Fotostory Tiefer als der Schmerz ♦ abgeschlossen ♦

@Zahlencödchen: Danke für Deinen Kommi! :) Und ich würde Dir die Staffelei auch von Herzen gönnen und Dir Hr. Wagner gerne vorbeischicken, wenn ich könnte :D
Auf jeden Fall hast Du recht mit dem, was Du sagst, dass sich Tessas Eltern nun auch weiter entwickeln können. Ich denke auch, sie hat ihnen damit ein Stückweit die Augen geöffnet und auf einen blinden Fleck aufmerksam gemacht, den sie sonst nicht gesehen hätten.


@chrissy1709
: Ich weiß gar nicht, ob ihre Eltern ihre Skepsis jemals ablegen können, ob Eltern allgemeinhin sowas können. Ich meine, es ist sicher schwer, das eigene Kind, vor allem eine Tochter, an jemanden "herzugeben", ich denke, es ist oft so, dass da niemand "gut genug" sein kann. Und oft zählen halt so offensichtliche Dinge wie Sozialstatus sehr viel, ist ja auch verständlich. Von Tessas Eltern ist es wirklich ein großer Schritt, und ich denke, das geht auch nur, weil sie sich sehr bewusst darüber sind, dass sie keine Wahl haben, und dass sie Tessa verliere würden, wenn sie Jess nicht zumindest zu akzeptieren versuchen.
Danke für Deinen kommi!



@Cenwen
: Ich hab Dir ja eine PN geschrieben, den Text in Word habe so gesehen eigentlich nicht, nicht am Stück und nicht alles, weil ich einiges auch direkt hier ins Edit-Feld geschrieben habe :)
Aber ich kann durchaus verstehen, dass Du das gerne am Stück lesen würdest, und dass Du die Bilder nicht brauchst, ist eh das größte Kompliment :)
Danke für Deinen Kommi!



@ALL:
Danke an alle, die "Tiefer als der Schmerz" erneut für die FS Wahl vorgeschlagen haben! :) MIr ist zwar ziemlich klar, dass die Story absolut chancenlos ist, aber es freut mich wirklich sehr, sehr, dass sie es erneut in die Abstimmung geschafft hat, das verdanke ich vor allem meinen ganz treuen Leser/innen!!! DANKE!!!
 
Kapitel 78
Familie Wagner



Tessa stieg aus ihrem Wagen und drehte sich langsam nach hinten um, wo ihr Vater seinen silberfarbenen Mercedes dicht hinter ihren Kleinwagen geparkt hatte und beide Eltern gerade ebenfalls ausstiegen.
Sie lächelte ihnen zu, und versuchte nicht zu zeigen, wie nervös und angespannt sie sich eigentlich fühlte.
Jess hatte dem Treffen überraschend schnell zugestimmt, nachdem er mit seinen Therapeuten gesprochen hatte. Diese waren offenbar derselben Meinung, wie Tessa sie selbst schon geäußert hatte, nämlich dass das Zusammentreffen im geschützten Raum der Therapie vermutlich empfehlenswerter sei als „im echten Leben“, wo Jess neben dieser Begegnung ohnehin mit genug Herausforderungen konfrontiert werden würde. So aber war eine langsame und vorsichtige Annäherung möglich. Und sollte das Treffen problematisch verlaufen, so befand sich Jess im übertragenen Sinne „auf seinem eigenen Grund und Boden“ und hatte die Möglichkeit, sich der Situation ganz nach seinen eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten zu entziehen, wenn er nicht mehr konnte.
Tessa ging einige Schritte voraus und blieb vor dem Eingang zur Villa stehen. „Hier sind wir“, sagte sie an ihre Eltern gewandt. Ihre Mutter schnupperte in die Luft, während ihr Vater sich erstaunt umsah. „Wie schön und gepflegt das alles hier ist!“, äußerte er beeindruckt.
Die große Flügeltür des Hauses öffnete sich und Jess trat heraus. Unschlüssig blieb er einige Meter von der Türe entfernt stehen. Tessa lächelte ihm zu und schob ihre eigene Unsicherheit in den hintersten Winkel ihres Herzens, denn sie wusste, dass sie jetzt für Jess da sein und vermitteln musste, also ging sie schnellen Schrittes auf ihn zu, während ihre Eltern ihr langsam folgten.

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„Hallo“, sagte Jess befangen und sah Tessa verunsichert an, doch diese lächelte ihn aufmunternd an, beuge sich zu ihm und küsste ihn zu dessen eigener Verwunderung stürmisch zur Begrüßung, ganz so, als sei sie alleine gekommen und dies nur ein ganz gewöhnlicher Besuchstag von zahlreichen.
„Hei Jess“, sagte sie dann und lächelte ihn an, während sie ihm beruhigend die Schulter streichelte und leise zuflüsterte: „Sei ganz locker, sie beißen nicht – und wenn, dann werde ich ihnen Maulkörbe verpassen.“
Jess flog ein befangenes Lächeln über das Gesicht, während er den Wagners einen schüchternen Blick zu warf, den beide mit einem offenen Lächeln erwiderten.

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Tessa legte Jess die Hand auf den Rücken und schob ihn sanft einige Schritt nach vorne, bis er direkt vor ihrem Vater stand.
„Papa, das ist Jess“, sagte sie dann so ungezwungen wie möglich und beobachtete angespannt die Mimik ihres Gegenübers. Doch ihr Vater lächelte weiterhin freundlich und schien von Jess zumindest nicht negativ überrascht zu sein. „Jess, das ist mein Vater“, vollendete Tessa denn mit fester Stimme ihre Vorstellung.
Ihr Vater derweil merkte dem jungen Mann sofort seine Schüchternheit an und beschloss es so zu handhaben wie immer und einfach auf ihn zuzugehen. So streckte er ihm denn auch mit einer gewissen Förmlichkeit, aber dennoch nicht kühl die Rechte entgegen und sagte: „Freut mich, Sie kennen zu lernen, Jess.“
Jess lächelte und fand nun auch seine Stimme wieder, indem er freundlich erwiderte: „Freut mich auch, Herr Wagner.“

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Tessa griff sanft nach Jess Arm und drehte ihn zu ihrer Mutter, die ihn mit unverhohlener Neugier musterte. Aber auch ihr schien das, was sie da sah, nicht zu missfallen, denn sie lächelte den jungen Mann freundlich an und streckte ihm ebenfalls die Hand zum Gruß entgegen.
„Ich bin Tessas Mutter“, übernahm sie selbst ihre Vorstellung. „Freut mich, Sie kennen zu lernen, Jess. Ein herrliches Plätzchen Erde haben Sie hier, wenn ich das sagen darf.“

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Jess lächelte etwas befangen. „Ja, es ist sehr schön hier draußen, auch wenn ich selbst natürlich wenig dazu beitrage, offen gestanden…“
Es entstand eine unangenehme und etwas peinliche Pause, als Amanda klar wurde, dass sie Jess gerade darauf aufmerksam gemacht haben musste, dass er keinerlei Besitz hatte und sie selbst für einen Moment vergessen hatte, warum sich der junge Mann hier in dieser Idylle befand.
Tessa bemerkte die Situation jedoch sofort und sagte schnell: „Wollen wir uns nicht setzen?“, während sie auf eine Vierergruppe von hellen Tischen und Stühlen wies.
Gemeinsam gingen sie über das weiche Gras und nahmen auf den robusten, aber bequemen Holzstühlen Platz.

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Da saßen sie nun, alle vier und wussten nicht recht, was sie sagen sollten. Jess starrte verlegen auf seine Schuhspitzen, Herr und Frau Wagner sahen sich interessiert im Garten um und Tessa warf nervöse Blicke von einem zum anderen, während sie krampfhaft überlegte, wie sie ein halbwegs vernünftiges Gespräch in Gange zu bringen vermochte, doch ihr wollte nichts einfallen. Gemeinsamkeiten zwischen ihren Elternteilen und Jess, über die man hätte sprechen können, gab es nicht oder Tessa war sich ihrer zumindest nicht bewusst. Eine unbefangene Geschichte über ihr erstes Kennenlernen, wie man es zu solchen Gelegenheiten gerne zum Besten gab, war unter Anbetracht eben jener Umstände, wie sie sich getroffen haben, mehr als unpassend und völlig undenkbar.
Also griff Tessa auf das ultimative Gesprächsthema zurück, dessen sich die Menschheit so gerne bedient, wenn ihr nichts besseres einfällt, über das es sich zu sprechen lohnen könnte:
„Herrliches Wetter ist das heute, nicht?“, stieß sie hervor und kam sich im selben Moment reichlich blöde vor.

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Doch zu ihrer eigenen Erleichterung griffen ihre Eltern das Thema nur zu gerne auf, ihre Mutter nickte begeistert und sagte: „Ein wunderschöner Tag. Ich habe vorhin den Wetterbericht gehört, und es soll die ganze Woche warm bleiben. Stellt euch vor, am Freitag sollen wir sogar bis zu achtunddreißig Grad bekommen!“, sie seufzte, „ich glaube, ich werde mir dann frei nehmen, bei diesen Temperaturen sagen ohnehin die meisten Kunden ihre Termine ab.“ Sie lächelte Jess zu. „Wer will sich bei solch einer Hitze schon Cremes und Masken antun?“

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Jess lächelte befangen zurück, er verstand nicht viel von Cremes und Masken, konnte aber durchaus nachvollziehen, dass man bei einer solchen Hitze zu nahezu gar nichts mehr Lust hatte.
„Ich nehme an, dass dieser wunderschöne Pool dort hinten an solchen Tagen besonders rege genutzt wird?“, wandte sich Tessas Vater an Jess. „Es muss sehr schön sein, sich an einem solch warmen Tag hier erfrischen zu können. Ich habe für so etwas leider keine Zeit, meine Geschäfte machen es mir meist unmöglich, unseren Pool zu Haus zu nutzen, auch wenn er um vieles kleiner ist als dieses Exemplar hier.“

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Betreten warf Jess Tessa einen Blick zu, er wusste offensichtlich nicht recht, was er darauf erwidern sollte. Diese biss sich auf die Lippen. Das hier lief ganz und gar nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Dass beide Eltern direkt von ihrem Arbeitsleben anfingen und man die Aussage ihres Vaters unter Umständen sogar als einen versteckten Hinweis darauf, dass er glaube, Jess könne hier den ganzen Tag in der Sonne liegen, während er sich abschuftete, hätte verstehen können – all das bildete nicht gerade das Fundament für ein offenes und gutes Gespräch.
Da ihr Vater Jess jedoch immer noch fragend anblickte und offenbar auf eine Erwiderung wartete, zu der jener nicht recht fähig zu sein schien, versuchte Tessa zu vermitteln und sagte: „Weißt du, Vater, ich denke, Jess und die anderen Patienten haben nicht so sehr viel Zeit zum Schwimmen, weil es hier ein rechtes engmaschiges Tagesprogramm gibt. Nicht wahr, Jess?“

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Jess nickte langsam, räusperte sich und sagte dann langsam und unsicher: „Äh… nun… ja, das ist schon so, ja. Natürlich haben wir auch etwas Freizeit, aber die meiste Zeit des Tages ist mit Therapiestunden ausgelastet.“
„Sehr vernünftig“, antwortete ihr Vater nun und nickte zufrieden. „Wenn man den ganzen Tag nichts zu tun hat, denkt man nur zu viel nach.“
Er fühlte, wie ihn seine Frau leicht in die Rippen stieß, räusperte sich und fügte rasch hinzu: „Das… das geht jedenfalls mir so.“
Jess nickte und nachdem Tessa ihm aufmunternd zugelächelt hatte, sagte er: „Mir auch, Herr Wagner… darum bin ich ganz froh, wenn ich den ganzen Tag etwas zu tun habe… ich denke sonst ununterbrochen darüber nach, was geschehen ist, was hätte anders kommen können und wie es weitergehen wird… und irgendwann wird man davon ganz verwirrt… nun… ja… jedenfalls ist das bei mir so.“

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Tessa Vater nickte zustimmen und nun ergriff ihre Mutter das Wort: „Es ist hier wirklich außergewöhnlich schön, Jess. Geradezu friedlich und harmonisch. Man könnte hieraus genauso gut eine Schönheitsfarm oder ein Wellness Hotel machen…“
Sie schluckte und biss sich auf die Lippen, und auch Tessa stöhnte innerlich. Doch Jess, der inzwischen wohl etwas seiner Befangenheit zu verlieren schien, lächelte und sagte: „Manchmal fühlt man sich hier draußen auch eher wie in einem sogenannten Wellnesshotel als in dem, was es wirklich ist.“
Dankbar lächelte Frau Wagner ihr Gegenüber an und sagte: „Ja, Tessa erzählte uns bereits, dass sich diese Einrichtung sehr von denen in der Stadt zu unterscheiden scheint. Auch ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht bin, wobei das sicher auch an dieser herrlichen Lage hier liegt. Alleine die Landluft vermittelt einem ein Gefühl von Urlaub.“

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„Das stimmt“, fiel nun Tessa ein. „Aber es ist nicht nur das, was den Unterschied macht. Ich denke, es ist alles, vor allem der Therapieansatz, nicht wahr, Jess?“
Jess nickte langsam und sagte dann: „Ja, völlig anders als in der Stadt.“
Tessa realisierte schnell, dass es ihm offenbar eher unangenehm war, über die Therapie zu sprechen. Kein Wunder, immerhin schämte er sich ja offensichtlich für das, was ihn dazu gebracht hatte, überhaupt erst hier her kommen zu müssen.
„Nun, es ist schön zu wissen, dass es auch noch Einrichtungen gibt, denen die Qualität wichtiger ist als die Quantität“, sagte Herr Wagner da. „Was nützt es schon, im Jahr 500 Patienten als therapiert zu entlassen, wenn dieser Erfolg nicht dauerhaft ist?“

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Jess nickte langsam. „Da haben Sie recht, Herr Wagner. Sehr recht sogar.“
Auch Tessa nickte eifrig. „Ja, das stimmt, Papa. Und das macht auch den Unterschied zu den Einrichtungen in der Stadt.“
Wieder entstand eine unschöne Pause. Tessa konnte es ihren Eltern nicht verübeln, dass sie kein Gespräch begannen. Erst jetzt wurde ihr klar, dass fast jedes Themengebiet Glatteis für sie bedeutete. Sie seufzte innerlich. War dies nicht eigentlich Unsinn? Schließlich wussten sie von Jess´ Vergangenheit, und auch er war sich klar darüber.
Warum also dieses Thema so peinlich umschiffen?

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Irgendwann räusperte sich ihr Vater und sagte dann: „Tessa erzählte, Sie seien sehr talentiert im Malen, Jess.“
Jess sah auf, warf Tessa einen Blick zu und sagte dann bescheiden: „Nun… man kann das selbst sehr schlecht beurteilen, wissen Sie. Es macht mir Freude… und ich würde behaupten, dass ich es nicht schlecht beherrsche.“
„Er untertreibt“, warf Tessa ein. „Er beherrscht es sogar sehr gut.“ Sie lächelte ihn an.
„Keine falsche Bescheidenheit“, sagte ihr Vater lächelnd an Jess gewandt. „Ich weiß, das gilt allgemeinhin als Tugend, Jess, aber es ist Unsinn, seine Fähigkeiten unter den Scheffel zu stellen. Immerhin haben wir nicht unbegrenzte Fähigkeiten.“

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Er warf seiner Frau einen unsicheren Blick zu, als wolle er prüfen, ob er schon wieder etwas falsches gesagt hatte, doch diese lächelte, also fuhr er fort: „Ich meine damit, jeder Mensch hat nur ein paar Fähigkeiten, die das normale Maß übertreffen. Bei Tessa beispielsweise ist dies das die Sprache. Meine Frau hat ein Händchen fürs Dekorieren und Gestalten, und ich… nun ich bin pedantisch genug, um Jurist zu sein.“
Ein herzliches Lachen lockerte die Runde auf und Jess sagte: „Ja, da haben Sie sicher recht, Herr Wagner. Nur offen gestanden kann man mit all den Begabungen, die Sie nannten, mehr anfangen als mit der Malerei. Die Kunst ist ein brotloses Gewerbe…“, Jess schluckte… „nicht dass ich behaupten dürfte, mich damit nicht zu verbessern. Aber trotzdem strebe ich nach allem, was in meinem Leben geschehen ist, nun doch nach einer gewissen Stabilität, die mir die Malerei in beruflicher Hinsicht gar nicht bieten könnte.“

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Tessas Vater nickte. „Das ist seine sehr vernünftige Einstellung, Jess. Nun wirke ich wohl nicht gerade als der Träumer schlechthin, aber ich rate Ihnen dennoch, sich ein paar Träume zu behalten. Auch mit der Kunst kann man ein gutes Auskommen erreichen, wenn man nur dafür arbeitet. Aber das ist ja noch Zukunftsmusik. Ich nehme an, Sie wissen noch nicht genau, wie es beruflich und bildungstechnisch für Sie weitergehen soll, wenn Sie diese Therapie hier erfolgreich hinter sich lassen können?“
Jess schüttelte den Kopf. „Nein, Herr Wagner, darüber habe ich mir noch keine konkreten Gedanken gemacht… es… ist zu früh und…“, versuchte er sich zu entschuldigen, doch diesmal unterbrach ihn Tessas Mutter und sagte: „Jess, Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen. Die Gesundheit geht immer vor und Sie haben ja noch einige Wochen Zeit, um sich zu entscheiden. Ich bin mir sicher, mit Tessas Hilfe werden Sie schon das richtige finden.“

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Jess nickte und lächelte ihr dankbar zu, während Tessa sie eher erstaunt ansah.
Jess pusselte nervös an seinem T-Shirt herum und sagte dann: „Herr und Frag Wagner… ich… möchte mich entschuldigen bei Ihnen, für all die Unannehmlichkeiten, die ich Tessa bereitet habe…“
Irritiert blickte Tessa ihn an und auch ihre Eltern wirkten etwas verblüfft, doch Jess ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Ich bin mir ziemlich sicher, Sie hätten sich einen besseren Mann für sie gewünscht, und ich kann das nur allzu gut nachvollziehen. Trotzdem möchte ich mich bedanken für die Chance, die Sie uns geben, denn wir empfinden wirklich sehr viel füreinander.“ Er seufzte. „Kurz gesagt, ich kann Tessa natürlich nicht viel bieten. Kein Haus, kein Einkommen, nichtmal eine ansatzweise sichere Zukunft. Aber ich liebe sie wirklich aufrichtig…“
Tessa schluckte gerührt und griff nach seiner Hand.

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Ihre Eltern wussten einen Moment nicht recht, was sie sagen sollten, dann ergriff schließlich Amanda das Wort: „Jess… es ehrt Sie wirklich, Ihre Fehler so offen einzugestehen und uns sozusagen um Entschuldigung für die Fehler, die Sie gegenüber Tessa begangen haben, zu bitten. Aber letztlich ist Tessa erwachsen, sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Was Ihre Qualität als Mensch und Partner angeht, so muss ich zugeben, dass es uns anfangs sehr schwer fiel, Ihnen diese zuzugestehen. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich bin eben eine Mutter und noch dazu eine Frau, die schon immer in geordneten Verhältnissen lebte… und natürlich ist mir der Gedanke, meine Tochter könne all dies versagt bleiben, unerträglich… natürlich würde ich mir vielleicht einen … nun, sagen wir… sozial besser gestellten Partner für Tessa gewünscht haben. Aber ich weiß, dass nicht meine Wünsche maßgebend für Tessas Entscheidungen und schon gar nicht für ihre Gefühle sind. Und das ist wohl auch ganz gut so, denn jeder von uns muss seine Erfahrungen wohl selbst machen. Und dass Sie meine Tochter aufrichtig lieben, ist gerade in der heutigen Zeit sehr viel wert…“

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„Das wichtige ist, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben“, fügte Tessas Vater nun hinzu. „Davor habe ich wirklich Respekt, muss ich sagen. Es ist schwer nachzuvollziehen, wie viel Willenskraft das gekostet haben muss.“
Jess nickte. „Sehr viel, Herr Wagner.“ Er warf Tessa einen liebevollen Blick zu. „Aber ich hatte einen guten Grund und die beste Hilfe, die man haben kann.“
Tessa lächelte leicht, und auch ihre Eltern lächelten und sahen ihre Tochter ebenso liebevoll an, und es kam ihnen vor, als sähen sie diese nun in einem völlig anderen Licht.
„Auch Tessa hat dafür meine Anerkennung“, sagte ihr Vater schließlich. „Es ist bestimmt nicht leicht, jemanden so schwierigen zu leben… nehmen Sie´s mir nicht übel, Jess, dass ich dies so offen ausspreche.“
Jess schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich? Es ist genau das, was ich auch denke…“

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Nun schien sich die Atmosphäre etwas gelockert zu haben, so dass man sich noch etwa eine halbe Stunde weiter unterhielt. Man sprach über die Pracht des Gartens, wobei Tessas Eltern überlegten, sich nun vielleicht doch etwas mehr Zeit für ihren Garten zu nehmen, um sich ebenfalls so eine wunderschöne Oase für die wenige Freizeit zu schaffen.
Jess erkundigte sich vorsichtig nach dem Kosmetikstudio Amandas, und diese gab ihm bereitwillig Auskunft. Auch Tessas Vater riss kurz an, was seinen Arbeitsalltag ausmachte und Jess wirkte sichtlich imponiert und für einen kleinen Moment fast wieder verschüchtert, doch Tessa drückte seine Hand und lächelte ihm aufmunternd zu. Und als Herr Wagner lächelnd erzählte, dass auch er während seines Studiums als ganz normaler Arbeiter in einem Supermarkt angefangen habe, um sich die Kosten für sein Studium zu verdienen, fiel die letzte Anspannung von Jess ab.
Nach einer halben Stunde jedoch ging allen allmählich dann doch wieder der Gesprächsstoff aus. Zu fremd war man sich noch, zu angespannt die Sachlage, zu seltsam die Tatsache, dass man sich im Garten eines Sanatoriums befand und Tessas Eltern mit einer Welt, die sie sonst nur aus Zeitungsberichten und mit dem allergrößten Desinteresse oder gar leichter Verachtung betrachtet hatten, in unmittelbare Berührung kam.

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So war es für alle dann doch recht befreiend, als man sich nach einer halben Stunde erhob und sich Tessas Eltern verabschiedeten.
„Es war schön, Sie kennen zu lernen“, sagte Jess ehrlich, als er beiden zum Abschied noch einmal die Hand schüttelte.
„Das gilt für uns genau“, erwiderte Tessas Vater. „Das nächste Mal wenn wir uns sehen, wird dies hoffentlich schon nach der erfolgreichen Therapie sein, Jess. Ich wünsche Ihnen noch viel Glück und natürlich Durchhaltevermögen!“

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Jess nickte und gemeinsam mit Tessa blickte er dem Ehepaar nach, wie es langsam aus ihrer Sichtweite verschwand.
Nun gingen beide wieder einige Schritte zurück in den Garten, sogen die warme Luft tief ein und spürten, wie die Anspannung allmählich nach ließ.
„Und?“, fragte Tessa dann mit einem Seitenblick auf Jess. „Wie geht´s dir?“
Jess lächelte. „Ich bin irgendwie so k.o. wie nach einem Zehn-Kilometer-Lauf, aber sonst gut.“
„Wie fandest du es?“
Jess zuckte mit den Schultern. „Sag du es mir. Ich fand es nicht so schlimm, wie befürchtet. Wie hab ich mich geschlagen?“
Tessa umarmte ihn lächelnd. „Sehr gut.“

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Er lachte leise. „Das sagst du jetzt nur so.“
„Nein“, erwiderte sie empört. „Ich mein´s ernst. Ich war überrascht, wie gut du dich geschlagen hast, und ich bin verblüfft darüber, wie gut sich meine Eltern verhalten haben.“
Nachdenklich sah sie ihn an. „Seit unserer Aussprache habe ich das Gefühl, ich kenne diese Menschen gar nicht mehr. Sie sind so anders.“
Jess nickte. „Manchmal müssen wir Menschen wohl wachgerüttelt werden, und dann erst sind wir fähig uns zu verändern. Ich glaube, es ist schon irgendwie in uns, aber wir entdecken es oft erst nach langer Zeit. So wie ich auch.“ Er lächelte. „Durch dich.“
„Was? Was hast du entdeckt?“
„Nun… mich vielleicht… oder zumindest den Jess in mir, der hofft und glaubt und der Zuversicht besitzt. Und der durchhalten kann, weil er weiß, wofür.“

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Tessa lächelte glücklich und umarmte Jess innig.
Wortlos setzten sie sich in den Schatten einer Weide und genossen still den Rest des aufregenden Nachmittags, während ein leichtes Lüftchen die Blätter über ihren Köpfen sanft hin- und herwiegte.






Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Endlich!
Nun kennen Tessas Eltern Jess.
Ich hatte dennoch das Gefühl, dass die Chemie gestimmt hat und eigentlich war ja alles positiv!
Jess war echt tapfer und auch die peinlichen Ruheminuten, welche sich in Gesprächen schon einmal anbahnen, überstanden.
Ich denke jeder der Personen in diesem Kapitel hat Annerkennung verdient.
Jess & Tessa sind ja wohl klar, bei allem was sie füreinander durchgemacht haben.
Aber auch Tessas Eltern. Sie sind einen großen Schritt auf die Beziehung ihrer Tochter eingegangen und das finde ich wirklich super von ihnen!
Liebe Grüße!
 
tja, ich kann mich wohl nur anschließen, ich fand das kapitel auch sehr gelungen.
tessas gedanken sind exzellent eingefangen und die ganze atmosphäre kommt hervorragend rüber, sehr schön :)

ich bin - wie immer halt - sehr gespannt, wie es weitergeht.
 
Zuerst, danke für die PN :)
Was die FS des Sommers angeht - ich denke nicht, dass deine FS so chancenlos ist. Aber irgendwie scheint es einen Trend zu Nachbarschaftsdokus zu geben :ohoh: den ich nicht befürworte, aber was soll´s. Deine FS ist klasse und ich bin mir sicher, sie wird von mehr stillen Lesern honoriert als die Konkurrenz Kommischreiber hat :lol:
Nun zum Kapitel - man fiebert ja richtig mit :) Schön, dass Jess so einen guten Einstand bei Tessas Eltern hat. Trotz Gesprächslücken lief es ja wirklich gut, für´s erste Beschnuppern... nun kommt der langweilige Teil, tolle Bilder, super Text, schöne Story, weiter so - habe ich was vergessen? :lol:

lg, Cenwen
 
Hallochen Innad :)

Ich traue mich ja kaum, mich hier zu melden, denn ich habe die ganze Zeit immer wieder vergessen, zu lesen, zu Kommentieren und überhaupt ... und sowieso.

Die Feli in mir hat mich voll im Griff *lol*

Vielleicht sollte ich das mit dem "benachrichtigen lassen" ja doch mal ausprobieren ... machst Du das hier? Und wenn ja ... benachrichtigst Du auch kommifaule, treulos tomatige Chaoten?

So, jetzt aber ans Eingemachte:

Ich war ja an der Stelle über den Rand der Erde geplumpst, als Jess ihr diesen Brief hat zukommen lassen. Ja, jaaa ... lang ist´s her *Asche auf mein Haupt schmeiß*
Und vielleicht erinnerst Du Dich, dass ich eher so eine kleine fiese Skeptikerin war. Gerade in Bezug auf Jess und Tessa´s Co-Abhängigkeit war ich mir lange Zeit wirklich nicht sicher, ob ich diese Geschichte nicht vielleicht doch irgendwie doof finde.
Nicht etwa wegen dem Schreibstil oder so, denn Deine Art, diese Story zu erzählen finde ich wirklich brilliant. Echt. Du schreibst wirklich beneidenswert gut. Dein Stil glänzt durch seine packende Schlichtheit. Keine (leider so populäre) Effekthascherei. Nirgendwo diese "hach-was-bin-ich-doch-für-eine-begnadete-Schriftstellerin - Attitüde". Eben "einfach" nur eine Geschichte, die mit all ihren Höhen und Tiefen, mit wundervoll gestalteten Charakteren und viel Liebe zum Detail für uns zum Leben erweckt wurde. Und ich meine wirklich "zum Leben erweckt", denn diese Selbstverständlichkeit, diese Leichtigkeit, die mir das Lesen so einfach macht und mich glauben lässt ...

Das
kann was!

Ich schrieb oben "irgendwie doof" und will Dir noch genauer erklären, wie ich das meinte. Also ... *Gedanken sortier* ... An ganz vielen Stellen dachte ich mir, dass mir das Alles irgendwie zu simpel gestrickt ist. Irgendwie zu "blauäugig", dachte ich. Als ob da "bloß" ein Mädel daherkommen müsste ... und die "übermenschliche Kraft der Liebe" würde alles wieder "heile" machen (Ich überspitze das mal bewusst). Unrealistisch, dachte ich mir.
Der zynische Teil meiner selbst wehrte sich doch recht laut gegen Deine Geschichte *schmunzel*

Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen (und ich muss echt grinsen, wenn ich an diesen Moment zurückdenke):
Du schreibst ja gar keine Doku! *lol*

Ich entspannte mich, lehnte mich zurück, las weiter und ließ mich genüsslich von Deinen Worten entführen. Im ernst. Ich habe sogar die ersten Kapitel nochmal überflogen.
Mag jetzt vielleicht ein bisschen bekloppt (oder besser gesagt "gestört") klingen, aber bis zu diesem Tag war ich wirklich immer hin und her gerissen. Vielleicht liegst an der Thematik. Vielleicht bin ich auch einfach nur doof *g* und suche quasi nur nach Dingen, die ich an Stories blöd finden kann/will/wasweißich.

