Fotostory Klaudia - Farben der Sehnsucht

Das ist ja auch der Grund, warum Joanna sie für Francesco vorgeschlagen hat.

Das klingt irgendwie so, als ob Joanna noch eine ganze Palette weiterer Verheiratungskandidaten im Keller hätte...

Tja, das könnte Klaudia anders sehen. Aber das wird das nächste Kapitel zeigen.
Zwar glaube ich schon, dass Klaudia wirklich in ihn verliebt war, aber da war ja nicht nur sein Seitensprung, sondern auch sein Verhalten hinterher. Er ist ja ein Kerl, muss also auf jede Verlockung anspringen, will aber hinterher ins warme Nest zurückkriechen ohne irgendetwas. Er hat sich zwar entschuldigt, aber es tut ihm nicht wirklich leid was er getan hat, er hat nichts daraus gelernt, und bedauert nur, dass er Klaudia damit getroffen hat.

Sie verwirren ihn nur und folgen keinen klaren Regeln und das kann er nicht ausstehen.
Ich nehme an, das ist ihm so früh eingedrillt worden, dass alle Augen auf ihm sind und er sich in keiner Sekunde seinen Gefühlen hingeben darf, dass das schon zum Reflex geworden ist, sie zu unterdrücken. Er wirkt wie ein Kontrollmensch, und das war wohl die Erziehungsarbeit seiner Mutter. Wobei er in dem Moment, in dem er flieht, ja eigentlich zugibt, dass er dieses Unterdrücken nicht richtig auf die Reihe bekommt und deshalb durch Abstand nachhelfen muss.

Das könnte passieren, wenn die beiden es nicht schaffen sollten, sich zu arrangieren.
Das würde Klaudia wohl hart treffen. Einerseits weil sie die Harmonie braucht, und andererseits weil sie die ganze Geschichte nur deshalb mitmacht, weil sie sich eine Familie wünscht, und dazu gehört eben auch der sorgende und anwesende Vater. Ich glaube auch nicht, dass Klaudia dauerhaft überzeugend diese Lüge mitspielen könnte, sie bricht doch irgendwann zusammen. Außerdem ist Francesco das Einzige, was zwischen ihr und dem Schwiegermonster steht.

EDIT

Tja, da kam mir ein Kapitel dazwischen. Nun, vielleicht war ich ja tatsächlich ein bisschen hart zu Gernot (Auch wenn ich ihn Klaudia trotzdem nicht wünschen will). Dass sie sich jetzt so von ihm trösten lässt, ist natürlich sehr unglücklich. Denn Klaudia ist ja immer noch als "Verlobte des Fürsten" in aller Munde, und wenn sie jetzt in dessen Abwesenheit einen Anderen küsst, dann geht ihr Ruf baden.
Wenigstens weiß Klaudia jetzt endlich, was sie will, und das ist schon mal ein Fortschritt. Sie hat in diesem Kapitel eine Menge über sich selbst gelernt. Ihren Entschluss, trotzdem bei Francesco zu bleiben, respektiere ich, da sie ihn aus anständigen Gründen trifft, nicht aus Angst oder wegen des Skandals, sondern allein für ihr Kind. Auch wenn man sich über Klaudias Ansicht, dass der biologische Vater unbedingt notwendig ist, streiten kann, sie hat ja auch triftige Gründe für sich zu dieser Ansicht gekommen zu sein. Wobei in Kingas Fall eher das Verschweigen und die Lüge das Problem war.

Irgendwie hoffe ich jetzt auf süße Familienszenen mit Kinga und Klaudia und ihren Kleinen. Erst einmal muss das Kind aber auf die Welt kommen, und Klaudia muss irgendwie mit Francesco auf die Reihe kommen. Jetzt, da sie sich aus einem Grund mehr für Francesco entschieden habe, hoffe ich, dass sie sich nicht mehr in jeder Situation wegduckt, sondern versucht, ihn irgendwie aus seinem Schneckenhaus zu locken.
 
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@Lunalumi

Das klingt irgendwie so, als ob Joanna noch eine ganze Palette weiterer Verheiratungskandidaten im Keller hätte...
Joanna versteht es mit allen Mitteln ihre Organisation zu stärken. Dazu gehört es auch, ab und an eine Ehe zu arragieren, die ihr gelegen kommt. Francesco hatte sie schon länger als Kandidaten im Blick und hat mehrer Optionen durchgespielt, sich aber letzlich für Klaudia entschieden.

Zwar glaube ich schon, dass Klaudia wirklich in ihn verliebt war, aber da war ja nicht nur sein Seitensprung, sondern auch sein Verhalten hinterher.
Inzwischen ist ja etwas Zeit vergangen und auch Gernot hatte Gelegenheit, sich über sein Verhalten Gedanken zu machen. Man kann für Klaudia nur hoffen, dass er seine Einstellung wirklich geändert hat und sie nicht bei der nächstbesten Gelegenheit wieder betrügen würde.

Ich nehme an, das ist ihm so früh eingedrillt worden, dass alle Augen auf ihm sind und er sich in keiner Sekunde seinen Gefühlen hingeben darf, dass das schon zum Reflex geworden ist, sie zu unterdrücken. Er wirkt wie ein Kontrollmensch, und das war wohl die Erziehungsarbeit seiner Mutter.
So ist es :nick:

Außerdem ist Francesco das Einzige, was zwischen ihr und dem Schwiegermonster steht.
Noch ist sie mit Schwiegermonster nicht aneinander geraten. Aber sollte es dazu kommen, dann muss sie darauf hoffen, dass Francesco sie unterstützt. Ob er dazu dann bereit sein wird, wird nur die Zukunft zeigen.

Dass sie sich jetzt so von ihm trösten lässt, ist natürlich sehr unglücklich. Denn Klaudia ist ja immer noch als "Verlobte des Fürsten" in aller Munde, und wenn sie jetzt in dessen Abwesenheit einen Anderen küsst, dann geht ihr Ruf baden.
Ja, das hat Klaudia nicht gut durchdacht (aber das war noch nie ihre Stärke). Sie lässt sich einfach von ihren Gefühlen lenken. Und im Moment dürstet sie verzweifelt nach Geborgenheit, die sie in Gernots Armen findet.

Ihren Entschluss, trotzdem bei Francesco zu bleiben, respektiere ich, da sie ihn aus anständigen Gründen trifft, nicht aus Angst oder wegen des Skandals, sondern allein für ihr Kind.
Das freut mich, dass du ihren Entschluss akzeptieren kannst :)

Wobei in Kingas Fall eher das Verschweigen und die Lüge das Problem war.
Ja, da hast du natürlich Recht. Trotzdem wäre Kinga ein anderer Mensch geworden, wenn Oxana es irgendwie geschafft hätte, mit ihrem biologischen Vater Albert zusammen zu kommen. Ob zum besseren, das steht natürlich in den Sternen.

Irgendwie hoffe ich jetzt auf süße Familienszenen mit Kinga und Klaudia und ihren Kleinen.
Ja, die Vorstellung ist schon schön.

Jetzt, da sie sich aus einem Grund mehr für Francesco entschieden habe, hoffe ich, dass sie sich nicht mehr in jeder Situation wegduckt, sondern versucht, ihn irgendwie aus seinem Schneckenhaus zu locken.
Es wäre ihr zu wünschen. Aber Klaudia ist das Ducken so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie nur schwer ihr Verhalten wird ändern können.

Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Oh nein...... Da taucht endlich mal ein Lichtblick auf und ich hab Hoffnung, dass Klaudia nun doch noch eine Chance hat, mit einem Mann zusammen zu sein, den sie tatsächlich liebt, und dann passiert sowas... Irgendwie war ja klar, dass Francescos "Wozu jetzt noch Verhütungsmittel"-Satz noch traurige Relevanz entwickeln würde. :heul:
Und nein, ich hab überhaupt gar kein Verständnis für Klaudias abstruse Idee, Francesco bloß wegen des Babys zu heiraten. Ich meine, gab es denn in der Vergangenheit nicht genug unglückliche Ehen, die bloß wegen ungeplanter Schwangerschaften geschlossen wurden, um es jetzt besser zu wissen?!? Vielleicht regt es mich besonders auf, weil ich in meiner eigenen weitläufigeren Familie (in der Generation meiner Großeltern) noch einige von diesen Ehen selber mitbekommen habe, und das war einfach nur tragisch und traurig mitzuerleben, weil keine davon glücklich war. Wie ich schon mal geschrieben hatte - im besten Fall haben sich die Eheleute auf freundschaftlicher Basis mehr oder weniger arrangiert. Und mittlerweile ist ein uneheliches Kind ja zum Glück kein Problem mehr wie damals. Meiner Ansicht nach ist es auch alles andere als gut für ein Kind, bei Eltern aufzuwachsen, die einander erkennbar nicht lieben und sogar unglücklich in ihrer Ehe sind. Darunter leiden Kinder schließlich auch, und welche Lehren ziehen sie daraus dann für ihr eigenes Leben? Dass Klaudia Angst hat, Francesco könnte ihr das Kind "wegnehmen", kann ich auch nicht nachvollziehen - zumindest in der Wirklichkeit wäre das natürlich unmöglich für ihn, ist das denn in deinem Rodaklippa anders? Willkürherrschaft des Adels?!? ;)
Naja, meine einzige Hoffnung für Klaudia ist jetzt, dass sie wenigstens noch eine leidenschaftliche Liebesnacht mit Gernot verbringt, bevor sie ihr restliches Leben in den Orkus wirft - damit sie wenigstens einmal im Leben mit einem Mann geschlafen hat, den sie liebt! Allerdings fürchte ich, dass sie auch dafür zu anständig ist *seufz*...

LG, Boni

Edit: Hatte ich ganz vergessen zu fragen - hast du Gernot eigentlich neuerdings einen Custom-Skin verpasst? Er glänzt irgendwie so. *lach*
Und ansonsten hoffe ich, du hast die Erklärung gut überstanden, klang ja nach einer fiesen Sache...
 
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Was bisher geschah:
(Zusammenfassung der voherigen Kapitel)

Mit 23 musste ich mir eingestehen, dass ich mich mit meinem Mathematikstudium übernommen hatte. Ich fiel auch im zweiten Anlauf durch meine Abschlussprüfung. Und da ich nicht wusste, wohin ich sonst gehen sollte, kehrte ich nach Rodaklippa zurück, die Stadt, in der meine Eltern nach dem verheerenden Krieg, der die SimNation verwüstet hatte, Zuflucht gefunden hatten und in der ich meine Jugend verbracht hatte. Ich schämte mich so sehr über mein eigenes Versagen, dass ich mich zunächst vor meinen Eltern verborgen hielt. Aber ewig konnte ich mich nicht verstecken und meine Eltern hatten entgegen meinen Befürchtungen viel Verständnis für mich übrig.

Ich hatte immer sehr sparsam gelebt und jeden Monat Geld beiseitegelegt. Das ermöglichte es mir auch, ein Haus zu kaufen. Es war zwar sehr heruntergekommen, aber es war meins. Nun, zumindest fast, denn schon bald stand meine Cousine Magda auf der Matte, die ihr Studium ebenfalls, wenn auch freiwillig, abgebrochen hatte und sich nun vor der wütenden Reaktion ihrer Mutter, meiner Tante Joanna, verstecken wollte. Das das nicht lange gut gehen konnte, war abzusehen. Aber Magda schaffte es ihre Mutter zu überzeugen, sie vorerst bei mir wohnen zu lassen. Der Preis dafür war, dass Magda für ihren eigenen Unterhalt sorgen musste. Und das gelang ihr erstaunlich gut, indem sie sich einer lokalen Band anschloss und bald schon zur Backgroundsängerin avancierte.

Auch ich hatte berufliche Erfolge zu verzeichnen. Mathematik war eindeutig nicht meine Welt, aber ich liebte die Malerei und ich hatte Talent dafür. Eine lokale Galeristin, Melinda Cosgrove, nahm sich meiner an und schon bald konnte ich ganze Ausstellungen mit meinen Bildern füllen, die guten Absatz fanden. Bei meiner ersten Ausstellung lernte ich dann ihn kennen: Gernot Lutzenbacher. Ein hübscher jünger Mann, der mich liebte, obwohl ich eindeutig zu viele Kilos auf den Hüften hatte und nicht unbedingt die Hübscheste war. Doch mein Glück sollte nicht lange währen, denn ich hatte den Zorn meiner Cousine Magda auf mich gelenkt. Ich hatte zugelassen, dass Jamie Carnes bei uns einzog. An sich ein netter junger Mann, wäre er nicht der Sohn des Ex-Freundes meiner Cousine. Ich hatte von diesem Verwandtschaftsverhältnis gewusst und es Magda gegenüber verschwiegen. Nun verliebte sie sich aber in Jamie, doch als sie herausfand, dass er der Sohn ihres Ex-Freundes war, fühlte sie sich von mir und ihm betrogen. Aus Rache dafür schlief sie mit meinem festen Freund Gernot.

Ich war entsetzt. Ich schickte Gernot umgehend in die Wüste und war fest entschlossen auch meine hinterlistige Cousine aus dem gemeinsamen Haus zu werfen. Doch ich brachte es nicht übers Herz, denn sie entschuldigte sich aus tiefstem Herzen bei mir. Und zum Betrug gehörten immer zwei. Und dass Gernot auf ihr Angebot eingegangen war wog weitaus schlimmer, als dass sie sich ihm angeboten hatte. Als Entschuldigung bot sie mir an, mir zu helfen, mehr aus meinem Äußeren herauszuholen. Und es klappte tatsächlich. Mit ihrer Hilfe nahm ich ordentlich ab, veränderte meinen Kleidungsstil, meine Haare, mein Make-up. Und plötzlich sah ich eine wirklich schöne Frau im Spiegel.

Noch im Prozess der Verwandlung feierte ich meinen 25. Geburtstag. Und überraschend tauchte meine ältere Schwester Kinga, zu der meine Elter und ich schon seit Jahren keinen Kontakt hatten, auf der Party auf. Sie hatte inzwischen geheiratet und einen Sohn, David, bekommen. Er war der Grund, warum Kinga wieder Kontakt zu mir aufnehmen wollte. Meiner Mutter konnte sie selbst nach so vielen Jahren nicht verzeihen, dass diese sie über ihren wahren Vater im Unklaren gelassen hatte. Aber auch wenn ihr Sohn keine Oma haben konnte, so doch wenigstens eine liebende Tante. Ich versprach Kinga, meinen Eltern nicht zu verraten, wo sie nun lebte, aber ich nahm mir dennoch vor, zwischen ihnen und ihr zu vermitteln.

Magda schaffte es mein Äußeres zu verwandeln. Leider traf dies nicht auf mein Inneres zu. Ich war immer noch schüchtern und verunsichert im Umgang mit Männern. Den ersten Mann, John, verschreckte ich direkt und beim zweiten, Israel, glaubte ich umgehend an die große, immerwährende Liebe, nachdem ich mit ihm mein erstes Mal erlebt hatte. Doch für ihn war ich nicht mehr als ein kurzer Flirt. Ich veränderte daraufhin mein Äußeres noch einmal. Der Stil, den meine Cousine für mich ausgesucht hatte, erschien mir zu sehr wie eine Verkleidung. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ fand ich meinen eigenen Stil und lernte bald darauf Roman kennen und lieben. Es war alles perfekt, bis ich durch meine Angst und Unsicherheit wieder alles zerstörte, als er mit mir schlafen wollte. Da ich glaubte ihn endgültig verloren zu haben, fiel ich in ein tiefes Loch der Verzweiflung. Ich dachte, ich würde einsam und alleine sterben, ohne Ehemann, ohne Kinder.

Daher fiel der Vorschlag meiner Tante Joanna, eine Ehe für mich zu arrangieren, auch fruchtbaren Boden. Ich traf mich mit dem Mann, Francesco, den sie für mich ausgesucht hatte. Unser Date verlief sehr durchwachsen, doch verzweifelt und eingeschüchtert wie ich war, gab ich ihm das Versprechen, seine Frau zu werden. Ich bereute es noch in derselben Nacht, doch ehe ich den Fehler korrigieren konnte, wurde meine Verlobung bereits in der Tageszeitung verkündet. Denn es stellte sich heraus, dass Francesco der Lord von Rodaklippa war. Ich konnte keine Rückzieher mehr machen und jede Hoffnung wieder mit Roman zusammen zu kommen zerplatzte, als er von meiner Verlobung erfuhr. Ich ergab mich also meinem Schicksal und verbrachte sogar eine Nacht mit Francesco. Unser Liebesakt war kalt und mechanisch und am nächsten Morgen war Francesco verschwunden. Ich musste mit der Nachricht vorlieb nehmen, dass er wichtigen Geschäften nachgehen müsse und in wenigen Wochen wiederkommen würde. Das lies mich in ein noch tieferes Loch fallen. Und es war Gernot, der mich wieder aus diesem Loch herauszog. Mir wurde klar, dass er mich schon geliebt hatte, als ich noch dick und unansehnlich war, und dass ich nie wirklich aufgehört hatte, ihn zu lieben. Für ihn war ich sogar bereit alle Widrigkeiten auf mich zu nehmen und mich von Francesco zu trennen. Doch es kam alles ganz anders, eines Nachmittags übermannte mich eine ungekannte Übelkeit und ich ahnte schon, was das zu bedeuten hatte.


Kapitel 45: Schwanger

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Ein Besuch bei meiner Frauenärztin im Krankenhaus bestätigt mir am nächsten Tag, was für mich bereits Tatsache war. Ich war wirklich schwanger. Ich erwartete ein Kind von Francesco.

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Er musste es erfahren, je früher desto besser. Jetzt hatte ich noch den Mut es ihm zu sagen. Aber ich wusste, dass es mit jeder Stunde die verstrich schwerer werden würde. Ich kannte mich in dieser Hinsicht sehr genau. Daher rief ich ihn umgehend an, als ich das Krankenhaus verließ. Doch wieder einmal meldete sich nur seine Mailbox. Verflucht! Warum konnte er nicht endlich einmal rangehen. Ich war doch schließlich seine Verlobte!

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Aber Francesco musst einfach erfahren, dass ich sein Kind erwartete und zwar sofort. Und auch wenn ich nicht in der Lage war, ihn zu erreichen, so war ich mir sicher, dass seine Mutter, Lady Eleonore, ihre Möglichkeiten hatte. Also fuhr ich umgehend vom Krankenhaus nach Hardsten. Das Hausmädchen Anke öffnete mir die Tür und nachdem sie mich bei ihrer Herrin angekündigt hatte, wurde ich zu Lady Eleonore geführt.

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Diese befand sich im Wohnzimmer, wo sie in einem der bequemen Sessel saß. Auf dem Tisch vor ihr lagen Dokumente ausgebreitet, die sie aufmerksam begutachtete und immer wieder Zahlen in eine Rechenmaschine eintippte. Auf dem anderen Tisch stand eine Kanne mit dampfenden Tee. Es war offensichtlich, dass Francescos Mutter mitten in der Arbeit steckte. Und offenbar war sie nicht gewillt, diese zu unterbrechen. Denn auch wenn ich mir sicher war, dass sie mein Eintreten schon längst bemerkt hatte, blickte sie erst nach einigen Minuten, in denen ich schweigend in der Tür gestanden hatte, zu mir auf.

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„Klaudia, was für ein unerwarteter Besuch“, begrüßte sie mich schließlich und winkte mich zu sich heran. Ich machte einen ungelenken Knicks vor meiner zukünftigen Schwiegermutter und kam näher. „Worüber möchtest du den mit mir sprechen? Es muss wichtig sein, wenn du deswegen unangekündigt hier auftauchst.“ Ihre Worte gaben mir deutlich zu verstehen, dass ich sie gestört hatte. Aber da musste ich jetzt durch. Ich nahm also all meinen Mut zusammen und legte ihr mein Anliegen dar. „Ich kann Francesco seit Wochen nicht erreichen. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir da weiterhelfen, Lady Eleonore.“

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Francescos Mutter gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich auf dem Sofa Platz nehmen sollte. „Klaudia, Kind, mein Sohn ist nicht zum Spaß in Südamerika unterwegs. Er ist der Lord von Rodaklippa und vertritt dort die Interessen unserer Lordschaft und unseres ganzen Fürstentums. Du wirst doch sicher einsehen, dass er dabei nicht von Nichtigkeiten gestört werden kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich nach ihm sehnst. Aber auch als frisch verliebte junge Frau wirst du es noch einige Tage aushalten können, von deinem Liebsten getrennt zu sein. Geduld ist eine Tugend Klaudia, und als zukünftige Lady von Rodaklippa solltest du dich ganz besonders in dieser Tugend üben.“ Lady Eleonores Worte enthielten viel Wahrheit und unter normalen Umständen hätte ich auch gewartet, bis Francesco wieder zurück in der SimNation war. Aber in diesem Fall war das nicht möglich. „Ich weiß, dass Francesco wichtige Dinge zu erledigen hat. Er tut das für sein Land und für seine Familie…unsere Familie. Aber es ist dennoch erforderlich, dass ich ihn spreche, Lady Eleonore. Ich würde nicht fragen, wenn es nicht dringend wäre.“

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Lady Eleonore nahm ihre Lesebrille ab und legte sie vor sich auf den Tisch. „Ihr höre leider sehr oft, dass Menschen dringende Angelegenheiten mit dem Lord von Rodaklippa zu besprechen hätten, die sich dann als Belanglosigkeiten entpuppen. Du wirst daher verstehen, dass ich darauf bestehen muss, dass du mir mehr Informationen lieferst, warum ich meinen Sohn bei der Ausführung seiner höchstwichtigen Geschäfte unterbrechen sollte.“ Erwartungsvoll blickte sie mich an.

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Und ich sackte wie ein Häufchen Elend in mich zusammen. Das war einfach nicht richtig. Francesco sollte der Erste sein der erfährt, dass er Vater wird, nicht seine Mutter. Aber anders kam ich einfach nicht an ihn heran. Und es war immer noch besser er erfuhr es jetzt von seinen Mutter, als erst in mehreren Tagen oder gar Wochen von mir selbst. Als rückte ich mit der Sprache heraus, auch wenn meine Worte nicht mehr als ein Flüstern waren. „Ich bin schwanger. Das ist es, was ich Francesco mitteilen muss.“

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Es wurde mit einem Mal so leise im Salon, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Als ich verschämt aufblickte, sah ich in Lady Eleonores undurchdringliches Gesicht. War es ein Lächeln, was ich auf ihren Lippen zu erkennen glaubte? Oder blickten mich ihre Augen wütend an? Bis auf ein undeutsames „Hmm“ gab sie leider mit keinem Wort zu verstehen, was sie von dieser Neuigkeit hielt.

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Immer noch schweigend erhob sie sich und ging hinüber zu einem Bücherregal im hinteren Teil des Salons. Sie überflog kurz die Buchrücken und griff dann zielstrebig nach einem dicken blauen Ordner.

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Anschließend setzte sie sich an den Tisch, der neben dem Bücherregal stand, und schlug den Ordner auf. Da ihre Lesebrille immer noch auf dem kleinen Couchtisch lag, musste sie die Seiten weiter von sich weg halten, um die Schrift lesen zu können. Da ich weder eine Reaktion auf meine Offenbarung, noch eine Anweisung erhielt, wie ich mich zu verhalten hatte, folgte ich Lady Eleonore zu dem Tisch und setzte mich auf den freien Stuhl neben sie. Ich beobachtete sie beim Lesen und bemerkte wie sich ihre Lippen ab und an kräuselten und sie die Augenbrauen zusammen zog. Leider saß ich zu weit weg um die Buchstaben lesen zu können. Aber das war vermutlich auch besser so, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass es Francescos Mutter gefallen hätte, wenn ich ungefragt in ihren Dokumenten las.

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Schließlich klappte sie den Ordner wieder zusammen und legte ihn vor sich auf den Tisch. Das ermöglichte es mir, den Titel zu lesen, und ich war sichtlich verwirrt, als ich dort meinen Namen las. Doch bei Lady Eleonores nächsten Worten wäre ich fast vom Stuhl gefallen. „Wir werden auf einen Vaterschaftstest bestehen müssen, Fräulein Blech.“ Ich wusste nicht ob ich weinen oder lachen sollte. War das wirklich ihr Ernst? „Dazu besteht überhaupt kein Grund“, entgegnete ich abwehrend, nachdem ich meine Fassung halbwegs wiedererlangt hatte. „Ich habe mit keinem anderen Mann außer Francesco geschlafen.“

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„Nun, das Dossier über Sie, dass ich von meinem Privatdetektiv habe anfertigen lassen“, mit dem Finger deutete sie auf den blauen Ordner vor sich, „lässt da anderes vermuten. Nun schauen Sie nicht so entrüstet. Haben Sie wirklich geglaubt, ich würde die Verlobte meines Sohnes und zukünftige Lady von Rodaklippa nicht gründlich durchleuchten lassen? Für so naiv hätte ich Sie nicht gehalten, Fräulein Blech. Und es ist mir auch nicht entgangen, dass Sie sich seit Francescos Abreise regelmäßig und in sehr intimer Weise mit einem gewissen Herrn Gernot Lutzenbacher getroffen haben. Zu Ihrem Glück muss ich gestehen, dass Sie das in sehr diskreter Art und Weise getan haben, sodass ein sofortiges Einschreiten nicht nötig war.“

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„Aber ich habe nie mit Gernot geschlafen!“, warf ich zu meiner Verteidigung ein und lief dennoch vor Scham rot an. „Nun, Ihr bisheriger Lebensstil lässt da anderes vermuten“, entgegnete Lady Eleonore gelassen. „Ich finde hier einen Eintrag über ein intimes Verhältnis zu einem Herrn Roman Mulig, direkt bevor sie meinem Sohn vorgestellt wurden. Dann gibt es einen Eintrag über einen Herrn Israel Classen. Und davor waren Sie offenbar schon einmal mit Herrn Lutzenbacher liiert gewesen. Und das sind Ihre Liebschaften aus dem letzten Jahr. Ich will gar nicht wissen, wie viel mehr ich gefunden hätte, hätte ich meinen Detektiv weiter suchen lassen. Wollen sie eine Beziehung zu diesen Herren etwa abstreiten?“​
 
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Die Zusammenfassung ist ganz nett, und bestimmt recht aufwändig gewesen. Trotzdem ist der
verehrenden Krieg
wohl eher ein verheerender Krieg gewesen?

Dass Klaudia und Schwiegermutter noch aneinander geraten werden, und dass die Sache mit Gernot nicht lange geheim bleibt, damit habe ich gerechnet. Aber dass sie Klaudia hinterherschnüffeln lässt und das auch so offen zugibt, finde ich schon ein starkes Stück.

Abgesehen davon hat das Rechercheergebnis nicht einmal was getaugt, denn nach Israel hat Klaudia doch mit keinem ihrer Freunde eine gemeinsame Nacht verbracht. Und das ist doch schon eine ganze Weile her. Abgesehen davon ist diese ganze arrangierte Vorgehensweise doch auch mit ihr gründlich durchgesprochen worden, will ich wetten (könnte sogar gut sein, dass sie den Vorschlag eingebracht hat). Als die Entscheidung für Klaudia gefallen ist, muss sie gewusst haben, dass Klaudia bereits vorher ein Leben gehabt hat, und wie ich sie kenne, auch da schon genau was für eines. Ihr jetzt auf diese Art zum Vorwurf zu machen, sie hätte sich wie ein leichtes Mädchen in jede Bekanntschaft gestürzt, ist nicht nur beleidigend, sondern berechnet, sie weiß ja selber dass das so nicht stimmt (denn sie würde wohl kaum eine zukünftige Lady zulassen, bei der davon auszugehen ist, dass sie fremdgeht), und ein Vorwurf der untersten Schublade. Abgesehen ist ihr Umgang mit Klaudia eine einzige herablassende Demütigung. Diese Frau ist Gift für Klaudias Selbstbewusstsein, sie will sie nicht nur erfolgreich in ihrer Rolle sehen, sondern sie vollkommen unterbuttern, wie sie es mit Francesco schon mehr oder weniger geschafft hat.

