Ich hab ja auch so meine Probleme . . . Ich muss mich mal in einem ellenlangen Text so richtig "auskotzen":
Ich bin fast 18 Jahre alt, werde aber von meiner Mutter so behandelt, als sei ich 18 Monate alt - sprich: Sie behauptet, ich würde alleine nie zurecht kommen, wäre viel zu unselbstständig, dumm und naiv, um in der "harten Realität", von der sie ja natürlich sooooo viel Ahnung hat, überleben zu können. Ich mache nächstes Jahr mein Abitur und möchte danach Englisch und Französisch auf Lehramt für das Gymansium studieren (und ja, ich habe mich SEHR genau darüber informiert, an welchen Unis ich das machen kann, was mich im Studium erwarten wird und habe mich auch schon mit einigen meiner Lehrer darüber unterhalten, die davon überzeugt sind, dass ich eine gute Lehrerin werden könnte), und da die NCs für diese Fächer an der Uni Hamburg, die Uni, die am nächsten an meinem Wohnort dran ist, leider unerreichbar sind mit meinem voraussichtlichen Abi von 2,2 oder 2,3 (allein verschuldet durch schlechte mündliche Noten), werde ich wohl oder übel woanders studieren und damit auch von zu Hause ausziehen müssen.
Das Problem ist nur, dass meine Mutter weder meinen Berufswunsch, noch die Tatsache, dass ich auszehen müsste bzw. auch will, nicht akzeptiert und nur dauernd auf mir rumhackt. Ich solle mir doch 'nen vernünftigen Beruf aussuchen, mit dem man ganz viel Geld verdient, da es ja im Leben nur um Geld geht und Glücklichsein 'ne dumme Erfindung der Filmindustrie ist, ich solle doch keinen kindischen Träumereien nachhängen und endlich mal erwachsen werden. Ich hätte ja keine Ahnung, wie hart das Studium sein würde und überhaupt versteht sie nicht, wie ich z.B. schon wieder in der Theater-AG unserer Schule bin, weil ich ja gar keine Zeit hätte und eigentlich jetzt schon jeden Tag stundenlang für's Abi lernen müsste.
Entschuldigung, aber daran kann man schon sehen, wie dumm sie einfach ist. Sie selbst hat eine Gesamtschule besucht, mit der mittleren Reife abgeschlossen und eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin gemacht, aber jetzt sitzt sie im Drogeriemarkt an der Kasse und verdient monatlich weniger als ein Hartz IV-Empfänger, wofür sie mir und meinem Bruder die Schuld gibt, weil sie durch unsere Geburt und Erziehung zu lange aus ihrem Beruf raus war. Sie hat also überhaupt keine Ahnung, meint aber, sich zu allem äußern zu müssen. Genauso ist es auch beim Autofahren: Erstmal die Tatsache, dass sie sich über mich lustig macht, weil ich meinen Führerschein, den inzwischen auch schon wieder 7 Monate habe, erst bei der dritten Führerscheinprüfung bekommen habe, obwohl es bei ihr genauso war, und dann meint sie auch noch, mich über vermeintliche Fehler, die ich mache, zulabern zu müssen, wenn ich fahre, obwohl sie hinten sitzt und mein Papa neben mir (ich mache das begleitete Fahren ab 17 Jahren), es also seine Aufgabe wäre, das zu tun. Er ist aber damit, wie ich fahre, zufrieden und meine Mutter hat mal wieder keine Ahnung, da sie selbst schon seit 10 Jahren oder mehr nicht mehr gefahren ist.
