Hallo ihr Lieben und willkommen bei meiner ersten Fotostory!
Ich freue mich über alle Mitleser. Wenn ihr mögt, lasst doch einen Kommentar da.
Kapitel 1: Großmutters Wunsch
[FONT="]Die Abendsonne schien auf Mira herab, als sie aus dem Taxi stieg und sich vor dem Haus ihrer Großmutter wiederfand. Wie viele Jahre war sie wohl nicht hier gewesen? Innerlich kämpfte sie gegen die Gewissensbisse an, die sie nun schon seit dem Tod ihrer geliebten Oma plagten. Wäre sie nur öfters hergekommen, hätte sie besucht und Zeit mir ihr verbracht. Aber die Vergangenheit konnte keiner rückgängig machen.
[/FONT]
[FONT="]Während ihres Studiums war sie ein paar Mal in den Semesterpausen hier gewesen, aber immer nur für ein oder zwei Tage. Andere Dinge erschienen ihr damals wichtiger.[/FONT]
[FONT="]Seufzend blickte sich Mira um und betrachtete die Fassade des Gebäudes, das nun ihr gehörte. Kein Kratzer trübte das Antlitz des Hauses. Ob es innen wohl noch genauso aussah, wie sie es in Erinnerung hatte? [/FONT]
[FONT="]Zögernd, aber neugierig, trat sie die paar Stufen hinauf und öffnete die Tür. Der ihr so vertraute Anblick ließ sie innehalten. [/FONT]
[FONT="]Die Bilder an den Wänden, die stilvollen Möbel, der knarrende Dielenboden: jede einzelne Kleinigkeit erinnerte sie an früher. Und doch war Mira klar, dass sie sich hier wohl fühlen würde. [/FONT]
[FONT="]Als sie sich bei der Umzugsfirma erkundigte, wo ihre Sachen blieben, erfuhr sie, dass diese erst am nächsten Tag eintreffen würden. Etwas enttäuscht darüber, dass sie ihren PC erst morgen zur Verfügung haben würde, legte sie sich schlafen. Gerne hätte sie weiter an ihrem Roman geschrieben. Die neue Umgebung verleihte ihr Inspiration, sodass schon unzählige Ideen in ihrem Kopf umherschwirrten.[/FONT]
[FONT="]
[/FONT]
[FONT="]Am nächsten Morgen sah Mira von ihrem Küchenfenster aus eine Nachbarin den Gehweg hinunter laufen. Schnell lief sie hinaus und stellte sich vor.[/FONT]
[FONT="]„Hallo, ich bin Mira Bouffon, die Enkelin von Sara Bouffon.“[/FONT]
[FONT="]Die Nachbarin blickte erfreut.[/FONT]
[FONT="]„Ach, von Ihnen hat Sara immer gern erzählt. Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Susann. Und Sie wohnen wohl jetzt hier?“[/FONT]
[FONT="]Mira bejahte.[/FONT]
[FONT="]„Das freut mich sehr. Es war schon etwas seltsam, das Haus so leer zu sehen die letzten Wochen…“[/FONT]
[FONT="]„Ich bin auch froh, hier zu sein. Kannten Sie meine Großmutter gut?“[/FONT]
[FONT="]„Aber ja! Wir beide haben uns ehrenamtlich im städtischen Kinderheim engagiert. Dort haben wir uns kennengelernt.“[/FONT]
[FONT="]„Es gibt hier ein Kinderheim?“, fragte Mira und sah sogleich, wie der Blick ihrer Nachbarin traurig wurde.[/FONT]
[FONT="]„Ja… Aber nicht mehr lange. Die Stadt hat sich das Grundstück unter den Nagel gerissen und will eine große Apartmentanlage darauf bauen.“[/FONT]
[FONT="]Susann seufzte.[/FONT]
[FONT="]„Die armen Kinder! Ich würde ja noch eines aufnehmen, aber ich habe selbst schon sechs. Mehr Platz bietet mein Haus nicht.“[/FONT]
[FONT="]Mira schluckte schwer. Sie hatte Willow Creek als freundliche Kleinstadt in Erinnerung, aber diese Nachricht schockierte sie. [/FONT]
[FONT="]„Was passiert denn jetzt mit den Kindern?“, fragte sie.[/FONT]
[FONT="]Susann zuckte mit den Schultern. „Wir versuchen, sie weiter zu vermitteln. Die anderen werden aufgeteilt und an die Heime in Merkwürdighausen und Auenhausen verschickt.“[/FONT]
[FONT="]Mira spürte einen Kloß im Hals. Merkwürdighausen und Auenhausen waren sehr weit weg und galten zudem als eher rückständig. Sie bezweifelte, dass es den Kindern dort gut gehen würde.[/FONT]
[FONT="]Susann entschuldigte sich, da sie noch Besorgungen zu erledigen hatte und verschwand.[/FONT]
[FONT="]Mira ging zurück ins Haus und dachte an die armen Kinder. Um sich von den düsteren Gedanken abzulenken, sah sie etwas fern. Als das nichts half, las sie ein Buch. Doch selbst das konnte sie nicht auf andere Gedanken bringen.
