**inkognito**
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- März 2006

So, ich will´s nochmal wissen und hab wieder rumgetextet.
Da ich sowieso schon im Vorfeld einige Bilder hier im Forum gezeigt habe, brauche ich wohl nicht mehr versuchen, das zu verheimlichen: es wird eine Zombieapokalypse geben. Und wir beobachten eine Gruppe von Überlebenden in ihrem Unterschlupf.
Ich hatte mir fest vorgenommen, die Zombieszenen nicht zu trashig werden zu lassen. Geklappt hat das … ähm … nur mäßig


Noch ein Zusatz: mit der Logik ist das hier so eine Sache. Ich habe tatsächlich ein paar Stunden nach Artikeln gesucht, die mich darüber aufklären können, was für Zombieverhalten am logischsten, was für eine Infektionsart am wahrscheinlichsten wäre, wie so ein Land im Ernstfall reagieren könnte und so weiter – nur um am Ende alles wieder zu verwerfen und mir Zombies sowie Staatsreaktion so zusammenzuschustern, wie sie mir am besten in die eigentliche Handlung passen. In sich ist das schlüssig, aber man muss es als reine Simsgeschichte nehmen, was es ja nun auch ist, und nicht als Geschichte über unsere reale Welt.
Alles, was die Charaktere und die Gruppe betrifft, wird allerdings realitätsnah gehalten sein.
Die Fortsetzungen werden wohl erst einmal nur alle zwei Wochen kommen. Manche der Kapitel, gerade am Anfang, sind recht aufwendig zu bebildern. Bei vielen Dingen muss ich auch noch rumprobieren, wie ich das am besten mache. Werde mich aber bemühen, dass die Pausen nicht zu lang werden.
Wer einen kleinen Vorgeschmack auf das Ganze will, kann hier und hier gucken.
Liebe Grüße und viel Spaß mit dem Prolog.

Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Prolog
Frau Sparks hatte nicht geschrien. Im Nachhinein kam es Eddy wirklich bemerkenswert vor, dass sie nicht geschrien hatte. In einer Situation wie dieser rechnete man mit einem Schrei. Zumal Eddy sich sicher war, dass ein Schrei dieser unsäglichen Lage ein schnelles Ende bereitet hätte. Irgendjemand auf den Fluren oder in den umliegenden Büros hätte sie gehört. Ja, wenn Frau Sparks geschrien hätte, dann säßen sie beide längst nicht mehr hier beisammen.

Aber Frau Sparks hatte nicht geschrien. Kein Laut war über ihre Lippen gekommen. Sie hatte nur dagesessen und wie gebannt auf den Kugelschreiber gestarrt, den Eddy ihr durch die Hand bis hinein in den massiven Holztisch gerammt hatte.
Eine kleine Pfütze hatte sich auf der Tischplatte gebildet. Das Blut rann in die Rillen des Holzes, zeichnete seine Maserung nach. Eddy war schon immer etwas empfindlich mit Blut gewesen. Ihm wurde kotzübel, so dass er befürchtete, er müsse sich gleich mitten auf den blauen Teppichboden übergeben.

Mittlerweile war Frau Sparks aus ihrer Starre erwacht, aber ans Schreien dachte sie noch immer nicht. Stattdessen versuchte sie den Notfallschalter zu erreichen, der neben ihr an der Wand hing. Sie reckte und streckte sich soweit sie konnte, aber die an den Tisch genagelte Hand ließ ihr nur wenig Bewegungsfreiheit. Eddy erkannte auf den ersten Blick, dass sie den Schalter niemals erreichen würde. Er hing schlicht und ergreifend zu weit von ihr entfernt.
Notfallschalter wie diesen gab es mittlerweile in jedem Büro. Sie waren eine Reaktion auf die sich häufenden Terroranschläge der letzten Jahre. Nachdem eine Gruppe bewaffneter Leute die Fachhochschule auf dem Festland gestürmt hatte, hatte die Leitung der Universität auch hier auf der Insel reagiert und das gesamte Gelände mit Kameras und Alarmschaltern versehen.
Bestimmt hatte die Anwesenheit des Schalters dazu geführt, dass Frau Sparks sich in ihrem Büro sehr sicher fühlte. Vielleicht hatte sie mit ihren Kollegen die Installation des Alarms diskutiert oder sie zuhause beim familiären Abendessen lobend erwähnt. Frau Sparks sah aus wie jemand, der Sicherheit sehr zu schätzen wusste.
Doch jetzt, wo sie ihn so dringend brauchte, verweigerte ihr dieser vielversprechende Schalter seine Hilfe. Ließ sie allein. Allein mit ihm. Das musste wirklich bitter sein.