Sowieso habe ich mit meinem Papa so gut wie keine Probleme und wenn meine Mutter meint, ihre wechseljahresbedingten Stimmungsschwankungen mal wieder an mir auslassen zu müssen, verteidigt er mich auch schon mal, und dann ist sie sauer auf ihn und dann streiten sie sich. Ich will ja nicht, dass sie sich streiten, aber ich finde nicht, dass ich mich von meiner Mutter dauernd beleidigen und niedermachen lassen muss, bin aber oft zu schwach, mich selber zu verteidigen, weil ich nicht wüsste, wie, ohne persönlich zu werden und mich auf ihr Niveau herabzulassen. Ich kann ihr wirklich gar nichts recht machen und bin sowieso ein dummes, kleines, verwirrtes Kind, das gar nicht weiß, was es will - wenn es nach ihr geht. Gleichzeitig muss ich aber über meine Freunde bzw. dessen Eltern erfahren, dass sie in der Öffentlichkeit dauernd damit rumprahlt, wie toll ich in der Schule bin (ich bin schriftlich wirklich ziemlich gut) und wie talentiert (ja, ich male gerne, laut mehreren Musiklehrern kann ich wohl gut singen und ich spiele Theater) ich doch bin. Das verstehe ich irgendwie nicht. Zum rumprahlen bin ich ihr also gut genug, aber zu Hause lässt sie kein gutes Haar an mir?! Wenn wir irgendwo zusammen sind, z.B. bei einer Familenfeier, redet sie in der dritten Person von mir, obwohl ich direkt daneben stehe, und lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen. Meistens macht sie Ankündigungen wie "Die da will Lehrerin werden!", mit einem Unterton in der Stimme, der so viel heißt, wie: "Das arme, verwirrte Kind! Wie kann man nur so blöd sein! Guckt sie bitte alle ganz mitleidig an, so als hätte sie AIDS oder Krebs im Endstadium!". Sie sieht das nämlich als so eine Art unheilbare Krankheit, dass ich unbedingt das machen möchte, was ICH will, und keine dumme Marionette sein will. Was ist eigentlich verwerflich daran, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen möchte und finde, dass vor allem eine Person mit mir selber zufrieden sein muss - ich selbst? Schließlich muss niemand mich länger aushalten als ich selbst und ich hatte vor, noch ziemlich lange zu leben . . .
Ist es da noch weiter verwunderlich, dass ich hoffe, an irgendeiner anderen Uni einen Studienplatz zu bekommen (an anderen Unis wären die NCs für mich zu schaffen oder auch gar nicht erst vorhanden), damit ich von zu Hause ausziehen kann? Denn sollte ich aus unerfindlichen Gründen einen Studienplatz in Hamburg bekommen, wird meine Mutter mich zwingen, zu Hause wohnen zu bleiben, damit sie mich weiter mobben kann. Sie will mich sogar zwingen, mich in Hamburg für Lehramt an Grundschulen und Sekundarstufe I zu bewerben, weil der NC da nicht ganz so hoch ist wie das für Gymnasium, einfach nur, damit ich zu Hause wohnen bleiben muss, weil es ihrer Meinung nach keinen Grund gibt, auszuziehen, wenn ich in Hamburg studieren sollte. Sie redet mir auch ein, dass ich sowieso keine Studienplatz bekommen werde, bei meinen schlechten Noten (seht ihr auch den Widerspruch?!), da man ja jedes Abi, das schlechter als 1, irgendwas ist, gleich in die Tonne treten könnte - nur komisch, dass alle meine Freunde aus der Theater-AG, die dieses Jahr ihr Abi gemacht haben, keine 1 vorm Komma hatten und trotzdem ihren Wunschstudienplatz bekommen haben . . . Vielleicht verstehe ich das ja falsch, aber wenn ich mein Abi habe, bin ich 18 Jahre alt, somit also volljährig und kann damit selbst entscheiden, was und wo ich studiere, oder nicht?
