immer noch zitternd vor Schreck suchte ich die anderen Leiter und fand sie schliesslich in der Küche um einen Tisch sitzend und lachend.


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Es stellte sich heraus, dass sich die Leiter eine besondere Art von Taufe haben einfallen lassen. Es waren zwei Leiter, die sich den Jungen geschnappt, in einen Kofferraum geworfen und „entführt“ hatten. Nach dem Schrecken sollte er seinen Pfadfindernamen erhalten. Ich war entsetzt und bin es noch heute, wenn ich daran denke. Damals hatte ich den Dienst quittiert.


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Ist der Mensch grundsätzlich ein Sadist? Dazu veranlagt, Macht über andere Menschen auszuüben, um sich selber besser zu fühlen? Das beste Argument für intelligentes Leben ausserhalb der Erde ist vermutlich, dass sie noch nicht versucht haben, mit uns Kontakt aufzunehmen. Dieser Gedanke begleitet mich bis in den Schlaf.
 
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Ohje...das war ja heftig von den Leitern! :eek: Der arme Junge! Was muss das für ein Schreck gewesen sein für den kleinen...Oh nein, wie gemein kann man nur sein....:(
 
Ich habe erst seit kurzem wieder Internet und bin erst jetzt auf deine Geschichte gestoßen.
Ehrlich gesagt, weiß ich überhaupt nicht, wie ich dass nun in Worte fassen soll, aber ich habe das Gefühl dir ein paar Zeilen schuldig zu sein.

Deine Bilder sind sehr schön, von dem Text dazu will ich gar nicht erst anfangen.
Sie werden während ich lese förmlich lebendig.
Man vertieft sich in die Geschichte, bzw in die Erzählung von Anna und ist gar nicht mehr wirklich vor dem PC sondern befindet sich in der Geschichte.
Die Geschichte mit dem Brustkrebs hat mich auf eine Art und weise sehr getroffen, ich wusste, dass es eine schlimme Krankheit sein würde, aber mit Brustkrebs hab ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet. Es kam mir so vor, als wäre ich an Annas Stelle gewesen.
Sie tut mir leid, dass sie in diesem Moment alleine dort stand, und sich dies alles anhören musste.... womöglich noch alles sehr heruntergespielt vom Arzt, doch einem selber ist klar, dass dieses lächeln nichts als aufgezwungen ist.... und in wirklichkeit es beinahe keinen Zweifel gibt. Ich weiß nicht, ob ich dass alleine beim Arzt wirklich geschafft hätte, ich denke ich hätte es gar nicht wirklich realisiert.
Der Besuch bei ihrer Mutter erinnerte mich an die Uroma von meinem Freund, sie ist dieses jahr 100 geworden, ist körperlich noch völlig auf der Höhe jedoch erzählt sie viel von früher, manchmal steht sie mitten in der Nacht auf und ist der meinung sie müsste auf eine Hochzeit gehen.... von leuten die schon seit 30 jahren tot sind.
Den Namen von meinem Freund kennt sie auch nicht... bzw. (obwohl er mit ihnen in einem Haus wohnt) muss Sebastian immer wieder erklären, wer er denn überhaupt ist.
Ich musste an der Stelle also etwas schmunzeln, aber trotzdem ist es im nachhinein etwas traurig...
Annas Mutter wird sich an diese letzte Begegnung nicht mehr erinnern können, wenn Anna evtl schon lange verblichen ist.
Ich denke Annas letzte Reise wird daraus bestehen, sich bei allen Menschen die ihr etwas bedeuten zu verabschieden. Jedenfalls würde ich dies sicher machen. Jedoch würde ich versuchen es niht zu offensichtlich zu tun, denn alle würden einen sehr betroffen ansehen und es würde nichts als Tränen geben.
Ich denke ich würde versuchen noch die schönsten Tage meines Lebens zu verleben und deshalb buin ich sehr gespannt was Anna daraus macht :)

Eine wirklich bewegende und schöne Geschichte
ich werde sie weiter verfolgen.

Yvonne
 
Der arme Junge ich hätte die Leiter gefeuert die das dem Jungen angetan hatten.
Wiedermal sehr schön.
 
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