Fakt ist aber: Ich habe weitergelesen und die Geschichte hat mich nicht los gelassen. Und auch das kann was ...

Zum Inhaltlichen will ich Dir erstens sagen, dass ich den gesamten Verlauf bisher als sehr schön strukturiert empfinde. Ich kann natürlich nicht wissen, ob Du Dir auch dies im Voraus so überlegt hattest ... aber ganz am Anfang hast Du gesagt, die Geschichte wäre an sich schon fertig. Wenn dies nicht dort gestanden hätte, würde ich es wohl dennoch vermuten. Denn sie ist auf jeden Fall gut durchdacht und der rote Faden verliert sich auch nicht. Sehr löblich *1+ mit Sternchen verteil* *g*

So und zweitens kann ich Dir nun (wo ich meine Denkblockade überwunden habe *lol*) endlich auch mal sagen, dass die Geschichte als solches (also die Handlung an sich) richtig schön finde. Was habe ich geseufzt, als die beiden da im Garten saßen und sich diese ganzen tiefsinnigen Sachen sagten ... Wunderschöne Szene. Aber nur eine von vielen, denn jedes (in Worten: JEDES) Kapitel hat seinen ganz eigenen Reiz. Mir ist bei keinem einzigen der Gedanke gekommen, irgendetwas wäre "in die Länge gezogen", "unnötig verzögert" oder gar "zu kurz geraten". Und jetzt mal Hand auf´s Herz: Wie geil ist das denn? Selbst bei Preisgekrönten Romanen stolpere ich gelegentlich über Passagen, die mich langweilen *lol* Ist mir bei Dir noch an keiner Stelle so gegangen. Wahnsinn.

Insgesamt ist es sehr schön zu lesen, wie Deine Charaktere sich mit der Zeit entwickeln, verändern und an manchen Stellen auch über sich herauswachsen. Eine Langzeitgeschichte quasi. Finde ich aus mehreren Gründen schön. Erstens verbindet es uns mit den Leutchen (man hat das Gefühl, mit ihnen zu wachsen), und zweitens ist es auch eine weitaus größere Herausforderung an Dich, liebe Innad. Und es verlangt mir den höchsten Respekt ab, denn ich weiß die Mühe durchaus zu schätzen, die es macht, seine Charaktere wirklich zu durchdenken und ihnen tatsächlich einen Charakter zu geben.

*hochscroll*

*Augenreib*

Oh shit! Jetzt habe ich wieder so viel Blödsinn geschrieben. Ich muss unbedingt öfters was schreiben, sonst explodiert immer so eine elendig lange Kommibombe *lol*

Und dabei wollte ich jetzt eigentlich sogar noch was Abschließendes schreiben. Irgend sowas wie einen tiefschürfenden Schlusssatz, ein finales Résumé. Irgendwas schlaues eben *lol*

*schuldig auf Fussspitzen schau*

Aber ich meinte das alles auch so, also ist es vielleicht gar kein Blödsinn ...
Ich kann diesen "Geiles Kapi ... wann geht´s weiter" - Scheiß eben nicht :(


Liebe Grüße,
Colabirne

/*haha* mir fehlen ja die letzten beiden Kapi´s noch! muss ich gleich morgen lesen *freu*
 
@xBoux: Danke für Deinen Kommi! Du hast recht, ich denke, es war für alle Beteiligten ein hartes Stück Arbeit, dieses Treffen hinter sich zu bringen, und an und für sich ist es ja ganz gut gelaufen! :)


@Zahlencödchen: Danke für deinen Kommi, es freut mich, dass Tessas Gedanken so gut rüberkommen! Und es geht auch etwas spannender weiter jetzt!


@cenwen:
Hui, schon wieder ein Kommi von Dir, wie schön! :) Wegen der Wahl, das ist für mich nicht so wichtig. Klar, es ist immer eine schöne Anerkennung, wenn man bei sowas gewinnt oder Plätze macht oder auch "nur" dabei ist! Aber ich schreibe das ja in erster Linie aus Spass und weil mich Tessa und Co. nicht in Ruhe lassen gedanklich :lol:


@Colabirne: Herrjeh, was für ein langer Kommi *lach*, nein, das freut mich natürlich. Und ich kann Dich gerne benachrichtigen. Deine gedanken finde ich übrigens total nachvollziehbar. Die Skeptikerin in mir ist nämlich genau Deiner Meinung, was das "zu simple" angeht. Wobei ich auch darüber hinaus, dass das "nur" eine geschichte ist - so wie Du schon schreibst, keine Doku, kein authentische Geschichte oder sonstiges - glaube, das ganze ist 50:50 oder vielleicht auch "nur" 40:60... ;) aber nicht unmöglich. Ich glaube schon, wenn der richtige Mensch kommt, können sich Dinge ändern. Manchmal fehlt ja auch nur der Impuls dazu.
ABER ja - es ist nur eine Geschichte und deswegen ist es vielleicht stellenweise auch so, dass das ganze zu simpel ist. Aber das Leben ist an sich ja schon kompliziert genug ;) und so wie Du schreibst, man braucht auch manchmal etwas zum Zurücklehnen.
Abgesehen davon hätte ich ja auch die geschichte an jenem Punkt, als Jess wieder kam, zu ende gehen lassen können mit seinem Tod. Das wäre vielleicht realistischer gewesen (wobei: Wieso gehen wir eigentlich immer davon aus, dass schlechte Enden realistischer sind als gute? %)) aber doch ziemlich bitter für alle Beteiligten *lach*
Was dein Lob angeht, das geht natürlich runter wie Öl. Und ja, die geschichte war eigentlich schon fertig geschrieben, hihi, aber diese Version, mit der ich anfangs hier startete, hat inzwischen nix mehr mit der zu tun, die ich letztlich schrieb.
Natürlich ist der grobe Handlungsablauf derselbe, aber ich schreibe jedes Kapitel noch einzeln. Der rote Faden ist ja was ganz wichtiges und es macht es wirklich einfacher, ihn zumindest meistens nicht zu verlieren, wenn man in etwa weiß, wohin der Hase der Geschichte laufen soll und was die einzelnen Charaktere noch erwartet.
Das werde ich bei anderen Geschichten, die ich hoffentlich noch schreiben wered, erstmal nicht so gut hinkriegen, ich hatte hier einfach den klaren Vorteil, inhaltlich das meiste schon vorher zu wissen und es darauf abzustimmen.
Dass Dir die Schreibweise an sich gefällt, freut mich sehr. Man ist sich da ja immer so etwas unsicher, man selbst. Und dass Dich kein Kapitel gelangweilt hat, finde ich absolut erstaunlich, denn mir ging das nicht so. Beispielsweise das "Renovier"-Kapitel fand ich ziemlich langweilig und absolut unwichtig, aber ich musste ja irgendwie erklären, woher die anderen Wandfarben kommen ;) und wäre dies keine FS wäre dieses Kapitel nie zustande gekommen.
So, genug gequatscht, ich bedanke mich für diesen tollen Kommi und freue mich, dass Du mit in die Endrunde gehst, denn die kommt so langsam! :hallo: (laaaaaaaaaaaaaaangsam, wohl gemerkt :D )
 
Kapitel 79
Erklärungsversuche


Es war nur wenige Tage nach dem recht erfolgreichen Treffen zwischen Jess und Tessas Eltern, als Tessa eines Nachmittags von der Uni nach Hause kam und schon beim Aufschließen der Türe hörte, dass ihr Telefon klingelte.
Freudig ließ sie ihre Tasche fallen und hastete ins Wohnzimmer; bestimmt war es Jess, und sie war gespannt zu erfahren, wie das Treffen im Nachhinein auf ihn gewirkt hatte, denn bisher hatte sich noch keine weitere Gelegenheit ergeben, um mit etwas Abstand darüber zu sprechen.
„Hallo“, rief sie freudig in den Hörer, doch ihre muntere Miene verflog, als sich ihr Gegenüber als jemand anders entpuppte.

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„Oh, hallo… Niklas“, sagte sie weitaus gedämpfter und spürte, wie ihr Herz vor Schreck über seinen Anruf schneller zu schlagen begann. Zwar hatte er versprochen, sie anzurufen, nachdem dies aber in den letzten zwei Wochen nicht passiert, dafür aber so viele andere Dinge geschehen waren, hatte sie das Treffen im Park fast völlig vergessen und keinen echten Gedanken mehr daran verschwendet.
Nun, da sie ihn so unerwartet am anderen Ende der Leitung vorfand, fühlte sie sich befangen und nervös zugleich, ließ es sich aber nicht anmerken und versuchte, nicht zu freundlich, aber auch nicht zu kalt zu sagen: „Entschuldige, ich bin gerade erst nach Haus gekommen.“
„Macht doch nichts“, erwiderte Niklas langsam und man spürte, dass auch er unsicher war. „Störe ich dich denn auch nicht?“

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„Nein, tust du nicht“, erwiderte Tessa wahrheitsgemäß und wartete schweigend darauf, dass er etwas sagte.
Langsam begann Niklas dann auch zu sprechen: „Nun… ich hab dir ja gesagt, ich würde dich gerne mal anrufen. Tut mir leid, dass ich das erst heute mache, aber die letzten zwei Wochen waren echt vollgepackt.“
„Ja, macht doch nichts“, antwortete Tessa und pusselte an einem Faden herum, der sich aus dem Bund ihres schwarzen Tops gelöst hatte.
„Ganz schön warm ist das heute, nicht?“, fragte Niklas und Tessa musste grinsen. Das Wetter mal wieder, der ultimative Gesprächsstoff, wenn man nicht wusste, was man sagen soll.
„Ja, ist es“, sagte sie dann. „Ich bin froh, dass ich zu Haus bin, in der Uni ist es bei diesen Temperaturen kaum auszuhalten. Wenn ich gleich noch geduscht habe und was lockeres angezogen, werde ich ein neuer Mensch sein.“

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Sie schwieg einen Moment und sagte dann: „Aber du rufst mich doch sicher nicht an, um mit mir übers Wetter zu sprechen, oder, Niklas?“
Dieser schluckte am anderen Ende deutlich hörbar und sagte dann langsam: „Nein, natürlich nicht. Ich… Tessa, ich find es einfach so schade, dass alles so gelaufen ist, wie es nun mal gelaufen ist…“
„Nun…“, erwiderte Tessa zögerlich. „Was soll ich dazu sagen, Niklas? Ich hab´s mir nicht so gewünscht, weißt du.“
„Ich weiß, ja“, gab dieser langsam zurück. „Aber ich finde diesen Zustand unerträglich.“

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„Welchen Zustand?“, hakte Tessa nach.
„Na, dass wir nicht mehr miteinander sprechen…“
„Tun wir doch gerade.“
„Tessa… komm schon, du weißt, was ich meine.“
Tessa seufzte. „Niklas, was willst du von mir hören?“
Dieser gab einen unsicheren Laut von sich und meinte dann: „Nichts, ich… ich will nur sagen, dass ich nicht weiter mit dir verstritten sein möchte und dass… du mir fehlst, seit wir uns verstritten haben. Und ich mich bei dir entschuldigen will und dir erklären, was damals los war mit mir.“
Tessa zögerte, ehe sie sagte: „Ich weiß nicht, Niklas… ich kann mir nicht vorstellen, wie du das erklären willst.“

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Niklas seufzte. „Ja, du hast recht, eigentlich kann ich das, was ich damals gesagt habe, wohl eher nicht entschuldigen. Aber sollen wir uns deswegen für ewig böse sein? So bist du doch gar nicht, Tessa…“
Tessa schluckte und sagte dann: „Niklas, du weißt doch gar nicht mehr, wer ich bin oder wie ich bin. Es sind fast zwei Jahre vergangen seitdem.“
„Ich weiß, entschuldige“, stimmte er ihr zu. „Ich wollte damit nur sagen…“
„Ich weiß schon“, unterbrach ihn Tessa schnell. „Und ich finde es schön von dir, dass du dich entschuldigst… und ja, ich find es auch nicht schön, aufeinander böse zu sein.“
Niklas atmete offenbar erleichtert auf und sagte dann: „Das ist schön. Ich würde gerne mit dir darüber sprechen, was damals los war, Tessa.“

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Tessa zögerte einen Moment. Sie war sich nicht sicher, ob sie zustimmen sollte, tat es dann aber doch: „Gut, Niklas, das können wir machen. An was hast du gedacht?“
„Ich würde mich gerne mit dir treffen, wenn´s dir recht ist.“
„Und wann?“
„Sag du etwas. Wann hast du denn Zeit?“
Tessa dachte einen Moment nach. „Diese Woche nicht mehr. Aber vielleicht nächste Woche einmal, nach der Uni, gegen Abend?“
„Das passt super“, erwiderte Niklas freudig. „Treffen wir uns doch am Dienstag um 18 Uhr im Eiscafé in der Schröderstraße. Kennst du das noch?“
„Natürlich“, erwiderte Tessa und dachte mit einem wehmütigen Lächeln daran, wie oft sie und Niklas früher in diesem Café Eis geschlemmt hatten, in der Schulzeit sogar oft gemeinsam mit ihren Freunden.
„Gut, dann bist Dienstag“, sagte sie schnell und legte auf.
Nachdenklich schaute sie dann aus dem Fenster. Ob es so eine gute Idee gewesen war, dem Treffen zuzustimmen?

Am folgenden Tag äußerte sie ihre Bedenken auch gegenüber Feli und Joshua, mit denen sie gemeinsam zwischen zwei Vorlesungen in einer ruhigen Ecke des Literaturgebäudes saß.
Am Abend waren schwere Gewitter über die Stadt gezogen und es hatte deutlich abgekühlt, aber in der Sonne, die inzwischen wieder durch die Glasfronten des alten Gebäudes fiel, begannen die drei bereits wieder zu schwitzen.
„Oh mann, hätte ich doch nur etwas leichteres angezogen“, stöhnte Feli und fächerte sich Luft zu. „Heute Morgen war es so kalt, dass ich gefroren habe und jetzt fließe ich dahin. Ich glaube, ich lasse das Germanistikseminar nachher sausen.“

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„Du bist nicht die einzige, der es so geht“, erwiderte Tessa und zupfte an ihrem engen Oberteil herum, um etwas Luft darunter zu lassen. „Aber nun sagt mir doch mal, was ihr von dieser Geschichte mit Niklas haltet? Meint ihr, ich soll wirklich hingehen?“
Joshua sah sie verwirrt an. „Denkst du etwa darüber nach, nicht zu gehen? Das wäre nicht besonders nett, muss ich dir sagen.“
„Niklas war auch nicht nett zu mir“, gab sie trotzig zurück und seufzte dann. „Aber nein, eigentlich will ich schon hingehen, schließlich hab ich es ihm zugesagt. Ich weiß ja nur nicht, was ich davon halten soll. Er war für mich eigentlich gestorben, nach seinem Auftritt damals. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Meinung ernsthaft geändert hat.“

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„Wenn du nicht hingehst und ihn anhörst, wirst du es nie raus finden“, stellte Feli fest. „Wieso machst du dich dann vorher so verrückt? Du verlierst doch nichts dabei. Wenn du merkst, er ist derselbe Hornochse wie früher, stehst du einfach auf und gehst. Aber dass er sich gemeldet hat, ist doch schon mal ein ganz netter Zug an ihm.“
„Vielleicht will er aber auch nur sein Gewissen beruhigen“, gab Tessa zu bedenken. „Und wünscht sich von mir, dass ich´s ihm nehme?“
Joshua zuckte mit den Achseln. „Wäre ein menschlicher Wunsch, oder?“
„Ja, aber so einfach mach ich es ihm nicht“, gab Tessa zurück. „Er hat damals Mist gebaut und damit muss er nun leben.“

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„Schon, Tessa“, sagte Feli langsam. „Aber seit wann verurteilst du die Menschen denn so im Vorhinein? Wieso lässt du es nicht einfach auf dich zu kommen?“
Tessa zuckte mit den Achseln. „Ach, ich weiß auch nicht, Feli. Niklas und ich waren so gut befreundet und sogar noch mehr als das. Es tat damals sehr weh, was er getan hat und ich hab lange daran geknabbert. Es war mir jetzt endlich gleich und da taucht er wieder auf und wirbelt alles durcheinander. Ich… hab für so was jetzt gerade gar keinen Kopf. Ich muss mich um Jess kümmern, um die Uni und meine seit neustem so verwandelten Eltern, da fehlt es mir noch, mich wieder mit Niklas beschäftigen zu müssen.“
Joshua lächelte. „Dir bleibt wohl nichts anderes übrig“, sagte er. „Denn wie ich dich kenne, würdest du es dir selbst nie verzeihen, wenn du ihn jetzt nicht wenigstens anhörst. Das passt nicht zu dir.“

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Tessa seufzte. „Was ihr nur immer alle denkt, was zu mir passt und was nicht. Vielleicht bin ich ja auch mal zickig und ungerecht, wie wäre das?“
Feli lachte. „Denkst du denn, das bist du nicht?“ Kichernd sah sie ihre Freundin an, die skeptisch die Augenbrauen hochzog.
„Bin ich das denn?“
„Ungerecht vielleicht nicht, aber zickig kannst du schon sein“, lachte Feli. „He, was kuckst du so. Du bist eine Frau, oder, das gehört dazu.“
Tessa streckte ihr die Zunge heraus. „Ihr seid mir ja eine echte Hilfe“, sagte sie sarkastisch.

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„Nun“, stellte Joshua grinsend fest. „Wie gut, dass du niemals ungerecht bist, nicht wahr?“
Empört funkelte Tessa ihn an, woraufhin er nach seinem Rucksack griff und sagte: „Ich muss los, meine werten Damen. Man sieht sich – und, Tessa, ich bin gespannt, was Niklas dir sagen wird!“
Er zwinkerte und verschwand. Tessa warf Feli einen Blick zu und musste dann selbst grinsen.
„Nun, wir dürfen gespannt sein“, kicherte Feli dann philosophisch, griff ebenfalls nach ihrer Tasche und sagte: „Los, du Zicke, wir kommen sonst zu spät zu unserem Kolloquium.“
Lachend erhob Tessa sich, folgte Feli und schob den Gedanken an das Treffen fürs erste zur Seite.

Der Zeiger der Uhr zeigte bereits fünf nach sechs, als Tessa am Eiscafé ankam. Sie blieb einen Moment vor dem kleinen Häuschen stehen und lauschte den vertrauten Geräuschen von klappernden Löffeln und zischenden Espressomaschinen. Dann ging sie lächelnd durch das Gebäude hindurch, nickte den Kellnern, die zum Großteil noch dieselben waren wie vor Jahren, als sie hier nach der Schule Eis gegessen hatten, freundlich zu und betrat den kleinen, unspektakulären Terrassenbereich, wo sie Niklas schon an einem der hinteren Tische entdeckte.
Es war ein seltsames Gefühl, fast, als tauche sie in die Vergangenheit ein. Eine Vergangenheit, von der sie nicht sicher wusste, ob sie diese schön oder eher schlecht empfinden sollte. Ein Teil von ihr sehnte sich hier hin zurück, in diese Zeit, die noch so unbeschwert und naiv gewesen war, ein anderer war heilfroh, all dies schon lange hinter sich gelassen zu haben, gereift und gewachsen zu sein.
Langsam ging sie auf den kleinen Tisch zu und sagte: „Hei Niklas“, während sie den Stuhl nach hinten rückte. Auf dem Tisch stand eine fast geleerte Schale mit Beeren, die Niklas offenbar schon gegessen hatte.

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Freudig blickte dieser sah an und sagte: „Schön, dass du es geschafft hast. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.“
Tessa lachte. „Ich musste erst noch einen Parkplatz finden. Früher sind wir immer hier her gelaufen oder mit dem Mofa gefahren, das war etwas einfacher.“
„Ja“, stimmte Niklas ihr zu. „Ich war schon ein Weilchen nicht mehr hier, und du?“
„Seit Jahren“, erwiderte Tessa. „Ich bin fast gar nicht mehr in dieser Ecke, weil ich ja nicht mehr bei meinen Eltern wohne. Schon lange nicht mehr.“
Niklas nickte langsam. „Ich weiß. Wie gefällt es dir in der Wohnung?“
„Gut“, gab Tessa zur Antwort und lächelte dem Kellner zu, der an ihren Tisch getreten war. „Ich hätte auch ganz gerne die frische Beerenschale, sonst nichts.“ Der Keller nickte, nahm die leere Schale mit und verschwand.
„Wie? Kein Eis?“, fragte Niklas erstaunt. „Seit wann isst du kein Eis, wenn sich dir die Gelegenheit dazu bietet?“

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Tessa lächelte verbindlich und sagte: „Es hat sich einiges geändert, Niklas. Das sagte ich ja schon…“
Niklas wurde ernst und nickte. „Ja, stimmt. Es ist eine lange Zeit vergangen…“
Tessa nickte langsam, dann schwiegen beide eine Weile und starrten vor sich hin, bis der Kellern kam und eine große Schale mit frischen Beeren auf den Tisch stellte. Langsam begann Tessa daran zu knabbern und sagte dann: „Nun, Niklas… du wolltest mich sprechen, also rück mit der Sprache heraus…“
Niklas schluckte, starrte die Beeren an und sagte dann: „Ich denke, du weißt, worum es geht…“
Tessa wischte sich über den Mund und nickte. „Ich nehme es an, ja.“

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„Nun…“, begann Niklas zögerlich. „Es tut mir echt leid, was damals passiert ist.“
Tessa nickte wieder. „Das sagtest du aber schon.“
Niklas seufzte. „Das ist nicht so einfach, Tessa. Ich… ich war damals ein ziemlicher Idiot. Ich hab viel gesagt und getan, was Unsinn war.“
Tessa dachte einen Moment nach und sagte dann spitz: „Das müsstest du mal genauer definieren, Niklas. Was davon war denn genau Unsinn? Dass du mich beleidigt hast? Dass du mich verfolgt hast, dass du mich bei meinen Eltern an den Pranger gestellt hast, dass du meinen Freund aufs härteste beleidigt hast, oder war es vielleicht viel mehr deine allgemeine Einstellung zu solchen Dingen?“
Niklas schluckte betroffen. „Du bist wohl doch noch ganz schön sauer“, stellte er fest.

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Tessa seufzte. „Nicht sauer, Niklas. Enttäuscht, noch immer… und… nicht wirklich bereit, das zu vergessen und vergeben. Du hast dich ja nicht einfach nur mit mir gestritten, du hast dich völlig inakzeptabel verhalten und mein Vertrauen aufs gröbste missbraucht, das muss dir klar sein.“
Niklas nickte. „Ja, das ist mir schon klar, Tessa. Auch wenn mir nicht ganz klar war, wie schlimm es für dich gewesen ist. Ich dachte, du wärst sauer, weil ich dich verpetzt habe und weil ich mich so unfair verhielt.“
„Das ist nur einer der Punkte, Niklas“, erklärte Tessa. „Ich meine… deine Einstellung… was ist mit der? Würdest du heute wieder so handeln, so reden?“

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Niklas schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, Tessa. Es war falsch, wie ich mich verhalten habe und was ich sagte.“
„Aber was ist mit deiner grundlegenden Einstellung dazu? Zu Menschen wie Jess?“, wollte Tessa wissen.
Niklas seufzte und sagte dann ratlos: „Ich weiß es nicht, Tessa. Ich kann es dir nicht sagen. Ich denke nach wie vor, dass das, was du damals gemacht hast, nicht allzu ratsam war… aber ich hätte mich nicht so einmischen dürfen. Ich habe völlig falsch gehandelt.“
„Das hast du“, gab Tessa ihm recht. „Aber du solltest wissen, dass ich nach wie vor mit Jess zusammen bin. Und wie sollte ich normal mit dir reden können, wenn ich den Eindruck habe, du denkst über Menschen wie ihn noch immer so wie du es damals gesagt hast?“
Niklas schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht so. Ich … ich denke doch gar nicht schlecht über diese Menschen, jedenfalls nicht so wie du das meinst. Natürlich finde ich es nicht gut, ganz und gar nicht. Und nimm mir nicht übel, wenn ich sage, dass man einer guten Freundin nicht unbedingt einen Freund wünscht, der drogensüchtig und obdachlos ist, Tessa. Du hättest andersherum auch nicht gerade vor Begeisterung aufgejuchzt, wäre ich mit dieser Offenbarung zu dir gekommen, sei ehrlich…“

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Tessa dachte einen Moment nach und räumte dann ein: „Das nicht, nein. Und ich kann ja verstehen, dass du besorgt warst und beunruhigt. Aber ich bot dir damals mehrmals an, Jess selbst kennenzulernen. Dir mehr über ihn zu erzählen, damit du verstehst, was ich an ihm finde und warum deine Sorge zumindest zum Teil unbegründet ist.“
„War sie das denn?“, fragte Niklas. „Gab es in eurer Beziehung nie eine Situation, in der es gefährlich war für dich? Oder in der man sich um dich hätte sorgen müssen?“
Tessa schluckte und kämpfte gegen die Bilder aus jener Nacht an, in der sie in der Ruine angegriffen wurde.
„Nein“, antwortete sie dann ehrlich. „Diese Situationen gab es durchaus. Aber … das berechtigte dich dennoch nicht dazu, mir diese Beziehung verbieten zu wollen.“
Sie funkelte ihn an und wunderte sich, wie viel alte Wut da noch in ihr war. „Ich kann gar nicht verstehen, dass du dir das heraus genommen hast, Niklas…!“

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Niklas nickte langsam. „Ja, ich weiß, Tessa. Ich weiß, das war nicht richtig. Aber ich will es dir erklären, wenn du mich lässt…“
Tessa nickte zustimmend und Niklas fuhr fort: „Tessa, ich… wir waren so lange befreundet, wir waren lange zusammen und… ich war nie richtig über dich hinweg. Ja, ich weiß, wir hatten gesagt, wir sind nur Freunde. Und ich war mir auch nicht bewusst darüber, dass da noch mehr ist, was ich für dich empfinde. So wie es war, war es gut für mich. Wir waren so nah befreundet, dass ich dich immer an meiner Seite hatte. Ich konnte dich umarmen, wenn ich wollte, ich konnte dich praktisch sogar küssen, du hast nie etwas gesagt…“
Er sah sie lange an. „Du weißt, dass es so war. Was zwischen uns bestand, war nie reine Freundschaft. Es war ein seltsames Zwischending…“
Tessa schluckte und musste ihm recht geben.
Wie oft hatten sie sich auf eine Art und Weise berührt, die durchaus Spekulationen über die Art und Weise ihrer Beziehung zugelassen hätte.

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Aber sie beide waren frei gewesen und hatten sich wohl nur langsam voneinander gelöst.
„Ja“, gab Tessa zu, auch wenn es ihr schwerfiel. „Aber zu jenem Zeitpunkt, als ich Jess kennen lernte, hattest du doch schon eine neue Freundin. Es war anders, wir waren beide voneinander weg.“
Niklas seufzte. „Das dachten wir. Oder ich. Es war etwas anderes, dass ich eine Beziehung hatte, Tessa. Ich… das klingt furchtbar, aber… ich wollte dir keine zugestehen. Und dann auch noch mit so einem… so einem Kerl. Bitte nicht mir das nicht übel. Ich denke heute nicht mehr so. Aber damals erschien es mir so. Ich dachte mir, was findest du nur an ihm, wenn du mich haben könntest?“
„Aber du wolltest mich doch auch gar nicht mehr!“, rief Tessa verwirrt aus.
„Das dachten wir beide. Aber ich wollte dich noch“, gab Niklas zu und starrte auf seine Schuhspitzen. „Und irgendwie glaube ich, ich hatte Besitzansprüche auf dich.“ Er seufzte. „Ich muss echt irre gewesen sein. Wenn ich das heute so höre, wie ich das sage, denke ich, das gibt es doch nicht. Aber es war so. Ich glaube, ich dachte irgendwie, es geht immer so weiter… dass ich mal hier und mal da eine Freundin habe, aber du ständig mein Hinterhalt bist…“

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Tessa schnaubte. „Das ist ziemlich harter Tobak, Niklas. Ich war also immer dein Trostpflaster?“
„Nein… nein, wirklich nicht!“, bestritt dieser. „Du warst viel mehr immer meine große Liebe…“
Betreten schwiegen beide einen Moment, dann sprach Niklas weiter. „Ich hab das erst bemerkt, als du nicht mehr da warst, als wir verstritten waren. Bettina machte bald mit mir Schluss, denn sie merkte ja, dass ich gar nicht so viel für sie empfand, wie ich es gemusst hätte. Und dann wurde mir nach und nach alles klar.“
„Und heute?“, fragte Tessa bange. „Heute empfindest du aber nicht mehr so?“
Niklas schüttelte den Kopf. „Nein, heute nicht mehr. Aber ich bedaure, dass unsere Freundschaft zerbrochen ist. Die war nämlich viel wert.“
Tessa seufzte. „Und du denkst, wir können wieder Freunde sein?“
„Ich weiß es nicht. Sag du es mir…“

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„Nein“, erwiderte diese. „Oder … ich weiß nicht. Niklas, ich… ich kann das alles nicht vergessen. Okay, ich verstehe nun eher, wieso du damals so ausgetickt bist. Aber deine Einstellung zu Jess, dein anmaßendes Verhalten… ich meine… ich hätte das nie von dir gedacht.“
Niklas sah sie betreten an, nickte aber. „Ja, ich kann dich ja irgendwie verstehen.“
„Dass du mir sogar nachspioniert hast… und dachtest du etwa, du kriegst mich zurück, wenn du mich bei meinen Eltern anschwärzt?“
„Nein,“ erwiderte Niklas. „Das nicht. Aber ich hatte dich an jenem Tag mit ihm gesehen und das, was ich befürchtet hatte, war Wahrheit geworden – ihr hattet euch verliebt. Mir war das von Anfang an klar, Tessa.“
Tessa sah ihn irritiert an. „Wieso? Wir waren anfangs nur befreundet, Jess und ich.“

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Niklas lachte trocken auf. „Hach, Tessa, da kannte ich dich wohl besser als du dich selbst. Schon vom ersten Moment an, wo du mir von ihm erzählt hast, habe ich gemerkt, dass du etwas für ihn empfindest.“
„Na, dann hast du mehr gewusst als ich.“
„Mag sein“, erwiderte er. „Und als ich euch dann sah, sind mir die Sicherungen durch gebrannt. Ich dachte, wenn ich deine Eltern mit ins Spiel bringe, werden sie dir den Umgang verbieten. Ich hätte nie gedacht, dass du dich über sie hinweg setzt.“
„Tja, da siehst du mal“, erwiderte Tessa leicht spöttisch. „Aber wieso hast du ihnen nichts gesagt, als ich behauptete, Jess wäre weggegangen? Und du hast auch nicht gesagt, dass wir zusammen sind.“
„Das hab ich mich nicht getraut“, erwiderte Niklas langsam. „Es wäre zu hart gewesen. Auch für deine Eltern. Und… ich war mir nicht sicher, ob du wirklich lügst, als du sagtest, er ginge fort. Es hätte ja sein können. Außerdem dachte ich mir, dass deine Eltern nun sicher alarmiert wären und darauf achten, was du so machst.“
Tessa schnaubte entrüstet. „Niklas, ich war doch kein Kind mehr, ich war fast zwanzig, dachtest du, sie schleichen mir nach – so wie du?“ Sie lächelte. „Das war total abwegig!“

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„Ich weiß“, gab Niklas zu. „Aber ich habe mit so etwas gerechnet. Ich hätte nicht gedacht, dass du so ausrastet, muss ich zugeben. Oder zumindest nicht, dass du dich tatsächlich von mir abkapselst.“
„Das war doch klar, Niklas. Wie hätten wir danach nur noch ein Wort sprechen können?“
„Ehrlich gesagt dachte ich, das mit dir und Jess geht ohnehin in die Hose, früher oder später. Ich habe darauf gewartet, dass du kommst und dich mir anvertraust und … ich dich trösten kann.“
Tessa schluckte. „Das war also mehr oder weniger ein gut zurecht gelegter Plan, mh? Nur leider hat er nicht funktioniert.“
Niklas grinste schief und betreten. „Nein, hat er nicht. Du bist nicht gekommen, und ich wusste nicht, was los war. Ich hätte nie gedacht, dass das zwischen euch so lange hält. Ich meine… ich dachte nicht einmal, offen gestanden, dass er es so lange überleben wird… nachdem du von Heroin sprachst.“
Tessa wusste zuerst nicht, was sie sagen sollte. Zu heftig war Niklas´ Geständnis.
Letztlich sagte sie: „Wir beide haben es überlebt, Niklas. Und wir sind sehr glücklich.“
Von den Problemen und Schwierigkeiten sagte sie bewusst kein Wort.