[/FONT]
[FONT="]Erst das Klingeln an der Haustür riss Mira zurück ins Hier und Jetzt. Ihre Möbel waren da! In ihrer gewohnt geübten Art dirigierte sie die Möbelpacker durchs Haus, bis alles Hab und Gut am rechten Platz stand. [/FONT]
[FONT="]Glücklich startete sie ihren PC und schrieb an ihrem Roman weiter. Sie war erst zufrieden, als all ihre Ideen der letzten Stunden niedergeschrieben waren. Dabei ertappte sie sich, wie ihre Gedanken immer wieder abschweiften und sie an das Gespräch mit ihrer Nachbarin erinnerten.
[/FONT]
[FONT="]Mira hielt es nicht mehr aus. Sie musste etwas tun. Also suchte sie sich die Adresse des Kinderheims im Internet heraus und rief dort an. Eine ältere Frauenstimme ertönte am anderen Ende der Leitung und stimmte sofort zu, als Mira fragte, ob sie für einen Besuch noch heute vorbeikommen könnte.[/FONT]
[FONT="]Das Kinderheim war ein grauer Klotzbau und ragte bedrohlich vor Mira auf, als diese die Stufen zur Tür hinauf schritt.
[/FONT]
[FONT="]Dennoch konnte sie nicht abstreiten, dass das Grundstück tatsächlich seine Vorzüge hatte. Die zentrale Lage und die Nähe zum Park waren der Stadt wohl auch aufgefallen. Jetzt, wo Willow Creek als aufstrebende City bekannt wurde, benötigte die Stadt dringend Prestigeobjekte. Da war so ein Kinderheim wohl nur im Weg. [/FONT]
[FONT="]Mira war etwas mulmig, als sie an die Tür klopfte. Leise Kinderstimmen waren zu hören und durch die Glasfenster konnte sie mehrere Jungen und Mädchen erkennen.[/FONT]
[FONT="]Sie trat ein und blickte sich um. Der große Raum war zwar nur karg eingerichtet, strahlte aber dennoch Wärme aus. In einer Ecke befanden sich Sofas und ein Bücherregal. Mehrere Kinder saßen dort und lasen still vor sich hin. Andere spielten Fangen. Am anderen Ende entdeckte Mira eine ältere Dame. Das musste die Leiterin sein, mit der sie sich am Mittag am Telefon unterhalten hatte. Sie stellte sich vor.[/FONT]
[FONT="]„Hallo Frau Bouffon. Das freut mich aber, dass Sie vorbeikommen. Ich habe gehört, Sie sind neu in der Stadt und in das Haus von Sara gezogen.“[/FONT]
[FONT="]Mira nickte. „Ja, ich bin ihre Enkeltochter.“[/FONT]
[FONT="]Die Leiterin strahlte. „Aber natürlich. Sie sind ihr wie aus dem Gesicht geschnitten!“ Dann wurde sie ernst. „Aber Sara wäre sehr unglücklich, wenn sie wüsste, was hier gerade passiert. Gott hab‘ sie selig. Sie wäre am Boden zerstört, wo sie doch die meisten der Kleinen mit groß gezogen hat…“[/FONT]
[FONT="]Traurig blickte sich die Leiterin im Raum um. Dann flüsterte sie: „Leider sind Sie die einzige Besucherin schon seit Wochen. Ich fürchte, die Kinder müssen wieder einmal die Stadt verlassen.“[/FONT]
[FONT="]Die Leiterin führte sie in den Schlafsaal der Kinder. Mira stockte der Atem. So viele Kinder auf so beengtem Raum! Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es sein müsste, hier aufzuwachsen.[/FONT]
[FONT="]Sie wollte gar nicht daran denken, wie es ihnen wohl in Merkwürdighausen oder Auenhausen ergehen würde. Mira seufzte schwer und ging mit der Leiterin zurück in den Gemeinschaftsraum. Dort setzte sie sich auf eines der Sofas und ließ die Szenerie auf sich wirken. Die meisten Kinder schienen fröhlich zu sein, viele lasen Bücher. Mira musste daran denken, wie sie selbst als Kind Bücher verschlungen hatte, um der Realität zu entkommen. Jetzt als erwachsene Frau wollte sie mit ihren Romanen dazu beitragen, dass dies auch weiterhin möglich war.
