Koalabär
Newcomer
wusstet ihr eigentlich dass make up etc. auf tieren getestet wird ?
Tierversuche in der Kosmetik
Für die Schönheit?
Jedes Jahr sterben in der EU etwa 38.000 Ratten, Mäuse und Kaninchen bei Kosmetik-Tests. Schuld daran sind lückenhafte Gesetze und bürokratische Hindernisse für alternative Methoden. Sie können auch Naturkosmetik-Herstellern Probleme bereiten, die Tierversuche aus Prinzip ablehnen.
Mit einer Magensonde wird den 30 Ratten die Test-Substanz eingegeben. Je nach Art und Menge des verabreichten Stoffes winden sich die Tiere manchmal stundenlang in Krämpfen, sie leiden an Durchfall, Fieber, Schüttelfrost oder Lähmungen. Ein aufrüttelndes Bild. Mit Tierversuchen testet man standardmäßig die akute Giftigkeit einer neu entwickelten Chemikalie. Solche Tests schreibt das Chemikalienrecht auch vor, wenn der neue Stoff später als Zutat in einer Creme eingesetzt wird.
Lückenhafte Gesetze
Dabei steht in Paragraf 7 des deutschen Tierschutzgesetzes seit 1998: „Tierversuche zur Entwicklung von Tabakerzeugnissen, Waschmitteln und Kosmetika sind grundsätzlich verboten.“ In Ländern außerhalb der EU sind Tierversuche für Kosmetika noch erlaubt. Daher sind Rohstoffe und fertige Produkte, die aus dem Ausland importiert werden, nicht garantiert tierversuchsfrei.
1993 wurde eine EU-Richtlinie verabschiedet, die den Verkauf von an Tieren getesteten Kosmetika verbieten und auch für Importware gelten sollte. Doch das endgültige Aus für Kosmetik-Tierversuche wird seit Jahren wieder und wieder hinausgeschoben. Die EU-Kommission begründet dies damit, dass nicht genügend alternative Testmethoden zur Verfügung stehen würden. Zudem widerspräche ein solches Verbot den Regeln des Welthandels. Im Juni 2002 stimmte nun das Europäische Parlament zwar einem generellen Tierversuchsverbot für Kosmetika innerhalb der EU ab 2005 zu, lehnte aber ein konsequentes Vermarktungsverbot für tierexperimentell getestete Kosmetika ab. Noch zehn Jahre sollen Ausnahmen zugelassen werden. Tierschutzorganisationen werten eine solche Regelung als Rückschritt, da damit nur Tierversuche in Länder außerhalb der EU verschoben würden. „Wir wollen ein sofortiges Verkaufsverbot für alle Kosmetika und Rohstoffe, die an Tieren getestet wurden, obwohl es Alternativmethoden gibt“, erläutert Tessy Lödermann, Campaignerin für den Deutschen Tierschutzbund. „Und wir wollen einen festen Termin, ab dem kein Kosmetikprodukt mehr in den Handel darf, für das ein Tier leiden musste.“ ‹ Die Suche nach Neuem
Dass immer noch Tiere zu tödlichen Tests gebraucht werden, liegt am Drang nach neuen Wirkstoffen. Bringt ein Hersteller einen neuen Rohstoff auf den Markt, etwa für Medikamente oder Pflanzenbehandlungsmittel, muss er nachweisen, dass dieser für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt unbedenklich ist. Das schreiben die einschlägigen Vorschriften vor. Kosmetik-Hersteller verlassen sich auf die entsprechenden Unterlagen ihrer Lieferanten, wenn sie diesen Wirkstoff dann in einem neuen Produkt einsetzen wollen, und müssen für ihr fertiges Produkt keine Tierversuche mehr machen. Liegen diese Nachweise für neue Zutaten nicht vor, bietet auch die Kosmetik-Verordnung vorerst kaum Alternativen. Für die meisten der vorgesehenen Sicherheits-Tests sind Tierversuche üblich, auch wenn es begründete Zweifel an der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen gibt. Selbst das deutsche Tierschutzgesetz erlaubt sie.