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„Das freut mich für euch. Wirklich“, sagte Niklas und er klang aufrichtig dabei. „Nun, jetzt weißt du, was mich damals geritten hat. Natürlich hab ich mich auch um dich gesorgt, Tessa, das sei nicht außer Acht gelassen. Ich meine, ich wusste ja nicht, ob du nicht eines Tages aus Solidarität auch etwas nimmst. Oder in welchen Kreisen ihr euch bewegt.“
„Ich hätte nie etwas genommen“, sagte Tessa entschieden. „Du weißt, ich habe damals nicht einmal wirklich den Pott mitgeraucht.“
„Ja, aber das war etwas anderes“, räumte Niklas ein. „Man tut viel für jemanden, den man liebt.“
„Jess hätte mich verflucht, hätte ich auch nur einmal an einem Joint gezogen“, gab Tessa kalt zurück. „Und überhaupt, wenn man sieht, wie kaputt ein Mensch durch Drogen werden kann, kommt man niemals auf die Idee, etwas anzurühren. Niemals. Eine bessere Schocktherapie kann es nicht geben.“

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Niklas nickte langsam. „Kann ich mir vorstellen…“, sagte er dann. „Naja. Jetzt weiß du jedenfalls alles. Und ich kann verstehen, wenn du sauer bist. Aber trotzdem möchte ich dich bitten, dass wir uns nun nicht mehr ignorieren und hassen.“
„Ich hab dich nie gehasst“, erwiderte Tessa aufrichtig. „Ich war nur verletzt und gekränkt und wütend.“
Niklas erwiderte nichts. Tessa starrte auf die verbliebenen Beeren in der Schale vor sich. Ihr war der Appetit vergangen. Eine Weile saßen beide mehr oder weniger schweigend beieinander und hielten das Gespräch mühsam im Gange, in dem sie ein wenig über die Uni und ihre Familien sprachen.
Schließlich seufzte Tessa und sagte lächelnd: „Sei mir nicht böse, Niklas. Aber ich habe noch einiges zu tun heute. Ich muss dann los, ich hoffe, das ist okay.“

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Niklas nickte. „Ja, natürlich. Ich muss dann auch los.“
„Gut, dann werde ich mal zahlen…“
„Lass schon, ich mach das.“
Unbequem sah sie ihn an. „Niklas…“
„Als eine kleine Wiedergutmachung… auch wenn das so einfach nicht geht, ja, aber trotzdem…“
Tessa seufzte und nickte dann. „Gut, von mir aus.“
„Tessa?“
„Mh?“
„Treffen wir uns bald mal wieder?“, wollte Niklas wissen.
Tessa sah ihn unsicher an und sagte dann: „Niklas, ich … ich muss das erstmal alles verdauen und sacken lassen. Ich bin dir jetzt nicht unbedingt böse, aber… weißt du, mein Leben hat sich ohnehin geändert und ich habe viel zu tun und… lass mir Zeit, ja? Du kannst mich ja mal anrufen, wenn du magst. Oder wir chatten mal abends, irgendwann demnächst. Okay?“

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Niklas nickte. „Ja, ich verstehe… ist okay, Tessa. Dann komm mal gut nach Hause.“
Tessa lächelte und stand auf. „Macht´s gut, Niklas. Grüß zu hause.“
„Du auch.“
„Mach ich“, sagte Tessa und dachte sich insgeheim, dass es wohl keine so gute Idee sein würde, gegenüber ihrer Eltern in der momentanen Situation Niklas wieder ins Spiel zu bringen und am Ende alte „Ideen“ zu erwecken.
Sie winkte eben jenem noch einmal zu und verließ dann schnellen Schrittes das Eiscafé.
Als sie im Auto saß und den Ort ihrer Jugend im Rückspiegel verschwinden sah, atmete sie tief durch.

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Es war wie eine Befreiung. Es war gut gewesen, Klarheit zu bekommen. Aber je mehr Entfernung sie zwischen dem Café und sich ließ, desto deutlicher wurde ihr, dass Niklas ihre Vergangenheit war. Er passte nicht mehr zu ihr und ihrem Leben. Und das war gut so.

Fortsetzung folgt.
 
Wow!
Du schreibst wirklich die längsten Kapitel mit den meisten Bilder^.^
Man braucht immer so seine Zeit um alles zu lesen.
Aber am Ende lohnt sich die Mühe immer sehr!
Ich bin wiedermal begeistert!
Ich habe an den Gesprächen, die Tessa vor dem Treffen mit Niklas beansprucht hat, schon gemerkt, wie unsicher sie war.
Deshalb denke ich, dass sich zwischen den beiden keine Freundschaft mehr entwickelnd wird. Zumindest jetzt erstmal nicht.
Die Wunden, die Niklas Tessa zugefügt hat, sind noch nicht komplett geheilt und Tessa merkt ja selbst, dass sie sich verändert hat und Niklas nicht mehr in ihr Leben passt.
 
ich mag das letzte bild... das ist irgendwie so bezeichnend für tessas gedankenwelt... wohin wird das alles also wohl führen?
niklas' geständnis ist natürlich ziemlich viel für sie gewesen, auch viel unbequeme wahrheit. aber sie hat ja wirklich mehr als genug zu tun - ohnehin - daher kann sie ihn ja erstmal auf die lange bank schieben. ;)
 
@xBoux: Ja, ich weiß, zurzeit sind die Kapitel sehr lang, aber ich hab gerade irgendwie keine Lust, sie nur wegen der Länge auseinander zu reißen (wie ich das ja schon oft machen "musste") und darum sind sie so lang :) ich hoffe, das stört euch nicht.
Was Du schreibst, ist richtig, sie muss zurzeit nicht mit Niklas auskommen und die Wunden sind noch nicht ganz verheilt.

@Zahlencödchen:
Ja, stimmt, der Weg ins Ungewisse, sozusagen :) Nun ja, eigentlich kann sie ihn auf die lange Bank schieben. Eigentlich :D


@ALL:
Danke nochmal an alle, die für "Tiefer" geklickt haben bei der Wahl zur FS des Sommers! :hallo:
Übrigens hatte "Tiefer" gestern sozusagen "Jubiläum".... denn am 29.06.2007 habe ich die erste Folge online gestellt! Darum auch nochmal ein DANKE an alle jene Leser/innen, die seit dem 1. Tag dabei sind und so langen Atem beweisen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 80
Gewitterstimmung



Tessa warf einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel hing voller Wolken, und ein warmer Sommerregen prasselte gegen die Scheiben. Es war schwül in dem kleinen Zimmer und Tessa musste zugeben, dass dringend gelüftet hätte werden müssen. Sie warf Jess einen Blick zu, der auf der Couch saß und unmotiviert an seinem Pullover herum fistelte.
„So ein blödes Wetter!“, stellte er fest. „Immer diese Gewitter, das ist schlimm.“
Tessa lächelte und setzte sich wieder neben ihn. „Es ist eben Sommer“, sagte sie aufmunternd. „Und der Regen ist wichtig für die Pflanzen.“

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Jess verzog das Gesicht. „Du alte Besserwissern“, sagte er und Tessa war sich nicht sicher, ob es im Scherz gemeint war oder nicht. „Ich find nichts an diesem Wetter, draußen ist viel schöner als in dieser Muffelbude hier.“
„Das könntest du ändern, indem du mal ein paar Fenster auf machst“, setzte Tessa vorsichtig an, doch Jess murrte nur etwas vor sich hin und sagte nichts weiter.
Tessa saß eine Weile schweigend neben ihm. Dass Jess heute mal wieder keinen guten Tag hatte, war ihr schon aufgefallen, als sie herein gekommen war. Inzwischen waren die Besuchzeiten für ihn so aufgelockert worden, dass sie ihn auch alle zwei Wochen Donnerstagsnachmittags besuchen konnte, was heute der Fall war. Sie hatte extra ein Seminar für ihn sausen lassen, was er natürlich nicht wusste.
Dass er nun so übellaunig war, ließ sie es fast bereuen, die Uni frühzeitig verlassen zu haben.
Sie warf ihrem Freund einen Blick zu, doch dieser starrte nur gelangweilt auf die gegenüber liegende Wand.

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„Jess, ich kann nichts für das Wetter“, sagte Tessa schließlich seufzend. „Oder ist noch etwas, was dir diese herrliche Laune beschert?“
„Was? Ich bin nicht schlecht gelaunt“, erwiderte er patzig. „Nur du scheinst heute ziemlich empfindlich zu sein.“
Tessa schwieg und sagte schließlich: „Das Wetter war doch die ganze Woche wirklich gut, oder? Und es soll morgen auch wieder unheimlich heiß werden. Ich bin jedenfalls ganz froh über diese Abkühlung.“

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Jess brummte nur, dann sagte er langsam: „Was hast du die ganze Woche so gemacht?“
„Uni“, erwiderte sie schlicht. „Wie immer. Nein, warte, vorgestern waren Feli und ich im Schwimmbad.“
„Na toll“, erwiderte er gereizt. „War bestimmt schön.“
Tessa schluckte verletzt und sagte dann: „Hast du ein Problem damit?“
„Nein, wieso sollte ich“, gab Jess schnippisch zurück, stand auf und ging im Zimmer auf und ab. „Ist doch schön, dass du mit irgendwelchen Leuten, die ich nicht einmal kenne in der Gegend herum flippst, während ich hier versaure.“

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Auch Tessa erhob sich jetzt und versuchte, ihre Kränkung nicht zu zeigen und freundlich zu antworten: „Jess, ich hätte sie dir gerne schon alle vorgestellt, aber das holen wir bald nach, das weißt du. Und schwimmen gehen kannst du hier doch auch wunderbar. Du hast es da sogar fast besser als ich, denn du hast den Pool immer vor der Haustür.“
Jess stöhnte auf und klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn: „Das meinst du jetzt nicht wirklich ernst, oder?“

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Tessa schluckte. „Was ist denn jetzt schon wieder falsch?“, seufzte sie.
„Tessa, denkst du echt, das ersetzt es! Du könntest ja fast dein Vater sein, der auch so tolle Reden über diesen Pool hier geschwungen hat! Den ganzen Tag habe ich diese blöden Sitzungen, und inzwischen kann ich das Gelaber nicht mehr hören! Ich hocke hier in dieser Bude seit geschlagenen drei Monaten, fast noch mehr sogar! Und ich kann´s nicht mehr sehen! Da draußen ist das Leben und ich bin hier eingesperrt, es kotzt mich einfach an! Und dann kommst du hier immer alle paar Wochen oder Tage rein spaziert und gehst wieder in dein ach so tolles Luxusleben zurück, in das ich doch eh nicht passe!“
Er schnaubte aus. „Du weißt gar nicht, wie gut du es hast! Aber ein bisschen Verständnis ist dafür wohl auch zu viel, da erzählst du mir noch, wie gut es mir hier geht, weil ich ja einen Pool vor der Haustüre habe!“
Er stemmte die Hände in die Hüfte und sah sie missmutig an. Tessa derweil verzog wütend das Gesicht und wusste zuerst nicht, was sie sagen sollte.

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„Denkst du das echt von mir?“, sagte sie dann so ruhig wie möglich.
„Ach, was weiß ich“, erwiderte Jess genervt. „Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn ich dich gar nicht mehr sehe, damit ich nicht immer vor Augen gehalten bekomme, wie schön das Leben da draußen sein kann, während ich hier versauere…“
„Aber… Jess… du hast dir das rausgesucht, du bist kein Gefangener“, versuchte Tessa einzuwenden, doch Jess schnaubte nur verächtlich und sagte: „Du musst´s ja wissen, mh?“
Tessa schwieg und fühlte sich gekränkt, so sehr, dass sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und ein dicker Kloß in ihrem Halse entstand.
„Du bist verdammt ungerecht“, murmelte sie weinerlich.

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Jess sagte nichts, schob das Kinn nach vorne und starrte zum Fenster hinaus.
Tessa schniefte und sagte: „Ich versuche wirklich, dich zu verstehen, Jess. Und ich denke mir, dass das alles nicht einfach für dich ist. Ich weiß es vielmehr. Aber ich kann auch nichts dafür, wie es ist. Es ist nicht meine Schuld. Ich zwinge dich nicht, hier zu sein. Ich zwinge dich zu gar nichts… und… das tut übrigens niemand. Und ich finds nicht richtig, dass du deine schlechte Laune an mir auslässt, wenn ich schon alles tu, um hier her zu kommen und dich zu sehen. Ich freu mich auf dich und dann bist du… so ein… Ekel. Das ist echt nicht fair“, sagte sie mit zitternder Stimme und wischte sich mit dem Handrücken über die feucht gewordenen Augen.

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Dieser sah sie einen Moment zerknirscht an und bemerkte dann, wie verdächtig ihre Schultern zuckten. Seufzend löste er sich aus seiner starren Haltung und kam einen Schritt auf sie zu.
„Nun wein doch nicht gleich“, sagte er deutlich freundlicher. „Das bringt doch nichts.“
„Ich wein doch gar nicht“, sagte Tessa schnell. „Aber ich… ich meine, es ist nicht gerade schön, wenn ich immer dein Prellbock für alles bin. Ich kann doch nichts an deinen Problemen ändern.“
„Ich weiß“, sagte Jess seufzend. „Tut mir leid, aber… weißt du, du gehst mir manchmal einfach mit deinem Heile-Welt-Getue auf die Nerven.“ Er fasste sie sanft an die Schulter. „Sei mir nicht böse, Tessa. Du weißt ja, ich hab dich lieb. Aber … es ist einfach alles so nervig im Moment.“

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„Wie meinst du das?“, schniefte Tessa. „Heile Welt? Was meinst du damit?“
„Ach, ich weiß nicht… in allem versuchst du was schönes zu sehen. Im Regen oder sonst was. Das nervt. Manches ist eben einfach total mistig, und wieso siehst du das dann immer als positiv? Und dann ist es auch nicht einfach für mich, dass du hier rein kommst und mir von deinem Alltag erzählst, und ich mir keine Vorstellung davon machen kann.“
„Soll ich nichts mehr davon erzählen? Warst du nicht derjenige, der gesagt hat, wir müssen uns kennen lernen, auch unseren Alltag?“, gab Tessa trotzig zurück.
Jess zuckte mit den Schultern. „Ja. Grundlegend schon. Aber manchmal ist mir das alles zu viel. Ich hab ja auch noch gar keinen Alltag. Vielleicht liegts daran. Was weiß ich. Ich hab jetzt auch keine Lust, darüber zu diskutieren.“
Einen Moment standen sie schweigend voreinander, bis Tessa sagte: „Ich gehe dann besser.“
Jess widersprach nicht, sondern nickte nur stumm.
„Sind wir uns nun sauer?“, fragte Tessa verunsichert. Jess schüttelte langsam den Kopf.
„Nein, sind wir nicht. Heute ist wohl nur nicht unser Tag.“
Er zog sie kurz in seine Arme und gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. „Komm gut heim“, sagte er dabei schlicht.

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Tessa drückte ihn an sich, doch er löste sich energisch aus ihrer Umarmung, lächelte sie schief an und öffnete dann die Türe, was Tessa klar machte, dass er sie mehr oder weniger heraus komplimentierte.
„Wir sehen uns nächste Woche?“, fragte er sanft, als sie an ihm vorbei auf den Flur trat. Tessa nickte langsam, auch wenn sie nicht recht wusste, ob sie zurzeit wirklich Lust dazu verspürte, wieder her zu kommen. „Ich denke schon“, sagte sie darum nur knapp. Jess drückte noch einmal ihre Hand und schloss dann die Tür.
Einen Moment stand Tessa verdattert im Flur, dann schnaubte sie wütend aus und ging schnellen Schrittes den Flur entlang, die Treppe hinunter, rannte durch den prasselnden Regen zum Auto und warf den Motor an.
Aufgebracht trat sie aufs Gas und fuhr mit quietschenden Reifen los. Sie fuhr nur wenige Kilometer und schon riss der Himmel auf und die Sonne schien. Sie merkte es kaum, ebenso wie die Tatsache, dass ihr die Tränen übers Gesicht liefen, bis sich ihre Sicht so sehr vernebelte, dass sie kurz recht heranfahren musste, um sich zu beruhigen und die Nase zu putzen.
Sie ließ die Scheibe hinunter und atmete mehrmals tief durch. Neben ihr rauschten die Blätter der mächtigen Bäume des Waldgebietes, durch das der Zubringer zur Autobahn führte, im Wind.

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Tessa schniefte, schloss das Fenster wieder und warf erneut den Motor an. Je schneller sie nach Hause kam, desto besser war es.
Rasch bog sie auf die Autobahn ab und gab Gas, so dass sie nur eine knappe halbe Stunde später wieder in das Herz der Stadt hinein fuhr. Doch hier war die Straße war voll, es herrschte Feierabendverkehr und kaum in der Stadt angekommen, geriet Tessa rasch in den unvermeidlichen 18-Uhr- Stau, der nur in die Stadt hinein ging, während die Straße in die andere Richtung verlassen und leer wirkte. Seufzend drehte sie das Radio lauter und starrte aus dem Fenster, wo eine Katze auf dem Bürgersteig saß und nach Fliegen schnappte.

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Einen Moment lächelte Tessa, dann gab sie wieder Gas, da die Kolonne vor ihr sich wieder in Bewegung setzte und kaum war das Kätzchen aus ihrem Blickfeld verschwunden, kehrten ihre Gedanken wieder zu Jess zurück. Sie fühlte sich miserabel und ungerecht behandelt. Dabei war dies nicht der einzige Fall, in dem es so gelaufen war. Schon etliche Male war sie zu Jess gekommen und hatte ihn schlecht gelaunt, frustriert und oft auch ungerecht vorgefunden. Auf manch einen mochte es wirken, als handele er den Entzug völlig locker und unproblematisch, doch dem war nicht so. Zwar hatte er die ersten Wochen gut überstanden und auch insgesamt konnte man eigentlich zufrieden sein. Doch immer wieder holte die Sucht ihn ein, machte die psychische Abhängigkeit ihn nervös und übellaunig. Wenn er dann noch über seine Zukunftsperspektiven nachdachte oder aber in einer Sitzung Dinge aus der Vergangenheit aufarbeitete, war er in einer mehr als mäßigen Verfassung.
Tessa seufzte. Alles in allem ging es Jess aber gut in der Villa. Er fand einen Ausgleich im Training und ging nun fast täglich in den Fitnessraum, um sich fit zu machen.

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Außerdem bot sich ihm in der Villa die Gelegenheit, seiner Leidenschaft – der Malerei – nachzugehen. So oft ihm sich die Gelegenheit dazu bot, widmete er sich dieser Tätigkeit, und hatte schon einige atemberaubende Bilder gezaubert.

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Dann dienten natürlich die regelmäßigen Einzel- und Gruppenstunden, die Suchtbewältigungsseminare, die man regelmäßig abhielt und der ein oder andere Ausflug, den man in der Gruppe unternahm – meist nur in die nahegelegenen Waldgebiete, beispielsweise zum Grillen oder Feiern – dazu, Ausgleich und Ablenkung zu schaffen.
Aber all dies konnte es nicht schaffen, die Dämonen völlig zu vertreiben- und an Tagen wie diesen hatte Tessa manchmal das Gefühl, Jess treibe ein gewisser Neid auf ihr Leben zu einem derartigen Verhalten.
Tessa schluckte und spürte, wie ihr erneut die Tränen in die Augen stiegen. Das alles nahm sie mehr mit als sie sich eingestehen wollte.
„Ich muss mit Moni reden“, dachte sie bei sich. Heute Abend war diese auf einem Seminar, das wusste sie. Doch gleich morgen, so nahm sie sich vor, wollte sie mit ihrer Freundin über den Streit sprechen. Moni würde ihr sicher sagen, was sie davon halten sollte. Auf Moni war immer Verlass.


So stand Tessa also am folgenden Abend vor Monikas Wohnungstür. Sie hatte die Freundin den ganzen Tag vergeblich zu erreichen versucht und hatte darum spontan beschlossen, einfach bei ihr vorbei zu schauen. Es war heiß draußen und die Schwüle des Sommerabends trieb einem den Schweiß auf die Stirn.
Tessa fächelte sich Luft zu und drückte dann dreimal den Klingelknopf – ein vereinbartes Zeichen zwischen den Freundinnen.

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Tessa lauschte gespannt, doch es waren keine Schritte auf dem Flur zu hören. Irritiert kratzte sie sich am Kopf. Sie hatte vor drei Tagen mit Monika telefoniert, diese hatte ihr nichts davon gesagt, dass sie am Wochenende nicht erreichbar wäre. Normalerweise berichteten sie dies einander immer. Zwar hatten sie auch kein Treffen vereinbart, aber es war nicht unüblich, dass sie einander unangemeldet besuchten.
Obwohl Monika in den letzten zwei Wochen durchaus sehr eingespannt gewesen war mit ihrem Beruf, und Tessa und sie darum nicht viel Gelegenheit zum Reden gehabt hatten.
Tessa lauschte angestrengt und hörte Geräusche aus der Wohnung dringen, ein Poltern und leise Musik. Verwirrt drückte sie erneut dreimal auf die Klingel. Vielleicht stand Moni auch einfach nur unter der Dusche oder war gerade am Telefon?
Sie lauschte erneut und hörte schließlich, wie Schritte durch den Flur zur Wohnungstür kamen. Lächelnd blickte sie ihrer Freundin ins Gesicht, als diese die Tür öffnete.
„Tessa!“, rief diese aus. „Das ist ja… eine Überraschung!“

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Tessa lächelte. „Hei Moni. Ich hab den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen. Störe ich dich?“
Moni warf schnell einen unsicheren Blick hinter sich und sagte dann zerstreut: „Nein… nun… nicht wirklich… ist… ist was passiert oder kommst du einfach so vorbei?“
„Beides“, erwiderte Tessa wahrheitsgemäß. „Darf ich reinkommen?“
Unsicher sah Monika sie an, was Tessa verwirrt registrierte. Dann trat ihre Freundin zur Seite und sagte: „Ja natürlich, komm rein… ich… hab gerade nur nicht so viel Zeit, aber komm rein.“
Tessa betrat den kleinen, gemütlichen Flur und stellte erstaunt fest, dass Moni hier stehen blieb und direkt fragte: „Also, was ist los?“
Einen Moment war sie unschlüssig, ob sie nicht lieber gehen sollte. Doch dann sagte sie: „Nun… weißt du, es ist so… ich hab mich mit Jess gestritten. Gestern.“

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Sie warf einen Blick über Monikas Schulter und wollte gerade fragen, wieso sie nicht wie sonst in das gemütliche Wohnzimmer gingen, als Monika rasch erwiderte: „Schon wieder? Herrjeh, war es schlimm?“
Tessa nickte langsam. „Schlimmer als sonst. Er hat mir ganz schön doofe Sachen an den Kopf geworfen. Ich weiß, ich muss Geduld haben, Moni, aber ich weiß nicht, wie…“
Moni sah sie sanft an. „Ach, Tessa, die Situation ist für euch beide schwierig. Lass euch einfach noch etwas Zeit.“

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Tessa schluckte. „Ja, aber… das ist nicht so einfach, weißt du.“
Sie musterte ihre Freundin genau und stellte fest, dass diese unruhig von einem Fuß auf den anderen wippte.
„Sag mal, was ist denn los mit dir?“, fragte sie verwirrt. „Störe ich dich vielleicht doch?“
„Ja… nein… ach, Tessa, es ist…“, sagte Moni mit unglücklichem Gesicht. „Es ist ein bisschen schwierig gerade…“

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Sie kratzte sich am Kopf und sagte dann: „Also… da ist etwas, das ich dir auch sagen muss. Aber nicht hier und nicht heute… und… ich würde auch gerne mit dir über dein Problem reden, wirklich, nur ist das gerade etwas schlecht, weil… ja, also… ich würde dich morgen anrufen, wenn das geht… okay?“ Sie versuchte ein Lächeln.
Verwirrt sah Tessa sie an.

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„Ja… klar… nur… was ist denn los, Moni?“, fragte sie erneut und sah ihre Freundin an. „Hast du Probleme, Kummer? Du weißt, du kannst mit mir darüber reden.“
Sie biss sich auf die Lippen und dachte bei sich, wie egoistisch sie doch war, hier her zu kommen und Moni sofort mit ihren Problemen zu bedrängen, ohne zu bemerken, dass diese offenbar selbst genug zu bewältigen hatte… was auch immer das war.
„Moni, wirklich, du weißt, wir sagen uns alles“, sagte sie darum schnell. „Ich höre dir gerne zu, wenn du magst. Wieso gehen wir nicht einfach hinein und…“
Aus dem Wohnzimmer drang ein lautes Gepolter und Tessa stockte.
„Sag mal, hast du Besuch?“, fragte sie irritiert.
Monika biss sich auf die Lippen und sah sie schuld bewusst an. „Ja…“, sagte sie dann langsam.
„Aber… wieso sagst du das denn nicht!“, rief Tessa aus und lachte auf. „Denkst du, ich bin böse, weil du heute etwas anderes vor hast? Ich verschwinde einfach wieder, und wir reden morgen.“

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Monika schluckte und sagte dann: „Nein, Tessa…bleib ruhig… ich… weißt du, es geht nicht darum, dass ich Besuch habe, sondern wer es ist… und… ach, irgendwann muss ich es dir ja ohnehin sagen…“
Verzweifelt nahm sie ihre Freundin am Arm und stieß die Wohnzimmertür auf. Tessa ging langsam ins Zimmer und blieb wie angewurzelt stehen.
„Hallo Tessa“, hörte sie eine wohl bekannte Stimme und starrte wie vom Donner gerührt auf Niklas, der verlegen in Monikas gemütlichem Korbsessel saß und sie angrinste.

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„Was… was macht du denn hier?“, stieß Tessa hervor und blickte mit weit aufgerissenen Augen zwischen Monika und Niklas hin und her.

