Ich bin so dumm... Ich habe beim Bildermachen vergessen, dass es Abend sein soll, und musste danach die Bilder per Hand dunkler machen und einpaar sind einwenig zu dunkel geworden
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Der Ritt nach Londinium dauerte genau sechs Tage. Es wurde schon fast dunkel, als Gaius und sein Begleiter, der Bursche seines Vaters, der dafür sorgen sollte, dass Gaius auch wirklich auf direktem Weg nach Londinium reitet, ihr Ziel erreichten. Er gab den Brief seines Vaters ab und man führte Gaius in den großen Innenhof. Dort blieb er eine Weile warten, bis ein stämmiger Mann in einer förmlichen Toga auftauchte. Er musterte Gaius.
„Gaius Macellius Severus? Ich bin Licinius. Dein Vater und ich sind so gut wie ein Leben lang Freunde. Ich hatte natürlich gehofft, er würde Zeit haben, mich zu besuchen, aber du bist ebenso herzlich willkommen.“
Er setzte sich auf die Bank und deutete Gaius ebenfalls Platzt zu nehmen.
„Da wir schon lange darüber einig sind, dass du meine Tochter heiratest, war ich natürlich sehr gespannt darauf, dich kennenzulernen.“
Jetzt verstand es Gaius. Sein Vater hatte bereits den Ehevertrag geschlossen!
Gaius lies sich von seinem Unmut nichts anmerken, aber er verstand nicht, wie zwei alte Männer Vereinbarungen treffen konnten, ohne vorher die Zustimmung derjenigen zu haben, die am meisten davon betroffen waren.
Wie auch immer, Licinius war der erste freundliche Mensch, dem Gaius seit lengem begegnet war. Beinahe gegen seinen Willen tat ihm die Herzlichkeit wohl. Für Licinius war es selbstverständlich, ihn wie seinen künftigen Schwiegersohn zu behandeln, und Gaius hatte schon lange nicht mehr erlebt, dass man ihm das Gefühl gab, zu einer Familie zu gehören.
„Also, mein Sohn“, sagte Licinius, „du wirst bestimmt deine Braut sehen wollen.“
Jetzt muss ich ihm die Wahrheit sagen! Ich darf mich nicht einfach überrumpeln lassen!
Aber Gaius brachte es nicht über sich, den alten Mann mit der nüchternen Wahrheit so bitter zu enttäuschen.
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Julia Licinia stand dem Haushalt ihres Vaters vor, seit ihre Mutter vor drei Jahren gestorben war. Da ihre Mutter keine andere Kinder bekommen hatte, war Julia in dem Bewusstsein aufgewachsen, die Alleinerbin ihres Vaters zu sein. Sie hatte es von früheren Kindheit an für selbstverständlich gehalten, dass sie den Mann heiraten würde, den ihr Vater für sie auswählt.
Ihr Vater erwartete sie lächelnd im inneren Atrium. „Er ist da, mein Liebes, der junge Gaius Macellius, dein zukünftiger Mann. Wenn dir der junge Mann nicht gefällt, dann wird es schwer sein, dich zufriedenzustellen.“
Julia machte große Augen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so bald sein würde.“
Aber sie wüsste, es würde wenig Vorteile bringen, die Heirat länger hinauszuzögern. Sie wollte unbedingt bald Herrin im eigenem Haus sein und etwas haben, das nur ihr gehörte. Und sie wollte Kinder haben. Deshalb hatte sie die feste Absicht, nicht so zu versagen, wie ihre Mutter. Sie wollte ihrem Mann mindestens einen Sohn schenken.
„Auch mich hat sein kommen überrascht“, erwiderte ihr Vater. „Der junge Mann hat offenbar etwas mit einer britonischen Frau gehabt, und Macellius ist der Meinung, die Heirat würde ihn sehr schnell zur Vernunft bringen. Und so ist der junge Mann hier eingetroffen, und es ist Zeit, dass ihr euch kennenlernt. Geh zu ihm, mein Kind, und sag mir ehrlich, wie du ihn findest.“
Plötzlich stellte Julia mit Entsetzen fest, dass sie eine alte Tunika trug und ihre Haare nicht sehr ordentlich frisiert waren.
„So wie ich aussehe?“ fragte sie.
„Aber, aber“, lachte ihr Vater, „ich denke, er will dich sehen und nicht deine Kleider. Ich meine, du siehst bezaubernd aus. Nun lauf schon, er wartet auf dich.“
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Gaius konnte die junge Frau nur sprachlos ansehen, die plötzlich hinter einem blühenden Baum auftauchte und sich ihm näherte.
Eine junge Frau? Sie ist ja noch ein Kind, dachte Gaius unwillkürlich. Auch er war nicht besonders groß, aber Julia reichte ihm kaum bis zur Schulter. Sein Vater hatte ihm gesagt, sie sei fünfzehn, aber das Mädchen wirkte kaum wie zwölf.
„Du bist Julia Licinia?“
„So heiße ich.“ Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Mein Vater hat mich einem halbrömischen Barbaren versprochen, und ich bin hier, um ihn mir anzusehen. Wer bist du?“
„Ich fürchte, ich bin dieser halb römische Barbar“, erwiderte er etwas von den Kopf gestoßen.
Julia betrachtete ihn abschätzend und begann zu kichern.
„Du siehst römisch genug aus. Ich hatte mit einem großen blonden Wilden gerechnet, dessen Söhne nie im Leben aussehen würden, als wären sie römischer Abstammung. Ich möchte keine Kinder bekommen, die völlig anders aussehen als meine Vorfahren.“
Wie gute Bauern, dachte Gaius spöttisch, denn er wusste, dass Licinius wie sein Vater von einfachen Bauern abstammte und seine hohe Stellung durch eigene Verdienste erworben hatte und nicht durch Geburtsrecht.
„Ich muss wohl dankbar sein, dass ich deine Prüfung bestanden habe“, sagte Gaius trocken.
„Also, ich bin sicher“, erwiderte sie, „du möchtest bestimmt auch, dass deine Söhne einmal wie richtige Römer aussehen.“
Er zwang sich, Julias spöttisches Lächeln zu erwidern. „Oh, ich zweifle nicht daran, dass alle unsere Söhne tapfere Römer sein werden.“
Sie mussten beide lachen. Ich diesem Augenblick erschien Licinius. Er blickte Julia an, die rosige Wangen bekommen hatte, und sagte zufrieden lächelnd: „Das ist also geregelt. Wir müssen nur noch die Hochzeit planen.“
Gaius musste schlucken, er hatte das Gefühl, von einer riesigen Belagerungsmaschine überrollt zu werden. Aber neben ihm stand unverständlicherweise nur die zierliche Julia und strahlte. Sie wirkte so harmlos wie ein Kind.
„Natürlich“, sagte der Prokurator, „kann eine Hochzeit wie eure nicht so schnell stattfinden. Die Gesellschaft von Londinium muss Gelegenheit haben, dich kennen und schätzen zu lernen, mein lieber Gaius.“
Gaius atmete innerlich auf. Vielleicht würde Julia ihn ja auch nicht heiraten wollen, wenn sie ihn besser kennen lernte.
Seine Gedanken kreisten wieder um Eilan. Würde man auch sie zu einer Ehe mit einem geeigneterem Mann, als er es war, zwingen?
Aber Eilan wird einen anderen Mann ablehnen. Sie ist viel stärker und mutiger als ich.