Alte Stoffe in neuer Verpackung
Neben neuen Wirkstoffen gibt es auch Stoffe, die schon länger für Kosmetika verwendet werden, aber jetzt erst ausgiebig auf mögliche Schadwirkungen hin untersucht werden. Der zuständige wissenschaftliche Ausschuss der EU befasste sich in letzter Zeit vor allem mit allergieauslösenden Duftstoffen wie das in Nelken vorkommende Eugenol. Jetzt will man sich verstärkt möglicherweise krebserregenden synthetischen Haarfärbemitteln widmen. Im Rahmen solcher Prüfungen werden ebenfalls Tierversuche zur Bewertung herangezogen. Die EU will die Überprüfung solcher Altchemikalien, zu denen auch viele Kosmetikzutaten gehören, in den nächsten Jahren stark vorantreiben. Tierschützer befürchten, dass dadurch die Zahl der Tierversuche rapide ansteigt.
Alternativen
Dabei haben Tierschutzorganisationen, Wissenschaftler und Kosmetik-Hersteller mittlerweile eine Reihe von Verfahren entwickelt, um an künstlicher Haut oder anderen Zellen, etwa von Hühnereiern, die schädlichen Wirkungen von Chemikalien zu untersuchen. Die Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes hat rund 18.000 entsprechende Veröffentlichungen erfasst. Gut 60 alternative Methoden hat die Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch, die ZEBET, aufgegriffen und bewertet. Doch nur wenige davon werden in der täglichen Praxis auch angewendet. ZEBET-Direktor Dr. Horst Spielmann hat viele Erklärungen, warum es zehn Jahre und länger dauert, bis sich eine alternative Testmethode endgültig etabliert: „Der Tierschutz hat in anderen Industrieländern bei weitem nicht den Stellenwert wie in Deutschland. Wir sind führend, was die Forschung an Ersatzmethoden angeht.“ Die USA, Japan, aber auch einige europäische Länder stünden den neuen Methoden skeptisch gegenüber. „Wir können das nicht einseitig vorschreiben, wir müssen überzeugen.“ Zur Überzeugungsarbeit gehören weltweite Testreihen, in denen skeptischen Wissenschaftlern und Beamten gezeigt werden muss, dass die Alternativmethoden vergleichbare Ergebnisse wie die Tierversuche liefern und eine entsprechende Risikoabschätzung ermöglichen. Validierung nennt sich dieses Verfahren, dessen Abschluss eine weltweite Anerkennung durch die Wirtschaftsorganisation der Industriestaaten, die OECD, ist. Die ersten vier Methoden sind im Mai 2002 nach diesem Verfahren zugelassen worden, weitere sind in der EU, nicht aber weltweit, anerkannt. „Es sind vor allem politische Gründe und die Diskussion um Handelshemmnisse, die die Validierung in die Länge ziehen“, sagt Horst Spielmann. ‹
Tests für verschiedene Wirkungen
„Es gibt aber auch Probleme in der Praxis“, sagt Spielmann. So müsse die Kunsthaut für einen Test weltweit immer in der gleichen Qualität angeboten werden und eine Methode müsse für die verschiedensten Chemikalien anwendbar sein. Beim so genannten Draize-Test wird fixierten Kaninchen für mindestens drei Tage eine Substanz in die Augen geträufelt, um die Verträglichkeit zu prüfen. Die Folgen können Verätzungen, Schmerzen und Erblindung sein. Um den universellen Test zu ersetzen, sind laut Spielmann eine ganze Reihe von alternativen Verfahren notwendig, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Hinzu komme, dass einige der neuen Tests teurer seien als entsprechende Tierversuche. „Wenn sie als Firma für die Zulassung eines neuen Stoffes in den USA oder Japan sowieso Tierversuche machen müssen, dann verzichten sie auf eine mögliche Alternative, die nur in der EU anerkannt würde.“
Weltweit anerkannt sind derzeit tierversuchsfreie Tests für die ätzende Wirkung von Stoffen auf der Haut sowie für Phototoxizität, also eine schädliche Wirkung durch Sonneneinstrahlung auf aufgetragene Substanzen. Dazu kommt noch eine Methode, mit der festgestellt werden kann, wie stark eine Substanz in die Haut eindringt. Verfahren, mit denen die Irritation der Haut, des Auges sowie die Giftigkeit für Embryonen getestet werden können, sind bekannt, werden zum Teil auch angewandt, sind aber noch nicht endgültig von der EU oder der OECD anerkannt.
