Ich finde es ehrlich gesagt unnötig und übertrieben, von der Existenz solcher Unterhaltungsformate gleich auf den Untergang der Zivilisation zu schließen. Die hier oft erwähnte "Gesellschaft" ist nicht erst seit kurzem so "verkommen", wie hier gern behauptet wird. "Unwürdige" Behandlung von Menschen zur Belustigung anderer gab es schon immer und wird es auch immer geben. Im alten Rom fanden die Leute es lustig, dabei zuzusehen, wie Menschen sich gegenseitig in Streifen schneiden. Im Mittelalter waren Hexenverbrennungen ein schöner Ersatz fürs Fernsehen.
Heutzutage werden die Menschen "nur" blamiert statt umgebracht. (Das ist doch schonmal was.

) Und ein weiterer Unterschied ist: Die "Herabgewürdigten" machen freiwillig mit.
Und damit kommen wir zur "moralischen Verantwortung" der TV-Sender, die hier von einigen User festgestellt wurde:
Dem kann ich nur bedingt zustimmen.
Ich gehe davon aus (bzw. hoffe), dass die Schauspieler volljährig und psychisch gesund sind, d.h. selbst entscheiden können, ob sie bei so einem Format mitmachen wollen oder nicht. Wo ist dann das Problem? Warum soll man diese Leute sinnlos bevormunden und sie bemitleiden und in ihrem Namen "Moral" fordern, wenn sie selbst doch anscheinend zufrieden mit ihrem Job sind? Wem hilft das denn? Seid ihr schonmal auf die Idee gekommen, dass diesen Leuten vielleicht total egal ist, was man von ihnen hält?
Ich finde es dann verantwortungslos, wenn die oben erwähnten Kriterien nicht auf die Teilnehmer zutreffen. (Obwohl Kinder zumindest in diesen ganzen Talentshows ja anscheinend ganz gut wegkommen, so als Zucker für's Auge und die Seele.)
Und wer Fiktion von Realität nicht unterscheiden kann, hat wohl noch ganz andere Probleme als die Existenz eines Fernseh-Formats.
Ich selbst sehe solche Sendungen nur, wenn ich meine Mutter besuche. Und was mich daran besonders stört, ist die Tatsache, dass diese Schauspieler ihren Job nicht beherrschen. Dieses gekünstelte, abgehackte Sprechen ("Ich. Habe. Ganz. Große. Angst.") nervt mich einfach. Und die übertrieben dramatischen Geschichten machen es auch nicht besser.

Mit 13, 14 habe ich mir auch noch die Richter-Shows und Kallwas angesehen, aber irgendwann hat es mich nur noch gelangweilt, eben weil es so offensichtlich gestellt war und gleichzeitig immer noch so getan wurde, als wären die gezeigten Fälle authentisch.
Wenn ich mich nur von der Glotze berieseln lassen will, schau ich mir die Comedy-Sendungen auf Pro7 an. Alles schon tausendmal gesehen, aber es ist witzig und nervt nicht.
Ich finde es auch blödsinnig, vom Fernsehprogramm auf den Zuschauer zu schließen. Wenn man diese Zuschauer herabwürdigt, weil sie "Hartz4-TV" schauen, macht man doch genau das, was man ihnen vorwirft: Man geilt sich an der scheinbaren Dummheit anderer auf, um sich selbst besser zu fühlen.