Fotostory Sternenstaub ♦ abgeschlossen ♦

Innad

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April 2007
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Hallo ihr lieben Simsler,​

nachdem sie in einem anderen Forum auch schon online steht, ich mich bei euch hier aber so superwohl fühle *schleiiim* - nein, ernsthaft - würde ich euch meine erste Fotostory auch gerne zeigen.​

Die Geschichte habe ich vor ein paar Jahren mal geschrieben und wollte sie nun einfach mal bebildern. Ich hoffe, sie gefällt euch, seid nicht ganz so streng mit mir, denn es ist meine allererste und ich bin noch nicht so der Crack ;-)

Über Kommentare, Kritik und Feedback freue ich mich natürlich immer.​

Nur wie das mit dem Benachrichtigen geht, hab ich noch nicht so ganz rausgefunden, aber kommt Zeit, kommt Rat ;-)


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Hier also meine Story:​


Sternenstaub

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Kapitel 1

Theaterprobe


Die Tür des Theaterhauses fiel krachend in die Angeln.​

Lille und Jazzy durchquerten den Proberaum, der wie immer recht chaotisch aussah und gingen direkt durch die Glastür auf die Bühne.
Beide waren sie sechzehn Jahre alt, schlank und hübsch. Lille war die ruhigere von beiden, Jazzy war ein echter Wirbelwind und recht speziell. Lille hatte ihre Haare wie so oft mit einem Haarband aus dem Gesicht gebunden und Jazzys Strubbelkopf sah mal wieder aus, als ob sie gerade aus dem Bett gefallen wäre.​

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Es war früher Abend, sie waren heute Nachmittag spät von der Schule gekommen, hatten gegessen, Hausaufgaben gemacht und danach sofort ins Theaterhaus gefahren.​

Man hätte sich wohl durchaus "bessere" Freizeitbeschäftigungen für zwei Mädchen in ihrem Alter vorstellen können als ein Theaterstück einzuüben und dafür mindestens zwei Abende in der Woche zu opfern, aber die beiden waren Feuer und Flamme fürs Theaterspielen und liebten es, der Theatergruppe anzugehören. Jeden Dienstag und Donnerstag war Probe, und schon in der Schule freuten sie sich auf den Abend.​

Sie konnten sich nichts aufregenderes vorstellen, als in wenigen Wochen hier oben, auf diesen Brettern, die - wie man so schön sagt - die "Welt bedeuteten" zu stehen und vor echtem Publikum zu spielen.​

Doch heute schienen sie weitaus weniger erhebende Gedanken zu beschäftigen. Vielmehr schlugen sie sich mit für ihr Alter ganz alltäglichen Problemen herum, nämlich - wie könnte es anders sein - mit Herzensangelegenheiten.​

So sagte Lille gerade zu Jazzy: "Du hast es doch selbst erlebt, Jazzy, er hat mir fürs Wochenende abgesagt. Es hat mich so eine Überwindung gekostet, ihn zu fragen, ob er mir mir ins Kino gehen will. Und dann weist er mich ab! Er mag mich nicht! Ich hab es schon immer gewusst!"​

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Die beiden setzten sich auf zwei mitten im Bühnenchaos herumstehende Stühle und Jazzy meinte: "Ach was, das bildest du dir nur ein. Er hat doch klipp und klar gesagt, dass er gerne würde, aber nicht kann, weil er mit seinem Vater das Wohnzimmer renovieren muss. Was kann man da schon machen? Bezieh das doch nicht immer direkt auf dich persönlich!"​

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Doch Lille ließ sich nicht überzeugen. Für sie zählte nur der Korb, den er ihr gegeben hatte - nicht die Gründe.​

Sie seufzte schwer. "Ich bedeute ihm nichts, da bin ich mir ganz sicher. Ach Jazzy, was ist mein Leben schon noch wert, wenn ich ihm nichts bedeute?"​

Jazzy sprang auf und rief entrüstet: "Also nun hör mal, Lille, schließlich ist Tom ja nicht dein LEBEN!"​

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Lille sah beschämt zu Boden.​
 
"Es tut mir leid, Jazzy", sagte sie dann. "Du hast natürlich recht. Du kennst mich ja. Ich hab mal wieder nur meine Donnerstagsdepressionen, fürchte ich." Und während sie schief grinste, stand sie auf.​

Die beiden Mädchen umarmten sich.​

"Ist schon gut", sagte Jazzy lächelnd.​

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Da hörte man die Tür zum Proberaum erneut ins Schloss fallen.
Das nächste, was zu hören war, war ein furchtbares Gepolter und danach eine Frauenstimme, die irgendetwas fluchte.​

Die beiden Mädchen sahen sich lächelnd an. Das konnte nur eine sein:
Bettina!​

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Bettina arbeitete bei der Stadtjugendpflege und hatte die Theatergruppe vor einigen Wochen gegründet. Sie hatte gemeint, das wäre doch mal etwas anderes als immer wieder dieselben langweiligen Aktionen oder Diskoabende mit mittelmäßigen Schülerbands.​

Bettina war in Ordnung. Sie war zwischen 25 und 30 Jahren alt - so genau wusste das keiner - und eine absolute Chaotin, was sie nicht minder sympathisch machte.​

Das einzige, was manchmal etwas störend an ihr war, war ihre recht geringe Stressresistenz.​

"Hey Bettina!" riefen die Mädchen und winkten der Regisseurin zu, als diese die Bühne betrat. "Wie geht`s?"​

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"Ah! Gut, dass ihr beiden schon da seid!" stellte Bettina fest. "Mir geht`s gut, danke, danke. Aber habt ihr euren Text inzwischen gelernt? Himmel, nur noch etwa sieben Wochen bis zur Premiere und noch soviel zu tun! Manchmal weiß ich echt nicht, wie wir das alles schaffen sollen."​

Sie ging auf Lille zu. "Lille, auf dich muss ich mich ganz besonders verlassen können. Immerhin bist du unsere weibliche Hauptrolle. Du weißt ja, heute proben wir verstärkt deine Szenen. Also schlage ich vor, ihr beiden übt schonmal, bis der Rest da ist."​

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Die beiden Mädchen warfen sich einen vielsagenden Blick zu und während Bettina im Proberaum zu kruschen begann, begannen sie zu üben.​

Jazzy übernahm dabei den Part der männlichen Rolle. So gingen die beiden die bevorstehende Szene durch, bis Lille aufeinmal aufsah und rief:​

"Oh weh, Jazzy, sieh dir das nur an. Da steht, ich muss ihm an dieser Stelle einen Kuss geben!"
"Ja und?" meinte Jazzy unbekümmert.
"Was fragst du da denn noch. Wie soll das denn gehen? Ich kann ihn doch nicht wirklich küssen... ich würde mich vermutlich in Grund und Boden schämen."​

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Jazzy runzelte die Stirn und während Lille sich auf den Stuhl plumpsen ließ, sagte sie : "Naja, Lille, du hast nunmal die Hauptrolle und wenn das so da drin steht, wirst du wohl kaum drumherum kommen. Und außerdem - sooo unrecht dürfte dir das doch gar nicht sein, oder?"​

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Bevor Lille noch etwas sagen konnte, kam Bettina wieder auf die Bühne gestürmt.​

"Es wird Zeit, wir fangen an!" rief sie und sah sich dann um. "Moment mal! Wo steckt denn unsere männliche Hauptrolle? Dass nicht EINMAL alle pünktlich sein können!"​

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Kaum hatte sie das ausgesprochen, hörte man die Tür zufallen und Tom kam mit schuldbewusstem Gesicht herein.​

"Sorry, tausendmal sorry, Bettina!" sagte er sofort, bevor diese mit einer Standpauke beginnen konnte. "Meine Maschine ist nicht angesprungen, ich konnte nichts dafür! Wird nicht wieder vorkommen! Großes Indianerehrenwort!"​

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Lille schluckte. Das war jetzt nicht ganz einfach für sie. Vorhin in der Schule hatte er ihr noch diesen "Korb" gegeben und nun begegnete sie ihm schon wieder... Doch Tom war unbefangen wie immer, kam auf sie zu und sagte: "Hei Lille. Alles klar?"​

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Während Tom mit Bettina die bevorstehenden Szenen durchsprach, sah Lille ihn an. Tom.​

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Noch nie hatte sie sich so sehr in einen Jungen verknallt wie in Tom. Er war einfach anders als die meisten anderen Jungens aus der Clique. Er war so nett und sensibel, er sah gut aus... er war einfach einsame Spitze!
Doch ob er selbst auch etwas für sie empfand, war Lille nach wie vollkommen schleierhaft.​
 
Bettina riss Lille unsanft aus ihren Träumen. "Lille, was stehst du rum wie eine Salzsäule? Wir wollen anfangen. 3. Akt, 4. Szene. Anthony kommt in der Nacht in Rebeccas Zimmer geschlichen!"​

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Bettina sprach weiter. "Bitte vergesst nicht, dass das Stück zwar modern ist, aber nicht in der heutigen Zeit spielt. Es erzählt eine tragische Liebe zwischen einem armen Arbeiter und der Tochter eines reichen Industriellen. Es ist wichtig, dass ihr deutlich und hochdeutsch sprecht und die Emotionen eurer Figuren authentisch rüberbringt, ja?"​

Lille nickte und Tom stemmte die Hände in die Hüfte. Manchmal konnte Bettina ja schon ein bißchen nerven... sie erzählte genau das doch schließlich vor jeder Probe.​

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Die beiden nahmen ihre Position ein. Während Tom ins "Zimmer" kam, sollte Lille auf dem Bett liegen. Und während sie so dalag und auf Bettinas "Go!" wartete, dachte sie natürlich an nichts anderes als die bevorstehende Kuss-Szene. Wie sollte sie das nur über sich bringen?​

"Sei professionell, Lille!" dachte sie bei sich und versuchte, ein entspanntes Gesicht aufzusetzen.​


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Als Tom schließlich auf sie zukam, sprang sie ganz drehbuchgetreu auf und versuchte, so emotional wie möglich ihren Text aufzusagen: "Oh Anthony, was machst du hier? Was, wenn Vater dich erwischt? Ich will nicht, dass dir etwas zustößt Anthony..."​

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"HATSCHI!!!" tönte es laut aus der Ecke, in der Jazzy - welche die Haushälterin spielte - auf ihren Einsatz wartete.​

Eine Weile sahen sich Lille und Tom verdattert an, dann begann Tom lauthals loszulachen.​

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"Stop! Stop!" rief Bettina. "Bitte nochmal von vorne!"​

Also begannen beide nochmal. Und während Lille noch den restlichen Text vor sich hinstammelte, kam Tom immer näher...​

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Würde es jetzt wirklich passieren? Würde er sie nun wahrhaftig küssen??​




Ende Kapitel 1​

Fortsetzung folgt!​
 
Und es geht gleich weiter mit​


Kapitel 2

Schmerzen

Stop! Stop!!!" schrie Bettina von hinten. "Das hat mir noch nicht gefallen! Tom, komm mal her, ich hab da gerade eine tolle Idee gehabt!"
Während Lille eine Grimasse schnitt, trottete Tom gemächlich zu Bettina, die ihm wild gestikulierend ihren neusten Geistesblitz näherbrachte:​

"Wie wäre es, wenn du nicht einfach ins Zimmer hineingehst, sondern durch ein Fenster hineinkletterst, ich meine, so richtig springst! Das wäre doch was! Das wäre viel actionreicher und glaubwürdiger! Ja! Genau, wir bauen dir einfach noch eine Art Fensterrahmen als Bühnenbild. Du nimmst dann einfach Anlauf und springst hinein. Was meinst du? Denkst du, das ist machbar?"​

Tom zuckte mit den Achseln und sagte dann: "Naja, ich denke schon."​

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"Na gut, dann nochmal von vorne. Du kannst das ja einfach mal so antäuschen!" ordnete Bettina an und während Tom sich in seine neue Startposition begab, kratzte Lille sich seufzend am Kopf.​

Ob das heute nochmal etwas geben würde ?​

Wenn sie so darüber nachdachte, konnte sie wahrhaftig nicht sagen, was ihr lieber wäre... ja oder nein.​

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Schnell waren sie erneut an der Stelle angekommen, an der dieser besagte Kuss geschehen sollte. Beide stockten einen Moment und sahen sich an, dann lächelte Lille schüchtern und dachte sich : "Jetzt oder nie, Lille! Nutz deine Chance!" Sie lächelte Tom vielsagend an und beugte sich nach vorne...​

"Nun los! Jetzt kommt der Kuss! Nur nicht so schüchtern, ihr Turteltäubchen!" hörte sie Bettina rufen.​

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Jetzt würde es passieren! Kein Zweifel mehr!
Lille schloss die Augen und spürte, wie Tom langsam auf sie zukam.​

Da durchzuckte sie mit einemmal ein heißer Schmerz und stöhnend wich sie zurück und griff sich an die Stirn.
"Lille?" fragte Tom erstaunt. "Alles in Ordnung?"​

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Lille atmete tief durch und öffnete wieder die Augen. Der seltsame Schmerz war so schnell wieder verflogen wie er gekommen war. Sie sah Tom beschämt an und sagte schnell: "Entschuldige bitte, mir war nur ganz kurz ein bißchen schwindelig. Es ... es ist schon wieder vorbei."​

"Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?" fragte Tom und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. "Du bist etwas blaß..."
"Nein, nein, es geht mir gut, ich weiß auch nicht, was los war", erwiderte Lille.​

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"Dann nochmal von vorne", sagte Bettina und musterte Lille eindringlich. "Geht es dir gut, Lille?"​

Lille nickte und wollte gerade wieder zum Bett zurückgehen, als sie merkte, dass sich mit einemmal alles um sie wie in einem Wirbel zu drehen begann.​

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Da war er wieder, dieser Schmerz! Wie ein heiß-kalter Blitz schoss er ihr durch den Kopf und schien ihr alle Eingeweide mit einem Schlag zusammenzuziehen.
Lille krümmte sich unter der Wucht des Schmerzes zusammen und hielt sich den Kopf.​

"Lille?" hörte sie Tom rufen. "Was ist los?"​

"So... schreckliche.. Kopfschmerzen", stieß sie mühsam hervor.​

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Bettina war herbeigeeilt und stand nun ebenfalls vor ihr.
"Lille? Lille, was ist mit dir? Willst du dich kurz hinlegen?"​
 
Lille sah auf. Was war los? Wie durch einen dichten Nebel und völlig verzerrt sah sie Tom und Bettina vor sich stehen, die sie beide besorgt anschauten.​

Ihre Stimmen klangen meilenweit entfernt, wie blechern und seltsam widerhallend.​

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Lille versuchte, ein paar Schritte zu gehen. Hinsetzen, hinlegen! fuhr ihr durch den Kopf. Ihre Beine waren wie Wackelpudding geworden und alles drehte sich um sie, der Schmerz hämmerte und pochte in ihren Schläfen und ihre Augen schienen wie geblendet.​

Bevor sie noch etwas weiteres denken, sagen oder fühlen konnte, wurde es dunkel um sie und sie fiel leblos auf den harten Bretterboden.​

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"Lille!" rief Tom entsetzt. Bettina eilte sofort an Lilles Seite und prüfte, ob sie noch atmete. "Sie atmet und der Puls ist normal", verkündete sie, sprang auf und drehte sich zu Jazzy.
"Schnell, Jazzy, ruf den Notarzt! Tom, du bleibst bei Lille! Ich hole eine warme Decke!" Sie funkelte Jazzy an, die wie erstarrt vor ihr stand und auf die am Boden liegende Lille starrte. "Jazzy, reiß dich zusammen! Du musst sofort den Notarzt rufen!"​

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Jazzy erwachte aus ihrer Starre und nickte. Hastig zog sie ihr Handy aus der Tasche. "Verdammt, kein Empfang!" fluchte sie und rannte ein paar Meter weiter in den Proberaum, in dem der Empfang erfahrungsgemäß weitaus besser war.​

Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie sich dreimal verwählte, bevor sie die Ziffern "112" richtig eingegeben hatte.​

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"Notdienstzentrale, wie kann ich Ihnen helfen?" meldete sich eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
"Es... es geht um meine Freundin. Sie ist bewusstlos!" stammelte Jazzy hastig ins Telefon.
"Ganz langsam und ruhig", sagte die Frau von der Notdienstzentrale sachlich. "Bitte nennen Sie mir zuerst Ihren Namen und wo Sie sich befinden."
"Mein Name ist Jessica Marten", antwortete Jazzy hastig und dachte sich aufgebracht, was um alles in der Welt das genau jetzt zur Sache täte? "Wir sind im Theaterhaus. Theaterhaus in der Oberstraße."
"Gut, Frau Marten, wir schicken sofort einen Krankenwagen los. Bitte sagen Sie mir noch, ob es sich um einen Unfall handelt oder was genau passiert ist."
"Kein Unfall, nein", erwiderte Jazzy. "Sie- sie ist einfach so... umgefallen." Sie schluckte. Eigentlich konnte sie es selbst kaum glauben.
"Ist jemand bei ihrer Freundin?" wollte die Frau wissen.
"Ja", sagte Jazzy hastig. "Ja, es ist jemand bei ihr."
"Bitte bewahren Sie Ruhe und bringen Sie die verunglückte Person sofort in stabile Seitenlage und kontrollieren Sie immer wieder ihre Vitalzeichen, bis der Notarzt bei Ihnen eintrifft."​

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"In Ordnung", sagte Jazzy, beendete das Gespräch und rannte zurück auf die Bühne.
Tom kniete neben Lille und hatte sie bereits in die stabile Seitenlage gebracht.
"Hatte doch neulich erst einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein", stammelte er hilflos, als er Jazzys Blick sah.​

Da kam auch Bettina wieder hereingestürmt und deckte Lille vorsichtig mit einer Rettungsdecke zu, die sie anscheinend aus dem Verbandskasten ihres Autos geholt hatte. "Ist der Notarzt unterwegs?" fragte sie. Jazzy nickte.
Bettina überprüfte erneut, ob Lille normal atmete und fühlte ihren Puls.
Dann sah sie auf.
"Soweit alles in Ordnung. Sie ist einfach nur bewusstlos."​

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Sie stand auf und wandte sich wieder Jazzy zu. "Jazzy, geh bitte nach draußen und warte auf den Krankenwagen, damit er sofort weiß, wo er hin muss."​

Wenige Minuten später war der Krankenwagen angekommen.
Der Notarzt untersuchte Lille nur kurz und legte ihr eine Infussion. Dann hoben die Sanitäter sie auf eine Trage, legten sie in den Krankenwagen und fuhren mit ihr davon.​

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Fassungslos standen Bettina, Jazzy und Tom auf der Straße und sahen dem Krankenwagen hinterher. Nach einer Weile des Schweigens sagte Bettina tonlos: "Ich werde Lilles Eltern anrufen. Ihr beiden geht besser nach Hause."​





Ende Kapitel 2.​

Fortsetzung folgt!​
 
Hey, mir gefällt deine Fotostory wirklich gut! Du hast sehr flüssig geschrieben. Der Text ist schön zu lesen - schwung- und gefühlvoll. So mag ich es! Du bringst die Emotionen sehr schön rüber!
Die Geschichte an sich gefällt mir auch. Soweit ich weiss, gab es etwas in dieser Art noch nicht. Klar, Liebesgeschichten gibts schon wie Sand am Meer. Aber auf der Basis eines Theaterstücks....find ich spannend!
Ich hoffe mal, dass Lillie den Kuss gut übersteht und er sich nicht zurückzieht. Kann mir vorstellen, wie schwer das ist. Grad wegen der Hauptrolle und der echten Gefühle für Tom..ich werd dabei bleiben!

Ach ja, Benachrichtigungen sind nicht schwer. Einfach auf "Private Nachrichten". Im Empfänger Feld kannst du bis zu fünf Benutzernamen eingeben. Die Namen immer mit einem ; voneinander trennen. Dann auf "senden" klicken, wenn du den Text dazu geschrieben hast. Und dann eben die nächsten fünf Benutzer...bis du alle hast!
Hoffe, ich habs dir einigermassen verständlich erklären können!

Grüssle
Chrissy


edit! Da warst jetzt etwas schneller als ich. *g* Daher hier noch mein Kommi zum 2. Kapitel....sehr dramatisch, sehr spannend...Ich sags dir, ich hab richtig mitgezittert! Das ging mir voll unter die Haut, weil ich mal etwas ähnliches erlebt habe. Ich weiss, wie sich Jazzy gefühlt hat!
Menno, die arme Lillie. Ich hoffe sehr, sie hat nichts schlimmes!
Ach ja, auch deine Fotos sind gut geschossen. Nicht übertrieben, ganz dem Text angepasst. Gefällt mir! Mach so weiter!
Kannst du mich benachrichtigen, wenn es weiter geht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Du kannst auch mehr Bilder als fünf/sechs/sieben in einem Post tun. Ich versteh nicht so ganz, warum du so viele einzelne Beiträge gemacht hast und nicht den gesamten anfang der fotostory in einen beitrag gepackt hast..?!
Naja, durchgelesen habe ich mir die Geschichte noch nicht. Vielleicht werde ich es noch nachholen *grübel*
Aber die Bilder sind ganz schön gemacht und auch den Titel "Sternenstaub" finde ich äußerst toll!
 