Außerdem wäre da noch Francesco. Egal was ihn gerade umtreibt, so unerreichbar zu sein, ist einfach nur unfair. Abgesehen davon, soll etwa jede seiner Angelegenheiten über Mami laufen? Wie alt ist er noch gleich? Entweder er bringt Klaudia wirklich überhaupt kein Vertrauen entgegen, oder er hat noch mehr Angst vor dieser Beziehung als bisher gezeigt.

Abgesehen davon noch mal allgemein gefragt: Joanna arrangiert regelmäßig Ehen? Trotz Fürstentums scheint deine Gesellschaft doch sonst eher fortschrittlich zu sein, was sind das sonst für Leute die sich darauf einlassen? Und was hat sie davon?

Ich bin gespannt was aus dem Baby wird, denn bisher scheint ja alles in der Schwebe zu hängen. Was genau für das Kind am Besten ist, kann man ja leider immer erst hinterher sagen. Eine Familie, in der die Eltern nur höflich getrennte Wege gehen, ist nicht gerade optimal, aber wenn Klaudia sich hinterher ewig Vorwürfe macht das Kind von seinem Vater getrennt zu haben hat das wohl auch keinen besonders guten Einfluss, und dazu käme noch der ganze Skandalrummel. Vielleicht könnte sie mit Kinga darüber reden, nachdem die ihren Groll großteils überwunden hat ist sie da vielleicht etwas reflektierter.

LG Lunalumi
 
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Aha, nun lernen wir also die Schwiegermutter in spe ein bisschen besser kennen. Ich war schon gespannt darauf, mehr von ihr zu erfahren, denn bei Klaudias Essen mit der Familie Hartfels hatte man sie ja noch kaum kennengelernt. Und dann wird es so eine furchtbar demütigende Erfahrung für Klaudia... :argh: Eleonore scheint es wirklich darauf anzulegen, ihre zukünftige Schwiegertochter gleich von Anfang an in die Schranken zu weisen. Allein schon dass Klaudia sie quasi anbetteln muss, zu Francesco Kontakt aufnehmen zu dürfen! :nonono: Dass sie sich durch einen Privatdetektiv über Klaudia informiert hat, wundert mich ehrlich gesagt nicht so besonders. Aus ihrer Sicht hat die Eheschließung ja mehr oder weniger etwas von einem "Einkauf" der perfekten Ehefrau für ihren Sohn, und da informiert man sich halt bestmöglich über das Produkt... :rolleyes: Im Gespräch über Gernot zeigt Eleonore recht deutlich, wie zynisch sie das Ganze betrachtet - die Affäre mit Gernot erforderte aus ihrer Sicht kein Einschreiten, solange Klaudia sich "diskret" verhielt...
Ein klitzkleines bisschen Hoffnung habe ich ja doch noch, dass Klaudia es sich anders überlegen könnte, bei all den schlechten Erfahrungen, die sie mit Francesco und seiner Mutter nun machen muss. Ich fände es natürlich auch nicht richtig, Francesco von dem Kind fernzuhalten oder ihn gar wegen der Vaterschaft anzulügen. Francesco könnte doch durchaus Kontakt zu dem Kind haben, auch wenn Klaudia und er nicht verheiratet wären. Es gibt doch ziemlich viele Adlige, die auch uneheliche Kinder haben. Klaudia scheint ja noch nicht mit Gernot über die Angelegenheit gesprochen zu haben - vielleicht kann er sie ja umstimmen? *hoff* :zitter:

LG, Boni
 
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@Boni

Oh nein...... Da taucht endlich mal ein Lichtblick auf und ich hab Hoffnung, dass Klaudia nun doch noch eine Chance hat, mit einem Mann zusammen zu sein, den sie tatsächlich liebt, und dann passiert sowas...
Es muss ja weiterhin spannende Wendungen geben :D

Irgendwie war ja klar, dass Francescos "Wozu jetzt noch Verhütungsmittel"-Satz noch traurige Relevanz entwickeln würde.
Ja, ohne Hintergedanken bringe ich so einen Satz auch nicht ;)

Und nein, ich hab überhaupt gar kein Verständnis für Klaudias abstruse Idee, Francesco bloß wegen des Babys zu heiraten.
Nun, bei Klaudia ist der Fall ja etwas anders. Sie wollte Francesco ja auch schon vorher heiraten, auch wenn die Gründe dafür auch nicht unbedingt die besten waren. Das Baby bestärkt sie jetzt nur in ihrem früheren Entschluss.
Und Klaudia ist ein gebranntes Kind. Sie hat bei ihrer Schwester Kinga miterlebt was passiert, wenn ein Kind nicht bei seinem leiblichen Vater aufwächst. Gut, der Fall bei Kinga war speziell, weil ihre Mutter sie belogen hat, wer Kingas Vater ist. Aber in der momentanen Situation sieht Klaudia nur, dass Kinga nicht bei ihrem leiblichen Vater aufgewachsen ist, sie ihren Ziehvater nicht länger akzeptieren konnte, als sie die Wahrheit erfuhr und sie sich daraufhin in eine sehr selbszerstörerische Richtung eingeschlagen hat. Das will sie für ihr eigenenes Kind vermeiden.

Dass Klaudia Angst hat, Francesco könnte ihr das Kind "wegnehmen", kann ich auch nicht nachvollziehen - zumindest in der Wirklichkeit wäre das natürlich unmöglich für ihn, ist das denn in deinem Rodaklippa anders? Willkürherrschaft des Adels?!?
Klaudia hat schon öfter bewiesen, dass sie nicht besonders stark ist. Wenn Francesco oder seine Mutter ihr das Kind wegnehmen wollten, dann würde sie sich dagegen nur mit sehr viel innerer Kraft wehren können, ganz unabhängig davon, ob sie im Recht ist, oder nicht. So gut kann Klaudia sich inzwischen selbst einschätzen. Und es ist klar, dass die Familie Hartfels alle Mittel nutzen würde um dafür zu sorgen, dass der zukünftige Herrscher von Rodaklippa unter ihrer Leitung aufwächst.

Allerdings fürchte ich, dass sie auch dafür zu anständig ist *seufz*...
Ja, da könnte was wares dran sein :D

Edit: Hatte ich ganz vergessen zu fragen - hast du Gernot eigentlich neuerdings einen Custom-Skin verpasst? Er glänzt irgendwie so. *lach*
Nein, der Skin ist zwar ein Custom-Skin, aber den haben Gernot und alle anderen schon von Beginn an. Ich mag es ein wenig glänzender :D Wahrscheinlich ist nur die Beleuchtung in der Szenen anders als sonst.

Eleonore scheint es wirklich darauf anzulegen, ihre zukünftige Schwiegertochter gleich von Anfang an in die Schranken zu weisen.
So ist es. Klaudia soll sich ja nicht einbilden, dass sie nach der Hochzeit die wichtigste Frau in Francescos Leben werden wird.

Aus ihrer Sicht hat die Eheschließung ja mehr oder weniger etwas von einem "Einkauf" der perfekten Ehefrau für ihren Sohn, und da informiert man sich halt bestmöglich über das Produkt...
Ja, so ist das leider. Und irgendwie ist es sogar nachvollziehbar.

Im Gespräch über Gernot zeigt Eleonore recht deutlich, wie zynisch sie das Ganze betrachtet - die Affäre mit Gernot erforderte aus ihrer Sicht kein Einschreiten, solange Klaudia sich "diskret" verhielt...
Diskretion und das Vermeiden von Skandalen ist die oberste Maxime der Familie Hartfels.

Ein klitzkleines bisschen Hoffnung habe ich ja doch noch, dass Klaudia es sich anders überlegen könnte, bei all den schlechten Erfahrungen, die sie mit Francesco und seiner Mutter nun machen muss.
Die Möglichkeit besteht.

Ich fände es natürlich auch nicht richtig, Francesco von dem Kind fernzuhalten oder ihn gar wegen der Vaterschaft anzulügen.
Die Idee ist Klaudia gar nicht erst gekommen. Dafür ist sie viel zu ehrlich. Und da sie bei ihrer Schwester miterlebt hat, was passiert, wenn man ein Kind oder auch den Vater wegen der Vaterschaft belügt, würde sie diese Möglichkeit niemals in Betracht ziehen.

Es gibt doch ziemlich viele Adlige, die auch uneheliche Kinder haben.
Die aber dann nicht in der Erbfolge stehen (siehe z.B. die unehelichen Kinder von Albert von Monaco). Für einen legitimen Erben ist eine eheliche Geburt dager Pflicht.

Die Erkältung habe ich gut überstanden und bin wieder fit. Danke für die Nachfrage und für den Kommentar!


@Lunalumi

Trotzdem ist der wohl eher ein verheerender Krieg gewesen?
Oh ja, du hast Recht. Hab das schnell geändert.

Aber dass sie Klaudia hinterherschnüffeln lässt und das auch so offen zugibt, finde ich schon ein starkes Stück.
Das sie Klaudia hinterherschnüffelt, halte ich sogar für ihre Pflicht. Es geht immerhin um das Ansehen der Familie. Das sie es offen zugibt liegt einfach daran, dass sie Klaudia klar machen will, wo ihr Platz ist: nämlich ganz unten in der Hackordnung. Klaudia soll sich bloß nicht einbilden, dass sie als Francescos Frau mit einer Sonderbehandlung rechnen kann.

Abgesehen davon hat das Rechercheergebnis nicht einmal was getaugt, denn nach Israel hat Klaudia doch mit keinem ihrer Freunde eine gemeinsame Nacht verbracht. Und das ist doch schon eine ganze Weile her.
Ich gehe fast davon aus, dass Lady Eleonore mehr weiß, als sie Klaudia offenbart. Sie weiß vermutlich genau, dass bis auf Israel nichts gelaufen ist. Aber ihr Ziel ist es auch, Klaudia zu demütigen. Und das kann sie besser, in dem sie ihr vorwirfft, ein Flittchen zu sein.

Abgesehen davon ist diese ganze arrangierte Vorgehensweise doch auch mit ihr gründlich durchgesprochen worden, will ich wetten (könnte sogar gut sein, dass sie den Vorschlag eingebracht hat).
Joanna wird sich sicher ausfürlich mit ihr über Klaudia unterhalten haben und auch deren früheres Liebesleben offengelegt haben. Aber Lady Eleonores Motto ist: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Daher hat sie eigene Ermittlungen veranlasst.

Abgesehen ist ihr Umgang mit Klaudia eine einzige herablassende Demütigung.
Und das ist auch ihr Ziel. Klaudia soll sich nicht einbilden, dass sie Eleonore auch nur ansatzweise gleichgestellt ist.

...sondern sie vollkommen unterbuttern, wie sie es mit Francesco schon mehr oder weniger geschafft hat.
Du hast sehr gut beobachtet, dass Lady Eleonore sehr viel Einfluss auf Francesco hat.

Außerdem wäre da noch Francesco. Egal was ihn gerade umtreibt, so unerreichbar zu sein, ist einfach nur unfair.
Ja, das ist es. Aber es zeigt, dass Francesco die anstehende Hochzeit auch mehr zusetzt, als er es (möglicherweise soger sich selbst gegenüber) zugeben möchte.

Abgesehen davon noch mal allgemein gefragt: Joanna arrangiert regelmäßig Ehen?
Was heißt schon regelmäßig. Aber hin und wieder spielt sie Kupplerin. Dabei geht sie nicht immer so direkt vor, wie bei Klaudia. Wäre Klaudia nicht zufällig in das Gespräch zwischen Joanna und Oxana hereingeplatzt und somit alles erfahren, dann hätte sie Francesco möglicherweise “ganz zufällig” kurz darauf getroffen. In der Regel bebsichtigt Joanna mit solchen Ehene, ihre Mafia-Organisation zu stärken. Sie bindet Menschen dadurch auch über das geschäftliche Hinaus enger aneinander und manchmal kann man auf diese Weise sogar Personen gegeneinander ausspielen. Die Motive sind von Fall zu Fall unterschiedlich, aber um das Glück der zwei zu Verheiratenden geht es ihr dabei nie.

Was genau für das Kind am Besten ist, kann man ja leider immer erst hinterher sagen.
Ja, das ist leider wahr.

Danke für den Kommentar!
 
Kapitel 46: Ahnungsvolles Gefühl

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Eine Beziehung zu Israel, Roman oder Gernot abstreiten? Nein, das konnte ich natürlich nicht. Ich hätte ihr dennoch gerne erklärt, dass ich ganz sicher keine Frau war, die viele Männer in ihrem Leben gehabt hatte. Tatsächlich gab es da nur Israel und Francesco. Und was meine zahlreichen Liebschaften anging, so traf das nur auf das letzte Jahr zu. Davor hatte ich doch noch nicht einmal einen Jungen richtig geküsst. Doch die Worte kamen mir nicht über die Lippe. Stattdessen merkte ich, wie die Übelkeit wieder in mir aufstieg, und zwar so intensiv, dass ich nicht anders konnte als hastig vom Tisch aufzustehen und mich auf direktem Wege ins Badezimmer zu begeben.

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Nachdem ich mich am Waschtisch wieder einigermaßen frisch gemacht hatte, kehrte ich in den Salon zurück. Meine Entrüstung über Lady Eleonores Vorwürfe war verschwunden, denn alles was sie gesagt hatte, entsprach ja der Wahrheit. Vermutlich glaubte sie, dass ich auch mit Gernot und Roman geschlafen hatte, aber ich musste, dass meine Worte alleine sie nicht vom Gegenteil überzeugen würden. „Ich werde einem Vaterschaftstest zustimmen“, hauchte ich daher kraftlos und das lag nur zum Teil daran, dass ich mich gerade erst übergeben hatte. Lady Eleonore wirkte zufrieden. Doch ich war immer noch verunsichert. „Was wird jetzt geschehen? Was werden Sie Francesco erzählen?“

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„Wegen ihrer Liebschaften? Erst einmal gar nichts“, entgegnete Lady Eleonore. „Wir werden das Ergebnis des Vaterschaftstests abwarten. Wenn herauskommt, dass mein Sohn der Vater Ihres Kindes ist, dann werden Sie ihn wie geplant heiraten und wir sind alle zufrieden. Solle das nicht der Fall sein, dann werden wir die Angelegenheit so diskret wie möglich lösen. Es liegt schließlich auch im Interesse des Hauses Hartfels, dass mein Sohn nicht wegen Ihres unbedarften Handelns in die Schlagzeilen gerät. Trotz allem vertraue ich immer noch dem Urteil ihrer Tante, dass Sie eine gute Frau für Francesco sein werden. Es ist schon lange mein Wunsch, unsere beiden Familien zu verbinden. Sie müssen wissen, ich habe damals als junges Mädchen ihre Urgroßmutter Donna Justyna kennengelernt. Nie zuvor war mir eine so brillante und durchsetzungsstarke Frau begegnet. Ich bewundere sie und ihre Leistungen bis zum heutigen Tag und es ist nicht übertrieben, wenn ich sie als mein Vorbild bezeichne. Ihre Urgroßmutter hielt auch große Stücke auf mich. Es gab sogar eine Zeit, in der sie bemüht war, eine Ehe zwischen mir und ihrem Großvater Arkadiusz zu ermöglichen.“

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„Nun, es ist niemals dazu gekommen, und ich heiratete stattdessen Wilhelm Hartfels von Rodaklippa. Dennoch besteht seit diesen Tagen ein enger Kontakt zwischen unseren beiden Familien. Ich hatte gehofft, dass es mit der Verbindung von Francesco und Ihnen endlich zu der Vereinigung kommen würde, die mir selbst verwehrt blieb. Daher liegt es auch in meinem ganz persönlichen Interesse, dass dieser Vaterschaftstest ein positives Ergebnis für uns alle bringt.“ Ich wusste selbst nicht warum, aber diese Worte stimmten mich hoffnungsvoll. Trotz allem, was sie über mich herausgefunden hatte, sogar dass ich ein heimliches Verhältnis zu Gernot hatte, wünschte sie dennoch, dass ich die Frau ihres Sohnes werden sollte. Dafür musste ich einfach Dankbarkeit empfinden. „Vielen Dank, Lady Eleonore, dass Sie mir eine Chance geben, mich zu beweisen. Ich versichere Ihnen, dass der Vaterschaftstest eindeutig belegen wird, dass Francesco der Vater meines Kindes ist. Und ich werde Ihnen keinen weiteren Grund geben, an mir zu zweifeln, dass verspreche ich.“

*****

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Nach diesem Gespräch war ich einfach nur fertig und zu nicht zu mehr in der Lage, als mich den Rest des Tages unter der Bettdecke in meinem Zimmer zu verkriechen. Francesco würde also bald von seinem Kind erfahren. Aber es gab noch jemanden, der diese Neuigkeit so schnell wie möglich hören musste, denn für ihn würde sie ebenfalls weitreichende Konsequenzen haben. Gleich am nächsten Morgen besuchte ich also Gernot, der mir gestern schon per SMS zu verstehen gegeben hatte, wie sehr er mich vermisste und sich auf ein baldiges Wiedersehen freute. Freudestrahlend kam er auf mich zu, als ich das Haus der Lutzenbachers betrat. Aber das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als ich auswich, als er mich umarmen wollte. „Nein, Gernot, nicht“, sagte ich mit belegter Stimme. „Wir dürfen das nicht länger tun.“

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Er war verwirrt. „Klaudia, Schatz, was ist denn auf einmal los? Ich dachte, wir hätten alles besprochen. Du wolltest dich von Francesco trennen, sobald er wieder in der SimNation ist.“ Er wollte erneut auf mich zugehen und mich in den Arm nehmen, doch ich hielt ihn abermals auf Abstand. „Gernot, nein. Etwas hat sich verändert, etwas sehr entscheidendes. Ich kann Francesco nicht verlassen. Bitte versteh das.“

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Aber natürlich konnte er das nicht, solange ich ihm den Grund dafür nicht nannte. Es hatte keinen Sinn, lange um den heißen Brei herum zu reden. Es gab keine schonenden Worte, um es ihm begreiflich zu machen. Also sprach ich es einfach aus. „Ich bin schwanger. Ich erwarte ein Kind von Francesco.“ Gernot sah mich an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Er hatte damit gerechnet, dass ich erneut Gewissenbisse bekommen hätte, aber nicht mit einer solchen Neuigkeit. „Schwanger?“, wiederholte er tonlos und die Farbe wich ihm mehr und mehr aus dem Gesicht.

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„Aber, kann man da nichts gegen machen?“, fragte er schließlich nach einer kurzen Pause. „Ich meine, du kannst noch nicht sehr weit sein. Es ist also noch Zeit für eine Abtreibung. Dann wären wir alle Probleme los.“ Ich konnte einfach nicht fassen, dass Gernot das gerade vorgeschlagen hatte. „Gernot, das kann doch nicht dein Ernst sein“, erwiderte ich entrüstet. „Ich kann doch nicht ein unschuldiges kleines Wesen umbringen, nur damit wir uns eine schöne Zeit machen können. Das könnte ich niemals mit meinem Gewissen vereinbaren. Und ich bin schockiert, dass du an diese Möglichkeit überhaupt denken kannst.“ Ich sprach aus tiefster Überzeugung. Bis zu diesem Augenblick war es mir noch nicht einmal in den Sinn gekommen, das Problem auf diese Weise zu lösen. Nein, eines stand ganz fest, ich wollte dieses Kind haben und ihm eine liebende Mutter werden. Das war mir wichtiger als alles andere.

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Meine klaren Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Gernot schaute bekümmert auf den Boden. Es war eindeutig, dass er sich selbst seiner Worte schämte. Und dafür liebte ich ihn. Oh, verdammt, warum musste ich ihn denn so lieben. Gab es nicht doch noch eine Chance für uns beide, nein für uns drei? Ich musste einfach einen Versuch wagen. „Gernot, könntest du dir vorstellen, dieses Kind zu lieben? Könntest du dir vorstellen, es als dein eigenes anzunehmen und es niemals spüren zu lassen, dass du nicht sein Vater bist?“

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Wäre Gernot dazu bereit gewesen, ich hätte mich gegen Francesco, gegen seine Mutter und sogar gegen meine Tante Joanna gestellt. Ich hätte alle Mühen auf mich genommen, um mit ihm und meinem Kind glücklich zu werde. Doch ein Blick in Gernots Augen genügte um zu wissen, dass er es einfach nicht konnte. Und ich machte ihm deswegen keinen Vorwurf. Dies war ein Opfer, das man nicht ohne weiteres erwarten konnte. Und es würde nicht ausreichen, wenn er nur mit halbem Herzen dabei war. Dafür war mir das Wohlergehen meines Kindes einfach zu wichtig.

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Trotzdem wollte ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben. „Leider scheint es, als ob das Schicksal uns beide nicht vereint sehen wollte. Aber niemand zwingt uns, auf das Schicksal zu hören. Denk in Ruhe über alles nach, Gernot und entscheide dich dann. Und wenn du zu dem Schluss kommen solltest, dass du, ich und das Kind eine Zukunft haben, dann weißt du, wo du mich findest. Ansonsten danke ich dir für die wunderschöne Zeit, die wir gemeinsam hatten.“ Sanft drückte ich ihm einen Abschiedskuss auf die Wange. Und mit dem ahnungsvollen Gefühl, dass dies unser letzter Kuss gewesen war, verließ ich das Haus.


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An dieser Stelle möchte ich all meinen Lesern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünschen :hallo:
 
  • Danke
Reaktionen: chandy
Also wenn die Lady Eleonore sich Klaudias Großmutter zum Vorbild genommen hat, dann verwundert mich ihre Art eigentlich wenig. Da kommt noch einiges auf Klaudia zu, fürchte ich. Auch dass Klaudia jetzt dankbar ist dafür dass die Dame keinen Skandal provozieren will, ist doch psychologische Manipulation vom feinsten.

Dagegen freue ich mich über das, was Klaudia später von sich gibt: Sie stellt ihr Kind über alles und ist bereit, dafür einzustehen, egal was ihr entgegenkommt. Ob sie diesen Vorsatz so halten könnte, weiß ich nicht, es würde auf jeden Fall sehr schwer werden und mit Kompromissen enden, aber ich rechne es ihr an, dass sie endlich einen Grund hat, sich nicht mehr wegzuducken. Auch, dass sie entgegen ihrer Vorurteile und schlechten Erfahrungen noch einmal ernsthaft darüber nachdenkt, diese arrangierte Ehe platzen zu lassen und glücklich zu werden. Dass Gernot nicht bereit ist ein fremdes Kind als sein eigenes anzunehmen - okay. Aber dann kann er Klaudia auch kaum Vorwürfe machen wenn sie woanders ihr Glück sucht. Da besteht bei Francesco wenigstens noch die Chance, dass er wenn schon nicht die Mutter, dann wenigstens das Kind liebt. Ich hoffe, Klaudia hält ihren Vorsatz durch und kämpft für das Wohl ihres Kindes, und zukünftig auch für ihr eigenes.

Ich wünsche ebenfalls schöne Weihnachten und einen guten Rutsch.

LG Lunalumi
 
Hallo Stev,

ich wollte dir nur sagen: mach weiter so! Ich lese deine Geschichte wirklich gerne und freue mich über jedes Update.

ich habe mittlerweile auch Oxanas Geschichte gelesen. Und werde noch Arkadiusz Geschichte lesen sobald ich Zeit dazu habe.

Viele Grüße,
marinschen :)
 
@Lunalumi

Also wenn die Lady Eleonore sich Klaudias Großmutter zum Vorbild genommen hat, dann verwundert mich ihre Art eigentlich wenig.
Oh, da sagst du aber was.

Auch dass Klaudia jetzt dankbar ist dafür dass die Dame keinen Skandal provozieren will, ist doch psychologische Manipulation vom feinsten.
Dafür sind ja auch schon Donna Jusyna und jetzt auch Joanna bekannt ;)

Dagegen freue ich mich über das, was Klaudia später von sich gibt: Sie stellt ihr Kind über alles und ist bereit, dafür einzustehen, egal was ihr entgegenkommt.
Schön, dass du das so siehst :) Wobei ich es auch nicht für den richtigen Weg halte, sich für sein Kind zu “opfern”. Da sollte schon ein gesunder Mittelweg gefunden werden. Und wer weiß, vielleicht findet Klaudia den ja sogar.

Dass Gernot nicht bereit ist ein fremdes Kind als sein eigenes anzunehmen - okay.
Das ist auch eine schwierige Entscheidung. Es wäre das schlimmst, wenn Gernot irgendwann feststellen sollte, dass er das Kind doch nicht akzeptieren kann und seien Eifersucht oder was auch immer an ihm auslässt. Da ist es besser, wenn er gleich sagt, dass er dazu nicht im Stande ist.

Da besteht bei Francesco wenigstens noch die Chance, dass er wenn schon nicht die Mutter, dann wenigstens das Kind liebt.
Wir werden sehen.

Ich wünsche ebenfalls schöne Weihnachten und einen guten Rutsch.
Danke schön :) Ich hatte beides und hoffe, dass es dir ebenso ergangen ist.


@Marinschen

ich wollte dir nur sagen: mach weiter so! Ich lese deine Geschichte wirklich gerne und freue mich über jedes Update.

ich habe mittlerweile auch Oxanas Geschichte gelesen. Und werde noch Arkadiusz Geschichte lesen sobald ich Zeit dazu habe.

Viele Grüße,
marinschen

Dake schön! Es freut mich, dass meine Geschichten dir gefallen. Und ich finde es toll zu lesen, dass slbst noch Oxana und sogar Arek das Interesse der Leser wecken. :)
 
Kapitel 47: Frohe Botschaft

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Den Rest des Tages hoffte ich auf eine Nachricht von Gernot. Doch schließlich musste ich einsehen, dass er nicht bereit war, das Kind eines anderen zu akzeptieren. Somit stand für mich fest, dass ich bei Francesco bleiben würde. Und nun konnte ich meinen Eltern auch endlich die frohe Botschaft übermitteln. Ich fuhr hinaus zu ihrem Haus und wartete, bis Mama ihre Arbeit bei den Rindern beendete und sich gemeinsam mit Papa im Wohnzimmer einfand. Anders als bei Lady Eleonore oder Gernot freute ich mich richtig, es ihnen zu sagen, auch wenn ich ein wenig die Reaktion meiner Mama fürchtete. Doch zu meiner großen Erleichterung begann ihren Augen zu strahlen, als sie von dem Kind erfuhr.

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Und auch Papa war hellauf begeistert. Sofort legte er sein Ohr an meinem Bauch um zu horchen, ob sich darin schon etwas tat. „Papa, das Baby ist doch noch viel zu winzig, als dass du es wahrnehmen könntest.“ Doch das war meinem Vater egal. Auch wenn meine Eltern schon eine Enkelkind hatten, David, den Sohn meiner älteren Schwester Kinga, so hatten sie aufgrund des Zerwürfnisses in der Familie keinen Kontakt zu ihm. Mein Kind würde also ihr erster Enkel werden, dessen Aufwachsen sie aus nächster Nähe mitverfolgen und den sie mit ihrer Liebe überschütten konnten.

