Es ist auf jeden Fall mal wieder hoch interessant, wie die verschiedenen Sendergruppen und Verlagsgruppen die vorhandene Faktenlage reißerisch aufbereiten und dem geneigten Zuschauer verbrettern. Je nach Sendergruppe/ Verlagsgruppe bekommt man die Informationen sachlich und vor allem wissenschaftlich aufbereitet (beispielsweise Infokanäle der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten) oder kann gleich von einer drohenden Apokalypse ausgehen, wie bei diversen anderen Sendergruppen.
Es erinnert mich ein wenig an ein Sachbuch, dass ich in den letzten Monaten gelesen habe. Darin ging es um die Verantwortung der Medien in diversen Skandalen bzw. wie überhaupt Skandale durch die Medien forciert werden. Es geht schlichtweg ums Geld! Höhere Einschaltquoten = höhere Werbepauschalen in den Pausenblöcken. Klingt makaber, ist aber so.
Nur so kann ich mir die diversen, sich stündlich wiederholenden Sondersendungen erklären, auch wenn es nichts Neues an Informationen gibt! Sicherlich besteht für jeden von uns ein Anrecht auf Information und Informationsfreiheit. Und jeder von uns sollte ein Mindestmaß an Informationsanspruch haben; seine Nachrichten aus mehr als einer Quelle zu beziehen. Nur halte ich die Aufbereitung vorhandener Fakten - im Vergleich - immer öfter für mehr als fragwürdig.
Sicherlich ist die Lage in Japan katastrophal. Das streitet niemand ab und das japanische Volk hat mein aufrichtiges Mitgefühl. Auch ich gebannt vor dem Fernseher gesessen, als die Tsunamiwellen ganze Ortschaften mit sich rissen. Auch ich habe für die japanische Bevölkerung gebetet und wider jeder Vernunft gehofft, dass sich alle Menschen aus der unmittelbaren Gefahrensituation haben retten können.
Nachvollziehen kann ich aber nicht die Meldung deutscher Stromkonzerne, dass unsere AKW's in Anbetracht einer solchen Katastrophenlage gewappnet wären. Wie groß ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland von einem Erdbeben der Magnitude 9.0 oder einem Tsunami getroffen wird? Wir liegen nicht an Kontinentalverwerfungen. In diesem Kontext betrachtet, halte ich eine solche Äußerung der Stromkonzerne sowie unserer Bundeskanzlerin für reine Augenwischerei und Valium für das Volk. (
Quelle)
Wenn nicht einmal die Japaner, die über ein ausgezeichnetes, ziviles Erdbebentraining sowie über ein Tsunamifrühwarnsystem verfügen, einer solchen Katastrophe gewappnet sind, wie kann es dann in einem rein hypothetischen Szenario der deutsche Staat sein? Die Japaner glaubten bisher immer, auf "The Big One" vorbereitet gewesen zu sein und müssen jetzt anhand der harten Realität feststellen, dass Nichts im Leben planbar ist. Man muss aber auch darauf hinweisen, dass die Opferzahlen in Ballungszentren wie Tokio wesentlich höher ausgefallen wären, wäre Japan nicht so konsequent in der Umsetzung von präventiven Schutzmaßnahmen (siehe Architektur, Zivilschutztraining, usw.).
Ist es nicht ein bisschen zu spät für die ganze Atomausstiegsdebatte oder die Sicherheitsdebatte deutscher Kraftwerke? Wie kann ich mich über die Informationspolitik der japanischen Regierung und dem Betreiber der betroffenen AKW's, Tepco, aufregen, wenn es in Deutschland bereits Gang und Gebe ist, Störfälle zu verschweigen? Hätten wir uns nicht vor Verabschiedung des Gesetzes darüber aufregen sollen, wie verantwortungslos auch in Deutschland mit Atomenergie umgegangen wird? Und warum regen wir uns jetzt auf? Nur weil wir uns jetzt mit den Folgen eines atomaren Super-Gaus, auch wenn die Auswirkungen für Deuschland wohl eher gering ausfallen werden, konfrontiert sehen?
Und nur weil jetzt am anderen Ende der Welt die atomare Bedrohung droht, sollten tatsächlich Kernschmelzen in Fukushima und Onagawa in Gang sein, dann haben wir - im Gegensatz zu den Japanern - immerhin noch ausreichend Zeit (je nach Wetterlage und Höhe des atomaren Partikelausstosses ca. 2 Wochen), um uns auf ein solches Krisenszenario vorzubereiten und können Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Jetzt aber kopflos von Weltuntergang/ Apokalypse zu sprechen und Panik zu schieben, bringt herzlich wenig. Wenn jemand ein Anrecht darauf hat, dann die unmittelbar betroffenen Japaner.