Naturkosmetik und Tierschutz
Alle Hersteller von Naturkosmetik lehnen Tierversuche ab und geben auch keine in Auftrag. Zahlreiche Unternehmen stehen zudem auf der Positivliste des Tierschutzbundes, in der Kosmetik-Hersteller aufgeführt werden, die rechtlich verbindlich versichern, dass sie keine Rohstoffe einsetzen, die nach dem 1. Januar 1979 im Tierversuch getestet wurden. Zusätzlich dürfen sie keine Stoffe einsetzen, für deren Gewinnung Tiere getötet werden müssen. Erkennbar sind Produkte dieser Hersteller an dem Logo des Internationalen Herstellerverbandes gegen Tierversuche in der Kosmetik (IHTK), einer schützenden Hand über einem Kaninchen. Gerade die Branchengrößen fehlen jedoch auf der Liste. Dies hat folgende Gründe: Viele Hautpflegeprodukte wie Öle und Cremes lassen sich aus relativ wenigen pflanzlichen Zutaten herstellen, die seit langem bekannt sind. Firmen, die ihre Produktpalette darauf beschränken, haben keine Probleme. Wer jedoch vom Shampoo über Lippenstift bis zur Sonnenschutzcreme das ganze Sortiment in Naturkosmetik-Qualität anbieten will, tut sich schwerer. Es müssen Inhaltsstoffe zugekauft werden und die Unternehmen können nicht dafür bürgen, dass ihre Zulieferer tatsächlich ohne Tierversuche auskamen. Ein zweiter Grund ist der Einsatz neu entwickelter Stoffe, die ökologische oder gesundheitliche Vorteile haben. Ein Beispiel sind besonders hautverträgliche Zuckertenside, die im Vergleich zu älteren Tensiden komplett aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden. Oder der Ersatz chemischer UV-Filter in Sonnencremes durch mineralisches Titandioxid. Einige der chemischen Filter reichern sich in der Muttermilch an, sind hormonell wirksam oder können Allergien auslösen. Doch den Ersatz dieser problematischen Wirkstoffe durch das seit langem bekannte Pigment Titanoxid erlaubte die EU-Kommission nur, nachdem die Verträglichkeit im Tierversuch, auch in hohen Konzentrationen nachgewiesen worden war. Ein weiterer Punkt, in dem Tierschutz und Naturkosmetik nicht im Einklang sind, ist der Farbstoff Carmin, für dessen Herstellung rote Cochenille-Läuse gezüchtet und getötet werden. Doch wer auf Carmin verzichtet, muss für rote Lippenstifte und Rouge Azo-Farbstoffe auf Erdölbasis verwenden oder ganz auf das Produkt verzichten. Ein Kompromiss ist die Formulierung, dass der Einsatz von Rohstoffen toter Wirbeltiere nicht gestattet ist, da die Cochenille-Läuse zu den wirbellosen Tieren gehören.
Hersteller müssen also zwischen Kundenwünschen, gut verträglichen Inhaltsstoffen und dem Wohl der Tiere abwägen. Der Bundesverband Deutscher Industrie und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflege e.V. (BDIH) entwickelte 2001 sein Logo für „kontrollierte Naturkosmetik“. Dabei fand er folgende Lösung: Stichtag für den Ausschluss von Tierversuchen bei zugekauften Rohstoffen ist der 1. Januar 1998. Im Gegensatz zu konventionellen Kosmetik-Produkten ist damit sicher gestellt, dass seither keine Tiere mehr für die Einführung neuer Wirkstoffe gequält werden.