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Ihre Freundin trat zu ihr und schob sie sanft weiter ins Wohnzimmer. Die Tür fiel mit einem dumpfen Knall ins Schloss und für einen Moment herrschte betretene Stille. Dann stand Niklas auf, der Korbsessel, in dem Tessa schon oft gelümmelt und Monika ihr Herz ausgeschüttet hatte, machte ein knarzendes Geräusch und Niklas kam langsam auf Tessa zu.
„Tessa… hör mal… bitte denk jetzt nicht, ich hab dich neulich nur angerufen weil… ja… wegen Moni und mir… das hätte ich auch so gemacht. Ehrlich.“

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Tessa sah ihn verwirrt an.
„Wegen… Moni und dir… wie… was meinst du damit?“, stammelte sie und sah beide argwöhnisch an. „Ich… verstehe nicht so recht, was ihr mir damit sagen wollt…“
„Tessa… wir… also… Niklas und ich…“, begann Monika hilflos.
Tessas Augen verengten sich zu Schlitzen, als ihr allmählich eine Erkenntnis dämmerte, die sie weder glauben konnte noch wollte.
„Wie… Moni… was… willst du damit sagen, dass…?“

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Monika schluckte und kam auf ihre Freundin zu.
„Tessa, bitte sei nicht böse. Ich hätte es dir gesagt, wirklich. Aber ich wusste ja, welche Meinung du über Niklas hast, wollte erst einmal euer Gespräch abwarten. Und als du mir dann sagtest, was du davon hältst und ich merkte, dass du immer noch nicht ausgesöhnt bist, habe ich mich nicht getraut, dir reinen Wein einzuschenken…“
Unglücklich sah Monika ihre Freundin an. „Es tut mir leid, Tessa.“

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„Ihr wollt mir jetzt nicht ernsthaft sagen, dass… ihr beiden… dass ihr zusammen seid??“, rief Tessa aus.
Monika schluckte und wusste nicht recht, was sie sagen sollte, doch genau dies genügte ihrer Freundin bereits als aufschlussreiche Antwort. Sie warf Niklas einen funkelnden Blick zu und dieser zuckte entschuldigend die Achseln.
„Tessa… es ist einfach passiert“, versuche er zu erklären. „Keiner von uns hat es geplant. Nachdem wir uns im Park gesehen haben, sind wir noch zusammen Kaffee trinken und dann hat es einfach gefunkt…“
Tessa schluckte und starrte wieder Monika an. „Wie… wie kannst du mir das nur antun!“, stieß sie hervor. „Ich… ich dachte, wir sind Freundinnen!!“

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Monika schluckte und sah sie verzweifelt an.
„Tessa, das sind wir doch auch. Aber… ich kann doch auch nichts für meine Gefühle!“
„Aber… wieso gerade Niklas? Nach allem, was du über ihn weißt!“
„Tessa!“, rief Monika aus. „Du bist zu schnell in deinem Urteil. Menschen ändern sich!“
„Und wenn schon!“, rief Tessa und ihre Stimme überschlug sich fast. „Wie konntest du nur… und mir dann nicht mal sagen, was los ist…?“
„Das war falsch“, gestand Monika ein. „Und es tut mir leid!“
„Ach – ihr könnt mich alle mal!“, krisch Tessa, funkelte erst Niklas, dann Monika an und rief: „Macht doch was ihr wollt!!!“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte aus der Wohnung, ehe noch jemand der beiden etwas sagen konnte.

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Monika zuckte zusammen, als die Tür ins Schloss fiel. Zitternd trat sie an die Fensterscheibe und beobachtete, wie Tessa auf die Straße lief, in ihr Auto stieg und mit quietschenden Reifen davon fuhr. Auf ihren Wangen waren Tränenspuren zu erkennen.
„Mist! Mist, Mist, Mist!“, fluchte Monika. „Ich… ich sollte ihr nachfahren, Niklas!“
Niklas trat an sie heran und legte die Hände auf ihre Hüften.
„Nein“, sagte er entschieden. „Ich glaube, sie würde jetzt gar nicht mit dir sprechen. Lass sie sich erst einmal beruhigen. Sie kriegt sich schon wieder ein.“
Monika blickte ängstlich in Richtung der Straße. „Ich weiß nicht“, sagte sie. „Ich kenne sie inzwischen besser als du, Niklas.“ Sie schluckte. „Tessa hat sehr viel Leid erfahren in den letzten Jahren. Dass ich sie belogen habe, muss furchtbar für sie sein.“
Sie schluckte. „Und dann auch noch der Streit mit Jess… sie muss furchtbar fühlen…“

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Sie trat an das gegenüberliegende Fenster heran und fühlte die Kühle der Fensterbank auf ihrer Haut. Seufzend lehnte sie die Stirn an die Scheibe, während Niklas ihr über den Rücken strich.
Über ihnen ging ein fahler Halbmond auf. Die Schwüle schien sich bis ins Unermessliche zu steigern, und obwohl der Himmel noch klar war und die Sterne auf sie herab funkelten, schien sich ein Gewitter anzubahnen. Und irgendwo unter diesem Sternendach fuhr Tessa tränenblind durch die Nacht – ohne recht zu wissen, wohin.

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Fortsetzung folgt.
 
Huhu,
ich habe gerade gesehen, wie lange ich schon wieder keinen Kommi hinterlassen habe, obwohl ich alle Kapitel verschlungen habe. Darum jetzt mal zu den letzten 3 Kapitel.
78: Solche zwanghaften "Eltern-den-Freund-Vorstellen"-Gespräche sind irgendwie immer komisch. Für Tessa und Jess natürlich noch viel mehr, als für Paare, bei denen alles paletti ist. Trotzdem finde ich, dass die vier es gut hinbekommen haben. Und das du es vor allem toll hinbekommen hast, die Gefühle und Gedanken der Beteiligten so rüberzubringen, dass man sich gut in sie hineinversetzen konnte.
79: Tja, was soll ich zu Niklas sagen? Seine Erklärung macht sein Verhalten natürlich verständlicher, aber es rechtfertigt es nicht. Allerdings finde ich Tessas Reaktion dennoch sehr hart, ich würde ihm glaube ich noch eine 2.Chance geben... Wenn man jedoch merkt, dass eine Freundschaft sich auseinandergelebt hat, dann macht es wenig Sinn, daran festhalten zu wollen.
80: Wahnsinn, 80 Kapitel hat deine FS nun schon. Glückwunsch zum 1-jährigen :). Jess kann ja richtig mufflig sein, hoffentlich beruhigt er sich wieder. Tessa kann ja schließlich nichts für seine Situation. Die arme, das Jubiläumskapitel ist nicht gerade schön für sie ;) Dass Moni und Niklas zusammen kommen, hattest du ja schon angedeutet, schade nur, dass Moni es Tessa nicht gleich gesagt hat. Das ist vielleicht noch schlimmer für sie, so hintergangen worden zu sein. Allerdings denke ich auch hier, dass jeder Mensch eine 2.Chance verdient hat. Aber vielleicht bekommt Niklas die ja doch noch. Arme Tessa, vielleicht wird Kapitel 81 ja wieder besser für sie.
Was natürlich für alle Kapitel gilt: Super Fotos, super geschrieben, einfach alles super :)
Liebe Grüße
 
Hallo,

erst mal herzlichen Glückwunsch zum 1-jährigen! Da merkt man mal, wie die Zeit vergeht.....

Ja, da war Jess wirklich nicht fair Tessa gegenüber! Die Zeit ist wohl für beide im Moment nicht einfach!
Und Monika hätte es wohl wirklich Tessa gleich sagen sollen, auch wenn sie wusste, wie Tessa zu Niklas steht. So ist es natürlich für Tessa viel schlimmer, weil sie hintergangen wurde und dies noch in einem Moment erfahren musste, wo sie ja eh schon verletzt ist aufgrund des Verhaltens von Jess.

Ich hoffe auch, dass das nächste Kapitel für sie besser wird!

Achja, und die Kapitel sind mir nie zu lang ;-))

Liebe Grüße
Chrissy
 
Hab ichs doch gewusst!
Mir war gleich klar, dass sich etwas zwischen Moni & Niklas anbahnt ;)
Aber ich kann mir vorstellen, wie Tessa sich jetzt fühlt.
Ich würde mir auch ziemlich vera****t vorkommen.
Besonders weil sie mit Moni auch noch über Niklas geredet hat!
Noch dazu kommt der kleine Streit mit Jess!
Es ist alles ein bisschen viel für sie im Moment.
 
Bisher echt ne coole Geschichte=)
Sorry, das ich mich jetzt erst melde, aber ich hab dieses *FS* erst neulich entdeckt und war total begeistert davon!
Die Bilder hätte ich besser nicht hinkrigen können und der Text sowie das genze *FS*sind so gut und einfülsam geschrieben, das man glaubt man befände sich persönlich dabei.

Ich würde so gern Benachrichtigt werden wenn es weiter geht, wenn das geht!

Ganz großes Lob Von:
Bambi119
 
@Sexy_Lexi: Ich glaube, dass Tessa Niklas erstmal keine "zweite Chance" gibt, hat auch damit zu tun, dass er 1. ihr Vertrauen einfach zu nachhaltig getrübt hatte und 2. dass er sich nicht wirklich ausgelassen hat, was er heute von Jess halten würde. Abgesehen davon hat sie ihm ja schon eine Chance gegeben, indem sie ihn angehört hat. Nur wirklich Freunde sein, das geht eben nicht so direkt wieder.
Dass Moni es ihr nicht gesagt hat, war das schlimmste. Aber man erfährt dazu heute noch mehr.
Danke für Deinen KOmmi!



@chrissy1709:
Schön, dass die Kapitel nicht zu lang sind. Hatte echt schon Bedenken, aber das Teilen ging mir auf die Nerven :)
Ja, für Tessa waren es einfach zwei schlechte Tage die sie da hatte. Das stimmt.
Danke für Deinen Kommi!



@xBoux:
Du hast recht, ich würde mich auch hintergangen fühlen. Für MOni wäre es sicher nicht einfach gewesen, tessa reinen Wein einzuschenken, aber besser wäre es, als dass sie es so hat erfahren müssen. Allemal.
Danke für Deinen Kommi!



@Bambi119:
Hallo, danke für Deinen Kommi und dass Du mitliest. Natürlich benachrichtige ich Dich gerne.
 
Kapitel 81
Weitsicht


Tessa wischte sich unwirsch die Tränen aus dem Gesicht. Ihre Hände zitterten, ebenso ihre Knie, als sie langsam aus dem Wagen ausstieg. Ohne nachzudenken ging sie den vertrauten Weg entlang. Sie wusste nicht einmal recht, was sie hier tat. Ein Schaudern überlief sie. Immer wieder stiegen ihr die Bilder von Monika und Niklas in den Kopf und die Schmach, die sie erfasst hatte, als sie erkennen musste, was zwischen beiden vor ging.
Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. Ihr MakeUp musste inzwischen völlig verschmiert sein, doch es war ihr gleich. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, fast mechanisch, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
Seufzend blieb sie vor dem großen, hellen Gebäude stehen. Durch die Fenster drang heimeliges Licht nach draußen. Irgendwo zierpte eine Grille. Es wirkte alles so friedlich. Tessa schluchzte leise auf und ließ die Schultern hängen.

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Was tat sie hier eigentlich? Sie wusste es nicht genau. Sie wusste nur, dass Jess hinter diesen Mauern war, und allein das schien ihr wie automatisiert genügt zu haben, hier her zu fahren. Erst jetzt, da sie im Garten der Villa stand, fragte sie sich, was sie hier tat. Es war keine Besuchszeit. Sie war Jess so nah, und doch war er unerreichbar für sie.
Wieder begann sie zu schluchzen. Sie fühlte sie so einsam wie selten zuvor.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, klang eine verwundert-besorgte Stimme an ihr Ohr.
Tessa sah auf und blickte einem rothaarigen Mann ins Gesicht, den sie anhand seiner Kleidung sofort als einen der Ärzte der Anstalt identifizierte.

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Tessa schniefte und sah den Mann unsicher an. „Ich… ich weiß nicht“, stammelte sie dann verunsichert und wusste nicht recht, was sie sagen sollte.
Der Mann kam einfühlsam ein Stück näher und sagte: „Ich bin Doktor Teving… und… ich kenne sie… sind Sie nicht die Freundin von Herrn Berger?“
Tessa nickte langsam. „Ist etwas geschehen?“, fragte der Arzt vorsichtig. „Sind sie darum her gekommen?“
Tessa schniefte wieder. „Ja… nein… ich…“, stammelte sie dann und schämte sich zugleich. „Ich wusste nicht recht wohin“, sagte sie darum wahrheitsgemäß und starrte auf den Boden.
„Sie wissen, dass keine Besuchszeiten mehr sind?“, fragte der Arzt sanft und sie nickte betreten.
„Ist etwas schlimmes geschehen?“, wollte ihr Gegenüber wissen. Tessa wusste nicht recht, was sie sagen sollte und zuckte mit den Schultern.
„Das kommt wohl auf die Betrachtungsweise an“, sagte sie mit zitternder Stimme.
Doktor Teving nickte verständnisvoll und spürte, dass er nicht weiter in sie dringen sollte.
„Hören Sie“, sagte er vorsichtig. „Eigentlich verstößt es gegen die Regeln, aber ich denke, in Ihrem Fall kann ich durchaus eine Ausnahme machen. Soll ich Herrn Berger benachrichtigen, damit Sie beiden kurz sprechen können?“

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Tessa sah ihn überrascht an. „Das… würden Sie das tun?“
Er nickte. „Ja, auch wenn es nicht dem Reglement entspricht. Aber natürlich ist das hier kein Gefängnis, und Herr Berger nicht völlig unerreichbar, das wissen Sie doch. Ich werde sehen, ob ich ihn finde. Bleiben Sie doch so lange hier, ja…“
Er warf ihr einen besorgten Blick zu. „Ich kann Sie doch alleine lassen?“
Tessa nickte tapfer. „Ja“, sagte sie und versuchte ein dankbares Lächeln, was nicht ganz gelingen wollte. „Natürlich. Vielen Dank.“
Der Arzt nickte und ging durch die Tür. Tessa sah ihm nach, wie er die Treppen nach oben ging.

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Einen Moment blieb sie stehen und starrte bewegungslos in die Richtung, in welche der Arzt verschwunden war. Dann fuhr sie sich seufzend über die feuchten Augen und schauderte.
Sie warf einen Blick in den klaren Sternenhimmel und spürte, wie sich ihre Augen erneut mit Tränen füllten. Sie fühlte sich so verletzlich, so verraten… es gab wenig Menschen, denen sie je so vertraut hatte wie Monika. Und ausgerechnet sie war es, die ihr so weh tat- wer sollte das begreifen, fassen, verarbeiten können?
Erneut musste Tessa schniefen und hätte beinahe wieder zu weinen angefangen, wäre die Türe hinter ihr nicht schwungvoll geöffnet worden und gleich darauf Jess´ warme Stimme an ihr Ohr gedrunen.
„Tessa!“, rief er atemlos. „Was… was ist denn los? Doktor Terving hat mir gesagt, dass du hier unten bist und etwas passiert sein muss!“
Tessa wischte sich übers Gesicht und antwortete mit zitternder Stimme: „Ja… oder nein… ich… ach Jess…“

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„Hey, was ist denn los?“, fragte dieser besorgt, trat näher an sie heran und fasste sie sanft am Arm. Sie sah auf und blickte direkt in seine blauen Augen, die sie besorgt und fragend musterten. Seine Nähe und fürsorgliche Gegenwart schienen ihre letzte Beherrschung dahin gehen zu lassen und Tessa begann hemmungslos zu weinen.
Erschrocken zog Jess sie näher an sich und redete beruhigend auf sie ein.
„Schhh…“, sagte er sanft. „Schh, ist ja gut, Tessa. Was immer es ist, wir schaffen das schon. Schh… beruhig dich doch.“
Doch Tessa konnte nicht, sie schluchzte haltlos weiter.
„Ach Jess“, stammelte sie zwischen den Schluchzern. „Du wirst mich für dumm und hysterisch halten!“

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Nach einer Weile schaffte sie es, sich wieder so weit zu beruhigen, dass Jess sie zu einer der Bänke führen konnte, wo sich beide hinsetzten.
Jess zog sie an sich heran und sagte sanft: „Nun erzähle mal von vorne… was ist passiert? Ist etwas mit deinen Eltern?“
Tessa schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie leise. „Nein, nein, gar nicht. So schlimm ist es nicht… es ist… ach, Jess… ich bin so traurig und fühle mich so verraten.“
Und so schnell wie möglich schilderte sie ihm unter einigen Schluchzern, was sich nur eine Stunde zuvor ereignet hatte. Jess strich ihr dabei immer wieder beruhigend über Rücken und Haar und hörte ansonsten schweigend und aufmerksam zu.

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Als Tessa schließlich fertig war, schniefte sie noch einmal und sah Jess dann fragend an. Dieser jedoch erwiderte zu erst nichts, strich ihr nur weiter über den Rücken und sah sie aufmerksam an.
„Was sagst du?“, fragte Tessa schließlich traurig.
„Nun… es war sicher ein Schock für dich, das so zu erfahren“, erwiderte Jess vorsichtig.
Tessa verzog das Gesicht.
„Ein Schock ist gelinde gesagt!“, erwiderte sie wütend. „Ich… fühle mich so verraten und verkauft, Jess! Monika hat mir immer alles gesagt! Und ich dachte, sie zu kennen! Es will mir einfach nicht in den Kopf, wie sie sich mit einem wie… wie Niklas einlassen kann! Nach allem, was sie über ihn weiß!“
Jess überlegte einen Moment und betrachtete das Wasser des Teiches vor sich.

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„Niklas… du hast nie viel über ihn erzählt“, sagte er dann. „Nur dass er dir sehr weh getan hat und so eine schlechte Meinung über mich äußerte.“
Tessa nickte und erklärte ihm in kurzen Worten, was damals geschehen war und was sich ereignet hatte, seit sie Niklas im Park wieder begegnet war.
Jess nickte langsam. „Aber Tessa, war es nicht auch mutig von Niklas, sich mit dir auszusprechen?“
Tessa schüttelte den Kopf. „Das tut jetzt doch nichts zur Sache!“, rief sie aufgebracht. „Abgesehen davon hatte ich nicht das Gefühl, dass seine Grundeinstellung zu Menschen wie dir anders wäre als damals, wenngleich nicht mehr so extrem! Aber selbst das ist egal! Es geht nicht um Niklas und mich, sondern Monika um mich!“
Jess sah sie sanft an. „Ja, ich weiß, Tessa. Aber… es geht auch um Niklas.“

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Tessa sah ihn fragend an.
„Nun, Tessa… was macht dich so wütend daran, dass Niklas und sie sich verliebt haben? Zweifelsohne war es falsch, dich nicht einzuweihen. Und es muss schlimm für dich sein, es so erfahren zu haben. Das war ein riesiger Fehler von beiden. Aber wir machen eben Fehler, dafür sind wir Menschen“, sagte Jess einfühlsam und sah Tessa liebevoll an. „Du weißt das.“

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Tessa nickte unsicher. „Ja… aber weißt du… wieso gerade Moni? Wie kann sie sich auf so einen Menschen einlassen… mit ihrem Hintergrund… ich meine, ich gönne Moni von ganzem Herzen eine neue Liebe. Aber doch nicht Niklas! Nicht ihn! Er ist so… oberflächlich, er kann arrogant sein und wenn ich daran denke, wie er sich verhalten hat… das ist inakzeptabel gewesen. Kein Mensch kann sich so sehr ändern, Jess, dass er von einer derartig schlechten Meinung, einer solchen Halsstarrigkeit in das andere Extrem verfällt.“
Jess sah Tessa erstaunt an.
“Aber Tessa”, erwiderte er. “Du weißt, dass das nicht stimmt. Menschen können sich durchaus ändern. Ich tu es. Du hast getan. Sogar deine Eltern versuchen es.“
Tessa sah ihn betroffen an. „Denkst du das wirklich?“

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Jess nickte. „Ja, aber natürlich. Ich gebe dir ja recht, Tessa. Es ist schwer nachvollziehbar, wie Monika sich ausgerechnet in jemanden wie Niklas verlieben kann, es scheint nicht zu passen. Und es ist ganz normal, dass du dich hintergangen fühlst.“
„Nicht nur das“, sagte Tessa schnell. „Ich habe Angst wegen Moni. Dass er sie verletzt. Moni ist viel zu gut für ihn!“
Jess lachte leise auf. „Ach, Tessa. Merkst du nicht, dass du dich gerade so verhältst, wie du es von allen anderen Leuten nie erwartet hast?“
„Was meinst du?“
Er sah sie lange an. „Denkst du denn, nur ein Mensch hat damals, als wir zusammen kamen, gedacht, ich sei gut für dich? Wir passen zusammen?“
Betroffen schluckte Tessa. „Nein, natürlich nicht. Aber das ist doch etwas ganz anderes.“
Jess nickte. „Es ist anders, ja. Aber nicht so sehr. Ich glaube, du solltest den beiden eine Chance geben.“
Tessa schluckte und sah traurig zu Boden.
„Ich weiß nicht, ob ich das kann“, sagte sie leise.
Jess nickte verständnisvoll. „Ich weiß.“

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„Ich… ich hab das Gefühl, als würde ich meine beste Freundin verlieren. Moni war immer so mein Schiff in der Brandung…“, sie sah ihn rasch an. „Nimm mir das nicht übel, ich meine- auch in der Zeit, als du noch fort warst.“
„Ich bin dir nicht böse darum. Sprich weiter.“
„Und nun… ich habe das Vertrauen zu ihr verloren. Ich meine, nun … nun ist sie mit Niklas zusammen… sie sind sich nah… mein ganzes Bild von ihr hat sich verschoben… ich hätte das nie gedacht. Und ich weiß nicht mehr, wie ich sie einschätzen soll. Und dass sie es mir nicht gesagt hat, macht alles nicht gerade besser.“
Jess nickte, zog Tessa dichter an sich heran und drückte sie an sich.
„Zeit heilt alle Wunden“, sagte er sanft. „Glaub mir. Du und Monika, ihr solltet euch mit etwas Abstand aussprechen. Gib ihr die Chance, dir zu erklären, was los war. Sich zu entschuldigen. Dann kannst du weitersehen.“
Tessa nickte und klammerte sich fest an ihn.

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„Es ist tut so gut, bei dir zu sein“, murmelte sie und sah ihn dann an. „Bekommst du jetzt auch keinen Ärger wegen mir?“
Jess lachte. „Nein, ich glaube nicht. Auch wenn wir das sicher nicht zur Gewohnheit werden lassen sollten. Aber ich bin froh, dass du hergekommen bist. Dass du es nicht mit dir abmachen wolltest.“
Er sah sie zärtlich an. „Und tut mir auch leid wegen gestern.“
Tessa nickte. „Mir auch.“
„Ich denke, das gehört wohl zu einer Beziehung dazu. Sich zu streiten, meine ich.“
Tessa seufzte lächelnd. „Ja, ich fürchte auch.“
Jess strich ihr ein Haar aus der Stirn. „Bald bin ich ganz bei dir. Und dann musst du dich nicht mehr wie ein Dieb einschleichen, wenn du meine Hilfe brauchst. Dann bin ich immer für dich da, wenn du mich brauchst.“
Tessa lächelte dankbar. „Das ist ein schöner Gedanke“, stellte sie leise fest.

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Sie rutschte vorsichtig wieder von Jess´ Schoß herunter und starrte auf die Halme des Seegrases im Teich.
„Aber ich weiß nicht, ob ich Monika einfach so gegenüber treten kann. Ich … fühle mich so verletzt. Ich kann es immer noch nicht fassen…“
Jess strich über ihren Rücken. „Lass dir Zeit, Tessa. Schlaf eine Nacht darüber oder auch mehrere. Dann sieht die Welt sicher wieder anders aus…“
Tessa nickte. Im Gebüsch raschelte es und einen kleinen Augenblick später tauchte eine schwarze Katze auf, deren Augen im Mondlicht funkelten. Mauzend strich sie um Tessas Beine herum und diese sagte lächelnd: „Na, du?“

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Sie löste sich vorsichtig aus Jess´ Umarmung, stand auf und beugte sich zu der Katze hinunter.
„Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, sie anzurufen“, gestand sie dann, während sie der Katze sanft die Ohren kraulte, woraufhin diese genüsslich zu schnurren begann.
Jess sah den beiden lächelnd zu und sagte dann: „Ich denke, das wirst du gar nicht müssen. Bestimmt meldet Monika sich bei dir. Tessa, du solltest ihnen eine Chance geben. Wirklich.“

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Tessa nickte.
„Es fällt mir nur schwer, mir das vorzustellen. Jetzt gerade.“
„Ja, aber weißt du… wir waren auch froh um jeden Menschen, der uns eine gegeben hat, nicht wahr?“
Er lächelte sie an. Tessa lächelte zurück, sah der Katze nach, die sich mauzend weiter auf ihren Weg durch den Garten machte und nickte.
„Ja, da hast du wohl recht.“

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Jess stand ebenfalls auf und zog sie zu sich. Sanft gab er ihr einen Kuss.
„Geht es dir jetzt ein bisschen besser?“, fragte er behutsam.
Tessa nickte. „Ja. Viel besser. Ich wünschte nur, ich müsste jetzt nicht alleine zurückfahren.“
Jess lächelte schmerzlich. „Das wünschte ich auch. Es fällt mir schwer, dich jetzt gehen zu lassen. Aber ich weiß, dass du das schaffen wirst.“

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Tessa lächelte. „Ja, bestimmt. Und wir können ja telefonieren, nicht wahr?“
„Aber natürlich.“ Er strich ihr sanft über die Wange. „Pass auf dich auf, ja? Und fahr vorsichtig nach Haus.“
Sie nickte. „Versprochen.“
Gemeinsam gingen sie zum Ausgang, wo Jess stehenblieb. Sie küssten sich noch einmal, dann ging Tessa langsam los.
„Tessa!“, rief Jess ihr hinterher, als sie einige Schritte gegangen war.
Sie drehte sich herum.
„Sei tapfer, ja?“
Tessa lächelte und nickte. „Natürlich“, antwortete sie und hob die Hand, um ihm zu zuwinken.

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Jess tat es ihr nach und lächelte ihr noch einmal zu.
Dann verschwand er wieder im Garten, während Tessa sich umdrehte und zurück zum Auto ging. Sie verharrte einen Moment am Ende des Zaunes und blickte zurück zu dem Gebäude, in dem Jess nun wohl wieder verschwunden war. Sie war froh hergekommen zu sein.
Und mit wesentlich leichterem Herzen als kurz zuvor machte sie sich auf den Heimweg.



Fortsetzung folgt.
 
Kapitel 82
Verwirrungen



Tessa sah Monika lange und schweigend an. Ein zarter Windstoß fuhr durch ihr Haar, doch dessen Luft war warm und angenehm.
Da Monika ebenfalls schwieg, seufzte Tessa, lehnte sich in dem gemütlich-knarzenden Rattansessel nach hinten und sah sich schweigend um. Monika hatte sie zwei Tage nach der unfreiwilligen Begegnung angerufen und um eine Aussprache gebeten. Das ganze war nun schon fast eine Woche her, weil Tessa erst einmal etwas Abstand erbeten hatte, um die ganze Sache zu verdauen. Nun hatten sie es heute, an einem sonnigen Sonntagnachmittag, endlich geschafft, sich zu sehen und sich direkt in ihrem Lieblingscafé für die Sommertage getroffen.
Eigentlich hätte dies ein wundervoller, leichter Nachmittag sein können. Es war warm, aber nicht so sehr, dass man in der Sonne verging. Die Luft roch nach Sommer und die Vögel in den Bäumen zwitscherten, auf den Straßen war es angenehm ruhig und das beruhigende Plätschern eines Springbrunnens erfüllte den kleinen Café-Garten.
Tessa warf Monika wieder einen befangenen Blick zu.

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Diese seufzte und begann dann schließlich zu sprechen.
„Tessa… bist du mir noch sauer?“, fragte sie leise.
Tessa seufzte und zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht. Irgendwie ja“, erwiderte sie dann.
Monika betrachtete resigniert ihre Fußspitzen und wusste offenbar eine Weile nicht recht, was sie daraufhin sagen sollte – etwas, das bei ihr äußerst selten vorkam.
Dann setzte sie an und erwiderte: „Weißt du… das ist alles einfach blöd gelaufen…“

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Tessa sah sie skeptisch an.
„Ja, das schon, aber nicht nur das…“, antwortete sie daraufhin.
Monika nickte schuldbewusst.
„Ich weiß. Ich hätte es dir sagen sollen. Das mit Niklas und mir, meine ich.“
Tessa machte eine zustimmende Kopfbewegung.
„Ja, das wäre besser gewesen.“
„Aber… ich habe mich nicht getraut“, gestand Monika ein. „Ich… ich hatte solche Angst vor deiner Reaktion. Mir war klar, dass du aus allen Wolken fallen würdest… und am Anfang war alles noch so frisch. Ich wollte mir selbst erst einmal über alles klar werden, bevor ich es dir sage.“

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Tessa seufzte. „Ja… ein Stückweit kann ich das verstehen, nur… das war nicht richtig.“
„Das weiß ich“, gab Monika zu. „Ich würde es heute auch anders machen, wirklich, Tessa. Ich meine, wir sind doch Freundinnen, wir haben uns immer alles gesagt. Ich kann verstehen, dass du dich hintergangen gefühlt hast.“
„Aber nicht nur das“, erwiderte Tessa und holte tief Luft. „Moni… ich…ich will deine Gefühle nicht verletzen, aber… ich kann das einfach nicht begreifen, dass du … du und Niklas… ich meine… nach allem, was ich dir über ihn erzählt habe. Nach allem, was zwischen ihm und mir abgelaufen ist… ich kann das nicht verstehen, wie kann ein so reifer, verständnisvoller Mensch wie du… mit deinem Hintergrund… sich mit ihm einlassen? Mit jemandem wie Niklas?“

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Monika seufzte. „Ich dachte mir, dass du das nicht verstehen kannst. Und wenn ich in deiner Position wäre, würde es mir sicher nicht anders gehen. Aber Tessa… ich… wie soll ich dir das nur erklären? Es hat eben einfach gefunkt. Ich hab zuerst versucht, dagegen anzukämpfen. Ich wollte dich nicht verlieren, nicht verletzen. Und natürlich wusste ich ja, wie Niklas damals über alles dachte, und ich habe es aufs schärfste verurteilt.“
Tessa lehnte sich zurück, als die Kellnerin ihnen die bestellten Sachen auf den Tisch stellte und betrachtete nachdenklich ihren Teller.
„Aber… wieso hast du dich um entschieden?“, fragte sie dann.