[/FONT]
[FONT="]Sie ertappte sich bei dem Gedanken, eines der Kinder zu sich zu nehmen. Warum sonst war sie auch hier? Das Haus war groß genug. Und vielleicht war es auch Schicksal, dass das alles gerade jetzt passierte? Ihre Großmutter hätte es sicher gewollt, dachte sich Mira und ließ den Blick über die vielen Kinderköpfe schweifen. Aber welches Kind hatte es verdient? Alle doch. Es war unmöglich, eine Entscheidung zu treffen. [/FONT]
[FONT="]Da entdeckte sie ein kleines Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. Abseits von den anderen Kindern, saß es an einem kleinen Tisch und malte.[/FONT]
[FONT="]Mira lief zu ihr herüber. [/FONT]
[FONT="]„Hallo, ich bin Mira und wer bist du?“[/FONT]
[FONT="]Das Mädchen blickte nicht auf.[/FONT]
[FONT="]„Antonia“, flüsterte es und griff nach einem roten Stift.[/FONT]
[FONT="]„Und was malst du da?“[/FONT]
[FONT="]Das Mädchen hielt inne.[/FONT]
[FONT="]„Sieht man das etwa nicht?“ Helle blaue Augen sahen Mira nun bestürzt ins Gesicht.[/FONT]
[FONT="]Erschrocken über ihre dumme Frage sah Mira auf das Blatt Papier und erkannte einen Regenbogen.[/FONT]
[FONT="]„Aber natürlich erkennt man das. Entschuldige bitte. Das ist ein Regenbogen, oder?“[/FONT]
[FONT="]Antonia nickte nur und malte weiter.
[/FONT]
[FONT="]Mira hockte sich neben sie und schaute ihr dabei zu.[/FONT]
[FONT="]Irgendwann, es waren vielleicht vier Minuten vergangen, flüsterte das Mädchen:[/FONT]
[FONT="]„Verrat es keinem, aber ich komme aus dem Regenbogenland. Ich bin dort geboren. Doch bei einem Gewitter hat mich der Regen hierher gespült und jetzt kann ich hier nicht mehr weg.“[/FONT]
[FONT="]Sie drückte die Mine so fest auf, dass sie beinahe zerbrach und legte die Stirn in Falten, die Augen fest auf die bunten Farben auf dem Blatt Papier gerichtet.[/FONT]
[FONT="]Mira fühlte sich, als müsste sie zugleich weinen und lachen. Antonia schien eine blühende Phantasie zu haben. Und doch musste ihr in der Vergangenheit schlimmes widerfahren sein, warum sonst flüchtete sie sich in solche Geschichten?[/FONT]
[FONT="]„Du musst nicht unbedingt hierbleiben“, sagte Mira vorsichtig und beobachtete, wie Antonia den Stift beiseitelegte. Dann fuhr sie fort. „Du könntest mit mir kommen. Ich wohne ganz in der Nähe und hätte ein Zimmer für dich.“[/FONT]
[FONT="]Antonia sah sie forschend an. Sie schien nicht überzeugt zu sein und vermutete wohl einen üblen Scherz.[/FONT]
[FONT="]Doch als Mira die Leiterin herbeirief und auch ihr das Angebot machte, konnte Antonia ein Strahlen nicht mehr unterdrücken.[/FONT]
[FONT="]Während Mira die Formalitäten klärte, verabschiedete sich Antonia von den anderen Kindern, die nicht so richtig zu verstehen schienen, was hier vor sich ging. Draußen angekommen, bemerkte Mira, wie traurig das kleine Mädchen war.