Also ich find deine FS voll spannend ich kenn sie schon aus dem anderen Forum und da war sie echt coll . Du hast einen guten schreibstil und die Bilder sind auch gut.Freu mich wenns weitergeht wenn ich sie auch schon kenne .

LG jenny
 
@FunnyChrissy: Vielen vielen lieben Dank für Deinen netten Kommi, Dein Lob und den Benachrichtigungstip!
Ich war GSD noch nie in einer Situation wie Jazzy. Stelle es mir aber total krass vor.
@Heartdoll: Sorry, aber es gibt so viele Boards, in der eine Bilderbegrenzung ist, dass ich es inzwischen gewohnt bin, wenig Bilder zu machen und letztlich muss es ja auch irgendwie aufzuteilen sein. Ich hoffe ja schwer, Du liest den Text dann auch noch irgendwann, denn ohne ist es ja nur die halbe Miete. ;)
@jenny-mari: Vielen lieben Dank. Und psst, nicht zuviel verraten. Ich werde die nächsten paar Kapitel recht fix einstellen, damit ich gleichauf bleibe.​



Deswegen geht es direkt noch weiter​



Kapitel 3



Im Krankenhaus


Als Maria Kessler an diesem Abend das Telefon abnahm, hätte sie sich nicht träumen lassen, welche schlechten Nachrichten sie erwarten würden. Ihr Mann saß gerade wie jeden Abend mit seiner Zeitung auf der Couch, als ihn das aufgeregte Rufen seiner Frau aus der Ruhe schreckte: "Bernhard, schnell, komm! Wir müssen sofort ins Krankenhaus fahren! Es ist etwas mit Lille!"​

Wenige Minuten später fuhren die beiden auf den Parkplatz der Stadtklinik. Zum bestimmt zehntenmal während dieser faktisch zwar kurzen, aber für die Kesslers unendlich langen Autofahrt fragte Bernhard seine Frau:
"Und hat Bettina denn nichts genaueres gesagt? Es kann doch nicht sein, dass Lille einfach so ohnmächtig geworden ist. Hast du heute Mittag schon etwas an ihr bemerkt?"​

Maria Kessler schüttelte den Kopf. "Nein, Bernhard, es war alles wie immer. Es ging ihr gut. Und Bettina hat nur gesagt, dass Lille kurz vor ihrem Zusammenbruch über Schwindel und starke Kopfschmerzen geklagt hat."​

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"Ich kann es immer noch nicht fassen", erwiderte Bernhard Kessler und öffnete langsam die Autotür. Auch seine Frau stieg aus dem Wagen und sah zu ihm herüber.
"Ich hoffe, wir können sie sofort sehen."​

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Mit beklommenem Gefühl gingen beide langsam auf die Eingangstür der Klinik zu. Was würde sie dort erwarten? Wo war ihre Tochter jetzt, was machte man gerade mit ihr? Wie ging es ihr und was hatte sie?
... Fragen über Fragen und bisher keine Antwort.​

Maria warf ihrem Mann einen beklommenen Blick zu. Er nickte langsam und ging ein paar Schritte voraus. "Lass mich das machen, Schatz", sagte er, während sie die Eingangshalle betraten.​

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An der Anmeldung saß eine Ärztin, die gerade am Computer gearbeitet hatte. Als Herr Kessler auf die Theke zukam, sah sie kurz auf und nickte ihm dann zu. "Kann ich Ihnen helfen?"​

"Guten Abend, Doktor. Mein Name ist Bernhard Kessler. Meine Tochter Lille müsste vor kurzem hier eingeliefert worden sein. Können Sie mir hier vielleicht irgendwie weiterhelfen?"​

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Die Ärztin blickte kurz auf. "Das junge Mädchen, das vor etwa einer halben Stunde eingeliefert worden ist?" Sie blickte in ihre Unterlagen und legte sie dann wieder beiseite. "Es tut mir leid, Herr Kessler, aber ich kann Ihnen nicht viel sagen, außer, dass Ihre Tochter zur Zeit noch untersucht wird."​

Bernhard Kessler schluckte und blieb einen Moment unschlüssig stehen.
Dann sprach er die Ärztin erneut an. "Entschuldigen Sie, Frau Doktor"... er warf einen Blick auf ihr Namensschild. "Frau Doktor Manrath... aber... können Sie mir denn nicht irgendetwas genaueres sagen?"​

Die Ärztin blickte abermals auf. Bernhard sah sie verzweifelt an. "Verstehen Sie denn nicht, meine Frau und ich, wir sind außer uns vor Sorge. Außer, dass unsere Tochter im Theater bewusstlos wurde, wissen wir bisher gar nichts. Können Sie mir denn überhaupt nicht sagen, was mit ihr los ist, wie es ihr geht, wo sie ist?"​

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Doktor Manrath stand auf und lächelte Herrn Kessler freundlich an.
"Nun beruhigen Sie sich doch, Herr Kessler. Ich kann Ihre Sorge natürlich verstehen, aber ich weiß wirklich nichts genaueres. Lille ist zur Zeit noch in den Untersuchungsräumen."​

Bernhard starrte auf seine Finger. "Es... es ist doch aber nichts schlimmes, Frau Doktor. Oder?"​

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Doktor Manrath schüttelte den Kopf und sagte: "Ich kann Sie zumindest insofern beruhigen, dass Lilles Allgemeinzustand bei Ihrer Einlieferung nicht besorgniserregend war." Sie sah Herrn Kessler einen Moment an, der wie ein Häufchen Elend vor ihr stand.​

"Bitte setzen Sie sich doch einen Moment in die Wartezone", sagte sie dann. "Ich werde mal sehen, ob ich noch mehr herausfinden kann."
Bernhard Kessler sah auf und sagte dankbar: "Vielen Dank, Frau Doktor."​

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Bernhard ging zu seiner Frau zurück, die in der Nähe der Eingansgtür gewartet hatte. "Komm, setzen wir uns, wir müssen einen Moment hier warten", erklärte er ihr.​

Und während die Kesslers sich setzten, verschwand Dr. Manrath in einem der angrenzenden Untersuchungsräume.​

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"Was hat die Ärztin gesagt?" wollte Maria Kessler sofort wissen. "Wo ist Lille und wie geht es ihr?"​




 
Ihr Mann sah sie an. "Ich weiß nicht. Sie konnte mir nichts genaueres sagen. Auf jeden Fall wird Lille momentan noch untersucht. Und Dr. Manrath versucht jetzt gerade etwas genaueres herauszufinden. Sie sagte aber, Lilles Zustand sei bei der Einlieferung... wie sagte sie doch gleich... nicht besorgniserregend gewesen. Was genau das heißt, weiß ich allerdings auch nicht so recht. Aber ich denke, wir werden gleich genaueres wissen."​

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Maria Kessler seuftze tief auf. Eine Weile saßen beide Eltern schweigend da und musterten die ab und an vorbeigehenden Leute.
Es war ruhig im Krankenhaus, inzwischen war es schon später Abend, die meisten Patienten waren wohl auf ihren Zimmern und schliefen bereits. Und auch Besucher sah man keine mehr.​

Irgendwann seufzte Maria erneut auf und sagte leise:
"Oh Bernhard, ich mache mir solche Sorgen. Mein armes kleines Mädchen, sie ist jetzt ganz alleine in irgendeinem dieser Untersuchungsräume. Sie muss sich schrecklich fühlen. Ich wäre jetzt so gerne bei ihr."​

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Sie sah auf, als sei ihr bei ihren eigenen Worten ein Gedanke durch den Kopf gegangen.​

"Wir wissen ja noch nicht einmal, ob sie schon wieder wach ist", stellte sie ängstlich fest. "Hat die Ärztin denn irgendetwas dazu gesagt?"
"Nein", erwiderte ihr Mann. "Die Ärztin sagte nur, dass ihr Allgemeinzustand nicht schlecht war, als sie hier ankam."
"Das heißt also, sie könnte jetzt immer noch bewusstlos sein?" fragte Maria ängstlich.
"Wenn es ihr schlecht gegangen wäre, hätte die Ärztin das doch sicher ganz anders formuliert, Schatz", versuchte ihr Mann sie zu beruhigen.​

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Die beiden verfielen wieder in Schweigen. Jeder hing seinen eigenen, besorgten Gedanken nach. Die Zeiger der Uhr schienen sich nicht nach vorne zu bewegen, aber Maria und Bernhard kam es vor, als säßen sie schon seit Stunden hier.​

Nach einer kleinen Ewigkeit, wie Ihnen schien, kam Dr. Manrath wieder auf sie zu und blieb vor Frau Kessler stehen.
"Frau Kessler? Herr Kessler? Ich weiß nun genaueres."​

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"Was ist mit Lille?" sagte Maria schnell. "Wie geht es ihr?"​

"Ihrer Tochter geht es soweit gut", sagte Dr. Manrath. "Wir haben den Grund für die Ohnmacht jedoch noch nicht gefunden. Deswegen brauche ich nun einige Angaben von Ihnen. Hat Lille irgendeine Vorerkrankung? Diabetes? Allergien? Immunschwächen? Ist mit den Organen alles in Ordnung gewesen bisher? Bitte überlegen Sie gut, es ist wichtig für uns."​

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Maria Kessler überlegte einen kleinen Moment. "Nein, Frau Doktor, mir fällt da nichts ein. Lille war bisher immer ein ganz gesundes Mädchen. Sie hatte einige Kinderkrankheiten. Die Windpocken und den Keuchhusten. Und ab und an natürlich harmlose Infekte, wie sie jedes Kind hat. Aber ansonsten war sie immer quietschfidel."​

"Hm", sagte die Ärztin und schien nachzudenken. "Das hilft uns nicht wirklich weiter."​

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"Nimmt sie irgendwelche Medikamente?" fragte sie dann. "Die Pille beispielsweise? Oder ... ", sie zögerte einen Moment. "Ist Ihnen bekannt, ob sie vielleicht ab und an Drogen nimmt oder bereits genommen hat?"​

Frau Kessler zog die Brauen hoch, blieb aber gefasst. "Nein, sie nimmt weder die Pille, noch irgendwelche Drogen, das weiß ich sicher. Und selbst wenn, könnten Sie das dann nicht labortechnisch feststellen?
Dr. Manrath nickte. "Bitte entschuldigen Sie diese Frage, ich will Ihrer Tochter nichts unterstellen, ich versuche nur, nach Gründen für Ihren Zusammenbruch zu forschen. Ein Labortest dauert natürlich eine Weile, wir haben schon einige Proben ins Labor gegeben."​


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Frau Kessler nickte und sagte dann: "Frau Doktor, wie geht es Lille jetzt und wo ist sie? Wir möchten zu ihr."
"Sie dürfen zu ihr, Frau Kessler. Lille ist während der Untersuchungen wieder zu Bewusstsein gekommen, aber sie ist sehr erschöpft und schläft jetzt. Damit wir einen erneuten Anfall ausschließen können und um den Ursachen für die Bewusstlosigkeit näher zu kommen, haben wir uns entschieden, sie eine Nacht intensiv zu überwachen."​

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Die Ärztin beugte sich vor und sah die Eltern mitfühlend an. "Verstehen Sie, Herr und Frau Kessler, ich möchte Sie nur auf den Anblick vorbereiten, der Sie erwartet. Es sieht weitaus schlimmer aus als es ist. Bitte bedenken Sie, dass es nur eine Vorsichtsmaßnahme ist."​
 
Die Eltern nickten und folgten der Ärztin in den ersten Stock zu den Intensivräumen.​

Obwohl Dr. Manrath sie vorzubereiten versucht hatte, war der Anblick und die Atmosphäre ein Schock für beide. Hinter einer Glasscheibe lag Lille im Intensivzimmer und war an vielerlei Geräte angeschlossen. Sie schien dennoch friedlich zu schlafen. Im Vorraum saß eine Schwester und überwachte zahlreiche Monitore.​

"Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht", betonte Dr. Manrath nocheinmal.​

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"Können wir zu ihr?" fragte Herr Kessler mit dünner Stimme. Er konnte den Blick einfach nicht von seiner Tochter abwenden, die da so furchterregend verkabelt in diesem Zimmer lag.​

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Dr. Manrath schüttelte den Kopf. "Mir wäre es lieber, wenn Sie beiden ebenfalls nach Hause fahren würden und sich etwas hinlegen. Lille war sehr erschöpft und schläft jetzt, das ist das allerbeste für ihren Körper. Es wäre nicht gut, sie jetzt aufzuwecken. Ich will es Ihnen natürlich nicht verbieten, aber es wäre nicht vernünftig."​

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Maria sah die Ärztin an. "Wie lange wird Lille auf der Intensivstadion bleiben müssen?"
"Nur eine Nacht", antwortete die Ärztin rasch. "Vorausgesetzt natürlich, dass die Nacht ohne besondere Vorkommnisse verläuft. Wenn alles in Ordnung ist, werden wir Sie bereits morgen auf die normale Station verlegen. Dort können Sie sie dann natürlich jederzeit besuchen. Ich würde Ihnen wirklich raten, nach Hause zu fahren. Wenn irgendetwas vorkommt, werden wir Sie sofort anrufen."​

Maria warf einen kurzen Blick auf Bernhard, der immer noch ermattet und fassungslos vor der Scheibe stand und ins Zimmer starrte.
Sie nickte. "Ich denke auch, dass es so besser ist, Bernhard."​

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Ihr Mann drehte sich langsam zu ihr um. "Aber was, wenn Lille wach wird und nach uns sucht? Und uns sehen will?"
Maria sah Dr. Manrath fragend an. "Dann rufen wir Sie natürlich auch an. Aber es wird ja immer jemand bei Lille sein, und sie ist ja immerhin schon fast siebzehn, sie ist ein tapferes Mädchen, das hat sie uns vorhin bei den Untersuchungen schon bewiesen. Aber wenn Sie sie sehen will, werden wir Sie sofort benachrichtigen."​

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Maria nickte. "Ich habe eine Tasche mit Schlafanzügen für Lille gepackt", sagte sie langsam. Es wunderte sie beim Aussprechen dieser Worte selbst, dass sie vorhin in aller Eile noch Gedanken für solchen Kleinkram gehabt hatte.
"Das ist sehr gut", sagte die Ärztin. "Lille wird sich freuen, wenn sie morgen in etwas vertrautes schlüpfen darf. Die Krankenhaushemdchen sind nicht gerade nach dem Modegeschmack der jungen Mädchen."​

Maria lächelte leicht. Und nachdem sie der Ärztin die Tasche gegeben hatte, stiegen die Kesslers schweigend wieder ins Auto und fuhren nach Hause.​


Ende Kapitel 3.​

Fortsetzung folgt.​
 
Boah....wie bewegend! Und wie ergreifend! Ich hab richtig mit den Eltern mitgefühlt. Dieses Warten auf Antworten...diese Unruhe die in einem immer stärker wird, einem schier zu Boden drückt und die Luft zum Atmen raubt. Du hast das so lebensecht beschreiben - ein fettes Lob von mir. Der Text lass sich wieder sehr angenehm. Keine Tippfehler - keine Schreibfehler! Grammatikalisch alles bestens. Du übertreibst nicht, schwimmst aber auch nicht an der Oberfläche mit deinem Text. Er ist stimmig und die Fotos runden diesen perfekt ab!
Die Szenen gehen total unter die Haut! Mir tun Lillies Eltern sehr leid. Wie schlimm so eine Ungewissheit ist, weiss glaub ich jeder. Da ist einem schon fast lieber, man weiss Bescheid und kann sich danach richten. Als immer diese tausend Fragen im Kopf zu haben!!!
Ich hoffe, Lillie hat nicht schlimmes und die Eltern haben die Kraft, durchzuhalten! Lillie braucht sie schließlich!
Schön geschrieben, tolle Fotos - perfekt passend zum jeweiligen Abschnitt. Nicht übertrieben - einfach natürlich. Toll!
Ich freu mich aufs nächste Kapitel!

Chrissy
 
Mir gefällt deine FS bis jetzt richtig gut! Irgendwie hast du so einen schlichten und doch packenden Schreibstil. Versteh das jetzt nicht falsch, schlicht ist nicht negativ gemeint, sondern einfach, dass du nicht so "überladen" schreibst. Mir gefällt es, dass du, obwohl du größtenteils downloadfrei arbeitest, soweit ich das sehe, trotzdem so individuelle und hübsche Sims erstellt hast. Ich hab das nie hinbekommen, aber ich benutze auch schon lange nur noch Downloads für die Häute, etc.
Der Titel deiner FS hat mich sofort angesprochen und ich finde ihn einfach nur wunderschön. Irgendwie schaffst du es, mich mit deiner FS total zu fesseln und das finde ich richtig gut :). Ich weiß jetzt leider nicht, was ich noch schreiben könnte (und vergesse damit die Hälfte von dem, was ich eigentlich erwähnen wollte), aber irgendwie bin ich schon sehr müde. Aber ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel :hallo:

LG Kuona
 
@FunnyChrissy: Vielen lieben Dank für das tolle Lob! Ich würde auch nicht mit Lilles Eltern tauschen wollen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie furchtbar so etwas sein kann. Und ich glaube, ich könnte auch gar nicht so ruhig abwarten und sitzen bleiben. Und dann noch nichtmal zu meinem Kind dürfen - aus Vernunft. Das wäre für mich ganz schlimm.
Dass Dir der Schreibstil so gefällt, freut mich.
Die Geschichte war in ihren Grundzügen damals, als ich sie geschrieben habe, eigentlich eine Theateraufführung, und ich musste sie nun erst ein bißchen umbauen, damit sie als fortlaufende Geschichte bestehen kann.
@Kuona: Auch Dir vielen lieben Dank für das Lob! Es freut mich, dass ich vom Schreiben her ganz richtig liege.
Ich finde übrigens die Sims nicht soo individuell. Bei Teenies ist das ja noch schwieriger als bei Erwachsenen finde ich. Ein paar Downloads sind aber schon drinnen, jedoch nicht bzgl der Genetik (abgesehen von den Frisuren).​


So, heute möchte ich dann auch schnell weitermachen. Ich freue mich weiterhin über jeden Kommentar von euch! :)


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Kapitel 4



Gute Nachrichten


Die Kesslers fuhren schweigend nach Hause, wo sie sich auf die Couch setzten und eine Weile nur festhielten. Die Nacht schien sich ewig hinzuziehen, sie waren viel zu nervös, um ins Bett zu gehen und hielten sich mit Gesprächen und Fernsehen über Wasser, um sich abzulenken. Als es acht Uhr war, stand Bernhard auf. Sie hatten weder geschlafen noch gegessen, geschweige denn die Kleidung gewechselt. "Lass uns in die Klinik fahren", sagte er.​

In der Klinik machte sich große Erleichterung bei beiden breit, als ihnen die Schwester am Empfang mitteilte, dass Lille bereits auf die normale Station verlegt worden war.​

Und als sie das Zimmer betraten, lag Lille entspannt im Schlafanzug auf dem Bett, während eine Ärztin neben ihr stand und die Infusion, an die sie immer noch angeschlossen war, prüfte.​

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Die Kesslers atmeten auf. Die Ärztin kam auf Bernhard zu. Sie wirkte wesentlich weniger freundlich als Dr. Manrath und sah ihn mürrisch an.
"Sind Sie Angehörige?" fragte sie unfreundlich.
"Aber natürlich, wir sind Lilles Eltern", erwiderte Bernhard, aber die Ärztin sah ihn immer noch genauso mürrisch an wie vorher.
Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, wie Lille auf ihrem Bett ein Grinsen unterdrückte.​

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"Na dann", murrte die Ärztin schließlich. "Ich bin Doktor Hauenstein. Guten Morgen."
"Guten Morgen", erwiderte Bernhard höflich und während Maria zu ihrer Tochter ging und leise mit ihr sprach, fragte er: "Wie geht es Lille?"
"Die Nacht war ohne besonderen Vorkommnisse", antworte die Ärztin fachlich. "Wir konnten Lille problemlos vor einer Stunde auf die normale Station verlegen. Den Grund für ihre Ohnmacht kennen wir jedoch immer noch nicht. Deswegen werden wir noch einige weitere Tests vornehmen müssen. Wenn Sie damit einverstanden sind."​

Bernhard nickte. "Aber ja, ja, natürlich, wenn es denn weiterhilft. Aber... haben Sie denn gar keinen Verdacht, was es gewesen sein könnte?"
"Lilles Entzündungswerte sind leicht erhöht", erwiderte die Ärztin. "Vielleicht war es nur eine verschleppte Erkältung oder einfach Kreislaufprobleme. Das ist bei jungen Mädchen gar nicht ungewöhnlich. Allerdings zugegebenermaßen selten in diesem Ausmaß. Wir werden nach den Tests wohl mehr wissen."​