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Papa musste leider kurz darauf zur Arbeit aufbrechen. Aber das gab mir die Gelegenheit, mich ganz in Ruhe mit meiner Mutter zu unterhalten. Ich begleitete sie nach draußen und wir nahmen auf der Bank Platz. Anders als mein Vater wusste sie sehr genau, dass ich Francesco nicht aus Liebe heiraten wollte. „Spätzchen, jetzt sei ganz ehrlich zu mir, wie geht es dir wirklich?“, fragte sie besorgt. Ich musste einen kurzen Moment überlegen. „Ich freue mich auf das Kind, wirklich. Aber ich weiß nicht, ob ich mit Francesco glücklich werden kann. Ich bin mir überhaupt nicht im Klaren darüber, was ich für ihn empfinde. Es ist ganz sicher keine Liebe. Da gibt es…gab es einen anderen. Aber jetzt wo ich schwanger bin, spielt das alles ohnehin keine Rolle mehr.“

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„Ach, Pummelchen, ich hätte mir so sehr gewünscht, dass du es einmal leichter in Liebesangelegenheiten haben würdest, als ich. Aber wir Brodlowska-Frauen scheinen das Unglück förmlich anzuziehen“, seufzte meine Mutter. Doch dann lächelte sie. „Es ist aber schön zu hören, dass du dich auf das Kind freust. Ich hätte viel darum gegeben, wenn es damals bei meiner Schwangerschaft mit deiner Schwester Kinga ebenso gewesen wäre. Ich erwartete ein Kind von einem Mann den ich abgöttisch liebte, aber für das Kind konnte ich nur Kälte aufbringen, weil es mein und sein Leben so durcheinanderbrachte. Und du, du erwartest ein Kind von einem Mann, der dir fremd ist. Und trotzdem liebst du das Kind jetzt schön. Das Schicksal spielt manchmal seltsame Streiche mit uns.“

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Gebannt lauschte ich den Worten meiner Mutter. Noch nie hatte sie so offen mit mir über ihre Gefühle für Kinga oder zu Kingas leiblichem Vater, Albert Kappe, mit mir gesprochen. „Mami, du hast Papa am Anfang auch nicht geliebt, nicht wahr? Wie hast du es trotzdem ausgehalten, bei ihm zu bleibe? Und warst du immer unglücklich in dieser Zeit?“ Meine Mutter blickte mich zunächst schockiert an und ich hatte Angst, eine Grenze überschritten zu haben. Doch dann wurde mir bewusst, wie schwer es ihr fallen musste zuzugeben, dass sie meinen eigenen Vater nicht geliebt hatte, zumindest für eine sehr, sehr lange Zeit nicht. Keine Mutter gab das gerne zu. „Nein, ich war nicht immer unglücklich. Ich war es oft, das muss ich gestehen, aber nicht immer. Immerhin wohnte der Mann den ich liebte nur wenige Straßen entfernt. Er war so nah und doch so unerreichbar. Und dass ich deiner Schwester nicht die liebevolle Mutter sein konnte, die sie verdiente, bereitete mir auch viele schlaflose Nächte. Aber auch wenn ich deinen Vater nicht immer liebte, so schätzte ich ihn doch sehr als Freund und Vertrauten. Das machte es erträglich für mich. Und ich schöpfte Kraft aus der Überzeugung, das Richtige getan zu haben, als ich behauptete Kinga wäre die Tochter deines Vaters, um Albert und seine Familie zu schützen.“

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„Es war also kein Fehler, bei Papa zu bleiben?“ „Spätzchen, nein, das war es ganz sicher nicht. Immerhin habe ich ihn ihm zum Schluss die große Liebe gefunden. Wäre ich nicht bei deinem Vater geblieben, dann gäbe es heute weder dich noch Sky in meinem Leben. Darauf möchte ich um keinen Preis verzichten. Und Dominik war in der Lage, deiner Schwester die Liebe zukommen zu lassen, die ich ihr nicht geben konnte.“ „Glaubst du denn, dass auch ich eines Tages Francesco lieben werde?“ „Ich wünsche es dir von ganzem Herzen, Spätzchen. Aber setze nicht zu viel Hoffnung in diese Vorstellung. Ich hatte seltenes Glück mit deinem Vater. Liebe ist eine wundervolle Sache, aber man kann auch ohne sie auskommen. Das wird dir so niemand sonst sagen, aber ich weiß es aus eigener Erfahrung. Und auch Freundschaft und Vertrauen kann ein starkes Fundament für eine dauerhafte Beziehung und ein zufriedenes Leben sein. Vergiss das bitte niemals.“

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Ich wollte diesen wertvollen Rat stets beherzigen. Einige Tage später hatte ich den Termin beim Frauenarzt, um eindeutig zu belegen, dass Francesco der Vater meines Kindes war. Bereits am Tag zuvor war mir Blut entnommen worden um daraus die DNA meines Kindes zu isolieren und sie mit der von Francesco abzugleichen. Und heute würde ich das Ergebnis erfahren. Lady Eleonore hatte den Arzt ausgesucht und sie bestand auch darauf, bei der Verkündung des Ergebnisses anwesend zu sein. Da ich mir keine Sorgen zu machen brauchte, dass Francesco nicht der Vater war, ging ich sehr entspannt an diesen Termin heran. Allerdings stieg mehr und mehr der Ärger darüber auf, dass Lady Eleonore mir so wenig Vertrauen entgegen brachte. Wie nicht anders zu erwarten bestätigte uns der Arzt was ich immer gewusst hatte. Und gemeinsam mit meiner zukünftigen Schwiegermutter konnte ich das Krankenhaus wieder verlassen.

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Der Gesichtsausdruck von Lady Eleonora als der Arzt das Ergebnis verkündet, ließ keinen eindeutigen Schluss zu, ob sie erfreut über das Resultat war. Aber auf der Straße versicherte sie mir, dass sie mir immer vertraut habe. „Ich habe niemals daran gezweifelt, dass mein Sohn nicht der Vater deines Kindes ist, Klaudia. Aber du musst verstehen, dass ich absolut sicher sein musste. Aber jetzt sind alle Unwägbarkeiten für immer aus dem Weg geräumt. Ich freue mich darauf, dich und meinen Enkel in der Familie willkommen zu heißen. Endlich werden unsere beiden Familien vereint. „Ihre Worte klangen zu schön um wahr zu sein und standen im klaren Gegensatz zu dem kalten Verhalten, welches sie mir noch vor wenigen Minuten entgegengebracht hatte. Dennoch war ich froh zu hören, dass sie mir zumindest offiziell nicht länger grollte.

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Am nächsten Abend klingelte es an der Haustür. Ich hätte nicht überraschter sein können, als plötzlich Francesco im Jogginganzug und sichtlich verschwitzt vor mir stand. Ich bat ihn herein. „Mutter rief mich gestern in Südamerika an und forderte mich auch, meine Reise zu unterbrechen und nach Rodaklippa zurückzukehren. Du hättest mir etwas Wichtiges mitzuteilen. Da sie mich ansonsten nie auf meinen Reisen unterbricht, muss es etwas sehr Dringendes sein. Ich bin daher umgehend in die SimNation zurückgeflogen und habe meine abendliche Joggingrunde genutzt, um die Müdigkeit des langen Fluges abzuschütteln und zu dir zu kommen.“ Ich war erstaunt. Lady Eleonora hatte ihm also noch nichts gesagt. Nun gut, dann musste ich es wohl selbst tun, so wie ich es von Anfang an geplant hatte und wie es ihm zustand. „Francesco, ich…also wir, wir erwarten ein Kind. Ich bin schwanger.“

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Ich wartete ängstlich auf seine Reaktion. Aber zu meinem Glück konnte ich keinen Ärger oder Wut in seinem Gesicht ablesen. „Mutter hatte mir schon Angst gemacht. Hätte ich gewusst, dass der Grund für meine Rückkehr eher erfreulich ist, dann hätte ich meine Reise nicht so überstürzt abgebrochen.“ Eher erfreulich? Nun, das hörte sich doch schon ganz positiv an...ein bisschen zumindest. Aber offenbar war es ihm nicht besonders wichtig. „Freust du dich denn?“, hakte ich daher nach. „Es wird meine Mutter und die Lordschafft Rodaklippa freuen, dass für einen Erben gesorgt wurde. Vermutlich wäre es besser, bis nach der Hochzeit damit zu warten, aber ich denke nicht, dass es das Schlechteste ist, was uns passieren konnte.“

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Und wieder: Das was Francesco sagte war nicht direkt negativ. Aber ein wenig mehr Begeisterung hätte ich mir doch gewünscht. Immerhin war es mein und auch sein erstes Kind. Aber dann überraschte er mich doch positiv, als er ernstes Interesse an unserem Nachwuchs zeigte. „Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“, fragte er. Ich erklärte ihm, dass man zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht viel sagen konnte, aber bislang entwickelte sich das Baby ganz normal. „Darf ich deinen Bauch berühren?“, bat er anschließend, was ich ihm gerne gestattete. Er sagte nichts weiter, als seine Hand über meinen Bauch strich, aber ich bildete mir ein, ein Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.

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Es gab noch eine Menge Dinge zu besprechen. Daher setzte ich mich mit Francesco auf die Couch im Wohnzimmer. Zum Glück waren weder Jamie noch Magda im Haus, so dass wir uns ganz in Ruhe unterhalten konnten. „Meine Mutter wird darauf bestehen, dass wir die Hochzeit vorverlegen. Und auch ich bin der Meinung, dass wir das tun sollten. Es geht einfach nicht an, dass der zukünftige Lord oder die zukünftige Lady von Rodaklippa unehelich geboren wird“, erklärte er. Ich konnte ihm in diesem Punkt zustimmen. Damit stand also fest, dass wir in wenigen Monaten, vermutlich im Januar heiraten würden. Dieser nahe Termin machte mir zunächst ein wenig Angst. Auf der anderen Seite gab er mir aber auch Halt, weil ich nun wusste, dass es kein Zurück mehr gab.

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Und dann gab es noch ein anderes Thema. „Klaudia, jetzt wo die Hochzeit im absehbarer Zeit abgehalten wird und wir ein Kind erwarten, wird es überfällig, dass wir darüber reden, wo wir in Zukunft gemeinsam leben werden.“ Ich musste tief schlucken. Es bedeutete, dass ich Francescos demnächst täglich um mich haben würde und das bereitete mir unweigerlich Angst. Das konnte wohl auch Francesco deutlich spüren, denn er legte behutsam seinen Arm um meine Schulter. „Ich weiß, dass das eine große Umstellung für uns beide sein wird. Und du hängst sicherlich an deinem Haus, aber es ist kein geeigneter Ort für die Lady und den Lord von Rodaklippa, selbst wenn deine beiden Mitbewohner ausziehen sollten.“ „Also muss ich nach Hardsten ziehen“, folgerte ich aus seinen Worten.

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Der Gedanke, dort täglich Lady Eleonore über den Weg zu laufen, die genau wusste, dass ich mit Gernot zusammen gewesen bin, obwohl ich bereits mit Francesco verlobt war, behagte mir überhaupt nicht. Doch Francesco schüttelte den Kopf. „Nein, nicht Hardsten. Wir haben ein zweites Anwesen direkt in der Stadt. Dort werden wir beide ungestört von meiner Mutter und meiner Schwester leben können. Das Haus muss noch renoviert werden, denn es stand jahrelang leer, aber ich hoffe dennoch, dass es dir zusagen wird. „Da bin ich mir ganz sicher“, antwortete ich ehrlich erleichtert darüber, nicht nach Hardsten ziehen zu müssen. Und auf einmal begann ich mich sogar auf das gemeinsame Leben mit Francesco und unserem Kind unter einem Dach zu freuen.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Stev,anstatt meine Pflicht zu erledigen (wie eigentlich vorgehabt),habe ich mich bei Deiner Klaudia festgelesen. Wie Deine anderen Singlegeschichten mag ich auch diese sehr und werde sicher weiterlesen :nick: . Einen ausführlichen Kommi schreibe ich noch,wenn ich zwischendurch mal Zeit finde und hoffentlich nicht wieder in meine Schreibfaulheit zurück falle die mich regelmässig heimsucht :rolleyes: .
 
@Dream

Schön hier von dir zu lesen :hallo:
Ich freue mich schon auf einen ausführlichen Kommentar von dir.
 
Kapitel 48: Twinbrook

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Mein Zusammenziehen mit Francesco war beschlossene Sache. Doch der Renovierungsbedarf in der Stadtvilla war größer als zunächst angenommen. Daher beschlossen Francesco und ich, erst nach der Hochzeit umzuziehen. Mir kam dieser Aufschub nicht ungelegen, denn so konnte ich mich länger mental darauf vorbereiten. Und ein weiteres Projekt lenkte mich von zu vielen Grübeleien ab. Ein Projekt, das mich nach Twinbrook führte und das auch die Anwesenheit meiner Mutter erforderte. Gemeinsam traten wir die Reise in die 500 km entfernte Ortschafft mit dem Überlandbus an. Im strömenden Regen trafen wir an unserer Pension ein.

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Twinbrook war schon im Sommer kein besonders beliebter Ferienort, da es in dem sumpfigen Gebiet vor Mücken nur so wimmelte. Doch jetzt im Herbst hatten wir sogar die gesamte Pension für uns allein. Es hatte nicht viel Überzeugungsarbeit gebraucht um Mama dazu zu bewegen, mich zu begleiten. Sie war zwar etwas erstaunt über die Wahl des Reiseziels, aber sie war einfach froh, ein paar gemeinsame Tage mit mir verbringen zu können. Unser Zimmer, so wie die Pension insgesamt, war schon etwas in die Tage gekommen. Aber es war sauber und für uns völlig ausreichend.

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Ich fühlte mich direkt in meine Kindheit zurückversetzt und musste an den gemeinsamen Urlaub in Drei Seen zurückdenken. Damals hatte Papa uns gerade verlassen als herauskam, dass er nicht der Vater meiner älteren Schwester war. Und um mich und auch sich selbst abzulenken, war Mama mit mir in Berge gefahren. Trotz der schlimmen Umstände, die Anlass für den Ausflug waren, wurde es ein wundervoller Urlaub. Und wie in unserer Blockhütte damals hatten wir auch hier in der Pension einen gemütlichen Kamin, an dem wir uns von dem kalten Regenwetter aufwärmen konnten.

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Die Urlaubsstimmung von damals lebte noch einmal richtig auf, als wir am nächsten Tag das Twinbrooker Herbstfest besuchten. Wir ließen uns von dem stetigen Nieselregen nicht abhalten und nahmen sogar an einem Apfelbeißwettbewerb teil. Mama stellte sich nicht gerade geschickt an und ich gewann haushoch.

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Auch einen Besuch im Geisterhaus ließen wir uns nicht nehmen. Man sollte meinen, dass solche Attraktionen nur für Kinder gruselig sind, aber mir lief es kalt den Rücken herunter bei all den unheimlichen Geräuschen und Schreckgestalten im Inneren.

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So sehr ich die gemeinsame Zeit mit Mama genoss, so war ich doch nicht alleine deswegen nach Twinbrook gekommen. Nein, mein eigentliches Ziel war es meine Schwester Kinga ausfindig zu machen, damit Mama und sie sich endlich aussprechen konnten. Und da unser kurzer Urlaub bald schon vorbei sein würde, begann ich gleich am nächsten Morgen mit meiner Suche. Kinga hatte mir zwar verraten, dass sie nun in Twinbrook lebte, die genaue Adresse blieb sie mir aber schuldig. Sie hatte wohl schon geahnt, dass ich ungebeten in ihrem Leben auftauchen könnte. Ich versuchte also mich in meine Schwester hineinzuversetzen und entschied, dass sie sich wahrscheinlich wie schon zu Teenagerzeiten immer noch gerne in Clubs und Bars aufhielt. Eine Eckkneipe in der Innenstadt erschien mir sehr vielversprechend. Doch im Inneren herrschte gähnende Leere und von Kinga war weit und breit keine Spur. Vielleicht hätte ich meine Suche doch lieber abends beginnen sollen statt morgens um 11 Uhr.

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Lediglich eine Bedienung stand gelangweilt hinter der Bar. Es gab nichts Schlimmeres für mich, als fremde Menschen anzusprechen. Aber ich überwand mich und sprach die Dame direkt an. „Guten Morgen, ich bin auf der Suche nach einer Frau, Kinga Blech…ach, nein, Kinga Mazur heißt sie ja jetzt. Sie muss hier in der Stadt leben und ich hatte gehofft, dass Sie sie möglicherweise kennen könnten.“

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„Meinen Sie etwa unsere Feuerwehrfrau Frau Mazur?“ Ich nickte eifrig. „Ja, die kommt hier abends ab und an vorbei. Seitdem sie Mutter geworden ist, sind die Besuche aber seltener geworden.“ „Kennen Sie zufällig die Adresse von Frau Mazur“, hakte ich nach, erfreut gleich beim ersten Versuch einen Treffer gelandet zu haben. Doch die Bardame kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Warum wollen Sie das denn wissen? Wer sind Sie überhaupt?“

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„Ich bin eine alte Schulfreundin. Anastasia Beaverhausen“, antwortete ich, bevor ich genau darüber nachdenken konnte. Es erschien mir irgendwie sinnvoll nicht zu verraten, dass ich Kingas Schwester und auf der Suche nach ihr war. Ich traute Kinga zu, dass sie sofort untertauchen würde, wenn sie erführe, dass ich in Twinbrook war. „Ich bin geschäftlich in der Stadt und dachte, es wäre nett, meine Freundin bei Gelegenheit zu besuchen. Nur leider habe ich ihre Adresse nicht mehr im Kopf und ihre alte Handynummer scheint auch nicht mehr aktuell.“ Mein unschuldiges Lächeln schien die Bardame besänftigt zu haben. Sie nannte mir Kingas Anschrift, die ich umgehend in der Kontaktliste meines Smartphones abspeicherte.

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Sim-Maps sei Dank war es nicht schwer herauszufinden, wo sich Kingas Haus befand. Dort hin zu kommen war schon das größere Problem. Wie der Name schon vermuten ließ, befand sich die Sumpfloch-Chaussee…nun ja…eben mitten im Sumpf. Das es unaufhörlich regnete, verschob ich den Besuch auf den nächsten Tag, in der Hoffnung, es würde besseres Wetter geben. Doch auch am nächsten Morgen hingen dunkle Wolken über Twinbrook, die ihre schwere Last über der Stadt entluden. Doch noch länger wollte ich nicht warten, denn ich spürte schon, wie mein Entschluss, Mama und Kinga zusammenzuführen, ins Wanken geriet. Ich überzeugte meine Mutter daher, trotz des Regens eine Wanderung in den Sumpf zu unternehmen. Und nachdem wir uns Gummistiefel für sie bei der Pensionsbesitzerin geliehen hatten, ließ sie sich auch dazu erweichen.

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Trotz des Regens hatte der herbstliche Sumpf etwas sehr Schönes an sich. Hier und da hörte man noch einen Frosch quaken oder sah einen Vogel, der mit aufgeplustertem Gefieder in den immer kahler werdenden Bäumen saß. Geschützt unter unseren Regenschirmen spazierten wir umher. Selbst meine Mutter begann, den Ausflug zu genießen. „Hier ist es ja ohnehin immer nass“, sagt sie erheitert. „Was macht da das bisschen Wasser zusätzlich von oben schon aus?“ Ich konnte ihr nur zustimmen. Es war gut, dass sie in bester Laune war. Das konnte bei der Konfrontation mit meiner Schwester nur hilfreich sein. Und die Ortungsfunktion meines Handys verriet, dass wir Kingas Haus bald erreicht haben würden.

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Als wir um die nächste Ecke bogen, konnte ich es auch schon sehen. Ja, da war es tatsächlich. Ich erkannte die Fassade und die Veranda von den Bildern, die Kinga mir gezeigt hatte. Es war an der Zeit, meinen Plan in die Tat umzusetzen. „Oh Gott, oh Gott, oh Gott, meine Blase platzt gleich“, begann ich zu jammern. Meine Mutter sah mich skeptisch an. „Kannst du es denn nicht noch etwas aushalten? Zur Not musst du eben in die Büsche gehen. Hier in der Einöde ist doch ohnehin niemand.“ „In die Büsche“, rief ich gespielt entsetzt. „Am Ende spring mich noch ein Frosch an. Nein, aber halten kann ich auch nicht mehr. Oh nein, oh nein. Aber warte, da ist doch ein Haus! Ich werde einfach mal klingeln und fragen, ob ich die Toilette benutzen kann.“ Bevor sie Einspruch erheben konnte marschierte ich eilig auf Kingas Haus zu und Mama folgte mir dicht auf, nachdem sie ihre Überraschung überwunden hatte.

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„Pummelchen, du weißt doch gar nicht, was hier für Leute wohnen, so mitten im Sumpf“, protestierte meine Mutter. Doch da hatte ich die Klingel schon längst gedrückt. Einen Moment fürchtete ich schon, es könnte niemand daheim sein. Doch dann hörte ich Schritte und die Tür wurde geöffnet. „Hallo Ki“, begrüßte ich verlegen lächeln meine Schwester, die mich perplex anstarrte.

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„Klaudi? Was machst du den hier“, fragte sie erstaunt, aber nicht unerfreut. „Wie hast du meine Adresse herausgefunden? Ich hätte wissen müssen, dass meine kleine Schwester schon Mittel und Wege finden würde um mich aufzuspüren. Das schein uns wohl in den Genen zu liegen.“ Ich wusste zwar nicht, worauf sie damit anspielte, aber viel Zeit zu überlegen blieb mir nicht. Denn plötzlich verfinsterte sich ihr Gesicht. „Nein!“, knurrte sie. „Du hast nicht wirklich SIE hergeführt.“​
 
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Nach dem ganzen Stress mit der Schwiegermutter bin ich recht froh, dass Klaudia wenigstens von ihrer Familie Rückhalt und Freude für das Baby bekommt. Auch, dass es ihre Mutter endlich dazu bringt, über diesen wunden Punkt Kinga zu reden, ist sehr positiv. Für Klaudia ist es sicher hilfreich, hier Bestätigung zu finden, auch wenn ihr das eher beim sich Dinge einreden und sich überzeugen lassen hilft als alles andere. Immerhin versucht Oxana ihr ein realistisches Konzept nahezubringen, Vertrauen statt wahrer Liebe, dann ist sie vielleicht nicht ganz so schnell enttäuscht, doch Francescos Vertrauen wird wahrscheinlich noch weniger zu gewinnen sein als seine Zuneigung.

Francesco scheint ja wenig begeistert von dem kommenden Kind zu sein. Da frage ich mich doch welcher Teil mehr gespielt ist, der fürsorgliche oder der kalte Teil der Unterhaltung. Da ist man sich ja nie sicher ob der im nächsten Moment nicht doch die Flucht ergreift.
Ich bin froh, dass Klaudia in Zukunft wenigstens nicht mit der Schwiegermama unter einem Dach leben muss. Ein ewiger schweigender Streit und Einmischerei wäre für Klaudia wahrscheinlich zu viel im Haushalt, und Francesco würde wohl die Dauerfluchtsgeschäftsreisenabfolge beginnen. Das wird sowieso noch schwierig genug werden, wenn das Kind erst geboren ist, und Eleonore Einfluss auf dessen Erziehung nehmen will, wovon ich schwer ausgehe, soll ja schließlich ein wohlerzogener pflichtbewusster Fürst (oder Fürstin) werden.

Ich kann verstehen, dass Klaudia mit dem kommenden Kind Friede in der eigenen Familie schaffen will, aber die Art und Weise klingt für mich eher destruktiv. Mir ist schon klar, das allein mit Überzeugungsarbeit es lange dauern würde, Kinga dazu zu bekommen mit ihrer Mutter zu sprechen, aber sie so zu überfahren ist schlicht unfair. Was soll sie denn machen? Es vor Mann und Kind auf einen offenen Streit ankommen lassen? Vermutlich wird sie beide vor die Tür setzen und dann ist erst einmal Schluss mit Versöhnung. Und was soll Oxana ihr denn sagen was sie versöhnt? "Ich wollte nur das Beste"? Wird kaum was helfen. Warum wartet Klaudia nicht einfach ab? Kommt Kinga erst einmal allein besuchen, oder mit Baby, plaudert ausgiebig mit ihr, bittet sie um eine Chance. Mir ist auch schleierhaft wie diese todschüchterne Frau, die bei jeder Gelegenheit im Boden versinkt, sich diese Aktion trauen kann. Da steckt mehr Mut dahinter als sie sich im Leben je zurechnen würde, und ich hoffe nur, sie wird nicht allzu sehr darunter leiden.

LG Lunalumi
 
Hui, da ist in der Zwischenzeit ja einiges passiert bei Klaudia!
Zunächst mal fand ich es ganz, ganz furchtbar, wie unterwürfig und fast kriecherisch Klaudia sich gegenüber Eleonore verhielt, nachdem diese ihr ganz "großmütig" noch eine zweite Chance gegeben hat. Das tat ja schon fast weh, mitansehen zu müssen, wie sie sich da erniedrigt... :argh:
Umso mehr war ich dann verblüfft, dass Klaudia auf einmal doch bereit ist, ihre Verlobung über den Haufen zu werfen und sich mit Eleonore, Francesco und Joanna anzulegen, um mit Gernot zusammenzusein! Das freute mich natürlich sehr, weil sie da endlich mal bereit ist für etwas zu kämpfen, das ihr wichtig ist. :nick: Allerdings kann ich Gernots Zögern nachvollziehen. Dass die Freundin von einem anderen schwanger ist, darüber freut sich sicher niemand... Irgendwie denke ich, dass er für so eine Entscheidung doch etwas mehr Zeit zum Überlegen gebraucht hätte. Sehr bedauerlich auf jeden Fall, dass es so endet und dass Klaudia dann eben doch bei Francesco bleiben will.
Klaudias Gespräch mit Oxana fand ich sehr schön, auch wenn Oxana ihrer Tochter ja eher noch Mut macht, dass es mit einer Vernunftehe funktionieren kann. Für mich ist der große Unterschied, dass Oxana und Dominik sich vorher kannten und Freunde waren, also wenigstens auf einer Wellenlänge lagen.
Dass Eleonore Francesco noch nichts von der Schwangerschaft gesagt hat und das Klaudia überlässt, ist ja endlich mal eine richtige Entscheidung aus ihrer Ecke. Aber warum erwartet Klaudia denn, dass Francesco wütend reagieren könnte? Er war es doch, der nicht verhüten wollte - ich war davon ausgegangen, dass er durchaus die Absicht hatte, möglichst schnell für einen Erben zu sorgen. Dass er dann erstmal sagt, dass das seine Mutter freuen wird.... oh mann...:rolleyes: Ein bisschen Hoffnung habe ich aber doch, dass er und Klaudia sich über das Kind näher kommen. Ein eigenes Haus fern von Muttern ist da vielleicht ein guter Anfang! :nick:
Oh, und dann reisen Oxana und Klaudia nach Twinbrook zu Kinga! Twinbrook ist ja eine meiner Lieblingsstädte in Sims 3... :love: Hast du das mit dem Traveler gemacht? Mmh, wie Klaudia die beiden da so einfach zusammenführt, ohne dass eine der beiden etwas ahnt, finde ich allerdings nicht in Ordnung, da stimme ich lunalumis Ausführungen vollkommen zu... Ich kann ja verstehen, dass sie sich wünscht, die beiden sollen sich versöhnen, aber besonders für Kinga ist das ein absoluter Überfall, und dann auch noch direkt bei ihr zu Hause. Fair ist das nicht... :nonono:

LG, Boni
 
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@Lunalumi

Nach dem ganzen Stress mit der Schwiegermutter bin ich recht froh, dass Klaudia wenigstens von ihrer Familie Rückhalt und Freude für das Baby bekommt.
Alles andere hätte mich bei Klaudias Eltern auch sehr gewundert.

Für Klaudia ist es sicher hilfreich, hier Bestätigung zu finden, auch wenn ihr das eher beim sich Dinge einreden und sich überzeugen lassen hilft als alles andere.
Nun, wenn man keinen Ausweg aus einer Situation hat, dann ist es vielleicht gar nicht mal schlecht zu versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Eine positive Grundeinstellung kann dabei sicher sehr hilfreich sein.

…doch Francescos Vertrauen wird wahrscheinlich noch weniger zu gewinnen sein als seine Zuneigung.
Francesco wird Klaudia vorerst sicher nicht seine tiefsten Gefühle offenbaren, nein, das ganz sicher nicht. Aber es dürft für Klaudia nicht so schwer werden ihn davon zu überzeugen, dass sie als Lady an seiner Seite einen guten Eindruck machen wird und er sich auf sie in dieser Rolle verlassen kann.

Francesco scheint ja wenig begeistert von dem kommenden Kind zu sein.
Nun, Francesco ist ein Mann, der nur schwer seine Gefühle zeigen kann, zumindest nicht die positiven. Dass er nicht deutlich negativ reagiert, ist tatsächlich positiv. Vielleicht freut er sich nicht unbedingt über das Kind, denn das Gefühl der Freude ist ihm einfach nicht vertraut, aber er hat nichts dagegen.

