@ The Wolf:
Schön, dass du wenigstens bemerkst, dass ich dir viele Fragen gestellt habe. Schade, dass du mir trotzdem nur eine davon beantwortest und dann auch gerade noch die, die ich nur beispielhaft erwähnt habe (nach der erzwungenen Umstellung von XP auf Win 8).
Da ich jedoch deine bisherige Argumentationsweise im Forum beobachtet habe, habe ich etwas anderes oder gar mehr kaum erwartet.
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Wer einer militanten Anti-Alles-Einstellung verhaftet ist, der sollte a) tunlichst darauf achten, diese nicht gerade im Netz zu vertreten, da das den eigenen Standpunkt doch recht eindeutig untergräbt und b) die eigenen Gedanken wirklich konsequent zu Ende denken.
Und wenn man das macht, kommt man an den Punkt, dass man sich der Digitalisierung und Vernetzung und Überwachung bis zu einem gewissen Grad fügen muss.
Und da rede ich durchaus von Zwang.
Ich stimme *Kekz* hierbei zu:
Das Gute am Internet ist, dass man das nicht stumpf konsumieren muss, sondern sich selbst das zusammensuchen kann, was einem gefällt. Man kann sich selbst aussuchen, wo man sich anmeldet, wo man mitmacht, was man lesen möchte und was eben alles nicht. Wer sich allen ernstes von der Gesellschaft dazu "gezwungen" fühlt, ist meiner Meinung nach absolut selbst schuld.
Aber manchmal ist es nicht nur die Gesellschaft, die einen zwingt.
Hier mal eine Aufzählung einiger Dinge, die mir Sorgen bereiten:
- Wenn auf meiner Versichertenkarte kein Foto von mir ist, behandelt mich in Deutschland kein Arzt mehr. Das fällt für mich unter Zwang.
- Ich kann mich in der Öffentlichkeit nicht bewegen, ohne dass spätestens an der nächsten Bushaltestelle mein Gesicht von einer Überwachungskamera eingefangen wird.
Gleichzeitig ist die Polizei nicht in der Lage, vermisste kleine Kinder wiederzufinden (siehe Inga, aktuell, als nur ein Beispiel). Da frage ich mich, wer oder überwacht wird. Schauen die, dass keiner den Colaautomaten mutwillig zerstört, oder geht's denen um die Frau, die daneben vielleicht gerade vergewaltigt werden könnte?
- Die Wohnungssuche sowie die Jobsuche sind heutzutage zwar offline möglich - aber stark eingeschränkt.
- Zwar ein Gemeinplatz, aber: Die Taschenlampenapp am Smartphone, die fünfhundert Rechte einfordert und Zugriff auf alles verlangt.
- Die aktuelle Diskussion darüber, Bargeld abzuschaffen. Sollte das passieren und der Otto Normal würde gezwungen, alles digital zu bezahlen - dann weiß irgendwer (Geldinstitute) immer, wann (!) wer (!) was (!!) kauft.
- Leute posten auf Facebook, dass sie wöchentlich montags von 17-22 Uhr im Fitnessstudio sind - und wundern sich, wenn zu genau dieser Zeit ihre Bude ausgeräumt wird und all die schicken technischen Geräte - vermutlich zuvor stolz auf Facebook präsentiert - geklaut werden.
- die Aussage "Ich hab ja nichts zu verbergen". Wenn ich hier anfange, dann gleite ich selbst ins Polemische ab, fürchte ich. Ich vermisse das Bewusstsein darüber, dass Daten BARES GELD sind. Dass Facebook, würde es 99,99.- pro Monat kosten, immer noch günstiger wäre als im Moment, wo es gratis ist. Noch in den 1980ern wurden hier in Deutschland Spione unters Volk gemischt, um die Bürger zu durchleuchten. Seit ewigen Zeiten ist die Aufregung über die neugierigen Nachbarn und den Tratsch im Dorf groß. Und inzwischen teilen so viele fröhlich von ihrem Frühstück über die Farbe ihrer Socken bis hin zum Knatsch mit dem Chef alles im Internet.
- Es gibt mehr Artikel darüber, wie ich verhindere, dass mein neuer potentieller Arbeitgeber meine peinlichen Sauffotos vom letzten Wochenende entdeckt, als darüber, wie man sich anonym im Internet bewegt.
- Ich bin nicht gefeit davor, dass mein Arbeitskollege sich online darüber auslässt, was ich zu mittag hatte.
- Ich habe keinen Einfluss auf das Telefon anderer Leute. Wenn die mich in ihrem Telefonbuch eingespeichert haben und die hunderten Apps Zugriff auf eben dasselbe geben, ist meine Handynummer innerhalb kürzester Zeit ÜBERALL - ohne, dass ich das verhindern könnte.
- Ich kann nicht verhindern, dass Krankenkassen, Kredit- oder Versicherungsinstitute Daten von was-weiß-ich-wem kaufen, der zufällig weiß, dass ich Kettenraucher bin, 6 Mal pro Woche zu MacDonalds gehe und 1x zu Burgerking, dass ich den ganzen Tag Britt am Nachmittag schaue und Sport nicht mal richtig schreiben kann - und auch nicht, dass die mich nicht krankenversichern, mir keine Berufsunfähigkeitsversicherung geben wollen oder ich keinen Kredit bekomme.
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Ich muss hier mal aufhören. Ich grüble da wirklich oft drüber nach und ich komme zu dem Schluss:
- Ich muss damit leben, dass ich immer gläserner werde. Wenn ich mich dagegen wehren möchte, muss ich wohl irgendwo ins Hochland ziehen, mein Gemüse selbst anbauen und hoffen und beten, dass ich niemals krank werde.
Jedoch kann ich (um zu *Kekz*' Aussage zurückzukommen) selbst bestimmen, inwiefern ich diese Gläsernheit durch soziale Medien - und um die geht's hier ja - vergrößere. Und ich bin mir darüber im Klaren, dass Daten reines Bargeld sind - dementsprechend gehe ich weitgehend vorsichtig damit um.