"Wann darf Lille nach Hause?" fragte Bernhard.
"Oh, ich denke, sie kann bereits morgen entlassen werden. Die Tests werden wir heute Nachmittag durchführen und falls nötig, können wir weitere Tests auch ambulant vornehmen. Die Ergebnisse werden sie dann telefonisch oder in einem Gespräch mitgeteilt bekommen. Ich denke, Sie können Ihre Tochter morgen früh mitnehmen, falls bei den Tests nichts herauskommt, was dagegen spricht". Und sie ließ sich sogar zu einem Lächeln hinreißen.​

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Bernhard seufzte auf. "Das sind wirklich gute Nachrichten." Und während die Ärztin sich verabschiedete, ging er zu Lille und Maria und teilte ihnen mit, was er mit Dr. Hauenstein besprochen hatte.​

Nach einem leichten Frühstück nahm man Lille die Infusion ab und sie durfte schon wieder aufstehen. Etwas blaß um die Nase war sie noch, und die Knie wackelten ein wenig, zugegeben, aber es ging ihr doch schon wieder recht gut.​

"Wie fühlst du dich, mein Schatz?" fragte Maria sanft, als Lille aufgestanden war.
"Ganz gut, Mama", sagte Lille. "Aber ich bin doch noch sehr müde."
"Dann leg dich wieder hin und ruh dich aus", erwiderte Maria.​

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"Ach, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht", sagte sie dann und sah Lille an. "Ich bin wirklich unendlich froh, dass es dir gut geht, mein Schatz. Würde es dir etwas ausmachen, wenn dein Vater und ich nun auch nach Hause fahren, eine Runde schlafen und uns umziehen? Wir würden heute Nachmittag wiederkommen, sobald deine Untersuchungen vorbei sind."
"Aber nein, Mama, das macht mir nichts aus", erwiderte Lille. "Ich werde selbst noch ein paar Stunden schlafen."
Maria nahm ihre Tochter fest in den Arm.
Lille kuschelte sich an ihre Mutter. Sie wollte es nicht zugeben, aber sie fühlte sich wirklich noch sehr schwach und was passiert war, hatte sie ordentlich erschreckt und sie konnte es selbst immer noch nicht so wirklich fassen.​

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Nachdem ihre Eltern sich verabschiedet hatte, legte Lille sich aufs Bett und fragte sich, was nur mit ihr passiert war? Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass ihr Kopf weh getan hatte und ihr so komisch geworden war. Und dann hatte sie einen Blackout. Das nächte, was sie wusste, war erst wieder, dass sie in einem Untersuchungsraum aufgewacht war. Sie hatte sich sehr erschreckt, all diese Ärzte um sich zu sehen, das Piepsen der Maschinen zu hören.​

Aber eine nette Frauenstimme hatte beruhigend auf sie eingeredet und ihr alles erklärt. Sie war dann so erschöpft gewesen, dass sie schnell wieder eingeschlafen war und erst am Morgen aufwachte, als man sie von der Intensivstation auf dieses Zimmer brachte. Was war nur los gewesen?​

Lille konnte nicht lange nachdenken, der Schlaf übermannte sie schnell wieder. Nach dem Mittagessen wurden noch einige Untersuchungen gemacht, dann lag sie wieder auf ihrem Zimmer. Und aufeinmal öffnete sich die Tür und ein brauner Strubbelkopf spickte ins Zimmer.​

"Jazzy!" rief Lille erfreut. "Komm doch rein!"
"Du siehst ja schon wieder ganz gut aus, Süße!" sagte Jazzy und betrachtete Lille, die auf dem Bett lag. "Nur ein bißchen blaß um die Nase bist du noch, aber vermutlich darf man sich in dem Laden nicht schminken, was?"​

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Lille lächelte schwach und wurde dann wieder ernst. "Entschuldige, dass ich euch allen so einen riesigen Schrecken eingejagt hab, Jazzy."​
 
"Ist schon gut, du konntest doch nichts dafür", sagte Jazzy und zog sich einen Stuhl an Lilles Bett heran. "Aber wie geht es dir denn jetzt? Ich hab vorhin mit deiner Mutter telefoniert, sie sagte nur, dass du schon Besuch kriegen darfst. Was war denn der Grund für... das alles?"
Lille zuckte mit den Achseln. "Weiß man noch nicht so wirklich. Ich habe eben noch einige Untersuchungen gehabt, aber die Ergebnisse haben wir noch nicht. Naja, aber die Ärzte vermuten eine verschleppte Erkältung. Nichts dramatisches also".​

Sie sah beschämt auf ihre Finger. Während Jazzy erleichtert lächelte und von der Schule zu erzählen begann, dachte Lille daran, wie peinlich es ihr war, dass sie vor ihren Freunden zusammengeklappt war. Und vor allem vor Tom!​

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Als habe Jazzy ihre Gedanken erraten, sagte sie plötzlich. "Naja, jedenfalls hast du es ja hervorragend geschafft, dich vor der besagten Szene zu drücken."
"Wieso? Was meinst du?" fragte Lille verwirrt.
"Na, die Kuss-Szene!" rief Jazzy.
Lille dachte nach, konnte sich aber nicht erklären, was Jazzy meinte.
"Ja, weißt du das denn nicht mehr? Gerade in dem Moment, wo ihr euch küssen solltet, hast du dich entschieden, die Szene auf zugegebenermaßen ungewöhnliche Art und Weise abzubrechen", sagte Jazzy zwinkernd. "Der arme Tom, wie soll er das nur verstehen." Sie grinste.
Lille lächelte schwach. Sie konnte sich beim besten Willen nicht an das, was Jazzy da sagte, erinnern. Das lag bestimmt daran, dass sie in diesem Moment solche Schmerzen gehabt hatte.​

"A propos Tom. Da muss ich dir ja noch was erzählen", sagte Jazzy geheimnisvoll.
Ausruhen hin, Ausruhen her, kaum hatte Jazzy es ausgesprochen, hüpfte Lille mit beiden Beinen aus dem Bett und sagte: "Na, was? Sag schon!"
Auch Jazzy sprang nun auf und sah nach rechts und links, als habe sie Angst, dass ihnen jemand zuhöre - obwohl das Zimmer vollkommen leer war.
"Also gut", Jazzy beugte sich zu Lille. "Ich sag dir, der war heute Morgen völlig fertig wegen dir. Er hat mich sofort bestürmt, ob ich etwas weiß, wie es dir geht und all sowas. Wenn der dich nicht mag, Lille, dann bin ein kleines rosa Schweinchen."​

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Lille holte tief Luft und war mit einemmal mehr als froh, nicht mehr auf der Intensivstation zu liegen, denn ihr Herz machte plötzlich ganz seltsame Sprünge in ihrem Brustkorb.​

"Bist... du dir sicher?" fragte sie.
"Dass ich kein kleines rosa Schweinchen bin?" meinte Jazzy. "Aber klar doch!"
"Nein, ich meine doch das andere!"
"Da bin ich mir ganz genauso sicher! Er mag dich - und wie!"
Lille lachte glücklich auf. Das waren wahrhaft gute Nachrichten!​

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Jazzy sah Lille skeptisch an. "Nun reg dich mal nicht zu sehr dadrüber auf und leg dich lieber wieder in dein Bett, bevor du mir vor lauter Begeisterung nochmal umfällst und ich einen Mecker von den Schwestern kassiere!"
Lille lachte laut auf. "Das wird nicht passieren, keine Angst! Oh, Jazzy, ich danke dir!" Und sie drückte die Freundin an sich.​

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Jazzy lachte und versuchte mit einem flotten Spruch zu überspielen, dass sie in diesem Moment selbst recht bewegt war - denn natürlich hatte auch sie Lilles Zusammenbruch mitgenommen.
"Nun aber husch-husch ins Bett, Fräulein."
Sie sah sie an. "Ich muss nun auch gehen, Lille. Deine Eltern kommen dich bestimmt bald besuchen und du solltest dich noch nicht so sehr anstrengen."​

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Am nächsten Morgen durfte Lille wie versprochen nach Hause gehen. Ihre Eltern waren sehr froh, dass alles so glimpflich ausgegangen war... auch wenn die Ärzte nach wie vor nicht mit Gewissheit sagen konnten, was die Ursache für Lilles Ohnmacht gewesen war.​

Wie Dr. Hauenstein vorausgesagt hatte, musste Lille nächste Woche nocheinmal zu einigen ambulanten Untersuchungen gehen. Die Ergebnisse würden dann innerhalb der nächsten zwei Wochen vorliegen, hatte man ihnen gesagt.​

"Und, mein Schatz, was willst du nun zu Hause als erstes machen?" fragte Lilles Vater, als er ins Auto stieg und die Tür zuschlug.​

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"Du weißt, dass du dich noch schonen musst", sagte Lilles Mutter sofort vom Rücksitz aus. "Die Ärzte haben gesagt, du musst noch eine Woche zu Hause bleiben und dich ausruhen. Denn wenn es eine verschleppte Erkältung war, muss sich dein Körper erst noch richtig erholen."
"Ja, ich weiß", sagte Lille.
"Das heißt aber auch, kein Theater und kein Ausgehen für die nächste Woche", sagte Maria streng.
"Ja, das weiß ich auch", sagte Lille leicht genervt.
Eine Woche kein Theater, keine Schule, kein Ausgehen! Das hieß, es würde noch eine Woche dauern, bis sie Tom wiedersähe - mindestens.
Aber... nachdem, was Jazzy gesagt hatte, war das ja eigentlich gar nicht so schlimm.
Tom mochte sie. Das war die Hauptsache.​

Und wenn Lille ehrlich war, so war sie doch ganz froh, noch eine Woche zu Hause bleiben zu können. Sie fühlte sich immer noch nicht richtig wohl, müde und schlaff. Und ab und an tat der Kopf weh und die Hände kribbelten ihr. Aber die Ärzte meinten, das käme von der Erkältung.
"Also, ich bin für Pizza", sagte Lilles Vater. "Was haltet ihr davon?"
Lille lächelte. "Das ist super! Zwei Tage Krankenhausfrass waren zwei Tage zu lang!"​


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Die Eltern lachten und gemeinsam fuhren die drei nach Hause.​


Ende Kapitel 4​

FS folgt!​
 
Du schreibst echt fantastisch! Die Gefühle kommen super zum Ausdruck und... boah, ich hab mich da richtig reingelesen. Was mich nur verwundert hat: als Jazzy im Krankenhaus ist, liegt Lille ja auf dem Bett. Aber auf einmal steht sie mitten im Zimmer und umarmt Jazzy. Das fand ich ein wenig verwirrend ;) Aber sonst, klasse FS. Ich werde auf jeden fall weiterlesen.
 
Wieder mal muss ich sagen - ein sehr schönes, gefühlvolles Kapitel. Dein Schreibstil ist von so natürlicher und spritziger Art...klasse! Es gefällt mir, wie du die Situationen näher bringst und beschreibst! Ich find es toll, wie schön du mit allem balancierst und es klar und deutlich zum Punkt bringst. Ich kann in der Story versinken, ich kann richtig mit dabei sein, kann nachvollziehen was los ist....du machst es nie kompliziert, sondern schreibst klar und offen. Das find ich super! Ich denke zwar gern auch mal um ein paar Ecken - aber an und für sich liebe ich es, wenn ich mich fallen lassen kann in einer Geschichte. Bei dir kann ich es - das gefällt mir so gut!
Lillie tut mir nach wie vor sehr leid - ich hab irgendwie Angst, dass sie etwas richtig schlimmes hat. Das sie nach wie vor noch Kopfschmerzen hat, sich schlapp fühlt...das klingt alles nicht gut! Hoffe, es ist nichts schlimmes. :-( Aber irgendwo her muss der Zusammenbruch kommen - an eine verschleppte Erkältung glaub ich nicht! Das wäre zu einfach, oder? ;-) Bin mal gespannt, wie es weiter geht und was da noch mit Tom so läuft.
Toll geschrieben, schöne, passende Fotos - super passend zur jeweiligen Textstelle.
Weiter so!
 
huhu :)
habe deine story bis jetzt still aber begeistert mitgelesen. alles sehr gut geschrieben. du machst es echt spannend. habe aber böse befürchtungen, woher lilles zusammenbruch kommt...
ich würde mich freuen, wenn du mich benachrichtigen würdest, wenn es weiter geht.

LG Melian
 
@Simsine: Vielen lieben Dank für das Lob! Es freut mich, wenn Dich die GEschichte ein bißchen "packt"!
Lille ist auf Jazzys Andeutungen hin aufgesprungen, deswegen steht sie dann da: "A propos Tom. Da muss ich dir ja noch was erzählen", sagte Jazzy geheimnisvoll.
Ausruhen hin, Ausruhen her, kaum hatte Jazzy es ausgesprochen, hüpfte Lille mit beiden Beinen aus dem Bett und sagte: "Na, was? Sag schon!" "
@FUnnyChrissy: Auch nochmal einen dicken Knuddler für das Lob! Das tut soooo gut! :-) Es freut mich total, dass ich mit der Wortwahl in etwa getroffen habe! Ob Lille wirklich nur eine verschleppte Erkältung hat, verrate ich natürlich nicht *zwinker*
@Melian: VIelen Dank auch für Dein Lob!​



Dann kommt nun Kapitel 5. Es ist nicht so lange und ein Übergangskapitel, deswegen hoffe ich, dass ihr es trotzdem mögt. Kapitel 6 folgt dann dafür auch ganz fix, vielleicht schon heute Abend, spätestens morgen (wenn nichts dazwischen kommt).​


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Kapitel 5



Gespräche


Am Montagmorgen fing Tom Jazzy nach Schulschluss auf dem Schulhof ab.​

"Jazzy, warte!" rief er und als Jazzy sich zu ihm umgedreht und ihn begrüßt hatte, fragte er atemlos - denn er war ihr hinterhergerannt:
"Jazzy, sorry, dass ich dich aufhalte... aber weißt du schon etwas neues von Lille? Ich hab das ganze Wochenende daran denken müssen, wie es ihr wohl geht."
"Es geht ihr soweit ganz gut, Tom. Ich habe gestern mit ihr telefoniert", sagte Jazzy.​

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"Heißt das etwa, sie ist schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden?" fragte Tom schnell.
Jazzy nickte. "Ja, schom am Samstag."
Tom seufzte erleichtert auf. "Da bin ich aber froh. Weißt du denn, was sie hatte?"
Jazzy zuckte die Schultern. "Man vermutet wohl eine verschleppte Erkältung, aber irgendwie muss sie diese Woche nochmal ins Krankenhaus und noch was testen lassen. Keine Ahnung."
"Es ist also nichts schlimmes?" fragte Tom nach.
Jazzy nickte. "Ich denke nicht."​

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Tom nickte und stand eine Weile schweigend vor Jazzy. Dann begann er herumzudrucksen: "Du Jazzy... mh... naja, also... ich... ich weiß ja nicht, ob das okay wäre, aber... ich habe mir überlegt, ich könnte Lille ja mal anrufen. Was meinst du?"
Jazzy sah ihn einen Moment verständnislos an und legte dann breit grinsend den Kopf schief.
"Diese Frage meinst du jetzt aber nicht wirklich ernst, oder?"
Tom zuckte mit den Schultern und sagte hilflos: "Doch... wieso?"​

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Jazzy lachte glucksend auf.
"Sag mal, wie blind musst du eigentlich sein, wenn du immer noch nicht registriert hast, dass Lille dich mag? Euch beiden muss man wirklich mehr Starthilfe geben als einem alten Dieselmotor!"
Tom sah erfreut auf. "Wirklich? Du meinst also, Lille würde sich freuen, wenn ich sie anrufe?"​

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Jazzy gluckste immer noch und schüttelte lachend den Kopf.
"Sie würde sich mehr als nur freuen. Aber du könntest sie doch auch gleich besuchen gehen, das freut sie bestimmt noch mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr da noch eine gewisse Theaterszene nachzuholen habt."​

Diese Jazzy! Sie war nicht auf den Mund gefallen! Verlegen und grinsend sah Tom sie an. "Wo denkst du hin. Aber ich würde sie wirklich gerne besuchen."​

"Was meinst du, wann es ihr recht wäre?"
"Heute Mittag gehe ich zu ihr, die Hausaufgaben vorbeibringen. Morgen ist sie soweit ich weiß nochmal im Krankenhaus. Dann also vielleicht am Mittwoch?"
"Mittwoch passt wunderbar!" lachte Tom. "Aber verrat ihr nichts! Ich will sie überraschen!"​

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Jazzy nickte. "Versprochen!"​


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Es war Mittwochnachmittag und wie so oft hatte die Clique beschlossen, sich gegen fünf Uhr am Brunnen zu treffen, um den restlichen Tag gemeinsam zu verbringen.
Als Anna am Treffpunkt ankam, war außer Mirko noch niemand da.
"Hei Mirko!" sagte sie. "Wie geht es dir? Sind die anderen noch nicht da?"
Mirko schüttelte den Kopf.
"Ich hab das von Lille gehört, gestern, auf der Theaterprobe", begann Anna zu erzählen. "Sag mal, weißt du, ob es ihr schon wieder besser geht?"
"Woher sollte ich", brummte Mirko, der nie mehr Worte machte als unbedingt nötig.
Während Anna, die an Worten in etwa die Menge zuviel hatte wie er sie zuwenig besaß, ihm innerhalb der kommenden fünf Minuten zwei Gartenhäuschen an beide Ohren plapperte, brummelte er nur ab und an ein "Ja" oder "Nein". Aber Anna schien das nicht zu stören.​

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"Hol mal Luft, Anna", unterbrach plötzlich eine Jungenstimme ihren Redefluss. Anna dreht sich um.
"Ah, hei Nico!" sagte sie und winkte dem Neuankömmling zu.​

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Nico war der schrägste Vogel in der Clique. Anna fragte sich oft, was seine Eltern wohl gesagt hatten, als er eines Abends mit dieser knallrot gefärbten Tolle nach Hause gekommen war.
Aber selbst wenn er Ärger bekommen hatte, das würde er nie zugeben. Nico hielt sich für den coolsten und angesagtesten Typen der Welt.
Die Jungs kamen ganz gut klar damit, aber die Mädchen nervte er meistens. Und seltsamerweise hatte er trotzdem irgendwelche Liebeleien.
Anna konnte nicht begreifen, wie ein Mädchen so blöde sein konnte, sich auf Nico einzulassen... obwohl er zur Zeit ja tatsächlich "fest liiert" war.
Vielleicht hatte er sich ja doch geändert?
So unschön er sich in Mädchensachen auch benahm, an und für sich war Nico ein guter Kumpel. Vor allem konnte man Spaß mit ihm haben.​

"Worüber habt ihr gesprochen?" fragte Nico.
Mirko brummelte. "Über vieles. Das willst du nicht alles wissen."
"Wir haben vor allem über Lille gesprochen", sagte Anna altklug. "Und ihren Zusammenbruch. Stell dir das mal vor, einfach so ohnmächtig geworden."
"Müsste dich doch freuen, Anna", grinste Nico. "Wenn sie nicht bald wieder auf die Beine kommt, darfst du die Hauptrolle spielen. Gibs zu, das wolltest du doch die ganze Zeit."
Anna sah ihn empört an. "Das ist eine unverschämte Lüge! Ich mag Lille, und ich hoffe, dass sie schnell wieder gesund ist. Und außerdem habe ich die Zweitbesetzung nur übernommen, weil sonst niemand bereit dazu war. Schließlich habe ich meine eigene Rolle, die ich spielen muss!"​

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Und wütend fügte sie hinzu. "Es ist nicht jeder so egoistisch wie du, aber das verstehst du wahrscheinlich nicht."​

"Nehme ich auch an!" rief eine Mädchenstimme und Patricia betrat den Platz. "Was gibt es zu streiten?"
Anna ging sofort zu Patrizia und tuschelte ihr zu, was sich eben ereignet hatte.
Mirko warf derweil Nico einen vielsagenden Blick zu : Mädchen!​

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"Wundert mich nicht, dass unser Mister Niveaulos nichts von dem versteht, was du gesagt hast!" sagte Patrizia herablassen und kam auf Nico zu.
"Was geht denn mit dir?" fragte der. "Schlechten Sex gehabt heut Nacht, oder was? Ach nee, hast ja gar keinen dafür."
Patrizia wurde wütend. "Spar dir deine Beleidigungen, Nico! Ich komme gerade von Diana, die ärmste heult sich die Augen aus dem Kopf und dreimal darfst du raten, warum!"
"Hast du Schluss gemacht?" fragte Mirko.
"Natürlich hab ich das", sagte Nico gelassen und grinste ihn an. "Ich hab ja bekommen, was ich wollte, verstehst du!"​

Patrizia wurde noch wütender. "Du bist sowas von daneben!"​

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Nico zuckte gelangweilt mit den Schultern.
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht."
"Oh, es geht mich eine Menge an, denn du gehst mit jedem Mädchen so um und es wird Zeit, dass das mal ein Ende hat."
"Willst du die Welt retten, oder was?" meinte Nico. "Blas dich nicht so auf!"
... und es kam, wie es immer kam, wenn Nico mal wieder ein Mädchen abserviert hatte. Patrizia wurde fuchtsteufelswild und begann herumzukeifen und Nico keifte zurück.​