Das wird sowieso noch schwierig genug werden, wenn das Kind erst geboren ist, und Eleonore Einfluss auf dessen Erziehung nehmen will, wovon ich schwer ausgehe, soll ja schließlich ein wohlerzogener pflichtbewusster Fürst (oder Fürstin) werden.
Da könntest du Recht haben ;)

Ich kann verstehen, dass Klaudia mit dem kommenden Kind Friede in der eigenen Familie schaffen will, aber die Art und Weise klingt für mich eher destruktiv.
Ja, Klaudias Verhalten in diesem Kapitel wurde von vielen negativ aufgefasst, wovon ich ehrlich gesagt überrascht war. Ich war wohl so sehr in ihrer Rolle, dass ich nur die positiven Aspekte ihres Vorhabens gesehen habe. Aber deshalb liebe ich die Kommentare der Leser meiner Geschichte. So bekomme selbst ich noch einen anderen Blickwinkel darauf.

Warum wartet Klaudia nicht einfach ab? Kommt Kinga erst einmal allein besuchen, oder mit Baby, plaudert ausgiebig mit ihr, bittet sie um eine Chance.
Ja, jetzt im Nachhinein sehe ich auch, dass das zwar die langwierigere, aber für alle Beteiligten besser Lösung gewesen wäre. Auf der anderen Seite passt es aber zu Klaudia, dass sie anders vorgegangen ist. Das ist ein wenig so, als sie damals erlaubt hat Jamie bei sich einzuziehen, obwohl sie wusste, dass es Magda verletzen könnte.



Danke für deinen Kommentar!



@Boni


Zunächst mal fand ich es ganz, ganz furchtbar, wie unterwürfig und fast kriecherisch Klaudia sich gegenüber Eleonore verhielt
Klaudia ist ein so konfliktscheue Mensch, dass sie fast alles über sich ergehen lassen würde, wenn sie dadurch eine offene Konfrontation vermeiden kann. Für sie selbst ist das natürlich schlecht, für ihre künftige Rolle als Lady in Eleonores Augen aber die ideale Eigenschaft.

Umso mehr war ich dann verblüfft, dass Klaudia auf einmal doch bereit ist, ihre Verlobung über den Haufen zu werfen und sich mit Eleonore, Francesco und Joanna anzulegen, um mit Gernot zusammenzusein!
Manchmal kann Klaudia einen auch überraschen. Wenn der Leidensdruck zu hoch wird, wächst sie schon mal über sich hinaus.

Allerdings kann ich Gernots Zögern nachvollziehen.
Ich hab mir versucht vorzustellen, wie ich in der Situation handeln würde. Könnte ich wirklich das Kind eines fremden akzeptieren? Ich weiß es nicht. Zumal der leibliche Vater ja immer präsent sein wird. Eine ganz schwierige Sache.
Aber ich gebe dir Recht, dass Gernot mehr Zeit zum Nachdenken hätte eingeräumt werden müssen. Aber inzwischen wissen wir ja, dass es Klaudia mit Warten nicht so hat. Sie trifft schnell mal überstürzte Entscheidungen.

Klaudias Gespräch mit Oxana fand ich sehr schön, auch wenn Oxana ihrer Tochter ja eher noch Mut macht, dass es mit einer Vernunftehe funktionieren kann.
Nun, ja das tut sie wohl. Wobei man das „kann“ betonen sollte.

Für mich ist der große Unterschied, dass Oxana und Dominik sich vorher kannten und Freunde waren, also wenigstens auf einer Wellenlänge lagen.
Dominik und Oxana kannten sich zwar, aber Oxana konnte ihn nicht ausstehen. Deshalb hat sie ja auch ihm das Kind untergeschoben. Es sollte ein Mann sein, bei dem es ihr egal ist, dass sie ihn damit verletzen könnte. Nun ja, dann ist ja alles etwas anders gekommen…

Dass Eleonore Francesco noch nichts von der Schwangerschaft gesagt hat und das Klaudia überlässt, ist ja endlich mal eine richtige Entscheidung aus ihrer Ecke.
Eleonore ist kein Unmensch. Sie hat nur andere Prioritäten in ihrem Leben. Erst gilt die Verantwortung dem Volk gegenüber. Persönliches Glück ist nur zweitrangig.

Aber warum erwartet Klaudia denn, dass Francesco wütend reagieren könnte?
Tja, weil sie Klaudia ist und vor jedem Angst hat :lol: Außerdem ist es nicht sehr schicklich für einen Lord, wenn er seine Verlobte vor der Hochzeit schwängert. Sie hat Angst, dass er ihr diesen Fehler anlasten könnte, auch wenn du Recht hat, dass eigentlich er die Verantwortung dafür trägt.

…ich war davon ausgegangen, dass er durchaus die Absicht hatte, möglichst schnell für einen Erben zu sorgen.
Nein, Absicht war das nicht. Aber ganz ungelegen wird es ihm auch nicht kommen. Seine Mutter wird ihm sicher schon länger damit in den Ohren gelegen haben, dass es Zeit für einen Erben wird.

Ein bisschen Hoffnung habe ich aber doch, dass er und Klaudia sich über das Kind näher kommen. Ein eigenes Haus fern von Muttern ist da vielleicht ein guter Anfang!
Wer weiß, wer weiß ;)

Twinbrook ist ja eine meiner Lieblingsstädte in Sims 3...
C:\Users\Robert\AppData\Local\Temp\msohtmlclip1\01\clip_image001.gif
Hast du das mit dem Traveler gemacht?
Ich finde auch, dass Twinbrook echt gut gelungen ist. Die Stadt hat richtig Atmosphäre. Und ja, ich habe den Traveler genutzt. Dieser Mod ist einfach Gold wert. Ich benutze ich ständig, um meine Sims in die unterschiedlichsten Nachbarschaften reisen zu lassen.

Mmh, wie Klaudia die beiden da so einfach zusammenführt, ohne dass eine der beiden etwas ahnt, finde ich allerdings nicht in Ordnung, da stimme ich lunalumis Ausführungen vollkommen zu...
Dazu habe ich oben schon etwas geschrieben. Vielen Dank für deine Sicht der Dinge und vielen Dank für den Kommentar!
 
Kapitel 49: Unbeschreibliche Wut

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Zornig funkelte Kinga unsere Mutter an. Als ich mich ebenfalls zu ihr umdrehte, erschrak ich beinah. Alle Farbe war aus Mamas Gesicht gewichen. Mit weit aufgerissenen Augen stand sie dort, unfähig sich zu rühren oder etwas zu sagen. 13 lange Jahre hatte sie ihre Tochter nicht zu Gesicht bekommen. Und nun stand sie auf einmal vor ihr.

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Unter anderen Umständen hätte es ein Moment des Glücks werden können. Doch die Reaktion meiner Schwester machte alle Hoffnungen, die ich mir im Vorfeld gemacht hatte, mit einem Schlag zunichte. „Dazu hattest du kein Recht“, feuchte sie mich an und stieß mich unsanft zur Seite. Dann wandte sie sich an Mama. „Verschwinde von hier, Mutter! Ich hab dir gesagt, dass ich dich niemals wieder sehen will! Was ist an diesen Worten nicht zu verstehen gewesen. Hau ab! Verschwinde aus meinem Leben und lass dich nie, nie wieder hier blicken! Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!“

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Das war mehr, als unsere Mutter ertragen konnte. Ihre Hände begannen so stark zu zittern, dass sie den Schirm nicht länger halten konnte. Sie hatte diese Worte schon einmal von Kinga zu hören bekommen. Und vor 13 Jahren hatten sie ihr bereits das Herz gebrochen. Man hätte meinen können, dass es beim zweiten Mal leichter wurde. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Sie konnte es nicht ertragen, nicht noch einmal. Schluchzend drehte sie sich um und lief davon.

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Und jetzt platze auch mir der Kragen. „Wusste das wirklich sein, Ki?! Ist es langsam nicht genug?! Herr Gott, wie viele Jahre müssen denn noch vergehen, bis du Mama verzeihen kannst?“ Kinga wollte protestieren, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ja, Mama hat einen Fehler gemacht. Sie hat dich belogen, aber doch nur, weil sie dein Bestes wollte. Kannst du oder willst du das einfach nicht verstehen? Seit Jahren vergeht kein Tag, an dem sie sich nicht deswegen Vorwürfe machen würde. Aber mehr als entschuldigen kann sie sich nicht, Ki! Sie kann nicht ungeschehen machen, was passiert ist. Sie kann auch deinen leiblichen Vater nicht wieder lebendig machen. Aber ist es nicht schlimm genug, dass du nie die Chance hattest ihn kennen zu lernen? Musst du deswegen auch Mama von dir weg stoßen? Kinga, werd endlich erwachsen und vergib ihr! Es ist lange genug böses Blut geflossen!“

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Doch meine Schwester ließ sich nicht überzeugen. „Du verstehst das einfach nicht, Klaudia. Sie hat mir weiß gemacht, ein anderer Mann wäre mein Vater. Sie hat zugelassen, dass ich einen Mann liebte, der gar nicht mein Vater war und mit einem Schlag hat sie mir jede Verbindung zu ihm genommen. Wie soll man so etwas verzeihen?“ „Du hast dich selbst von Papa abgewendet“, entgegnete ich entschieden. „Er liebt dich heute noch genauso wie vor 20 Jahren. Nur weil du nicht seine Gene trägst, bist du nicht weniger seine Tochter geworden. Es war deine Entscheidung sich von ihm abzuwenden. Mama hatte damit nichts zu tun, also gib ihr nicht die Schuld dafür.“ Ich merkte, wie die Wut in meiner Schwester nachließ. Aber sie war zum Einlenken immer noch nicht bereit.

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Ich wagte einen letzten Versuch. „Denk an David, deinen Sohn“, flehte ich sie an. „Soll er ohne seine Großeltern aufwachsen? Wie willst du ihm später erklären, dass er sie nie kennenlernen durfte, weil du nicht über deinen Schatten springen konntest? Wirst du damit leben können? Und wirst du auch damit leben können, dass du deinen Neffen oder deine Nichte niemals wirst kennenlernen dürfen?“ Bei diesen Worten strich ich mir über meinem Bauch, dem man die Wölbung langsam ansehen konnte. Erst begriff Kinga nicht, doch dann weiteten sich ihre Augen. „Bist du etwa…“, fragte sie und ich nickte zur Bestätigung. „Du wirst Tante, Ki. Aber ich meine es ganz ernst wenn ich sage, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will, wenn du Mama nicht vergeben kannst. Ich will nicht, dass mein Kind Umgang mit einem so verbitterten und hasserfüllten Menschen wie dir hat.“

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Ich wartete gar nicht erst Kingas Reaktion ab sondern drehte mich um und ging hinaus in den Regen. Unweit des Hauses entdeckte ich Mama, die immer noch bitterlich weinte. Ich ging auf sie zu und bot ihr unter meinem Schirm Schutz. „Mami, es tut mir leid, dass ich dich hierher gebracht habe. Ich wollte nur helfen. Ich dachte, wenn du und Kinga, wenn ihr euch erst seht, dann könnt ihr einander vergeben. Jetzt erkenne ich, wie naiv ich war und wie sehr dich das verletzt hat. Komm, Mami, lass uns zurück in die Pension gehen und anschließend sofort nach Rodaklippa zurückkehren. Hier hält uns doch nichts mehr.“

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Wir waren gerade im Begriff zu gehen, als uns Kingas Stimme aufhielt. „Nein, bitte, geht nicht.“ Überrascht blieben Mama und ich stehen. Kinga war uns nachgelaufen, bleib aber in einem Abstand zu uns stehen. „Klaudi, bleib bitte…und Mutter…du auch.“ Es war zu hören, wie viel Überwindung sie die letzten Worte kosteten.

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Zitternd ergriff Mama meine Hand und gemeinsam drehten wir uns um. Kinga kam langsam auf uns zu. Sie konnte sie dennoch nicht überwinden, auch die letzten Meter zu gehen. Betroffen schaute sie zu Boden und zerzauste sich mit der freien Hand das kurze Haar. Mit geschlossenen Augen atmete sie mehrmals tief durch, doch dann begann sie zu sprechen: „Mutter, es…es tut mir leid, was ich dir eben an den Kopf geworfen habe. Ich…ich hasse dich nicht. Es tut einfach nur so weh, dich zu sehen. Ich kann es nicht abstellen und dabei möchte ich es doch. Ich bin es müde, wütend zu sein. Aber ich weiß einfach nicht mehr, wie es sich ohne Wut anfühlt.“

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Ich wusste nicht, ob ich Kinga an Mamas Stelle vergeben hätte. Doch sie musste darüber nicht einmal nachdenken. „Kinga, mein Töchterchen, du musst mir gar nichts erklären. Ich verstehe es doch.“ Dicke Tränen flossen ihre Wangen hinunter. „Ich bin deine Mutter und ich liebe dich bedingungslos. Kein Wort was du sagst, könnte daran jemals etwas ändern.“

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Und plötzlich warf Kinga ihren Schirm beiseite und drückte unsere überwältigte Mutter fest an sich. „Mutti, es tut mir alles so leid“, schluchzte Kinga und zitterte am ganzen Körper. Und auch ich war den Tränen nah. Noch nie hatte ich meine Schwester so erlebt. Sie ließ in diesem Moment alle Mauern fallen. Ohne den Mantel aus Zorn und Provokation war da bloß eine zarte, verletzliche Frau. „Schhhh, Töchterchen, es ist ja alles gut“, redete Mama behutsam auf sie ein und ich bewunderte sie für ihre Stärke. „Dir braucht nichts leid zu tun. Ich war dir niemals, niemals böse.“

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Die beiden verharrten für eine Weile eng umschlungen, bis Kinga sich wieder von Mama löste. Mit dem Daumen wischte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Der für Kinga so ungewöhnliche emotionale Moment war vorüber, aber der Geist der Vergebung war immer noch zu spüren. „Klaudi, Mutter, kommt doch bitte rein“, bat sie uns. „Hier im Regen holen wir uns ja noch alle den Tod.“​
 
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Erstmal noch ein Ko-Kommi ;):
denn das Gefühl der Freude ist ihm einfach nicht vertraut
Oh oh, das hört sich ja furchtbar an... :argh: So langsam denke ich, dass Francesco wirklich ernsthafte Probleme hat - er scheint ja fast jede persönliche Regung zu unterdrücken und alles dem "Familienunternehmen" unterzuordnen. Ich habe Zweifel, ob man wirklich dauerhaft so leben kann...

Klaudia ist ein so konfliktscheue Mensch, dass sie fast alles über sich ergehen lassen würde, wenn sie dadurch eine offene Konfrontation vermeiden kann.
Ja schon, aber es ist doch ein Unterschied, ob man nach außen hin alles über sich ergehen lässt um der Harmonie willen, sich aber zumindest innerlich seinen Teil denkt - oder ob man tatsächlich aufrichtig dankbar ist gegenüber jemandem, der einen eigentlich ständig demütigt. Ich fand es schrecklich, dass sie Eleonore gegenüber tatsächlich dankbar ist in der Situation... :nonono:

Dominik und Oxana kannten sich zwar, aber Oxana konnte ihn nicht ausstehen.
Ja, das ist mir mittlerweile auch klar geworden :lol: - letztes Wochenende hatte ich nämlich endlich mal viiiel Zeit und habe mir Oxanas Geschichte nochmal von Anfang an durchgelesen (einen Teil kannte ich schon, aber das war schon zu lange her) - einen Kommi schreibe ich dazu auch noch, wenn ich die Zeit finde! :) Aber wenigstens hat Oxana ihn erst geheiratet, als sie ihn wenigstens mochte.

Nun zum aktuellen Kapitel:
Oxana tat mir furchtbar leid in diesem Kapitel - sie hätte es bestimmt schwer verwinden können, wieder so abgelehnt zu werden. Nachdem ich Oxanas Geschichte nun zuende gelesen habe, finde ich es allerdings eher verzeihlich, dass sie Kinga den Vater verschwiegen hat, als dass sie ihre Tochter Joanna und deren Organisation überlassen hat. Aber da Kinga offenbar ihren Werdegang dort nicht infrage stellt, kann sie ihrer Mutter wohl eher verzeihen, sie dorthin gezwungen zu haben. Klaudias Verhalten finde ich hier allerdings schlimm - sie versucht Kinga damit zu erpressen, dass sie nichts mehr mit Kinga zu tun haben will, wenn sie nicht Oxana verzeiht?! Das finde ich absolut daneben, mal ganz abgesehen davon, dass man ehrliches Verzeihen sowieso nicht erzwingen kann... :nonono: Da haben Klaudia und Oxana aber Glück, dass Kinga offenbar innerlich schon halb zu einer Aussöhnung bereit war, als sie vor ihrer Tür standen, so dass es am Ende doch gut ausgeht! Ich hoffe nun, dass Kinga sich vielleicht auch wieder Dominik annähert, die beiden hatten früher doch so ein gutes Verhältnis...

LG, Boni
 
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@Boni

Ich habe Zweifel, ob man wirklich dauerhaft so leben kann...

Ich kann es mir vorstellen, auch wenn ich es nicht gerade für ein angenehmes Leben halten würde. Aber Francesco hat es schon so verinnerlicht, dass er nicht einmal merkt, dass ihm etwas felhlt.

Ich fand es schrecklich, dass sie Eleonore gegenüber tatsächlich dankbar ist in der Situation...
Da wird deutlich, wie gut Eleonore ihre Psychospielchen beherrscht.

- letztes Wochenende hatte ich nämlich endlich mal viiiel Zeit und habe mir Oxanas Geschichte nochmal von Anfang an durchgelesen
Ui, dass ist ja toll. Und auf deinen Kommentar freue ich mich schon sehr!

Aber wenigstens hat Oxana ihn erst geheiratet, als sie ihn wenigstens mochte.
Ja, bei der Hochzeit hat sie ihn immerhin gemocht. Geliebt hat sie ihn dennoch nicht. Sie ist des Kindes wegen bei ihm geblieben.

Oxana tat mir furchtbar leid in diesem Kapitel - sie hätte es bestimmt schwer verwinden können, wieder so abgelehnt zu werden.
Ja, die ganze Sache hätte furchtbar nach hintern los gehen können. Aber das ist typisch Klaudia. Mit der Absicht gutes zu tun, richtet sie oft nur noch mehr Unheil an. Aber zum Glück ist es diesmal glipflich ausgegangen.

Aber da Kinga offenbar ihren Werdegang dort nicht infrage stellt, kann sie ihrer Mutter wohl eher verzeihen, sie dorthin gezwungen zu haben.
Kinga ist in der Organisation sogar richtig glücklich. Mehr dazu gibt es aber im heutigen Kapitel zu lesen.

Da haben Klaudia und Oxana aber Glück, dass Kinga offenbar innerlich schon halb zu einer Aussöhnung bereit war, als sie vor ihrer Tür standen, so dass es am Ende doch gut ausgeht!
Diesen Willen zur Aussöhnung hatte Kinga ja schon angedeutet, als sie damals bei Klaudia aufgetaucht war. Aus den Gesprächen kann man das erahnen. Wahrscheinlich hat genau das, Klaudia dazu bewegt, die Versöhnung auf diese radikale Art und Weise voran zu treiben.

Ich hoffe nun, dass Kinga sich vielleicht auch wieder Dominik annähert, die beiden hatten früher doch so ein gutes Verhältnis...
Auch hier will ich auf das kommende Update verweisen ;)

Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Kapitel 50: Zweite Chance

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Obwohl Kinga sie immer noch Mutter nannte, war die Kälte aus dem Wort verschwunden. Die Erleichterung auf Seiten meiner Mutter war fast greifbar. Und sie folgte nur zu gerne der Einladung, ins Haus zu kommen. Denn hier erwartete sie ihr kleiner Enkel, den sie bislang noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Die Freude über dieses Kennenlernen war auf beiden Seiten nicht zu übersehen.

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Doch ich ahnte, dass Mama noch viel mit Kinga zu besprechen hatte. Also nahm ich ihr David ab und gab den beiden die Gelegenheit, sich ungestört zu unterhalten. Ich ging mit meinem Neffen in sein Zimmer und der nahm mich gleich bei der Hand um mich zu seinem Steckkasten zu führen. Es war wundervoll ihm dabei zuzusehen, wie begeistert er die Bauklötze in die dafür vorgesehen Öffnungen steckte. Und wenn es mal nicht ganz so gut klappte, half ich ihm. In diesem Moment konnte ich es kaum abwarten, mit meinem eignen Kind genauso da zu sitzen.

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Das Gespräch zwischen Kinga und Mama verlief nicht einfach. Über die Jahre hatten sich die Probleme aufgetürmt und beiden war klar, dass man nicht einfach so tun konnte, als ob nie etwas vorgefallen wäre. Dafür war zu viel böses Blut geflossen. Man konnte die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Und beide erkannte, dass sie jetzt über alles sprechen musste, sonst würde sich dieses Gelegenheitsfenster schließen und möglicherweise nie wieder öffnen. „Warum musstest du mich anlügen, Mutter?“ Das war die Frage, die Kinga am meisten auf der Seele brannte. Doch es gab keine einfache Antwort darauf. „Kinga, Schatz, ich habe oft darüber nachgedacht. Möglicherweise hätte ich anders handeln können. Ich hätte Albert sagen können, dass ich schwanger von ihm war, mit allen Konsequenzen, die das mit sich gebracht hätte. Aber so oft ich darüber nachdenke, ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass es richtig war, ihm nichts zu sagen. Damit habe ich ihn geschützt, seine Familie, aber auch mich und dich. Glaubst du es wäre in einer Kleinstadt wie Sierra Simlone Stadt, wo jeder jeden kennt, einfach für dich geworden als Tochter einer Ehebrecherin? Ich wollte dir das ersparen.“

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„Und Schatz, habe ich dir mit Dominik nicht einen guten Ersatzvater gesucht? Er hat dich geliebt und er tut es immer noch. Ganz egal, ob du nun sein leibliches Kind bist, oder nicht. Ich hoffe inständig, dass du auch ihn wirst wieder lieben können. Auf die Gene kommt es doch nicht an. Nein, so zu tun, als ob Dominik dein Vater sei, war die beste Entscheidung gewesen. Und wäre es nach mir gegangen, ihr beiden hättet niemals erfahren müssen, dass ihr nicht Vater und Tochter seid. Ich hätte dieses Geheimnis mit mir ins Grab genommen und ihr beide wärt glücklich gewesen, so wie ihr es wart, bevor alles ans Licht kam. Ich kann verstehen, dass du das anders siehst, Schatz. Ich kann verstehen, dass du dich von mir um zwei Väter betrogen fühlst. Um den einen, den du nie kennenlernen durftest, und um den anderen, den ich dir entrissen habe. Aber ich kann nur beteuern, dass es niemals in meiner Absicht lag, dich zu verletzen. Aber könnte ich die Zeit zurückdrehen, ich würde alles wieder genauso machen.“

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Meine Schwester blickte unsere Mutter eindringlich an. Zum ersten Mal in ihrem Leben erlaubte sie es sich, die ganze Geschichte durch die Augen meiner Mutter zu betrachten. Oh ja, sie hielt Mamas Entscheidung immer noch für falsch und die über Jahre angeeignete Wut und der Zorn ließen sich nur schwer zurückdrängen. Aber plötzlich verstand Kinga, warum unsere Mutter glaubte so handeln zu müssen, wie sie es tat. Und dieses Verständnis machte es ihr einfacher, zwar nicht zu vergessen, aber doch zu vergeben.

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Ja, die Entscheidung meinen Vater auch als Kingas Vater auszugeben, hielt meine Mutter für absolut richtig. Aber mit einem anderen Entschluss hatte sie schon seit Jahren schwer zu kämpfen. Und auch das musste jetzt geklärt werden. „Kinga, Schatz, war es die richtige Entscheidung von mir, dich damals in die Obhut meiner Schwester zu geben? Es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht vorwerfe, dass ich mich nicht genug angestrengt habe, dir aus eigener Kraft zu helfen. Vielleicht…vielleicht hätten wir eine Therapie versuchen sollen. Vielleicht hättest du nur mehr Zeit gebraucht, um…“

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Kinga unterbrach sie. „Nein Mutter, das hätte nichts gebracht. Dafür steckte ich schon viel zu tief im Sumpf aus Hass, Alkohol und Drogen. Wie oft habe ich dich dafür verflucht, dass du mich zu Tante Joanna geschickt hast. Aber wenn ich heute daran denke, was aus mir ohne diese Entscheidung geworden wäre, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Ich war am Ende, Mutter. Aber dein Mut mich gehen zu lassen, hat mich gerettet. Es war hart, aber dadurch habe ich in Justice einen neuen Lebensinhalt gefunden.“ Die Erwähnung von Justice, der Mafia-ähnlichen Organisation der Tante Joanna vorstand, von der ich aber nichts wusste, löste in Mama nicht den Schrecken aus, den sie selbst erwartet hatte. Tief im Inneren hatte sie immer geahnt, dass ihre Zwillingsschwester einen Preis für ihre Hilfe einfordern würde. Doch solange dieser Preis gut für Kinga war, und danach sah es aus, war sie gerne bereit ihn zu bezahlen. „Mutter, ich werfe dir vieles vor, aber in diesem Fall hast du richtig entschieden.“

*****

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Wir blieben noch bis zum späten Abend bei Kinga und Mama erhielt auch noch die Gelegenheit, Kingas Ehemann Olek kennenzulernen. Ich hatte meine Mutter selten so zufrieden erlebt, wie bei unserer Rückfahrt mit dem Taxi zur Pension. Umgehend rief sie Papa an, um ihm zu berichten, was sich ereignet hatte. Während ich auf einer Gitarre spielte, die ich im Aufenthaltsraum gefunden hatte, lauschte ich, wie sie ein ums andere Mal zwischen herzlichem Lachen und Freudentränen wechselte.

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Zum Schluss drückte sie mir den Telefonhörer in die Hand. „Spätzchen“, hörte ich meinen Vater mit zittriger Stimme sagen, „ich bin dir so dankbar, dass du das für Mama gemacht hast.“ „Nicht nur für Mama“, entgegnete ich sogleich. „Ich hab das auch für dich gemacht. Ich weiß doch, wie sehr du Kinga lieb hast.“ Ich hörte ein Schluchzen am anderen Ende der Leitung. Dann räusperte sich mein Vater. „Verdammtes Regenwetter. Da hab ich mich doch glatt erkältet“, versuchte er sich herauszureden, aber ich wusste genau, wie gerührt er war. Endlich, nach so vielen Jahren, kehrte wieder Frieden in unsere Familie ein.

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Natürlich trafen wir uns auch am nächsten Tag mit Kinga. Diesmal kam sie zu uns in die Pension. Und auch sie bedankte sich bei mir dafür, dass ich sie dazu gezwungen hatte, mit Mama zu reden. Und sie entschuldigte sich für die harschen Worte, die sie mir am Vortag an den Kopf geworfen hatte.

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Natürlich verzieh ich ihr. Um ehrlich zu sein, hatte ich unsere Auseinandersetzung bereits völlig vergessen. Und jetzt konnte ich mit ihr auch die Freude über meine Schwangerschaft teilen. Und ich erzählte ihr von Francesco. Nicht die geschönte Story, die ich sonst berichtete, sondern die Wahrheit, wie sie auch Mama und Tante Joanna kannten. „Und du willst diesen Francesco wirklich heiraten?“, fragte sie, als ich geendet hatte. Auch darüber hatte ich hier in Twinbrook noch einmal in Ruhe nachdenken können. Und die Antwort war ja. Ich wollte Francesco heiraten, denn mein Kind gehört einfach zu seinem Vater.