Leo Frühschütz
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Leiden ohne Ende
In Deutschland wurden 1995 bis 1999 jährlich 1,5 bis 1,6 Millionen Mäuse Ratten, Fische und andere Versuchstiere getötet. Im Jahr 2000 ist die Zahl auf 1,8 Millionen gestiegen, weil erstmals auch die Tiere gemeldet werden mussten, die zur Organentnahme, in Universitätskursen oder zur Gewinnung von Stoffen getötet wurden. 680.000 Tiere starben 2000 in der Grundlagenforschung, 490.000 wurden bei der Entwicklung von Arzneimitteln getötet. Die Prüfung von Pestiziden und anderen Chemikalien kostete 220.000 Tieren das Leben. 70.000 Fische wurden für die Tests von giftigem Abwasser verbraucht. Im Internet ist der Tierschutzbericht unter www.verbraucherministerium.de/tierschutz/tierschutz.htm abrufbar.
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Zwei Logos stehen für Produkte ohne Tierversuche.
Der Hase des Herstellerverbandes gegen Tierversuche kennzeichnet Kosmetika, bei denen seit 1979 keine Rohstoffe mehr an Tieren getestet wurden. Stichtag beim BDIH ist der 1.1.1998.
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Aktiv gegen Tierversuche:
Deutscher Tierschutzbund, Baumschulallee 15, 53115 Bonn, Telefon 02 28 / 60 49 60, E-Mail: bg@tierschutzbund.de, www.tierschutzbund.de. (Dort kann auch mit einem mit 0,56 Euro frankierten Rückumschlag die aktuelle Positivliste bestellt werden.)
Bundesverband der Tierversuchsgegner - Menschen für Tierrechte, Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen, Telefon 0241/ 157214, E-Mail: info@tierrechte.de, www.tierrechte.de.
Weitere Infos zu dem Thema finden Sie auch im Internet, zum Beispiel „Kosmetik ohne Tierversuche“
unter http://www.naturkost.de/schrotundkorn/sk970301.htm. Gütesiegel für Naturkosmetik werden unter http://www.naturkost.de/schrotundkorn/sk0004g2.htm näher beleuchtet.

Tierversuche in der Kosmetik
Für die Schönheit?
Jedes Jahr sterben in der EU etwa 38.000 Ratten, Mäuse und Kaninchen bei Kosmetik-Tests. Schuld daran sind lückenhafte Gesetze und bürokratische Hindernisse für alternative Methoden. Sie können auch Naturkosmetik-Herstellern Probleme bereiten, die Tierversuche aus Prinzip ablehnen.
Mit einer Magensonde wird den 30 Ratten die Test-Substanz eingegeben. Je nach Art und Menge des verabreichten Stoffes winden sich die Tiere manchmal stundenlang in Krämpfen, sie leiden an Durchfall, Fieber, Schüttelfrost oder Lähmungen. Ein aufrüttelndes Bild. Mit Tierversuchen testet man standardmäßig die akute Giftigkeit einer neu entwickelten Chemikalie. Solche Tests schreibt das Chemikalienrecht auch vor, wenn der neue Stoff später als Zutat in einer Creme eingesetzt wird.
Lückenhafte Gesetze
Dabei steht in Paragraf 7 des deutschen Tierschutzgesetzes seit 1998: „Tierversuche zur Entwicklung von Tabakerzeugnissen, Waschmitteln und Kosmetika sind grundsätzlich verboten.“ In Ländern außerhalb der EU sind Tierversuche für Kosmetika noch erlaubt. Daher sind Rohstoffe und fertige Produkte, die aus dem Ausland importiert werden, nicht garantiert tierversuchsfrei.