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Die beiden verband wirklich eine Art Hass-Liebe, dachte Mirko sich, sagte aber - wie gewohnt - kein Wort dazu.
So war er ganz froh, als Anna ihn beiseite nahm und fragte: "Wo ist eigentlich Tom? Sollen wir noch auf ihn warten? Wenn nicht würde ich nämlich vorschlagen, dass wir in den Jugendclub gehen. Sonst hören die beiden nicht mehr auf, bevor es dunkel wird."
Mirko grinste vielsagend. "Tom kommt heute nicht mit. Er ist Lille besuchen gegangen. Da ist was im Busche, darauf verwette ich meinen Bart."
Anna lachte. "Ich dachte schon, das wird nie mehr was mit den beiden! Da bin ich ja mal gespannt auf die nächste Theaterprobe, an der Lille wieder teilnehmen wird! Gönnen würde ich es den beiden auf jeden Fall!"​

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"Welch wahres Wort!" brummte Mirko. Und nachdem sie die beiden Streithähne voneinander getrennt hatten, machten sich die vier auf den Weg zum Jugendclub.​



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Ende Kapitel 5.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Das soll ein Zwischenkapitel sein? Das war wieder super geschrieben, ICH WILL MEHR! =)
Klitzekleine Kritik:
Ich finde die Bilder, auf denen die beiden Streithähne zu sehen sind, ein bisschen kahl. Da fehlen noch ein paar Bäume, aber sonst klasse Bilder!
Ups, da hab ich wohl nicht richtig gelesen... Naja, bei dem tollen Schreibstil muss man sich einfach beeilen mit dem Lesen, sonst wird man verrückt. :D
 
@Simsine: Ja, das finde ich auch, ist mir aber erst im Nachhinein aufgefallen und ich hatte schon alle Bilder fertig. Ich finde, da fehlen vor allen Dingen auch ein paar Häuser außenrum, irgendwie sind die nicht zu sehen ;-)



Es geht direkt mit Kapitel 6 weiter.​


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Dann mal weiter mit Kapitel 6​


Kapitel 6

Besuch




Lille lag an diesem Abend wie so oft in den letzten Tagen in ihrem Sessel und ruhte sich aus.
Sie hatte eine Weile gedöst, denn sie fühlte sich immer noch recht oft müde, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass sie so lange und oft untätig zu Hause herumsaß.​

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Wie so oft in den letzten Tagen schweiften ihre Gedanken immer wieder zu dem ab, was am Donnerstag geschehen war und dass sie sich nach wie vor nicht erklären konnte, was mit ihr los gewesen war.
Was sie aber noch viel öfter beschäftigte, waren natürlich die Gedanken an Tom und an das, was Jazzy erzählt hatte. Ein paarmal hatte sie überlegt, ihn anzurufen - aber aus welchem Grund? Und außerdem war ihr der Vorfall vom Donnerstag ihm gegenüber wahnsinnig peinlich... auch wenn er ja eigentlich eine schöne "Nebenwirkung" gehabt hatte - nun war sie sich doch recht sicher, dass sie Tom nicht egal war.​

Lille war so in ihre Gedanken versunken, dass sie kaum registrierte, dass es an der Tür klopfte und ihre Mutter ins Zimmer kam.​

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"Na mein Mädchen, wovon träumst du?" fragte sie lächelnd.
Lille setzte sich auf. "Von nichts weiter", sagte sie schnell und sah ihre Mutter fragend an. "Was gibt es?"
"Ich wollte dir nur sagen, dass draußen Besuch für dich ist."
"Aber Mama, wieso schickst du Jazzy nicht einfach rein wie sonst immer?" fragte Lille.
"Es ist doch gar nicht Jazzy."
Lille sprang auf. Besuch? Wer konnte das sein? Doch nicht etwa...
"Es ist ein junger Mann, der dich sehen möchte."​

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"Mama, es ist doch nicht etwa Tom?"
"Genau so heißt er", lachte Maria. "Soll ich ihn nun reinschicken oder nicht?"
"Oh Mama, was fragst du da noch!!"
"Na gut, ich schicke ihn gleich rein."​

Lille holte tief Luft. Tom! Hier? Jetzt? Um sie zu besuchen?
Das hätte sie sich niemals träumen lassen!
Nervös spielte sie mit ihren Fingern. Was sollte sie nur sagen, was tun?​

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"Oh mein Gott!" rief sie. "Ich muss furchtbar aussehen!"
Sie war noch nicht einmal geschminkt und der leichte Trainingsanzug, den sie zu Hause trug, war mit Sicherheit auch nicht das angesagteste Teil aus ihrem Kleiderschrank.
Aber fürs Umziehen oder Schminken war nun keine Zeit mehr. Draußen hörte sie ihre Mutter schon mit Tom sprechen. Schnell zog sie ihren kleinen Handspiegel aus der Schublade ihres Schreibtisches.​

"Naja, umwerfend ist es nicht gerade, aber es wird gehen", sagte sie aufmunternd zu ihrem Spiegelbild.​

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"Himmel, er soll nicht denken, dass ich hier wie ein aufgescheuchtes Huhn auf ihn warte!" dachte sie sich, steckte den Spiegel weg, setzte sich an den Schreibtisch und versuchte, möglichst gelassen in einem Magazin zu blättern.​

Da klopfte es auch schon und auf ihre "Herein!" trat Tom ins Zimmer.​

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Schnell sprang Lille auf und warf das Magazin achtlos auf den Schreibtisch.
"Tom!" stammelte sie. "Das ist aber eine Überraschung!"​

Tom kam sie auf zu. "Ich hoffe, ich störe dich nicht, Lille? Ich hätte vielleicht besser vorher angerufen, aber Jazzy sagte, du würdest dich freuen."
Jazzy! Diese alte Hexe hatte davon gewusst und ihr nichts gesagt!
... aber eigentlich war das jetzt auch egal, dachte Lille sich. Tom stand hier, in ihrem Zimmer und mehr war erstmal nicht wichtig.​

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"Nein, nein, ich freu mich, dich zu sehen", antwortete Lille rasch.
"Wie geht es dir?" fragte Tom und lächelte sie sanft an.​
 
"Mir geht es wieder ganz gut, danke", sagte Lille schnell.
"Ich hab mir ganz schöne Sorgen um dich gemacht letzte Woche. Ich war total erleichtert, als Jazzy mir am Montag sagte, dass du schon wieder zu Hause bist."
Lille nickte. "Ja, ich bin auch froh darum. Aber reden wir doch nicht immer nur von mir", versuchte sie, das unangenehme Thema zu umgehen. "Wie läuft es auf den Proben? Ich kann gar nicht erwarten, bald wieder dabei zu sein."​

"Ach ja, ganz gut", erwiderte Tom. "Bettina hat natürlich wieder Stress gemacht, weil sie den ganzen Probeplan umwerfen musste, aber sie hat es wie immer gut hingekriegt."
Lille lächelte. "Bettina macht immer Stress, obwohl sie es im Handumdrehen hinkriegt."​

Einen Moment lang standen beide voreinander und es breitete sich ein peinliches Schweigen aus.​

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Dann sagte Tom: "Du hör mal, Lille. Du hattest mich letzte Woche doch wegen des Kinobesuches gefragt... du hast mir doch geglaubt, dass ich wirklich nicht konnte, oder?"
Lille schluckte. "Naja... schon..."​

"Wirklich, Lille, ich hab dir die Wahrheit gesagt. Ich würde dich doch nicht anlügen", sagte Tom und machte ein ernstes Gesicht.
Lille lächelte. "Das ist lieb, Tom."​

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"Naja, also... weil das doch nicht geklappt hat.. dachte ich.. ich komme mal vorbei und frage dich... also, wenn Du Lust hast, würde ich vorschlagen, dass wir das ganze vielleicht nachholen? Am übernächsten Wochenende vielleicht? Natürlich nur, wenn du dann schon wieder darfst... und Lust hast, mit mir auszugehen."
Lille strahlte ihn an.​

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"Natürlich habe ich dazu Lust! Und ich darf ab Montag ja auch wieder in die Schule, ich kann am Wochenende also auch weggehen."​

Tom lächelte erleichtert. Einen kleinen Moment standen sie wieder schweigend voreinander, dann fasste er sich mit einemmal ein Herz und nahm Lilles Hände.​

"Ich freu mich schon wahnsinnig darauf, Lille. Wo wir hingehen, können wir dann ja auch noch überlegen, ob Kino oder etwas anderes... erstmal musst du sowieso erst wieder ganz gesund werden."
Lille nickte.​

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"Ich freu mich auch schon darauf."​

Es entstand wieder ein seltsamer Augenblick des Schweigens. Dann ließ Tom ihre Hände los und sagte: "Ich glaube, ich sollte dann auch mal nach Hause gehen. Es ist schon spät."
Lille hätte am liebsten den Kopf geschüttelt, nickte aber nur und sah ihn mit großen Augen an.​

Tom war schon auf dem Weg zur Tür, als sie sagte. "Tom? Es war super lieb, dass du mich besucht hast..."
Tom drehte sich nocheinmal um und ging wieder auf Lille zu und aufeinmal hatte er die Arme um sie gelegt.​

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"Du hast mir gefehlt", sagte er.
Lille lächelte. "Du mir auch..."​

Und ehe sie sich versah, hatte er sie sachte geküsst.​

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"Nun muss ich aber wirklich los", sagte Tom lächelnd. "Ich ruf dich an, Lille. Bis dann!"​

Als die Tür hinter ihm ins Schlos gefallen war, holte Lille tief Luft und versuchte, sich klarzumachen, was da eben gerade passiert war.
Er hatte sie wahrhaftig geküsst!
Sie lächelte still vor sich hin und konnte ihr Glück kaum fassen.​

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Tom hatte sie geküsst! Ihr Leben war perfekt!​

Und an diesem Abend schien es Lille, als könnte es auf der ganzen Welt für sie kein Unglück oder Leid mehr geben. Denn nun strahlte die Sonne in aller Pracht auf ihr Leben... und Schatten schien es keine mehr zu geben.​



Ende Kapitel 6!​
 
danke für die benachrichtigung :)
wieder toll geschrieben. was hab ich grinsen müssen, als er sie endlich geküsst hat :D freu mich ja für lille, aber ich befürchte, dass ihr glück nicht von dauer ist... :argh:

schreib schnell weiter

LG Melian
 
Boah - der Schlusssatz hat direkt etwas symbolisches und macht mir Angst. "Und Schatten SCHIEN es keine mehr zu geben....". Das klingt total zweideutig. ;-) Ich bin gespannt, mit was du uns hier noch alles überrascht.
Jetzt aber erst mal ein fettes Kompliment für beide Kapitel. Besonders gefallen hat mir die lockere Unterhaltung zwischen der Clique. Nico, Mirco, Anna und Patricia. Das hast du so schön heiter und beschwingt erzählt, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte. Nico kann ich mir super gut vorstellen...der echte, wahre Macho. Jemand der überzeugt ist, die Welt liegt ihm zu Füssen. ;-)
Aber auch die zarte Annäherung zwischen Lillie und Tom finde ich sehr gelungen. Da hab ich richtig gegrinst und mich einfach für Lillie gefreut. Schön - ich hoffe, sie können darauf aufbauen und überwinden alles gemeinsam!
Dein Schreibstil - ich kanns nur immer wieder sagen - gefällt mir sehr. Locker und natürlich - das ist einfach toll!
Die Fotos sehr passend - nicht unnötig bearbeitet oder sonst etwas. Das hebt die Story erst recht hervor. So etwas hat diese nämlich gar nicht nötig. Ich mag diese Geschichte sehr und freu mich auf die nächste Fortsetzung!

Deine Chrissy
 
Wieder echt klasse geschrieben! Was hab ich auf den Kuss gewartet...
Mir fehlt im Haus aber noch ein kleines bissl die Deko... Aber sonst: deine Bilder sind immer passend, dein Schreibstil super, und mehr als klasse kann ich nicht sagen :D
Also, mach hinne mit der Fortsetzung :D
 
@Simsine: Danke für den lieben Kommi! Dekotechnisch hatte ich schon fast alle Plätze immer Zimmer gefüllt, viel mehr wäre in Lilles Raum ehrlich gesagt kaum noch gegangen, aber das wirkt offenbar doch leerer.
@Chrissy: *knuddel* Das ist echt lieb! Ja, dieser Nico... er wäre mir recht unsympathisch, wenn ich ehrlich bin ;-)
@Melian: Mal sehen, ob ihr beiden mit eurer Vermutung richtig liegt​


Ich habe bemerkt, dass im Verhältnis doch recht wenig Kommis geschrieben werden und bin ein bißchen am grübeln, woran es liegt, ob die Story hier nicht so gut ankommt oder ob einfach wenig geschrieben wird?​

An den KLicks merke ich ja aber, dass sie gelesen wird. Also, ihr lieben stillen Mitleser/innen, ich freue mich immer über Kommis, auch über Kritik!​


Und nun geht es mit einem Minikapitel 7 weiter!​



Kapitel 7




Ein Anruf





Es war ein später Mittwochnachmittag. Bernhard war gerade nach Hause gekommen und während seine Frau ein paar Brote zum Abendessen vorbereitete, wollte er es sich noch ein Weilchen auf der Couch gemütlich machen, wie fast jeden Abend.
Lille war mit Jazzy unterwegs, seit Montag ging sie wieder zur Schule und es ging ihr sehr gut.​

Doch kaum hatte er sich mit seiner Zeitung auf der Couch niedergelassen, als auch schon das Telefon klingelte.
"Gehst du bitte ran, Bernhard?" hörte er seine Frau rufen, die gerade im Badezimmer auf der Toilette verschwunden war.​

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Brummelnd stand Bernhard auf, legte die Zeitung zur Seite und nahm den Hörer ab.
"Kessler, hallo?... Ja, da sind Sie richtig..."
Er hörte der Frauenstimme am anderen Ende der Leitung aufmerksam zu.
"Die Ergebnisse sind da? Das wurde aber auch Zeit... wie? Nicht am Telefon? Am Samstagnachmittag? Ja, das passt uns, natürlich... wie bitte? Bei wem? Und wieso?"​

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Er nickte. "Ja... natürlich, das verstehe ich... nein, das ist kein Problem für uns, wirklich nicht. Ja... dann also am Samstag um 17 Uhr... wiederhören."​

Kaum hatte er aufgelegt, hörte er Maria Stimme hinter sich.
"Wer war das denn, Bernhard?"
Er drehte sich langsam zu ihr um und sagte nachdenklich. "Das Krankenhaus. Lilles Ergebnisse sind nun da."
Maria lächelte. "Das wurde aber auch Zeit. Ich habe mich ohnehin schon gewundert, wieso das so lange dauert."
"Aber Schatz, man hatte uns doch gesagt, es kann bis zu zwei Wochen dauern. Nun hat es nur eine gedauert."
"Und, was haben sie gesagt? Es ist doch hoffentlich alles in Ordnung? Hast Du mit dieser Doktor Manrath gesprochen?"​

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Bernhard schüttelte den Kopf.
"Nein, es war eine andere Frau, ich nehme mal an, eine Schwester oder jemand von der Verwaltung. Sie meinte, am Telefon könne sie uns die Ergebnisse nicht mitteilen - vermutlich haben sie ihr auch gar nicht vorgelegen. Dafür sollen wir am Samstag in die Klinik kommen, dort haben wir dann einen Termin mit einem gewissen Professor Degenbach."​

Maria runzelte die Stirn und rieb sich nervös die Hände.
"Bei einem Professor? Was soll das nur bedeuten? Es wird doch hoffentlich alles in Ordnung sein?"​

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"Ich meine... wieso müssen wir zu einem Professor, damit er uns die Ergebnisse sagt? Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, hätte man es uns doch bestimmt am Telefon mitgeteilt. Nun mache ich mir wirklich wieder Sorgen."
Bernhard schüttelte den Kopf und sah Maria an, die ihr Gesicht sorgenvoll verzogen hatte.​

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"Schatz, nun denk doch nicht immer gleich an das allerschlimmste", beschwichtige er sie. "Lille geht es doch ausgezeichnet, was soll schon mit ihr sein? Sie hat sich in den letzten Tagen sehr gut erholt. Findest du nicht, dass sie zur Zeit aussieht wie das blühende Leben?"
"Ja, natürlich, aber trotzdem...", gab Maria zu bedenken. "Ich finde es nicht normal, dass wir zu einem Professor müssen."
"Aber Schatz, du weißt doch gar nicht, was der Grund dafür ist. Es gibt tausende plausible Erklärungen dafür."​

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"Erstens weißt du doch gar nicht, ob der Professor nicht grundlegend die Ergebnisse mit den Eltern bespricht...", begann Bernhard. Doch Maria schüttelte den Kopf.
"Ich denke nicht, dass er soviel Zeit hat, jedem mitzuteilen, dass alles in Ordnung ist."
"Ich sage ja gar nicht, dass alles in Ordnung ist", erwiderte Bernhard. "Wer weiß, vielleicht haben sie ja etwas gefunden. Irgendeinen Grund muss die Ohnmacht Lilles ja gehabt haben. Vielleicht ist es etwas ganz harmloses, Vitaminmangel oder sonst irgendetwas. Und er will uns nur sagen, was wir zu beachten haben. Das kann doch sein. Oder es ist wirklich das, was sie anfangs vermutet haben und Lille braucht nun noch Medikamente ... wer weiß das schon."
"Das kann natürlich sein", erwiderte Lilles Mutter, klang aber nicht wirklich überzeugt.
"Wirklich, Schatz", redete Bernhard weiter auf sie ein. "Ich denke nicht, dass du dich sorgen musst. Übrigens könnte ich mir auch gut vorstellen, dass es gar keinen medizinischen Grund hat, dass der Professor uns sprechen möchte."
"Wie meinst du das?"​

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"Die Dame am Telefon sagte eben, wenn wir ins Krankenhaus kommen, müssten wir auch noch etwas wegen der Krankenversicherung klären. Mir ist dabei eingefallen, dass auch eine der Ärztinnen anfangs erwähnte, dass möglicherweise nicht alle Kosten erstattet werden könnten. Die Tests, die sie gemacht haben, waren auf unseren Wunsch hin doch recht aufwändig und umfangreich. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit der Abrechung Probleme gibt und der Professor uns deswegen sprechen möchte. Vielleicht würde er auch noch gerne einige weitere Untersuchungen machen, um alles gründlich auszuschließen und braucht unser Einverständnis dafür."
Maria dachte eine Weile nach.
"Das kann natürlich sein." Sie sah ihn an und entspannte sich wieder. "Du wirst vermutlich recht haben. Ich meine... Lille geht es wieder so gut. Wenn sie etwas schlimmes hätte, dann wäre sie doch niemals so schnell genesen."​

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"Ich denke, es bringt uns gar nichts, wenn wir uns nun den Kopf zerbrechen", sagte Bernhard. "Warten wir den Samstag ab."
"Sollen wir Lille mitbringen?" fragte Maria.
"Nein", erwiderte Bernhard. "Der Professor will nur uns sprechen. Das spricht doch auch noch einmal dafür, dass sie nichts weiter gefunden haben können, sonst wäre Lille doch mit dabei, um die weiteren Schritte zu besprechen."
Maria nickte. "Ja, das denke ich auch. Warten wir einfach den Samstag ab. Dann werden wir ja wissen, um was es geht."
"Und bis dahin sollten wir uns keine unnötigen Sorgen machen", fügte Bernhard hinzu.​


Ende Kapitel 7.​

FS folgt.​
 
Direkt Kapitel 8 hinterher


Kapitel 8

Das erste Date


Es war Donnerstagabend und die Theaterprobe hatte vor einigen Minuten geendet. Tom und Lille verließen das Theaterhaus zusammen und standen noch ein Weilchen auf der Straße und unterhielten sich.

Lille ging es wieder gut. Sie ging seit Montag normal zur Schule und deswegen auch wieder zu den Proben. Sie war wirklich froh gewesen, endlich wieder herauszukommen und seit Tom sie letzte Woche besucht hatte, hatten beide öfters miteinander telefoniert.

Was zwischen ihnen passiert war, hatte Lille jedoch nur Jazzy erzählt und auch vor den anderen im Theater hielten beide sich zurück - so war seit dem Kuss letzte Woche nichts mehr zwischen ihnen passiert außer innigen Gesprächen und dem ein oder anderen vielsagenden Blick.

"Soll ich dich mitnehmen, Lille?" fragte Tom und machte den Reißverschluss seiner Jacke zu, denn es war heute Abend merklich kühl.
"Nein, meine Eltern würden mir den Kopf abreißen, wenn ich auf dem Motorrad mitfahren würde", erwiderte Lille. "Im Moment sind sie wahnsinnig ängstlich."
"Kann ich mir vorstellen", sagte Tom. "Ist ja irgendwie auch verständlich."
"Ja, aber es nervt."
"Wie kommst du nach Hause? Ich möchte nicht, dass du alleine durch die Straßen läufst..."