[/FONT]
[FONT="]„Keine Sorge. Du wirst neue Freunde finden!“, munterte sie Antonia auf und lächelte. Das Mädchen erwiderte das Lächeln und trabte hinter ihr her die Straße hinunter.[/FONT]
[FONT="]Auf dem Heimweg wurde Mira erst so richtig klar, was sie getan hatte. Sie hatte ein Kind adoptiert, für das sie den Rest ihres Lebens verantwortlich sein würde. Bevor ihr Zweifel kommen konnten, dachte sie an ihre Großmutter. Sie war sich sicher, dass das ihr Wunsch gewesen wäre und sie das Richtige getan hatte.[/FONT]
[FONT="]„Wow, das ist aber ein großes Haus. Wohnst du hier ganz alleine?“, fragte Antonia, als sie vor der Eingangstür standen. [/FONT]
[FONT="]„Jetzt nicht mehr“, antworte Mira und strahlte ihre Tochter an.[/FONT]
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Ich freue mich über alle Mitleser. Wenn ihr mögt, lasst doch einen Kommentar da.
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Kapitel 1: Großmutters Wunsch
[FONT="]Die Abendsonne schien auf Mira herab, als sie aus dem Taxi stieg und sich vor dem Haus ihrer Großmutter wiederfand. Wie viele Jahre war sie wohl nicht hier gewesen? Innerlich kämpfte sie gegen die Gewissensbisse an, die sie nun schon seit dem Tod ihrer geliebten Oma plagten. Wäre sie nur öfters hergekommen, hätte sie besucht und Zeit mir ihr verbracht. Aber die Vergangenheit konnte keiner rückgängig machen.
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[FONT="]Seufzend blickte sich Mira um und betrachtete die Fassade des Gebäudes, das nun ihr gehörte. Kein Kratzer trübte das Antlitz des Hauses. Ob es innen wohl noch genauso aussah, wie sie es in Erinnerung hatte? [/FONT]
[FONT="]Zögernd, aber neugierig, trat sie die paar Stufen hinauf und öffnete die Tür. Der ihr so vertraute Anblick ließ sie innehalten. [/FONT]
[FONT="]Die Bilder an den Wänden, die stilvollen Möbel, der knarrende Dielenboden: jede einzelne Kleinigkeit erinnerte sie an früher. Und doch war Mira klar, dass sie sich hier wohl fühlen würde. [/FONT]
[FONT="]Als sie sich bei der Umzugsfirma erkundigte, wo ihre Sachen blieben, erfuhr sie, dass diese erst am nächsten Tag eintreffen würden. Etwas enttäuscht darüber, dass sie ihren PC erst morgen zur Verfügung haben würde, legte sie sich schlafen. Gerne hätte sie weiter an ihrem Roman geschrieben. Die neue Umgebung verleihte ihr Inspiration, sodass schon unzählige Ideen in ihrem Kopf umherschwirrten.[/FONT]
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[FONT="]Am nächsten Morgen sah Mira von ihrem Küchenfenster aus eine Nachbarin den Gehweg hinunter laufen. Schnell lief sie hinaus und stellte sich vor.[/FONT]
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[FONT="]Die Nachbarin blickte erfreut.[/FONT]
[FONT="]„Ach, von Ihnen hat Sara immer gern erzählt. Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Susann. Und Sie wohnen wohl jetzt hier?“[/FONT]
[FONT="]Mira bejahte.[/FONT]
[FONT="]„Das freut mich sehr. Es war schon etwas seltsam, das Haus so leer zu sehen die letzten Wochen…“[/FONT]
[FONT="]„Ich bin auch froh, hier zu sein. Kannten Sie meine Großmutter gut?“[/FONT]
[FONT="]„Aber ja! Wir beide haben uns ehrenamtlich im städtischen Kinderheim engagiert. Dort haben wir uns kennengelernt.“[/FONT]
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[FONT="]„Es gibt hier ein Kinderheim?“, fragte Mira und sah sogleich, wie der Blick ihrer Nachbarin traurig wurde.[/FONT]
[FONT="]„Ja… Aber nicht mehr lange. Die Stadt hat sich das Grundstück unter den Nagel gerissen und will eine große Apartmentanlage darauf bauen.“[/FONT]
[FONT="]Susann seufzte.[/FONT]
[FONT="]„Die armen Kinder! Ich würde ja noch eines aufnehmen, aber ich habe selbst schon sechs. Mehr Platz bietet mein Haus nicht.“[/FONT]
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[FONT="]„Was passiert denn jetzt mit den Kindern?“, fragte sie.[/FONT]
[FONT="]Susann zuckte mit den Schultern. „Wir versuchen, sie weiter zu vermitteln. Die anderen werden aufgeteilt und an die Heime in Merkwürdighausen und Auenhausen verschickt.“[/FONT]
[FONT="]Mira spürte einen Kloß im Hals. Merkwürdighausen und Auenhausen waren sehr weit weg und galten zudem als eher rückständig. Sie bezweifelte, dass es den Kindern dort gut gehen würde.[/FONT]
[FONT="]Susann entschuldigte sich, da sie noch Besorgungen zu erledigen hatte und verschwand.[/FONT]
[FONT="]Mira ging zurück ins Haus und dachte an die armen Kinder. Um sich von den düsteren Gedanken abzulenken, sah sie etwas fern. Als das nichts half, las sie ein Buch. Doch selbst das konnte sie nicht auf andere Gedanken bringen.