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Monika zuckte hilflos mit den Schultern.
„Es hatte mich erwischt“, gestand sie ein. „Ich war verliebt. Es… es war beängstigend, denn seit Kevin hatte ich mich so eigentlich nicht mehr gefühlt. Und Niklas… hat nicht aufgegeben. Er hat mich mehrmals angerufen, und schließlich habe ich einem weiteren Treffen zugestimmt.“
Tessa schluckte und fragte sich, zu welchem Zeitpunkt das alles wohl hinter ihrem Rücken geschehen sein mochte. Kurz bevor oder schon nachdem sie mit Niklas gesprochen hatte?
Monika beobachtete ihre Freundin angespannt und fuhr dann fort: „Weißt du… ich … konnte einfach nichts tun. Es sind meine Gefühle, und ich war hilflos. Niklas, er… ich habe ihn ganz konkret darauf angesprochen, was er heute von Drogensüchtigen hält. Und wieso er sich dir gegenüber so verhalten hat damals. Er hat es mir erklärt.“

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Tessa sah auf. „Ach? Und was hat er dir gesagt?“
Monika zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, dasselbe wie dir… dass er sich Sorgen um dich gemacht hat damals. Aber auch eifersüchtig war. Tessa, sein Verhalten war nicht richtig. Ganz und gar nicht. Vermutlich war es sogar noch weniger richtig als wir dachten, wenn wir darüber gesprochen haben…“
„Und trotzdem kannst… du dich auf ihn einlassen?“, fragte Tessa verständnislos. „Moni, er hat mich benutzt. Er hat meine Eltern gegen mich ausgespielt. Mich als sein Eigentum betrachtet, während er nett in der Gegend herum flirtete.“
Monika schwieg betreten, denn offenbar wusste sie dagegen nicht viel einzuwenden.

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Nachdem beide eine Weile geschwiegen und in ihrem Essen herumgestochert hatten, ergriff Monika doch wieder das Wort: „Weißt du, Tessa… ich kann nicht viel darüber sagen, was damals war. Auch zwischen euch. Ihr habt vielleicht nie recht begriffen, dass ihr nicht mehr zusammen seid. Ich meine, auch du hast doch mal zugegeben, noch ein bisschen was für Niklas empfunden zu haben, bevor du Jess kennen gelernt hast.“
„Ja, aber ich war immer solo. Ich hätte nie… ich habe mich für ihn gefreut, als er mit dieser Bettina zusammen kam…“
„Aber nicht jeder Mensch ist so wie du, Tessa. Und… wir alle machen Fehler. In der Vergangenheit. Wichtig ist doch, dass wir daraus lernen.“
Tessa schwieg und seufzte. „Ja, Monika. Mag sein. Nur hat Niklas wirklich daraus gelernt?“

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Monika nickte. „Ja, davon bin ich überzeugt. Sonst hätte ich mich doch gar nicht auf ihn einlassen können, Tessa.“
Tessa sah sie skeptisch an. „Du hast gesagt, du hast ihn direkt gefragt, was er heute über Drogensüchtige denkt. Was hat er da geantwortet? Ich habe nämlich auf meine Fragen hin darüber keine echte Antwort bekommen.“
Überrascht sah Monika sie an. „Mir hat er eine sehr deutliche Antwort gegeben. Dass er es nicht gut heißt. aber diese Menschen nicht mehr verachtet.“
Tessa schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, Moni. Ich habe ihn auch sehr deutlich gefragt und hatte nicht den Eindruck, dass seine Grundeinstellung sehr viel anders ist. Vielleicht mag er nicht mehr so arrogant auf jene Menschen hinab blicken. Aber er kann immer noch nicht verstehen, wie man so jemanden lieben, ihm eine Chance geben kann, da bin ich mir sicher. Und gerade deshalb, auch wegen des Gesprächs, das ich erst neulich mit ihm führte, ist es für mich schwer nachvollziehbar, wie du mit ihm zusammen sein kannst. Wie kannst du an Kevin denken und gleichzeitig mit Niklas vertraut umgehen… was denkt er über deinen damaligen Freund? Weiß er davon?“

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Monika nickte. „Ja, er weiß es. Und er hatte viel Verständnis. Natürlich nicht so viel wie du. Nicht so viel wie jemand aus der Selbsthilfegruppe. Tessa, es sagt ihm nichts. Es ist für ihn nur ein Schicksal von vielen. Wenn man selbst nichts damit zu tun hatte, kann man nicht viel Verständnis erwarten. Er verachtet es nicht. Er macht es nicht schlecht. Mehr kann ich nicht erwarten.“
Tessa schüttelte den Kopf.
„Moni, ich glaub gar nicht, dass du so sprichst.“
„Ach Tessa… welcher Mann würde schon das Schicksal, das Kevin hatte, verstehen können?“
„Es gäbe sicher Männer“, erwiderte Tessa entrüstet. „Die richtigen würden es verstehen.“
Monika aber schüttelte den Kopf.
„Versteht denn Jess alles, was dich umtreibt? Alles, was dir geschehen ist? Würde er es denn verstehen, wenn du ihm erzählst, dass du monatelang in einer Halb-Beziehung mit Niklas gelebt hast? Oder würde er es nur akzeptieren und respektieren?“

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„Ich weiß nicht, ob er es wirklich nachvollziehen könnte. Aber jedenfalls hat er noch nicht verächtlich über Menschen, die in solch einer Situation sind, gesprochen“, gab Tessa zurück. „Und natürlich kann man nicht alles verstehen, weil man selbst gar nicht weiß, wie es in bestimmten Situationen ist. Man von außen schnell urteilt. Aber ich weiß von Niklas, dass er eine äußerst schlechte Meinung über diese Menschen hatte. Moni, ich kenne ihn schon lange. Niklas war eigentlich ein anständiger Kerl. Aber er ist arrogant gewesen und zu sehr von sich überzeugt. Er… kommt aus einer ganz anderen Welt als du.“
Sie biss sich auf die Lippen und sah ihre Freundin schuldbewusst an. „Du weißt, was ich meine“, sagte sie dann aber fest. „Ich will damit nicht sagen, dass er etwas Besseres ist, oder dass ich etwas Besseres bin. Aber Moni… du hast keine Vorstellung davon, wie es in unseren Kreisen vor sich ging. Du kennst meine Eltern nur flüchtig, und die von Niklas sind fast noch schlimmer. Er hat von klein auf alles bekommen, was er wollte. Er musste nie etwas dafür tun. Nicht wie du. Deine Eltern hatten nicht so viel Geld, du hast schon mit fünfzehn gejobbt und… das ist eine ganz andere Welt. Und Niklas liebte diese Welt…“

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Monika schwieg einen Moment betroffen.
„Natürlich kennst du ihn so gesehen besser als ich“, erwiderte sie dann langsam. „Aber vergiss nicht, dass du aus derselben Welt kommst. Und dass du Niklas immer als Vorbild hattest, bis sich deine Einstellung verschob, durch Jess eben. Auch du hast dich um hundertachtzig Grad gedreht. Wieso sollte er das nicht auch können? Vielleicht nichtmal um einhundertachtzig, aber zumindest um neunzig. Verstehst du, was ich meine? Und letztlich… auch Jess und du stammt aus verschiedenen Welten.“
Tessa schüttelte den Kopf. „So meine ich das nicht. Natürlich kann Liebe das überwinden und man kann sich annähern. Nur… ach, ich weiß auch nicht. Ich weiß nicht mehr recht, was ich denken soll. Es kommt mir nur abstrus vor, mir dich mit Niklas vorzustellen. Du bist das absolute Gegenteil von ihm.“
Monika lächelte. „Vielleicht ist genau dies der Grund, wieso ich ihn mag und er mich?“

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Tessa seufzte. „Kann sein“, erwiderte sie dann missmutig. „Ich kann es jedenfalls nicht verstehen. Aber ich muss mich wohl damit abfinden.“
Monika blinzelte sie an. „Heißt das, es ist okay für dich?“
„Ich mach mir Sorgen um dich“, erwiderte Tessa. „Ich hab Angst, dass er dich enttäuscht.“
„Aber diese Erfahrung muss ich dann selbst machen“, gab ihre Freundin zurück. „Hast du nicht auch ein Problem damit, dass ich ihm vertrau… wo er dich so verletzt hat?“
Tessa nickte. „Ja, das auch. Aber so wie du schon sagst, das war in der Vergangenheit. Und ist eine Sache zwischen ihm und mir. Es fällt mir nicht leicht, mir vorzustellen, dass er immer bei dir ein- und ausgeht… gerade er. Aber ich kann nichts dagegen tun. Und werde es auch nicht.“
Monika lächelte schief. „Es mir wirklich wichtig, dass du damit klar kommst, Tessa. Dass es okay für dich ist.“

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Tessa nickte seufzend. „Es ist okay. Ich versuche es, damit klar zu kommen. Ich … weiß nur nicht, ob ich so viel mit Niklas zu tun haben will. Aber wir müssen ja nicht immer zusammen weg gehen, oder?“
Monika lächelte. „Nein, das müssen wir nicht.“
Tessa versuchte ebenfalls schief zu lächeln.
„Sind wir damit wieder Freund?“, fragte Monika vorsichtig.
Tessa seufzte. „Ach Moni, wir waren nie keine Freunde. Ich war nur enttäuscht und durcheinander…“

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Sie starrte auf ein Kind, das neben ihnen auf der Schaukel zu lachen begonnen hatte.
„Bist du richtig verliebt?“, fragte sie dann.
Monika nickte. „Sehr“, sagte sie aufrichtig. „Ich bin selbst ganz durcheinander deswegen.“
Tessa lächelte. „Das kann ich verstehen“, erwiderte sie langsam. „Aber Moni… was wir hier besprechen… oder allgemein… das sagst du doch nicht Niklas, oder?“
Moni schüttelte heftig den Kopf. „Nein, niemals! Versprochen!“
Tessa nickte und verfiel in Schweigen, und auch Monika wusste nicht recht, was sie noch sagen sollte. Ein Kellner kam und räumt die Teller ab.
„Wann trefft ihr euch wieder, du und Niklas?“, wollte Tessa wissen
„Heute Abend“, erwiderte Monika.
Tessa nickte und erwiderte nichts. Die beiden verfielen erneut in Schweigen und nur das Geplapper der anderen Café- Besucher und das sanfte Plätschern des Springbrunnens lockerte die Stille auf.

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Schließlich rief Tessa einen der Kellner zu sich, die beiden Mädchen bezahlten, standen auf, lächelten sich zu und verabschiedeten sich schließlich.
Tessa sah Monika nach, wie sie die Straße hinunter ging. Sie war nicht mehr wütend auf sie. Aber dass zwischen ihr und der Freundin etwas zerbrochen war, was so schnell nicht zu kitten sein würde, war offensichtlich.



Fortsetzung folgt.
 
Ich bin froh das alles wieder einigermaßen zwischen Moni und Tessa inordnung ist.
 
Arme Tessa...
Sie muss ganz durcheinander sein!
Ich könnte Moni auch nicht so schnell verzeihen.
Letztendlich behält man ja alles noch im Hinterkopf, was sich so abspielt.
Ich hoffe nur, dass die beiden demnächst wieder normal miteinander umgehen können!
Man merkt diese Spannung schon etwas, die im Moment zwischen den beiden herrscht.
 
hmm. sehr schwierige angelegenheit.
die anspannung zwischen tessa und moni und dieses, "was zerbrochen ist und so schnell nicht zu kitten ist" hast du sehr gut hinbekommen, ich denke, das merkt jeder beim lesen, der schonmal in einer ähnlichen situation war.

es bleibt dann wohl abzuwarten, ob sich das verhältnis zwischen moni und tessa bald bessert.
aber, wie gesagt, ein weiteres wunderbares kapitel, wirklich klasse :)
 
@sasispatz: Naja, ob es wirklich in Ordnung ist, wird sich noch herausstellen, das bleibt abzuwarten. Danke für Deinen Kommi!


@xBoux: Ja, ich denke auch, dass ich es an Tessas Stelle nicht so schnell vergessen könnte, vielleicht vergeben, aber vergessen ist doch schon was anderes. Und dass da irgendwas in der Freundschaft einen Knacks bekommen hat, ist wohl erstmal ganz normal.
Danke für Deinen Kommi!


@Bambini: Nun, wie viele Kapitel noch auf euch warten, verrate ich nicht, aber so viel sei gesagt, wir gehen allmählich aufs Finale zu, aber nur ganz langsam, also einiges erwartet euch schon noch :)
Danke auch für Deinen Kommi!


@Zahlencödchen: Danke für Deinen lieben Kommi! Ja, die Spannung ist deutlich spürbar, und ich denke, die Zeit und wie sich das mit Niklas letztlich entwickelt, muss zeigen, wie es zwischen beiden als Freunde weitergehen kann.
 
Kapitel 83
Berufserfahrungen


Die Tage vergingen, der Juni zog vorbei und wurde von den heißen Sommertagen des Julis abgelöst. Tessa und Monika sprachen nicht mehr weiter über das, was geschehen war. Hin und wieder telefonierten sie und trafen sich dann und wann zu zweit auf ein Eis oder einen Kaffee. Niklas war dabei fast nie Thema, zumal Monika es geschickt zu umschiffen versuchte. Jess derweil machte weiterhin gute Fortschritte, aber ein Entlassungstermin stand nach wie vor nicht fest. Noch sei er nicht stabil genug, so sagten seine Therapeuten.
Es war klar, dass er die Villa nicht vor dem späten Sommer oder frühen Herbst würde verlassen können. So stellte Tessa fest, dass ihre Semesterferien vor ihr lagen, und sie ihre Zeit nicht wie gehofft mit Jess würde verbringen können. Ein Gespräch mit einer ihrer Dozentinnen brachte sie darum auf die Idee, ihren Praxismonat, der eigentlich erst in den Winterferien fällig gewesen wären, einfach nach vorne zu ziehen und so die freie Zeit zu nutzen.
„Es wird schwer werden, jetzt noch etwas zu finden“, stellte ihre Dozentin jedoch fest. Doch Tessa war guter Dinge und kaum zu Hause angekommen, setzte sie sich an ihr Notebook und googelte nach einer ganz bestimmten Redaktion.

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Sie hatte ihr Praxisjahr, mit dem alles – auch ihre und Jess´ Geschichte- begonnen hatte, natürlich nicht vergessen, und sie erinnerte sich auch daran, dass ihr Chef ihr damals mehr oder minder verbindlich einen Praktikumsplatz zugesagt hatte.
Natürlich kam ihre Anfrage auch für ihn jetzt mit Sicherheit sehr kurzfristig, aber probieren kostete ja schließlich nichts.
Schnell hatte Tessa die Website der Agentur gefunden und stellte fest, dass der Verlag umgezogen war. Am einfachsten und schnellsten, so entschied sie, war es, eine E-Mail zu schicken, doch leider war die E-Mail Adresse ihres damaligen Chefs nicht hinterlegt, sondern nur eine einfache Info-Adresse. Trotzdem versuchte Tessa ihr Glück und ließ ihre Finger über die Tasten fliegen.

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Nachdem sie die E-Mail abgeschickt hatte, seufzte sie auf und warf einen Blick auf den Kalender. Die Ferien würden in weniger als zwei Wochen beginnen, die Vorlesungen erst Mitte Oktober wieder anfangen. Doch wenn Jess wirklich irgendwann im späten August entlassen würde, so wäre es ratsam für Tessa, nach Möglichkeit direkt zu Beginn der Ferien mit ihrer Praxisphase zu beginnen, um sich nicht zu überschneiden.
Tessa biss sich nachdenklich auf die Lippen. Es wäre wirklich mehr als ungünstig, würde Jess gerade in der Zeit entlassen, in der sie jeden Tag von morgens bis abends arbeiten war. Wäre sie in dieser Zeit ganz normal an der Uni, so hätte sie wenigstens einige Stunden am Tag Zeit für ihn. Schließlich wäre diese Zeit eine sehr wichtige und prägende. Jess musste sich „draußen“ erst einmal wieder zurecht finden, und sie würde ihm dabei zur Seite stehen müssen, das war klar. Und wenn es nur darum ging, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden, ein Alltagsleben. Dies direkt mit einer derart ungewöhnlichen Situation zu beginnen, war sicher nicht ratsam. Zumal sie die nächsten zwei Jahre ja auch noch zur Uni gehen würde und somit viel mehr Zeit zu Hause verbringen sollte.
Tessa entschied, sicherheitshalber noch nach der ein oder anderen Agentur zu googeln und schickte noch drei E-Mails an die jeweiligen Ansprechpartner. Nun konnte sie nur noch hoffen und warten.
Doch die Tage vergingen ohne jedwede Reaktion. Endlich, nach einer Woche, sagten zwei der Agenturen ab und letztlich auch die dritte. Nun stand nur noch die Reaktion ihrer alten Agentur aus. Seufzend beendete Tessa ihr E-Mail Programm und zog die Stirn kraus.

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Wenn alle anderen bereits aufgrund der kurzfristigen Anfrage abgesagt hatten, so würde es ihr hier sicher auch nicht anders gehen.
Dabei wäre es so günstig gewesen, die Zeit nun mit dieser Orientierung zu nutzen, und studientechnisch bedeutete es für sie einen enormen Vorteil.
Noch einmal öffnete Tessa das Programm, doch es zeigten sich keine neuen E-Mails, ausgenommen einiger uninteressanter Newsletter.
Seufzend stand Tessa auf und schob den Stuhl wieder an den Schreibtisch heran.

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Sie ging einige Schritte im Zimmer auf und ab und überlegte angestrengt, ob sie noch irgendeine Möglichkeit vergessen hatte. Vielleicht gab es ja noch eine passende Agentur, bei der sie auf die Schnelle anrufen und ihr Glück versuchen konnte.
Sie warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster. Draußen schien die Sonne, es war warm und die grünen, bauschigen Bäume waren von keinem Windhauch in Bewegung zu bringen, denn es regte sich kein Lüftchen.
Ein blingender Ton ließ Tessa herumfahren.
„Eine neue Mail“, stellte sie erstaunt fest und ging raschen Schrittes zurück zum Notebook.
Ihr Herz schlug schneller, als sie den Absender erkannte. Sie ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und las erstaunt die angekommene E-Mail durch.
„Liebe Frau Wagner,
natürlich sind Sie mir noch guter Erinnerung geblieben. Was Ihre Anfrage bezüglich eines Praktikumsplatzes angeht, so können wir Ihnen in der Zeit vom 18. Juli bis 15. August eine Stelle in unserer Recherche-Abteilung anbieten, gegebenenfalls können Sie auch während der Phase springen und andere Stellen beschnuppern.
Bitte geben Sie uns kurz per Mail Bescheid, wenn Sie diese Stelle annehmen möchten. Sofern Sie nicht absagen, erwarte ich Sie am 18. Juli um 10 Uhr in unserer Agentur. Mit freundlichen Grüßen, Boris Andres.“

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Tessa kratzte sich verblüfft am Kopf, damit hatte sie nun wirklich nicht mehr gerechnet. Und dass ihr dann sogar noch der Chef höchstpersönlich, Herr Andres, auf Ihre E-Mail antwortete, schmeichelte sie fast ein wenig.
Aufgeregt begann sie sofort, auf die E-Mail zu antworten, bedankte sich bei Herrn Andres und bestätigte den Termin.
Dann schaltete sie das Notebook aus, lehnte sich zurück und lächelte. Es waren nur noch wenige Tage bis zum Praktikumsbeginn und sie dachte an jene Zeit zurück, als sie vor zwei Jahren in der Agentur gearbeitet hatte. Es kam ihr so weit weg vor, so unwirklich, wie in einer anderen Zeit. Es war so viel seither geschehen.
Sie konnte sich trotzdem noch gut an alles erinnern, die Räumlichkeiten, die Kollegen und ihren extravaganten Chef. Auch jener Tag, an dem er sie wegen ihres Artikels über Jess in sein Büro bat, war ihr noch in lebendiger Erinnerung.

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Tessa lächelte versonnen in Erinnerung an jene Tage. Wenn man es so sehen wollte, hatte sie der Agentur eigentlich viel zu verdanken. Denn ohne ihre Arbeit doch hätte sie Jess vielleicht nie so kennengelernt… oder vielleicht doch? Wer konnte das schon sagen.
Jedenfalls freute Tessa sich auf die Zeit in der Agentur. Nun, mit dem vielen neuen Hintergrundwissen nach der langen Zeit des Studiums, war Praxis genau das, was sie brauchen würde, und sicher würde es doppelt so spannend und interessant werden wie damals.



Wenige Tage später war es dann bereits soweit. Tessa hatte am Morgen fast eine halbe Stunde vor dem Kleiderschrank verbracht, weil sie nicht recht wusste, welche Kleidung an einem ersten Arbeitstag angebracht sein würde. Vor drei Jahren, als sie den ersten Tag in der Agentur hinter sich gebracht hatte, war ihre diese Frage noch nicht so wichtig vorgekommen, doch jetzt fühlte sie sich reifer und erwachsener und wählte darum letztlich einen Rock und ein lockeres Oberteil, denn draußen war es immer noch sehr schwül und heißt, und wer konnte schon sagen, ob die Agentur in ihrem neuen Gebäude eine Klimaanlage besaß.
Nachdem sie sich frisiert und geschminkt hatte, musste Tessa sich beeilen, um die halbe Stunde vor dem Kleiderschrank wieder aufzuholen. Sie verzichtete aufs Frühstück und schaffte es in letzter Minute, ihren Wagen vor dem neuen, fast komplett verglasten Gebäude der Agentur zu parken. Im Foyer angekommen suchte sie auf der Hinweistafel nach dem Bürokomplex, in dem Herr Andres sein Büro haben musste. Dann betrat sie aufgeregt den Fahrstuhl.

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In dem im Innenraum angebrachten Spiegel betrachtete sie sich noch einmal kritisch und stieg dann im vierten Stock guter Dinge aus. Das Büro Herrn Andres war nicht zu übersehen, so dass sie die Schultern straffte und zielstrebig auf die Glastür zuging. Es gab keinen Empfangstresen und auch keine Sekretärin, darum klopfte sie nur kurz dumpf an, woraufhin ein fröhliches „Ja bitte!“ ertönte.

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Tessa betrat das angenehm kühle, große Zimmer. Herr Andres saß wie immer an seinem Schreibtisch und strahlte sie lächelnd an.
„Frau Wagner!“, rief er dann erfreut aus, stand auf und kam auf Tessa zu.
„Ich hätte Sie beinahe nicht erkannt“, gab er zu und musterte Tessa beeindruckt. „Sie haben sich ordentlich verändert seit Sie bei uns gearbeitet haben. Sehr zum positiven, wenn ich das bemerken darf. Nun, erst einmal herzlich willkommen zurück!“

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Tessa lächelte und schüttelte ihm die Hand.
„Danke, Herr Andres“, sagte sie und musterte ihr Gegenüber ebenfalls. Der Chef hatte sich nicht allzu sehr verändert. Seine Schwäche für ausgefallene Brillen schien geblieben zu sein, nur seine Haare trug er nicht mehr in Rastazöpfe geflochten, sondern zu einem losen Pferdeschwanz zusammen gebunden.
„Setzen wir uns, setzen wir uns doch“, sagte Herr Andres eifrig und während er sich wieder hinter seinem Schreibtisch niederließ, bedeutete er Tessa gegenüber auf dem Stuhl Platz zu nehmen.

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„Nun, ich hoffe, Sie haben uns gut gefunden. Als Sie bei uns waren, müssten wir meines Wissens nach noch in den Bürogebäuden in der Seeligenstraße gewesen sein, nicht wahr?“
Tessa nickte. „Ja, aber ich hab bereits im Internet gesehen, dass die Adresse sich geändert hat. Schon als ich die Anfrage an Sie schickte. Schön ist das hier.“
„Ja, die anderen Räumlichkeiten wurden auf Dauer einfach zu eng“, erklärte Herr Andres. „Wir haben in den letzten Jahren expandieren können und unsere Angebote vergrößert. Zwischenzeitlich vereinen wir vier verschiedene Tageszeitungen.“
Imponiert sah Tessa ihn an. „Das wusste ich gar nicht. Zu meiner Zeit waren es nur zwei.“
Herr Andres lachte. „Ja, so entwickeln wir uns eben alle weiter, Frau Wagner. Was macht Ihr Studium? Sind Sie zufrieden?“

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Tessa nickte.
„Ja, sehr, es macht große Freude und ist wirklich interessant. Aber diese Praxisphase wird mir jetzt sicher gut tun, denn immer nur graue Theorie ist auf die Dauer natürlich etwas eintönig.“
„Wem sagen Sie das“, erwiderte Herr Andres lächelnd. „Sie hatten wirklich Glück, so schnell hier unter zu kommen. Es ist reiner Zufall, dass uns gerade eine Praktikantin abgesagt hatte, kurz nachdem ich Ihre E-Mail erhalten habe.“
Tessa lächelte. „Dann habe ich wohl wirklich Glück gehabt.“
„In der Tat. Sie werden jedoch feststellen, dass sich hier einiges verändert hat in den letzten zwei Jahren. Da Sie aber schon so lange bei uns gearbeitet haben, werden wir Ihnen sicher ein wenig anspruchsvollere Tätigkeiten anvertrauen können als den meisten anderen Praktikanten, denn Sie sind ja zumindest schon grob mit den internen Abläufen hier vertraut.“
Tessa nickte. „Ich hoffe, ich erinnere mich noch an das meiste.“

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„Ja, bestimmt“, wischte Herr Andres ihre Bedenken hinweg. „Da Sie ja aber nur vier Wochen da sind, müssen Sie damit rechnen, nicht allzu große Projekte oder eigenständige Dinge anvertraut zu bekommen. Ich hoffe, es wird für Sie nicht ganz so langweilig wie in den ersten Monaten Ihrer ersten Praxisphase, aber ich kann Ihnen nichts versprechen. Die Praktikantenstellen sind fest in unseren Abläufen eingeplant, und auch die Tätigkeiten sind darum fest zugewiesen. Erst einmal wird es für Sie nur im etwas stupidere Recherche- und Verwaltungsarbeit gehen. Aber das gehört nun einmal auch dazu. Das wissen Sie ja aber alles.“
Tessa nickte. „Natürlich, ich bin froh, dass ich diese Stelle hier bekommen habe und werde alles gerne machen, was an Arbeit da ist.“

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Herr Andres nickte zufrieden und warf einen Blick auf die Uhr.
„Ich würde gerne noch weiter mit Ihnen plaudern, Frau Wagner, aber ich habe gleich ein wichtiges Telefonmeeting mit unserem Büro in Amsterdam. Gehen Sie doch einfach selbst einen Stock tiefer zur Abteilung R, dort ist Frau Krainer Ihre Ansprechpartnerin.“
Tessa erhob sich und nickte lächelnd.
„Ja, kein Problem, Herr Andres, ich finde sie schon.“
Herr Andres schüttelte ihr die Hand. „Dann wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Zeit bei uns, Frau Wagner.“
Tessa lächelte ihm noch einmal zu und verließ dann das Büro in Richtung Aufzug.
Kurz darauf stieg sie einen Stock tiefer aus und sah sich suchend nach dem Hinweisschild für die Abteilung „R“ um.

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Nach wenigen Minuten hatte sie die Tür zu eben jener gefunden und stellte sich Frau Krainer vor, die sie ohne Umschweife an einen Arbeitsplatz führte und ihr kurz das Programm erläuterte, dann einen Stapel mit Akten auf den Tisch legte, die in das Programm eingetippt werden mussten.
Tessa seufzte leise auf. Ganz so hatte sie sich ihre Praxisarbeit trotz aller Reden im Büro oben nicht vorgestellt. Das hier war Idiotenarbeit, und man musste dafür kein langjähriges Studium absolvieren… aber es gehörte nun einmal dazu.
Also machte sie sich guten Mutes daran, den Stapel kleiner werden zu lassen. So ging der Tag langsam und zäh dahin, und als endlich alle Akten abgearbeitet waren, entließ Frau Krainer ihre neue Praktikantin dankend.
Tessa ging zurück zu ihrem Arbeitsplatz, rieb sich müde die Augen, fuhr das Notebook herunter, an dem sie gearbeitet hatte und rückte den Stuhl zurecht.

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Müde ging sie dann zurück zum Auto und fühlte sich wie gerädert.
Nun, der erste Tag war immer der schlimmste. Und morgen würde es sicher schon einfacher werden. Schließlich war dies hier genau das, was sie immer hatte tun wollen – mit diesem Gedanken etwas für den zähen Tag ausgesöhnt machte Tessa sich müde auf den Weg nach Haus.






Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
mit blick nach oben - das nächste kapitel wird sicher umso aufschlussreicher, sonst hättest du dir die mühe ja nicht machen müssen... ich bin sehr gespannt, was noch folgt!
ansonsten ist das kapitel natürlich in allen hinsichten wie immer sehr gut.

hau mich - wo hast du die haare vom chef her? ;) =)
 
Huhu Innad!
Ich hab mich in den letzten Tagen wieder öfter hier herum getrieben und wollte unbedingt wissen, was bei dir weiter passiert ist!
Hab dann heute die Kapitel nachgeholt und ein echtes Gefühlschaos erlebt: Freude, Angst, Rührung, von allem etwas! Das ein oder andere Taschentuch habe ich benutzen müssen, vor allem bei dem Brief von Jess an Tessa.
Von daher Kompliment an dich!
Ich bin gespannt wie es weiter geht, es hat sich ja einiges getan!
Mich hat es das alles zum Nachdenken angeregt und jetzt werde ich die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen gehen!

