Kapitel 59 Verhängnisvoll
Jared kommt am Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag bei ILonox Computer Technologies endlich nach Hause.
Dass sein Handy den ganzen Tag wegen Anrufen, E-Mails oder Sprachnachrichten vibriert ist absolut keine Ungewöhnlichkeit im Gegenteil. Da es aus Zeitmangel völlig unmöglich ist, alle eingehenden Anrufe anzunehmen oder Nachrichten zu bearbeiten hängt er oft spät abends noch an seinem Handy oder Laptop, um wenigstens die dringlichsten Angelegenheiten zu bearbeiten. Er selektiert nach Priorität.
Erst als er zu Hause in der Küche steht bemerkt er, dass er von Hailey, dem Model, seiner bisher einzigen Affäre, zwanzig verpasste Anrufe und dreißig Sprachnachrichten auf seinem Telefon hat.
Er hat sich geschworen den Kontakt zu der attraktiven Frau abzubrechen, um seine Ehe nicht weiter zu gefährden. Mandy hat ihm seinen Seitensprung verziehen, und darüber ist er heil froh.
Als an diesem Abend Mandy ebenfalls von einem langen Arbeitstag in ihrem Fotostudio nach Hause kommt, schlägt Jared vor, dass sie beide doch einen gemütlichen Abend am Fernseher verbringen könnten.
Er ist gerade dabei zwei Gläser mit Rotwein zu füllen, als das Festnetz Telefon läutet.
"Bitte! Nicht schon wieder!" sagt Mandy genervt.
"Vielleicht ist es wichtig und jemand anderes!" geht Jared erschöpft vom Tag zum Festnetztelefon in Mandy´s Büro Ecke.
"Hallo?" fragt Jared in den Hörer. Weil niemand auf der anderen Leitung antwortet legt er einfach resigniert auf.
"Es ist sie, schon wieder, nicht wahr?" fragt Mandy angesäuert.
Um ein Uhr Nachts klingelt das Telefon erneut.
"Bleib liegen Jared. Sicherlich ist es wieder Hailey." seufzt Mandy im Halbschlaf.
Jared kämpft sich aus dem Bett." Vielleicht ist es wichtig. Es klingelt schon sehr lange. Möglicherweise ist etwas mit den Kindern! Wäre fatal, wenn wir nicht erreichbar wären" gibt, Jared bezüglich der Enkelkinder zu bedenken.
"Du hast Recht! Serena musste nachts, ja wirklich schon mal ins Kinderkrankenhaus. Wäre schlimm, wenn Philipp und Gloria uns nicht erreicht hätten, damit wir auf Elliot aufpassen. Auch wenn es immer ein weiter Weg zu ihnen ist. Die arme Serena war ja gleich für ein paar Tage im Krankenhaus." überlegt nun auch Mandy besorgt.
Als Jared die Treppen hinunter geht, hebt er den Hörer des Festnetz Telefons ab. "Hallo?" fragt er, doch niemand antwortet ihm.
"Hailey, wenn Du es bist, bitte lass uns endlich in Ruhe!" versucht Jared so verständnisvoll wie möglich zu klingen.
Doch noch immer antwortet niemand am anderen Ende der Leitung. Stattdessen wird einfach aufgelegt.
Jared geht wieder ins Bett. Er und Mandy schlafen wieder ein. Das war die ersten Nächte überhaupt nicht möglich.
Doch langsam haben sich die beiden an die permanenten Anrufe in der Nacht gewöhnt. Aber auch nur fast.
Allerdings haben die nächtlichen Anrufe zugenommen und sie werden immer länger. Das Telefon abzustellen, käme für die beiden dennoch nicht in Frage, da sie bedenken haben, dass immer mal ein Notfall in der Firma sein könnte oder noch schlimmer, ein Notfall in der Familie. Außerdem scheppert, dann zusätzlich Mandy und vor allem Jared´s Handy umso mehr.
Um drei Uhr nachts wacht dann Mandy auf. Das penetrante Klingeln des Telefons lässt nun sie nach unten gehen, da sie ohnehin durstig ist.
Sie hebt den Hörer ab, obwohl sie oftmals versucht die Anrufe zu ignorieren. "Jetzt hör, mal zu Mädchen, hör endlich auf uns zu belästigen! Du musst doch merken ,dass es keinen Sinn hat!" schimpft Mandy in den Hörer.
Am nächsten Morgen, als Mandy die Teller vom Frühstückstisch abräumt wirkt sie angespannt.