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„Wirst du zu meiner Hochzeit kommen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Kinga sah mich erst überrascht an, aber dann begann sie zu lächeln. „Das werde ich mir doch nicht entgehen lassen. Schließlich habe ich doch nur eine Schwester. Außerdem bin ich auf meinen Schwager gespannt. Ein echter Lord also?“ Ich war überglücklich. Am liebsten hätte ich Kinga noch gefragt, ob sie meine Trauzeugin werden wollte. Aber ich ahnte, dass ich damit den Bogen vielleicht überspannt hätte. Die Wunde begann gerade erst zu verheilen und die Narben konnten jeden Moment wieder aufbrechen, wenn wir nicht vorsichtig waren.​
 
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Endlich führen Oxana und Kinga das Gespräch, das sie schon vor 13 Jahren hätten haben sollen, aber besser spät als nie. Und vielleicht ist Kinga ja auch erst jetzt reif genug und hat genügend Distanz zu der Vergangenheit, um sich in Oxanas Entscheidung, Kingas Herkunft zu verschweigen, hineinversetzen zu können, auch wenn sie sie nicht billigt. Auch wenn ich mit der Art der "Anbahnung" durch Klaudia immernoch nicht einverstanden bin, freue ich mich doch, dass die beiden endlich wieder miteinander reden. Und irgendwie bin ich auch froh zu hören, dass Oxana in der Zwischenzeit mit ihrer Entscheidung, Kinga in Joannas Obhut zu geben, hart zu kämpfen hatte, denn das war etwas, mit dem ich in Oxanas Geschichte nur schlecht zurecht kam. Dass es tatsächlich der einzige Weg gewesen sein soll, um Kinga von den Drogen wegzubekommen, bezweifle ich weiterhin. Aber entscheidend ist ja, dass Kinga selbst davon überzeugt ist und ihr Leben so annimmt, wie es ist. Irgendwie hat mir Dominik in dieser Situation ein bisschen gefehlt, aber wenigstens hat Klaudia ihn ja angerufen und ihm alles erzählt. Wenn Kinga zu Klaudias Hochzeit kommt, dann wird er sie sicher auch endlich wiedersehen.
Bin gespannt, ob denn nun bald der große Tag stattfindet, oder ob es vorher nicht doch noch zu unvorhergesehenen Verwicklungen kommt! :D

LG, Boni
 
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Kapitel 51: Hochzeitsvorbereitungen

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Wieder Zuhause angekommen wurde es höchste Zeit, sich mit den Hochzeitsvorbereitungen zu beschäftigen. Dazu traf ich mich mit meiner zukünftigen Schwiegermutter Lady Eleonore und Francescos Schwester Alexis auf Schloss Hardsten. „Ich habe mir überlegt, dass die Trauung in der kleinen Kapelle oben auf den Klippen stattfinden könnte“, begann ich zu erzählen, als ich nach meinen Vorstellungen gefragt wurde. „Von dort oben hat man so eine schöne Aussicht aufs Meer. Und ihr beiden und meine Familie würden dort sicherlich Platz finden. Und die Feier könnten wir dann hier auf Hardsten ausrichten. Hier ist ja mehr als genug Platz.“

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„Aber Klaudia, Kind, was redest du denn da für einen Unsinn. Eine fürstliche Hochzeit in einer winzigen Kapelle!“, empörte sich Lady Eleonore. „Nein, der Lord von Rodaklippa wird natürlich in der Kathedrale getraut. Ich habe bereits mit dem Bischof gesprochen und er ist hoch erfreut. Und in der Kathedrale wird auch genug Platz für alle Gäste sein. Wir werden natürlich eine Einladung zum Herzog nach Simnorsk schicken. Und dass die Lords und Ladys der benachbarten Lordschaften eingeladen werden, ist bereits beschlossene Sache.“

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„Und die Hochzeitsfeier wird auf Schloss Utökad abgehalten, wie es seit Generationen üblich in unserer Familie ist“, stimmt Alexis mit ein. „Ach, Klaudia, du wirst eine wunderschöne Braut sein, in deinem weißen Atlaskleid und dem Schleier aus französischer Chantilly-Spitze. Ich kann es kaum erwarten, dich den Mittelgang der Kathedrale entlangschreiten zu sehen.“ Ich erkannte entsetzt, dass ich bei meiner eigenen Hochzeit kein Mitspracherecht haben würde. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein zu glauben, dass ich tatsächlich mitentscheiden durfte? Lady Eleonore und Alexis hatten bereits alles bis ins Detail geplant. Ich sollte dankbar dafür sein, dass sie mich wenigstens im Voraus über ihre Pläne in Kenntnis setzten.

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Wie wenig ihnen an meiner Meinung gelegen war wurde deutlich, als ich nur zu bereitwillig die Erlaubnis erhielt mich für eine Weile in den Garten zurückziehen zu dürfen. Auf diese Weise konnten Lady Eleonore und Alexis in Ruhe die Hochzeit planen. Die frische Abendluft tat mir gut. Zwar litt ich nicht mehr länger unter Morgenübelkeit, aber dafür spielte mein Kreislauf manchmal etwas verrückt. Ich atmete gerade tief durch, als mich der Klang einer vertrauten Stimme zusammenzucken ließ.

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„Na, hast du genug von dem Gerede von Mutter und meiner Schwester?“ Ich war so in Gedanken vertieft gewesen, dass ich Francesco gar nicht auf der Steinbank unter der Eiche bemerkt hatte. „Die beiden können sehr anstrengend werden, wenn sie sich erst einmal für ein Thema begeistern. Und dann wird es schwierig, gegen sie anzukommen. Ich hab es mir daher angewöhnt, gleich das Feld zu räumen. Das spart Zeit und Nerven.“

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Ich musste bei seinen Worten lächeln. Aber glücklich machte es mich nicht, kein Mitspracherecht bei meiner eigenen Hochzeit zu haben. Und leider sah es nicht danach aus, als ob ich in dieser Hinsicht Unterstützung von Francesco erwarten konnte. Das führte wiederum dazu, dass ich erneut die gesamte Hochzeit in Frage stellte. Meine Unsicherheit war so groß, dass ich sie zum ersten Mal auch Francesco gegenüber zur Sprache brachte. „Bist du dir sicher, dass wir das richtige tun? Ich meine…warum willst du überhaupt mich heiraten? Du könntest doch vermutlich jede haben. Warum also ausgerechnet ich?“

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Francesco blickte mich ernst an und ließ sich einen Moment Zeit für seine Antwort. „Der Hauptgrund, Klaudia, ist, dass meine Mutter unsere Hochzeit für eine gute Idee hält. Sie hat dich für mich als passende Frau ausgesucht und ich vertraue ihrem Urteil in dieser Hinsicht blind. Sie war immer um mein Wohl, aber insbesondere das Wohl unserer Familie bedacht. Und wenn Mutter sagt, du bist die richtige Frau, um Lady von Rodaklippa und Mutter des nächsten Erben zu sein, dann stelle ich das nicht in Frage.“

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„Und die letztere Aufgabe hast du ja bereits glänzend erfüllt…oder zumindest fast.“ Seine Mine wurde deutlich freundlicher bei diesen Worten. „Du erwartest mein Kind. In diesem Fall bleibt uns gar keine andere Wahl, als die Ehe einzugehen. Und ich hätte es weitaus schlimmer treffen können. Optisch gibt es an dir wenig zu bemängeln, Klaudia, und im Gegensatz zu vielen anderen Frauen denke ich nicht unentwegt, dass ich meine Zeit auch sinnvoller hätte nutzen können, als sie in deiner Gegenwart zu verbringen.“ Sollte das ein Kompliment gewesen sein? Ich war mir nicht sicher, ob ich versuchte einfach, es als solches aufzunehmen. Immerhin wusste ich jetzt genau, dass Francesco nicht an unserer Entschluss zu heiraten zweifelte. Und das gab mir Mut, es auch nicht zu tun.

*****

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Einige Wochen später bat mich Magda, mich etwas aufzubrezeln. Das war leichter gesagt als getan, dann bedingt durch die Schwangerschaft passten mir meine normalen Klamotten nicht mehr so richtig. Aber schließlich grub ich doch noch etwas aus dem Schrank, was bei Magda Anklang fand und in das ich dennoch hinein passte. Dann verdeckte sie mir die Augen und führte mich ins Wohnzimmer. Der Sinn des Ganzen wurde mir offenbart, als sie die Hände von meinen Augen nahm und eine Horde von Frauen wild „Überraschung!“ schrie. „Ein Junggesellinnenabschied?“, fragte ich überwältigt und Magda nickte eifrig.

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Magda hatte Mama, Tante Joanna, Alexis und meine Galeristin Melinda zu diesem Anlass eingeladen. Eigentlich hatte sie geplant, mit mir und den anderen Frauen die Innenstadt von Rodaklippa unsicher zu machen. Aber Alexis hatte darauf hingewiesen, dass sich so ein Benehmen für die zukünftige Lady nicht gehörte. Und Magda musste schließlich nachgeben und sich mit einer intimen Privatparty begnügen, die auch noch möglichst weit vor dem eigentlichen Hochzeitstermin datiert war, damit die Presse gar nicht erst auf die Idee kam, dass sich etwas ereignen könnte. In diesem Fall war ich sehr froh über das Eingreifen meiner baldigen Schwägerin, denn ich hätte mir nichts schlimmeres Vorstellen können, als verkleidet und umringt von einer Horde betrunkener Frauen von Kneipe zu Kneipe zu ziehen und fremde Leute anzusprechen, die mir etwas abkaufen oder Spielchen mit mir spielen sollten. Stattdessen konnte ich mich in ruhiger Atmosphäre mit den Menschen unterhalten, die mir wichtig waren und ihren Lobreden auf meine baldige Heirat lauschen.

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Aber es wurde nicht nur geredet. Ich weiß gar nicht wer damit begonnen hatte, aber plötzlich liefen alle mit Kissen bewaffnet umher und schlugen aufeinander ein, dass die Federn nur so umherflogen. Ich bekam vor lauter Lachen beinah keine Luft mehr. Und das die ein oder andere Feder im Salat landete, war uns in der Situation auch egal.

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Magda nutzte die Gelegenheit, um Alexis besser kennenzulernen und ich hatte endlich mal Zeit mich ganz in Ruhe mit Melinda zu unterhalten. In der Galerie kamen wir neben dem geschäftlichen Teil kaum dazu, uns auch privat zu unterhalten. Die Schwangerschaft und die baldige Hochzeit führten zusätzlich dazu, dass ich kaum noch malte und sie so noch weniger sah. So hatte Melinda mir noch gar nicht richtig gratuliert und bestaunte nun meinen Babybauch.

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Und Mama und Tante Joanna drehten die Musik auf und legten eine flotte Sohle aufs Parkett. Die beiden lieferten sich ein regelrechtes Tanz-Battle. Man konnte sehr gut erkennen, dass sie in ihren Jugendjahren viel Zeit in Clubs und Discos verbracht haben mussten und verlernt hatten sie davon nichts. Als ich die beiden so tanzen sah, kam mir der entsetzliche Gedanke, dass Magda einen Stripper engagiert haben könnte. Doch zum Glück kannte meine Cousine mich inzwischen gut genug um zu wissen, dass ich keinen Spaß dabei gehabt hätte, mir einen halb nackten, fremden Mann anzusehen und womöglich noch mit ihm tanzen zu müssen. Nein, da sah ich doch lieber meiner Mama beim Tanzen zu.

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Alkohol war in meiner Situation ein absolutes Tabu. Das hielt aber meine übrigen Gäste nicht davon ab, das ein oder andere Gläschen Sekt zu trinken. Das führte dazu, dass sie noch ausgelassener Tanzen und Feiern wollten. Und irgendwann schnappte sich Magda sogar die Sektflasche, schüttelte sie kräftig, ließ den Korken knallen und richtete dann die Sektfontäne direkt auf ihre Mutter. Im ersten Augenblick dachte ich noch, Tante Joanna würde furchtbar böse werden, doch sie lachte nur und forderte Magda sogar auf, den Strahl direkt in ihren Mund zu richten. So ging die Party noch viele Stunden weiter und erst sehr, sehr spät kam ich in meinem Bett zur Ruhe.

*****

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Da mir Lady Eleonore und Alexis ohnehin alle Entscheidungen bezüglich der Hochzeit abnahmen und ich weder die Lust noch die Kraft hatte mich gegen die beiden aufzulehnen, konnte ich ganz in Ruhe die Adventszeit genießen. Alle paar Tage erhielt ich ein Update von den beiden, welches ich abnicken durfte um wenigstens den Schein eines Mitspracherechts zu wahren. Heiligabend und die Festtage verbrachte ich abwechselnd bei meinen Eltern und bei Francescos Familie auf Schloss Hardsten. Aber es blieb mir auch noch genug Zeit um vermutlich zum letzten Mal mit Jamie und Magda zu feiern.

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Die Bescherung hielten wir bereits am frühen Nachmittag des Heiligen Abends ab. Beide erhielten von mir eine Kleinigkeit, die aber von Herzen kam. Für meine Cousine hatte ich ein schönes Parfüm besorgt, um ihr noch einmal dafür zu danken, dass sie mir so dabei geholfen hatte abzunehmen und mein Styling zu verändern. Und Jamie erhielt eine signierte Ausgabe eines Romans seines Lieblingsautors. Aber das eigentliche Geschenk hatten die beiden schon einige Tage zuvor erhalten. Wir waren beim Notar und Magda und Jamie wurden offiziell als Eigentümer des Hauses eingetragen, sodass sie auch nach meinem Auszug unbesorgt hier wohnen bleiben konnten.​
 
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Oh schön, es geht direkt mit den Hochzeitsvorbereitungen weiter! :lalala:
Ja.... Weniger schön ist, dass Klaudia dabei offenbar eher überflüssig ist. Ich hatte zwar auch damit gerechnet, dass sie dabei nicht viel zu entscheiden hätte, aber...
in deinem weißen Atlaskleid und dem Schleier aus französischer Chantilly-Spitze
... das Hochzeitskleid wird ihr auch vorgeschrieben?!? Das geht doch zu weit... :argh:
Ich sollte dankbar dafür sein, dass sie mich wenigstens im Voraus über ihre Pläne in Kenntnis setzten.
Ich hoffe, dass sie das ironisch meint. Aber ich fürchte, sie meint es ernst... :rolleyes:

Und dann kommt es endlich zu einer ziemlich erhellenden Begegnung mit ihrem Zukünftigen:
Ich hab es mir daher angewöhnt, gleich das Feld zu räumen. Das spart Zeit und Nerven.
Na supi. Also auf seine Unterstützung darf sie schon mal nicht hoffen, falls sie sich doch mal gegen Eleonore durchsetzen muss. :naja: Und dann erreicht Klaudia ja wirklich mal einen Durchbruch:

Ich meine…warum willst du überhaupt mich heiraten? Du könntest doch vermutlich jede haben. Warum also ausgerechnet ich?
ENDLICH!!!! Oh mann, auf diese Fragen warte ich jetzt schon seit wer-weiß-wie-vielen Kapiteln!!! :lol: Und dann das...

Der Hauptgrund, Klaudia, ist, dass meine Mutter unsere Hochzeit für eine gute Idee hält. Sie hat dich für mich als passende Frau ausgesucht und ich vertraue ihrem Urteil in dieser Hinsicht blind. Sie war immer um mein Wohl, aber insbesondere das Wohl unserer Familie bedacht. Und wenn Mutter sagt, du bist die richtige Frau, um Lady von Rodaklippa und Mutter des nächsten Erben zu sein, dann stelle ich das nicht in Frage.
Uuuuaaaaahhh! Also schlimmer kann's ja bald nicht mehr kommen... Moment. Vielleicht doch.

Optisch gibt es an dir wenig zu bemängeln, Klaudia, und im Gegensatz zu vielen anderen Frauen denke ich nicht unentwegt, dass ich meine Zeit auch sinnvoller hätte nutzen können, als sie in deiner Gegenwart zu verbringen
:Oo: Da frage ich mich doch ernsthaft, ob er sich gerade über Klaudia lustig macht, oder ob er das wirklich ernst meint. Und weiß nicht, welche der beiden Alternativen ich schlimmer fände. Ich frage mich ehrlich gesagt, ob Francesco überhaupt schon mal eine Frau geliebt hat. Und ob er dazu wohl überhaupt in der Lage ist. Jedenfalls ist er mir jetzt denkbar unsympathisch...
Immerhin wusste ich jetzt genau, dass Francesco nicht an unserer Entschluss zu heiraten zweifelte.
Ja, Klaudia ist mal wieder dankbar für jeden Strohhalm... :rolleyes:

Dann also der Jungesellinnen-Abschied:

Magda musste schließlich nachgeben und sich mit einer intimen Privatparty begnügen
Naja, wenigstens profitiert Klaudia hier endlich mal von den ganzen Beschränkungen, die mit ihrem zukünftigen "Adelsstatus" zusammenhängen! ;)

Und ich muss sagen, mir ist sooo das Herz aufgegangen, als ich die Zwillinge Oxana und Joanna da wie zwei Teenager bei der Kissenschlacht und beim Tanz-Battle gesehen habe, als wäre all die Zeit nie vergangen... :nick: Da bin ich ganz sentimental geworden, weil ich sie ja schon in Areks Geschichte als Kinder gesehen habe. Das ist wirklich das Schöne an deinen Geschichten, sie ergeben zusammen eine richtige Familien-Saga!

Auch das letzte Weihnachtsfest mit den Freunden macht etwas sentimental, denn ich vermute mal, dass Magda und Jamie von nun an nicht mehr so eine große Rolle in Klaudias Leben (und damit in der Geschichte) spielen werden. Allerdings hoffe ich doch, dass zumindest Magda uns weiterhin ab und zu begleiten wird! :)

Hach ja, das war bisher wirklich eines meines Lieblingskapitel!!! Aber ich bleibe weiterhin gespannt, ob die Hochzeit nicht vielleicht doch noch verhindert wird! :glory:

LG, Boni
 
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Hallo Stev,

Da hat sich ja so einiges getan. Ich bin wirklich froh, dass Klaudias Aktion mit Kinga so gut ausgegangen ist. Das hätte auch böse ins Auge gehen können. Ausnahmsweise hat sie sich mal mutig hingestellt und ist für ihre Meinung eingetreten, und hat prompt Erfolg gehabt. Es ist schön zu sehen, dass dieser alte Bruch nun endlich die Chance bekommt zu heilen. Schon allein dass Kinga wieder mit ihrer Mutter redet, und ihr eine Chance gibt, und vielleicht auch mit ihrem (Stief)Vater wieder auskommen wird, ist wundervoll.

Auch, dass Klaudia in Kinga eine mögliche Verbündete findet, was Francesco angeht, ist großartig. Zwar wird Kinga schon einiges an Anlass brauchen, damit sie sich gegen ihr großes Vorbild Joanna stellt, die ja so für diese Zwangshochzeit war, aber wenn Kinga für eine Sache eintritt, dann richtig. Und die Möglichkeit offen über ihre Probleme und Sorgen zu reden ist schon nicht zu vernachlässigen.

Momentan kann Klaudia ja alles an Unterstützung brauchen, was sie bekommt, so wie ihre Schwiegermutter samt Tochter die Sache in die Hand nehmen. Da wird die Arme einfach totgeplant und untergebuttert. Da ist mit Wehren wohl nicht viel, wenn die Damen schon alles arrangiert haben. Es wäre das Beste für Klaudia, wenn sie hier klar macht, dasss ie nicht alles einfach hinnimmt. Dass sie sich einen Punkt rauspickt, der ihr wichtig ist, und auf den besteht. Dass eben nicht alles reibungslos so läuft wie Eleonore sich das wünscht, dass Klaudia einfach eine Person bleibt und nicht nur ein fürstliches Möbelstück dass nach Belieben verschoben und dekoriert wird. Aber danach sieht es im Moment wohl nicht aus. Immerhin hat sie ihre Verwandten und Freunde um sich, und auch wenn sie mehr als froh ist, dass ihr ein fröhlicher Zug durch die Stadt erspart geblieben ist, ist es doch schön, dass sie nicht im stillen Kämmerchen vor sich hin brütet bis es soweit ist. Leider ist das wohl eher ein Ablenkungsmanöver für sich selbst, sie redet sich ein dass schon alles gutgehen wird und alles besser wird. Dabei zeigt Francesco sich gerade von seiner unglaublich uneinfühlsamen Seite. Seine "Komplimente" sind allesamt Tiefschläge für Klaudia, und er merkt es nicht einmal (denn sich über Klaudia lustig machen passt meiner Meinung nach nicht zu ihm, schlechtes Benehmen und so). Das müsste ihm dringend mal jemand ins Gesicht sagen, dass solche Sprüche beleidigend, gemein und schmerzhaft sind, wenn er schon alleine nicht drauf kommt, aber Klaudia frisst das ja lieber in sich rein. Momentan sehe ich wirklich schwarz für diese Ehe.

LG Lunalumi
 
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@Boni

Und vielleicht ist Kinga ja auch erst jetzt reif genug und hat genügend Distanz zu der Vergangenheit,...
So ist es . Vor 13 Jahren wäre diese Gespräch nciht möglich gewesen. Kinga hätte die Worte damals nicht einmal an sich herankommen lassen, ganz zu schweigen davon, dass sie Oxana verstanden hätte. Aber jetzt, mit dem zeitlichen Abstand und ihren eigenen Erfahrungen als Mutter sieht das anders aus.

Und irgendwie bin ich auch froh zu hören, dass Oxana in der Zwischenzeit mit ihrer Entscheidung, Kinga in Joannas Obhut zu geben, hart zu kämpfen hatte, denn das war etwas, mit dem ich in Oxanas Geschichte nur schlecht zurecht kam.
Das war Oxanas schwerste Entscheidung. Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem sie sich nicht immer wieder gefragt hat, ob es die richtige Entscheidung war. Jetzt, wo sie gesehen hat, wie sich Kingas Leben geregelt hat, kommt sie aber mehr und mehr zu der Erkentniss, dass es richtig gewesen war.

Dass es tatsächlich der
einzige Weg gewesen sein soll, um Kinga von den Drogenweg zubekommen, bezweifle ich weiterhin.

Es hätte sicher Alternativen gegeben. Eine Klinik z.B. Aber wenn die Ärzte dort nicht hart durchgegriffen hätten, dann hätte Kinga ihnen schnell auf der Nase rumgetanzt. Oder sie hätte dort die Rolle der Gebesserten gespielt, um Zuhause wieder genau so weiterzumachen wie zuvor. Der Punkt ist, dass Kinga nicht eingesehen hat, dass sie Hilfe braucht. Selbst in Joannas Obhut hat es Jahre gedauert, bis sie zu dieser Erkenntnis gekommen ist.

Irgendwie hat mir Dominik in dieser Situation ein bisschen gefehlt, aber wenigstens hat Klaudia ihn ja angerufen und ihm alles erzählt.
Kinga muss die Situation ja auch erst einmal sacken lassen. Ich bin mir sicher, dass sie sich auch bald an Dominik wenden wird. Auch wenn sie oft etwas anderes behauotet hat, ganz egal war Dominik ihr nie.

Ja.... Weniger schön ist, dass Klaudia dabei offenbar eher überflüssig ist. Ich hatte zwar auch damit gerechnet, dass sie dabei nicht viel zu entscheiden hätte, aber...

Tja, wenn man schon bei der Wahl des Ehemannes nicht mitentscheiden durft, dann sollte man das bei der Hochzeitsfeier wohl auch nicht erwarten :lol:

... das Hochzeitskleid wird ihr auch vorgeschrieben?!? Das geht doch zu weit...
Sagen wir es mal so, sie wird sicher aus zwei oder drei vorausgesuchetenModellen aussuchen dürfen. Aber mehr ist nicht drinne.

ENDLICH!!!! Oh mann, auf diese Fragen warte ich jetzt schon seit wer-weiß-wie-vielen Kapiteln!!! Und dann das...
Tja, Klaudia braucht manchmal etwas länger, bis sie die entscheidenden Fragen stellt.

Da frage ich mich doch ernsthaft, ob er sich gerade über Klaudia lustig macht, oder ob er das wirklich ernst meint.
Er meint es volkommem ernst. Francesco ist kein unerhrlicher Mensch. Wenn man ihn direkt fragt, dann antwortet er ehrlich.

Ich frage mich ehrlich gesagt, ob Francesco überhaupt schon mal eine Frau geliebt hat.
Vermutlich nicht. Die Frage ist, ob er jemals jemanden geliebt hat, seine Mutter eingeschlossen. Ich denke, er ist zu diesemGEfühl nicht fähig, zumindest nicht in der klassischen Auslegung.

Und ich muss sagen, mir ist sooo das Herz aufgegangen, als ich die Zwillinge Oxana und Joanna da wie zwei Teenager bei der Kissenschlacht und beim Tanz-Battle gesehen habe, als wäre all die Zeit nie vergangen...
Ja, da ist selbst mir das Herz aufgegangen :lol:

Das ist wirklich das Schöne an deinen Geschichten, sie ergeben zusammen eine richtige Familien-Saga!
Deshalb schreibe ich ja so gerne weiter. Inzwischen sind es ja schon 10 Jahre.

...denn ich vermute mal, dass Magda und Jamie von nun an nicht mehr so eine große Rolle in Klaudias Leben (und damit in der Geschichte) spielen werden.
Die Rollen werden kleiner. Aber Magda wird weiterhin regelmäßig in der Geschichte auftauchen.

Aber ich bleibe weiterhin gespannt, ob die Hochzeit nicht vielleicht doch noch verhindert wird!
Lass dich überraschen *sing*

Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Er meint es volkommem ernst. Francesco ist kein unerhrlicher Mensch. Wenn man ihn direkt fragt, dann antwortet er ehrlich.
Ja, das hätte ich mir wohl denken können, dass er von der direkten Sorte ist. Lunalumi meinte ja auch schon, dass es nicht zu ihm passen würde, sich über Klaudia lustig zu machen. Aber die Antwort war so... seltsam! "Optisch wenig zu bemängeln"?!? Das klingt eher so, als würde er von einem Gebrauchtwagen sprechen, als von einer Frau. Und indirekt sagt er ja zudem, dass er die mit Frauen verbrachte Zeit zumeist als reine Zeitverschwendung betrachtet. Daraus spricht soviel Überheblichkeit und Arroganz, fand ich. Aber nachdem du nun geschrieben hast, dass sowohl Freude als auch Liebe ihm eher unbekannt sind, denke ich, dass Francesco einfach ganz anders tickt als die meisten Menschen, und dass er deshalb mit Menschen generell wenig anfangen kann, ohne es böse zu meinen oder etwas dafür zu können. Ich denke dann auch nicht, dass er sich überhaupt ändern könnte, selbst wenn er wollte, weil ihm ein Großteil des emotionalen Spektrums wohl gar nicht zur Verfügung steht. Das Gute daran könnte aus Klaudias Sicht sein, dass er vermutlich sehr zuverlässig und berechenbar ist, wenn man nur klare Absprachen trifft. (Es sei denn, dass er eines Tages nicht doch auf eine Frau trifft, die wirklich sein Interesse weckt - frage mich, ob das bei ihm nicht vielleicht doch möglich ist?) Aber das ist ja nicht unbedingt das, wonach Klaudia sich in ihrer eigenen Überemotionalität sehnt. Du bist schon fies, dass du da zwei solche krassen Gegensätze aufeinanderprallen lässt! =) Arme Klaudia, falls sie ihn wirklich heiratet... :zitter:

LG, Boni
 
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@Lunalumi

Ausnahmsweise hat sie sich mal mutig hingestellt und ist für ihre Meinung eingetreten, und hat prompt Erfolg gehabt.
Ich bin froh, dass du das positiv siehst. Für Klaudias Vorgehensweise musste ich mir nämlich viel (zum Teil durchaus berechtigte) Kritik anhören. Aber manchmal lassen sich Resultate nur mit extremen Mitteln erzielen. Und so war das meiner Meinung nach auch bei Oxana und Kinga.

Es ist schön zu sehen, dass dieser alte Bruch nun endlich die Chance bekommt zu heilen. Schon allein dass Kinga wieder mit ihrer Mutter redet, und ihr eine Chance gibt, und vielleicht auch mit ihrem (Stief)Vater wieder auskommen wird, ist wundervoll.

Zwar wird Kinga schon einiges an Anlass brauchen, damit sie sich gegen ihr großes Vorbild Joanna stellt, die ja so für diese Zwangshochzeit war, aber wenn Kinga für eine Sache eintritt, dann richtig.
Es müsste wirklich schon sehr viel passieren, bis Kinga sich gegen Joanna stellen würde. Die beiden Frauen denken sehr ähnlich. Daher denke ich, dass auch Kinga vorallem die Chancen für “Justice” sehenen würde, die mit dieser Ehe einhergehen. Aber schwesterliche Gefühle sollten niemals unterschätzt werden.