Freu mich auf die Fortsetzung!

LG
Meike
 
Hallo an alle,

ich wollte euch nur schnell Bescheid geben, dass ich zurzeit nicht dazu komme, eine FS zu posten, da privat bei mir zu viel los ist! Aber es wird definitiv weitergehen, ich bitte euch nur ausnahmsweise um etwas Geduld... ich hab keine Ahnung, wie bald ich es schaffe... aber wundert euch nicht, wenn es in diesem Monat nicht mehr weitergehen sollte!!!

Viele liebe Grüße
Innad :hallo:
 
Hallo

bitte entschuldigt, dass es schon so lang nicht weitergeht, aber ich habe in letzter Zeit kaum Zeit am PC verbracht, weil es mir einfach zu schlecht ging körperlich, denn ich hab seit einigen Wochen einen kleinen "Mitbewohner" bekommen und das macht mich körperlich sehr fertig, auch wenn es an sich wunderschön ist :)

Ich kann auch jetzt noch nicht sehr viel Zeit am PC verbringen, manchmal tagelang überhaupt nicht online gehen, weil ich so sehr unter Übelkeit, Schwindel usw. leide. Darum auch heute nur schnell die FS, Kommis beantworte ich sobald es wieder etwas besser geht.

Wann die nächste FS kommt, weiss ich nicht. Ich versuche, so schnell es geht, ich muss da immer "gute Tage" abpassen.



Kapitel 84
Realitäten



Die Wochen zogen sich für Tessa wie ein alter Kaugummi dahin, während sie mit immer mässigerer Motivation ihr Praktikum hinter sich zu bringen versuchte.
Sie erkannte die Arbeit in der Redaktion kaum wieder. Ob alles wirklich so viel anders war als zu jenen Zeiten, in denen sie schon einmal hier gearbeitet hatte, oder ob es ihr nur so vorkam, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen.
Auf jeden Fall kam ihr all das hier so weit von den Dingen entfernt vor, mit denen man sich auf der Universität beschäftigte wie ein entferntes Sonnensystem von diesem blauen Planeten, auf dem sie alle umher wandelten.
Auch wurde ihre Arbeit kaum anspruchsvoller. Tessa hatte immer mehr das Gefühl, dass sich in der Agentur keiner mehr richtig Zeit für die Praktikanten nahm. So war es vor zwei Jahren jedenfalls noch nicht gewesen. Erst nach zwei oder drei Wochen durfte sie wenigstens ab und an einmal Hintergrundinformationen für den ein oder anderen Artikel sammeln.

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Schreiben durfte ihn freilich nur jemand der fest Angestellten. Nicht einmal mehr einfache Artikel über Vereinstreffen oder ähnliches fielen Tessa zu.
Die Arbeit war meistens stumpfsinnig und uninteressant und Tessa hatte nie so lange Tage erlebt, die einfach nicht zu Ende gehen wollten, wie in den ersten Tagen dieses Praktikums.
Als sich die Zeit in der Agentur dem Ende zu neigte, verspürte sie darum kein großes Bedauern. Mit zwei ihrer Kolleginnen, bei denen sie die letzten Tage gearbeitet hatte, saß sie am letzten Tag zusammen in der kleinen, der Abteilung zugehörigen Kaffeeküche und genoss eine letzte Tasse heißen Espresso.
Zu ihrer rechten saß Vera, die für die Recherchen zuständig war und zur linken gesellte sich bald Antonia dazu, auch sie arbeitete in derselben Abteilung.
„Und, Tessa“, sagte Vera lächelnd. „Schon wieder der letzte Tag, was? Hat´s dir denn ein bisschen gefallen? Du warst ja immerhin schon mal hier.“

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Tessa wusste nicht recht, was sie antworten sollte, ohne unpassend oder undankbar zu wirken. Sie konnte ja schlecht zugeben, dass sie die meiste Zeit des Tages gedacht hatte vor Langeweile sterben zu müssen und sich vollkommen fehl am Platze gefühlt hatte.
Also sagte sie nur vorsichtig: „Ja, es war… ein bisschen anders als letztes Mal. Hier hat sich doch einiger verändert.“
Antonia, die gerade neben ihr Platz genommen hatte, sah sie verwundert an.
„Ach ja? Ich bin erst seit einem Jahr hier, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht schon immer so chaotisch war wie es jetzt ist.“ Sie lachte auf. „Oder meinst du das etwa nicht?“
Tessa lächelte zurück. „Mh, nein, eher nicht. Ich meine… man merkt einfach deutlich, dass sich die Agentur verändert und vergrößert hat.“

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„Ja?“, fragte Vera. „Wieso denkst du das?“
„Ach, ich meine nur… früher ging es in den Themen und Artikeln um viel … ja, weniger krasse Sachen“, sagte Tessa ausweichend, weil sie nicht „reißerisch“ hatte sagen wollen. „Ich habe zum Beispiel viel über die Vereine in der Stadt geschrieben in den Tagen. Lokale Dinge eben. Oder auch ernste Themen. So wie das Thema Drogen und Drogenmissbrauch. Da hatte ich damals einen großen Artikel und eine ganze Themenseite drüber. So etwas habe ich seither hier nie gesehen.“
Antonia lachte auf, als hielte sie das, was Tessa da erzählte für einen guten Witz.
„Aber Mädchen, das meinst du doch nicht wirklich ernst, oder?“

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Tessa sah sie etwas pikiert und stirnrunzelnd an.
„Nun – ich sage nur, wie ich es damals erlebt habe.“
„Die Zeitung war damals noch viel kleiner, Tessa“, erklärte Vera verständnisvoller. „Da brauchte man schlichtweg auch mal Seitenfüller, weißt du. Das ist heute nicht mehr so. Wir haben uns vergrößert und haben nun viel bessere Kontakte zu den internationalen Pressestellen, dadurch viel mehr Exklusivrechte.“

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Tessa nickte. „Ja, aber… das waren damals doch nicht nur Seitenfüller. Ich meine… es ist doch auch wichtig, über solche Themen zu schreiben. Über das, was in der Stadt passiert, auch im Kleinen. Nicht nur über Skandale, Mord und Totschlag oder mal einen großen Staatsbesuch. Und auch über ernste Themen, die alle Menschen angehen. Wieso schreibt zum Beispiel mal niemand über die Armut in der Stadt? Das ist doch wichtig.“
Vera schüttelte den Kopf. „Aber Tessa, das will niemand lesen. Die Leute wollen Schlagzeilen. Nur ihnen trauen sie. Die meisten lesen die Artikel darunter nicht einmal. Wir haben einen Wirtschaftsteil, der sich mit anspruchsvollen Themen beschäftigt. Den lesen die Geschäftsleute. Aber der Großteiler der Menschen will nur wissen, was wieder schlimmes oder interessantes geschehen ist.“
„Das stimmt“, sagte Antonia leichthin und warf sich ihre knallrote Haarmähne aus dem Gesicht. „Und wer diesen ganzen Schnickschnack lesen will über Vereine oder so einen Käse, der kann sich doch die billigen, kleinen Schmierblätter kaufen, die es zu Hauf gibt.“

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Tessa schluckte und wusste einen Moment nicht recht, was sie sagen sollte.
„Ihr meint also, solche Dinge sind gar keine Themen mehr für diese Zeitung?“, fragte sie halblaut. „Ich dachte, ich bin einfach nur nicht in der bearbeitenden Abteilung.“
„Wenig bis gar nicht“, erwiderte Vera. „Es gibt Phasen, wo man es schwer hat, die Blätter zu füllen. Da kann so was durchaus mal vorkommen. Als Lückenfüller eben.“
Sie sah Tessa mitleidig an. „Ach, Tessa. Man merkt, dass du noch frisch von der Uni kommst. Nicht mal fertig mit ihr bist. Als ich studiert habe und fertig war, dachte ich auch, ich gehe jetzt in die Welt und mache sie besser mit meinen Geschichten und Artikeln. Schreibe über schwerwiegende Themen wie den Weltfrieden oder die Hungerhilfe oder so was in der Art. Aber ich habe schnell gelernt, dass dem nicht so ist. Die Menschen hier wollen nichts Tiefsinniges lesen. Und wer das will, der kauft sich ein gutes Buch oder liest Goethe. Nur leider wissen die meisten Menschen nicht mal so recht, wer Goethe war. Und wenn man von der Uni kommt, ist man jahrelang mit diesen großen Meistern aufgewachsen und interessanten, tiefschürfenden Themen teils. Man philosophiert, man recherchiert und studiert und fühlt sich dabei wichtig und als würde man etwas bewegen. Aber glaub mir, wenn du dich mal daran gewöhnst, dass du in der Regel nicht über irgendetwas tiefschürfendes schreibst sondern nur über Schlagzeilen, Gerüchte oder aufgebauschte Ereignisse, macht es dann doch Spaß. Man gibt den Menschen ja, was sie wollen. Alle sind dann zufrieden. Sieh es einfach mal so.“

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Tessa wusste nicht, was sie darauf noch erwidern sollte und schwieg. Ihre beiden Sitznachbarinnen nahmen dies schnell als Anlass, das Thema zu wechseln und über ihre Wochenendplanung zu plaudern.
Tessa hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Sie konnte nicht glauben, wie ernüchternd die beiden ihr den Alltag in der Redaktion geschildert hatten und fühlte sich auf einmal nicht nur verwirrt sondern auch regelrecht schlecht.

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So war es kein Wunder, dass sie froh war, als der Tag endlich ein Ende fand und sie in der strahlenden Augustsonne das klimatisierte Gebäude verlassen konnte.
Sie stieg in den aufgeheizten Wagen, ließ die Scheiben herunter, drehte sich ihre Lieblingsmusik auf volle Lautstärke und fuhr so schnell es ging nach Hause.
Sie fühlte sich immer noch vollkommen durcheinander und als hätte man irgendetwas in ihrem Leben verrückt, das vorher fest und stabil, unerschütterlich fast an seinem Platz gestanden hatte.
Als die kühle Stille ihrer Wohnung sie umfing, atmete Tessa tief auf. Sie war wahrlich froh, am Montag nicht mehr an diesen Ort zurückkehren zu müssen. Nichts war schlimmer als ich den ganzen Tag zu langweilen, weil man nur vor dem PC saß und Tabellen bearbeitete oder Recherchen überprüfte.
Müde streckte Tessa ihre von der langen Sitzerei gequälten Glieder.

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Sie fühlte sich verschwitzt und abgespannt und ohne weiter nachzudenken ging sie durch das kühle Schlafzimmer ins Bad, schälte sich aus ihren Kleidern und warf die Dusche an.
Als sie das lauwarme Wasser über ihren Körper prasseln fühlte, atmete sie auf und legte den Kopf genießerisch zurück. Sie dachte über das Gespräch mit den beiden Kolleginnen nach, auch wenn sie es eigentlich hatte verdrängen wollen.
Ob sie recht hatten? Oder waren die beiden nur frustriert, weil sie einfach nicht den Job bekommen hatten, der einmal in ihrer Vorstellung existiert hatte?
Aber wer sagte ihr, dass es ihr nicht genauso ergehen würde?
Seufzend drehte Tessa den Strahl etwas kühler und seufzte wohlig auf, als das kalte Wasser über ihren Rücken lief und den letzten Rest der Sommerhitze vertrieb.

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Sie drehte das Wasser ab, stieg aus der Dusche und schlüpfte in lockere und bequeme Kleidung, nachdem sie sich abgerubbelt hatte.
Müde ließ sie sich auf ihre Couch fallen und zappte ziellos durch die Kanäle.
Wie konnte man sich nur durch Langeweile so müde fühlen?
Oder war es nicht das? Tessa seufzte. Nein, es war nicht nur die Langeweile. Sie fühlte sich regelrecht angegriffen, wie durcheinander gerüttelt.
Nur mit halbem Ohr hörte sie dem freundlich grinsenden Wettermann zu, der für den kommenden Tag schwüle Hitze bis zu 35 Grad und am Abend schwere Gewitter ankündigte.

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Genervt schaltete Tessa das Gerät ab und verharrte eine Weile reglos mit der Fernbedienung in der Hand.
Was, wenn die beiden wirklich die Wahrheit erzählt hatten? Für den Moment war das stumpfsinnige Praktikum vorbei. Bald würde die Uni wieder anfangen, voller neuer spannender Seminare und Kurse – manche vielleicht nicht ganz so spannend, aber immer noch aufregender als diese Wochen, die hinter ihr lagen – und dem Gefühl, das richtige zu tun, das, was ihr lag, was sie sich immer gewünscht hatte.

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Aber war es das denn? Das Leben und das Lernen an der Universität hatten mit dem beruflichen Alltag später nie etwas zu tun. Oder nur wenig.
Was, wenn sie genau dies erwarten würde, was sie heute erfahren hatte?
Tessa versuchte sich genauer an die Zeit zu erinnern, als sie vor der Universität bei der Agentur gearbeitet hatte. Sie hatte sich damals nicht so leer und unbrauchbar gefühlt, selbst am Anfang nicht, als sie auch kaum „wichtige“ Aufgaben zugetragen bekommen hatte.
War sie es, die sich verändert hatte? Und nicht nur die Agentur?
Sie hatte immer damit gerechnet, später in eine große Agentur zu gehen. Über große, wichtige Dinge zu schreiben. Eine Weile hatte sie „Hühnerzucht“-Geschichten verachtet. Doch heute sah sie es anders. Auch das war doch das Leben. Vielleicht viel mehr als Skandale und politische Großereignisse, die ja doch in einer Welt statt fanden, die den meisten Menschen völlig fremd und fern war. Eine Art Scheinwelt fast.

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Tessa erschrak bei dem Gedanken, dass auch sie einmal an diesem Konstrukt aus Vertuschung, Übertreibung und Verzerrung der Medien ihren Anteil haben würde.
Waren es nicht genau diese Mechanismen, welche den Großteil der Gesellschaft nicht realisieren ließen, wie es um die Gesellschaft stand?
Die Menschen interessierten sich wohl wirklich mehr für die neue Nase eines prominenten Gesichtes oder die Todeszahlen eines Flugzeugabsturzes, der sonst wo passiert war, als für die Menschen, die jeden Tag um sie herum litten und starben.
Tessa kratzte sich am Kopf. Vielleicht hatten sie die letzten zwei Jahre einfach zu sehr verändert. Zu sehr, als dass sie sich in diesem Beruf noch jemals würde wohl fühlen können?
Erschrocken stellte sie fest, dass dieser Gedanke eine unheimliche Leere in ihr auslöste.

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Was das berufliche anging, war ihr Leben so vorhersehbar gewesen. Da hatte es nie einen Zweifel in ihr gegeben. Der Weg war gerade und gut überschau vor ihr gelegen.
Heute hatte sie jedoch das Gefühl, sie stände vor einer dicken Nebelwand. Was dahinter lag, blieb völlig verborgen. Und das Gefühl machte ihr Angst.
Müde rollte sie sich auf der Couch zusammen. Vielleicht hatte ihr einfach nur der Frust und die Langeweile der letzten Wochen so zugesetzt.
Sie versuchte, an etwas Schönes zu denken. In zwei Tagen würde sie Jess wiedersehen. Während der Praktikumszeit hatte sie ihre Besuche unter der Woche nicht einhalten können. Es war Zeit, sich wiederzusehen.
Vielleicht konnte sie mit Jess darüber sprechen.

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Tessa zog die Beine und schloss die Augen. Ja, sie wollte mit ihm darüber sprechen. Und bestimmt würde sie dann klarer sehen.
Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, war sie auch schon eingeschlafen.









Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo liebe Innad,

Dir einen ganz, ganz herzlichen Glückwunsch!! :lalala:
Das sind ja tolle Nachrichten.
Ich wünsch Dir von Herzen alles Gute und dass es Dir bald besser geht. Meistens sind es ja nur die ersten Monate, die einem zu schaffen machen. Ich hatte bei zweien von meinen drei Schwangerschaften am Anfang Probleme (Du siehst, bei der nächsten kann das auch anders sein ... *lach*), und den meisten Frauen geht es in der Mitte richtig gut.
Ich drück Dir alle Daumen, dass es bei Dir auch so ist. Oder kriegst Du Zwillinge?

Jetzt aber zu Tessa: da scheint ja mal wieder was im Umbruch zu sein. Kein Wunder, wenn sich das Leben selbst verändert, merkt man manchmal irgendwann auf einmal, dass manches, was selbstverständlich war, nun nicht mehr passt.
Ich bin schon sehr gespannt, was Tessa daraus macht. Jetzt gleich "aufzugeben" würde ich zwar nicht empfehlen, aber offenen Auges alles betrachten und sich ggfs. neu orientieren, wenn sich nach dem Studium herausstellen sollte, dass die Arbeit tatsächlich nicht mehr zu ihr passt, ist schon angebracht.
Als Journalistin hat sie ja auch noch viele andere Alternativen, als bei einer Tageszeitung zu arbeiten.

Stress Dich nicht mit der Fortsetzung. Du und der Hutzel sind da jetzt erst mal wichtiger.

LG!
 
Hallo Innad,

das Kapitel war wieder toll.

Wird Tessa trotz das sie bemerkt hat,

dass die Zeitung garnicht so ist wie sie es sich vorstellt,

ihr Studium fertig machen ????

lg sasispatz
 
Liebe Innad,

auch von mir erstmal ganz herzliche Glückwünsche.
Hoffentlich geht es dir bald besser - meine Cousine hatte letztens auch vor allem in der Anfangszeit Probleme, das legte sich dann später zum Glück wieder. :)

Das Kapitel ist genial - Tessa will etwas bewegen und die Worte ihrer Kolleginnen werden leider nur zu wahr sein.
Ich bin gespannt, ob sie daraus noch Konsequenzen ziehen wird.


ganz liebe Grüße :hallo:
 
es geht weiter

So. Jetzt lese ich schon Kapitel 82 und ich muss sagen: Einfach schön!:)
Schreibe aber noch nicht so schnell weiter! Ich will doch hinterherkommen!!! :lol:
 
Lieben Dank für all eure Glückwünsche!!!

Hier kommt das nächste Kapitel.

Kapitel 85
Zukunftsängste


Zwei Tage später saßen Tessa und Jess unter der Sonne eines herrlichen Spätsommertages in dem immer noch blühenden und duftenden Garten der Villa.
Eine Weile schwiegen sie und genossen einfach nur die Ruhe und die angenehme Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Jess hatte Tessa zuvor kurz nach ihrem Praktikum befragt, doch sie hatte vorerst noch ausweichen geantwortet und nur bemerkt, dass sie sich später noch ausführlich mit ihm unterhalten wollte. Zuerst war es ihr wichtig gewesen, ihn erst einmal bei sich zu wissen, ihn zu spüren, ihn zu küssen – und ihre sorgenvollen Gedanken der letzten Tage, die sie in keiner Stunde des Tages losgelassen hatten, für einen Moment zur Seite schieben zu können.
Nun wandte sie sich ihm schließlich zu und fragte, wie in der Hoffnung, so einen guten Start für ihren eigenen Bericht finden zu können: „Und, wie war deine Woche?“

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Jess drehte sich ihr zu und zuckte dann mit den Schultern.
„Nicht weiter besonders. Ich hab viel nachgedacht…“, erwiderte er dann und starrte nachdenklich auf seine Schuhspitzen. Tessa schluckte und fühlte sich für einen Moment unbequem. Sie spürte instinktiv, dass Jess etwas zu belasten schien und fühlte sich mit einemmal hin- und hergerissen zwischen ihrem eigenen Bedürfnis, sich ihm anzuvertrauen und dem Bedürfnis, für ihn da zu sein und ihm zuzuhören. Schließlich, nachdem Jess eine Weile weiter vor sich hingeschwiegen hatte – fast so als sei er sich seinerseits ebenfalls unsicher darüber, ob er sich Tessa anvertrauen sollte oder nicht – entschied diese sich dafür, erst einmal herauszufinden, was ihn belastete. Später konnte sie sich ihm immer noch anvertrauen.
„Was ist denn los?“, fragte sie darum sanft.

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Jess seufzte schwer und spielte einen Moment gedankenverloren mit einer ihrer Haarsträhnen, die auf ihrer Schulter geruht hatten. Dann ließ er davon ab und sagte: „Ach, nichts besonderes. Es ist nur, dass ich diese Woche mit meinem Therapeuten gesprochen habe. Über die Entlassung.“
Tessa hob die Brauen und sah Jess gespannt an. „Das hast du gar nicht erwähnt am Telefon.“
„Du hattest selbst genug um die Ohren“, erwiderte er ausweichend und scharrte mit seinem Schuh über die Rasenfläche, was einen Abdruck geknickter Grashalme an der Stelle hinterließ, an der sein Fuß sich befand.

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„Was hat er gesagt?“, fragte Tessa, ohne auf sein Argument einzugehen.
„Er meint, dass ich Ende des nächsten Monates entlassen werden könnte. Er denkt, es ist an der Zeit. Ich bin immerhin schon fast ein halbes Jahr hier.“
Tessas Herz hüpfte. „Aber… das sind doch großartige Neuigkeiten!“, rief sie aus und vergaß für einen Moment ganz ihren eigenen Kummer.

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Als sie jedoch Jess Miene sah, hielt sie sich mit Freudenbekundungen zurück und sagte langsam: „Und du… findest das zu früh?“
Jess zuckte mit den Achseln. „Ich bin mir nicht sicher.“
Er sah sie lange an. „Eigentlich habe ich ja nur auf diesen Punkt hingearbeitet all die Zeit. Und ich kann es ja eigentlich auch nicht erwarten, endlich mehr Zeit mit dir verbringen zu können. Und mein Leben in die Hand zu nehmen…“
„Aber?“, vervollständigte Tessa den Satz.
„Aber… ich weiß einfach nicht, wie es danach weitergehen soll.“ Er seufzte. „Das hier ist eine eigene Welt. Sie soll uns zwar auf die Welt da draußen vorbereiten, aber irgendwie ist es doch eine ganz andere Welt. Sieh dich doch nur mal hier um.“ Er ließ seinen Blick durch den prächtigen Garten schwenken. „Ist das etwa die Realität?“

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Tessa schluckte. Ja, was ist die Realität?, dachte sie bei sich und musste an das Gespräch vom Freitag zurückdenken. Wie seltsam, dass sie beide sich eigentlich mit denselben Gedanken beschäftigen. Nur jeder auf seiner eigenen Ebene.
Tessa schwieg eine Weile und erwiderte dann: „Ich weiß nicht recht, Jess. Aber das hier ist ja auch ein Zwischenzustand, oder? Ich meine… du bist dir doch im klaren darüber, dass es draußen schlichtweg anders sein wird.“
„Natürlich bin ich das“, antwortete er mit fester Stimme. „Aber die Frage, die sich für mich stellt, ist, wie es danach konkret weitergehen soll. Ich meine, ich muss mich irgendwie wieder in die Gesellschaft eingliedern. In den Gruppenstunden sprechen wir viel darüber. Aber ich bin mir nicht sicher, was ich für Möglichkeiten habe.“
„Es ist doch eigentlich gar nicht so schwer“, gab Tessa zurück. „Du kannst vorerst bei mir wohnen, das haben wir doch schon besprochen. Du suchst dir einen Job und wenn du möchtest, machst du deinen Schulabschluss nach…“

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„Ach, Tessa, in der Theorie klingt doch immer alles einfach, oder?“, erwiderte Jess müde. „Nun seien wir mal ehrlich, wer wird schon einen ehemaligen Junkie einstellen? Und wie viel Geld kann ich da verdienen? Ich will nicht ewig auf deine Kosten leben. Oder viel mehr auf die deiner Eltern“, fügte er mit einem leicht sarkastischen Unterton hinzu.
„Was willst du denn damit sagen?“, fiel Tessa ein. „Ich… ich wollte mir schon vor Wochen einen Job suchen. Aber alle habt ihr gesagt, ich soll mich auf mein Studium konzentrieren. Obwohl…“, sie verstummte und fügte gedanklich hinzu: „Obwohl ich gar nicht sicher bin, ob das überhaupt noch irgend einen Sinn hat, so wie die Dinge zu liegen scheinen.“ Doch sie wollte Jess jetzt nicht auch noch mit ihren Zukunftsängsten belasten. Bei ihr ging es nur im Ideale und Wertvorstellungen, während seine Sorgen sich mit tatsächlich essentielleren Dingen beschäftigten.

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„Das sollte doch auch gar kein Vorwurf sein“, beschwichtigte Jess sie da und drückte kurz ihre Hand. „Ich meine ja nur… ich weiß doch gar nicht, ob ich den Schulabschluss schaffen würde. Es ist Jahre her, seit ich zum letzten Mal gelernt habe. Wer weiß schon, was die Drogen alles in meinem Hirn zerstört haben.“
Tessa schnaubte aus. „Du redest so, als seiest du halb beschränkt“, sagte sie ärgerlich. „Du bist ein intelligenter, junger Mann und hast die besten Anlagen, die man haben kann. Natürlich schaffst du deinen Schulabschluss, wenn du dich auf den Hosenboden setzt. Natürlich wird es nicht einfach, aber nach dem hier… ich glaube, es wird nicht so schwer werden, wie du dir das jetzt alles vorstellst.“
Sie zupfte an ihrem roten Top herum, das zu kurz war und immer wieder ein Stück ihres Bauches freigab. „Ich glaube vielmehr, du hast einfach nur Angst.“


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Jess schwieg einen Augenblick und man hörte einen der quakenden Frösche mit einem Platsch in den Teich hinter ihnen springen.
„Mag sein“, erwiderte Jess dann langsam. „Aber ist das denn ein Wunder? Ich bin fast fünfundzwanzig, Tessa. Ich… andere Männer in meinem Alter arbeiten seit Jahren in einem festen Job oder haben ein abgeschlossenes Studium. Ich habe nicht einmal einen Realschulabschluss. Ich muss mich damit abfinden, immer schlecht bezahlt zu sein und schlechte Jobs zu bekommen, oder?“
Tessa zuckte mit den Schultern. „Wer kann das schon sagen. Nicht alle Menschen scheren dich so über einen Kamm. Du musst eben suchen, bis du den richtigen Arbeitgeber findest. Und für einen Aushilfsjob wird es anfangs allemal reichen. Du hast keine Vorstrafen…“
„Und das ist das reinste Wunder, pures Glück, mehr nicht…“, schnaubte er.
„Ist doch egal“, erwiderte Tessa. „Du hast keine und damit kann dir niemand etwas vorwerfen. Wer macht schon keine Fehler im Leben…“
„Ich hoffe, du siehst das nicht zu blauäugig“, sagte Jess nachdenklich.

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Tessa zuckte mit den Schultern. „Kann schon sein, dass ich das tu“, gab sie dann nachdenklich zu. „Aber wieso sollte ich jetzt vom schlimmsten ausgehen? Du wirst deinen Weg schon finden.“
Jess nickte. „Du hast vermutlich recht.“
„Ist das denn fix, dass du Ende September hier heraus kommst?“, fragte Tessa, nachdem beide eine Weile geschwiegen hatten.

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Jess schüttelte den Kopf. „Nein, es war nur ein Gespräch, wir haben noch nichts fest gelegt. Aber es wird sicher nicht mehr viel länger dauern.“
Tessa nickte. „Wir haben auch damit gerechnet, dass du im Herbst entlassen wirst“, stellte sie dann fest und schwieg wieder. Sie fühlte sich irgendwie leer und frustriert – und konnte nicht einmal sagen warum.
Jess drehte ihr den Kopf zu. „Wolltest du mir nicht noch etwas erzählen?“

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Tessa schüttelte den Kopf, ohne zu wissen warum. Sie fühlte einfach, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um nun auch noch mit ihren Sorgen und Problemen anzufangen.
„Nein, ich…“, antwortete sie dann. „Nicht wirklich.“
Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist schon spät“, stellte sie fest. „Ich sollte losfahren. Es wird frisch, und ich fürchte, es wird Regen geben.“
„Ja, es wird langsam wieder früher dunkel, nicht?“, stellte auch Jess fest. „Der Sommer verabschiedet sich allmählich.

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Tessa nickte und fröstelte nun tatsächlich in ihrem dünnen Top, obwohl die Sonne ihr den Rücken immer noch wärmte, auch wenn sich am Horizont dunkle Wolken auftürmten und die Dämmerung langsam zu erahnen war.
Jess und sie erhoben sich, küssten sich und trennten sich wie immer am Eingang.
Etwa eine Stunde später fand Tessa sich alleine in der Stille ihrer Wohnung wieder.
Die Dämmerung hatte die Stadt inzwischen in sanftes Dunkel gehüllt. Ein kurzer Regen hatte den Beton zum Dampfen gebracht, aber nun war es wieder still und ruhig geworden.
Tessa sah sich um und fühlte sich mit einemmal leer und allein. Traurig starrte sie zum Fenster hinaus.

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Sie hatte sich viel von dem Gespräch mit Jess versprochen. Und obwohl sie nun eigentlich gar nicht mit ihm über ihr Problem geredet hatte, schienen sie Züge ihrer eigenen Gedanken doch angesprochen zu haben. Nun fühlte sie sich noch desillusionierter. Auch Jess wusste nicht, wohin sein Weg gehen sollte. Für sie war das nie eine Frage gewesen. Doch wie Jess selbst so schön in den Raum geworfen hatte: Was war die Realität?
Was waren ihre Möglichkeiten, wenn sie sich nun nicht mehr in ihrem Beruf wohl fühlte? War die Uni nicht etwas wie die Villa Sonnenschein – ein mehr oder minder irrealer Zwischenzustand, der sich zwar nach Kräften bemühte, einen auf die Realität „danach“ vorzubereiten, dabei aber eigentlich scheiterte?
Tessa seufzte. Sie musste mit jemandem darüber reden, sie würde sonst verrückt werden. Zielstrebig ging sie zum Telefon, um Monis Nummer zu wählen.