Es nervt mich einfach, wie ein unmündiges Kind behandelt zu werden, und die ganzen Vorurtele, die meine Mutter hat, sowieso. Sie denkt auch einfach mal, alle Lehrer wären dumme, faule, lebensfremde, humorlose und unbeliebte Wesen, die viel zu gut für Nichtstun und 12 Wochen Urlaub im Jahr bezahlt werden. Ich weiß ganz genau, dass das nicht so ist, besonders das mit dem Nichtstun und dem vielen Urlaub stimmt gar nicht, da es sich ledigleich um unterichtsfreie, aber keinesfalls arbeitsfreie Zeit handelt (vor allem in den Herbst- , Weihnachts- oder Osterferien müssen Lehrer dauernd unsere Arbeiten/Klausuren korrigieren und Unterricht vorbereiten . . .). Klar gibt es auch unter den Lehrern unangenehme Personen, auf die eines dieser Adjektive wirklich zutrifft, und bei denen man sich fragt, wie die überaupt Lehrer geworden sind, aber nicht häufiger als in anderen Berufen! Und natürlich bin ich auch ganz klar lesbisch, was ja absolut widerlich ist, nur weil ich bisher noch keinen Freund hatte, im Fernsehen lieber die 1000. Wiederholung von Star Wars oder Indiana Jones sehen würde anstelle des kitschigen Liebesfilmes, manchmal gerne Wrestling oder South Park gucke und Hip Hop und Gangsta-Rap höre - und weil ich die Farbe Pink abgrundtief hasse. Ja nee, is klar. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, lesbisch zu sein - ich habe auch Freundinnen und Freunde, die lesbisch/schwul sind und andere die es nicht sind, aber denen es egal wäre, wenn ich lesbisch wäre- aber Leute wie meine Mutter sind halt nicht so tolerant. Unnötig zu erwähnen, dass ich mir so eine Frau bestimmt nicht zum Vorbild nehmen sollte - was ich auch nicht tue. Meine Tutorin und Englischlehrerin ist dagegen eine sehr nette, tolerante und intelligente Frau, die mir schon öfter bei meinen Problemen geholfen hat und auch einfach durch ihre Lebenserfahrung die ideale Ansprechpartnerin für mich ist - im Gegensatz zu meiner Mutter hat sie sehr wohl Ahnung von dem, was auf mich zukommen wird und beschönigt nichts, wenn sie von ihrem Beruf spricht. Natürlich ist sie auch nicht perfekt und das weiß ich auch, aber sie ist halt ein besseres Vorbild für mich. Ist das jetzt fies meiner Mutter gegenüber? Die hat doch selber Schuld, wenn sie keine Vorbildfunktion für mich erfüllen kann, oder? Eher würde ich sagen, dass sie einen total negativen Einfluss auf meine Entwicklung hat bzw. hatte. Dadurch, dass sie schon immer auf mir rumgehackt hat und ich ihr nie gut genug war (da konnte ich noch so viele 1en und 2e nach Hause bringen, ein Ausrutscher mit einer 3 oder sogar 4 war unverzeilich . . . Als ich einmal 'ne 5 geschrieben hab, hab ich's ihr lieber gar nicht erst gesagt - ein Glück war ich da schon 15 und in der 9. Klasse, da kann man das eindeutig besser für sich behalten), bin ich teils immer noch total verunsichert, und anderen Frauen gegenüber bin ich meistens extrem misstrauisch, da ich ja am Beispiel meiner Mutter erlebt habe, wie grausam und hinterhältig wir sein können - allein von daher würde ich mal ausschließen, dass ich lesbisch bin.

Die paar Freundinnen, die ich habe, mussten sich mein Vertrauen auch hart und jahrelang erarbeiten - dass ich meiner Tutorin vollstens vertraue, obwohl ich sie erst zwei Jahre lang kenne, ist eine echte Ausnahme. Mit Jungs habe ich es da leichter. Irgendwie habe ich das Gefühl, die würden einem direkt sagen, was sie stört, statt hinter meinem Rücken dann über mich zu reden - zumindest hab ich die Erfahrung gemacht, dass es so ist, vor allem bei meinem (Achtung: Klischee!) schwulen besten Freund, den ich noch nicht so lange kenne, aber mit dem ich voll auf einer Wellenlänge bin.