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[FONT="]Erst das Klingeln an der Haustür riss Mira zurück ins Hier und Jetzt. Ihre Möbel waren da! In ihrer gewohnt geübten Art dirigierte sie die Möbelpacker durchs Haus, bis alles Hab und Gut am rechten Platz stand. [/FONT]
[FONT="]Glücklich startete sie ihren PC und schrieb an ihrem Roman weiter. Sie war erst zufrieden, als all ihre Ideen der letzten Stunden niedergeschrieben waren. Dabei ertappte sie sich, wie ihre Gedanken immer wieder abschweiften und sie an das Gespräch mit ihrer Nachbarin erinnerten.
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[FONT="]Mira hielt es nicht mehr aus. Sie musste etwas tun. Also suchte sie sich die Adresse des Kinderheims im Internet heraus und rief dort an. Eine ältere Frauenstimme ertönte am anderen Ende der Leitung und stimmte sofort zu, als Mira fragte, ob sie für einen Besuch noch heute vorbeikommen könnte.[/FONT]
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[FONT="]Das Kinderheim war ein grauer Klotzbau und ragte bedrohlich vor Mira auf, als diese die Stufen zur Tür hinauf schritt.
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[FONT="]Dennoch konnte sie nicht abstreiten, dass das Grundstück tatsächlich seine Vorzüge hatte. Die zentrale Lage und die Nähe zum Park waren der Stadt wohl auch aufgefallen. Jetzt, wo Willow Creek als aufstrebende City bekannt wurde, benötigte die Stadt dringend Prestigeobjekte. Da war so ein Kinderheim wohl nur im Weg. [/FONT]
[FONT="]Mira war etwas mulmig, als sie an die Tür klopfte. Leise Kinderstimmen waren zu hören und durch die Glasfenster konnte sie mehrere Jungen und Mädchen erkennen.[/FONT]
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[FONT="]Sie trat ein und blickte sich um. Der große Raum war zwar nur karg eingerichtet, strahlte aber dennoch Wärme aus. In einer Ecke befanden sich Sofas und ein Bücherregal. Mehrere Kinder saßen dort und lasen still vor sich hin. Andere spielten Fangen. Am anderen Ende entdeckte Mira eine ältere Dame. Das musste die Leiterin sein, mit der sie sich am Mittag am Telefon unterhalten hatte. Sie stellte sich vor.[/FONT]
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[FONT="]„Hallo Frau Bouffon. Das freut mich aber, dass Sie vorbeikommen. Ich habe gehört, Sie sind neu in der Stadt und in das Haus von Sara gezogen.“[/FONT]
[FONT="]Mira nickte. „Ja, ich bin ihre Enkeltochter.“[/FONT]
[FONT="]Die Leiterin strahlte. „Aber natürlich. Sie sind ihr wie aus dem Gesicht geschnitten!“ Dann wurde sie ernst. „Aber Sara wäre sehr unglücklich, wenn sie wüsste, was hier gerade passiert. Gott hab‘ sie selig. Sie wäre am Boden zerstört, wo sie doch die meisten der Kleinen mit groß gezogen hat…“[/FONT]
[FONT="]Traurig blickte sich die Leiterin im Raum um. Dann flüsterte sie: „Leider sind Sie die einzige Besucherin schon seit Wochen. Ich fürchte, die Kinder müssen wieder einmal die Stadt verlassen.“[/FONT]
[FONT="]Die Leiterin führte sie in den Schlafsaal der Kinder. Mira stockte der Atem. So viele Kinder auf so beengtem Raum! Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es sein müsste, hier aufzuwachsen.[/FONT]
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[FONT="]Sie wollte gar nicht daran denken, wie es ihnen wohl in Merkwürdighausen oder Auenhausen ergehen würde. Mira seufzte schwer und ging mit der Leiterin zurück in den Gemeinschaftsraum. Dort setzte sie sich auf eines der Sofas und ließ die Szenerie auf sich wirken. Die meisten Kinder schienen fröhlich zu sein, viele lasen Bücher. Mira musste daran denken, wie sie selbst als Kind Bücher verschlungen hatte, um der Realität zu entkommen. Jetzt als erwachsene Frau wollte sie mit ihren Romanen dazu beitragen, dass dies auch weiterhin möglich war.