Jared bemerkt sofort um was es geht. "Mandy, es tut mir leid, dass es soweit gekommen ist." gesteht er.
"Das muss endlich aufhören, Jared! Ich habe keine Nerven mehr für das alles! Die nächtlichen Anrufe, die unzähligen Sprachnachrichten, die ich übrigens sofort lösche!" schimpft Mandy.
"Was sollen wir tun? Wir wollten doch kein Aufsehen erregen mit der Affäre?" will Jared wissen.
"Zzzz! Als müsste ich nun dafür eine Lösung parat haben!" faucht Mandy.
"Wir waren uns einig nicht zur Polizei zu gehen, da die Presse sonst auch bald davon Wind bekäme. Das war dein Wunsch!" stellt sich Jared nun rechtfertigend dagegen.
"Ach die Presse und die blöden Klatsch Zeitschriften sind mir völlig egal mittlerweile. Ich möchte nur nicht, dass Philipp, Gloria und die Enkelkinder davon erfahren. Das ist mir wichtig!" ächzt Mandy.
Später an diesem Morgen ist Jared auf dem Weg zur Subway Station um in die Arbeit zu fahren.
An einem Kiosk holt er sich wie immer einen weiteren Kaffee. Auch, wenn es nicht der beste ist, gehört es zu seiner Morgen Routine.
Wie jeden Morgen schlendert er mit genügend Zeit zum Subway Train.
Als er im Untergrund angekommen ist, setzt er sich auf eine der Bänke, um auf die richtige Subway zu warten.
Er stellt seine Laptoptasche ab und sinniert über den bevorstehenden Arbeitstag.
Ab und zu schweift er mit seinen Gedanken ab oder beobachtet andere Fahrgäste.
Er genießt es oft Morgens mit seinen Gedanken alleine zu sein, bevor der stressige Alltag beginnt.
Als er abwesend die anderen Passagiere beobachtet, streicht ihn plötzlich eine Hand an seinem Arm. Er zuckt vor Schreck zusammen.
"Oh, nein, Du!" bemerkt er abschätziger als er es überhaupt will, als er feststellt, dass es Hailey ist.
"Jared, warum bist du so abweisend zu mir?" fragt Hailey aufdringlich.
"Es tut mir leid wie alles gekommen ist Hailey. Aber ich liebe meine Frau und du musst verstehen, dass das zwischen uns Geschichte ist! Lass uns endlich in Frieden. Hör auf mit deinen nächtlichen Anrufen!" versucht Jared noch freundlich zu bleiben.
"Ich weiß, dass du mich willst und brauchst. So wie ich dich!" bleibt Hailey hartnäckig.
"Das hat doch keinen Sinn! Versuch das doch zu verstehen!" wird Jared nun etwas lauter und wendet sich trotzdem von dem attraktiven Model ab.
"Nein, das lasse ich nicht zu! Ich lasse mich nicht einfach so abservieren. Wenn ich dich nicht haben kann, dann....." bleibt Hailey´s Satz unvollständig, da sie von Jared unterbrochen wird.
".....dann was?" fragt Jared nun gereizt. " Du bist doch verrückt! Warum, hab ich mit dir einen solchen Fehler begangen?" bedauert Jared hörbar die Affäre zu ihr.
"Was willst du von mir und meiner Familie?" will Jared nun von Hailey wissen.
"Ich will dich um jeden Preis und ich werde nie aufgeben!" gibt die hübsche Brünette Jared zu verstehen.
"Du bist wahrlich verrückt. Du bist eine Spinnerin! Lass mich und meine Familie in Ruhe, endgültig!" zischt Jared.
"Irgendwann gehörst du mir! Ist nur eine Frage der Zeit!" ruft Hailey, Jared hinterher.
Als dieser das Weite sucht und in die falsche Subway flüchtet, auch wenn dies bedeutet, dass er nochmals umsteigen muss.
"Du gehörst zu mir!" wiederholt Hailey nochmal, sodass sich andere Fahrgäste bereits zu ihr umdrehen, um zu sehen, wer so laut ruft.
Am nächsten Morgen, als er zu Arbeit wollte und wieder auf dem Weg zur Subway Station war, wurde er erneut von Hailey aufgesucht.
Bevor sie überhaupt mit ihm sprechen konnte, ergriff er die Flucht in einen Wagon, um dann bei nächster Station wieder umzusteigen.
Am Abend gießt er sich eine Old Fashioned in ein Glas.