1993 wurde eine EU-Richtlinie verabschiedet, die den Verkauf von an Tieren getesteten Kosmetika verbieten und auch für Importware gelten sollte. Doch das endgültige Aus für Kosmetik-Tierversuche wird seit Jahren wieder und wieder hinausgeschoben. Die EU-Kommission begründet dies damit, dass nicht genügend alternative Testmethoden zur Verfügung stehen würden. Zudem widerspräche ein solches Verbot den Regeln des Welthandels. Im Juni 2002 stimmte nun das Europäische Parlament zwar einem generellen Tierversuchsverbot für Kosmetika innerhalb der EU ab 2005 zu, lehnte aber ein konsequentes Vermarktungsverbot für tierexperimentell getestete Kosmetika ab. Noch zehn Jahre sollen Ausnahmen zugelassen werden. Tierschutzorganisationen werten eine solche Regelung als Rückschritt, da damit nur Tierversuche in Länder außerhalb der EU verschoben würden. „Wir wollen ein sofortiges Verkaufsverbot für alle Kosmetika und Rohstoffe, die an Tieren getestet wurden, obwohl es Alternativmethoden gibt“, erläutert Tessy Lödermann, Campaignerin für den Deutschen Tierschutzbund. „Und wir wollen einen festen Termin, ab dem kein Kosmetikprodukt mehr in den Handel darf, für das ein Tier leiden musste.“ ‹ Die Suche nach Neuem
Dass immer noch Tiere zu tödlichen Tests gebraucht werden, liegt am Drang nach neuen Wirkstoffen. Bringt ein Hersteller einen neuen Rohstoff auf den Markt, etwa für Medikamente oder Pflanzenbehandlungsmittel, muss er nachweisen, dass dieser für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt unbedenklich ist. Das schreiben die einschlägigen Vorschriften vor. Kosmetik-Hersteller verlassen sich auf die entsprechenden Unterlagen ihrer Lieferanten, wenn sie diesen Wirkstoff dann in einem neuen Produkt einsetzen wollen, und müssen für ihr fertiges Produkt keine Tierversuche mehr machen. Liegen diese Nachweise für neue Zutaten nicht vor, bietet auch die Kosmetik-Verordnung vorerst kaum Alternativen. Für die meisten der vorgesehenen Sicherheits-Tests sind Tierversuche üblich, auch wenn es begründete Zweifel an der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen gibt. Selbst das deutsche Tierschutzgesetz erlaubt sie.
Alte Stoffe in neuer Verpackung
Neben neuen Wirkstoffen gibt es auch Stoffe, die schon länger für Kosmetika verwendet werden, aber jetzt erst ausgiebig auf mögliche Schadwirkungen hin untersucht werden. Der zuständige wissenschaftliche Ausschuss der EU befasste sich in letzter Zeit vor allem mit allergieauslösenden Duftstoffen wie das in Nelken vorkommende Eugenol. Jetzt will man sich verstärkt möglicherweise krebserregenden synthetischen Haarfärbemitteln widmen. Im Rahmen solcher Prüfungen werden ebenfalls Tierversuche zur Bewertung herangezogen. Die EU will die Überprüfung solcher Altchemikalien, zu denen auch viele Kosmetikzutaten gehören, in den nächsten Jahren stark vorantreiben. Tierschützer befürchten, dass dadurch die Zahl der Tierversuche rapide ansteigt.
