Original geschrieben von ohana
Ich möchte doch auch einmal meine Meinung zu dem Thema loswerden. Erstmal denke ich, dass es falsch ist, alle Jugendlichen über einen Kamm zu scheren. Ich stimme zwar zu, dass es viele gibt, die echt schlimm sind, aber es sind immer ein paar "Normale" dabei.
Was ich am schlimmsten an der heutigen Jugend finde, ist, dass sie scheinbar jeglichen Respekt vor den Erwachsenen (alle ab 18 eingeschlossen) verloren hat. Wenn ich mich zurückerinnere, als ich in die 5. Klasse ging, habe ich wie auch meine anderen "Altersgenossen" kaum gewagt, zu den "Großen" (10.-12. Klasse) aufzublicken, geschweige denn frech zu sein. Als ich dann zu den "Großen" gehörte, hatte sich das Bild aus der Sicht der "Kleinen" ziemlich verändert: man wurde angepöbelt, jeder meinte, das Maul aufreißen zu müssen gegen die Großen etc. Selbst vor den Lehrern schien man keinen Respekt mehr zu haben.
Alkohol und Rauchen ist dann wieder ein anderes Thema. Hierbei denke ich allerdings auch, dass die Eltern mitschuldig sind, wenn ihre Kinder mit 11 schon das Rauchen und Trinken anfangen. Klar gibt es Gruppenzwang, aber dennoch fehlt es vielleicht ein wenig an Erziehung.
Zum Thema Sexualität: Ich habe heute erst in einer Zeitschrift von einer Mutter gelesen, die an eine der Zeitungsberaterinnen geschrieben hat, weil sie ihre 13-jährige Tochter beim Sex erwischt hat. Danach hätte diese ihr wohl erzählt, sie habe schon des öfteren und mit verschiedenen Jungen Geschlechtsverkehr gehabt. Auf Kondome wollte sie dabei lieber verzichten. Die Mutter sei mit ihr dann zum Arzt und habe ihr die Pille verschreiben lassen - vernünftig, aber ich frage mich: wo ist die Erziehung und Aufklärung vorher?
sicher ist die Erziehung wichtig und sicher sind auch in 99% der Fälle die Eltern schuld, weil sie nicht richtig aufgeklärt oder eben nicht richtig erzogen haben.
Aber man muss einfach mal die Realität betrachten. Zum einen denke ich das niemand perfekt ist. Eltern werden nicht für ihren Beruf als Eltern geschult oder groß vorbereitet, sondern in die Elternrolle muss man reinwachsen.
Ich denke jeder der ein Kind hat, hat in der Erziehung Fehler gemacht, die macht man zwangsläufig, weil man eben keine augebildete Mutter oder kein ausgebildeter Vater ist. Ich finde es irgendwie immer ein bisschen unfair, sowas alles auf die Eltern zu schieben, denn die müssen genauso durch Erfahrungen lernen wie andere auch. Es kann ja auch nicht von einem Laien erwartet werden, dass er von heute auf morgen eine Maschine korrekt bedient, die er vorher nicht kannte. Ein Kind entwickelt sich ja ständig weiter, man kann nicht sagen:"so du hattest jetzt 10 Jahre Zeit über Kindererziehung zu lernen und nun musst du alles richtig machen", denn so funktioniert das nicht. Schon allein, weil man sobald das Kind mit anderen zusammenkommt - nicht nur mit Kindern sondern auch mit Lehrer oder sonstigen einflussreichen Erwachsenen, auf einen eventuell entscheidenen Teil der Erziehung keinen Einfluss mehr hat oder das Kind eben anderweitige Einflüsse erlebt, die man als Elternteil nicht mal eben durch "nimm ein Kondom" austreiben kann.
Ich erinnere mich einfach mal daran, wie ich war, als ich so 12/13 war.
Ich muss dazu sagen, das ich immer ein tolles Verhältnis zu meinen Eltern hatte, ich wusste ich kann zu ihnen gehen, wenn was ist und das sie mir beistehen würden, ich habe im Groben die Ratschläge meiner Eltern befolgt und versucht so sie so wenig wie möglich zu enttäuschen oder eben zu verärgern. Ich erinnere mich noch wie mich meine Mutter aufgeklärt hat, als ich 11 war - ich hörte mit Interesse zu aber der Teil mit der Verhütung interessierte mich da nicht - mich interessierte der Teil wo sie mir erzählte wie Babys entstehen und was eine gute Beziehung ausmacht, denn das waren die Dinge die mich damals wirklich betrafen. Ich fand´s einfach interessant zu erfahren das meine Mutter auch mal all das durchgemacht hat, was ich zu diesem Zeitpunkt fühlte. Mich interessierte nicht ob sie und mein Vater verhüteten, sondern eher wie sie sich kennenlernten - wie sie zusammenkamen und wann sie das erste Mal in der Kiste landeten und vor allem wie es war. Was ich damit sagen will - es ist nicht immer damit getan zu sagen "Kind - nimm ein Kondom, es gibt viele Krankheiten und du könntest ungewollt schwanger werden". Ich habe damals die Botschaft verstanden "ich soll verhüten, wenn ich Geschlechtsverkehr habe", aber habe ich das damals wirklich so ernst genommen?
