@Chandy und Lia:
Eigentlich wollte ich mich aus der Diskussion (um die emanzipierte Frau) ja raushalten. Ich merk aber schon die ganze Zeit, dass das in mir schwelt, weil ich davon ja auch selbst betroffen bin. Deshalb mach ich jetzt doch meine Klappe auf.
Zunächst mal möchte ich voraus schicken, dass ich hier eigentlich keine Partei ergreifen will. Ich möchte nur ein paar Denkanstösse geben, die aus meinen ganz persönlichen, rein subjektiven Erfahrungen resultieren. Chandy, hast Du eigentlich Kinder? (Musst Du natürlich nicht beantworten - es interessiert mich nur, weil sich die Sichtweise auf viele Dinge oft nochmal ändert, wenn man Kinder hat.)
Hätte mein Mann ein solches Anliegen an mich herangetragen, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt und ihn ausgelacht. Bestenfalls. Ich hasse jede From der Fremdbestimmung. Deshalb teile ich natürlich prinzipiell Chandys Meinung. Wir sind Gott sei Dank aus dem Zeitalter raus, in dem eine Frau an die drei großen K gekettet wurde und ihr keine Wahl blieb, in nichts was sie tat. Dass das erreicht wurde, haben wir vielen mutigen Frauen zu verdanken, die sich jahrelang dafür eingesetzt haben; und man kann das, was erreicht wurde, sicherlich nicht hoch genug schätzen.
Aber genau deshalb sollte man nicht den Fehler machen, den Spieß einfach umzudrehen. Denn Selbstbestimmung bedeutet eben auch, dass man das Recht hat, sich
dagegen zu entscheiden. Nur weil eine Frau heute nicht mehr gezwungen ist, auf ihren Mann zu hören, heißt das nicht gleich automatisch im Umkehrschluss, dass es falsch ist, wenn sie es doch tut - solange es ihre Entscheidung ist.
Ich habe drei Kinder, und war bei der Geburt von allen dreien selbstständig. Das bedeutete, dass ich weder Mutterschutz noch Erziehungszeit hatte. Ich habe am Tag der Geburt meiner Tochter bis zwei Uhr nachts gearbeitet, um den letzten Abgleich zu machen, bin dann bei Schneetreiben eine Stunde im Schritttempo heim gefahren, und um sechs Uhr früh war meine Tochter auf der Welt. Bei jedem Kind war ich vier Tage im Krankenhaus, dann bin ich heim, hab das Körbchen neben meinen Computer gestellt und gearbeitet.
Ich habe mir oft gewünscht, ich könnte bei meinen Kindern zu Hause bleiben, aber das war halt nicht so, und deshalb war es auch ok.
Was das Ganze aber oft wirklich unangenehm machte, war der Kontakt zu anderen Müttern. Jawohl. Ich habe keine Ahnung, warum Frauen, anstatt Netzwerke zu bilden und sich gegenseitig zu unterstützen, sich voller Neid beäugen, anfeinden und rumzicken und sich gegenseitig das Leben schwer machen. Die berufstätigen Mütter sehen auf die "Nur-Hausfrauen" herab und behandeln sie wie Frauen zweiter Klasse, die "Nur-Hausfrauen" ziehen über die berufstätigen Mütter her, bedauern deren Kinder und betrachten sie als Mütter zweiter Klasse. Echt ätzend.
Ich habe nie verstanden, wieso es unmöglich scheint, dass jede Frau die für SIE richtige Lebensform wählt (sofern die Umstände es zulassen) und diese Entscheidung einfach akzeptiert wird, ohne sie zu bewerten. Einfach Toleranz zu üben.
Bei Vanessa (die ja obendrein auch noch eine fiktive Person ist) hatte ich eigentlich nicht das Gefühl, dass sie unemanzipiert ist und ihrem Göttergatten schon Bescheid gestossen hätte, wenn sein Vorschlag für sie völlig unakzeptabel gewesen wäre. Aber selbst wenn sie unemanzipiert sein sollte - solange sie damit glücklich ist, sie sich nicht unterdrückt fühlt und glücklich mit ihrem Leben ist, so wie es ist, besteht doch eigentlich keine Veranlassung, sie im Prinzip gegen ihren Willen in die Emanzipation zu "zwingen".
Und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass Lia hier vorhat, die Leser mit subversivem, anti-emanzipiertem Gedankengut zu verseuchen.

Denn Vanessa will ja arbeiten, dann halt im Kinderheim, und ich glaub, Miriam doch auch, oder hab ich das falsch in Erinnerung?
Man hätte natürlich der politischen Korrektheit halber Vanessa nochmal darüber nachdenken lassen können und es deutlich als ihre eigene Entscheidung erkennbar machen können. Aber nicht alle Geschichten sind ja immer politisch korrekt (da gibt´s noch mehr hier), und wie gesagt, ich persönlich habe es auch gar nicht so aufgefasst.
So. *TiefLuftHol* Jetzt hoff ich, das ich niemandem auf die Füße getreten bin. Aber irgendwie musste ich das jetzt mal loswerden, weil ich, wie gesagt, da durchaus selbst drunter gelitten habe.
Liebe Grüße!