Uff, ich versuche mich mal hier durchzuarbeiten
Und ich wollte noch dazu sagen, dass ich nur von meiner Uni reden kann und leider auch noch viel zu wenig weiß
T Wrecks schrieb:
Ah, ok. Nur sehe ich das Ganze ein wenig zwiespältig: Sollte man die Schüler nicht auch im Laufe der Zeit in die Lage versetzen, mit genau solchen Stresssituationen umgehen zu können? Ich kann doch nicht 13 Jahre Streichelzoo machen, die Schüler dann ins kalte Wasser des Berufslebens schmeißen, und wenn dann der Chef die Versuchsergebnisse nächste Woche von seiner neuen Mitarbeiterin auf Folien vor der versammelten Mannschaft präsentiert haben will, was will die dann machen? Heulen? Sich drauf berufen, dass man in der Schule auch nie drankam, wenn man nicht ausdrücklich wollte? Krank feiern?
Ich weiß ja nicht... wäre es nicht eher ein Ziel, Schüler fitzumachen für solche Situationen, indem man ihnen beibringt, mit Druck umzugehen und Strategien zu entwickeln, wie man sich auf seine Sache konzentriert und sich nicht verrückt macht?
Da hast du schon recht.
Hm, manchmal kann ich mich echt schlecht ausdrücken.
Ich sitze hier mit meiner Tasse Kaffee und ringe nach Worte. Bin wohl doch ein Morgenmuffel
Natürlich kann man die Schüler nicht nur verhätscheln, das wäre total falsch.
Auch dieses lockere Verhältnis zum Schüler darf man nicht übertreiben.
Beispiel mein Englischlehrer: Ein wirklich intelligenter Mann, nur lehren konnte er nichts. Er hat uns die im Unterricht bearbeiteten Bücher für die Englischklausur nutzen lassen (wenn er sie nicht ganz vergessen hat) und uns lieber Backstreetboys vorgesungen (kein Witz!).
Aber es gibt einen positiven Druck.
Wenn du merkst, dass dein Schüler Angst an der Tafel oder beim Sprechen hat, dann lass ihn doch erstmal ein fünfminütiges Referat halten.
Auch der Schüler hat bestimmt ein Lieblingsfach und man kann (sollte) sich mit den anderen Lehrern besprechen- und ihn erstmal da halten lassen.
So kann man das langsam steigern.
Und der Schüler lernt es, mit Druck umzugehen, aber ohne irgendwelche Ängste.
T Wrecks schrieb:
Auch das mit den zu wenigen Pädagogikstunden sehe ich genauso; was ich so von Bekannten an Eindrücken gewonnen habe, deutet mir auch daraufhin, dass das Studium zu akademisch und verkopft ist und sich mehr auf (oft für die Schule vollkommen unnützes) Wissen selber und viel zu wenig auf dessen Vermittlung konzentriert. Aber einfach nicht drannehmen, nie fordern, nie an Leistungsdruck gewöhnen? Kann es das sein? Ist das gute Vorbereitung aufs Leben? Immer nur Wunschprogramm? Das Leben besteht ja auch nicht nur aus Situationen, wo man sich gezielt vorbereiten kann und nur dann was bringen muss, wenn man sich gerade gut fühlt. Müsste man die Schüler nicht aufbauen und darauf vorbereiten? Geht das, ohne sie jemals mit Schwierigkeiten zu konfrontieren und ihnen beim Überwinden zu helfen - bis sie es dann alleine können?
Ui, entschuldigt den Roman...
Weißt du, was uns an der Schule von wirklich jedem (!) Lehrer gesagt wird?
"Was wichtig ist, lernt ihr erst im Referandariat. Was ihr im Studium gelernt habt, könnt ihr fast alles vergessen!"
Und das ist doch nicht mehr normal.
Ich studiere Grund/Hauptschule mit den Fächern Grundschulpädagogik, Germanistik und IFA Englisch.
So, Grundschulpädagogik ist das einzige Fach, bei dem ich wirklich was lerne, wie ich Grundschülern etwas beibringe.
Das andere Fach, Germanistik, ist einfach nur fachspezifisch. Ich studiere das, wie jemand, der nur diese Fächer studiert und vielleicht später ein paar Pädagogikstunden dranhängt, um dann Lehrer zu sein.
Und das kann es doch nicht sein.
Ich glaube nicht, dass ich mal mit Grundschülern oder auch Hauptschülern den Faust durchnehmen kann.
Da wäre ich doch sehr verwundert.
Und jetzt stellt euch einen Student vor, der auf Gymnasiallehramt studiert, meinetwegen Mathematik und Physik.
Er macht vielleicht in seinem Studium ( das weiß ich nu aber net genau) ca. 12 Wochen Praktikum.
Ein paar Pädagogikstunden und der Rest ist fachspezifisch.
Er kommt in sein Referandariat und nimmt natürlich dankbar die Tips der schon "erfahrenen" Lehrer an, die ja aber auch nichts anderes gemacht haben als er.
Meine Frage: Wie sollen die das denn lernen? Wie sollen sie richtig unterrichten können?
Nu habe ich auch so einen Roman geschrieben. Sorry
Und noch ein Dankeschön an *Sarah*, dass sie mich gerne als Leherin hätte. Kommt bestimmt daher, dass wir den gleichen Namen haben
Ich habe ja ein Orientierungspraktikum an der Hauptschule gemacht.
Ich kenne die Lehrerin auch persönlich.
Und ich bin wirklich froh darum. Sie ist eine Lehrerin, der wirklich jeder Schüler am Herzen liegt, sie kümmert sich auch nach der Schule um sie und würde alles für ihre Schüler tun.
Diese Schule liegt im sozialen Brennpunkt.
Die Schüler in der Klasse sind 12-14 Jahre alt. Und Leute, sowas habt ihr noch nicht erlebt. Ein SChüler hat ADS, und da er Nierenschäden hat, bekommt er keine Tabletten mehr.
Und klar, in dieser Klasse kommt ihr nich ohne Autorität klar.
Die Lehrerin schickt auch SChüler nach Hause und schickt den Eltern einen Brief, wenn es gar nicht geht.
Aber trotz allem hat sie einen freundschaftlichen Umgang mit den Schülern.
Und die Schüler akzeptieren es auch und reden offen mit ihr über ihre Probleme.
Und da liegt auch der Kern der ganzen Sache:
Schüler merken, wenn der Lehrer sich wirklich für sie interessiert. Die sind doch nicht blöd.
Und wenn ein Lehrer keine Lust hat, die Schüler als nervige Zeitverschwendung sehen, warum soll sich dann ein Schüler als wichtig genug nehmen?
Warum soll er sich dann nicht seine Anerkennung seitens der Schüler holen,
indem er stört? Wenn der Lehrer mich nicht leiden kann, dann wenigstens der Schüler.
Und ich habe wirklich das Gefühl, dass die meisten Lehrer einfach keinen Bock haben.
Aber wenn ich euch jetzt die ganzen Geschichten erzähle, fülle ich eine ganze Seite aus
Liebe Grüße, Sarah