Eine Frage: Warum soll uns gerade
diese Pandemie für immer begleiten? Warum gerade die? Die wievielte Pandemie ist es, mit der die Menschheit konfrontiert ist? In den Foren eines großen österreichischen Nachrichtenportals sind Leute unterwegs, die damit prahlen, dass sie sich, obwohl bereits zweimal geimpft, trotzdem regelmäßig testen lassen. Echt jetzt?
Warum machen sie das nicht bei all den anderen Infektionskrankheiten, gegen die sie geimpft sind? Warum nur bei Corona? Aber klar, die anderen Krankheiten sind ja nicht medial präsent. Corona wird uns insofern für immer begleiten, als man sich vermutlich einmal im Jahr dagegen impfen muss. That's it. Und alles, was an Maßnahmen darüber hinausgeht, ist rational nicht zu erklären. Hier kann man sich übrigens die
Inzidenzen im Zeitverlauf für Indien ansehen. Soviel zu Delta. Und die Tests sind übrigens nicht gratis, sondern müssen bezahlt werden, wenngleich das aktuell nicht die betreffende getestete Person übernimmt.
Das alles erinnert mich an die Mindestlohndiskussion in Deutschland: O Gott, o Gott, wenn man die Menschen anständig bezahlt, dann gibt's Entlassungen en masse und die Arbeitslosenzahlen steigen ins Unermessliche. Und was ist passiert? Nichts ist passiert. Hätte man während der Debatte den Blick über den Tellerrand gewagt, wäre aufgefallen, dass selbst erzkapitalistische Länder wie die USA einen Mindestlohn haben und dort trotzdem keine Massenarbeitslosigkeit besteht. In Österreich wird aktuell diskutiert, ob man Homosexuellen das Blutspenden erlauben soll. Die Contrastimmen argumentieren mit einem vergleichbaren Tunnelblick, der außer Acht lässt, dass es noch andere Länder als Österreich gibt, in denen genau das möglich ist. Oder die Griechenland-Debatte: Faule Griechen! Schulden! Nordeuro! Südeuro! AfD! Lucke! Troika!
Määäp. Irgendwann einmal waren die Medien des Themas überdrüssig, obwohl die verordnete Therapie keine wirkliche Besserung der Lage in Griechenland gebracht hat (hat mich auch
sehr überrascht
).
Ich hoffe inständig, dass sich das alles beizeiten totläuft, dass die Geimpften sich nicht mehr testen lassen, dass die Freibäder im Hochsommer nicht bei einer Auslastung von einem Drittel dichtmachen, ein Zellstoffvlies vor dem Gesicht nicht als Normalzustand angesehen wird, absurde, in der Praxis ohnehin nicht einhaltbare Abstandsregeln der Vergangenheit angehören, die Medien auch mal über andere Themen berichten, z.B. über Alkoholmissbrauch. In Österreich sterben jedes Jahr 8.000 Menschen an den Folgen. Und wenn jetzt der Einwand kommt, den Alk muss man ja nicht trinken: Die, die eine entsprechende genetische Disposition zu Suchtverhalten haben, müssen es in gewisser Weise doch. Und die 8.000 Menschen sind nur die, die daran sterben. Viele andere bekommen als Folge der Sucht ihr Leben nicht mehr in den Griff, driften in die Obdachlosigkeit ab und sind letztlich nicht mehr in die Gesellschaft eingliederbar, da Alkoholmissbrauch über kurz oder lang auch das Gehirn irreparabel schädigt. Für 45 Cent bekommst du eine Bierdose im Supermarkt, einfach so (außer du bist minderjährig) und keinen juckt's.
Ich hatte so einen Fall in meinem engsten Umfeld (in Kombination mit Tabletten), und dies sogar zweimal, 2014 und 2017. Und ich war ganz allein, keiner hat mir geholfen. Trotzdem habe ich es geschafft, dass die betreffende Person gerade noch die Kurve gekratzt hat, wenngleich ich in diesem Zeitraum rund einen Zentner abgenommen habe. Wenn ich das mit den arroganten Covid-Moralisierern vergleiche, bei denen das Masketragen und Testen in erster Linie ein Mittel der Distinktion ist, um sich gegenüber anderen moralisch zu überhöhen – mit Medien und Politik im Rücken –, dann geht mir echt das G'impfte auf, wie man in Österreich so schön sagt. Oder all die Marie Antoinettes, die mit dem Auto unterwegs sind, im Sommer nicht mit dem Pöbel im Freibad schwimmen gehen müssen, ihren gut dotierten Job trotz Krise behalten haben – und anderen Maßnahmen aufzwingen, für die es zunehmend keine Evidenz gibt.
Rosa Luxemburg soll einmal gesagt haben (wenn nicht, dann ist es gut erfunden), dass Freiheit ist immer nur die Freiheit des Andersdenkenden ist. Das ist in den letzten Jahren, in denen es zur Norm geworden ist, sich gegenseitig in Filterblasen zu bestätigen, etwas ins Hintertreffen geraten. Aber bitte, man soll nur weiter glauben, dass alle, die des Coronazirkus überdrüssig sind, in Wahrheit nur ein paar versprengte Nazis und Trottel sind. Sollte dieser Zirkus perpetuiert werden, wird's in unseren Gesellschaften bald richtig "lustig" zugehen.