Quentin Bonny - Teil 1
Gut gelaunt begutachtet Quentin Bonny seine neue, bescheidene Bleibe im Trailerpark von Strangerville.
Er ist aus einem einzigen Grund hierher gekommen, er will das Geheimnis dieser merkwürdigen Stadt lüften und damit endlich einen seiner größten Träume verwirklichen.
Schon als junger Rekrut hat er nur ein Ziel vor Augen gehabt, eines Tages ein Mitglied der sagenumwobenene SCIA zu werden, jenes Geheimdienstes, der so exklusiv ist, dass man nur durch gute Beziehungen und jeder Menge Glück als Agent aufgenommen wird.
Und nun hat er aus dem Nichts diese Chance bekommen, eine Chance, die er auf gar keinen Fall ungenutzt verstreichen lassen wird. Wenn er es wirklich schafft, dann ist ihm der Platz in der SCIA sicher. Das haben ihm sowohl sein General als auch der Chef des Geheimdienstes versprochen.
Ihm ist egal, dass seine Kollegen beim Militär in Oasis Spring denken, dass er verrückt geworden ist. Strangerville ist zu so etwas wie das Bermuda Dreieck der ungelösten Mysterien geworden. Es wird viel darüber getuschelt und gemunkelt was hier vor fünf Jahren passiert ist, doch keiner wagt es der Sache näher auf den Grund zu gehen. Die Handvoll Kollegen, die es versucht hat, ist nie zurückgekehrt und seitdem wie vom Erdboden verschluckt.
Und das Militär in Strangerville tut so, als ob alles in bester Ordnung wäre. Im Vertuschen scheinen sie ganz groß zu sein. Weswegen er auch dort eingeschleust wird und niemanden sagen darf woher er kommt und was er tun will.
Quentin macht das alles keine Angst. Vielleicht konnten die Verschollenen einfach nicht mit der Schande leben versagt zu haben und sind deswegen untergetaucht. Wer weiß das schon?
Er ist sich sicher, dass er derjenige ist, der dieses Mysterium lüften kann und es auch tun wird.
Letztendlich kommt jedes Geheimnis eines Tages ans Licht.
Es ist nur eine Frage der Zeit.
Quentin beschließt einen Spaziergang zu machen und sich die Stadt einmal näher anzusehen.
Es ist Freitag und er muss erst am Montag seinen neuen Job in der Kaserne von Strangerville antreten, jede Menge Zeit also sich in Ruhe umzuschauen.
Eigentlich ist es ganz nett hier, doch die überall wie zufällig herumstehenden Lastwagen des Militärs machen einen ziemlich verdächtigen Eindruck.
Zudem sieht Quentin überall Soldaten herum rennen. Sie machen einen abgehetzten Eindruck und sehen beinahe schon... schuldig aus.
Grübelnd setzt er seine Erkundungstour fort. Es geht quer durch die Stadt, durch enge Gassen, die selbst im Tageslicht einen zwielichtigen Eindruck machen.
Schließlich kommt er an eine merkwürdige kleine Bude mit einem noch merkwürdigeren Sim dahinter.
Glaubt der Typ ernsthaft an Aliens? Und was hat er da bitte schön für einen sonderbaren Hut auf dem Kopf? Das sieht ja aus wie ein Sieb aus Metall!
Neugierig tritt Quentin näher und beginnt ein unverfängliches Gespräch mit dem Sonderling, der sich ihm als Erwin Pries, seines Zeichens selbsternannter Verschwörungstheoretiker vorstellt.
Er erfährt einige interessante Dinge. Zum Spiel, dass es in der Nähe der Militärbasis einen gigantischen Krater gibt, auf dessen Boden ein riesiges Labor errichtet worden ist. Doch seit Wochen schon traut sich keiner der dort arbeitenden Wissenschaftler mehr auch nur in die Nähe des Labors.
Niemand spricht über den Grund dafür, doch Erwin glaubt, dass es etwas Furchtbares gewesen sein muss, denn selbst das Militär macht einen weiten Bogen um den Krater.
Überaus interessant, denkt Quentin sich, ehe er sich noch das Angebot an Kuriositäten von Erwin zeigen lässt.