Und die Möglichkeit offen über ihre Probleme und Sorgen zu reden ist schon nicht zu vernachlässigen.
Das stimmt. Offen reden zu können kann unglauchlich hilfreich sein.

Es wäre das Beste für Klaudia, wenn sie hier klar macht, dasss ie nicht alles einfach hinnimmt. Dass sie sich einen Punkt rauspickt, der ihr wichtig ist, und auf den besteht.
Das würde am Kampf bedeuten. Und du kannst dir sicher sein, dass Eleonore das nicht vergessen würde und Klaudia lange dafür bazahlen lassen würde. Man sollte gut abschätzen, ob es das einem wirklich wert ist.

Leider ist das wohl eher ein Ablenkungsmanöver für sich selbst, sie redet sich ein dass schon alles gutgehen wird und alles besser wird.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und Klaudia war schon immer ein sehr optimistischer Mensch. Und ich glaube schon, dass man mit so einer Einstellung auch schwierrige Situationen leichter meistern kann.

Seine "Komplimente" sind allesamt Tiefschläge für Klaudia, und er merkt es nicht einmal
Er ist einfach erhrlich, schonungslos erhlich. Klaudia wollte die Wahrheit von ihm wissen, die hat er ihr gesagt. Ein echtes Komliment wird sie von ihm nur erhalten, wenn sie zuvor bewiesen hat, dass sie es verdient. Ihm einen Erben zu schenken wäre da schon mal der Anfang.

Das müsste ihm dringend mal jemand ins Gesicht sagen, dass solche Sprüche beleidigend, gemein und schmerzhaft sind,
Ja, denn er selbst wird es nicht merken. Und selbst wenn man es ihm sagt, dann würde er sich vielleicht sogar daran hallen, aber in seinem Inneren dennoch nicht einsehen, dass er mit seinem Verhalten einen Fehler macht.

Danke für deinen Kommentar!



@Boni

Aber die Antwort war so... seltsam! "Optisch wenig zu bemängeln"?!? Das klingt eher so, als würde er von einem Gebrauchtwagen sprechen, als von einer Frau.
Nun, wenn er gesagt hätte, er findest sie schön, dann wäre das einfach gelogen. Direkt hässlich ist sie aber auch nicht. Und genau das hat er versucht auszudrücken. Sie reißt ihn optisch nicht vom Hocker (wobei ich mir auch keine Frau vorstellen könnte, bei der er das denken würde), aber er hätte es auch weitaus schlimmer treffen können und ist ehrlcih dankbar dafür, dass es nicht so gekommen ist.

Und indirekt sagt er ja zudem, dass er die mit Frauen verbrachte Zeit zumeist als reine Zeitverschwendung betrachtet. Daraus spricht soviel Überheblichkeit und Arroganz, fand ich.
Es kommt sicher auf die Frauen an. Hier war es auf die Frauen bezogen, die ihn selbst gerne geheiratet hätten. Und mit denen konnte er bisher einfach nichts anfangen. Bei Klaudia ist das anders. Daher war das schon ein Kompliment von ihm. Er hat aber nicht allgemein etwas gegen Frauen. Auf geschäftlicher Ebene kommt er gut mit ihnen zurecht und kann sie auch respektieren. Für ihn muss sich jeder Mensch erst einmal beweisen. Ob Frau oder Mann spielt da keine Rolle.

Ich denke dann auch nicht, dass er sich überhaupt ändern könnte, selbst wenn er wollte, weil ihm ein Großteil des emotionalen Spektrums wohl gar nicht zur Verfügung steht.
Er könnte vielleicht lernen, es zu spielen, mehr aber auch nicht.

(Es sei denn, dass er eines Tages nicht doch auf eine Frau trifft, die
wirklich sein Interesse weckt - frage mich, ob das bei ihm nicht vielleicht doch möglich ist?)

Ganz ausschließen würde ich es nicht. Aber wie gesagt, ich kann mir diese Frau gerade nur schwer vorstellen.

Danke für den KoKo!
 
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Kapitel 52: Der große Tag

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Die Feiertage vergingen und das neue Jahr begann. Und ehe ich es mich versah war der Januar bereits zur Hälfte vorbei und der Tag meiner Hochzeit stand bevor. Bereits am frühen Morgen wurde ich von der Limousine abgeholt und auf Schloss Hardsten gebracht. Eine Stylistin wurde beauftragt, meine wilde Mähne zu zähmen und mein Make-up für den Tag perfekt zu machen. Eine Schneiderin half mir anschließend in mein Hochzeitskleid und nahm letzte Änderungen vor, damit es sich perfekt um meinen Babybauch legte. Und dann stand ich vor dem Spiegel und konnte es selbst nicht fassen, wie wunderschön ich aussah. Aus dem hässlichen, dicken Entlein war tatsächlich ein anmutiger Schwan geworden.

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Alexis betrat das Ankleidezimmer und musterte mich anerkennend. „Du siehst wunderschön aus, Klaudia. Jedes Mädchen in ganz Simskelad wird dich heute beneiden.“ Damit hatte Francescos Schwester sicherlich Recht. Doch ich bezweifelte stark, dass sie mich immer noch beneiden würden, wenn sie wüssten, dass es doch nur schöner Schein war. Francesco liebte mich nicht…und ich ihn auch nicht. Alexis bat mich, am Frisiertisch Platz zu nehmen. Als ich saß, überprüfte sie den festen Halt der Blumen in meinem Haar. Und dann bat sie mich, die Augen zu schließen und sie erst wieder zu öffnen, wenn sie mich dazu aufforderte.

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Ich kam ihrer Bitte nach und hörte, wie sie sich einige Schritte entfernte und eine Truhe öffnete. Dann kam sie wieder zurück und befestigte etwas in meinem Haar. „So, jetzt darfst du die Augen wieder öffnen“, verkündete sie schließlich. Ich tat es. Und der Anblick, der sich mir im Spiegel bot verschlug mir die Sprache. Ein Diadem! Ich drehte behutsam meinen Kopf und sah zu, wie das Licht der Lampen sich in den Steinchen zu unzähligen Regenbogen brach. „Sind das…sind das etwa echte Diamanten?“, fragte ich atemlos. Alexis nickte lachend. „Das Diadem ist schon seit vielen Jahren im Besitz unserer Familie. Meine Mutter hat es bei ihrer Hochzeit getragen und davor schon ihre Mutter. Du wirst heute zur Lady von Rodaklippa, Klaudia, und damit steht es von nun auch dir zu, ein solches Diadem zu tragen.“

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Damit war ich bereit. Francesco, Alexis und Lady Eleonore fuhren bereits vor, während ich wenig später mit einer eigenen Limousine zur erst vor wenigen Jahren errichteten Kathedrale gefahren wurde. Am Straßenrand entdeckte ich die Sicherheitskräfte, die die Schaulustigen, aber auch die Paparazzi zurückhielten. Ich fröstelte leicht, als ich aus dem Wagen stieg, und das lag nur zum Teil an den frostigen Januartemperaturen. Aber ich fand augenblicklich Trost in dem Anblick meines Papas, der mich bereits erwartet hatte. „Du siehst wunderschön aus, Spätzchen“, stellte er mit stolzgeschwellter Brust fest.

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Ich errötete bei seinem Kompliment. Dann reichte ich ihm meine Hand, damit wir gemeinsam die Kathedrale betreten konnten. Doch überraschend hielt Papa mich zurück. „Spätzchen, dir ist doch klar, dass du das nicht zu tun brauchst.“ Ich sah ihn verwundert an. Wusste er etwa, dass ich Francesco nicht aus Liebe heiratete? Der besorgte Blick in seinen Augen ließ keinen Zweifel daran, dass Mama ihn eingeweiht haben musste. „Nur weil du ein Kind von diesem Mann erwartest, musst du noch lange nicht seine Frau werden. Ich habe Ingrid, die leibliche Mutter deines Bruders Sky auch geheiratet, weil ich es damals für meine Pflicht hielt. Aber es hat weder mir noch ihr und schon gar nicht deinem kleinen Bruder Gutes gebracht. Und auch mit deiner Tante werden wir fertig. Lass nicht zu, dass jemand anderes dein Leben bestimmt.“

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Es war unbeschreiblich schön zu hören, dass mein Vater mich unterstützen würde, wie immer ich mich auch entschieden sollte. Aber ich war inzwischen schon zu weit gegangen, um noch einmal umkehren zu können. Und ich hatte viel Zeit gehabt, um nachzudenken. „Papa, ich werde Francesco heute heiraten. Ich habe mir das sehr gut überlegt. Ich glaube einfach, dass ich mit ihm und unserem Kind glücklich werden kann. Ich muss es zumindest versuchen. Alles andere würde ich mir ein Leben lang vorwerfen.“ Diese Antwort schien meinen Vater zufrieden zu stelle. Ich hakte mich bei ihm ein und Seite an Seite betraten wir das Gotteshaus.

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In der Vorhalle der Kathedrale wartete Alexis bereits auf mich. Sie befestigte einen langen Schleier an meiner Frisur und überreichte mir einen Blumenstrauß aus rosaroten Rosen. Nachdem sie sich versichert hatte, dass mein Kleid gut saß, betrat sie eilig das Längsschiff und nahm ihren Platz auf der Seite links des Altars ein. Dann ertönte die imposante Orgel. Ich atmete tief durch, hakte mich bei Papa unter und gemeinsam schritten wir durch das Portal. Ich spürte wie alle Blicke auf mich gerichtet waren. Meine Wangen glühten vor Nervosität und meine Knie fühlten sich an wie aus Gummi. Aber ich nahm all meine Selbstbeherrschung zusammen und schritt entschlossen auf den Altar zu.

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Relativ weit hinten sitzend entdeckte ich meine ältere Schwester Kinga und ihren Mann Olek. Sie waren also tatsächlich gekommen. Diese Erkenntnis zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Und ich freute mich nicht nur für mich, sondern auch für meine Eltern. Für Mama, aber auch ganz besonders für Papa, der Kinga nun zum ersten Mal seit vielen Jahren wiedersehen würde. Mein Einmarsch wurde nicht nur von der Orgel, sondern auch gesanglich von Magda begleitet. Am liebsten hätte ich meine Cousine als meine Trauzeugin gesehen. Doch Lady Eleonore machte mir entschieden deutlich, dass Magda aufgrund ihres Rufes in der Stadt für diese Rolle gänzlich ungeeignet wäre. Doch es gelang mir immerhin, sie als Sängerin an meiner Seite zu haben. Und Magda war sehr zufrieden damit, dass sie ihre Stimme einem so großen und bedeutenden Publikum präsentieren durfte.

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Begleitet von ihrem Ave Maria schritt ich auf den Altar zu. Ich wusste, dass ich damit mit jedem Schritt unausweichlich einer Ehe mit einem Mann näher kam, den ich nicht aus Liebe heiraten wollte. Und all meine Denkweisen und Erfahrungen sagten mir, dass das nicht richtig war. Aber ein Blick in die erwartungsvollen Gesichter meiner Familie ließ mich in meinem Entschluss nicht wanken. Mama sah aus, als ob sie sich wirklich für mich freuen würde. Es war keine überschwängliche Freude, die sie zur Schau stellte, aber ihr Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass sie sich mit meinem Entschluss zu heiraten inzwischen angefreundet hatte. Ich vermutete, dass meine Schwangerschaft maßgeblich dazu beigetragen hatte. Jamie schien der Glücklichste von allen zu sein, vermutlich weil er nicht ahnte, wie es zu dieser Ehe gekommen war. Aber das zeigt mir doch, dass ich für Außenstehende offensichtlich eine hervorragende Wahl getroffen hatte und das ließ mich hoffen, dass ich keinen zu großen Fehler beging. Auch Tante Joanna, Onkel Tobias und mein Cousin Jakób, der jüngere Bruder von Magda, saßen dort. Und sogar Onkel Orion, der jünger Bruder meiner Mutter, und seine Frau, Tante Desdemona, hatten es nach Rodaklippa geschafft. Dies war keine Selbstverständlichkeit, den selbst zehn Jahre nach Kriegsende war es schwierig eine Ausreisegenehmigung aus der früheren Sierra Simlone, der heutigen Sierra Simnistria, zu erhalten.

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Von den Mitgliedern meiner Familie schweifte mein Blick hinüber zum Altar. Und dort stand er, Francesco, der Vater meines ungeborenen Kindes und mein zukünftiger Ehemann. In seinem schwarzen Smoking sah er noch besser aus als sonst. Was auch immer ich von Francesco halten sollte, man konnte meiner Tante nicht vorwerfen, dass sie mir einen unansehnlichen Mann ausgesucht hätte. Natürlich war Aussehen nicht das Wichtigste, aber ich hatte am eigenen Leib erlebt, dass ein schönes Äußeres einige Dinge vereinfachte. Und ich mochte sein Aussehen, ich mochte es wirklich sehr. Vielleicht liebte ich es sogar. Und wenn ich erst sein Aussehen liebte, dann würde ich vielleicht auch ihn bald lieben. Und wenn ich ihn erst liebte, dass musste auch er anfangen mich zu lieben. Anders konnte es gar nicht sein.

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Gleich hinter Francesco stand mein kleiner Bruder Sky, der mein Trauzeuge sein würde. Er lächelte mir breit zu, als ich mich nährte. Und das gab mir die Gewissheit, dass alles gut werden würde. Auch Francesco lächelte…nun ja, soweit man bei ihm jemals von einem Lächeln sprechen konnte. Als Papa und ich fast bei ihm waren, streckte er seine Hand aus, um meine in Empfang zu nehmen. Papa streichelte zärtlich über meinen Handrücken und legte dann meine Hand in die von Francesco. „Lass mir niemals zu Ohren kommen, dass mein kleines Mädchen unglücklich ist“, sprach mein Vater eine deutliche Warnung aus. Doch Francesco blieb davon unbeeindruckt. „Sie wird immer gut versorgt sein“, erwiderte er gelassen. Das war nicht die Antwort, die Papa zu hören gehofft hatte. Aber er beließ es dabei. Was blieb ihm auch anderes übrig? „Ich hoffe, du wirst sehr glücklich, mein Spätzchen“, sagte er daher an mich gewandt, hauchte einen Kuss auf meine Wange und nahm auf einer Bank neben meiner Mutter Platz.

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Hinter dem Altar stand der Bischof von Rodaklippa, gekleidet in ein grünes Prachtgewand und mit der Mitra auf dem Kopf. Ich hatte schon einige Weihnachts- und Ostermessen mit ihm gefeiert und er hatte immer einen sympathischen Eindruck auf mich gemacht. Es hielt eine überzeugende Predigt und führte gekonnt durch die Liturgie. Schließlich wurden Francesco und ich dazu aufgefordert uns vor dem Altar niederzuknien und empfingen den Segen des Bischofs.

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Ein kleiner Junge, der Sohn von Lord und Lady Sanftmuth von Lugenlund, brachte die Ringe herbei, die nun ebenfalls vom Bischof gesegnet wurden. Der Baron von Simskelad hatte sich herzlich für unsere Einladung bedankt, sah sich aber außer Stande zu kommen. Dafür waren aber neben den Sanftmuths noch die Lords und Ladys Forstwacht von Djupenskog und Lachsigton von Mörksjön, zwei weiterer benachbarter Lordschaften Rodaklippas der Einladung gefolgt. Sie alle saßen auf der linken Seite der Kathedrale bei Francescos Mutter. Und dann war der Moment gekommen. Aus verständlichen Gründen hatten wir beschlossen, auch eigene Gelübde zu verzichten. Das war eine der wenigen Entscheidungen, bei der ich Lady Eleonore aus vollem Herzen hatte zustimmen können. Daher stellte der Bischof die alt hergebrachten Fragen.

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„Klaudia Virginia Blech, willst du den hier anwesenden Wilhelm Francesco Hartfels zu deinem Mann nehmen, ihn lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet, so antworte ‚Ich will‘“. Meine Stimme bebte. Immerhin musste ich vor Gott versprechen, diesen Mann mein Leben lang zu lieben. In diesem Moment kam ich mir wie niemals zuvor wie eine Heuchlerin vor. Aber ich sagte dennoch „Ich will“ und Francesco streifte mir meinen Ehering über.

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„Und willst du, Wilhelm Francesco Hartfels“, setzte der Bischof nach einer kurzen Pause fort, „die hier anwesende Klaudia Virginia Blech zu deiner Frau nehmen, sie lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet so antworte ebenfalls mit ‚Ich will‘“. „Ich will“, antwortete Francesco im Gegensatz zu mir mit fester Stimme. Mit zittriger Hand nahm ich seinen Ring von dem Kissen, welches der kleine Junge bereit hielt, und steckte ihn Francesco an den Finger.

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Der Bischof war zufrieden mit dem Verlauf der Zeremonie. Im Hintergrund ertönte bereits die Orgel als er sprach: „Im Namen Gottes und seiner Kirche bestätige ich den Ehebund, den ihr soeben geschlossen haben. Was Gott zusammengeführt hat, darf der Mensch nicht trennen. Ihr dürft euch nun küssen.“ Francesco legte seine Arme um mich und zog mich zu sich heran. Und als seine Lippen die meinen berührten, passierte etwas mit mir. Dieser Kuss war so anders als all die, die wir zuvor ausgetauscht hatten. Ich wusste nicht, ob der liebe Gott seine Hände im Spiel hatte, aber ich spürte ein herrliches Kribbeln im ganzen Körper. War das etwa…könnte es sein? Könnte es sein, dass ich wirklich begann Francesco zu lieben?​
 
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OMG, die Hochzeit!!! :scream:
Ok, ich geb's zu - ich bin totaaaaal hin- und hergerissen! :lol: Einerseits halte ich ja nichts von dieser Ehe, andererseits schmelze ich bei diesen Bildern dahin.... Das ist wohl meine automatische Reaktion auf Hochzeiten und Brautkleider und überhaupt... *seufz*... :schäm: Also wirklich, die Hochzeit ist dir so super gelungen! Klaudia ist kaum wiederzuerkennen, und das Kleid ist (von Alexis und Eleonore ;)) wundervoll ausgesucht für sie. Die strenge Frisur macht sie aber ein bisschen alt, finde ich - aber da muss ja auch das Krönchen drauf sitzen, von daher passt es wieder. So, und nun weiß ich auch endlich, wie Magdas Stimme klingt - wie die von Leona Lewis! :D Na dann hoffe ich jetzt aber auf eine steile Karriere! :nick:
Der Hinweis von Dominik vor der Kirche ist bestimmt lieb gemeint, aber kommt er damit nicht ein bisschen spät? Hätte mir gewünscht, dass er mit dem "Du musst das nicht tun"-Gespräch vielleicht doch etwas früher anfängt. Nicht erst, wenn Klaudias Bräutigam in voller Montur schon vor dem Altar wartet. Also ihn da jetzt sitzen zu lassen, das ginge ja selbst mir zu weit... :ohoh: Aber Klaudia bekommt ja eh keine Panik, sondern bleibt ruhig, auch vor den vielen Leuten in der Kirche. Schön, wie sie dort ihre Schüchternheit überwindet! (Und ich frage mich, wie du bloß diese Szene hinbekommen hast - alle sitzen so artig! %)) Oh, und es gibt prompt eine Antwort auf eine meiner Fragen zu Oxanas Geschichte: Orion und Desdemona sind also offenbar zumindest noch verheiratet.
Öhm, ja, Francesco sieht schon gut aus! :schäm: Wie Klaudia da allerdings ohne Punkt und Komma von Ich liebe sein Aussehen zu Ich liebe ihn zu Er liebt mich auch kommt, also die Logik entzieht sich mir da irgendwie! :lol: Vor allem finde ich es erstaunlich selbstbewusst, dass sie davon ausgeht, wenn sie ihn lieben würde, dass müsste er sie auch lieben - sie muss doch einfach schon mal von unerwiderter Liebe gehört haben? Irgendwann?? NEIN?!? :ohoh: Ich fürchte, die rosarote Brille beginnt schon zu wirken: Sein "Lächeln" sieht doch eher aus wie ein Zähnefletschen? Auch Klaudias letzter Gedanke lässt mich vermuten, dass sie sich da selbst etwas einredet. Einfach weil eine Hochzeit nun mal schön romantisch sein soll, bekommt sie nun prompt romantische Gefühle... Aber wer weiß, vielleicht bin ich da auch zu zynisch. Der Kuss sieht jedenfalls nett aus! =)

LG, Boni
 
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Stev,nur ganz kurz: die Hochzeit ist soooo toll und romantisch :love: ! Wie hast Du das bloss hingekriegt? Welche Posen vewendest Du? Die Kathedrale ist echt schön :up: ! Klaudia ist eine wunderschöne Braut,Francesco sieht sowieso toll aus,alles wäre so perfekt,wenn nur auch die Gefühle stimmen würden :( ....

Ich habe beim lesen der letzten Updates gemerkt,dass ich wohl Oxanas Geschichte nochmals durchgehen muss,ich habe zu viel vergessen :read: .
 
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@Boni

Einerseits halte ich ja nichts von dieser Ehe, andererseits schmelze ich bei diesen Bildern dahin....
Danke schön :)

Klaudia ist kaum wiederzuerkennen, und das Kleid ist (von Alexis und Eleonore
C:\Users\Robert\AppData\Local\Temp\msohtmlclip1\01\clip_image001.gif
) wundervoll ausgesucht für sie.
Man kann den beiden nicht vorwerfen, dass sie keinen Sinn für Stil hätten. Für mich persönlich war die Wahl des Kleides aber eingeschränkt, da es gar nicht mal so viele Kleider gibt, die auch von Schwangeren getragen werden können. Das was sie trägt ist sogar von EA selbst.

Die strenge Frisur macht sie aber ein bisschen alt, finde ich - aber da muss ja auch das Krönchen drauf sitzen, von daher passt es wieder.
Ich habe lange nach einer geeigneten Frisur gesucht. Und die erschien mir dann die Passendste.

So, und nun weiß ich auch endlich, wie Magdas Stimme klingt - wie die von Leona Lewis!
Oh Mist, dass sollte da eigentlich nicht stehen :lol:

Der Hinweis von Dominik vor der Kirche ist bestimmt lieb gemeint, aber kommt er damit nicht ein bisschen spät?
Ja, du hast natürlich Recht. Wahrscheinlich hat er Oxana versprochen, Still zu halten. Aber kurz vor der Kirche konnte er dann doch nicht mehr und musste Klaudia einen Ausweg aufzeigen.
Und ich frage mich, wie du bloß diese Szene hinbekommen hast - alle sitzen so artig!
Ich sag nur, 60 steuerbare Sims und ausgeschalteter freier Wille. Das war kein Spaß, diese Szenen zu drehen und mehrmals ist mir das Spiel abgeschmiert.

Orion und Desdemona sind also offenbar zumindest noch verheiratet.
Ja, das sind sie. Desdemona hat sich damals gegen Clemens und für Orion entschieden. Es gab aber manche Tage, wo sie diese Entscheidung bereut hat. Die Ehe der beiden ist immer noch schwierig. Orion lebt einfach für die Arbeit. Erschwert wurde es dadurch, dass sich Desdemonas Kinderwunsch nie erfüllt hat. Die beiden haben sich zwar zusammengerauft, aber eine übermäßig glückliche Ehe führen sie nicht.

Öhm, ja, Francesco sieht schon gut aus!
Ich wollte Klaudia mal auch was gutes Gönnen.

Wie Klaudia da allerdings ohne Punkt und Komma von Ich liebe sein Aussehen zu Ich liebe ihn zu Er liebt mich auch kommt, also die Logik entzieht sich mir da irgendwie!
Das ist nun einmal Klaudia. Man muss ihre Logik nicht immer verstehen ;)

Auch Klaudias letzter Gedanke lässt mich vermuten, dass sie sich da selbst etwas einredet.
Das ist ihre normale Taktik. Aber es hilft ihr, auch mit schwierigen Situation umzugehen. Und manchmal wendet sich einfach alles doch noch zum Guten.


@Dream

Danke :)
Posen habe ich hauptsächlich die hier verwendet. Die Kathedrale ist von mir selbst gebaut und an eine Kirche hier in Bielefeld angelehnt. Ja, ich finde auch, dass Klaudia eine wunderschöne Braut ist. Und wer weiß, vielleicht lasse ich sie ja doch noch glücklich werden ;)
Oxanas Story ist immer noch online, als leg los mit dem Lesen.
 
Kapitel 53: Moon River

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Ich hörte ein Seufzen durch den Kirchenbau gehen. Magda könnte ihre Tränen der Rührung nicht länger unterdrücken und heulte laut auf. Aber wer weiß, vielleicht waren es auch Tränen des Neids, da ich, ihr dicke, hässliche Cousine vor ihr einen Ehemann abbekommen hatte? Und dann auch noch einen Lord! Bei Magda konnte man nie wissen. Bei Papas Tränen zweifelte ich keine Sekunde, welchen Ursprung sie hatten. Er freute sich einfach für mich. Bei Mamas Tränen war ich mir nicht sicher. Waren es wirklich Freudentränen, oder trauerte sie doch, weil ich mich, wie schon sie vor mir, in eine Ehe ohne Liebe gestürzt hatte? Tante Joanna wirkte in jedem Fall höhst zufrieden, weil ihr Plan so gut aufgegangen war. Meinen Cousin schien die ganze Sache eher zu langweilen. Aber Onkel Orion freute sich ehrlich für mich und wurde darin nur noch von Jamie übertroffen, der selig grinste.

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Unter lautem Orgelgetöse zogen wir aus der Kathedrale aus. Bevor Lady Eleonore etwas dagegen unternehmen könnte, stürzten sich schon meine Eltern, meine Familie und meine Freunde auf Francesco und mich, um uns mit Glückwünschen zu überhäufen. Aus dem Augenwinkel sah ich deutlich, wie vor Ärger eine Ader auf der Stirn meiner Schwiegermutter…ich hatte jetzt tatsächlich eine Schwiegermutter…hervortrat. Eine solch öffentliche Zurschaustellung von Gefühlen war eindeutig nicht standesgemäß. Aber sie konnte sie jetzt nicht mehr verhindern, ohne ihr Gesicht noch weiter zu verlieren. Also machte sie gute Miene zum bösen Spiel.

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In schwarzen Reisebusen mit getönten Scheiben wurde die gesamte Hochzeitsgesellschaft in das etwa zehn Kilometer von Rodaklippa entfernte Schloss Utökad gefahren. Als wir ankamen, setzte bereits die Dämmerung ein. Es war ein schönes altes Schloss, welches aber nur noch als Museum fungierte und von der Familie von Zeit zu Zeit für wichtige Empfänge genutzt wurde. Bei unserer Ankunft wurden wir mit einem Sektempfang begrüßt. Das war auch der Moment für Sky seinen Pflichten als Trauzeuge nachzukommen und eine Rede auf Francesco und mich zu halten. Und er meisterte diese Aufgabe mit Bravour. Ich war richtig stolz auf mein kleines Brüderchen.

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Nach der Rede hatte ich endlich etwas Zeit, mich meinen Gästen zu widmen. Ich war sehr froh, dass Onkel Orion es geschafft hatte zu kommen. Seit unserer Flucht aus der Sierra Simlone hatte ich nur wenige Gelegenheiten gehabt, Mamas jüngeren Bruder zu sehen. Und es tat gut, wieder Neuigkeiten aus der alten Heimat zu hören und zu erfahren, wie es den alten Freunden und auch Verwandten erging, da der Kontakt aufgrund der angespannten politischen Situation nach wie vor schwierig, wenn nicht gar unmöglich war.

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Nach dem Sektempfang nahmen unsere Gäste an der U-förmigen Tafel Platz. Die Tische waren mit weißen Damast-Tischtüchern ausgelegt und mit aufwändigen Rosengestecken, Rosenblättern und vielen Kerzen dekoriert. Das zahlreiche Besteck ließ schon erahnen, dass es mehrere Gänge geben würde. Das Menü wurde direkt am Tisch serviert, sobald sich alle Gäste gesetzt hatten. Nach einer kräftigen klaren Brühe und einem Chicoreesalat mit Steinpilzen folgte dann der Hauptgang: Kapaun mit Wirsing und Trüffeln. Ungelogen, ich hatte in meinem Leben noch nie so etwas Leckeres gegessen.