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"Hab keine Sorge, meine Mutter holt mich ab, sie müsste jeden Augenblick hier sein", erwiderte Lille.
"Das ist gut", antwortete Tom und lächelte dann. "Sag mal, Lille, hast du dir eigentlich überlegt, wo wir am Samstag hingehen wollen? Wie wäre es mit dem ´Times`?"
"Gute Idee", erwiderte Lille. "Das hat doch erst vor kurzem neu eröffnet, oder? Ich war noch nie da, aber ich habe gehört, es soll richtig gut dort sein."
"Ja, ist es auch. Ich freu mich schon sehr auf unser Date, Lille." Tom strich ihr sachte über den Arm.
"Und ich mich erst!" lächelte Lille.

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Da hörten sie, wie sich die Tür zum Theaterhaus öffnete und Tom ließ von ihr ab.
"Hey ihr zwei!" rief Bettina, die beschwingt aus dem Theaterhaus gehuscht kam. "Alles klar mit euch?"

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Die beiden nickten.
"Brr, ganz schön kühl ist es geworden", sagte Bettina und fröstelte in ihrem dünnen, ausgewaschenen Poloshirt, das sie so oft trug, und der Dreiviertelhose.
Sie kam auf beide zu. "Wisst ihr, ich finde, die Probe heute war richtig, richtig gut. Ihr habt gespielt wie die jungen Götter, ich hab das richtig abgekauft. Ich denke, wir müssen uns keine Sorgen machen, dass wir zur Probe in gut vier Wochen fit sein werden."
"Bis vor kurzem hast du noch gesagt, das schaffen wir nie und nimmer", meinte Tom ratlos.
"Ja, aber ihr beiden habt wahnsinnige Fortschritte gemacht. Und das obwohl Lille eine Woche ausgefallen ist! Ich frage mich, wie ihr das hingekriegt habt. Und die anderen sind auch besser geworden. Vielleicht steckt ihr sie an mit eurem Eifer, wer weiß."

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"Nanu, sind wir nun aufeinmal Streber?" lachte Lille.
"So hab ich das nicht gemeint", erwiderte Bettina ebenfalls lächelnd. "Menschenskinder, ist das kalt heute Abend, nicht wahr? ... Also jedenfalls werden wir am Dienstag die Kuss-Szene nochmal üben, da könnt ihr euch drauf gefasst machen - nachdem das letzte Mal ja nicht geklappt hat."
Sie zwinkerte schelmisch. "Ihr könnt ja schonmal üben, ihr beiden."
Lille und Tom schwiegen und verkniffen sich ein Grinsen.

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"So, und nun macht`s gut ihr beiden", rief Bettina. "Ich friere mir hier gerade den allerwertesten ab!"
Und mit schnellen Schritten düste sie in Richtung Parkplatz, wo ihr Auto stand.

Tom lächelte und beugte sich zu Lille nach vorne.
"Diese Bettina... aber in einem hat sie recht. Wir könnten tatsächlich schonmal üben. Was meinst du?"
Lille lächelte ebenfalls. "Na, dann komm her..."

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Die beiden küssten sich ein paarmal zärtlich, dann ließ Tom von Lille ab und sagte: "Sorry, Lille, aber ich muss jetzt los. Ich muss noch was für die Schule tun."
"Ich begleite dich zum Parkplatz", erwiderte Lille.

Als sie vor Toms Motorrad standen, zog er sie an sich heran und gab ihr einen kurzen Abschiedkuss.

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"Morgen werden wir uns nicht sehen, Lille, denn ich bin mit meinem Kurs auf Exkursion. Wir fahren in irgendso ein Bio-Museum, wird vielleicht gar nicht uninteressant werden. Jedenfalls bin ich den ganzen Tag unterwegs, so dass wir uns erst am Samstag wiedersehen. Ich würde vorschlagen, dass ich dich einfach am Samstag Abend abhole, so gegen sieben Uhr vielleicht? Wir können ja aber auch nochmal telefonieren. Es kann sein, dass ich meinem Vater nochmal helfen muss..."
Lille sah ihn skeptisch an und Tom lachte.
"Keine Angst, keine Angst, unser Date steht! Nichts auf der Welt könnte mich davon abhalten! Ich will dich ganz klassisch ausführen, Lille. Ich mag vielleicht altmodisch sein, aber ich finde, eine Beziehung wird doch eigentlich erst durch das erste Date so richtig offiziell, oder?"

Lille nickte. "Da hast du recht. Also rufst du mich an?"
"Ja, morgen Abend oder am Samstag früh, mal sehen", sagte Tom, während er auf die Maschin stieg und den Motor anwarf.

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"Machs gut, Lille!" er winkte ihr zu und fuhr mit knatterndem Motor davon​
 
Lille sah ihm nach, bis die Scheinwerfer des Motorrades verschwanden.
Noch rund 48 Stunden bis Samstag! Sie konnte es kaum erwarten!​

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In diesem Moment hielt der Wagen ihrer Mutter am Straßenrand und Lille stieg ein.​

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Der Freitag ging schneller herum als Lille gedacht hatte und schon war es Samstagmorgen.
Da sie nicht wusste, was sie mit sich anstellen sollte, rief Lille am Morgen Jazzy an und bat sie, vorbeizukommen, damit sie gemeinsam die Zeit bis zum Abend totschlagen konnten.​

Also kam Jazzy gegen Mittag vorbei und die Mädchen beschlossen ersteinmal etwas zu essen.
Während Lille ein paar Sandwiches vorbereitete, fragte Jazzy: "Wo sind eigentlich deine Eltern?"
"Die sind einkaufen gefahren, sie haben gesagt, sie sind den ganzen Tag unterwegs. Wir haben also sturmfreie Bude und unsere Ruhe."​

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Nachdem das geklärt war, begannen die beiden natürlich, ununterbrochen über das kommende Date am Abend zu schnattern.​

"Irgendwie beneide ich dich ja ein bißchen", sagte Jazzy irgendwann zwischen zwei Bissen Sandwich. "Ich könnte zugegebenermaßen auch mal wieder einen Freund vertragen."
"Schau mich an, das geht manchmal schneller als man denkt", erwiderte Lille kauend. "Und wenn es dann passiert ist, weiß man gar nicht, was man denken oder fühlen soll. Es geht alles so schnell. Ich finde das total überwältigend."​

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"Obwohl ich ja noch gar nicht so richtig weiß, ob ich Tom als meinen festen Freund bezeichnen darf. Ich meine, womit fängt das an? Ich dachte immer, mit dem ersten Kuss, aber so einfach ist es dann doch nicht."
"Das ist von mal zu mal verschieden, glaube ich", erwiderte Jazzy.
"Deswegen denke ich ja auch, dass das Date heute Abend so wichtig ist. Gut, natürlich weiß ich, dass wir etwas füreinander empfinden, wir verliebt sind. Aber Tom sagte ja, er ist da irgendwie altmodisch, und ich glaube, das bin ich auch. Und wenn wir heute Abend im Times sind, werden wir bestimmt auch einige Leute treffen, die er oder ich kennen. Und damit wird das ganze dann erst so richtig offiziell, weißt du."​

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"Ich finde das auch", sagte Jazzy. "Weißt du, wie oft habe ich schon mit einem Jungen herumgeflirtet und ihn dann nie wieder gesehen. So ein Kuss oder ein bißchen Händchenhalten heißt nicht immer zwingend, dass man zusammen ist. Allerdings bist du da auch anders, ich glaube nicht, dass du jemanden küssen könntest, wenn du nicht wirklich was für ihn empfindest... sondern nur aus Spaß."
"Da hast du absolut recht", erwiderte Lille. "Ich bin da anders. Ich könnte Tom niemals links liegen lassen. Dafür sind wir uns viel zu nahe gekommen."
"Das liegt vielleicht daran, dass du mit ihm den richtigen gefunden hast", meinte Jazzy altklug und wirkte dabei fast wie eine alte Tante.​

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"Nun red nicht so", entgegnete Lille. "Ich bin mir sicher, dass du auch noch den passenden Deckel auf deinen Topf finden wirst. Einen Jungen, der es mit dir richtig ernst meint und mit dem du es ernst meinst. Du hast bisher einfach noch niemanden gehabt, bei dem es so richtig gefunkt hat.
Aber was Tom angeht, da hast du recht. Er bedeutet mir so wahnsinnig viel und wir verstehen uns so gut, Jazzy, das ist so wahnsinnig toll."​

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"Weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob man das nach so kurzer Zeit überhaupt schon sagen kann", meinte Lille nachdenklich. "Aber ich glaube, ich habe ihn richtig lieb, Jazzy."
"Das ist doch gut", sagte Jazzy. "Und ich freu mich für dich. Du hast auch mal ein bißchen Glück verdient. Bewahr dir das, Süße. Wer weiß, wie lange es andauert... obwohl ich natürlich hoffe, dass es ganz lange dauern wird."​

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Lille nickte und aß den letzen Rest ihres Sandwiches auf. Dann starrte sie auf die Uhr und seufzte. "Es ist noch so lange Zeit bis heute Abend! Irgendwie bewegt sich dieser blöde Zeiger nicht nach vorne,oder?"
Jazzy schaute die Uhr eindringlich an. "Also bei mir eigentlich schon. Aber vielleicht sollten wir uns ein bißchen ablenken und ein wenig in die Sonne legen. Du könntest ein bißchen Farbe gebrauchen."
"Solange ich heute Abend nicht mit Sonnenbrand auftauche", lachte Lille. "Es ist eine gute Idee, lass uns schnell abräumen und dann nach oben gehen."​

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Und so räumten die beiden Mädchen das schmutzige Geschirr beiseite und machten sich auf den Weg auf die Sonnenterrasse.​



--​

Ende Kapitel 8!​

FS folgt!​
 
Zuletzt bearbeitet:
na das ging ja schnell :) du zögerst das ergebnis der untersuchung ja ganz schön lang raus :) will wissen was sie hat. aber so bleibt man auf jeden fall an der geschichte dran. mach weiter so.

ach ja, das vorletzte bild is glaub ich zu groß.

LG Melian
 
Hey Danni! ;-)

Entschuldige meinen späten Kommi. Ich war die letzten zwei Tage so beschäftigt, dass ich gar nicht an den PC gekommen bin. Aber heute kriegst du dafür meinen Kommi auf beide Kapitel...
Also, du bist echt fies. :lol: Spannst mich hier so lange auf die Folter wegen der Ergebnisse. Boah - ich dachte, ich packe diese Spannung nicht mehr. Aber dickes Kompliment, du spielst so super mit diesem Geschehen und hältst die Spannung immer oben. Man fiebert richtig mit, kann sich so schön in alles hineindenken...ich finde, du wirst von Kapitel zu Kapitel besser! Die Gefühle der Eltern bringst du fantastisch rüber. Wie im wirklichen Leben. Die Mutter total besorgt und ängstlich, der Vater in der Rolle des "Beschützers" und "Starken". Der eher innerlich leidet und seine Frau versucht zu beruhigen.
Das Kapitel rund um Lillie und ihr erstes Date hast du ebenfalls super getroffen. Die ersten, zärtlichen Annäherungen zwischen Lillie und Tom find ich total romantisch! Er nimmt so viel Rücksicht und geht auf sie ein -herrlich. So einen Mann wünscht sich wohl jede Frau. ;) Ich bin gespannt, wie das erste Date verläuft. Die Warterei darauf wie aus dem Leben gegriffen...Kompliment! Ich kann das echt nur immer wieder sagen.
Ich hab echt Angst langsam wegen Lillie. Ich geb dem Vater recht. Sie müssen gewiss nicht einfach so zum Professor. Daher vermute ich auch etwas, dass Lillies Leben total aus den Fugen hebt.
Die Fotos super natürlich und passend zur Szene. Toll, ehrlich!
Mach so weiter!

Deine Chrissy
 
@Chrissy: Danke, danke, das ist so lieb. Ja, ich finde auch, dass das so typisch, der Mann lässt sich nichts anmerken und reicht der Frau die starke Schulter.
Tom finde ich auch süß, ich sag mal so, wenn man schon die Chance hat, einen jungen Mann zu kreiren, dann wenigsten einen, der Frauen / Mädchenherze höher schlagen lässt, gell ;-)
Mal sehen, ob Du mit Deiner Vermutung recht hast. Heute geht es ja mit dem Termin im Krankenhaus weiter, wenigstens mit dem Anfang ;-)
@Melian: Keine Bange, ihr werdet bald wissen, was mit Lille los ist, aber ein bißchen Spannung muss ja bleiben... ;-)
@pink-chicken: Vielen lieben Dank für Deinen Kommi!!!​



...​



Kapitel 9




Professor Degenbach




Während Jazzy und Lille sich zu Hause in der Sonne aalten, hatten sich Lilles Eltern auf den Weg zum Krankenhaus gemacht.
Da Lille sicher gefragt hätte, wieso sie nicht mitkommen dürfe, hatten sie sich entschlossen, ihr erst einmal nichts von dem Termin zu sagen und abzuwarten, was dabei herauskäme.​

Lille schien ihr kleines "Malheur" gottseidank nahezu vergessen und somit auch gut verkraftet zu haben und sie wollten sie nicht unnötig wieder darauf stoßen, deswegen hatten sie behauptet, nur einkaufen gegangen zu seien. Sie waren auch tatsächlich einige Stunden im Einkaufscenter gewesen, bis es Zeit war, ins Krankenhaus zu fahren.​

Dort hatte man sie an der Anmeldung direkt in Professor Degenbachs Büro geschickt, wo sie nun nervös vor dessen großem, dunklen Schreibtisch aus Massivholz saßen und warteten.​

Sie waren beide sichtlich nervös, denn alles gute Zureden und alle noch so logischen Erklärungen hatten ihnen die Sorge nicht nehmen können. Und auch Bernhard, der seine Frau vor wenigen Tagen noch so sehr zu beruhigen versucht hatte, musste zugeben, dass ihm etwas flau war und er sich nicht vollkommen erklären konnte, wieso ausgerechnet der Professor mit ihnen sprechen wollte.​

Aber um Maria nicht noch mehr zu beunruhigen, sagte er nichts und saß ruhig da, während seine Frau unruhig neben ihm saß und nervös mit den Fingern auf ihren Oberschenkeln trommelte.​

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Nach einer ewig langen Zeit, wie es ihnen schien, öffnete sich endlich die Tür und ein Herr mittleren Alters trat ein.
"Guten Tag, ich bin Professor Degenbach", stellte er sich vor und entschuldigte sich sogleich mit schuldbewusster Miene bei Maria: "Es tut mir wirklich leid, Herr und Frau Kessler, dass sie so lange warten mussten. Aber ich war noch im OP, ein schwerer Verkehrsunfall, ich konnte nicht schneller kommen..."​

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"Aber das ist doch selbstverständlich", sagte Maria schnell.​

Der Professor nahm auf der anderen Seite des schweren Schreibtisches Platz und strich sich müde durchs Haar. Dann richtete er seinen Blick auf das Ehepaar, das ihm gegenüber saß und gespannt darauf wartete, dass er ihnen mitteilte, wie es in Zukunft mit ihrer Tochter weitergehen würde. Sie wirkten beide angespannt und nervös, wer hätte ihnen das verübeln können, es ging um ihr einziges Kind.​

Ein Mädchen, nichtmal siebzehn, jung, hübsch, voller Ideen und Träume und Hoffnungen, wie viele andere in ihrem Alter.​

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... manchmal war er dieses Berufes überdrüssig.​

Gerade eben hatte er im OP um das Leben eines schwerverletzten LKW-Fahrers gekämpft. Der Mann war nicht viel älter als er selbst gewesen. Aber er hatte nichts mehr für ihn tun können, die Verletzungen waren einfach zu schwer gewesen, um sein Leben zu retten.​

Draußen auf dem Flur saß noch seine Frau - und nun Witwe - und wartete darauf, dass man ihr sagte, was mit ihrem Mann geschehen war. In wenigen Minuten würde ein Kollege zu ihr kommen und ihr die Wahrheit mitteilen...​

Der Professor seufte. Und ihn erwartete hier eine nicht minder schwere Aufgabe. Ja, manchmal war er froh, diesen massiven Schreibtisch zwischen sich und seinen Patienten oder deren Angehörigen zu haben. Wie einen Schutzwall gegen all die Trauer und das Leid, all die Emotionen, die zuviel für einen einzelnen Menschen zu sein schienen.​

... aber heute schien selbst das nichts mehr zu helfen.​

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Während er so vor sich hingrübelte, ruhten die Blicke der Kesslers angespannt auf ihm. Es dauerte eine Weile bis er aufseufzte und das Wort ergriff:
"Also, Herr und Frau Kessler, Lilles Testergebnisse liegen uns nun vor und wir haben den Grund für ihren Zusammenbruch finden können."​

Er schwieg eine Weile, ganz als warte er darauf, dass beide etwas erwiderten.​

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Um das Schweigen zu brechen, erhob Bernhard schließlich die Stimme. "Es ist doch nichts besorgniserregendes herausgekommen, Herr Professor? Wissen Sie, Lille geht es wieder sehr gut. Ich glaube, sie hat sich sogar das erste Mal so richtig verliebt, ist das nicht wunderbar?"​

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Und da der Professor nicht sofort antwortete, fügte er schnell hinzu: "Wenn es um die Kosten der Untersuchungen geht, so brauchen wir darüber nicht zu streiten. Wir übernehmen natürlich die Zusatzkosten, ich nehme an, dass Sie uns deswegen zu sich bestellt haben?"​

Der Professor blickte erstaunt auf.​

"Oh nein, nein, Herr Kessler, um die Kosten brauchen Sie sich nicht zu kümmern, die trägt Ihre Krankenversicherung voll. Ich habe Sie vielmehr wegen der Testergebnisse herkommen lassen. Wir haben alles mehrmals geprüft und auch einige Spezialisten hinzugezogen, aber alle kommen zu dem selben Ergebnis."​

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Die Kesslers schluckten, denn das klang so gar nicht nach dem, was sie sich erhofft oder vorgestellt haben. Die Ernsthaftigkeit in der Stimme des Professor jagte Maria kalte Schauer über den Rücken.
War das normal, war das die typische Mediziner-Elefantenhaut?​

"Bitte, Herr Professor", sagte sie schwach. "Egal, was Sie herausgefunden haben, sagen Sie es uns."​

Und auch Lilles Vater wurde langsam ungeduldig. Wieso redete dieser seltsame Mann die ganze Zeit so um den heißen Brei herum?
"Nun sagen Sie uns doch endlich, was mit Lille los ist", drängte er.​

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Der Professor seufzte erneut und räusperte sich. Es half alles nichts, irgendwann musste er die Wahrheit sagen. Also begann er langsam und einfühlsam zu sprechen....​


Ende Kapitel 9!​

FS folgt ...​

 
Zuletzt bearbeitet:
:eek: Boah!!!! Bist du gemein! Das ist ja mega fies, an DIESER Stelle aufzuhören. *zitter* Und wehe, du bringst wieder ein Zwischenkapitel, dann dreh ich durch. *g* Ich möchte endlich wissen, was mit Lillie los ist. Das macht mir richtig Angst...
Ich konnte diese Anspannung richtig mitfühlen und empfinden, so lebensecht und toll hast du es beschrieben. Es geht mir total unter die Haut. Sowohl in die Rolle des Arztes konnte ich mich reindenken, als auch in die Eltern. Das Zittern war direkt zu spühren. SUPER! Es wundert mich gar sehr, dass dein Thread nicht vor Kommis überläuft. Du schreibst so wunderschön und die Story ist der Hammer! *mal Werbung für dich mach*
Die Fotos sehr passend und wie immer natürlich!
Weiter so!!! Ich kanns nur immer wieder sagen. Deine FS ist eine meiner allerliebsten!
 