Ich meine - das viele Kinder und Jugendliche nicht verhüten liegt doch wohl in den wenigsten Fällen an mangelnder Information. Jeder 12jährige weiß heute das beim Geschlechtsverkehr Babies entstehen können und das es eine gefährliche Krankheit die Aids heißt gibt, die durch ungeschützten Verkehr übertragen wird. Doch ein Kind kann Gefahren nicht ihrem Wert entsprechend einschätzen. So habe ich zum Beispiel gewusst, dass das Rumturnen auf Brückengeländern gefährlich ist und ich dabei sterben könnte, aber ich habe damals mit meinen 10 Jahren gedacht ich sei Superwoman und ich hätte es einfach drauf und MIR würde sowas schon nicht passieren. So dachte ich in diesem zarten Alter bei vielen Dingen. Ich bin mit meinen 7 Jahren damals über unseren großen See geschwommen ohne daran zu denken, das mir was passieren könnte. Nicht das meine Eltern mir nicht vorher gesagt hätten wie gefährlich das ist, das haben sie, aber ich tat es trotzdem weil ich eben dachte :"ach quatsch - ich kann das". Kinder überschätzen sich nunmal - sie haben eine eingeschränkte Beurteilungskraft was Gefahren angeht. Und diese Beurteileungskraft erlangt man erst mit der Reife und dem Alter. Da ändert auch keine Erziehung was dran.
Es gibt zig Jugendliche die ungewollt schwanger wurden (mangels Verhütung) obwohl deren Eltern immer und immer wieder aufgeklärt und gepredigt haben. Jugendliche rebellieren eben - sie wissen zwar das es falsch ist, machen es aber trotzdem weil sie das Ausmaß der Katastrophe schlichtweg unterschätzen. Kinder und Jugendliche denken selten daran, was in 20 Jahren wohl mit ihnen sein wird. Sie leben für den Tag und vielleicht noch für die nächste Woche - alles was danach kommt wird nicht bedacht. Nicht weil Jugendliche/Kinder zu dumm dazu wären, sondern weil sie sich eben noch nicht soweit entwickelt haben, das sie dies können. Und diese Entwicklung kann man nicht einfach mit Aufklärung und ständigem Reden aufwiegen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber ich behaupte mal, das ich eine sehr gute Erziehung genossen habe - ich hatte viele Freiheiten, wusste aber recht früh das es auch Grenzen gibt, und ich wusste das ich im Bus aufzustehen habe, wenn ein älterer Mensch keinen Sitzplatz hatte, ich wusste das es sich gehört Bitte und Danke zu sagen und das ich meine Lehrer nicht anpöbeln soll etc. . Aber dennoch bezweifel ich, dass ich wirklich Wert auf Verhütung gelegt hätte, hätte ich schon mit 12 oder 13 Geschlechtsverkehr gehabt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, das ich es entweder vergessen hätte oder aber es mir schlichtweg zu peinlich gewesen wäre in die Drogerie zu gehen und Kondome zu kaufen. Oder ich hätte mir womöglich wie bei so vielen anderen Sachen gedacht "ach die Eltern - die machen alles schlimmer als es ist - mir passiert schon nichts".
Was ich damit sagen will - es liegt nicht immer in der Hand der Eltern - Kinder und Jugendliche sind eigene Persönlichkeiten (wenn auch noch nicht ausgereift) und denken selbst und wollen vor allem aber das tun was sie möchten und sich nicht einschränken lassen. Dagegen kann man als Elternteil wenig tun.
Als meine Eltern irgendwann rausfanden das ich rauche haben sie mir eine Höllenszene gemacht und es mir verboten. Hat mich das abgehalten? Nein! - als ich dann älter war - so um die 18 herum und ich meine Mutter fragte, was sie dachte, als sie mich das erste Mal mit´ner Zigarette erwischt hatte, gab sie zu, dass sie wusste das es kaum was bringt wenn sie´s verbietet. Sie wusste aus ihrer eigenen Jugend das es immer Wege und Mittel gibt zu machen das was man will, vor allem wenn man jung ist.
Eltern sind nicht der Schlüssel zu allem, man kann nicht rigoros losgehen und von mangelnder Erziehung sprechen oder gar von schlechter Erziehung - dazu haben zu viele andere Einfluss auf die Kinder und vor allem aber, ist kein Elternteil fehlerfrei und kann schon vorweg abwägen, wie das Kind auf welches Wort reagiert. Gerade bei Jugendlichen in der Pubertät sind die meisten Eltern einfach überfordert - weil Kinder sich plötzlich über die Regeln hinwegsetzen. Das ist imo aber ein ganz normaler Vorgang.
Wie gesagt - Aufklärung und Erziehung sind wichtig, aber nunmal kein Garant dafür das sich das Kind dem fügt oder das Kind die vermittelten Informationen auch auf angemessene Art und Weise wertet.
Kurzum - man kann nicht einfach sagen "schlecht erzogen - Eltern sind schuld".