Auch Frau Sparks war die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen aufgefallen. Vorsichtig rückte sie sich in eine aufrechte Position und widmete sich wieder ihrem Blickduell mit dem Kugelschreiber. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, reflektierten glitzernd das Licht der Deckenlampe. Eddy schätzte, dass das der Moment sein müsse, in dem sie resignierte.

Wie es zu diesem Angriff hatte kommen können, konnte er sich selbst nicht erklären. Es musste eine Art Blackout gewesen sein, anders ging es gar nicht. Seit Tagen plagte er sich mit Fieberschüben herum, die sich anfühlten, als wollten sie sein Hirn schmoren. Daran musste es gelegen haben. Er war einfach krank und ausgelaugt. Und plötzlich waren ihm die Nerven durchgebrannt.
An die Folgen, die das alles für ihn haben würde, durfte er gar nicht denken. In den letzten Monaten hatte er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Da waren seine miesen Noten und seine darauffolgende Rumheulerei wegen des auf ihm lastenden Drucks gewesen. Einem psychischen Zusammenbruch stände er nah, hatte er beteuert. Dabei hatte der wahre Grund für den Abfall seiner Leistungen aus nichts anderes als Faulheit bestanden. Aber das klang nicht gut, nein. Überforderung hörte sich um einiges besser an, wenn man die Professoren dazu bekommen wollte, Milde walten zu lassen. Und so war er letztendlich zu den Terminen mit Frau Sparks gekommen.
Die Sparks hatte ihn vom ersten Kennenlernen an durchschaut. Immer hatte sie genau die Fragen gestellt, auf die er sich im Vorfeld keine passende Antwort zusammengereimt hatte. Das hatte ihn mächtig nervös gemacht und immer wenn er nervös wurde, neigte er dazu, den Grund dafür zu verteufeln. Bestimmt um die zwanzig Zeugen würden sich dafür finden lassen, dass er über sie hergezogen hatte. Selbstgefällig und ignorant hatte er sie genannt. Eine frustrierte Tussi, der bestimmt einer abging, wenn sie ihre Patienten niedermachte. Und als er einmal zu viel Bier intus gehabt hatte, hatte er sogar herumgetönt, dass sie sich nicht wundern solle, wenn sie mal deftig einen übergebraten bekam.
Allein bei dem Gedanken daran wurde er rot. Er hatte es nicht so gemeint, er hatte sich einfach nur Luft machen müssen. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, ihr tatsächlich etwas anzutun. Er war gar nicht der Typ für so was. Viel zu eingeschüchtert fühlte er sich in ihrer Gegenwart. Für gewöhnlich traute er sich nicht einmal, ihr zu widersprechen.
Aber das würde ihm jetzt natürlich niemand mehr glauben. Alles, was ihm noch übrig blieb, war die Situation nicht noch schlimmer zu machen. Er musste sich reuig zeigen. Und er musste dafür sorgen, dass es endlich endete.

Gerade als er zu einer Entschuldigung ansetzen wollte, sah er, dass er sich in Bezug auf Frau Sparks Resignation getäuscht hatte. Sie hatte sich nicht aufgegeben. Sie hatte einen neuen Plan ersonnen.
Mit spitzen Fingern nestelte sie am Kugelschreiber herum. Sie schien ihn herausziehen zu wollen, doch kaum dass sie ihn berührte, verzog sie unter Schmerzen das Gesicht. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, hinterließ eine helle Spur im Rouge auf ihrer Wange.
Eddy war nicht nur mit Blut, sondern auch mit Tränen ein bisschen empfindlich. Sein Magen begann erneut zu rebellieren. Ein paar Sekunden lang stand es wirklich schlecht um die Reinheit des Teppichbodens, aber dann bekam er sich wieder unter Kontrolle.