@Chrissy: Vielen Dank für Deinen Kommi! Keine Bange, es kommt kein Zwischenkapitel, heute erfahrt ihr, was mit Lille los ist...​

Dass so wenig Kommis da sind, macht mich schon ein bisschen traurig, ich habe auch kurz überlegt, ob ich überhaupt noch weitermachen soll, aber letztlich habe ich entschieden, dass ja nicht die Quantität sondern die Qualität zählt, ne ;-) Und deswegen geht es jezt auch weiter mit Kapitel 10, und ich hoffe auf vielleicht doch noch den ein oder anderen Kommi.​


---​


Kapitel 10



Bittere Wahrheit


"Wie Sie wissen, dachten wir zuerst an eine verschleppte Erkältung, denn Lilles Entzündungswerte gaben Grund zu dieser Annahme. Da wir aber sonst keine Anzeichen dafür fanden, mussten wir weitersuchen. Das EKG war völlig normal, Herz und Lunge völlig in Ordnung, auch alle anderen Organe wiesen in Ultraschalluntersuchungen keine Auffälligkeiten auf. Als Lille uns berichtete, dass sie ein leichtes Taubheitsgefühl in den Fingern verspürte, dachten wir an ein orthopädisches Problem, einen gereizten Nerv, einen Wirbel - soetwas kann im Ernstfall schon einmal eine Synkope herbeiführen." Er sah die erstaunten Blicke der Eltern. "Eine Ohmmacht, meine ich damit. Aber auch in diesem Bereich war alles in Ordnung, die Röntgenbilder völlig normal. Wir konnten uns immer noch nicht erklären, was zu der Ohnmacht geführt hatte. Die Taubheitsgefühle in den Händen waren weiterer Hinweis eines Schlaganfalls...".
Die Augen der Kesslers weiteten sich. "In diesem Alter?" rief Herr Kessler erstaunt.​

"Oh ja, auch in diesem Alter ist das möglich, aber auch diese Prognose war nicht zu halten. Um alles abzuklären griffen wir auf das CT zurück und dabei entdeckten wir den Grund für Lilles Ohmacht..."
Der Professor stockte. "Es tut mir wirklich leid, Herr und Frau Kessler. Wir haben die Untersuchungsergebnisse mehrmals gecheckt und überprüfen lassen..."​

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Er holte Luft. "Wir haben festgestellt, dass Lille einen Tumor hat, der für die Ohmacht und alle weiteren Symptome verantwortlich ist. Um genauer zu sein, einen Tumor im Hirn."​

Lilles Eltern zuckten zusammen als habe sie der Blitz getroffen.
"Das kann nicht sein!" rief Herr Kessler.​

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"Sie müssen sich irren, Herr Doktor!" rief Maria Kessler und sah den Professor hilflos an.​

"Es tut mir leid, Frau Kessler, aber wie ich Ihnen bereits sagte, jeder Irrtum ist ausgeschlossen. Das Ergebnis ist eindeutig und lässt keine Zweifel offen."​

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"Das müssen Sie mir erklären!" rief Lilles Vater aufgebracht und funkelte den Professor zornig an. "Zuerst suchen sie tagelang nach einer Ursache für Lilles Ohmacht und dann finden sie lange nichts und aufeinmal entdecken sie aus heiterem Himmel einen Tumor. Das kann doch gar nicht sein, das glaube ich nicht. Es ist unmöglich, dass Lille in ihrem jungen Alter Krebs hat, das habe ich ja noch nie gehört. Und überhaupt - man hört und liest ja so viel von Ärztefehlern und Irrtümern!"​

Maria schluckte und versuchte ihren Mann zu beruhigen.
"Bernhard, beruhige dich bitte und greife den Herrn Professor nicht an, er kann doch nichts dafür und versucht nur zu helfen."​

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Sie wandte sich an den Professor.​

"Bitte, Herr Professor, erklären Sie uns doch bitte, wie es sein kann, dass Lille in diesem Alter schon Krebs hat? Ich meine, sie ist doch noch so jung und hat immer gesund gelebt. Sie war fast nie krank..."​

Der Professor seufzte. "Krebs kann in jedem Alter vorkommen, Frau Kessler. Es ist leider keine Alterskrankheit, auch wenn das landläufig angenommen wird. Und ob Lille gesund oder nicht gesund gelebt hat, das hängt in solch einem Fall nicht damit zusammen."​

Er sah sie an. "Aber der Krebs ist nicht unser Problem, Frau Kessler. Hirntumore sind oftmals auch gutartig. Wir haben noch keine Probe entnommen und wissen nicht, ob der Tumor gut- oder bösartig ist."​

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Lilles Vater atmete auf. "Dann hat Lille also vielleicht gar keinen Krebs, Herr Professor? Wieso haben Sie das denn nicht gleich gesagt. Wie geht es nun weiter? Ich nehme an, Sie müssen erst herausfinden, ob der Tumor gut oder bösartig ist... es wird schwer, Lille das beizubringen, aber sie ist vernünftig, sie wird damit fertigwerden", dachte er laut vor sich hin.​

Maria warf ihrem Mann einen Seitenblick zu. Sie fühlte sich unwohl, denn der Professor antwortete nicht und sah ihn nur an.​

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"Wie hoch ist das Risiko auf einen bösartigen Tumor? Und wie geht es weiter, sobald die Ergebnisse vorliegen?" fragte Bernhard weiter.​

Der Professor seufzte noch einmal leise auf. Wie sollte er diesen Leuten nur die Fakten beibringen?
"Herr Kessler, sehen Sie", begann er langsam. "Das Problem an dem Tumor ist nicht, ob er gut- oder bösartig ist, sondern die Stelle, an der er sitzt..."​

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"Verstehen Sie, der Tumor sitzt an einer denkbar ungünstigen Stelle. Und auch ohne eine Gewebeprobe kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass er nicht gutartig zu sein scheint, denn er wächst laut unseren Ergebnissen rapide. Er breitet sich rasant aus..."​

Er griff sich in den Nacken, Kopfschmerzen machten sich bei ihm breit.​

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"Und sind leider die Hände gebunden", schloss er seine Rede schließlich.​
 
"Aber Herr Professor", stammelte Lilles Mutter. "Man kann den Tumor doch sicher herausoperieren? Oder eine Chemotherapie machen oder was auch immer? Was würde das für Lille bedeuten? Würde sie schlechter in der Schule werden? Oder Medikamente einnehmen müssen?"​

Sie schluckte. "Oder... ist das Problem etwa, dass sich der Krebs ausbreiten könnte... wie nennt man das... Metastasen bilden?"
Besorgt sah sie den Professor an.​

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"Nein, Frau Kessler... Sie verstehen nicht. Unser Problem ist nicht der Krebs, falls es sich um solch einen handelt. Der Tumor liegt an einer denkbar ungünstigen Stelle. Er ist völlig inoperabel.​

Wir haben sofort als wir uns über das Ergebnis sicher waren Kontakt zu einem Spezialisten in New York aufgenommen - eine Korifee auf seinem Gebiet... aber selbst er lehnt es ab, diese Operation durchzuführen.​

Selbst wenn wir den Tumor entfernten, würden wir wichtige Stellen in Lilles Gehirn verletzen. Sie würde die Operation vermutlich gar nicht überleben, und selbst wenn, wäre sie schwerstbehindert. Aber diese Frage stellt sich nicht, denn kein Hirnchirurg wäre bereit, diese OP zu wagen, weil die Erfolgs - oder vielmehr Überlebenschancen ersterbend gering sind."​

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Der Professor sah Lilles Eltern lange an, aber die beiden schienen nicht wirklich zu begreifen, was er da sprach.​

Er schluckte. "Bitte begreifen Sie, was ich Ihnen hier zu sagen versuche. Der Tumor in Lilles Hirn breitet sich rasant aus und bald wird er lebenswichtige Funktionen Ihres Gehirns beeinträchtigen und dann schließlich lahmlegen.... das bedeutet..."​

Er senkte den Kopf. "Das bedeutet, das Lille... sterben wird."​

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Für einen Moment herrschte tödliche Stille im Raum. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Von draußen tönten wie abgedämpft Schritte und leise Stimmen durch die dunkle Holztür.​

Und ein Vogel zwitscherte irgendwo ein unbekümmertes Lied.​

"Sie wird... sterben?" flüsterte Maria schließlich. "Nein... nein... Professor, das... das kann nicht sein. Sie - sie müssen sich irren, jawohl, das ist es, Sie haben sich geirrt. Wir ... wir müssen eine Zweitmeinung einholen, einen zweiten Arzt befragen... in ein anderes Krankenhaus gehen mit Lille..."​

Nocheinmal erklärte ihr der Professor sanft und behutsam, wie es um Lille stand, dass sie die Diagnose mehrmals sorgfälig geprüft, mehrere Spezialisten hinzugezogen hatten. Er zeigte ihr sogar das Schreiben des New Yorker Hirnchirurgen, der erklärte, dass er die OP aufgrund der geringen Erfolgschancen nicht für durchführbar hielt.​

Als sie immer noch nicht glauben wollte, nahm er sogar den Hörer in die Hand und rief den New Yorker Arzt an und stellte den Lautsprecher an. Er wies auf dem CT-Bild die unscheinbare weiße Stelle, sie hörten den New Yorker Arzt Begriffe wie "Astrocytom, Grade Four, no Operation possible" in den Hörer quäken, aber sie begriffen immer noch nicht, was geschah.​

Als der Professor wieder aufgelegt hatte, sah er sie eine Weile nur mitfühlend an. Dann wiederholte er mit fester Stimme.​

"Es tut mir wirklich leid, Herr und Frau Kessler. Aber Lille wird sterben. Es besteht kein Zweifel."​

Allmählich sickerten die Worte in Marias und Bernhards Bewusstsein und plötzlich sprang Maria auf und begann zu schluchzen. Bernhard warf ihr einen hilflosen Blick zu und spürte, wie es auch um seine Fassung geschehen war. Er sprang ebenfalls auf, schlug die Hände vors Gesicht und rief: "Warum Lille?"​

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Der Professor saß still da und ließ beiden eine Weile Zeit, sich zu fassen. Er wusste, dass kein Wort und keine Geste mehr hilfreich gewesen wäre.​

Maria beruhigte sich als erste von beiden wieder. Während Bernhard noch schluchzte, stammelte sie hinter vors Gesicht geschlagenen Händen leise:
"Herr Professor.. wie... wie lange hat Lille noch?"​

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Der Professor schluckte erneut und wartete, bis Bernhard sich ein wenig gefasst hatte und beide sich matt auf die Stühle hatten sinken lassen.​

"Nun... ich kann es nicht mit Gewissheit sagen... es kommt auf das Wachstum des Tumors an..."​

"Wie lange?" fragte Maria erneut tonlos und stechend.​

"Nun ja... wenn wir die Ergebnisse der beiden CT-Aufnahmen vergleichen... ich nehme an... einen Monat, vielleicht zwei. Länger auf keinen Fall."​

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"Einen Monat...", stammelte Maria. Dann herrschte wieder tödliches Schweigen im Zimmer.​

Nach einer kleinen Weile beugte sich der Professor nach vorne und sah Maria und Bernhard ernst an​
 
"Sie sollten nun überlegen, ob Sie es Lille sagen wollen oder nicht. Beides hat Vor- und Nachteile. Lille ist alt genug, um es zu erfahren, sicher. Auf der anderen Seite könnten Sie sie ihren letzten Monat so normal wie möglich leben lassen. Mit Medikamenten können wir sicherstellen, dass sie möglichst beschwerdefrei sein wird."​

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Maria starrte einen Moment wie betäubt ins Leere, dann sagte sie entschlossen. "Nein, wir werden es ihr sagen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihr nicht die Chance gegeben hätte, in ihren letzten vier Wochen das zu tun, was sie sich wünscht. Sie soll die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wie sie ihre letzten Tage verbringen soll..."​

Ihre eigenen Worte schienen sie zu zerreissen und sie schluckte schwer. Bernhard nickte nur wortlos.​

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"Wird sie Schmerzen haben?" fragte Maria und sah den Professor an.​

"Nein, ich denke nicht", erwiderte der Professor. "Es wird ihr öfter schwindelig werden und die Kopfschmerzen werden auch öfters kommen als bisher. Eventuell stellen sich Taubheitsgefühle ein, auch Übelkeit kann aufkommen. Es ist schwer zu sagen, wie sich die Symptome entwickeln, aber wir haben medikamentös einige Möglichkeiten, Lille das Leben so beschwerdefrei wie möglich zu machen..."​

Er griff in eine seiner Schreibtisch-Schubladen und holte ein kleines Döschen mit Pillen hervor. "Diese Pillen sollte sie 2mal täglich nehmen. Sie verhindern vor allem, dass sie zu krampfen beginnt, werden aber auch alle anderen Symptome hoffentlich soweit als möglich im Zaum halten können. Sollten die Beschwerden zu stark werden, können Sie uns anrufen und in die Klinik kommen, wir können dann operativ versuchen, den Druck im Hirn zu mindern und ihr etwas Erleichterung zu verschaffen. Ich hoffe aber, dass ihr diese Prozedur erspart bleiben wird, denn sie ist nicht sehr angenehm und nur von kurzer Dauer hilfreich... wenn Lille nicht möchte, muss sie nicht in die Klinik kommen, auch nicht untersucht werden. Und... Sie sollten es ihr so schnell als möglich sagen, wenn Sie sich dazu entschlossen haben... denn jede Minute zählt."​

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Er schluckte. "Und wenn Sie beiden Hilfe brauchen... dann scheuen Sie nicht, uns anzurufen. Wir können Ihnen die Adressen von Beratern und Betreuern und Selbsthilfegruppen geben. Wir werden versuchen, Ihnen allen in dieser schweren Situation so gut es geht zu helfen."​

Maria nickte. "Vielen Dank, Herr Professor." Sie warf Bernhard einen Blick zu. Er nickte. "Ja, Herr Professor", sagte er mit müder Stimme. "Vielen Dank für Ihr Mitgefühl."
"Gibt es sonst noch etwas zu beachten?" fragte Maria.
Der Professor schüttelte den Kopf.
Maria nickte erneut und erhob sich mit zitternden Knien. Auch Bernhard stand auf. Wortlos reichten beide dem Professor die Hände zum Abschied und verließen langsam sein Zimmer.​

Als sich die Tür hinter beiden geschlossen hatte, saß der Professor noch eine Weile still hinter seinem Schreibtisch. Er fühlte sich leer und hilflos. Müde rieb er sich über die Augen.​

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Draußen hörte er die dumpfe Stimme seines Kollegens, der mit der Witwe des Lkw-Fahrers sprach. Wieviel Zeit war vergangen, seit er sein Büro betreten hatte? Er wusste es nicht.
Es war still, bis das Schluchzen der Witwe von draußen an sein Ohr drang. Und dazwischen hörte er das wilde Kreischen eines Neugeborenen aus dem Kreißsaal durch die Gänge schwirren.​


Ende Kapitel 10.​

FS folgt....​
 
:schnief: :schnief: :schnief: :schnief: :schnief:
Danni, ich kann dir sagen....ich habe echt geweint, so sehr hab ich da mitgefühlt. Es war einfach wahnsinnig bewegend und hat mich so bewegt...ich bin dir immens dankbar, dass du diese Story nicht abbrichst. Glaub mir, egal wieviele Leser du hast....mich verlierst du nie. Es ist irgendwo etwas Besonderes, was du da tust. Du hast verdammt viel Talent zum Schreiben und berührst mich auf wundersame Weise. Egal, wer liest...lass dir die Lust an der Story nicht nehmen!
Ich weiss nicht, was ich sagen soll....arme Lillie! Insgeheim hab ich so etwas befürchtet. Aber das es ein Tumor ist??? Die Eltern tun mir so entsetzlich leid. Ich kann ihre Verzweiflung nachvollziehen, weil ich selbst mal in einer ähnlichen Situation war. Und ich wusste auch, es gibt keine Heilung und keine Hilfe. Wie verabschiedet man sich? Wie geht man mit diesem Wissen um, dass jemand sterben muss? Es gibt überhaupt keinen vernünftigen Weg. Es gibt nur immer die Hoffnung im Herzen, die alles überstehen kann.
Ich hoffe für die Eltern, sie haben genug Kraft das durchzustehen. Lillie ist ein starkes Mädchen. Ich kann mir vorstellen, sie geht damit anders um als von allen erwartet. Gerade jetzt, wo sie doch so glücklich ist...

Bewegend, gefühlvoll, Gänsehaut pur....Wahnsinn! Die Fotos sind einfach irre gut geworden!
Mach so weiter!

Dein treuer Fan
Chrissy
 
das ist ja sooo traurig :( und meine befürchtung hat sich erfüllt. bitte nicht aufhören zu schreiben. die story ist so toll.
tut mir auch leid, dass ich erst jetzt wieder schreibe. aber ich war eine woche nicht zu hause, weil ich mich um meine frisch operierte ma kümmern musste. aber jez bin ich ja wieder da, also schreib schnell weiter ;)

LG Melian
 
@Chrissy: Vielen lieben Dank für Dein Lob und Deine Ermunterung! Ja, es ist furchtbar... ich weiß nicht, wie man mit sowas umgehen soll, kann, würde...... verdrängen, dagegen ankämpfen, resignieren??
Dass Du in einer ähnlichen Situation warst, finde ich berührend, aber auch schlimm. Gottseidank ist es mir bisher noch nie so gegangen und ich bete, dass es niemals so sein wird... denn ich weiß auch nicht, wie ich es verkraften und mich verhalten sollte....
@Melian: Danke für deinen lieben Kommi!​


Es geht heute weiter!​


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Kapitel 11

Vorbereitungen


Zu Hause lagen Jazzy und Lille nichtsahnend auf der Terrasse und ließen sich die Bäuche von der Sonne bräunen.​

Die Vögel zwitscherten, der Himmel war knallblau, es wehte ein sachtes Lüftchen ... es war ein einfach herrlicher Sommertag und beide genossen es, unbeschwert und glücklich draußen zu liegen und gemeinsam die Vorfreude auf den kommenden Abend zu teilen.​

"Sag mal, Lille, wann holt Tom dich eigentlich ab?" frage Jazzy nach einer Weile.
"Tut er nicht. Er hat gestern Abend nochmal angerufen, dass er seinem Vater noch helfen muss, deswegen treffen wir uns direkt am ´Times´, das spart Zeit. Ich nehme den Bus um halb acht, um acht wollen wir uns treffen."​

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Jazzy nickte und streckte den Kopf wieder Richtung Sonne. Nach einer Weile seufzte sie und sagte. "Echt, du hast es gut. Ich würde auch gerne so einen Traumprinzen treffen wie Du. Und der ist Tom ja ganz offensichtlich für dich. " Sie grinste und Lille grinste schulterzuckend zurück.
"Obwohl...", sagte Jazzy langsam. "Ich könnte mir ja durchaus jemanden vorstellen, der das für mich sein könnte."
Und sie schloß verträumt die Augen.​

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Lille horchte auf.
"Wie? Was sagst du da?"
"Ach nichts", wich Jazzy aus.
"Ich hab es ganz genau gehört, meine Liebe", meinte Lille und sah sie streng an. "Wer sollte dieser etwaige Traumprinz denn sein?"
"Das war ja klar, dass du Naseweis das wissen willst."
"Na hör mal, ich bin immerhin deine beste Freundin, ich sollte über solche Dinge als erste informiert werden, oder etwa nicht?"
"Ja, das ist ja schon richtig, grundlegend jedenfalls. Aber erstens ist das bis jetzt nur eine meiner üblichen Spinnereien und zweitens geht es heute um dich und dein großes Date und nicht um mich. Ich erzähl es dir gerne mal wannanders, aber nicht heute, ok?"
"Aber du kommst mir nicht davon. Ich will alles haarklein wissen", sagte Lille und sah sie an​

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"Ja, natürlich", sagte Jazzy und warf einen Blick auf die Uhr. "Aber nun sollten wir dich mal ausstaffieren, es ist schon halb sechs und ich muss um sieben Uhr zu Hause sein, weil es dann Abendbrot bei uns gibt. Also lass uns lieber mal runter gehen."​

Obwohl Lille Jazzy gerne weiter über den "Traumprinzen" ausgequetscht hätte, sah sie ein, dass sie heute wohl nichts mehr aus ihrer Freundin herauslocken konnte und dazu auch nicht mehr viel Zeit geblieben wäre.​

Also gingen beide nach unten in Lilles Zimmer, wo diese einen echten Umzieh-Marathon hinlegte. Egal, was sie aus ihrem Kleiderschrank holte und anzog, an allem schien Jazzy etwas auszusetzen haben.
Nach etlichen ausgetauschten Garderoben öffnete Lille ein weiteresmal ihren Schrank und stöhnte:
"Langsam weiß ich echt nicht mehr, was ich noch anziehen soll, Jazzy! Viel bleibt jedenfalls nicht mehr übrig!"​

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"Aber das war bis jetzt alles nur Käse", meinte Jazzy unbarmherzig, während Lille einen Rock und ein gestreiftes Oberteil überzog.
"Was ist damit? Das hab ich ganz gerne an....", begann Lille, doch Jazzy verzog das Gesicht und rief: "Um Gottes Willen, das geht ja mal gar nicht!!"​

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"Jazzy, du machst mich noch irre. Ich probiere hier jetzt schon fast eine Stunde Klamotte um Klamotte an. Ich wusste gar nicht, dass du den Großteil meines Kleiderschrankes so furchtbar findest."
"Das tu ich doch gar nicht", erwiderte Jazzy. "An und für sich ist das alles doch ganz ok, aber es soll ja schließlich mehr sein, es ist heute doch DAS große Date, wie du mir selbst gesagt hast. Was im Alltag hübsch ist, reicht da einfach nicht. Du musst was anziehen, was sexy ist, aber nicht zu heavy. Etwas natürliches, was doch Pfiff hat... das hier ist viel zu brav, es macht dich blaß und du siehst langweilig darin aus. Hast du nicht irgendetwas pfiffigeres, ausgefalleneres, was aber doch nicht abgehoben wirkt?"​
 