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Moni war schon seit einigen Jahren am Arbeiten. Sie wusste, wie es im Alltag zuging, wie man sich im Berufsleben zurecht fand. Wie oft hatte sie Tessa und ihr „Studentenleben“ belächelt. Vielleicht würde sie ihr Hoffnung, Rat und wieder einen klaren Kopf vermitteln können.
Tessa wählte rasch die vertraute Nummer. Am anderen Ende klingelte es… einmal… zweimal… dreimal…
Nachdem es bereits zum zehntenmal getutet hatte, ging schließlich der Anrufbeantworter an und Monikas fröhliche Stimme forderte den „geneigten Anrufer dazu auf, eine Nachricht zu hinterlassen, sofern diese nur gutes beinhaltete“.
Tessa zögerte einen Moment und schwieg, als der Piepston erklang.

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Schließlich legte sie auf, ohne etwas aufs Band gesprochen zu haben. Vermutlich war Monika mit Niklas unterwegs, stellte sie nicht ohne einen Hauch von Bitterkeit fest. Und bis sie nach Hause käme, wäre es zu spät zum Telefonieren. Ohnehin, wenn sie an Niklas dachte, verging ihr immer noch die Lust, sich ihrer eigentlich besten Freundin allzu sehr anzuvertrauen. Erneut bemerkte sie schmerzlich den Riss in dem engen Band, das sie einst miteinander verschweißt hatte. Auch wenn sie sich noch so sehr bemühte, es zu verdrängen, es war einfach da.
Sie dachte an Jess, der jetzt in seinem leeren Zimmer in der Villa saß und sich wahrscheinlich den Kopf darüber zerbrach, wie es in wenigen Wochen mit ihm weitergehen sollte.
Dann dachte sie an die Tage in der Agentur. Und an jene Zeiten, in denen sie noch voller Zuversicht und Sicherheit ihre berufliche Zukunft vor sich gesehen hatte.
Während ihre Gedanken so durch ihren Kopf schweiften, war sie zum Fenster gegangen und starrte nun auf die stille Straße hinab.

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Und plötzlich überkamen sie Leere und Hoffnungslosigkeit mit aller Macht.
Wie sollte es weitergehen? Wieso war ihr so klares Leben nun so ungeordnet? Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Wohin sollte ihr Weg gehen?
Sollte sie ihr Studium etwa aufgeben? Doch wie konnte sie das jetzt, wo sie doch für Jess da sein musste? Eine so unsichere Situation konnte er nicht gebrauchen. Und ihre Eltern… sie würden verrückt spielen.
Tessa begann zu schluchzen, als sich die aufgestauten Tränen nach oben bahnten.
„Was mach ich jetzt denn nur?“, rief sie in die Leere ihrer Wohnung hinein.


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Eine Weile stand sie so am Fenster und weinte still vor sich hin.
Draußen fuhr ein Taxi vor und durch verschwommenen Blick sah sie das alte Ehepaar aus dem Erdgeschoss auf die Straße kommen und einsteigen. Beide waren schick gekleidet, ganz als gingen sie zum Hochzeitstag aus.
Als der Mann einen Blick nach oben warf, erkannte er sie am Fenster und winkte ihr freundlich zu. Sie winkte mit tränenverschmiertem Gesicht zurück und hoffte, er würde auf diese Entfernung nicht bemerken, dass sie weinte – auch wenn das ja eigentlich nicht wichtig war.
Als sich die Rücklichter des Taxis entfernten, wischte sich Tessa schniefend über die Augen.

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Wieder fröstelte sie, obwohl es in der Wohnung durch die Sonnenstrahlen des Tages noch warm war. Sie richtete ihren Blick in den wolkenverhangenen Himmel über den Dächern der Stadt. Und fühlte sich leer und einsam.









Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
*freu*
ein neues Kapitel!
Dass Jess Zukunftsangst hat, kann man sehr gut nachvollziehen. Wer hätte die an seiner Stelle nicht?!
Arme Tessa, da belastet sie auch einiges und hat im moment niemandem, mit dem sie darüber reden kann.
Ich denke, dass noch schwere Zeiten auf die beiden zukommen werden, bin mir aber sicher (*hoff*), dass sie es schaffen werden.

P.S Ich hoffe, dir und dem kleinen Mitbewohner geht es gut! Ist Dir immer noch übel?
Wenn ich fragen darf, in welchem Monat bist du?

Liebe Grüße
chrissy
 
ich habe auch gestern abend schon das neue kapitel genossen, allerdings fällt mir langsam ncihts mehr ein, wie ich lob und anerkennung umschreiben kann.
daher einfach mal wieder: tolles kapitel.
ich kann tessas und jess' problem mit realität und zukunftsangst gerade leider nur zu gut nachvollziehen, vielleicht kann ich gerade deshalb absolut nichts zum kapitelinhalt und wie er mir gefällt sagen.

ich hoffe auch, dass es dir gut geht, und finde es einfach toll, dass du deine fs weiterführst. (es sind ja irgendwie über den sommer zahllose wunderbare geschichten verschwunden.... :( irgendwie alle bis auf deine.)
 
Ich finde die Fotostory is so super, wie schaffst du natürlich die ganzen Orte zu machen wie in einem Krankenhaus sowie natürlich dass die Personen nicht altern sondern immer so bleiben wie jetzt wie schaffst das natürlich???

Diese Fotostudio "Tiefer als der Schmerz" ist einfach genial und woher bekommst du die ganze Kleidung einfach? Mach so weiter mit deiner super Story bin gespannt wann ich wieder weiter lesen kann und sag mal woher bekommst du das Arztgewand und so her?
 
@chrissy: Ja, ich denk auch, die beiden haben noch einiges vor sich. Und die Ängste von beiden sind durchaus normal.
Mir geht es etwas besser, ja, auch wenn ich immer noch ziemlich geschädigt bin ;) aber ich kann wenigstens wieder fast jeden Tag an den PC und hoffe, das bleibt so. Wenigstens für 1-2 Stunden.
Ich bin jetzt Mitte des 4. Monats.


@Zahlencödchen: Ich hoffe, dass Du Dich mit ähnlichen Gedanken nicht allzu lange rumschlagen musst. Lass Dir gesagt sien, Du bist nicht allein, ich habe und hatte das auch (sehr) oft, dass ich mich fragte, wohin mein Weg gehen soll. Aber irgendwie findet sich das dann alles meist schon von alleine.
Für mich war klar, dass ich, sofern es irgendwie geht, "Tiefer" zu Ende bringe. Schließlich gehört die Geschichte seit mehr als einem Jahr zu meinem Alltag. Ich bin auch sehr froh, immer so viel vorfotografiert zu haben, sonst wäre das gar nicht so einfach machbar. Ein paar Fotos muss ich noch machen, aber ich kann ja schon verraten, wir gehen stramm aufs Finale zu und ich hoffe sehr, ich schaffe es noch, alle Kapitel zu posten :) Darum versuche ich nun auch,s o lange es mir noch gut geht, einen Gang zuzulegen.


@crushboy: Schönen Dank für Dein Lob! Die Orte baue ich zum Großteil selbst, zum Teil mit Downloads (aber frag nicht woher, ein Sammelsurium der letzten 1,5 Jahre). Die SIms altern deswegen nicht, weil ich sie mit "Aging off" gecheatet habe.
Auch Haare und ein Großteil der Kleider ist ein Sammelsurium aus Download-Seiten. Schau Dir doch mal im Download Ordner die Linksammlungen an, da wirst Du schnell fündig. Die Arztkleider gibts glaub auf ModTheSims.
 
Kapitel 86
Spätsommertag





Einige Tage waren vergangen und der Sommer kam noch einmal mit aller Kraft zurück, obwohl der Kalender schon die ersten Septembertage anzeigte.
Tessa hatte sich nach einer mehr oder weniger durchwachten Nacht erst einmal damit abgefunden, den Konflikt um ihr Studium zu verschieben. Für das kommende Semester war sie ohnehin schon eingeschrieben.
Nun beschloss sie, die Ferien so gut es ging noch zu genießen. Immerhin hatte sie die letzten Wochen voller sommerlicher Wärme hinter geschlossenen Bürofenstern verbracht. So folgte sie Felis und Joshuas Aufforderung, mit ihr ins Stadtbad zu kommen, nur zu gerne. Es war noch recht früh am Morgen, als sie sich dort trafen, und das Bad war noch weitestgehend leer. Während Tessa und Feli sich nach einem geeigneten Platz umschauten, fuhr Joshua sich durch die Haare und verkündete, sich erst einmal einen Kaffee zu holen.

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„Einen Kaffee im Schwimmbad“, prustete Feli. „Er ist doch ein form vollendeter Banause!“
Auch Tessa lachte und ließ ihre Sachen in der Nähe des Schwimmbeckens nieder. Nachdem die Mädchen sich aus ihren Kleidern geschält hatten und die für die frühen Stunden doch schon recht kräftige Morgensonne genossen, kam Joshua mit einem Becher Latte Macchiato zurück und schlürfte ihn genießerisch, ohne sich an den Unkrufen seiner beider Begleiterinnen zu stören.
Als er fertig getrunken hatte, schälte auch er sich aus seinen Kleidern und rannte zum Pool.
„Los, ihr beiden Weiber!“, rief er und machte ein freches Gesicht. „Den letzten beißen die Hunde! Wir sind zum schwimmen hier, schon vergessen?“

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„Pff!“, machte Feli. „Das kannst du so halten wie du willst. Mir ist es viel zu kalt im Wasser, geh du nur. Ich mach´s mir lieber hier in der Sonne gemütlich. Der Winter steht schon vor der Tür, und je mehr Bräune ich tanke, desto länger hält sie auch.“ Sie zwinkerte vergnügt.
Tessa jedoch stand auf. „Ich komme mit“, sagte sie. „Ein bisschen Bewegung tut mir sicher gut. Außerdem werde ich ohnehin nie braun, kriege höchstens noch mehr Sommersprossen.“
Sie lachte und folgte Joshua, der bereits mit einem Urschrei in den verlassenen Pool gesprungen war. „Man muss es ausnutzen, dass es so schön leer ist!“, rief er ausgelassen. „Also los, Tessa! Komm rein!“
Tessa bestieg das Sprungbrett und beäugte das blaue Nass zuerst noch kritisch. Es sah wirklich ziemlich kalt aus. Doch dann nahm sie beherzt Anlauf, hielt sich die Nase zu und sprang mit einem Satz los. Prustend tauchte sie wieder in den Kringeln, die das Wasser nun um sie zog, auf und schüttelte sich die Feuchtigkeit aus den Haaren.
„Es ist gar nicht so kalt!“, rief sie und lachte Feli zu, die von ihrem trockenen und warmen Sonnenplatz aus abwinkte.

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In großen Zügen schwamm Tessa ihre Bahnen, ohne weiter nachzudenken. Sie spürte, wie die Anspannung der letzten Tage langsam von ihr abfiel. Auch Joshua schwamm seine Bahnen nahezu schweigend. Nach einer Weile jedoch blieb er stehen und trat im Wasser auf der Stelle.
„Du bist so still“, rief er Tessa zu, die ein wenig zu ihm geschwommen kam und ebenfalls auf der Stelle zu treten begann.
„Das wirkt nur so. Ich genieße es einfach mal, ein wenig abschalten zu können“, erwiderte sie und streckte ihr Gesicht genießerisch gen Sonne.

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„Bist du dir sicher, dass alles okay mit dir ist?“, fragte Joshua dennoch und schwamm neben Tessa her, die sich wieder zurück auf den Weg zum Rand machte.
„Ja klar“, sagte Tessa schnell, fast ein wenig zu schnell. Joshua verharrte und sah sie aufmerksam an.
„Du weißt, ich bin ein guter Zuhörer“, es sollte scherzhaft klingen, doch seine Miene war ernst.

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Tessa seufzte und schwamm zum Rand, er tat es ihr gleich. „Du bist wirklich schlimm“, seufzte sie. „Kann man denn gar nichts vor dir verbergen?“
Joshua zuckte mit den Achseln. „Das ist kein Kunststück, du bist schon den ganzen Morgen so nachdenklich.“
Sie hörten Schritte und sahen Feli, die auf den Beckenrand zu kam.
„Na, doch anders überlegt?“, fragte Tessa und zwinkerte. Doch Feli schüttelte den Kopf. „Ich gehe mir was zum Frühstück holen. Wollt ihr auch was?“
Die beiden schüttelten den Kopf und Feli machte sich alleine auf den Weg zu der kleinen Cafeteria, die in der Mitte des Schwimmbades aufgebaut war.
„Lass uns rausgehen. Wenn man sich nicht bewegt, wird es doch ganz schnell kühl“, schlug Joshua vor und gemeinsam stiegen Tessa und er aus dem Pool. Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, beschlagnahmten sie zwei der Liegen am Rande des Pools und Joshua sah Tessa aufmerksam an. „Gab´s vielleicht Probleme beim Praktikum?“

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Tessa zuckte die Schultern. „Ob man das Probleme nennen kann, weiß ich nicht so recht“, erwiderte sie dann nachdenklich. „Auf jeden Fall war es nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“
„Das ist ja meistens so“, gab Joshua zurück. „Irgendwie hat man dann das Gefühl, man studiert das völlig falsche, oder?“
Erstaunt sah Tessa ihn an. „War das dein Eindruck nach deinem ersten Praktikum?“
„Klar“, erwiderte dieser. „Das geht doch fast jedem so. Diese Praktika sind doch so fernab von allem, was man an der Uni so lernt und macht. Aber glücklicherweise glaube ich, dass sie auch fernab von all dem sind, was man dann im Berufsleben wirklich macht.“
„Wie meinst du das?“

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Joshua zuckte mit den Achseln. „Schwer zu sagen. Ich meine einfach – erstens finde ich, als Praktikant bekommt man in der Regel nur einen ganz kleinen Einblick in die eigentlichen Tätigkeiten in so einem Betrieb. Egal welcher Richtung. Mal ehrlich, die meisten Firmen stellen doch nur Praktikanten ein, damit sie jemanden haben, der die Ablage erledigt, der Kaffee kocht, der einkaufen geht – eben all diese kleinen Dinge, die eigentlich gar nicht so viel mit dem eigentlichen Beruf am Hut haben. Dadurch werden die teuren, fest Angestellten entlastet. Wer will schon jemanden, dem man 15 Euro brutto die Stunde bezahlt, zum Kaffee kochen verdonnern? Dann doch lieber den Praktikanten, der so gut wie nichts oder sogar gar nichts kostet.“

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Tessa sah ihn nachdenklich an. „Naja“, sagte sie dann langsam. „Kaffee gekocht habe ich nicht. Ich durfte schon etwas arbeiten. Aber es war wirklich langweilig und stumpfsinnig. Nur weißt du, ich habe da ja schon mal gearbeitet, eine ganze Weile. Um praktische Erfahrung zu sammeln. Nur… damals war es ganz anders als diesmal.“
„Es macht einen großen Unterschied, ob du da richtig und lange planbar arbeitest oder nur wenige Wochen“, erwiderte Joshua.
„Ja“, sagte Tessa. „Das schon. Aber die Agentur hat sich auf verändert. Oder ich mich. Ich weiß es nicht. Das ist ja mein Dilemma.“

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Joshua überlegte eine Weile und sagte dann: „Ich denke, du hast dich verändert, nicht nur die Agentur. Aber Zweifel sind ganz normal, Tessa.“
Sie sah ihn überrascht an. „Meinst du?“
„Ja klar“, sagte er leichthin. „Ich meine… schau mich an, ich habe schon eine Ausbildung hinter mir und dann erst gemerkt, das ist nicht mein Ding. Also hab ich noch mal auf null geschalten und neu angefangen. Und selbst jetzt zweifle ich manchmal, ob das alles so richtig war. Ich hatte auch letztes Jahr in den Ferien ein sterbenslangweiliges Praktikum. Aber ich weiß aus meiner Lehre, dass das, was man in der Schule lernt, und das, was im Betrieb vor sich geht, sogar in einer normalen Ausbildung himmelweit voneinander entfernt ist.“
„Wirklich?“, fragte Tessa erstaunt. „Aber das ist doch alles immer so klar festgelegt. Von den Kammern und so.“
„Ja, das schon“, gab Joshua zurück. „Aber eine Firma hat eben ihren Ablauf. Und man selbst aus Azubi ist darin eingegliedert. Und je kleiner die Firma ist, desto mehr macht sich das bemerkbar. Da werden eben nicht immer alle Ausbildungsinhalte vermittelt. Dafür lernt man anderes, und oft ist das praktischer als das, was in der eigentlichen Ausbildung vorkommt.“

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Er zuckte die Schultern. „Ohnehin lernt man doch nur einen Teil dessen, was man später machen will. Hier ist es nun mal so üblich, sich erst jahrelang zu bilden, bevor man praktisch anfängt. Schau dir doch mal die Leute an, die schon seit Jahren arbeiten. Die wenigsten tun rein von der Tätigkeit her wirklich noch viel von dem, was sie an Inhalten in der Ausbildung oder gar im Studium gelernt haben. Ist doch egal, wohin man schaut. Mag sein, dass es im Handwerk noch eher der Fall ist. Aber auch in diesen ganzen Büroberufen ist es doch so, dass man irgendwo in einer Firma einen Platz findet, eine gewisse Arbeit zugeteilt bekommt und sich hauptsächlich damit beschäftigt und in diesem Zweig weiterbildet. Im Studium find ich das noch extremer, weil die Inhalte da oft noch weniger praxisbezogen sind. Was nutzt es dir, stundenlang über Goethe und Kant gesessen zu haben, wenn du irgendwann in deiner Zeitungsagentur arbeitest und einen Artikel über irgendeinen Prominenten schreibst.“
Er sah Tessa an und fügte hinzu: „Ich will damit nicht sagen, dass das Studium unnötig ist. Das nicht, ich denke, es formt das Denken, es schult den Ausdruck, es schult die Reife, es lehrt uns Organisation, es lehrt uns strategisches Denken und all sowas. Aber praktisch lernen wir doch erst, wenn wir arbeiten gehen. Und zwar jeweils genau das, was wir brauchen.“

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Tessa sah ihn überrascht an.
„Wow, so hat das noch niemand formuliert. Vielleicht liegt es daran, dass du dich schon mal umentschieden hast. Aber ich finde es eine wahnsinnige Entscheidung, sich so einfach um zu entscheiden. Ich meine, all die Jahre deiner Ausbildung waren dann doch letztlich … umsonst, oder?“
„Sehe ich nicht ganz so“, erwiderte Joshua. „Ich meine, das was ich da gelernt habe, vergesse ich ja nicht, zumindest habe ich praktische Arbeitserfahrungen sammeln können, die mir bestimmt bald von Vorteil sein werden. Abgesehen davon finde ich nicht, dass man in einem Alter von knapp zwanzig oder jünger schon genau wissen kann, was man machen will. Wie soll man in solch einem Alter denn festlegen, welchen Beruf man bis zum siebzigsten Lebensjahr oder gottweiß wie lange ausführen soll? Das ist doch Wahnsinn. Ich finde einfach, dass man sich gerade in den Jahren zwischen sechzehn und fünfundzwanzig so dermaßen entwickelt, sich die Persönlichkeit da erst so sehr formt, dass es ganz normal ist, wenn man sich dann noch mal um entscheiden sollte oder einfach noch mal fortbildet.“
Tessa lächelte. „So hab ich das noch nie gesehen“, gab sie zu. „Für mich war es immer klar, was ich machen will. Aber du hast recht, man verändert sich und damit wohl auch das, was man beruflich so machen will. Unter Umständen jedenfalls.“

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Joshua nickte. „Ich würde nur keine übereiligen Entscheidungen treffen an deiner Stelle. Du hast ja noch nichtmal die Zwischenprüfungen hinter dir. Danach kannst du immer noch umschwenken.“
Tessa nickte und fühlte sich etwas leichter. Über den Rasen sah sie Feli leichtfüßig auf sie zukommen.
„Na, ihr Klatschbasen“, unkte diese, als sie die traute Unterhaltung störte. „Habt ihr über meinen Schwabbelbauch abgelästert?“
„Wenn du einen hättest, dann wäre dem sicher so gewesen“, erwiderte Joshua trocken. Da keine weitere Liege mehr frei war, setzten sich die drei auf das inzwischen von der Sonne getrocknete Gras und genossen die wärmenden Strahlen.
„Wie geht es eigentlich Moni?“, fragte Feli plötzlich. „Ich habe seit Wochen nichts von ihr gehört und gesehen.“

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Tessa antwortete ausweichend: „Ich denke, es geht ihr gut. Ich erreiche sie in letzter Zeit nicht so oft.“
„Ist sie noch mit diesem Typen zusammen?“, fragte Feli munter.
„Niklas meinst du? Ja, ich fürchte schon“, erwiderte Tessa leicht angesäuert.
„Bist du deswegen noch sauer?“, fragte Joshua und zog die Brauen hoch. „Ich dachte, ihr hättet euch ordentlich ausgesprochen?“
„Haben wir ja auch“, brummte Tessa. „Ich bin nicht mehr sauer.“

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Feli lachte auf. „Das glauben wir dir doch aufs Wort, wenn du das so im Brustton der Überzeugung sagst, Tessa!“
Tessa zog eine Schnute und schwieg. Da wurde Feli ernst.
„Mal ehrlich, ihr habt doch deswegen nicht etwa immer noch Streit?“
„Nein, haben wir nicht“, antwortete Tessa wahrheitsgemäß. „Nur viel Kontakt haben wir auch nicht mehr. Kein Wunder, sie hängt wohl ständig mit ihm rum.“
„Tessa“, meinte Feli da vorwurfsvoll. „Bist du etwa eifersüchtig?“

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„Ich? Nein, wieso sollte ich“, sagte Tessa schnell. „Es ist nur… es ist halt nicht mehr so wie früher.“
„Ich glaube eher, dein Problem ist nach wie vor dieser Niklas selbst, was?“, warf Joshua ein und erntete daraufhin einen bösen Blick von Tessa. Lachend fügte er hinzu: „Ho, lass mich leben, ja?“
Feli jedoch lachte nicht. „Tessa“, sagte sie ernst. „Monika und du, ihr seid so gute Freundinnen, die dicksten, die man sich hat vorstellen können. Wie kann es denn sein, dass diese Sache euch so auseinander bringt?“

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Tessa zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Auseinander bringen tut es uns ja nicht. Moni hat wohl einfach weniger Zeit. Und ich… zugegebener maßen habe ich Hemmungen, mich ihr so wie eh und je anzuvertrauen, seit sie mit Niklas zusammen ist. Ausgerechnet mit Niklas eben.“
Joshua seufzte. „Tessa… wenn sie sich doch aber nun einmal verliebt haben.“
„Du kennst ihn ja nicht“, zischte Tessa schnell.
„Nein, tu ich nicht. Aber ich denke trotzdem, jeder Mensch verdient eine Chance.“
„Ja, ja“, erwiderte Tessa. „Ich versuche es ja auch. Aber die beiden melden sich ja auch nie bei mir. Zumindest Moni kaum mehr.“

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„Dann ruf du sie doch an! Tessa, du hast ja nun auch nicht gerade das größte Interesse gezeigt, die Situation so wie sie ist zu akzeptieren. Ich hab bei dir immer das Gefühl, du wartest heimlich darauf, dass Niklas einen Fehler macht und die Sache ausgestanden ist. Und alles wieder ist wie früher“, sagte Feli offen. Tessa biss sich auf die Lippen und sagte nichts dazu. Irgendwie musste sie zugeben, dass Feli nicht unrecht hatte.
„Gib dir einen Stoß und gib den beiden eine Chance“, sagte Feli aufmunternd. „Geh mal mit beiden weg, mach dir ein Bild von ihnen als Paar. Es geht eben nicht, dass du Moni ganz ohne Niklas kriegst, wenn sie sich lieben. Das wäre“, sie lachte auf ,“ als müssten wir dich ohne Jess akzeptieren. Auch wenn wir ihn noch nicht persönlich kennen, er ist ein Teil von dir. Du wärest auch nicht begeistert, wenn wir nur Tessa wollten, aber von Jess nichts hielten und ihn ignorierten.“

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„Da hat sie recht“, schloss sich Joshua ihr an. „Wenn man sich liebt, gehört man eben zusammen.“
„Aber ich verstehe nicht, wie sie ausgerechnet ihn lieben kann“, seufzte Tessa. „So sehr ich es auch zu akzeptieren versuche, ich versteh es einfach nicht.“
„Offen gestanden, Tessa“, sagte Joshua mit ernster Miene. „Ist es mir auch oft schwer gefallen zu verstehen, warum du jemanden wie Jess liebst.“

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Überrascht sah Tessa ihn an und er machte eine beschwichtigende Geste. „Nimm das nicht krumm. Es ist okay, dass es so ist, wie es ist. Ich habe nicht das Recht darüber zu urteilen und werde es auch nicht tun. Aber ich meine damit nur, es ist schwer vorstellbar, warum du dir so eine schwierige, anstrengende Beziehung ausgesucht hast, die mit so vielen Abern und Fragen und Problemen belastet ist und war, von Anfang an. Du hättest es viel leichter haben können…“
„Aber danach fragt man doch nicht, wenn man liebt!“, fuhr Tessa auf.
Feli lächelte. „Genau, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!“

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Tessa biss sich erneut auf die Lippen und sagte dann zerknirscht: „Ja, schon gut, der Groschen ist gefallen. Ich verstehe, was ihr damit meint. Und hab mir das ja auch schon mehrmals gesagt. Es fällt mir aber trotzdem schwer.“
„Ist doch auch verständlich, nach allem, was mit diesem Niklas war“, gab Joshua ihr recht. „Und du hast alles Recht der Welt dazu, misstrauisch und auf Abstand zu sein. Aber du solltest begreifen, dass – sollte diese Beziehung halten – es Moni erstmal nicht mehr ohne ihn gibt. Sie sind ein Paar.“
„Das stimmt“, sagte nun auch Feli. „Versuch es doch wenigstens mal. Ihr beiden seid euch doch so nahe gewesen. Das muss sich doch für dich lohnen, oder?“
Tessa lehnte sich zurück und kratzte sich ungemütlich am Rücken, wo sie offenbar eine biestige Mücke gestochen hatte.
„Ja, natürlich“, brummte sie dabei.

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„Also – wie schaut´s aus? Wollen wir so trocken bleiben oder den letzten schönen Tag noch genießen und noch mal eine Runde ins kühle Nass hüpfen?“, fragte Joshua unvermittelt und erklärte das Thema damit für beendet.
„Ich bin dabei!“, erklärte Tessa, froh über den Themenwechsel. Doch Feli schüttelte erneut lachend den Kopf.
„Nee, das ist mir immer noch zu kalt. Ich beschlagnahme mal eine eurer Liegen und brutzele mich lieber noch etwas in der Sonne.“
Doch Tessa und Joshua ließen sich nicht abhalten und bestiegen nebeneinander die beiden Sprungbretter.

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Als Tessa kopfüber ins das kühle Wasser eintauchte, schob sie all ihre schweren Gedanken endgültig zur Seite. Heute wollte sie nicht mehr nachgrübeln. Nicht über Monika, nicht über Niklas, das Studium und sogar nicht einmal über Jess.
Es war einer der letzten schönen Ferientage. Es galt ihn zu genießen.
Und das tat sie in vollen Zügen.









Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh wie schön wieder mal ich finde toll, dass Teresa (Tessa) sehr gute Freunde hat bitte wann geht es mit Tessas Eltern Artur und Amanda wieder weiter wann kommen die wieder vor? Wann geht es mit Tessas Freund Jess wieder weiter? Wann geht es mit Moni und Niklas weiter? Würdest du die Personen und die ganzen Orte die Downloads ins Internet geben, dass man auch mit denen spielen kann oder geht das kaum?

Zur Story: Sie ist toll mach weiter hat Jess eine Familie? Möchte so gerne sehen, wie die Eltern natürlich überrascht sind wenn Tessa und Jess heiraten mach aber auf jeden Fall mit der Story schnell weiter
 
@crushboy: Huch, so viele Fragen. Wann es mit den einzelnen Personen weitergeht, verrate ich natürlich nicht ;) das wäre ja unspannend. Die Personen kann ich nicht ins Internet tun, denn sie sind nicht über den Bodyshop erstellt und daher nicht packbar (ich benutze auch kein SimPE).
Dass Jess und Tesa heiraten, ist ja noch nicht raus *lach*
Jess hat keine Eltern mehr, wie man in den ersten Kapiteln (ich glaube 7 oder so) erfährt. Er erzählt dort, dass beide gestorben sind und er bei Großeltern aufwuchs, der Opa aber auch sehr bald starb.
In einem der späteren Kapitel erfährt man dann auch, dass seine verbliebene Großmutter, die ihn verstoßen hatte, ebenfalls in einem Seniorenheim verstorben ist.
 
Wow. Wieder echt tolle Kapitel.
Ich habe es endlich geschafft, hinterher zu kommen und ich würde gerne benachrichtigt werden, wenn es weitergeht!!!

MFG LenaJohanna
 
Hallo Innad *g*

Dieses Mal mache ich das mal „ganz elegant“ mit meinem Mörder-
Kommi, denn ich ahne schon jetzt, dass ich mich wieder nicht kurz
fassen kann *lol*


:read:


79:
Das war ein „schönes“ Kapitel. Ich konnte Tessas Reaktion und auch
ihre immer noch vorhandene Wut wirklich total gut nachvollziehen. Bei
mir hätte der sich überhaupt nicht mehr melden dürfen. Obwohl ich ja
an vielen Stellen anders als sie denke, war ich hier absolut „bei ihr“. Ich
mochte das Ende des Kapis total … so schön, der Blick die Straße
runter … ein Abschied … ein Schlussstrich. Schön umgesetzt.