Alternativen
Dabei haben Tierschutzorganisationen, Wissenschaftler und Kosmetik-Hersteller mittlerweile eine Reihe von Verfahren entwickelt, um an künstlicher Haut oder anderen Zellen, etwa von Hühnereiern, die schädlichen Wirkungen von Chemikalien zu untersuchen. Die Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes hat rund 18.000 entsprechende Veröffentlichungen erfasst. Gut 60 alternative Methoden hat die Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch, die ZEBET, aufgegriffen und bewertet. Doch nur wenige davon werden in der täglichen Praxis auch angewendet. ZEBET-Direktor Dr. Horst Spielmann hat viele Erklärungen, warum es zehn Jahre und länger dauert, bis sich eine alternative Testmethode endgültig etabliert: „Der Tierschutz hat in anderen Industrieländern bei weitem nicht den Stellenwert wie in Deutschland. Wir sind führend, was die Forschung an Ersatzmethoden angeht.“ Die USA, Japan, aber auch einige europäische Länder stünden den neuen Methoden skeptisch gegenüber. „Wir können das nicht einseitig vorschreiben, wir müssen überzeugen.“ Zur Überzeugungsarbeit gehören weltweite Testreihen, in denen skeptischen Wissenschaftlern und Beamten gezeigt werden muss, dass die Alternativmethoden vergleichbare Ergebnisse wie die Tierversuche liefern und eine entsprechende Risikoabschätzung ermöglichen. Validierung nennt sich dieses Verfahren, dessen Abschluss eine weltweite Anerkennung durch die Wirtschaftsorganisation der Industriestaaten, die OECD, ist. Die ersten vier Methoden sind im Mai 2002 nach diesem Verfahren zugelassen worden, weitere sind in der EU, nicht aber weltweit, anerkannt. „Es sind vor allem politische Gründe und die Diskussion um Handelshemmnisse, die die Validierung in die Länge ziehen“, sagt Horst Spielmann. ‹
Tests für verschiedene Wirkungen
„Es gibt aber auch Probleme in der Praxis“, sagt Spielmann. So müsse die Kunsthaut für einen Test weltweit immer in der gleichen Qualität angeboten werden und eine Methode müsse für die verschiedensten Chemikalien anwendbar sein. Beim so genannten Draize-Test wird fixierten Kaninchen für mindestens drei Tage eine Substanz in die Augen geträufelt, um die Verträglichkeit zu prüfen. Die Folgen können Verätzungen, Schmerzen und Erblindung sein. Um den universellen Test zu ersetzen, sind laut Spielmann eine ganze Reihe von alternativen Verfahren notwendig, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Hinzu komme, dass einige der neuen Tests teurer seien als entsprechende Tierversuche. „Wenn sie als Firma für die Zulassung eines neuen Stoffes in den USA oder Japan sowieso Tierversuche machen müssen, dann verzichten sie auf eine mögliche Alternative, die nur in der EU anerkannt würde.“
Weltweit anerkannt sind derzeit tierversuchsfreie Tests für die ätzende Wirkung von Stoffen auf der Haut sowie für Phototoxizität, also eine schädliche Wirkung durch Sonneneinstrahlung auf aufgetragene Substanzen. Dazu kommt noch eine Methode, mit der festgestellt werden kann, wie stark eine Substanz in die Haut eindringt. Verfahren, mit denen die Irritation der Haut, des Auges sowie die Giftigkeit für Embryonen getestet werden können, sind bekannt, werden zum Teil auch angewandt, sind aber noch nicht endgültig von der EU oder der OECD anerkannt.
Naturkosmetik und Tierschutz
Alle Hersteller von Naturkosmetik lehnen Tierversuche ab und geben auch keine in Auftrag. Zahlreiche Unternehmen stehen zudem auf der Positivliste des Tierschutzbundes, in der Kosmetik-Hersteller aufgeführt werden, die rechtlich verbindlich versichern, dass sie keine Rohstoffe einsetzen, die nach dem 1. Januar 1979 im Tierversuch getestet wurden. Zusätzlich dürfen sie keine Stoffe einsetzen, für deren Gewinnung Tiere getötet werden müssen. Erkennbar sind Produkte dieser Hersteller an dem Logo des Internationalen Herstellerverbandes gegen Tierversuche in der Kosmetik (IHTK), einer schützenden Hand über einem Kaninchen. Gerade die Branchengrößen fehlen jedoch auf der Liste. Dies hat folgende Gründe: Viele Hautpflegeprodukte wie Öle und Cremes lassen sich aus relativ wenigen