Erfreut erwirbt er ein paar Abhörwanzen. Man weiß schließlich nie, wann man die gebrauchen kann und die SCIA hat in seinem Trailer freundlicherweise eine Abhörstation aufgestellt.
Schließlich verabschiedet Quentin sich von Erwin und setzt seine Erkundungstour fort.
Eine merkwürdige, lilafarbene Pflanze sticht ihm zum wiederholten Mal ins Auge.
Sie sieht unnatürlich aus und will sich nicht so recht in die Umgebung einfügen, fast so als wäre sie ein Fremdkörper, eine Gattung, die hier ursprünglich nicht hingehört und das Gesamtbild stört.
Ein pulsierendes, fast schon hypnotisches Leuchten geht von ihr aus und Quentin fragt sich neugierig ob das irgendein Zeichen darstellen soll.
Er will gerade näher treten, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnimmt, die er so noch nie zuvor gesehen hat.
Ist das ein Mann? Aber warum geht er so seltsam, abgehackt und unnatürlich, fast schon wie ein Roboter?
Quentin beeilt sich zu ihm zu kommen und spricht ihn an.
"Hey, Mister, warten Sie!"
Der Fremde dreht sich schwungvoll zu ihm um und kommt zum Stehen.
Quentin schreckt beinahe wieder zurück, als er das breite fratzenartige Grinsen und die weit aufgerissenen Augen des Mannes erblickt.
Steht er etwa unter Drogen?
Das ist doch nicht normal.
"Geht es Ihnen gut?" fragt Quentin stirnrunzelnd.
Der Mann schweigt, starrtund grinst weiter dämlich vor sich hin.
"Hallo? Mister?" Quentin stupst ihn leicht an, doch er reagiert nicht. Er wirkt wie eine mechanische Puppe, seltsam leblos und starr.
Plötzlich verdreht er den Kopf auf unnatürliche Art und Weise zur Seite.
Quentin zuckt zusammen. Aua! Das muss doch weh tun!
Bis auf die komische Bewegung bleibt der Fremde weiterhin regungslos.
"Hallo?" versucht Quentin es noch einmal und wedelt mit der Hand direkt vor den Augen des Mannes herum.
Er blinzelt noch nicht einmal, sondern starrt einfach weiter in eine Richtung, was echt gruselig anmutet.
Quentin zuckt erschrocken zurück, als der Fremde sich urplötzlich zu ihm dreht und mit tonloser Stimme vor sich hin murmelt: "
Wasser ist Liebe, Wasser ist Leben."
Immer und immer wieder.
Oh Mann, der Typ hat sie doch echt nicht mehr alle!
Entschlossen tritt Quentin vor und verpasst ihm links und rechts ein paar schallende Ohrfeigen, um ihn wieder zur Besinnung zu bringen.
Zufrieden beobachtet er wie der Blick des Mannes sich klart und er den Kopf schüttelt, so als würde er aus einem Traum aufwachen.
Er blinzelt, einmal, zweimal, ehe er den Kopf hebt und Quentin fragend anblickt.
"Was ist passiert? Wie bin ich hier her gekommen?
Quentin erzählt ihm was er gesehen hat, woraufhin der Mann, der sich ihm als Ted vorstellt, nervös lacht.
"Lassen Sie das bloß nicht meine Frau wissen, mein Junge! Sonst komme ich in Teufels Küche!"
Nach einem interessanten Gespräch verabschiedet Ted sich von Quentin.
Der nutzt die spontane Umarmung des Älteren schamlos aus, um heimlich eine Abhörwanze an seiner Kleidung zu befestigen.
Es kann ja nicht schaden diesem komischen Kauz näher auf den Zahn zu fühlen.
Wer weiß ob seine geistige Umnachtung nicht irgendwann zurückkehrt. Oder wie auch immer man seinen seltsamen Zustand von vorhin nennen soll.
Quentin sieht ihm stirnrunzelnd nach, als der Ältere pfeifend davon spaziert.
Mit solchen Bewohnern macht Strangerville seinem Namen wahrlich alle Ehre.
Als Quentin weitergeht, bemerkt er irgendwann ein großes Flugzeugwrack, das sein Interesse weckt.
Hmm... sieht beinahe so aus, als würde da drin jemand wohnen.
Direkt daneben pulsiert schon wieder eine dieser mysteriösen, lila farbenen Pflanzen.