„Wenn ich Sie wäre, dann würde ich das lassen.“
Frau Sparks zuckte zusammen. Sie konnte schließlich nicht wissen, dass seine Stimme nur deshalb so verzerrt klang, weil er gerade gegen die Übelkeit ankämpfte.
„Ich habe einmal etwas darüber gelesen, dass man Dinge, die in Stellen des Körpers stecken, in die sie nicht gehören, drin lassen soll. Bestimmt ist es nicht schlimm und sie werden keine bleibenden Schäden zurückbehalten, aber eigentlich kenne ich mich mit Anatomie nicht sonderlich gut aus. Was ich damit sagen will, ist, dass ich keine Ahnung habe, was für Blutgefäße sich in der Hand befinden und ob Sie nicht zu viel Blut verlieren könnten, wenn Sie ihn herausziehen. Sie könnten ohnmächtig werden und … Sie sollten ihn wirklich lieber steckenlassen. Gehen wir auf Nummer sicher und warten auf jemanden, der sich mit solchen Dingen auskennt. Das hier ist doch so schon aufregend genug, oder?“
„Du bist krank!“, keuchte Frau Sparks.
Anscheinend hatte sie alles vergessen, was man ihr über Situationen wie diese beigebracht hatte. Zumindest ging Eddy davon aus, dass man Leuten in ihrer beruflichen Position etwas darüber beibrachte. Sicher schickte man sie auf Seminare oder gab ihnen Broschüren mit brauchbaren Tipps dafür, wie man am besten mit Leuten umging, die sich gerade ihres Verstandes entledigten. Sie beim Namen nennen, um Vertraulichkeit zu schaffen, zum Beispiel, oder beruhigend auf sie einreden. Eine abschätzige Bewertung des Geisteszustandes gehörte sicher nicht auf die Liste. Aber diesen Fauxpas nahm Eddy ihr nicht übel, denn er konnte sie verstehen. Sofort keimte in ihm der dringende Wunsch auf, sich vor ihr zu rechtfertigen.

„Nein, nein, ich bin nicht krank. Jedenfalls nicht so wie sie denken, wirklich nicht! Ich bin nur hier, weil ich ein bisschen überfordert mit dem ganzen Lerndruck war. Das haben echt viele auf der Uni, das ist eigentlich kaum der Rede wert. Deshalb hat man nicht gleich eine schwere Psychomacke. Und ich hab vorher wirklich noch nie das Verlangen gehabt, auf Leute loszugehen. Ich war immer ein ganz Friedlicher. Ich hab mich zum Beispiel noch nie geprügelt oder so. Echt noch nie! Das eben … es tut mir so leid, wirklich! Aber das war … ich hab mir ´ne schlimme Grippe zugezogen, mir war so heiß … und dann …“

„Du bist KRANK!“
Frau Sparks war keine auffallend attraktive Frau. Genau genommen wirkte sie mit ihrem streng zurückgebundenen Haar und der hochgeschlossenen Bluse ziemlich bieder und reizlos. Wie eine der Nachbarinnen, mit der man sich wegen zu lauter Musik stritt, oder eine der Kassiererinnen im Supermarkt. Wie eine Mitarbeiterin des psychologischen Dienstes der Universität, das auf jeden Fall. Man sah sie, man sprach mit ihr, aber kaum verließ man ihren Einflussbereich, hatte man sie auch schon wieder vergessen.
Doch in diesem Moment, jetzt, als die Wut die Oberhand über die Angst gewann, als sie die Augenbrauen zusammenzog, die Zähne zeigte, als sie jeden einzelnen Buchstaben ihres Urteils im wahrsten Sinne des Wortes auf den Tisch spuckte (Eddy war nicht nur mit Blut und Tränen etwas empfindlich, sondern auch mit Speichel, aber dieses Mal wurde ihm nicht übel) - bei Gott, Teufel, Charles Manson oder wer auch immer in dieser Stunde dort oben das Zepter an sich gerissen hatte, was war sie doch für eine Schönheit!

Ohne es selbst zu merken, hatte er sich vorgebeugt. Frau Sparks war zurückgewichen, aber natürlich kam sie nicht weit. Er konnte ihre Panik sehen und noch besser – er konnte sie riechen. Ihr Schweiß dominierte alles, füllte den Raum mit seiner ganz eigenen Intensität. Wie schön wäre es ihr noch näher zu kommen, seine Nase an die Tropfen auf ihrer Stirn zu halten, zu schnuppern, zu lecken. Nur einmal, nur ganz kurz. Dafür musste man Verständnis haben, er konnte doch nichts dafür, sie war einfach so … so appetitlich!
Benommen hielt er inne. Plötzlich fürchtete er, seine Begeisterung könne sich in Hosenhöhe abzeichnen und wenn sie das sehen würde, ja, dann würde sie gewiss mit dem Finger (dem Finger der genagelten Hand natürlich) auf ihn zeigen und lachen.