Lille dachte nach. "Hm, ich habe mir neulich im ´Trends´so einen neuen Fummel mitgenommen, aber bisher noch nie angezogen."​

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"Das wäre vielleicht was, der Laden hat immer ganz gute Sachen", meinte Jazzy gnädig, während Lille sich auf die Suche nach der neuen Klamotte machte.​

Lille zog das schwarze, bedruckte Shirt über den Kopf und quetschte sich in die hautenge Hüftjeans. Dann zog sie noch ein paar zum Shirt passende Armbänder an und präsentiere ihr Outfit dann der wartenden Jazzy.​

"Das ist es!" rief Jazzy vergnügt und klatschte in die Hände. "Das ist richtig sexy und ein bißchen ausgefallen, aber auch nicht abgehoben! Es steht dir richtig gut! Das und nichts anderes!"
Lille seufzte erleichtert auf. "Ja, Gott sei Lob und Dank! Ich dachte wirklich schon, ich müsste nackt gehen!"​

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"Wäre vielleicht gar nicht so übel, die Idee. Aber bleib doch besser bei diesen Sachen hier", lachte Jazzy. "Und jetzt lass uns ins Bad gehen, damit du dein MakeUp machst, es ist schon nach halb sieben, ich muss bald los!"​

Rasch gingen sie hinüber ins Badezimmer, wo Lille sich vor den Spiegel stellte und ratlos sagte: "Was soll ich nur mit meinen Haaren machen, Jazzy? Was meinst du? Sie hochstecken, flechten oder einen Pferdeschwanz? Oder ganz auflassen?"​

"Lass sie doch einfach so wie sie sind, das magst du doch so gerne und es steht dir auch am besten", meinte Jazzy schlicht.​

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Lille nickte und begann sich zu schminken. Nachdem sie fertig war, warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel.
"Und? Meinst du, das geht so?"​

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"Dreh dich mal um", meinte Jazzy und während Lille grinste vor dem Spiegel hin und herposte, sagte sie : "Du siehst echt gut aus, Tom wird Augen machen."
"Wirklich, meinst du?" fragte Lille aufgeregt.​

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"Aber logisch."
Draußen hörte man die Haustür in Schloß fallen.
"Oh, meine Eltern sind wohl wieder da", meinte Lille. "Hab mich auch schon gewundert, wo die so lange bleiben."
"Also, Lille, ich muss nun auch los, es ist schon fast sieben", sagte Jazzy schnell.
"Mann, ich bin so nervös", stöhnte Lille.
"Ach, was, das brauchst du doch gar nicht zu sein", beruhigte sie Jazzy grinsend. "Ich meine, du hast Tom doch schon so gut wie an der Angel, es KANN doch gar nichts mehr schiefgehen. Wenn dieses Date heute Abend nicht gut läuft und das mit euch zwei nicht klappt, dann fresse ich einen Besen!"​

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Lille lachte.
"Na, das will ich ja nun nicht verantworten müssen! Danke für deine Hilfe, Jazzy!"
"Ruf mich morgen an, ja? Ich will alles haarklein wissen!" sagte Jazzy und umarmte Lille zum Abschied.
"Mach ich auf jeden Fall!" versprach Lille und hatte Schmetterlinge im Bauch, als sie an die kommenden Stunden dachte.
"Und du schuldest mir ja auch noch eine Antwort!" lachte sie. "So leicht kommst du mir nicht davon."​

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Jazzy lachte ebenfalls und gemeinsam verließen sie das Badezimmer. "Du kannst echt hartnäckig sein. Aber jetzt konzentrier dich nur auf heute Abend - es ist DEIN großer Abend! Ich wünsch dir viel, viel Spaß! Bis morgen dann!"
Und während Lille in ihr Zimmer ging, fiel die Haustür hinter Jazzy ins Schloß.​



Ende Kapitel 11​

FS folgt​
 
Wow!!! Du bringst in diesem Kapitel mal wieder super gut die Gefühle wider! Es drückt wunderschön aus, wie man sich in Lillys Situation fühlt. Vor dem ersten grossen Date....das alles entscheiden kann! Und die Unsicherheit, wenn es um Klamotten, Schminke, etc. geht. Da muss wohl jede junge Frau mal durch.
Gleichzeitig zittert man aber jedesmal, weil man daran denkt was Lilly noch nicht weiss....das sie nicht mehr lange zu leben hat. Ich bin echt gespannt, wie sie das auffasst und wie Tom erst reagieren wird...hält er zu ihr? Kann er damit umgehen? Oder ist für beide alles aus, bevor es angefangen hat?
Du schreibst so traumhaft schön und ich begreife gar nicht, warum du hier nicht mehr Leser hat. Im blauen Forum, hab ich gesehen, hast du schon ein paar mehr. Kunstbanausen sind das hier. :lol:;)
Im Ernst - ich freu mich das du weiter schreibst. Damit machst du mir eine grosse Freude. Deine FS gehört mittlerweile zu meinen Top 3! :hallo:
Wie immer, ausdrucksstarker Text, tiefgehend und ansprechend. Schöne, natürliche Fotos!


Grüssle
Chrissy
 
@Chrissy: Vielen lieben Dank, meine Süße *knutsch*



Kapitel 12

Leben und Tod


Es war erst sieben Uhr und Lille wusste nicht recht, was mit sich anfangen. Der Bus ging erst um halb acht, sie hatte noch gute 20 Minuten Zeit, bis sie sich auf den Weg zur Haltestelle machen musste, die nur ein paar Meter von ihrer Haustür entfernt lag.

Um sich abzulenken, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und blätterte gedankenversunken in einer Mädchenzeitschrift hin und her, ohne sich recht auf den Inhalt der Artikel konzentrieren zu können. Ihr Körper kribbelte von oben bis unten, unbändige Freude und Nervosität schien sie wie elektrisch aufgeladen zu haben.

Da riss sie das Klopfen an ihrer Tür aus ihren Gedanken und auf ihr "Komm rein!" trat ihre Mutter ins Zimmer und sah sie an.

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Lille sah von ihrer Zeitschrift auf. "Hei Mama, ihr ward lange weg, du und Papa. War`s schön beim Einkaufen, habt ihr alles bekommen?"

Lilles Mutter sah sie einen Moment zerstreut an, als verstünde sie gar nicht recht, was ihre Tochter da sagte. Dann nickte sie nur und antwortete: "Ja, ja... Lille... wir... wir müssen dich dringend sprechen."

Lille legte die Zeitschrift beiseite und stand auf. "Ach Mama, sei mir nicht böse, aber das ist gerade ganz schlecht. Du hast es doch nicht etwa vergessen, oder, Mama? In einer knappen Stunde treffe ich mich doch mit Tom, mein Bus geht gleich."

Sie strahlte ihre Mutter über das ganze Gesicht an. "Ich bin wahnsinnig aufgeregt, Mama."

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Maria schluckte. Dass Lille auf ihr Date gehen wollte, hatte sie völlig vergessen. Einen Moment stand sie da und zögerte und betrachtete ihre Tochter eingehend. Sie sah so glücklich aus. Maria wurde unsicher. Sollte sie ihr den Abend mit Tom nicht noch gönnen? Wäre es nicht auch früh genug, ihr die schreckliche Nachricht morgen früh zu sagen?

Sie war ratlos und einen Moment schien der Boden unter ihren Füßen zu weichen und sie musste tief durchatmen, um nicht dem unabweichlichen Drang, sich zu setzen, nachzugehen.

Lille sah sie immer noch lächelnd an, schien völlig in sich versunken. Maria schüttelte energisch den Kopf. Nein, sie würden es ihr jetzt sagen, so wie sie es sich vorgenommen hatten. Lille würde es ihnen vielleicht nie verzeihen, wenn sie erfahren würde, dass sie es bereits an diesem Abend gewusst hatten und ihr verschwiegen. Sie sollte selbst entscheiden, wie ihr Leben nun weiterginge, diese Abmachung hatten sie und ihr Mann direkt nach dem Gespräch mit dem Professor getroffen.

... und schließlich gehörte auch dieses Date zu ihrem Leben.

"Nein, Lille, es muss jetzt sein", sagte sie darum mit fester Stimme. "Du kannst später noch zu deinem Date gehen.... wenn du das möchtest. Du brauchst auch nicht den Bus zu nehmen, ich fahre dich dann dorthin."

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Lille wollte etwas erwidern, doch Maria sagte ungewohnt scharf und knapp: "Komm bitte mit ins Wohnzimmer."

Lille sah ihr verwundert nach. Was war denn jetzt los? Hatte sie etwa irgendetwas ausgefressen? Sie dachte scharf nach, konnte sich aber nichts vorstellen. Sie schluckte. Hoffentlich kamen ihre Eltern nicht auf die Idee, ihr das Date doch noch zu verbieten. Das wäre ja eine Katastrophe. Aber warum sollten sie das? Es bestand dazu doch keinerlei Veranlassung.

Da all die Grübelei nichts brachte und sie ihre Eltern nicht warten lassen wollte, folgte Lille ihrer Mutter schnell ins Wohnzimmer.

Ihr Vater saß bereits auf der Couch. Er wirkte irgendwie älter als sonst und ließ die Schultern hängen, sah sie kaum an, als sie herantrat und sich in den gemütlichen blauen Ledersessel sinken ließ. Maria setzte sich neben ihren Mann und atmete tief durch.

"Was ist denn mit euch los, ihr seht ja aus, als ob ihr Geist gesehen hättet", bemerkte Lille und lachte leise. Doch ihre Eltern sahen nur ernst und bedrückt zu Boden. Lille schluckte und bemerkte, dass ihre Mutter zitterte.

"Was ist denn los?" fragte Lille und wurde ernst. "Was wollt ihr mir sagen?"

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Ihr Vater sah hilflos auf, machte den Mund auf, schüttelte dann kraftlos den Kopf und schwieg weiter, während er seiner Frau einen schwachen Blick zuwarf.

Lille beschlich ein seltsames Gefühl. Es kroch von unten die Füße herauf, durch die Waden, bis es schließlich in ihrem Bauch ankam und dort auf das warme Kribbeln der Vorfreude traf und diese wie mit einer Schlinge zu packen schien, um das Gebiet für sich einzunehmen.

Lille schluckte und versuchte, die Kälte, die sie mit einemmal empfand, abzuschütteln. Sie sah ihre Eltern an, wie sie beide dasaßen, blaß und schweigsam.

"Nun sagt doch schon", sagte sie langsam. "Was ist denn los? Ist etwas passiert?" Ihr fuhr ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. "Es ist doch niemanden etwas zugestoßen, oder? Ist jemand von euch beiden krank?"

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Lilles Mutter schüttelte den Kopf und sagte schwach: "Hör zu, Lille. Wir waren heute nicht einkaufen, nicht nur... wir waren im Krankenhaus. Weißt Du, Deine Testergebnisse lagen vor und der Professor hat uns zum Gespräch zu sich bestellt... deswegen waren wir auch so lange unterwegs..."

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Lille merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, aber diesmal nicht aus kribbeliger Vorfreude, sondern aus einer wilden, nicht benennbaren Angst heraus.

Sie schluckte erneut, aber ihr Mund war mit einem Schlag sehr trocken. Wieso sahen beide Eltern so ernst aus, wieso lächelten sie nicht? Und was hatte das mit dem blöden Krankenhaus auf sich?

Ihr ging es doch schon lange wieder gut. Sie war wieder völlig gesund. Es konnte doch nichts schlimmes im Krankenhaus herausgekommen sein... oder...?

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Lille sah ihre Mutter an, doch diese senkte erneut den Blick.
Was war hier nur los?

Lilles Mutter schluckte. "Lille... die Ergebnisse... es ist so... du... du hast einen Tumor, Lille", stieß sie hervor und redete sofort hastig weiter: "Einen Tumor im Kopf, Lille. Und - man kann nichts dagegen tun. Keine Operation, keine Medikamente, es ist aussichtlos, sagen die Ärzte. Wir... wir haben alles versucht, aber es besteht keine Chance mehr, sagt der Professor. Der Tumor wächst weiter und... und..."

Ihr versagte die Stimme und sie schlug die Hände vors Gesicht.

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Lille durchfuhr es heiß. Sie versucht die Worte zu verstehen und stotterte: "Ein Tumor? In meinem Kopf? Was soll das bedeuten? Ich meine... ich... ich bin doch gesund, ich fühle mich doch ganz gut."

Doch ihre Eltern sahen sie nur bekümmert an. "Ein Tumor", stotterte Lille weiter. "Aber... man... man muss doch irgendetwas machen können dagegen, oder? Mama? Papa? Man - muss doch was machen können??"

Sie sah ihre Eltern hilflos an.

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Doch ihr Vater schüttelte nur den Kopf.

Lille spürte, wie ihre Handinnenflächen kaltschweissig feucht wurden. Sie schluckte immer wieder, ihr Hals war so verdammt trocken und tat weh, als schnüre ihr irgendetwas die Kehle zu.

Sie suchte in den Gesichtern ihrer Eltern nach einer Antwort, nach einem aufmunternden Blick, einem Lächeln. Sie wartete darauf, dass einer von beiden sagen würde: Mach Dir keine Sorgen, mein Mädchen, wir schaffen das, wir kriegen das schon wieder hin, das wird alles wieder werden.

... doch sie fand nur Verzweiflung und Angst in den Augen ihrer Eltern und fühlte sich, als habe man ihr den Boden unter den Füßen genommen.

Die verwirrte Verzweiflung wandelte sich mit einemmal in Wut und Lille rief aufgebracht. "Wieso sitzt ihr beiden denn nur da und schweigt vor euch hin? Nun sagt mir doch endlich, was mit mir los ist!"

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"Lille", sagte ihr Vater mit einer so schwachen, gebrochenen Stimme, dass es ihr eiskalte Schauer über den Rücken jagte. "Du wirst sterben, Lille."

Lille sah ihn einen Moment entgeistert an. Was hatte er da gesagt?? Sie musste sich wirklich verhört haben. Irritiert sah sie ihre Mutter an.

"Was?" stammelte sie. "Das... kann nicht sein."

"Oh, Lille", flüsterte ihre Mutter mit zittriger Stimme. "Es ist wahr, Lille, es ist wahr, es ist so furchtbar, aber es ist die Wahrheit. Der Tumor - er wächst und wächst... und keiner kann ihn aufhalten, er ist zu groß, um operiert zu werden oder von Medikamenten beeinflusst werden zu können... wir können alle nichts dagegen tun... oh mein Gott, es ist so schrecklich..."

Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen.

Lille saß da und ihre Hände krampften sich um die hölzernen Lehnen des Sessels. Langsam, wie schwer tropfender Teer, sickerten die drei Worte in ihr Bewusstsein, die so abstrakt und furchtbar waren, dass sie eine endlose Zeit brauchten, um in ihr Verständnis zu gelangen:

"Ich werde sterben..."

Lille sprang auf und schlug die Hände vors Gesicht. Auch ihre Eltern hatten zu weinen begonnen.

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Eine Weile war es still im Zimmer und jeder von ihnen gab sich seinem Entsetzen und seiner Trauer alleine hin.

Nach einer unbenennbaren Zeit straffte sich Lilles Oberkörper, sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte leise. "Du sagst, ich werde sterben- aber wann? Wie... wie lange habe ich noch?"

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Ihre Mutter atmete tief durch. "Die Ärzte ... sie sagen... sie wissen es natürlich nicht genau... aber sie glauben... ein oder zwei Monate, Lille."

Lille schluckte. Ein oder zwei Monate...

"Einen Monat?" flüsterte sie. "Einen Monat, vielleicht auch zwei? Aber... ich bin doch nicht einmal siebzehn... ich meine... ich hatte doch noch so vieles vor... und... und nun? Was nun?"

Sie vergrub die Hände im Gesicht. "Was soll ich jetzt nur machen?"

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Maria sprang auf und zog Lille in ihre Arme. "Oh mein Kind, mein Kind... ich wünschte, ich könnte dir helfen, ich wünschte, ich könnte es abwenden... es ist so schrecklich, Lille..."

Lille hielt ihre Mutter eine Weile ganz fest und weinte leise vor sich hin. Es war still im Zimmer. Es schien überall ganz still geworden zu sein.

Mit einemmal wurde die Stille durchbrochen. Die alte Standuhr an der Wand schlug achtmal, laut und metallern hallten die Schläge durch den Raum. Lille sah auf und löste sich schweigend aus der Umarmung ihrer Mutter.

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Sie senkte den Kopf, nickte und ging langsam, wie schlafwandelnd zurück in ihr Zimmer, ließ die Tür leise ins Schloss schnappen und sah sich um...



Ende Kapitel 12.


Fs folgt.
 
Kapitel 13

Entscheidung aus Liebe



Es roch so wie immer. Es sah so aus wie immer.
Ihre Bettwäsche, farbig, knallbunt, fröhlich, jung. Wie ein Symbol für das Leben und die Freude daran. Wieso war ihr das nie vorher aufgefallen? Fast wie ein Affont wirkte sie, diese bunte, fröhliche Bettwäsche. Sie schien sie auszulachen, sie zu verhöhnen ob der Freude, die sich im Leben versteckte und die mit einemmal erloschen war.

Ihr Lieblingssänger schaute ihr genauso verführerisch in die Augen wie immer, wie seit jenem Tag, als sie das riesige Poster quietschend vor Freude im Laden gefunden und gerahmt hatte. Stundenlang hatte sie ihrem Vater in den Ohren gelegen, bis er es endlich an der Wand justiert hatte.
Er sah sie an, als sei nichts geschehen.

Die Zeitschrift lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch, ein Artikel sprang ihr ins Auge "Teste Deine Romantik in 10 Schritten".
Der Stuhl war einige Zentimeter nach hinten geschoben.

Wieviel Zeit war vergangen, seit sie dieses Zimmer verlassen hatte? Jahre? Jahrzehnte? Oder eine ganze Ewigkeit? Sie konnte es nicht sagen.

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Als sie hinausgegangen war, lag ihr Leben noch vor ihr, gleich einem unergründlichen, bunten Band aus Freude und Lebendigkeit. Sie hatte Träume gehabt und Sehnsüchte, Wünsche und Pläne... und nun...

Lille schluckte gegen den schmerzhaften Kloß an, der sich in ihrem Hals breit machte. Sie wollte nicht noch einmal weinen. Es war so nutzlos, jede Träne so sinnlos, denn sie würde nichts ändern, nichts mehr helfen.

Lille stand wie angewurzelt vor ihrem Bett. Sie konnte nichts denken, nichts fühlen, nur drei Worte schwebten in ihrem Kopf ohne Ablass. "Ich werde sterben."
... hatte sie sich jemals mit dem Tod beschäftigt? Sterben - das war etwas für alte Leute.

Klar, ihr Hamster war mal gestorben und immer mal wieder einige Fische im Aquarium. Und Oma vor einigen Jahren... aber sterben... das war so surreal, es gehörte nicht zum Leben, nicht zu ihrem Leben.

Und mit einemmal war ihr der Tod näher als das Leben selbst.

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Sie sah an sich hinunter. Das neue T-Shirt, die engen Jeans. Sie war jung, hübsch, sexy... Es konnte doch nicht sein, dass da etwas in ihr lauerte, dass ihr nach dem Leben trachtete, das war vollkommen undenkbar... und doch die Wahrheit.

Ihr Blick fiel auf die bunten Armbänder, die sich um ihre Handgelenke schmiegten und sie musste an Jazzy denken und wie sie vorhin begeistert in die Hände geklatscht hatte. Wieviel Zeit schien seitdem vergangen - Lichtjahre...

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Sie schlug erneut die Hände vors Gesicht. Wieso ich, wieso muss mir so etwas passieren? dachte sie.

Sie wünschte sich zurück zu diesem Augenblick, zurück zu den Stunden am Nachmittag, als sie mit Jazzy auf der Terrasse in der Sonne gelegen und gelacht und gescherzt hatte.
Es war so warm gewesen und hell. Nun war die Nacht hereingebrochen und Lille fröstelte.

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Sie wollte wieder zurück zu diesem Moment, sich frei und glücklich fühlen und nur über das große Date mit Tom nachdenken....

TOM!

Lille erschrak. Sie hatte ihn völlig vergessen, das Date völlig vergessen. Mit einemmal war alles so unwichtig geworden, so irreal, völlig der Wahrheit und Wirklichkeit enthoben. Alles um sie herum betäubt, in Watte gepackt.

Aber nun schien sich der Nebel zu lichten und Toms Bild tauchte ihr vor Augen auf. Es war bereits weit nach acht Uhr und gerade in diesem Augenblick würde er wohl vorm "Times" stehen und sehnsüchtig auf Lille warten.

"Oh Tom", flüsterte Lille leise. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie war völlig außerstande, zu diesem Date zu gehen... obwohl sie sich genau jetzt mehr denn je nach Tom sehnte....

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Vor ihrem inneren Auge tauchte Toms Bild auf, sein Lächeln und seine sanften Augen, in denen sie zu versinken schien.