pflanzlichen Zutaten herstellen, die seit langem bekannt sind. Firmen, die ihre Produktpalette darauf beschränken, haben keine Probleme. Wer jedoch vom Shampoo über Lippenstift bis zur Sonnenschutzcreme das ganze Sortiment in Naturkosmetik-Qualität anbieten will, tut sich schwerer. Es müssen Inhaltsstoffe zugekauft werden und die Unternehmen können nicht dafür bürgen, dass ihre Zulieferer tatsächlich ohne Tierversuche auskamen. Ein zweiter Grund ist der Einsatz neu entwickelter Stoffe, die ökologische oder gesundheitliche Vorteile haben. Ein Beispiel sind besonders hautverträgliche Zuckertenside, die im Vergleich zu älteren Tensiden komplett aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden. Oder der Ersatz chemischer UV-Filter in Sonnencremes durch mineralisches Titandioxid. Einige der chemischen Filter reichern sich in der Muttermilch an, sind hormonell wirksam oder können Allergien auslösen. Doch den Ersatz dieser problematischen Wirkstoffe durch das seit langem bekannte Pigment Titanoxid erlaubte die EU-Kommission nur, nachdem die Verträglichkeit im Tierversuch, auch in hohen Konzentrationen nachgewiesen worden war. Ein weiterer Punkt, in dem Tierschutz und Naturkosmetik nicht im Einklang sind, ist der Farbstoff Carmin, für dessen Herstellung rote Cochenille-Läuse gezüchtet und getötet werden. Doch wer auf Carmin verzichtet, muss für rote Lippenstifte und Rouge Azo-Farbstoffe auf Erdölbasis verwenden oder ganz auf das Produkt verzichten. Ein Kompromiss ist die Formulierung, dass der Einsatz von Rohstoffen toter Wirbeltiere nicht gestattet ist, da die Cochenille-Läuse zu den wirbellosen Tieren gehören.
Hersteller müssen also zwischen Kundenwünschen, gut verträglichen Inhaltsstoffen und dem Wohl der Tiere abwägen. Der Bundesverband Deutscher Industrie und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflege e.V. (BDIH) entwickelte 2001 sein Logo für „kontrollierte Naturkosmetik“. Dabei fand er folgende Lösung: Stichtag für den Ausschluss von Tierversuchen bei zugekauften Rohstoffen ist der 1. Januar 1998. Im Gegensatz zu konventionellen Kosmetik-Produkten ist damit sicher gestellt, dass seither keine Tiere mehr für die Einführung neuer Wirkstoffe gequält werden.
Leo Frühschütz
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Leiden ohne Ende
In Deutschland wurden 1995 bis 1999 jährlich 1,5 bis 1,6 Millionen Mäuse Ratten, Fische und andere Versuchstiere getötet. Im Jahr 2000 ist die Zahl auf 1,8 Millionen gestiegen, weil erstmals auch die Tiere gemeldet werden mussten, die zur Organentnahme, in Universitätskursen oder zur Gewinnung von Stoffen getötet wurden. 680.000 Tiere starben 2000 in der Grundlagenforschung, 490.000 wurden bei der Entwicklung von Arzneimitteln getötet. Die Prüfung von Pestiziden und anderen Chemikalien kostete 220.000 Tieren das Leben. 70.000 Fische wurden für die Tests von giftigem Abwasser verbraucht. Im Internet ist der Tierschutzbericht unter www.verbraucherministerium.de/tierschutz/tierschutz.htm abrufbar.
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Zwei Logos stehen für Produkte ohne Tierversuche.
Der Hase des Herstellerverbandes gegen Tierversuche kennzeichnet Kosmetika, bei denen seit 1979 keine Rohstoffe mehr an Tieren getestet wurden. Stichtag beim BDIH ist der 1.1.1998.
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Aktiv gegen Tierversuche:
Deutscher Tierschutzbund, Baumschulallee 15, 53115 Bonn, Telefon 02 28 / 60 49 60, E-Mail: bg@tierschutzbund.de, www.tierschutzbund.de. (Dort kann auch mit einem mit 0,56 Euro frankierten Rückumschlag die aktuelle Positivliste bestellt werden.)
Bundesverband der Tierversuchsgegner - Menschen für Tierrechte, Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen, Telefon 0241/ 157214, E-Mail: info@tierrechte.de, www.tierrechte.de.
Weitere Infos zu dem Thema finden Sie auch im Internet, zum Beispiel „Kosmetik ohne Tierversuche“
unter http://www.naturkost.de/schrotundkorn/sk970301.htm. Gütesiegel für Naturkosmetik werden unter http://www.naturkost.de/schrotundkorn/sk0004g2.htm näher beleuchtet.