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Unseren adeligen Gästen wurden Plätze an der Tafel zugewiesen, die ihrer Stellung angemessen waren. Außerdem hatte meine Schwiegermutter sie so alle in Gesprächsweite und konnte das Angenehme gleich mit dem Nützlichen verbinden und die politischen Verbindungen festigen. Die übrigen Gäste hatten hingehen freie Platzwahl. Papa und Kinga wählten Plätze dich beisammen um die Möglichkeit zu einem ruhigen Gespräch zu bekommen. Und bei der Gelegenheit lernte Kinga auch endlich ihren Stiefbruder Sky kennen, den sie bislang nur als Baby einmal kurz zu Gesicht bekommen hatte. Mama entschied sich ganz bewusst dafür, abseits von den dreien zu sitzen. Trotz der Aussprache mit meiner Schwester war ihr Verhältnis weiterhin angespannt und sie wollte der Aussöhnung zwischen Papa und Kinga nicht noch zusätzliche Steine in den Weg legen. Stattdessen saß sie bei ihrem Bruder Orion und seiner Frau Desdemona und saugte begierig alle Neuigkeiten aus der Sierra Simlone auf.

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Nach dem Essen wurde es Zeit, den Tanz zu eröffnen. Um dem Schauplatz und Francescos…und nun auch meiner…sozialen Stellung gerecht zu werden, geschah dies in Form einer Polonaise. Nicht nur konnte bei diesem Schreittanz jeder mitmachen, nein, man kam auch mehrere Male an jedem der Tanzenden vorbei und war so in der Lage selbst bei einer noch so großen Gesellschaft jeden Gast persönlich zu begrüßen.

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Für die musikalische Untermalung des Abends sorgten wie bereits in der Kirche Magda, die nun auch ihr Können am Klavier unter Beweis stellen konnte, und der Organist, der aber genau so begabt am Kontrabass war. Je nach Lied begleiteten sie den Klang ihrer Instrumente zusätzlich gesanglich.

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Nach der Polonaise erfolgte dann auch die klassische Eröffnung des Hochzeitstanzes in Form eines Langsamen Walzers. Zu den sanften Klängen von Moon River, gesungen von Magda, schwebten Francesco und ich über die Tanzfläche. Er war ein göttlicher Tänzer der selbst mich Tanzlegastheniker wie eine Elfe auf der Tanzfläche erschienen ließ. Wir hatten diesen Tanz in den letzten Wochen immer und immer wieder geprobt, aber niemals ist er uns so gut gelungen wie heute. Und niemals hatte ich mich so sicher und geborgen in Francescos Armen gefühlt. Diese simplen zwei Worte vorhin in der Kirche hatten irgendwie alles verändert…und das zum Besseren.

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Als das Lied zu Ende war und das nächste erkläng, gesellten sich auch die übrigen Gäste zu uns auf die Tanzfläche. Erst unsere Trauzeugen, dann auch Lady Eleonore und meine Eltern und schließlich auch alle anderen. Doch ich hatte nur Augen für Francesco und wollte die Tanzfläche nie wieder verlassen.

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Ganz ähnlich schien es auch meinen Eltern zu ergehen die eng umschlungen auf der Tanzfläche standen und sich gemächlich zum Takt der Musik wiegten. Die beiden sahen so glücklich aus. Dabei war ihre Ehe auch nicht ideal gestartet. Es hatte keine Liebe gegeben…zumindest nicht auf Seiten meiner Mutter. Und doch liebten sie sich inzwischen innig. Das gab mir die Zuversicht, dass es bei Francesco und mit ähnlich werden würde. Mit der Zeit würden wir auch unsere Liebe zueinander finden. Und ich fühlte genau, dass sich die Knospe der Liebe bereits zu öffnen begann.

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Auch Magdas Eltern, Tante Joanna und Onkel Tobias, sahen immer noch frisch verliebt aus. Und in Sachen Tanzen konnte den beiden niemand das Wasser reichen. Mit ausgefallenen Figuren stellten sie ihr Können unter Beweis. Mama, Tante Joanna, Kinga…das Liebesglück schien eindeutig in unserer Familie zu liegen, warum sollte es da bei mir anders sein? Ich hatte einfach nur Starthilfe gebraucht um meine Schüchternheit zu überwinden. Jetzt, wo mir Tante Joanna bei diesem ersten und schwierigsten Schritt geholfen hatte, würde sich alles Weitere zum Guten wenden. Und zusammen mit unserem ungeborenen Kind würde mein Glück mit Francesco perfekt sein.

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Pünktlich um Mitternacht wurde die Hochzeitstorte angeschnitten. Eigentlich sah sie ja viel zu schön aus, um sie zu essen, aber was sein musste, musste sein. Obwohl ich den Brauch eigentlich gut kannte, griff ich dennoch als erste zum Messer, was zur Folge hatte, dass meine Hand die untere auf dem Messer war. Dem Brauch folgend würde also Francesco das Sagen in unsere Ehe haben. Ganz unglücklich macht mich dies nicht, denn ich wusste ja nur zu gut, wie schwer mir manche Entscheidungen fielen. Ich war dankbar dafür, dass mir jemand diese Last in Zukunft abnahmen konnte.

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Magda musste selbstverständlich nicht den ganzen Abend auf der Bühne stehen und singen. In ihren Pausen kam sie zu mir und gemeinsam hielten wir nach einem geeigneten Ehemann für meine Cousine Ausschau. Zu Magdas Leidwesen waren die anwesenden Lords alle bereits verheiratet und hatten ihr ledigen Brüder und Söhne Zuhause gelassen. Dann würde sie sich doch einen Mann aus dem einfachen Volk suchen müssen. Und der ein oder andere brauchbare Kandidat war sogar dabei.

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Im späteren Verlauf des Abends ging es auf der Tanzfläche dann etwas lockerer zu. Walzer, Quickstepp und Slowfox wurden von moderneren Klängen abgelöst. Wobei „modern“ immer noch relativ war, denn es wurde hauptsächlich Rock’n’Roll gespielt, der in Lady Eleonores Augen sicherlich schon verrucht genug war. Meine Familie hatte dennoch ihren Spaß. Magda tanzte mit ihrer neusten Eroberung Mathew Glover-Pandora, Tante Joanna und Onkel Tobias hatten die Tanzfläche offenbar nicht für eine Sekunde verlassen, Jamie tanzte (und flirtete) mit Frida Appleby-Stardust und ich hatte mir Onkel Orion geschnappt.

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Aber auch unser hochgeborenen Gäste waren dieser Art der Unterhaltung nicht abgeneigt, wie mein Bruder Sky bei seinem wilden Tänzchen mit Lady Graziella Forstwacht von Djupenskog unter Beweis stellte. Man, konnte die Dame ihre Hüften schwingen! Und auch die Geistlichkeit war gut in Schwung. Nachdem der Bischof sich den bisherigen Abend damit begnügt hatte den übrigen Gästen beim Tanzen nur zuzusehen, konnte ihn Mama schließlich doch noch dazu bewegen, ein Tänzchen zu wagen.

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Ich hätte ewig so weiter feiern können. Aber die Schwangerschaft, auch wenn sie bislang ganz entspannt bei mir verlief, ging doch nicht spurlos an mir vorüber. Ich merkte, dass ich zusehends müder wurde. Aber bevor ich das Fest verlassen konnte, galt es noch den Brautstrauß zu werfen. Die unverheirateten Frauen und Mädchen auf dem Fest versammelten sich auf der Tanzfläche. Ich stellte mich mit dem Rücken zu ihnen und dann warf ich den Strauß hoch in die Luft.

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Ich hatte schon vorher genau gesehen, dass Magda ganz scharf darauf war, den Strauß zu fangen. Und es gelang ihr tatsächlich. Und nur böse Zungen behaupteten hinterher, sie hätte die kleine Annabelle zur Seite geschubst. Das Mädchen war ganz einfach über seine eigenen Füße gestolpert. Auf jeden Fall hielt Magda höchst zufrieden den Strauß in der Hand. Jetzt fehlte ja nur noch der Ehemann. Mit diesem letzten Bild im Kopf verließen Francesco und ich unsere Gäste, die noch viele Stunden weiter feierten.​
 
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Die Hochzeit ist wirklich traumhaft, da gibt es nichts dran zu rütteln. Aber um Klaudia mache ich mir ernsthafte Sorgen. Sie baut sich da ein wirklich gigantisches Traumschloss zusammen. Ich persönlich glaube ihr ja nicht, dass sie sich spontan in diesem Kussmoment in ihren Mann verliebt. Es ist ein schöner Moment, den sie genießt, aber ich denke sie interpretiert da zu viel rein. Dass das grade in diesem Moment passiert wäre echt zu viel des Guten. Und sie geht ja gleich noch einen Schritt weiter und überzeugt sich davon, dass er sie auch liebt, obwohl sie ihn doch kennengelernt hat. Mehr als Pflichtbewusstsein ist da nicht von seiner Seite, und selbst wenn er irgendwann Gefühle für sie entwickeln sollte, wird da erst viel Vorarbeit nötig sein damit er seine Gefühle zulässt und irgendwann auch zugeben kann.

Klaudia genießt diesen Tag, und das gönne ich ihr auch. Es ist schön, dass die vorgeplante Hochzeit kein Alptraum für sie ist, besonders als so schüchterner Mensch. So kann sie wenigstens die Hochzeit gut hinter sich bringen, und dann mal sehen was die Flitterwochen bringen, ob ihr Traumschloss gleich zusammenbricht oder erst später. Wann ihr die Illusion auffällt, denn ihr Mann wird sie nicht mit der Nase drauf stoßen. Einerseits wäre es besser, wenn ihr ein paar unbeschwerte Tage oder Wochen vergönnt wären, andererseits wäre es auch ungut wenn sie nach Hause kommt und dann im leeren neuen Haus mental zusammenklappt, wenn Francesco mal wieder auf Geschäftsreisenflucht geht.

Francesco wird also das Sagen in der Ehe haben? Damit habe ich schon irgendwie gerechnet, wobei auch das Schwiegermonster kräftig mitmischen wird. Ich frage mich was der so alles passiert ist, bis sie so geworden ist.
 
@Lunalumi

Ich persönlich glaube ihr ja nicht, dass sie sich spontan in diesem Kussmoment in ihren Mann verliebt.
Nun, wichtig ist nur, dass sie es selbst glaubt. Und das tut sie. Ab sie nun tatsächlich verliebt ist? Nun, wer kann das schon so genau sagen. Im schlimmsten Fall wünscht sie sich nur, verliebt zu sein. Aber auch das ist immer noch besser, als mit einem Mann verheiratet zu sein, denn man noch nicht einmal mag.

Und sie geht ja gleich noch einen Schritt weiter und überzeugt sich davon, dass er sie auch liebt, obwohl sie ihn doch kennengelernt hat.
Das ist in der Tat ein Problem, denn Klaudia erwartet da etwas von Francesco, was er ihr, wie du selbst sagst, möglicherweise nicht bieten kann (oder will). Sie kann so böse enttäuscht werden.

Klaudia genießt diesen Tag, und das gönne ich ihr auch. Es ist schön, dass die vorgeplante Hochzeit kein Alptraum für sie ist, besonders als so schüchterner Mensch.
Das liegt an der strickten Planung. Was Klaudia am meisten Angst macht, ist nicht zu wissen, wie die Menschen um sie herum reagieren werden und wie sie sich dann verhaltern muss. Aber Dank der Planung muss sie sich darüber keine Gedanken machen. Sie kann einfach das einstudierte Programm abspulen und das gibt ihr Sicherheit. Und im Rahmen dieses Programms kann sie sich sogar entfalten.

So kann sie wenigstens die Hochzeit gut hinter sich bringen, und dann mal sehen was die Flitterwochen bringen, ob ihr Traumschloss gleich zusammenbricht oder erst später.
Du darfst gespannt sein.

Francesco wird also das Sagen in der Ehe haben?
Klaudia mit ihrer Schüchternheit und Unsicherheit wäre dafür nicht die richtige Person. Aber im Idealfall wird Francesco sie in seine Entscheidungen mit einbeziehen. Ob er das aber wirklich tut, kann nur die Zukunft zeigen.

Ich frage mich was der so alles passiert ist, bis sie so geworden ist.
Vermutlich dasselbe, wass sie nun Klaudia "antut". Auch ihr wurde alles junge Frau alles vordiktiert. Jeder Schritt wurde genau beobachtet. Und jetzt hat genießt sie es ein Stück weit, ihr Leid auch einer anderen Frau anzutun. Das ist nicht nett, aber irgendwie doch menschlich.

Danke für deinen Kommentar!
 
Hach, noch mehr schöne Hochzeitsbilder! :love: Wobei ich mich jetzt doch frage, warum Klaudia bei Francescos mehr als nüchterner Antwort "Sie wird immer gut versorgt sein" nicht ein bisschen aufgehorcht hat. Versorgt sein kann sie ja sogar, wenn Francesco sich von ihr trennt... :naja: Natürlich wäre das für ihn aus Pflichgründen ausgeschlossen, aber dass sie materiell ausgesorgt hat, ist ja eher die automatische Folge der Heirat mit einem so reichen Ehemann, oder? Dafür braucht Francesco sich sicher keine Mühe geben...
Naja, das erste Bild von der heulenden Magda ist jedenfalls witzig! :lol: Jetzt wo Klaudia verheiratet ist, scheint sie es sich ja in den Kopf gesetzt zu haben, auch möglichst schnell unter die Haube zu kommen:
Ich hatte schon vorher genau gesehen, dass Magda ganz scharf darauf war, den Strauß zu fangen. Und es gelang ihr tatsächlich. Und nur böse Zungen behaupteten hinterher, sie hätte die kleine Annabelle zur Seite geschubst.
:lol: Fand ich auch süß, wie sie und Klaudia nach möglichen Kandidaten Ausschau gehalten haben! :) Jamie kommt da für Magda so gar nicht mehr in Frage??
Fahren die beiden eigentlich auch in die Flitterwochen, oder erübrigt sich das bei ihrer "Geschäftsverbindung" eher? Oder hab ich die Planungen dafür irgendwie überlesen?

LG, Boni
 
@Boni

Ja, bei den Hochzeitbildern konnte ich mich mal so richtig austoben. Ich weiß, es sind ein bisschen viel geworden, aber ich hatte einfach so viel Spaß beim Aufnehmen der Bilder und beim Anblick von Klaudia im Hochzeitskleid.
Klaudia hört ja immer nur das, was sie hören will. Deshalb hätte sie aus Francescos Worten ohnehin nur den nächsten Liebesbeweis herausgehört. Die realistische Einschätzung der Gefühle andere Menschen ist nicht unbedingt ihre größte Stärke.
Für Magda ist der Konkurrenzgedanke mit der wichtigste Antrieb. Kein Wunder also, dass sie nicht schlechter als Klaudia dastehen will. Aber mit Jamie hat sie abgeschlossen. Und er auch mit ihr. Als bloße Freunde fahren die beiden einfach besser miteinander.
Ja, eine Hochzeitsreise ist gepalant. Du hast bloß noch nichts davon gehört, weil Klaudia auch bei diesen Planungen nicht wirklich etwas mitzubestimmen hatte ;)

Danke für deinen Kommentar!
 
Kapitel 54: Die Erfüllung aller Wünsche

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Im Innenhof des Schlosses wartete bereits der Chauffeur mit der Limousine auf uns. Die Hochzeitsnacht würden Francesco und ich auf Schloss Hardsten verbringen. Unser gemeinsames Haus war noch immer nicht bezugsfertig und auf Hardsten würden wir mehr Privatsphäre haben als in der Cilia Gade. Als wir allein in Francescos Zimmer waren, merkte ich, dass er etwas nervös wurde. „Klaudia“, begann er die Unterhaltung, „ich habe mit meinem Anwalt und auch mit dem Bischof gesprochen und beide waren der Auffassung, dass es unumgänglich sei, dass wir die Ehe trotz allem“, dabei deutete er auf meine prallen Babybauch, „vollziehen müssen.“ Seine Wangen glühten bei diesen Worten feuerrot und das war nur zum Teil den frostigen Außentemperaturen oder dem Alkohol zuzuschreiben. Nein, es war ihm ganz einfach unangenehm über das Thema Sex zu sprechen, selbst mit mir, seiner eigenen Frau.

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Oder aber, es war ihm unangenehm mich darum zu bitten, mit ihm zu schlafen, obwohl wir beide wussten, dass wir die Ehe nicht aus Liebe eingegangen waren. Was auch immer der Grund war, er brauchte sich keine weiteren Gedanken zu machen. „Deine Mutter hat mich über meine heutigen Pflichten bereits in Kenntnis gesetzt“, erwiderte ich. Zunächst hatte mich das in Angst versetzt. Doch jetzt war es anders. Francesco war mein Mann. Beim Ja-Wort hatte ich gespürt, dass ich mehr für ihn empfand, als ich geglaubt hatte. Und jetzt war ich neugierig, ob sich dieses Gefühl bestätigen würde, wenn ich Francesco auch körperlich näher kam. „Ich bin bereit dafür“, konnte ich ihm daher ehrlich antworten.

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Aufgeregt war ich dennoch. Immerhin hatte ich erst ein einziges Mal mit ihm geschlafen. Nachdem er von meiner Schwangerschaft erfahren hatte, hatte Francesco nie wieder etwas in dieser Richtung versucht. Und unser erstes Mal hatte ich nicht unbedingt positiv in Erinnerung. Ich hatte diese Nacht ein ums anders Mal Revue passieren lassen und war zu dem Schluss gekommen, dass ich Francescos scheinbare Unachtsamkeit mir gegenüber vielleicht überbewertet hatte. Inzwischen kannte ich ihn ja besser und wusste, dass er ein sehr in sich gekehrter Mensch war, der so gut wie nie Gefühle nach außen hin zeigte. Warum sollte das beim Sex also anders sein? Ich wollte ihm und uns beiden also eine neue Chance geben, auch wenn mein Herz dabei wie wild klopfte. Schüchtern strich ich eine Haarsträhne, die sich aus meiner Frisur gelöst hatte zurück und drehte mich mit dem Rücken zu ihm. Und bei den Worten, „Würdest du mir mit dem Reißverschluss helfen?“, war ich bemüht, so verführerisch wie möglich zu klingen. Er sollte wissen, dass ich das hier wirklich wollte.

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Francesco ließ sich nicht ein zweites Mal bitten. Während er mein Kleid öffnete zog ich die langen weißen Handschuhe aus und warf sie auf den Boden. Das Kleid glitt an meinem Körper hinab. Ohne dass ich ihn dazu auffordern musste begann Francesco auch den Verschluss meines BHs zu öffnen. Derweil griff ich mir in die Haare und zog die Haarnadeln heraus, die meine Frisur zusammenhielten und schüttelte meine Lockenmähne. Mit der anderen Hand drückte ich zunächst noch den geöffneten BH an meinen Körper. Doch als ich Francescos Hände auf meiner Hüfte fühlte, blickte ich ihn über die Schulter hinweg an und ließ auch dieses Kleidungsstück zu Boden gleiten. Dann drehte ich mich zu meinem Mann um, nahm ihm seine Fliege ab, seinen Kummerbund und half ihm dabei sich von seinem Jackett und seinem Hemd zu befreien. Auch seine Kleidungsstücke fielen achtlos zu Boden und schließlich standen wir vollkommen nackt voreinander. Unsere Blicke ruhten auf dem Körper des jeweils anderen und dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass Francesco sich sehr viel Zeit nahm.

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Ich nahm seine Hand und gemeinsam legten wir uns auf das Bett. Ich wollte, dass es diesmal anders wurde als beim ersten Mal. Vielleicht hatte ich mich damals einfach zu sehr darauf verlassen, dass Francesco schon alles machen würde, so wie es Israel bei meinem aller Ersten Mal getan hatte. Vielleicht war Francesco ja genau so schüchtern und unsicher in Liebesdingen wie ich es war und brauchte etwas Unterstützung? Nur wusste ich nicht, was ihm gefallen könnte. Also dachte ich daran, was ich schön fand und begann damit, seine Arme, seine Brust und seinen Bauch vorsichtig mit meinen Fingerspitzen zu stricheln. Es dauerte nicht lange, bis Francescos Finger auf die gleiche Weise meinen Körper erkundeten. Der eigentliche Akt verlief dann bei erster Betrachtung wie beim ersten Mal. Doch schnell erkannte ich, dass die Bewegungen, die ich zunächst als mechanisch wahrgenommen hatte, viel eher mit Sorgfalt und Präzision ausgeführt wurden. Seine Augen waren auch diesmal fest verschlossen, aber diesmal verstörte es mich nicht mehr so sehr. Denn als ich seinen Gesichtsausdruck genauer musterte, erkannte ich, dass er dabei durchaus zufrieden aussah. Und als ich begann, seinen Hals mit kleinen Küssen zu verwöhnen, verzogen sich seine Mundwinkel sogar zu einem Lächeln.

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Ja, unser Liebesakt war auch diesmal sehr anders als das, was ich mit Israel erlebt hatte. Aber war es deswegen schlechter? Ich war mir da inzwischen nicht mehr so sicher. Es war schön, Francescos warme Haut auf meiner zu spüren. Ich genoss seine Berührungen. Und ich war mir sicher, dass auch er es genoss. Sein rascher Höhepunkt sollte mir in dieser Hinsicht Beweis genug sein. Auch diesmal schlief er hinterher schnell ein. Aber wer wollte es ihm verdenken? Wir waren seit dem frühen Morgen auf den Beinen und hatten viel getanzt. Und auch wenn Francesco nicht übermäßig viel getrunken hatte, so hatte der Alkohol doch sicher auch seine Mitschuld. Ich hingegen konnte noch nicht gleich einschlafen. Doch das war nicht schlimm. Ich schmiegte mich an den Rücken meines Ehemannes und lauschte seinen gleichmäßigen Atemzügen. Ich war tatsächlich seine Frau…und es fühlte sich gut an. Ich war verheiratet, würde bald Mutter werden. Alle meine Wünsche gingen in Erfüllung.

*****

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Direkt am nächsten Morgen traten wir unsere Hochzeitsreise an. Das Ziel war der kleine Ort Monte Vista in der Toskana. Es war die Heimatstadt der mütterlichen Linie von Francescos Familie. Lady Eleonore war hier aufgewachsen und Francesco hatte hier viele Sommer bei seinen Großeltern verbracht. Vom Regionalflughafen in Rodaklippa flogen wir zunächst in einer kleinen Cessna nach SimCity, von wo aus es in der ersten Klasse nach Florenz weiterging. Dort angekommen setzten wir unsere Reise in einer gemieteten Limousine fort. Obwohl es in der Toskana sehr viel wärmer als im kalten Simskelad war, war der Winter auch hier deutlich zu spüren. Ohne dicke Winterjacken ließ es sich auch hier nicht aushalten. Erst nach Sonnenuntergang kamen wir an unserem Landhotel an.

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Unser Zimmer war bereits für uns vorbereitet worden. Es war großzügig und elegant eingerichtet, auch wenn man es nicht unbedingt luxuriös bezeichnet hätte. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl hier. Trotz der Anstrengungen der Reise setzt sich Francesco noch an den Schreibtisch und ging einige Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung Rodaklippas im letzten Quartal durch. Und ich machte mich schon einmal mit dem ungewohnten Euro Münzen und Scheinen vertraut, die wir an der Rezeption gegen Simoleons eingetauscht hatten.

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Als wir am nächsten Morgen aufwachten hatte es tatsächlich geschneit. Eine dünne weiße Schicht bedeckte die Landschaft, war aber bereits im Begriff zu tauen. Von so ein bisschen Schnee ließen Francesco und ich uns nicht abhalten. Wie zogen unsere warmen Winterjacken an und machten uns auf zu einem Spaziergang durch die historische Altstadt von Monte Vista.

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Die Altstadt war wirklich wunderschön. Hoch oben auf dem Berg gelegen befanden sich hinter der dicken Stadtmauern eine Vielzahl historischer Bauten. Aber das beeindruckendste Bauwerk war die Burg. „Bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren haben meine Großeltern in dieser Burg gewohnt“, erklärte Francesco. „Sie ist auch noch heute im Besitz der Familie de‘ Morelli, allerdings lebt mein Tante mit ihrer Familie in einer Villa bei Florenz.“ „Können wir sie denn besichtigen?“, fragte ich neugierig. „Wir könnten schon. Aber heute wird die Burg von der Stadtverwaltung genutzt und ist vollgestopft mit Akten. Es wäre also nicht sonderlich spannend.“

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Interessiert hätte es mich dennoch. Aber für Francesco war das Thema bereits erledigt. Und offenbar hatte er für den Rest des Tages auch schon andere Pläne. „Klaudia, ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich dich für den Rest des Nachmittags alleine lasse. Ich habe gleich einen Geschäftstermin mit ein paar lokalen Politikern. Das würde dich ohnehin sicherlich nur langweilen.“ Damit hatte er vermutlich Recht, aber eine Wahl blieb mir ja so oder so nicht. Doch in Monte Vista gab es viel zu sehen und ich konnte mich problemlos den ganzen Tag im Museum aufhalten und mir die hiesigen Gemälde und Skulpturen anschauen.

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Am Abend stieß Francesco dann wieder zu mir und gemeinsam besuchten wir eine urige Pizzeria in der Altstadt. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich seit dem Frühstück nichts gegessen hatte oder daran, dass ich derzeit ohnehin für zwei aß, aber ich hatte selten so eine gute Pizza gegessen. Und von der köstlichen Panna Cotta zum Nachtisch will ich gar nicht erst anfangen.

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Gut gesättigt fuhren wir zurück in unser Hotel. Beide machten wir uns fertig fürs Bett. Die Häuser hier in der Toskana waren eindeutig nicht für solche eisigen Temperaturen gebaut worden, denn trotz der dicken Daunendecke begann ich zu zittern. Francesco merkte dies und zog mich zu sich heran. Und schon nach wenigen Augenblicken in seinen Armen wurde mir wärmer. Und mir wurde regelrecht heiß, als ich seine Erregung spürte. Nein, diesmal musste er nicht mit mir schlafen und es war auch kein Alkohol im Spiel. Er wollte es demnach und ich war glücklich darüber. War es nicht ein deutliches Zeichen, dass er begann mich zu lieben? Und ich wurde umso glücklicher, als dass sich dieses Ereignis in den kommenden Nächten noch des Öfteren wiederholen sollte.​
 
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Ich wollte nur mal kurz da lassen, dass ich nun auch zu den Leserinnen deiner Story gehöre :) Hab alles nachgelesen.Wenn ich schon keine Telenovelas oder Serien im TV schaue, habe ich wohl jetzt mein Laster gefunden. :D Schön finde ich auch, dass du so regelmäßig updatest.
 
@CindySim

Dann heiße ich dich als meien neue Leserin herzlich willkommen :) Schön zu wissen, dass neue Leser auch jetzt noch einsteigen. Die Updates produziere ich schon immer im Voraus, sodass ich einen Puffer für die Veröffentlichung habe. Und noch ist genug Materila für ein paar weiter Updates da.
 
Posen habe ich hauptsächlich die hier verwendet.

Danke für den Link :) .

Stev schrieb:
Die Kathedrale ist von mir selbst gebaut und an eine Kirche hier in Bielefeld angelehnt.

:up:

Stev schrieb:
Und wer weiß, vielleicht lasse ich sie ja doch noch glücklich werden

Das wäre wünschenswert,aber bitte nicht wie bei Oxana erst am Ende der Geschichte :) .


Stev schrieb:
Oxanas Story ist immer noch online, als leg los mit dem Lesen.

Ich habe die ganze Oxanageschichte gelesen und bin jetzt wieder ganz im Bilde :lol: . Jetzt fange ich bei Klaudia nochmal von vorne an und dann gibt es hoffentlich irgendwann mal Kommis,Du kennst ja meine schon mal erwähnte Schreibfaulheit ;) !
 