Schwer atmend ließ er sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Hatte er das gerade wirklich gedacht? Hatte er wirklich in Erwägung gezogen an dieser armen Frau zu schnüffeln? An ihr zu lecken? Und das alles nachdem er sie aus dem Nichts heraus mit einem Kugelschreiber attackiert hatte?
Seine Hände zitterten so stark, dass er sie zwischen die Beine klemmen musste, um sie zu kontrollieren. Er verlor tatsächlich den Verstand, anders konnte es gar nicht sein. Er verlor den Verstand und wenn er nicht den Rest seines Lebens in der vergitterten Zelle einer Haftanstalt für Triebtäter verbringen wollte, dann musste er dafür sorgen, dass jemand sie aus seiner Reichweite schaffte.
„Frau Sparks, es tut mir wirklich leid!“, beteuerte er noch einmal. „Ich will genauso wie Sie, dass das hier endlich vorbei ist. Ich werde Ihnen helfen, Ihnen und mir. Ich werde jetzt aufstehen und den Notfallschalter drücken, dann dauert es nicht mehr lange.“

Er brauchte nur ein paar Schritte, um den Tisch zu umrunden. Als er an ihr vorbeikam, traf ihn ihre Gegenwart wie ein Schlag und ließ ihn schwindeln. Wie herrlich sie roch! Noch nie zuvor in seinem Leben hatte Eddy eine solche Fülle an Gerüchen auf einmal wahrgenommen. Das Parfum, das sie trug. Die Zigarette, die sie vor Stunden geraucht hatte. Das Shampoo in ihrem Haar, das Waschmittel in ihrer Kleidung. Die unvergleichliche Eigennote ihrer Haut. Und ihr Blut. Vor allem ihr Blut.
Jetzt, wo kein Hindernis sie mehr voneinander trennte, war es ihm, als könne er sie nicht nur riechen, sondern auch schmecken. Sie sich auf der Zunge zergehen lassen. Blut, Schweiß und Tränen – eine unvergleichliche Mischung. Ein Festmahl. Und er wollte mehr davon.
`Oh Gott, geh weiter´, wies er sich selbst an, `geh und drück auf den Knopf´, aber sein Körper war ein Verräter, verlangsamte auf Zeitlupentempo, weigerte sich ihren Dunstkreis wieder zu verlassen. Verzweifelt hielt er die Luft an, aber ihr Geruch hatte sich längst in ihm eingenistet, breitete sich aus, übernahm die Führung.
`Du hast sie dir verdient.´
Es war kein Gedanke, viel mehr ein Gefühl. Eine Gewissheit, die aus jeder seiner Poren drang. Die Hitze des Fiebers wallte in ihm auf wie ein Flächenbrand.
`Du hast sie eingefangen und nun gehört sie dir´.
Er lächelte.

Frau Sparks starrte ihn an, die Augen weit aufgerissen. Auch sie hatte seine Veränderung bemerkt. Als sie den Drehstuhl soweit es ging vom ihm fort schob, achtete sie nicht mehr auf die Schmerzen, die ihr der Kugelschreiber bereitete. Die Wunde platzte auf, begann erneut zu bluten. Eddy schnüffelte.
`Sie ist Beute. Deine Beute.´
Seine Muskeln spannten sich. Er konnte ihr nicht länger widerstehen. Zu groß war sein Verlangen, sein Hunger.

Das letzte bisschen Rest-Eddy, das es noch in ihm gab, hatte sich in der hintersten Ecke seines Verstandes zu einer Kugel zusammengerollt und wippte vor und zurück. Es wusste, dass es die Herrschaft verloren hatte. Es wusste, dass es nicht mehr viel Zeit hatte. Dass es verschwinden würde. Aber es wollte nicht.
„Lauf!“, hörte er es sagen. „Zieh das Ding raus und LAUF!“
Frau Sparks erkannte die Dringlichkeit. Ihr Atem ging stoßweise, als sie sich des Kugelschreibers mit einem einzigen Ruck entledigte und die Flucht antrat.

Der, der einmal Eddy gewesen war, sog ihn in sich hinein, den süßen Duft ihres Atems, der nun mit ihrem Angstschweiß konkurrierte. Doch beide waren nichts im Vergleich zum Geruch des Blutes, das vom Loch in ihrer Hand auf den Teppichboden tropfte.

Noch bevor sie die Tür erreichte, hatte er sie eingeholt. Und dieses Mal schrie sie.
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