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[FONT="]Sie ertappte sich bei dem Gedanken, eines der Kinder zu sich zu nehmen. Warum sonst war sie auch hier? Das Haus war groß genug. Und vielleicht war es auch Schicksal, dass das alles gerade jetzt passierte? Ihre Großmutter hätte es sicher gewollt, dachte sich Mira und ließ den Blick über die vielen Kinderköpfe schweifen. Aber welches Kind hatte es verdient? Alle doch. Es war unmöglich, eine Entscheidung zu treffen. [/FONT]
[FONT="]Da entdeckte sie ein kleines Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. Abseits von den anderen Kindern, saß es an einem kleinen Tisch und malte.[/FONT]
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[FONT="]Mira lief zu ihr herüber. [/FONT]
[FONT="]„Hallo, ich bin Mira und wer bist du?“[/FONT]
[FONT="]Das Mädchen blickte nicht auf.[/FONT]
[FONT="]„Antonia“, flüsterte es und griff nach einem roten Stift.[/FONT]
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[FONT="]Das Mädchen hielt inne.[/FONT]
[FONT="]„Sieht man das etwa nicht?“ Helle blaue Augen sahen Mira nun bestürzt ins Gesicht.[/FONT]
[FONT="]Erschrocken über ihre dumme Frage sah Mira auf das Blatt Papier und erkannte einen Regenbogen.[/FONT]
[FONT="]„Aber natürlich erkennt man das. Entschuldige bitte. Das ist ein Regenbogen, oder?“[/FONT]
[FONT="]Antonia nickte nur und malte weiter.
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[FONT="]Irgendwann, es waren vielleicht vier Minuten vergangen, flüsterte das Mädchen:[/FONT]
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[FONT="]Sie drückte die Mine so fest auf, dass sie beinahe zerbrach und legte die Stirn in Falten, die Augen fest auf die bunten Farben auf dem Blatt Papier gerichtet.[/FONT]
[FONT="]Mira fühlte sich, als müsste sie zugleich weinen und lachen. Antonia schien eine blühende Phantasie zu haben. Und doch musste ihr in der Vergangenheit schlimmes widerfahren sein, warum sonst flüchtete sie sich in solche Geschichten?[/FONT]
[FONT="]„Du musst nicht unbedingt hierbleiben“, sagte Mira vorsichtig und beobachtete, wie Antonia den Stift beiseitelegte. Dann fuhr sie fort. „Du könntest mit mir kommen. Ich wohne ganz in der Nähe und hätte ein Zimmer für dich.“[/FONT]
[FONT="]Antonia sah sie forschend an. Sie schien nicht überzeugt zu sein und vermutete wohl einen üblen Scherz.[/FONT]
[FONT="]Doch als Mira die Leiterin herbeirief und auch ihr das Angebot machte, konnte Antonia ein Strahlen nicht mehr unterdrücken.[/FONT]
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[FONT="]Während Mira die Formalitäten klärte, verabschiedete sich Antonia von den anderen Kindern, die nicht so richtig zu verstehen schienen, was hier vor sich ging. Draußen angekommen, bemerkte Mira, wie traurig das kleine Mädchen war.
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[FONT="]„Keine Sorge. Du wirst neue Freunde finden!“, munterte sie Antonia auf und lächelte. Das Mädchen erwiderte das Lächeln und trabte hinter ihr her die Straße hinunter.[/FONT]
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[FONT="]Auf dem Heimweg wurde Mira erst so richtig klar, was sie getan hatte. Sie hatte ein Kind adoptiert, für das sie den Rest ihres Lebens verantwortlich sein würde. Bevor ihr Zweifel kommen konnten, dachte sie an ihre Großmutter. Sie war sich sicher, dass das ihr Wunsch gewesen wäre und sie das Richtige getan hatte.[/FONT]
[FONT="]„Wow, das ist aber ein großes Haus. Wohnst du hier ganz alleine?“, fragte Antonia, als sie vor der Eingangstür standen. [/FONT]
[FONT="]„Jetzt nicht mehr“, antworte Mira und strahlte ihre Tochter an.[/FONT]
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