80:
Och nööö … arme Tessa! Also hier hat sie ja echt ´ne volle Breitseite
gekriegt. Also ich persönlich hätte ja in der Klinik schon ein paar klare
Worte für mein Freundchen gefunden *tsts* Wie schnell doch aus
glühender Leidenschaft ein „hab´ Dich lieb …“ wird? Mann, Mann, Mann
… Aber die Oberkante war dann ja echt Moni. Boah, da wäre ich
ausgerastet. Die Beziehung selbst wäre mir vermutlich gar nicht sooo
mega-wichtig, aber das Moni sie bewusst belogen hat … die hätte bei
mir bis in die nächste Eiszeit verschissen!
Da kann Tessa einem ja wirklich leid tun …

81:
Also Innad … das machst Du mit Absicht, he? Das ging mir schon oft so
… gerade, wenn ich diesen Jess mal so richtig zum Mond schießen will,
schreibst Du wieder solche suuuperschönen Kapitel und lässt ihn in
vollem Glanze erstrahlen. Gemeinheit! Und dann macht der auch noch
a-lles richtig *seufz* … war das ein schönes Kapitel *seufz*

82:
Hm, hm, hm … ganz schön kompliziert. Ich habe ja schon geschrieben,
dass ich da nix verzeihen könnte und so … Gut, Tessa ist weitaus
diplomatischer veranlagt, als ich *lol* Aber ob das je wieder wird, mit
den beiden? Ich weiß nicht … und deshalb finde ich es auch so gut,
dass Du eben diesen Zweifel so klar formuliert hast *Daumenhoch*

83:
Ja gut … Arbeit halt ;)
Aber nebenbei macht es mir mal wieder klar, wie groß der zeitliche
Rahmen hier gesteckt ist und wie immens viel Arbeit Du schon in diese
Geschichte gesteckt hast. Dafür an dieser Stelle: Respekt!

84:
Hö?

85:
Hm … sehe ich da einen Fachwechsel am Horizont? Oder gar einen
Studienabbruch? Das würde zumindest diesen „Ausflug“ der beiden
Kapitel erklären. Bin mal gespannt, was Jess ihr da erzählen wird …

86:
Na toll! Muss der jetzt mit seinem Zeugs dazwischenfunken? *lol* Klar
verstehe ich seine Ängste … viel besser sogar, als Tessas. Aber sie
selbst hat den Unterschied ja auch erkannt, von daher sei ihr verziehen
*schmunzel* Ich hoffe, sie überwindet ihre „Sinnkrise“ und macht jetzt
Uni-technisch keinen Fehler.
Im Moment will ich das Mädel gerade mal wieder Rütteln … „Hallo? Voll
finanziertes Studium? Reiß´ Dich mal zusammen …“

87:
„Amen!“ *grien* Nee, dass haben die beiden ihr jetzt aber doch schön
gesagt. Alles. Ich bin sowieso ein absoluter Joshua-Fan (um nicht
„Groupie“ zu sagen *hehe*) und finde es super, wie er ihr seine Sicht
auf das Studienproblem geschildert hat. Und diese „Moni-kiste“ haben
die beiden auch ins richtige Licht gerückt … für Tessa, versteht sich
*g* Bei mir hat die immer noch „Schlechtwetter“ … Sehr schönes
Kapitel. Wie immer ;)

Sooooo....



Liebe Grüße,
Colabirne :hallo:
 
Tolles Kapitel !!!

Schön das Tessa so gute freunde hat die ihr zur Seite stehen und ihr helfen.

Sie machen ihr die meisten entscheidungen leichter mit ihren Erklärungen.

Ich freue mich schon riesig aufs nächste Kapitel.

mlg sasispatz
 
@LenaJohanna: Gerne, ich benachrichtige Dich!


@colabirne: Wow, was für ein toller Kommi! Du hast mich direkt auch mal drauf aufmerksam gemacht dass ich ein Kapitel übersprungen habe (von der Nummerierung)! Muss ich demnächst verbessern! :hallo:


@sasispatz: Danke auch für Deinen Kommi!



Heute gibts gleich zwei Kapitel auf einmal... hatte das eine zu posten vergessen
 
Kapitel 87
Klare Worte



Nach dem Schwimmbadbesuch hatte Tessa einige Stunden des Abends damit verbracht, über Joshuas und Felis Aussagen bezüglich Monika und Niklas nachzudenken. Am meisten hatte sie dabei Joshuas Anmerkung getroffen, dass es für ihn und wohl auch für Feli zeitweise auch schwer war zu verstehen, wieso sie jemanden wie Jess liebte.
Zum ersten Mal wurde Tessa mit aller Macht klar, dass es für ihre Freunde sicher nicht ganz einfach war, sie bei ihrer Liebe zu einem „Phantom“ und noch dazu einem Mann, der so offensichtlicht „nicht gerade das Beste“ für sie zu sein schien, all die Zeit zu unterstützen.
War es da nicht eigensüchtig von ihr, gegenüber Monika immer nur ihren eigenen Zwist mit Niklas nach vorne zu stellen, sogar über die so zuverlässige Freundschaft, die Monika ihr all die Jahre entgegen gebracht hatte? Natürlich konnte sie ihr immer noch nur mit Mühe verzeihen, dass diese ihr die Beziehung verheimlicht hatte. Das war einfach ein Fehler gewesen, an dem es nach wie vor nichts schön zu reden gab. Aber auch eine Monika war eben nur ein Mensch. Also nahm Tessa sich ein Herz und bat Monika noch am selben Abend um ein Treffen – zu dritt.

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Monika zeigte sich am Telefon sichtlich erstaunt, aber aus ihrer Stimme klang unverhohlene Freude mit.
„Ich frage Niklas direkt morgen, ob er am Samstag Zeit hat“, versprach sie.
Am folgenden Abend klingelte Tessas Telefon erneut, und Monika sagte den Termin zu. Auch Niklas würde sich sehr freuen. Die beiden verabredeten sich für den späten Nachmittag in einem ihrer Lieblingscafés.
Der September hatte noch einmal alle Kraft aufgebracht und es war ein warmer Spätsommernachmittag. Die Sonne hüllte die Terrasse des Cafés in warmes Licht, als Tessa zum verabredeten Zeitpunkt dort eintraf.
Monika und Niklas standen schon auf dem Bürgersteig vor der Terrasse und winkten ihr zu.
Sofort kam Monika auf sie zu und schloss sie in eine herzliche Umarmung.
„Wie schön, dich zu sehen“, sagte sie lächelnd. „Geht´s dir gut?“

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„Ja, soweit schon“, nickte Tessa und lächelte ihrer Freundin zu. Niklas war in einigen Metern Abstand stehen geblieben und hatte die Szene zwischen beiden Frauen lächelnd beobachtet.
Nun wandte Tessa sich ihm zu. Sie fühlte ein seltsames Unbehagen in sich aufsteigen. Es war das erste Mal, das sie einander wieder gegenüber standen, seit Niklas und Monika ein Paar geworden waren. Zum letzten Mal hatte sie Niklas an jenem Abend in Monikas Wohnung zu Gesicht bekommen, als die „Sache“ zwischen ihnen so unschön aufgeflogen war.
Sie wusste nicht recht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Irgendwie wusste sie nicht einmal, wo sie diesen Menschen vor sich einordnen sollte. Aus dem ihr doch immer noch so vertrauten Gesicht blickten sie der Kinder- und Jugendfreund von eins, der Verräter ihrer schweren Zeit zum Beginn der Beziehung mit Jess und zudem ein völlig fremder Mann, der immerhin nun der Partner ihrer besten Freundin war, zugleich an. Das verwirrte sie, und sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte, als sie voreinander standen.
Niklas schien es einen Moment ähnlich zu gehen, doch er überwand seine Scheu schneller als Tessa, ging auf sie zu und streckte ihr kameradschaftlich die Hand entgegen.
„Hallo, Tessa“, sagte er dabei freundlich, aber schlicht und lächelte sie so unbekümmert als möglich an.

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Tessa erwiderte den festen Druck seiner Hand, war aber doch recht froh, als er sie wieder losgelassen hatte.
Einen Moment standen die drei etwas unsicher nebeneinander, dann schlug Niklas vor, das schöne Wetter auszunutzen und sich einen Platz auf der Terrasse zu suchen.
Dankbar für diesen Vorschlag folgten ihm die beiden Frauen. Tessa fiel es bewusst auf, dass Monika sich nicht wie erwartet neben Niklas, sondern neben sie setzte. Fast als wolle sie betonen, dass auch Tessa noch einen wichtigen Platz in ihrem Leben innehatte – Niklas hin, Niklas her. Das tat Tessa wohl, und sie merkte, wie sie sich ein klein wenig entspannte.
Schnell hatten sie Getränke und Essen bestellt und saßen dann eine Weile schweigend am Tisch und sahen sich verstohlen an.
Schließlich erhob Monika das Wort und sagte: „Bist du mit deinem Praktikum fertig, Tessa? Wie war es? Ist es ein bisschen interessanter geworden als zum Anfang?“

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Tessa griff das Thema dankbar auf.
„Nicht wirklich“, seufzte sie. „Es war ziemlich langweilig, und die Agentur hat sich sehr verändert. Ich bin offen gestanden einfach froh, dass ich es hinter mir habe.“ Sie zog eine kleine Grimasse.
Eigentlich hätte sie gerne noch viel mehr gesagt. Über ihre Unsicherheit, ihre Zweifel, die Ängste und Sorgen, welche ihr die veränderte Situation in der letzten Woche gemacht hatten. Doch im Beisein von Niklas wollten ihr diese Dinge nicht über die Zunge kommen, darum schwieg sie wieder und wartet darauf, dass ihre Freundin etwas erwiderte.
Monika nickte derweil. „Kann ich mir vorstellen. Praktika sind meistens langweilig.“
„Woher weißt du das?“, fragte Tessa erstaunt. „Du hast doch direkt nach der Schule mit einer Ausbildung begonnen.“
„Wir haben bei uns aber auch oft Praktikanten“, sagte Monika lächelnd. „Ich bemitleide sie immer, denn man kann ihnen eigentlich keine ernsten Sachen anvertrauen, dazu sind sie zu kurz da. Also sind die Armen oft total unterfordert.“
Tessa nickte. „Ja, das hat mir Joshua auch so ähnlich gesagt.“

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Nun räusperte Niklas sich und sagte: „Falls es dich beruhigt, Tessa, ich bin bei meinem praktischen Vierteljahr auch fast täglich nur eingeschlafen und habe mich die meiste Zeit gelangweilt. Das gehört offenbar einfach dazu.“
Tessa sah ihn einen Moment an, als müsse sie sich erst wieder in Erinnerung rufen, dass er nun auch dabei war und sich an ihren Gesprächen beteiligen konnte.
Sie nickte nur stumm und wusste nicht recht, was sie antworten sollte.
„Und, nun genießt du deine Ferien, was?“, fragte Monika nach einer Weile des Schweigens.
Tessa zuckte mit den Schultern. „Ja, aber es gibt noch viel zu tun…“
Sie wollte weitersprechen und erzählen, dass Jess vermutlich bald nach Hause kommen würde, doch sie brachte es nicht über sich, seinen Namen vor Niklas in den Mund zu nehmen. Zu unsicher war sie sich noch immer darüber, wie er inzwischen über ihn dachte. Und da war immer noch etwas in ihr, das wohl aus alten Zeiten resultierte und ihn automatisch vor diesem Menschen schützen wollte.
Also schwieg sie wieder, bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, griff nach dem Glas, das der Kellner inzwischen vor ihr abgestellt hatte und beschäftigte sich mit ihrem Wasser.

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Monika blickte erst sie, dann Niklas ungemütlich an.
„Hört mal“, sagte sie dann nach einer Weile. „Es bringt nichts, wenn wir nun den Rest des Abends hier sitzen und uns wie die Stockfische anschweigen. Es ist offensichtlich, dass das für uns eine etwas … seltsame Situation ist. Und ich finde, wir sollten darüber reden, wenn wir schon mal alle so beisammen sitzen.“
Tessa sah ihre Freundin überrascht an und warf dann Niklas einen Blick zu, dessen Augen ruhig auf Monika ruhten.
Etwas durchzuckte sie dabei. Er sah Monika in etwa so an, wie Jess manchmal sie selbst anblickte. In seinen Augen schwang unverhohlene Zuneigung, eine zärtliche Bewunderung und etwas, das Tessa rührte und sie weicher zu machen schien, als es ihr selbst in diesem Moment lieb war.

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Monika derweil erwiderte seinen Blick nur kurz und sah dann wieder Tessa an.
„Meinst du nicht auch?“
Tessa nickte langsam. „Ist schon richtig“, sagte sie dann verunsichert. Sie wusste nicht recht, wie dieses Gespräch ablaufen sollte.
Zu ihrer Überraschung ergriff nun Niklas das Wort.
„Tessa, hör mal… ich kann sehr gut verstehen, dass du mir misstraust“, sagte er. „Wir hätten dir das mit uns sagen sollen. Und vor allem fürchte ich, du denkst, ich hätte nur darum Kontakt zu dir aufgenommen, weil ich schon etwas für Monika empfunden habe.“
„Ist es denn so?“, fragte Tessa geradeheraus und sah ihn zum ersten Mal an diesem Abend direkt an.
„Nein“, erwiderte er ruhig und hielt ihrem Blick stand. „Ich habe schon damals im japanischen Garten zu dir gesagt, dass ich dich gerne anrufen möchte. Da habe ich Monika nicht einmal fünf Minuten gekannt und nicht im Traum daran gedacht, dass es mit uns soweit kommen könnte.“
Die beiden warfen sich einen lächelnden Blick zu, von dem Tessa nicht wusste, ob sie ihn rührend oder beleidigend finden sollte, da er sie auf eine unschöne Weise aus einem Geheimnis auszuschließen schien, das nur den beiden zugänglich war.
Sie schluckte und starrte einen Moment schweigend vor sich hin, überlegte, wie viel Glauben sie Niklas´ Worten schenken konnte.

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„Es ist wirklich einfach passiert“, betonte Monika noch einmal und warf Tessa einen angespannten Blick zu. „Ich dachte, du würdest das am ehesten verstehen…“
Getroffen von diesen Worten blickte Tessa auf ihre Schuhspitzen. Dann seufzte sie und sagte: „Das tu ich auch. Wer weiß schon, wohin die Liebe fällt, nicht wahr?“
Sie lächelte und dachte einen Moment an Jess. „Ich weiß, das ist nicht zu steuern“, fuhr sie dann fort. „Trotzdem habe ich ein Problem mit euch beiden. Erstmal natürlich, weil ihr mir nichts gesagt habt. Es ist schon nicht toll, einfach so in eine Szene rein zu platzen, mit der man in hunderttausend Jahren nicht rechnen würde.“
Sie winkte ab, als Niklas Luft holte, um etwas zu ihrer Verteidigung anzubringen.
„Schon gut, mir ist klar, dass ihr beide euch absolut bewusst darüber seid, dass das nicht gerade die schlauste Aktion war, die ihr je gestartet habt. Es ist ja aber nicht nur das.“
Sie sah Niklas offen an. „Ich kann dich nicht durchschauen, Niklas. Du bist mir fremd geworden, schon damals, als das ganze mit mir und Jess anfing.“
Nun war es Niklas, der seinen Blick abwandte.
„Ich weiß nach wie vor nicht, wie du über das denkst, was du damals gesagt hast. Es ist wohl nach wie mehr eine Sache zwischen dir und mir, als zwischen uns dreien.“
Niklas sah sie nun wieder an und nickte. „Das stimmt wohl.“

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Monika warf den beiden abwechselnd Blicke zu, schwieg aber. Ein Kellner trat an den Tisch heran und stellte die bestellten Essen ab. Schweigend begannen alle zu essen, doch nach einer Weile fuhr Tessa fort: „Ich glaube dir, dass du dich einfach in Moni verliebt hast. Man merkt euch beiden an, dass ihr euch sehr mögt. Und wieso sollte ich meiner Freundin oder auch dir ihr Glück nicht gönnen?“
Monika lächelte sie dankbar an.
Eine Weile schwiegen wieder alle, dann war es Monika, die das Wort ergriff.
„Ich kann dich aber verstehen, Tessa“, sagte sie dann. „Und ich denke, es ist nötig, dass Niklas das, was damals vorgefallen ist, mit dir klärt. Sonst wird es ewig zwischen euch stehen. Und somit auch irgendwie zwischen uns…“

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Tessa nickte.
„Einiges hab ich dir ja schon bei unserem Treffen zu erklären versucht“, sagte Niklas langsam.
„Deine Aussagen damals waren aber recht schwammig“, erwiderte Tessa fest. „Gut, du hast zugeben, eine gewisse Eifersucht verspürt zu haben. Ich kann das zwar heute nicht mehr so ganz verstehen, aber in der damaligen Situation und bei unserem Verhältnis mag das durchaus möglich gewesen sein. Aber das hat für mich nichts mit deinem Hass gegenüber Menschen wie Jess zu tun. Menschen, zu denen übrigens auch der Mann gehörte, den deine jetzige Freundin einmal sehr geliebt hat.“
Diesen Kommentar hatte sie sich beim besten Willen nicht verkneifen können und gespannt beobachtete Tessa Niklas´ Reaktion. Er schien einen Moment bestürzt und starrte schweigend auf sein Essen. Dann sagte er langsam: „Das weiß ich, Tessa.“
„Niklas, wie soll ich dir je verzeihen, dass du damals zu meinen Eltern gegangen bist?“, sagte sie. „Oder … das kann ich vielleicht sogar. Es ist lange her. Wir alle haben uns verändert. Aber ich weiß nach wie vor nicht, wie du heute über alles denkst. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass du deine Meinung grundlegend geändert hast. Genau das ist es, was mir ein Problem bereitet.“

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Sie sah ihn fest an. „Jess gehört jetzt fest zu meinem Leben. Er wird bald ständig um mich sein. Wie soll ich unbefangen mit dir und damit in einem gewissen Rückschluss auch mit dir“, sie sah Monika an ,“umgehen können, wenn ich mir nicht sicher bin, ob du den Menschen an meiner Seite nicht ständig verurteilst? Und zwar mehr oder minder grundlos?“
Einen Moment schwiegen alle drei, dann sagte Niklas langsam: „Ich verurteile Jess nicht. Ich kenne ihn ja nicht einmal, wie könnte ich ihn da verurteilen?“
„Das hat dir früher kein Problem bereitet.“ Tessas Stimme klang nicht scharf und nicht anklagend, nur fest stellend.
Niklas seufzte. „Das stimmt.“
„Also, was denkst du heute?“
Er sah Monika unsicher an, doch diese half ihm nicht weiter.
„Ich… ich weiß nicht recht, was ich denken soll. Ich habe mit diesen Menschen nie etwas zu tun gehabt. Für mich… für mich war das immer eine völlig andere Welt. Ich konnte nicht verstehen, wie Menschen so abrutschen können.“

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„Du konntest nicht…“, sagte Tessa fest. „Gut, kann ich verstehen. Es ist schwer, sich da rein zu versetzen, wenn man es nur vom Hörensagen oder irgendwelchen Reportagen kennt. Aber nun bist du praktisch mit drin, Niklas. Das ist die Vergangenheit deiner Freundin. Das sind meine Vergangenheit, meine Gegenwart, meine Zukunft. Du musst dich dazu klar äußern. Wenn schon nicht für deine Freundin, dann doch für mich.“
Monika sah sie an. „Sie hat recht, Niklas. Ich habe nicht sehr viel mit dir über Kevin gesprochen, aber er ist ein fester Bestandteil meines Lebens. Nach wie vor. Das weißt du. Ich werde ihn nie vergessen können. Und ein Teil von mir wird ihn wohl immer lieben. Das habe ich dir auch gesagt. Für mich ist es auch nicht unwichtig, ob du diesen Menschen, der so viel ausmacht von dem, was ich heute bin und was ich dir bin, verachten würdest oder nicht.“
Erstaunt sah Tessa Monika an. Sie konnte es kaum fassen, dass diese Niklas diese Frage offenbar vorher noch nie in dieser Direktheit gestellt hatte.

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Niklas schwieg einen Moment und sagte dann: „Ihr müsst verstehen, dass es mir schwerfällt. Da sind viele festgefahrene Vorstellungen in mir. Und ich will nicht behaupten, dass sie gut sind. Ihr seid und ward mit dieser Welt in Kontakt. Ihr konntet hinter die Kulissen blicken, das konnte ich nicht. Und trotzdem weiß ich heute, Tessa, dass meine Reaktion damals falsch war. Ich hätte Jess nicht so verurteilen können. Natürlich hatte ich Angst um dich, und ich finde, das war auch verständlich. Es war wohl noch mal eine etwas andere Situation als bei dir, Moni. Du kanntest Kevin schon, bevor er wirklich süchtig wurde. Er stürzte sozial gesehen erst nach und nach ab. Aber Jess… war schon drogensüchtig, obdachlos und völlig aus der Gesellschaft ausgegliedert, als Tessa ihn kennen lernte.“
Er sah Tessa fest an. „Auch wenn dir das nicht gefällt, Tessa, ich weiß, du warst damals naiv. Wir alle wussten das. Du warst diejenige in unserer Clique, die sich der Realität oft am längsten verschließen konnte. Wir haben von dir immer ein wenig als von unserer Träumerin gesprochen.“ Er lächelte. „Das war ja aber auch gerade das charmante an dir. Mag sein, dass es genau dieser Wesenszug war, der deinem Jess dann auch geholfen hat. Jemand anders hätte schon lange vorher aufgegeben, denke ich. Du hast an deinen Vorstellungen festgehalten. Aber du musst zugeben, dass das nicht ungefährlich war. Oder ist es wirklich, ganz ehrlich, so gewesen, dass du in dieser Zeit nicht ein einziges Mal in eine brenzlige Situation geraten bist?“
Er sah sie ernst an.

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Tessa schluckte und kämpfte mit dem Willen, ihm zu widersprechen, ihn nicht Recht haben zu lassen und dem Wissen, dass er trotzdem im Recht war, zumindest zum Teil.
Ohne dass sie sich dagegen wehren konnte, stiegen die Bilder aus jener Nacht in ihr auf. Diese Nacht im Ruinenhaus. Der Gestank dort, die Angst, die sie ergriffen hatte.
Der fremde Mann, der mit rauer Stimme auf sie eingesprochen hatte. Die Schläge, die sie getroffen hatten, ungekannte Schmerzen von nicht zu ahnender Intensität durch ihren bis dahin noch so „unschuldigen“ Körper gejagt hatten.
Sie merkte, wie es ihr trotz der warmen Spätsommersonne eiskalt wurde. Neben sich spürte sie Monikas Hand auf ihrem Unterarm. Sie schien seltsam warm auf ihrer kalten Haut, während ihr die Bilder immer wieder durch den Kopf schossen, als hätten Niklas´ Worte sie irgendwo aus ihrem Unterbewusstsein direkt in den warmen Spätsommernachmittag befördert.

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Sie schluckte schwer und drängte die Bilder krampfhaft wieder in ihr Unterbewusstsein zurück.
„Ich will ehrlich sein“, sagte sie dann mit rauer Stimme. „Es gab manchmal brenzlige Situationen. Und du hast recht, ich war oft etwas zu naiv… ich habe vieles durch viel Schmerz und teilweise… schlimme Erfahrungen lernen müssen.“ Sie sah ihn fest an. „Ich kann verstehen, dass du diese Gefahr gesehen hast. Aber das hat nichts mit deiner Verachtung dieser Menschen zu tun.“ Sie spürte, wie sie sich langsam wieder fasste. „Ich habe dir damals mehrmals angeboten, mich zu begleiten. Wieso hast du es nicht getan?“Niklas seufzte. Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann es dir nicht sagen, Tessa“, sagte er dann mit verblüffender Offenheit. „Heute würde ich es wohl anders machen. Ich wollte damit nichts zu tun habe, nehme ich an.“
„Und wie ist es heute?“
Die Frage kam nun von Monika. Niklas sah sie fest an.

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„Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, was du und Tessa damals durchgemacht habt. Aber ich kenne euch, und ihr beiden seid mir wichtig. Auch du, Tessa. Du warst es schon immer. Ich weiß, dass ihr nicht jemanden lieben würdet und könntet, der es nicht verdient hat. Also ist für mich die Quintessenz des Ganzen, dass ich mich in diesen Menschen geirrt habe. Zu schnell geurteilt habe. Auch wenn ich nicht lügen möchte, und auch heute noch ein gewisses Misstrauen hätte. Es tut mir leid, euch das sagen zu müssen. Jeder kann eben nur ein Stückweit aus seiner Haut heraus.“
Er sah Monika liebevoll an. „Was Kevin passiert ist, ist furchtbar. Es ist sicher ein Schicksal, das viele teilen, aber durch dich ist es eben nicht mehr nur ein Name oder ein Fall für mich. Ich sehe, wie es dich bewegt, über ihn zu sprechen. Ich weiß nicht, wie es sein muss, einen Menschen, den man liebt, zu verlieren. Ich will es mir nicht einmal vorstellen. Aber ich weiß durch deine Erzählung von Kevin, wie schnell es gehen kann, dass auch ein sozial gesicherter Mensch abrutscht. Es kann offenbar nahezu jeden treffen.“
Er wandte sich nun Tessa zu. „Tessa, Jess ist für mich immer noch nur ein Name. Aber dass du so lange zu ihm gehalten ist, zeigt, dass er ein ganz besonderer und wertvoller Mensch sein muss. Dass er den Absprung geschafft hat, verdient dazu noch mal einen riesigen Respekt.“
Er holte tief Luft. „Mehr kann ich dazu nicht sagen, ihr beiden. Ich würde Menschen, die Drogenprobleme haben, auch heute noch skeptisch gegenüber treten. Ich würde sie nicht mehr direkt als Looser oder Schwachmaten verurteilen, so wie ich es mit meinen jugendlichen zwanzig gemacht habe. So eintönig denke ich nicht mehr. Aber ich muss zugeben, dass ich immer noch Abstand halte, wenn ich die Jugendlichen am Bahnhof rumhängen sehe. Es ist eine Welt, die mir fremd ist. Und darum bin ich nicht unglücklich, das gebe ich offen zu.“
Tessa und Monika sahen sich an und zum ersten Mal fühlte Tessa wieder das Band aus ähnlicher Erfahrung, das sie verband und immer verbinden würde.
„Ich glaube dir, Niklas“, sagte Tessa schließlich und blinzelte in die untergehende Sonne.

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„Du musst es nicht verstehen können“, sagte nun auch Monika sanft. „Du sollst es nur nicht verurteilen. Toleranz, das ist es, was Tessa möchte. Und was für mich unerlässlich ist.“
Niklas nickte. „Ich verstehe“, sagte er. „Ich toleriere Jess, Tessa. Wirklich. Und vieles, was ich damals gesagt und getan habe, tut mir sehr leid.“
Tessa nickte. Sie fühlte sich verwirrt, aber etwas erleichtert.
„Fühlst du dich jetzt besser?“, fragte Monika.
„Ja“, erwiderte Tessa ehrlich. „Ich denke, es war gut, dass wir das geklärt haben.“
„Darf ich dich fragen, wie es Jess zurzeit geht?“, fragte Monika vorsichtig.
„Gut“, antwortete Tessa schnell und spürte, dass es ihr nun wirklich nicht mehr so große Mühe bereitete, vor Niklas über ihn zu sprechen. „Wir hoffen, dass er Ende des Monats entlassen wird.“
„Das sind ja wunderschöne Neuigkeiten“, sagte Monika und lächelte. Auch Tessa lächelte.
„Ja, ich freu mich schon wahnsinnig darauf. Auch wenn es nicht ganz einfach werden wird…“
Die drei plauderten noch eine Weile über mehr oder minder Belangloses, dann bezahlten sie und standen auf.

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Monika ging zu Niklas und sagte dann: „Niklas, macht es dir etwas aus, wenn wir uns später noch mal treffen? Oder sogar erst morgen? Ich glaube, Tessa und ich hätten mal wieder ein bisschen was zu bequatschen.“
Sie warf ihrer Freundin einen Blick zu und diese nickte dankbar. Monika hatte also gemerkt, dass sie einige Dinge aus Befangenheit nicht gesagt hatte.
Niklas lächelte. „Aber natürlich, meine Damen.“ Er zwinkerte und beugte sich nach vorne, um Monika zu küssen.
„Ich werde mit zu Tessa gehen, wenn´s dir recht ist“, sagte diese leise.
„Klar, wir haben morgen ja noch den ganzen Tag“, sagte Niklas und sah sie zärtlich an.
Tessa schluckte und hatte mit einemmal eine unsagbare Sehnsucht nach Jess.
„Gut, dann gehen wir beiden jetzt mal und machen uns noch einen schönen Abend“, sagte Monika fröhlich und ging zu Tessa zurück.
Diese winkte Niklas nur freundlich zu.

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„Mach´s gut, Niklas. Ich denke, man sieht sich.“
„Bestimmt“, erwiderte dieser lächelnd. „Euch beiden einen schönen Abend, ja?“
Er drehte sich um und schlenderte langsam die Straße hinab, während Monika und Tessa sich anlächelten und dann untergehakt zu Tessas Auto zurück gingen, um sich gemeinsam einen schönen Frauenabend zu machen.




Fortsetzung folgt.
 
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