Nicht zuletzt war das wohl aber auch der positive Einfluss meines Schulleiters und ehemaligen Englischlehrers, der auch heute immer noch für mich da ist, wenn es mir schlecht geht und scheinbar immer für mich Zeit hat, obwohl er so viel zu tun hat. Er war der erste, der sich wirklich um mich kümmern wollte und sich nicht nur dazu verpflichtet sah, und egal, wie oft ich mich wiederholt habe, er hat sich immer alles angehört, wenn ich mich mal wieder über mein alles andere als perfekte Leben zu Hause ausgelassen habe. Als wir uns das erste Mal unterhalten haben (eine gefühlte Ewigkeit her, 9. Klasse), war mein Selbstbewusstsein quasi nicht vorhanden - in der 8. Klasse hatten andere mich gemobbt und statt mich aufzubauen (ich war ja so blöd, es ihr zu erzählen, da ich ja noch nicht wusste, dass sie das gegen mich verwenden würde . . .) hat meine Mutter mir die Schuld daran gegeben, ich solle mich ja nicht wundern, so arrogant, dumm und unnormal, wie ich wäre . . . Ich hatte sogar über Selbstmord nachgedacht. Ihr glaubt nicht, wie gut man sich fühlt, wenn endlich mal jemand einem sagt, dass man auf gar keinen Fall dran Schuld ist, wenn andere beschließen, auf einem rumzuhacken, und dass man ein "prima Mädchen, mit dem alles außer dem Selbstbewusstsein in Ordnung ist" ist . . . Und wenn jemand mal versucht, einen wirklich zu verstehen und hinter die Fassade zu schauen! Genau das hat mein Lehrer gemacht und mir damit mehr geholfen als alle anderen zusammen. Natürlch bin ich auch heute noch nicht das Selbstbewusstsein in Person, aber ich komme besser mit mir selber klar und kann mich auch besser einschätzen, ich gehe ab und zu auf Partys und verkrieche mich nicht mehr so sehr, und viele finden meinen düsteren Humor und meinen häufigen Gebrauch von Ironie und Sarkasmus wohl irgendwie amüsant. Und ich ziehe das an, was mir gefällt, färbe meine Haare und schminke mich so, wie ich will, weil ich inzwischen kapiert habe, dass man es einigen Leuten niemals rechtmachen kann - meiner Mutter erst recht nicht. Und das alles ausgerechnet durch den guten Einfluss eines Typen - der meinen neuen Style und meinen Sinn für Humor auch noch cool findet. Trotz des gewaltigen Altersunterschiedes verstehen wir uns echt super und haben bei Vielem die selbe Meinung, und vor allem behandelt er mich nicht wie ein Kind, sondern wie eine junge Erwachsene. Ich wäre gerne mit ihm befreundet, auch nach der Schule noch. Zum Teil wohl auch, weil ich Angst habe, dass ich einen Rückfall habe, wenn ich nach der Schule so ganz ohne meine gewohnte Umgebung bin, die mir Sicherheit gegeben hat (ja, ich bin lieber in der Schule, als zu Hause), dafür aber weiter von meiner Mutter terrorisiert werde, die dauernd Streit anfangen muss, mich auslacht und mich fragt, ob ich jetzt auf "ach so erwachsen" machen will, wenn ich ihr dann in ganz ruhigem Ton sage, dass ihr Verhalten mich verletzt und dass ich keinen Streit möchte.
Findet ihr, es ist gerechtfertigt, dass ich nächstes Jahr unbedingt von zu Hause ausziehen und mein eigenes Leben leben will? Sonst sehe ich leider keine Lösung für das "Mutter-Problem", da sowas wie Reden gar nichts bringt - ich würde nur wieder ausgelacht werden, so wie immer, wenn ich versuche, sie darauf anzusprechen. Wenn ich zu Hause wohnen bleibe, werde ich niemals in Ruhe studieren können, auch nicht zuletzt wegen meines 15-jährigen Bruders, der die achte Klasse der Realschule zum zweiten Mal besucht, aber immer noch nicht kapiert hat, dass man einfach keine guten Noten schreiben kann, wenn man wirklich ungelogen den ganzen Tag vor TV & Computer sitzt und nichts für die Schule macht - noch nichtmal Hausaufgaben, mich als dumme Streberin beleidigt und sich von vorne bis hinten bedienen lässt. Er kann weder seine Schultasche alleine packen, noch seine Schnürsenkel selbst binden, dabei ist er körperlich und geistig vollkommen gesund - aber es ist ja so schön bequem, wenn Mami alles macht. Er wird auch total von ihr bevorzugt, obwohl er sich wie die letzte Bratze benimmt und meine Mutter wie Dreck behandelt - er beleidigt sie auch dauernd und droht ihr Schläge an und sowas. Sie hat ihm auch schon öfter angedroht, ihn ins Heim zu stecken oder so, aber natürlich macht sie nichts, genau wie sie ihm auch dauernd Hausarrest gibt, aber er sich sowieso dauernd darüber hinwegsetzt und sie nichts dazu sagt. Wundert es euch da noch, dass ich einfach nur weg will?