"Was ist los?" fragt Mandy, als diese ihren erschöpften Ehemann an der Globusbar erblickt.
"Nichts, war nur anstrengend die letzten Tage! Ich glaub ich werde auf´s Auto umsteigen und nicht mehr mit den Öffentlichen fahren. Nur noch Spinner unterwegs!" entgegnet Jared gespielt beiläufig.
Am Morgen darauf ist Jared erneut auf dem Weg zur Arbeit. Dieses mal hat er sein Auto im Parkhaus geparkt. Er ist früh genug los gefahren, um dem Stau zu entgehen.
Über die Preise für das Parken hat er nicht schlecht geschluckt. Aber zur Zeit ist es ihn jeden Cent wert, um nicht dieser verrückten Hailey zu begegnen.
Er geht zu einem der Essensstände, die bereits geöffnet haben. Er überlegt ein paar eingelegte Oliven und Humus zu kaufen für das Abend Essen. Mandy wird sich sicherlich über die orientalischen Spezialitäten freuen. Er lässt sich von der Verkäuferin etwas empfehlen und stellt dabei seine Laptoptasche ab.
Die Verkäuferin ist sehr freundlich und empfiehlt die grünen Oliven, eingelegt in Chili Öl.
Als Jared sich bückt, fällt ihm auf, dass seine Tasche verschwunden ist. Sie war doch soeben noch dagestanden, hetzen seine Augen um den Bereich in dem er steht.
"Miss, haben Sie meine Tasche zufällig gesehen?" fragt er einfach gerade heraus an die Verkäuferin gerichtet.
"Nein, tut mir leid! Ich habe ja soeben mit Ihnen gesprochen." meint diese.
Argwöhnisch blickt Jared die Frau an.
Das ist doch ein schlechter Scherz, denkt er sich. Er hat die Daten für das Meeting dummerweise weder auf dem Server der Firma gespeichert noch auf einem Stick.
Wenn der Laptop weg ist ,dann auch die Präsentation für das heutige Meeting. Wochenlange Vorbereitung für umsonst.
"Tut mir leid, ich habe auch niemanden außer Ihnen hier stehen sehen, sodass die Tasche verwechselt hätte werden können!" meint die Verkäuferin, als sie Jared´s panischen Blick wahrnimmt.
Doch Jared ist in Gedanken bereits dabei, seinen Vorgesetzten irgendwie zu erklären, wie sowas Dummes passieren könne.
Am liebsten würde Jared alles hinschmeißen und sich diese Blöße gar nicht geben. Seine Aufregung steigt, als er beim Firmengebäude ankommt und er beginnt zu schwitzen.
Noch immer hat er keine Ausrede für den Verlust der hochwichtigen Präsentation gefunden. Doch wenn er nicht auftaucht, würde er sicher gefeuert werden.
So bestünde wenigstens die Chance, dass man über seine Dummheit hinwegsieht und er dafür eine Lösung suchen könne.
Jared betritt ohne seine Präsentation das Meeting. Der Vorstandsvorsitzende von Ultimate Systems sitzt bereits am Tisch. Es geht um eine mögliche Fusion der beiden Firmen, daher ist dieses Meeting sein Monaten hochangesetzt worden.
"Mist, Mist, Mist!" denkt Jared. Er hätte es seinem Boss, dem Rotschopf, Mr. Connery gerne vorher gebeichtet, dass seine Tasche mit sämtlichen Daten einfach weg ist.
Während die Abteilungsleiterin, Miss Herman und der Chef sich mit dem Gast Mr. McCainey unterhalten, versucht Jared zumindest Fetzen seiner Präsentation möglicherweise aus seinen Dokumenten im Handy zu finden, nachdem er die Runde begrüßt hatte.
"Keine Chance!" geht Jared durch den Kopf. Jetzt muss er einfach seinen Mann stehen und seinen Fehler einräumen. Improvisieren wäre in dieser Sache nur unprofessionell.
Er richtet sich direkt an den Gast und setzt sich neben ihn.
"Mr. McCainey! Es ist mir höchst unangenehm, doch ich muss ihnen mitteilen, dass heute Morgen meine Laptoptasche geklaut wurde mit sämtlichen Daten für die Präsentation. Ich fürchte, das Meeting heute fällt somit flach. Es tut mir aufrichtig leid und ich hoffe sie geben ILonox Computer Technoligies nochmals die Chance vorzusprechen, anstatt sich sofort mit anderen Geschäftspartnern einzulassen. Es ist meine Schuld, ich habe keine Daten auf einem anderen Träger gesichert." versucht Jared die Situation wirklich zu retten.
