@LittleGrizzly
URL ist tatsächlich ein schönes Beispiel dafür, dass Korrektheit weder demokratisch noch quantitativ ist. Und ja, ich wäre sofort bereit mich auf "der URL" umzugewöhnen. Muss ich nur einige Zeit im Hinterkopf behalten, dass es tatsächlich der Lokator heißt. Wäre nicht das erste Mal, dass ich eingeschliffene Fehler aus meinem Sprachgebrauch rauswerfe. Ich befürchte jedoch, der Zug bei URL ist innerhalb der deutschen Sprache abgefahren. Woher der Fehler kommt, hast du ja auch gleich geschrieben. "Die Internetadresse". Tja. So schnell kann es gehen. Warum es unbedingt "der Mod" heißen muss, hat mir jedoch noch keiner erklärt. Also abgesehen von "Gewohnheit" und "quantitativer Verwendung".
Mit Lehnwörtern ist das so eine Sache. Tatsächlich gibt es die Richtlinie, dass man den gleichen Artikel nimmt, den man auch für das deutsche Wort nehmen würde. "Der Computer" - "Der Rechner". Klappt meistens. Aber nicht immer. Manchmal setzt sich leider das Falsche durch. Gerade in der Spielebranche sind die Spieler etwas ... nun ... sagen wir einfach, wir Gamer haben es wohl nicht so mit unserer Muttersprache.
Die meisten sagen "der Mod", weil das Wort für Deutsche männlich klingt.
Computer ist männlich, weil das Wort - genau wie auch der Rechner - eine maskuline Endung hat. Bei beiden Begriffen handelt es sich um von Verben abgeleitete Substantive und die enden i. d. R. auf -er (
to compute - computer,
rechnen - Rechner).
Richtig und Falsch ist so eine Sache bei der Sprache. Wenn sich eine Ausdrucksform ungesteuert aus der Masse heraus entwickelt, dann ist das Teil des natürlichen Sprachwandels und wird halt irgendwann als richtig angesehen. Da bringen auch Richtlinien oder sonstige Vorgaben nichts, zumindest in der Alltagssprache - und diese wird ja in einem Forum wie diesem hier angewendet. (Ich würde spontan sogar soweit gehen, dass die Alltagssprache aufgrund ihrer Verbreitung und ihres breiteren Anwendungsgebietes den Fachjargon früher oder später überformt. Künstliche Vorgaben halten sich daher entweder gar nicht oder überleben isoliert auf ihrem begrenzten Anwendungsgebiet.)
Ein Streitthema - oder auch nicht - sind Kunstwörter wie "Nutella". Das kann der, die oder das Nutella sein und jeder Sprecher kann wahrscheinlich irgendwie begründen, warum er sich für diesen einen bestimmten Artikel entschieden hat. (Ich sage "das Nutella".) Auf der Webseite von Nutella gab es bis vor ein paar Jahren dazu einen humorvollen Artikel. Leider finde ich den spontan nicht wieder. Da hieß es ebenfalls, dass alle Varianten in Deutschland verbreitet seien und keine falsch sei. Ich glaube, die hatten sogar eine Deutschlandkarte, auf der eingezeichnet war, welche Version in welcher Region vorherrscht.
Hochdeutsch ist für die meisten Menschen in diesem Land wohl eh eine tendenziell gekünstelte "Fremdsprache" oder so etwas wie eine entfernte zweite Muttersprache, wenn man bedenkt, dass im Alltag eher regionale Variationen gesprochen werden. Ihr habt ja auf den letzten Seiten einige Beispiele dafür gebracht.
Ich komme ursprünglich aus einer Region, durch die eine Dialektgrenze verläuft. Als Kind habe ich oft den Spruch gehört: "Hinterm Kanal sprechense janz anners als hier." In meinem Heimatdorf hat man das teilweise schon am Vokabular gemerkt. Da hatten Freunde von mir für ein und dieselbe Sache ein ganz anderes Wort als ich - weil die Eltern oder Großeltern ursprünglich aus dem Nachbardorf o. ä kamen.
Und wenn wir schon dabei sind, unsere sprachlichen Achillesversen aufzuzählen, leg ich auch mal los:
Ich finde es befremdlich, wenn hier alle möglichen Gerüchte und selbst offiziell bestätigte Neuigkeiten als "Leak" bezeichnet werden. Inhaltlich ist das nämlich falsch. Wann immer ich das Wort hier lese, muss ich verstärkt auf den Kontext achten, damit ich es im Kopf für mich korrekt übersetzen kann. Aber das ist keine Frage der Grammatik.
Und das Gebäck vom Bäcker heißt Pfannkuchen, das aus der Pfanne ist der Eierkuchen.