Zuletzt bearbeitet:
@Dream

Das wäre wünschenswert,aber bitte nicht wie bei Oxana erst am Ende der Geschichte .

Ich kann nichts versprechen ;)

Es freut mich, dass du Spßa an der Geschichte von Oxana hattest und ich freue mich schon auf deine Kommentare zu Klaudia :)
 
Kapitel 55: When the moon hit's your eye...

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Obwohl wir in unseren Flitterwochen waren, könnte es Francesco sich nicht erlauben, seine Arbeit ruhen zu lassen. Regelmäßig ließ er sich von seiner Mutter über die Geschehnisse in Rodaklippa und ganz Simskelad auf dem Laufenden halten und brütete bis spät in die Nacht hinein über Ratsbeschlüssen, Steuerlisten und den Haushaltsplänen für das kommende Jahr. Ich nutzte die Zeit dann für ausgedehnte Spaziergänge durch die hügelige Landschaft oder vertrieb mir die Zeit mit Spielen auf der Gitarre, die ich mir von einem der Hotelangestellten ausgeliehen hatte.

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Aber Francesco arbeitete natürlich nicht die ganze Zeit. Unsere Hochzeitsreise gab ihm nämlich die Gelegenheit, sich seiner großen Leidenschaft, dem Weinhandel, zu widmen. Und ich war neugierig, mehr über seine Lieblingsbeschäftigung zu erfahren. An einem Nachmittag fuhren wir also zu einem Weingut hinaus, mit dem Francesco schon seit Jahren geschäftliche Beziehungen unterhielt. „Willkommen, Lord Hartfels“, begrüßte uns Signora Camara, die Winzerin. „Ich bin hoch erfreut sie wieder einmal auf Gut Lussureggiante begrüßen zu dürfen.“

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Da der kalte Wind oben auf den Hügeln besonders stark wehte, bat sie uns umgehend in das Innere des Weinguts. „Und sie müssen dann Lady Hartfels sein“, begrüßte sie auch mich, sobald wir die Mäntel ausgezogen hatten. „Ich habe die Bilder ihrer Hochzeit in den Illustrierten verschlungen. Aber in Wirklichkeit sind sie noch viel schöner, als auf den Fotos.“ Ich errötete bei dem Kompliment und bedankte mich. Ein Blick zu Francesco verriet mir, dass auch er über dieses Kompliment erfreut schien.

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„Und bald kommt ja auch schon der kleine principe oder die kleine principessa auf die Welt“, fuhr Signora Camara begeistert fort. „Wann ist es denn so weit?“ „Ich bin jetzt am Anfang des fünften Monats“, antwortete ich und gab ihr erfreut die Erlaubnis, meinen Bauch berühren zu dürfen. „Der Geburtstermin ist für Mitte Mai angesetzt.

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Nach dieser Begrüßung führte Seniora Camara uns durch das Weingut. Francesco war besonders an dem Weinkeller interessiert, in dem die Fässer mit dem Wein aus diesem Jahr lagerten. Die Weinlese war längst abgeschlossen, daher standen die Weinpressen zu meinem Leidwesen alle still. Aber Francesco interessierte sich ohnehin eher für den fertigen Wein und nicht so sehr für den Vorgang der Herstellung. „Dieses Jahr werden wir eine sehr guten Wein verkaufen können. Der Sommer war sehr sonnenreich, es hat aber auch ausreichend geregnet“, erklärte die Winzerin. „Wir haben auch schon ausprobiert, unseren Wein mit dem aus ihrem Gut zu mischen, Lord Hartfels. Die Süße unseres Jahrgangs zusammen mit dem herben Geschmack der Trauben aus Rodaklippa harmonieren wunderbar. Sie müssen gleich ein Glas davon probieren.“

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Das ließ Francesco sich nicht zweimal sagen und wir kehrten in das Haupthaus zurück. Seniora Camara öffnete eine Flasche des eben erwähnten Coupage-Weins und schenkte Francesco ein Glas ein. „Und für sie, Lady Hartfels, habe ich einen ausgezeichneten Saft aus unseren Trauben.“ Auch mir schenkte sie ein Glas ein. Der Traubensaft schmeckte so, wie ein Traubensaft eben schmeckte. Aber Francesco schien von dem Coupage-Wein sichtlich angetan. „Sie müssen mir davon ein paar Flaschen mitgeben, Signora Camara. Meine Mutter wird diesen Wein lieben.“

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Danach nahm Francesco mich zur Seite und ergriff meine Hände „Ich werde mit Signiora Camara den Rest des Tages Verträge ausarbeiten müssen, Klaudia. Ich werde eine größere Menge ihres Weines kaufen. Du würdest dich hier nur langweilen. Ich habe daher einen der Pflanzer gebeten, dich zu den Ruinen unweit von hier zu fahren. Dann siehst du wenigstens etwas von der schönen Landschaft.“

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Ich war schon enttäuscht, dass ich auch diesen Tag wieder nicht vollständig mit Francesco verbringen konnte. Aber als Frau des Lords von Rodaklippa sollte ich mich schon einmal an diesen Zustand gewöhnen. Leider spielte auch das Wetter nicht so richtig bei meinen Besichtigungsplänen mit. Der leichte Schneefall war in einen unangenehmen Dauerregen übergegangen. Die Ruinen des Amphitheaters waren deswegen nicht weniger beeindruckend, aber bei Sonnenschein hätte die Besichtigung sicher noch mehr Spaß gemacht.

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Der Pflanzer berichtete zudem, dass es in der Nähe noch die Ruinen eines alten Thermalbades gäbe. Da ich ohnehin schon durchnässt war, entschied ich, dass ein paar Minuten länger im kalten Regen nun auch nichts mehr ausmachen würden. Also marschierte ich durch den aufgeweichten Boden zu den Ruinen. Und diese waren wirklich sehenswert. Den besonderen Charme machten die roten Mohnblumen aus, die überall zwischen den Mauerresten wuchsen. Die unterirdischen heißen Quellen sorgten dafür, dass sie selbst im Winter noch gut gediehen. Wie schön musste es hier erst im Sommer aussehen.

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Erst als ich wieder im Hotel ankam, merkte ich, wie durchgefroren ich eigentlich war. Aber ein heißes Bad half mir, mich schnell wieder aufzuwärmen. Und auf diese Weise könnte ich das einzige wirklich luxuriöse Zimmer unseres Hotels entsprechend würdigen.

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In den folgenden Tagen bekam ich noch weniger von Francesco zu sehen als zuvor. Seine Geschäfte und politischen Verpflichtungen führten ihn nach Pisa, Lucca und Florenz. Ich hätte all diese Städte auch gerne gesehen. Aber Francesco überzeugte mich, dass ich dort nur die Hotellobbys zu sehen bekommen hätte und ich in meinem Zustand ohnehin lieber nicht so weiter Strecken fahren sollte. Also verbrachte ich meine Tage damit, Monte Vista zu erkunden, selbst wenn es dabei wie aus Eimern schüttete. Auf einem meiner Streifzüge entdeckte ich eine kleine, verwinkelte Buchhandlung, die wunderschöne Bilderbücher für Kleinkinder im Angebot hatte. Mein kleiner Zwerg würde sich darüber sicher sehr freuen, also schlug ich gleich zu.

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Das ungewöhnlich kalte Winterwetter wich bald den Vorboten des Frühlings. Es wurde warm. So warm, dass man auch ohne Jacke auf die Straße gehen konnte. Man merkte richtig, wie sich die Gassen Monte Vistas wie nach einem Winterschlaf wieder mit Menschen füllten. Und auch mich zog es auf die Straße, und zwar mit meiner Gitarre. Ja, ich wusste, dass es nicht standesgemäß war. Aber ich hatte hier noch nirgendwo Paparazzi entdeckt und was Francesco, oder besser gesagt seine Mutter, nicht wussten, machte sie nicht heiß. Und den Einheimischen schien mein Spiel zu gefallen, denn sie ließen ordentlich Trinkgeld da.

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So schön meine Spaziergänge durch Monte Vista und die Umgebung auch waren, so war ich doch am glücklichsten, wenn Francesco bei mir war. In den letzten Tagen vor unserer Abreise hatte er keine Geschäfte mehr zu erledigen und gemeinsam besichtigten wir noch einmal die Ruinen des Amphitheaters und der Therme. Am Abend unserer Abreise aßen wir dann in einem Bistro in der Altstadt. Das Wetter war inzwischen so gut, dass man selbst in der Abendluft kaum fror. Vor dem Bistro war eine Tanzfläche aufgebaut und Francesco musste mich nicht zweimal zum Tanz auffordern. Es war so wunderschön. Der Mond schien über der Burg und ich lag in Francescos Armen. Das Wort „Liebe“ war weder ihm noch mir in den letzten Wochen über die Lippen gekommen. Aber konnte es noch einen Zweifel geben, dass wir und liebten. Wie sonst hätte ich so glücklich sein können?

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Ich habe ein paar der neueren Charaktere zum Download bereitgestellt:
Ehemann Francesco, Schwägerin Alexis, Onkel Orion, Tante Desdemona
 
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Das war ja klar, dass Francesco nicht mal für ein zwei Wochen Hochzeitsreise Arbeitspause machen kann. Glücklicherweise amüsiert Klaudia sich trotzdem. Ich hoffe ihr öffentlicher Gitarrenauftritt bleibt heimlich, Klatschpresse gibt es immer und überall. Allerdings glaube ich, dass Francesco nicht erwartet dass man ihm in den Flitterwochen so nachspioniert, sonst würde er schon des schönen Scheins wegen in dieser Zeit seiner Frau statt seiner Arbeit treu bleiben.

Immerhin scheint er sich nach seinen Möglichkeiten Mühe zu geben, ihr eine schöne Zeit zu machen. Ginge es ganz nach ihm, wäre er wohl schon wieder auf Abstand. Die echte Zerreißprobe wird wohl kommen, wenn die Flitterwochen vorbei sind. Ein eigenes Haus, jede Menge Umstellung. Klaudia wird wohl ohne Vertraute im Haushalt auskommen (Francesco zählt nicht) und ständig auf ihr Bild in der Öffentlichkeit achten müssen, vielleicht auch im Haushalt selber, wenn sie den in schwangerem Zustand nicht alleine führen kann und Personal bekommt. Ihre Arbeit wird wohl nicht direkt gefährdet sein, denn im Gegensatz zu einem Job als Verkäuferin oder ähnlichem ist die Malerei nicht direkt unstandesgemäß, aber die Schwiegermama wird sie wohl zu jeder Menge Aufgaben einspannen, die sie für wichtig hält. Öffentliche Auftritte, Wohltätigkeit, gesellschaftliche Abende des Adels und solche Dinge. Wenn derart an ihren Nerven gezerrt wird wird es schwierig mit Geduld für Francescos Mängel. Ob ihre neugefundene Liebe lange hält, wenn sie das Gefühl bekommt er unterstützt sie nicht, lässt sie im Stich mit ihren Problemen (Mama weiß es ja besser), er wieder auf Geschäftsreisen vor persönlicher Nähe flieht, oder ihr ganz einfach durch sein Verhalten zu verstehen gibt dass er sie einfach nicht liebt wie sie denkt?
 
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„ich habe mit meinem Anwalt und auch mit dem Bischof gesprochen und beide waren der Auffassung, dass es unumgänglich sei, dass wir die Ehe trotz allem“, dabei deutete er auf meine prallen Babybauch, „vollziehen müssen.
ROFL:lol: Ja, das ist ja schön, dass er das erstmal mit dem Anwalt und dem Bischof durchgesprochen hat! Man muss ja auch sichergehen, ob das auch wirklich sein muss. Sonst könnte man die Hochzeitsnacht ja auch sinnvoller verbringen. Aber wenn der Anwalt und der Bischof das sagen, dann muss Francesco da jetzt wohl durch, hilft ja alles nichts... ;)
„Deine Mutter hat mich über meine heutigen Pflichten bereits in Kenntnis gesetzt“
Aha, Klaudia hat das also auch schon mal vorsorglich mit Eleonore durchgesprochen. %) Und anscheinend passt sie sich Francesco langsam an, was die gestelzte Ausdrucksweise angeht...

Und dann scheint sich Klaudia die allergrößte Mühe zu geben, auf Francesco einzugehen und jedes kleine Zeichen möglichst positiv auszulegen. Mir kommt das ein bisschen sehr gewollt vor, aber zumindest läuft es diesmal besser als beim ersten Mal.

Flitterwochen gibt es also, und zwar in Eleonores Heimatstadt. Na zum Glück ist die liebe Schwiegermama nicht gleich selbst mitgekommen! :D Und dann verdünnisiert sich Francesco zunehmend, zum Ende hin sogar auf Geschäftsreisen?!? Oh mann, Klaudia tut mir sooo leid, wie sie da in ihren Flitterwochen allein und schwanger in einer fremden Stadt sitzt. :( Dafür bleibt Klaudia erstaunlich gelassen, viele Frauen hätten in der Situation sicher sehr emotional reagiert, wären wütend geworden oder hätten sich einsam und traurig gefühlt. Aber Klaudia hält tapfer an dem Glauben fest, dass alles gut ist.
(So eine ganz kleine Vermutung hatte ich ja, ob diese Dame vom Weingut vielleicht Francescos Geliebte ist und er mit ihr auf Geschäftsreise gegangen ist - aber das würde ich ihm eigentlich nicht zutrauen...:ohoh:) Und nebenbei - hast du das mit dem düsteren Wetter extra gemacht, so als Symbol des drohenden Unglücks? Oder war das Wetter in Monte Vista wirklich so mies, als die beiden da waren? Wirkt auf jeden Fall super in der Geschichte! :nick:

So, nun bin ich langsam mal gespannt auf das Baby! :lalala:

LG, Boni
 
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Hut ab Stev - deine Storys haben mich die letzten 5 Tage komplett gefesselt. Zum Glück war ich krank - meine Gedanken wären sonst nicht bei der Schule, sondern bei Arkadiuz, Oxana und nun auch Klaudia gewesen. :D Ich saß echt Stunden vor dem Tablet, weil ich nicht aufhören konnte zu lesen. Ein riesen Lob an dich! Der Plot, die Bilder, der Text, einfach alles ist mit soviel Liebe ausgearbeitet, ich persönlich hätte da wohl gar nicht die Geduld für. Aber deine Mühen sind es auf jeden Fall wert, man merkt im jedem Kapitel wie viel Arbeit du rein gesteckt hast. :)

Ich bin schon sehr gespannt aufs nächste Kapitel. Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit, dank dir neu entfachten, Sims 2-Sucht.

LG,
Huda
 
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@Lunalumi

Das war ja klar, dass Francesco nicht mal für ein zwei Wochen Hochzeitsreise Arbeitspause machen kann.
So ist er halt. Bloß keine Zeit vergeuden.

Glücklicherweise amüsiert Klaudia sich trotzdem.
Da Klaudia immer in allem das Positive sieht, fällt ihr das nicht so schwer. Aber sie hat sich die Flitterwochen dennoch etwas anders vorgestellt.

Ich hoffe ihr öffentlicher Gitarrenauftritt bleibt heimlich, Klatschpresse gibt es immer und überall.
Keine Sorgen, die Papparazzi waren tatsächlich nicht vor Ort ;)

Immerhin scheint er sich nach seinen Möglichkeiten Mühe zu geben, ihr eine schöne Zeit zu machen. Ginge es ganz nach ihm, wäre er wohl schon wieder auf Abstand.
Da könntest du Recht haben.

Die echte Zerreißprobe wird wohl kommen, wenn die Flitterwochen vorbei sind.
Lass dich überraschen ;)

Ihre Arbeit wird wohl nicht direkt gefährdet sein, denn im Gegensatz zu einem Job als Verkäuferin oder ähnlichem ist die Malerei nicht direkt unstandesgemäß, aber die Schwiegermama wird sie wohl zu jeder Menge Aufgaben einspannen, die sie für wichtig hält.
Das wird in den kommenden Updates auf jeden Fall noch thematisiert werden.

Ob ihre neugefundene Liebe lange hält, wenn sie das Gefühl bekommt er unterstützt sie nicht, lässt sie im Stich mit ihren Problemen (Mama weiß es ja besser), er wieder auf Geschäftsreisen vor persönlicher Nähe flieht, oder ihr ganz einfach durch sein Verhalten zu verstehen gibt dass er sie einfach nicht liebt wie sie denkt?
Das sind alles berechtigte Sorgen, die du da äußerst. Klaudia hat sich im Moment in ihre (scheinbaren) Gefühle hineingesteigert. Es könnte also passieren, dass diese Traumblase nur allzu schnell wieder platzt.

Danke für deinen Kommentar!

@Boni

ROFL Ja, das ist ja schön, dass er das erstmal mit dem Anwalt und dem Bischof durchgesprochen hat! Man muss ja auch sichergehen, ob das auch wirklich sein muss. Sonst könnte man die Hochzeitsnacht ja auch sinnvoller verbringen.
Tja, bei Francesco geht Effizienz halt über alles ;) Und Klaudia sieht es vermutlich eher so, dass er aus Rücksicht auf die Schwangerschaft nicht mit ihr schlafen will.

Und anscheinend passt sie sich Francesco langsam an, was die gestelzte Ausdrucksweise angeht...
Klaudia ist durchaus anpassungsfähig, um nicht zu sagen unterwürfig. Daher ist sie ja in Lady Eleonores Augen eine so gute Wahl für Francesco.

Und dann scheint sich Klaudia die allergrößte Mühe zu geben, auf Francesco einzugehen und jedes kleine Zeichen möglichst positiv auszulegen. Mir kommt das ein bisschen sehr gewollt vor, aber zumindest läuft es diesmal besser als beim ersten Mal.
Klaudia ist ein positiv denkender Mensch. Deshalb wird sie in allem zuerst das Gute suchen und sehen. Aber du könntest Recht haben, dass sie momentan mehr in Francescos Verhalten hineindeutet, als tatsächlich vorhanden ist.

Na zum Glück ist die liebe Schwiegermama nicht gleich selbst mitgekommen!
Zum Glück weiß Lady Eleonore selbst, dass das reichlich unpassend gewirkt hätte.

Und dann verdünnisiert sich Francesco zunehmend, zum Ende hin sogar auf Geschäftsreisen?!?
Wie gesagt, die Zeit muss möglichst effizient genutzt werden. Zeit für Müßiggang bleibt da nicht.

Dafür bleibt Klaudia erstaunlich gelassen, viele Frauen hätten in der Situation sicher sehr emotional reagiert, wären wütend geworden oder hätten sich einsam und traurig gefühlt.
Klaudia ist eben ein sehr zuversichtlicher Mensch. Sie glaubt immer nur an das Gute im Menschen und kann sich nicht vorstellen, dass jemand absichtlich etwas Schlechtes tut. Und da sie schon als Kind nie viele Freunde hatte, hat sie auch gelernt, sich mit sich selbst gut zu beschäftigen. Und man darf nicht vergessen, dass Monte Vista einfach eine schöne Stadt ist.

(So eine ganz kleine Vermutung hatte ich ja, ob diese Dame vom Weingut vielleicht Francescos Geliebte ist und er mit ihr auf Geschäftsreise gegangen ist - aber das würde ich ihm eigentlich nicht zutrauen...)
Du bist nicht die Einzige, die solch eine Vermutung geäußert hat. Aber du hast ganz Recht, eine Geliebte würde einfach nicht zu Francesco passen. Klaudia zu betrügen, dass würden seine moralischen Grundsätze nicht zu lassen.

Und nebenbei - hast du das mit dem düsteren Wetter extra gemacht, so als Symbol des drohenden Unglücks? Oder war das Wetter in Monte Vista wirklich so mies, als die beiden da waren?
Obwohl es sehr gut in die Geschichte passte, was das Wetter reiner Zufall. Ich hab mich eher darüber geärgert, dass es ständig regnet. Und noch mehr darüber, dass der in Monte Vista hauptsächlich verwendete Baum im Winter seine Blätter nicht verliert. Es hat Stunden gedauert, die in der gesamten Nachbarschaft auszutauschen.

So, nun bin ich langsam mal gespannt auf das Baby!
Bald ist es so weit. Aber einen Augenblick musst du dich noch gedulden.

Danke für den Kommentar!
 
Kapitel 56: Trautes Heim...

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Unsere dreiwöchige Hochzeitsreise ging wie im Flug vorbei. Als wir nach Simskelad zurückkehrten herrschte dort im Gegensatz zur Toskana noch tiefster Winter. Das Schneetreiben war sogar so schlimm, dass wir von SimCity anstelle des Flugzeuges die Bahn nehmen mussten. Am Bahnhof in Rodaklippa stiegen wir in ein Taxi. Erst nach einigen Minuten bemerkte ich, dass wir weder in die Cilia Gade, noch hinaus zu Schloss Hardsten fuhren. „Wir fahren zu unserem eigenen Haus, Klaudia“, klärt Francesco mich auf meine Frage hin auf. „Mutter hat mich darüber informiert, dass es nun bezugsfertig sei.“

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An unser eigenes Haus hatte ich gar nicht mehr gedacht. Vor meiner Hochzeit hatte ich solche Angst davor gehabt, mit Francesco unter einem Dach leben zu müssen, dass ich den anstehenden Umzug völlig verdrängt hatte. Aber jetzt? Jetzt konnte ich mir vorstellen, wie schön es werden könnte mit ihm und unserem Baby in dem neuen Haus. Das Taxi bog in ein Wohnviertel unweit der Innenstadt von Rodaklippa ein und hielt vor einem Haus, das von einem gusseisernen Zaun umgeben war. Ungläubig starrte ich es an. „Francesco, ist das etwa…unser Haus?“ Francesco nickte lächelnd. „Und wir werden dort ganz allein wohnen?!“ Wieder nickte Francesco. „Das Volk erwartet, dass ihr Lord und ihre Lady standesgemäß hausen. Und du musst zugeben, es ist doch ein hübsches Haus.“

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Oh ja, das war es in der Tat. Aber vor allem war es riesig! „Hast du es noch vergrößern lassen?“, fragte ich überwältigt. Ich hatte das Haus einmal von außen besichtigt, aber damals war es mir viel kleiner erschienen. Francesco verneinte meine Frage. „Wir haben lediglich die Efeuranken entfernt und die Bäume im Vorgarten fällen lassen. Dadurch erscheint es größer. Aber es ist immer noch dasselbe Haus.“ Ich sah, dass die groben Sandsteinmauern sorgfältig abgestrahlt und die Umrahmungen der Fenster und der übrigen Dekorelemente neu gestrichen worden waren. Obwohl dieses Haus um ein vielfaches kleiner war als Schloss Hardsten, erschien es mir nicht weniger prachtvoll.

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Mein Mann forderte mich dazu auf, das Haus zu betreten. „Es ist noch nicht vollständig eingerichtet“, entschuldigte er sich im Vorfeld. „Unsere Hochzeit und die Renovierung haben nicht gerade unerhebliche Kosten verursacht. Wir könnten uns das leisten, aber es wurde nicht eben mal aus der Portokasse bezahlt. Für die Innenausstattung wurde mir nur ein begrenztes Budget bewilligt. Aber spätesten nach der Weinlese im Herbst können wir wieder größere Anschaffungen tätigen. Dann kannst du das Haus nach deinen Wünschen weiter einrichten.“ Ich hörte seine Worte kaum, denn ich war zu überwältigt vom Inneren des Hauses. Das Wohnzimmer, mit der breiten Holztreppe in der Mitte, glich eher einem Ballsaal. Die Einrichtung war wirklich noch sehr karg, aber das was dort stand war von hoher Qualität. Und zu meiner Überraschung wirkt im Inneren alles sehr modern. Es war ein schöner Kontrast zum klassischen Äußeren des Hauses.

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Wir setzten die Besichtigung im Esszimmer fort. Wie im Wohnzimmer befand sich auch in diesem Raum ein offener Kamin. Und es war genug Platz für weit mehr als sechs Personen, für die der Raum im Moment eingerichtet war. „Ich habe Alexis angewiesen sich zu bemühen, bei der Auswahl der Möbel deinen Geschmack zu treffen. Wenn ich mich recht entsinne, ist doch türkis-grün deine Lieblingsfarbe? Du kannst aber selbstverständlich alles nach deinem Geschmack verändern. Immerhin bis du die Dame des Hauses.“ Doch das würde nicht nötig sein. Ich fand alles perfekt, so wie es war. Und ganz besonders, weil Francesco tatsächlich meine Lieblingsfarbe kannte.

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Auch die Küche war modern eingerichtet. Es fehlte ihr zwar noch die persönliche Note, aber das würde mit der Zeit schon kommen. „Alle Installationen wurden ausgetauscht“, berichtete Francesco und ich erkannte, dass es ihm Freude bereitete. „Im ganzen Haus wurden die Strom- und Wasserleitungen ausgetauscht. Wir werden also keine bösen Überraschungen erleben.“ Ich ging gleich zum Spülbecken hinüber und öffnete den Hahn. Und wie zum Beweis von Francescos Worten strömte ein klarer, kräftiger Wasserstrahl heraus.

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Die übrigen Räume im Erdgeschoss waren noch nicht eingerichtet. Daher stiegen wir die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Die Treppe war von einer Galerie umrandet, von der man einen guten Blick in das Wohnzimmer hatte. Wie wundervoll musste dieser Raum aussehen, wenn er weihnachtlich dekoriert war? Ich konnte es kaum erwarten, hier nächstes Jahr mit meiner kleinen Familie unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen und im Esszimmer meine Verwandten und Freunde zu bewirten. Das Obergeschoss war von einem großen, flurartigen Raum geprägt. „Du konntest hier dein Atelier einrichten, Klaudia“, schlug Francesco vor.

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Gleich hinter der ersten Tür befand sich das Badezimmer. „Das hier ist unser Hauptbadezimmer. Wenn unser Kind erst einmal größer ist, werden wir sicherlich ein zweites Bad brauchen. Aber vorerst wird das hier genügen.“ Das würde es ganz sicher. Und es gab neben der Dusche auch eine Badewanne. Die hatte ich in der Cilia Gade schmerzlich vermisst.

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Als nächstes führte er mich in das Zimmer ganz am Ende des Flurs. Verwundert blickte ich ihn an, als er mir das leere Zimmer zeigte. „Das hier, Klaudia, wird das Zimmer unseres Kindes. Es ist der sonnigste Raum im ganzen Haus. Und ich habe mir gedacht, dass du es vielleicht gerne selbst einrichten würdest, sobald wir das Geschlecht des Babys erfahren haben.“ Sofort sah ich den Raum mit anderen Augen. „Ja, hier können wir die Wiege hinstellen“, rief ich begeistert. „Und hier, hier kommt die Wickelkommode hin. Und die Wände müssen anders gestrichen werden. Am besten mit bunten Tieren drauf. Mama kann mir sicher dabei helfen.“

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Francesco musste mich regelrecht aus dem Kinderzimmer in den nächsten Raum schleifen. „Und das hier wird dann dein Schlafzimmer werden.“ Ich betrachtete den in hellen Pastelltönen eingerichteten Raum mit dem großen Spiegel und dem gemütlich aussehenden Bett. Sogar die Bettwäsche entsprach meinem Geschmack. „Magda hat Anke dabei geholfen deine Sachen aus der Cilia Gade zu holen und sie hier in die Schränke zu räumen.“ Es war ein sehr schöner Raum, wie alle, die ich bislang gesehen hatte. Doch dann drangen Francescos Worte an mein Bewusstsein. „Dein Schlafzimmer“, hatte er gesagt.​
 
Zuletzt bearbeitet:
@Preciso

Es freut mich sehr zu hören, dass meine Storys dir so gut gefallen haben :) Und ich bin echt begeistert, dass du alle drei gelesen hast. Respekt!

Die Story von Arkadiusz habe ich ja schon vor über 10 Jahren begonnen. Und irgendwie habe ich immer noch Lust, weiter zu schreiben und die Familiensaga weiter zu spinnen %)

Ich hoffe, bald wieder von dir lesen zu können und danke dir vielmals für deinen Kommentar!
 

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