"Sie wollen mir sagen, dass ich umsonst heute um 01:00 Uhr aus Mahapan losgeflogen, für nichts?" fragt Mr. McCainey ungläubig.
Der Chef, Mr. Connery und Miss. Herman sehen sich verdutzt an. Sie glauben ihren Ohren nicht, was sie soeben hören.
"Das mag jetzt wohl unseriös klingen aber ich würde meinen A**** verkaufen, damit ich diese beschi**enen Daten, wieder bekommen könnte, damit ich ihnen die Präsentation bieten könnte, die sie heute erwartet haben." gibt Jared ehrlich zu. Er pfeift auf jegliche Etikette und drückt sich so aus, wie es ihm durch den Kopf schwirrt.
Der Gast, Mr. McCainey lacht und nun versucht auch die Abteilungsleiterin diese höchst unangenehme Situation mit gespieltem lautem Gelächter zu ersticken.
Nur Mr. Connery kann noch nicht wirklich über diese fatale Lage lachen.
"Na, wenn sich schon mal jemand traut, sich auf diese Weise zu entschuldigen, dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, mich noch ein, zwei Tage zu gedulden!" lacht Mr. McCainey nun nochmals verdutzt aber beeindruckt von Jared´s Direktheit.
"Sicherlich wird sich ILonox Computer Technologies schnellstmöglich etwas hierzu einfallen lassen, nicht wahr?" richtet sich Mr. McCainey nun an den Chef Mr. Connery.
"Selbstverständlich!" entgegnet Mr. Connery professionell.
Jared versucht die Blicke seiner Vorgesetzten zu deuten während sie mit Mr. McCainey noch über einen Ausweichtermin sprechen.
Er überlegt, ob er sofort das Gebäude verlassen muss, weil er gefeuert ist oder ob er noch Zeit bekommt, sich von seinen Kollegen zu verabschieden und seine Kram zu packen.
Die Abteilungsleiterin versucht auf schön Wetter zu machen und begleitet Mr. McCainey nach draußen.
Mr. Connery und Jared bleiben im Meeting Zimmer vorerst alleine zurück.
"Mr. Connery, was soll ich sagen, es tut mir leid! Ein dummer, dummer Fehler meinerseits....." möchte sich Jared erklären.
"Ach halten Sie den Mund! Hätten Sie nicht schon so viel für diese Firma getan, würde ich ihnen eine Ar****tritt geben, der Sie in hohem Bogen hier hinaus befördert bis zum schei*** Mars. One Way Ticket !
Aber halten Sie die Füße still, sonst überleg ich´s mir noch anders. Wir lassen uns was einfallen, also strengen sie ihre winzigen Gehirnzellen mit an, um diese prekäre Situation zu retten." zischt Mr. Connery und schließt dabei genervt die Augen.
"Übrigens können Sie das ihrem Team gleich erklären, dass es die Arbeit von Monaten in den nächsten zwei, drei Tagen erledigt haben muss. Ich sag nur Überstunden!...... Und wenn das nicht klappt, dann können Sie schon mal ihre Stiftebox in einen Karton stellen, ist das klar?" fügt Mr. Connery wütend hinzu.
Als Jared seinem Team, die Situation erklärt, herrscht wenig Begeisterung. Einer seiner Teamkollegen ist sogar den Tränen nah.
Seine Kollegen reagieren ungehalten, als Jared Ihnen die Wahrheit über den Verlust der Daten bzw. der Präsentation verrät.
"Ja, ich hätte einfach aufpassen müssen und ja ich hätte die Daten auf dem Server sichern müssen! Das habe ich nicht, weil in der Firma intern gerne Ideenklau herrscht. Jetzt sind die Daten anderweitig verschwunden. Es tut mir leid!" rügt sich Jared offen vor den anderen für seine Unachtsamkeit.
"Leute, ich schulde euch dann etwas, aber wenn wir das in spätestens drei Tagen nicht gebacken bekommen, bin ich am A****!"
Da Jared immer für sein Team rund um die Uhr da ist, beweisen die anderen Teamgeist auch wenn ein Kollege den Tränen nah ist.
"Jared, wenn es nicht um dich ginge, dann würden wir dich hier in hohem Bogen rausfliegen lassen! Das schwöre ich!" faucht ein Kollege.
"Ich weiß, danke Leute!" und sofort macht sich Jared an die Arbeit.