Mann, die sieht echt nicht normal aus!
Quentin macht schnell noch ein paar Bilder für seine Unterlagen.
Als er in die Ferne blickt, bemerkt er zu seinem Entsetzen, dass diese Pflanzen überall aus dem Boden sprießen wie irgend so ein bizarres Unkraut.
Auf den Ölfeldern, in der Prärie, selbst die Militärbasis scheint umzingelt davon.
Und direkt dahinter klafft der Krater wie ein großes, schwarzes Loch.
Entschlossen macht Quentin sich auf den Weg und marschiert direkt auf den Krater zu. Er muss einfach wissen, ob es in dem Labor irgendwelche Hinweise darauf gibt, was dort passiert ist. Das kann nicht warten.
Oben am Abgrund des Kraters verharrt er für einen Moment, um die riesige Anlage auf sich wirken zu lassen.
Wow, was für Forschung haben die denn hier betrieben? Und wozu haben sie gleich vier gigantische Satellitenschüsseln gebraucht?
Er kneift die Augen zusammen. Ist das dort am Zaun ein umgestürzter LKW vom Stützpunkt?
Auch hier wachsen die bizarren Pflanzen. Und zwar eine ganze Menge davon.
Das muss er sich aus der Nähe ansehen. Also macht er sich an den Abstieg.
Chaos empfängt ihn, sobald er die Anlage betritt.
So als seien die Wissenschaftler und Soldaten in großer Hast aufgebrochen.
Entschlossen betritt Quentin durch eine Seitentür das Innere des Laborkomplexes.
Sein Eindruck bestätigt sich noch, während er von Raum zu Raum geht. Überall fliegen Akten, Dokumente und haufenweise Papiere wahllos durcheinander.
Schließlich gelangt Quentin an eine große, breite Tür. Wenn ihn nicht alles täuscht befindet sich dahinter das eigentliche Labor.
Was sie da wohl drin verstecken?
Als er hindurch treten will, findet er die Tür verschlossen vor.
Offenbar benötigt man eine Keycard, um dort hinein zu gelangen.
Interessant.
Vielleicht kann er Erwin fragen, wo er eine her bekommen kann.
Eifrig beginnt er die Tür in seinem Notizbüchlein zu skizzieren.
Plötzlich ertönt ein lautes Scheppern von draußen.
Sofort sind Quentins Sinne alle hellwach. Was war das?
Hastig bahnt er sich einen Weg durch das Chaos, um schließlich ins Freie zu stürmen.
Er erkennt die Silhouette einer ganz in weiß gekleideten Frau, die versucht sich so leise wie möglich davon zu schleichen.
"Halt!" bellt er in seinem allerbesten Befehlston. "Bleiben Sie auf der Stelle wo Sie sind!"
Ertappt bleibt die Fremde stehen, dreht sich aber nicht zu ihm um.
Quentin stutzt. Spielen ihm seine Augen in der einsetzenden Dämmerung einen Streich oder schimmert ihre Haut wirklich fliederfarben?
"Umdrehen!" verlangt er mit scharfer Stimme.
Doch die Fremde denkt nicht daran ihm zu gehorchen.
Plötzlich sprintet sie wie von der Tarantel gestochen los und versucht abzuhauen.
"Verflucht, stehen bleiben, sage ich!" brüllt Quentin und rennt hinterher.
Doch sie ist schnell und schlüpft durch das Loch im Zaun, dass der umgestürzte Lastwagen hinterlassen hat.
Quentin spurtet weiter, doch als er den Zaun erreicht und sich dahinter umsieht, kann er sie nirgends entdecken.
Verdammt! Wo ist sie hin?
Sie kann doch nicht so schnell außerhalb seiner Sichtweite gekommen sein! Oder hat sie sich beim LKW versteckt?
Doch egal, wo Quentin auch nachsieht, er kann die Fremde nirgendwo entdecken. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.
tbc
Die Geschichte mit Quentin gefällt mir jetzt schon zu gut und im Plumbob Thread, in dem gerade jede Menge los ist (was total schön ist! <3) geht sie mit der Zeit doch etwas unter. Deswegen poste ich sie hier ebenfalls.
Vielleicht liest das ja auch der ein oder andere, der noch nicht in das Projekt involviert ist. Ich würde mich freuen!