"Oh Tom, ich hab dich so lieb", flüsterte sie. Nie hatte sie so klar empfunden wie in diesem Moment, ihr ganzer Körper schien wie von diesem warmen Gefühl der Liebe, das gleichzeitig so seltsam schmerzte, erfüllt und durchflutet, als sie mit geschlossenen Augen Toms lächelndes Gesicht vor sich sah...

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Wie sollte sie es ihm nur beibringen? Was würde er sagen? Wie sollte er das verkraften... er empfand doch genauso wie sie... wie sagt man einem Menschen, dass er einen bald verlieren wird... und zwar ... für immer...?

Lille schluckte. Sie dachte keine Sekunde mehr an ihr eigenes Leid oder das was kommen würde, sondern nur an Tom und wie sie es ihm sagen sollte.
... Sollte sie es ihm denn überhaupt sagen? War das denn fair?

Ihr Liebe war doch noch so jung, völlig unberührt, gerade erst am zarten Erblühen... hätte sie denn die Kraft für eine solche Belastung?

Wie furchtbar musste es sein, zu wissen, dass der geliebte Mensch einen verlassen wird und man nichts dagegen tun konnte? Sie hörte ihre Eltern draußen leise weinen und es schnitt ihr ins Herz. Ihr eigener Schmerz schien plötzlich viel kleiner geworden, viel weher tat ihr der Gedanke an die Menschen, die ihr nahestanden... vor allem Tom...

Was sollte sie nur tun?

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"Er soll nicht leiden", dachte sie. "Er soll nicht traurig sein, das hat er nicht verdient..."

Sie atmete tief durch und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren.
Sie konnte es Tom nicht sagen - das war zuviel, sie würde das nicht schaffen... und Tom sollte nicht leiden wegen ihr. Nein.

Vor ihren Augen tauchte das Bild ihrer Eltern auf, die so furchtbar gebrochen waren. Niemand sollte wegen ihr leiden. Und je weniger Menschen, desto besser würde es sein.

Sie sah auf und fällte mit einemmal eine Entscheidung.
"Nein, ich werde es ihm nicht sagen!" rief sie und schüttelte heftig den Kopf, als wolle sie sich bestätigen. "Ich werde es NIEMANDEM sagen!"
"Keiner soll es wissen", flüsterte sie. "Keiner. Auch nicht Jazzy! Ich will nicht bedauert werden, ich will nicht angesehen werden und ich will nicht, dass die anderen wegen mir traurig sind. Ich will mein Leben so lange es geht ganz normal weiterleben..."

"Und Tom...", flüsterte sie leise, wie zu sich selbst. "Es gibt nur einen Weg, um zu erreichen, dass er nicht leiden wird. Er darf mich nicht mehr lieben. Am besten wäre es, er würde mich hassen... ich muss mich von ihm fern halten... muss ihn abweisen, damit er von mir abkommt, so schnell es geht..."
Es war das beste so. So furchtbar es auch sein würde, Tom jetzt weh zu tun. "Ich muss stark sein!" rief sie aufgebracht


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"Oh Tom...", flüsterte sie. "Es sollte doch so ein schöner Abend werden... und jetzt..."

Es tat ihr fast körperlich weh, sich vorzustellen, wie er dort stand und auf sie warten würde... vergeblich...
Und sie würde ihn versetzen... und nicht nur das, sie würde ihn verletzen, tief verletzen. Aber es war besser so, denn dieser Schmerz würde leichter für ihn zu ertragen sein als der andere... es war besser so. Sie sagte es sich immer und immer wieder.

Oh, wie sie ihn vermissen würde... es würde so schwer werden...

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Vor ihren Augen stiegen die Erinnerungen auf... waren nur 48 Stunden vergangen seit diesem wunderschönen Abend nach der Theaterprobe, als er sie in seine Arme gezogen und sie so sachte geküsst hatte?

Sie schien seine Geruch in der Nase zu haben, seine weiche Stimme zu hören... in ihr schrie alles vor Leid und Trauer und doch hämmerte ihre Stimme ihr ein: "Es ist besser so".

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Lille versuchte das Bild von Tom krampfhaft zu verdrängen, um sich nicht noch mehr zu quälen. Gab es denn gar keinen Lichtblick mehr in ihrem Leben? War nun alles vorbei? Sollten ihre letzten Wochen gar so freudlose und schmerzhaft werden? War das etwa ihr Schicksal?

Doch - eine Sache gab es noch! Es schien wie eine zaghafte Flamme in der Dunkelheit aufzuschimmern und brachte eine sanfte Wärme in ihr schmerzendes Herz.
Das Theater! Das Theater würde ihr bleiben. So lange Wochen hatte sie so viele Stunden auf der Bühne verbracht. Es war ihr großer Traum gewesen, eines Tages auf diesen Brettern vor Publikum zu spielen... und noch dazu mit Tom an ihrer Seite.

Das Theater würde ihr bleiben - und somit auch ein Stück von Tom. Auch wenn es schwierig werden würde, sehr schwierig, mit ihm zu spielen, so wie Dinge nun lagen. Aber sie würde ihn so nicht ganz verlieren.


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Und ihren Traum auch nicht. Lille dachte nach. Die Premiere war in vier Wochen. Die Ärzte hatten gesagt, noch einen Monat oder zwei. Sie MUSSTE es bis dahin einfach schaffen, egal wie. Das war alles, was sie sich noch wünschte.​
 
:schnief::schnief::schnief::schnief::schnief: Mensch Danni....jetzt hast du mich aber mehr als tief berüht. Bisher hast du das ja schon immer....aber dieses Mal mehr denn je. Wie nah du alles beschrieben hast. Wie aufrichtig, ehrlich und tiefgehend....es hat mich einfach nur aufgewühlt. Die Tränen konnte man da echt nicht mehr zurückhalten...
Lillie tut mir so sehr leid!!! Wie gern würde man sie trösten, doch kann man das überhaupt?
Als du die bunten Farben in ihrem Zimmer erwähnt und das praktisch auf ihr Leben übertragen hast....das hat mich besonders beeindruckt. Man hat sich wirklich wie in Lillies Zimmer gefühlt!!! Man spührt ihre Leere, ihre Hoffnungslosigkeit und man sieht die Trümmer vor ihr direkt liegen! Klasse, Danni! Wirklich!
Ich frag mich immer, ob sie richtig handelt! Ich würde es auf alle Fälle den Menschen sagen, die mir wichtig sind. Damit ich auch Gelegenheit habe, mich zu verabschieden. Ich denke, da kann man es noch bewusster leben. Auch, damit die anderen die Möglichkeit haben, auf ihre Weise Abschied zu nehmen. Aber auf der anderen Seite verstehe ich auch Lillie! Sie möchte nicht dauernd bemitleidet und mit Samthandschuhen angefasst werden! Sie will leben - so bewusst wie nur möglich. Aber geht das überhaupt, in ihrer Situation???
Ich hoffe einfach, sie muss nichts bereuen. Und ich hoffe, Tom lässt sich nicht vergraulen. Ich glaube, gerade ihn braucht sie jetzt!
Eine klasse Story mit viel zu wenig Lesern - ich begreif es bis heute nicht! Aber von meiner Seite gibts jetzt ne tiefe Verbeugung und einen Applaus! Den hast du dir sowohl für den ausgereiften Text, als auch die natürlichen, sehr, sehr schönen Bilder verdient!!!

Zum vorherigen Kapitel....dazu gabs meinen Kommi ja schon im anderen Forum. Aber auch hier ein paar Worte....ich finde, du hast es sehr realitätsnah beschrieben. Dieser Konflikt der Eltern, die Angst....alles liegt darin. Ich glaub, sie haben sich richtig entschieden. Lillie hat das Recht darauf, zu erfahren was mit ihr los ist! Ich kann jetzt nur allen ganz viel Kraft und Hoffnung wünschen, auch wenn das letzte wohl in weiter Ferne liegt....
Ich freu mich auf die Fortsetzung!

Deine Chrissy :hallo:
 
Zuletzt bearbeitet:
@Chrissy: Ja, die Farben - der Kontrast... dieses Gefühl, das von einer Sekunde zur anderen nichts mehr ist wie vorher. Ich glaube auch, dass Lille Tom jetzt bräuchte. Aber ist das nicht auch etwas egoistisch? VIeleicht ist es so besser, vielleicht auch nicht... mal sehen, was das nächste Kapitel bringt:-)

Kapitel 14

Zerwürfnis


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Es war wieder Dienstag. Seit Wochen waren Lille die Dienstage und Donnerstage die liebsten der Woche gewesen. Denn dann war wieder Theaterprobe und das bedeutete so viele Dinge, die wundervoll waren: Den Duft der Holzdielen riechen, der schweren, leicht muffigen dunkelroten Vorhänge, Bettinas lustiges Gequieke und ihre Panikanfälle zu belächeln, das abgewetzte Manuskript wühlen, all die lieben Freunde aus der Gruppe wiedersehen, lachen, Spaß haben und sich fallenlassen... und Tom wiedersehen, natürlich und vor allem...​

Aber heute... genau heute war dieser Dienstag ein schrecklicher Tag und Lille wäre am liebsten zu Hause geblieben, doch das Theater war ihr zu wichtig. Wenn sie schon alles andere entbehren würde müssen, so doch nicht den Geruch des Theaterhauses.​

Sie betrat eben jenes und sog den Duft tief ein, aber heute konnte selbst er ihr nicht den schweren Knoten im Bauch lösen, den sie seit Samstagabend mit sich trug. Sie war absichtlich einen Tick zu spät gekommen, um Tom und Jazzy so lange wie möglich aus dem Weg gehen zu können. Aber zu ihrem Leidwesen stellte sie fest, dass Bettina ebenfalls noch nicht angekommen war und die Gruppenmitglieder sich hinter der Bühne verteilt hatten, lachten, redeten und das übliche Chaos veranstalteten.​

Kaum hatte sie einige Schritte durch den Raum gemacht, hörte sie auch schon Toms Stimme. Sie drehte sich um und schluckte. Er kam auf sie zugestürmt und sah sie an. Sein Blick war eisig und doch schimmerten Enttäuschung und Schmerz aus seinen Augen.​

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"Hast du mir nichts zu sagen?" sagte er mit verschränkten Armen.​

Lille schluckte nocheinmal, der Schmerz durchwaberte sie in Wellen. Aber es gab kein Zurück mehr, deswegen fasste sie sich und sagte dann mit rauer Stimme. "Ja... sorry, Tom, wegen Samstag... ich... mir ist halt was dazwischen gekommen."​

"Was dazwischen gekommen?" wiederholte Tom ungläubig. "Und bitte was?"​

Lille seufzte und schaute zu Boden. Wieso musste das alles nur so verdammt schwierig sein?​

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"Hast du eigentlich schonmal was von Telefonen gehört?" sagte Tom zornig. "Abgesehen davon habe ich ebenfalls versucht, dich zu erreichen, mehrmals sogar. Am Samstag Abend habe ich bei dir angerufen und am Sonntag und gestern, aber deine Mutter sagte immer, du seist nicht da, habest keine Zeit, liegst schon im Bett... sie hat dich verleugnet, und ich wette, das hat sie nicht aus eigenen Stücken getan. Ehrlich, Lille - ich komme mir vor, als habest Du mich zum Narren gehalten!"​

Lille stand da und schwieg ihn an.​

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"Weißt Du", sagte sie dann. "Ich... wollte ja anrufen, aber ... ich hab es einfach vergessen, ich hatte Stress. Und deswegen war ich auch nicht zu erreichen, weißt du, ich... hab einfach vergessen, dich anzurufen."​

Tom schnaufte tief durch und rief dann so laut, dass die Köpfe der anderen herumflogen. "VERGESSEN?! Das war unser erstes Date, so etwas vergisst man doch nicht einfach so! Und jemanden anzurufen ist ja wohl nicht mehr höflich, oder?"​

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"Du kannst mir nicht ernsthaft weismachen wollen, dass Du das vergessen hast!"​

Lille schwieg weiterhin und zuckte nur mit den Schultern.​

Die Wut wich mit einemmal aus Toms Gesicht, er sah sie traurig und hilflos an. "Mensch, Lille... ich kenne dich doch... ich kann mich doch nicht so in dir getäuscht haben... du hast doch nicht alles vergessen, was wir in den letzten Tagen erlebt und gesprochen haben... da stimmt doch was nicht... bitte, Lille, sag mir doch was los ist."​

Und resigniert ließ er die Schultern hängen.​

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Mit seiner Wut hatte sie besser umgehen können als mit diesem Schmerz. Lille kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Sie hatte es so entschieden und es war richtig so!​

Ihr Körper straffte sich und sie setzte eine kalte und gleichgültige Miene auf. "Ach komm schon, Tom", sagte sie herablassend. "Nun komm mal wieder runter. Du bist ja schließlich nicht der einzige Mensch, mit dem ich zu tun habe. Ich hatte einfach Stress und andere Dinge zu tun, die wichtiger waren. Und das war´s auch schon. Also hör doch bitte auf, hier so rumzunerven."​

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Das saß.​

Einen Moment starrte Tom sie entgeistert an, dann wurde er wieder wütend. "Wie redest du denn? Was ist denn nur mit dir los? Ich bin doch hier nicht dein Pausenclown! Also sag mir endlich, was für ein seltsames Spiel du hier spielst!"​

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"Nun komm doch bitte wieder runter", sagte Lille. "Mach dich nicht zum Affen."
"Zum Affen machst höchstens du mich!" rief Tom aufgebracht. "Ich will jetzt endlich wissen, was los ist!"
"Willst du das wirklich wissen?" rief Lille, deren Schmerz sich in Wut verwandelte. "Willst du es wirklich wissen, ja?!"​

"Ja, das will ich!"​

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Lille sah ihn scharf an. "Gut, dann hör zu, ich sage dir die Wahrheit - aber sie wird dir nicht gefallen..."​

Also gut, dann hör zu", rief Lille aufgebracht. "Du erwartest einfach zu viel von mir, Tom. Ich meine - ja, wir haben uns geküsst, na toll. Aber deswegen habe ich dich doch noch nicht geheiratet. Hast du etwa gedacht, nur weil wir rumschmusen, sind wir ein festes Paar? Um ehrlich zu sein, es hat mir einfach mit dir gereicht, so einfach ist das!"​

Tom sah sie wütend an. "Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?"​

"Oh doch!" rief Lille, die langsam in Fahrt kam. "Das meine ich ernst. Und ich bin dafür, dass wir uns nicht mehr sehen und nur noch hier im Theater Kontakt haben!"​

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Tom zuckte zusammen, als habe ihn der Schlag getroffen.
"Aber Lille", stammelte er. "Ist dir klar, was du da sagst? Du willst doch nicht etwa Schluss machen... bevor... es richtig angefangen hat?"​

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"Nun bild dir mal nicht zuviel auf dich ein", sagte Lille hochmütig. "Andere Mütter haben auch schöne Söhne, und du bist nicht der einzige, der mich je interessiert hat. Also würde ich sagen, wir beide gehen einfach unserer Wege und vergessen diese kleine Episode von letzter Woche."​

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Tom sah Lille einen Moment entgeistert an. Schmerz und Fassungslosigkeit zeichneten sein Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf, drehte sich um und ging wortlos davon.​

Lille schluckte und musste heftig atmen. Sie zitterte am ganzen Körper. Es tat ihr so weh, ihn fortgehen zu sehen. Am liebsten hätte sie nach ihm gerufen, gerufen: "Halt mich fest!" Doch es war zu spät- Ihr Plan war aufgegangen. Doch sie war nicht glücklich darüber. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht.​

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Da hörte sie eine vertraute Stimme auf sich zukommen. "Lille?"​
 
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Schnell richtete sie sich auf und setzt eine unbekümmerte Miene auf. "Geht es dir besser?" Jazzy sah sie an.
"Besser?" fragte Lille verwirrt.
"Du warst nicht in der Schule..."
"Achso... ja... ich... musste heute mit meiner Mutter nochmal zum Arzt, aber war nichts schlimmes. Und gestern gings mir nicht so gut, deswegen... morgen komme ich wieder", log sie schnell
"Sag mal, wieso hast du mich nicht angerufen?" fragte Jazzy. "Ich habe nur deine Mutter erwischt..."
"Ja... ich... habs versucht...", stotterte Lille. "Aber du warst nicht da..."​

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"Wie war dein Date? Und... habt ihr euch eben gestritten?" fragte Jazzy weiter.
"Das Date... oh... also...", setzte Lille an...​

Eine fröhliche Stimme brachte ihren Satz aprubt zu Ende. "Leute, kommt mal alle her!"​

Lille sah auf und seufzte erleichtert. Bettina war ihre Rettung! Die Theatergruppe sammelte sich in der Mitte des Raumes und sah Bettina aufmerksam an. Diese klatschte fröhlich in die Hände.​

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"Ich hoffe, es geht euch allen gut", lachte sie. "Also, ich habe gute Nachrichten: Der Premieretermin ist offiziell bestätigt, nur noch vier Wochen. Das heißt, wir müssen jetzt richtig Gas geben und eventuell einmal mehr pro Wochen proben! Aber das kriegen wir bestimmt hin!"​

Die Jugendlichen saßen oder standen im Kreis um sie herum. Tom stand neben Lille und sah sie an. Lille versuchte, betont lässig in die andere Richtung zu schauen. Was Bettina vorne plapperte, ging völlig an ihr vorbei.​

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Sie bemerkte, wie Jazzy ihr und Tom einen irritierten Blick zuwarf, versuchte sich aber nicht davon stören zu lassen. Irgendeine vernünfte Version würde ihr für Jazzy schon noch einfallen. Sie musste nur versuchen, nach der Probe so schnell als möglich aus dem Theater zu kommen, damit Jazzy sie nicht abfangen konnte.​

Morgen würde sie mit ihr sprechen... und bis dahin würde ihr vielleicht etwas eingefallen sein...​

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Nicht nur Jazzy musterte Lille und Tom irritiert, sondern auch Bettinas Blick ruhte auf den beiden Jugendlichen. Sie spürte, dass irgendetwas nicht mehr stimmte zwischen den beiden und nahm sich vor, noch vor der Probe mit ihnen zu sprechen.​

Es war schließlich nicht unwichtig, dass ihre beiden Hauptdarsteller gut und harmonisch miteinander spielten - damit stand und fiel letztlich doch das ganze Stück!​

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Also nahm sie sich direkt Tom zur Seite.​

"Hey Tom, alles klar. Du, mir ist aufgefallen, dass du und Lille irgendwie anders seid. Ist alles ok?" fragte sie direkt.
"Ja, ja", wich Tom aus. "Natürlich, wieso fragst du?"
"Naja, ich meine ja nur... nicht, dass sich irgendetwas auf euer Spiel auswirkt. Ihr müsst alles geben, ihr seid das Herz des Stücks. Es steckt soviel Arbeit und Mühe darin, es wäre katastrophal, wenn es scheitern würde."​

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"Das wird es schon nicht", sagte Tom.
"Ich will eben sichergehen", ließ Bettina nicht locker. "Wenn du magst, können wir drei uns ja auch mal zusammensetzen und über die Probleme zwischen euch sprechen."
Tom riss der Geduldsfaden. Am liebsten hätte er das Theater direkt nach dem Streit verlassen, aber dafür war er zu kollegial. Aber dass Bettina nun noch stetig Salz in die Wunde streuen musste, war ihm zuviel.​

"Nun lass es gut sein, Bettina! Wir kriegen das schon hin!" sagte er und machte eine so entschlossen abweisende Geste, dass Bettina ihre weiteren Worte hinunterschluckte.​

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Tom drehte sich sofort um und ging ans andere Ende des Raumes, wo er sofort ein Gespräch mit einem anderen Theaterspieler anfing. Bettina seufzte, hier kam sie nicht weiter. Also ging sie zu Lille.​

"Lille, ist alles in Ordnung?" fragte sie. "Du bist ein wenig blaß."
"Ja, mir geht es gut", log Lille. "Was gibt`s?"
"Naja, ich hab eben schon mit Tom gesprochen, aber der wollte nicht so viel sagen. Ich nehme an, ihr habt Streit gehabt?"
Lille schluckte und versuchte, gelassen zu bleiben. Bettina konnte ja nichts für das ganze Schlamassel.
"Ein bißchen vielleicht, aber es ist schon ok", sagte sie schnell.
"Aber ihr werdet doch beide weiterspielen, oder?" fragte Bettina.​

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"Ja, natürlich", sagte Lille.
"Dann bin ich ja erleichtert. Weißt du, das wird schon wieder. In deinem Alter hatte ich auch oft Liebeskummer", begann Bettina.
Lille schnappte nach Luft, langsam wurde ihr Bettina zuviel, so gut sie es auch meinte.​

"Weißt Du, Bettina", sagte sie schnell. "Ich... ich muss mal auf Toilette, bitte entschuldige mich."​

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Und schnell huschte sie davon. Sie merkte nicht, dass Jazzy ihr nachsah, die Zeitschrift, in der sie geblättert hatte, zur Seite legte und sich erhob, um ihr auf die Damentoilette zu folgen...​



Ende Kapitel 14.​

FS Folgt.​
 
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