Vom Papst halte ich relativ wenig, vor allem bzgl. des Fundamentes des Papsttums. Dazu ein Ausschnitt aus "Dietrich Schwaniz: Bildung":
"Nach 180 n. Chr. wurde das Kaisertum für hundert Jahre zum Spielball der
Armeen und der Prätorianer. Auch kam es im 3. Jahrhundert zu folgenreichen
sozialen Veränderungen, die auf einen Verlust der bürgerlichen Freiheiten,
Verarmung der Stadtbevölkerung, Ende der städtischen Selbstverwaltung,
Absinken der Pächter in Hörigkeitsverhältnisse und staatliche Aufsicht über
Berufsgenossenschaften hinausliefen. Als Folge dieser Krise verlegte Kaiser
Diokletian (284 - 305) die Regierungszentrale aus Rom weg, um sie dem
Einfluss des Senats zu entziehen, ersetzte den historisch gewachsenen
Flickenteppich von gestaffelten Sonderrechten und Freiheiten der
verschiedenen Städte und Provinzen durch eine einheitliche Verwaltung und
versuchte, das Kaisertum nach dem Muster östlicher Despotien durch ein
kompliziertes Hofzeremoniell aus dem Geist des religiösen Charismas neu zu
begründen, nicht ohne die Christen dabei als Konkurrenten zu verfolgen.
Diesen Weg ist sein Nachfolger Konstantin der Große (Regierungszeit 325 -
337) zu Ende gegangen, wobei er zugleich die Richtung wechseln musste: Er
verfiel auf die Idee, das Christentum selbst in den Dienst der Politik zu
stellen und das Kaisertum durch Orientalisierung zu retten. Das war eine
welthistorische Entscheidung: Das Christentum wurde Staatsreligion. Auf dem
Konzil zu Nicäa (325) entschied man sich dabei für die Version des
Athanasius, eine Lehre, die alle Anhänger seines Rivalen Arius (z.B. die
inzwischen christianisierten Goten) zu Abtrünnigen machte. Als symbolischen
Vollzug der Orientalisiserung des Kaisertums durch das Christentum verlegte
Kaiser Konstantin seine Hauptstadt nach Byzanz, das nun in Konstantinobel
umgetauft wurde (330).
Der Abzug des Kaisers aus Rom gab dem Bischof von Rom die Freiheit, den
geistlichen Caesar zu spielen und sich zum Oberhaupt der Christen
aufzuwerfen. Dabei berief er sich auf den Aufenthalt des Apostel Petrus in
Rom und ein Wortspiel von Christus: Weil petros auf griechisch Fels heißt,
hatte Christus gesagt, auf diesen "Petrus" will ich meine Kirche bauen. Das
Fundament des Papsttums ist somit ein Witz, was jedoch nicht heißt, dass es
deswegen schlecht ist. Doch die Päpste selbst fanden es unsolide. So
fabrizierten sie ein Dokument mit dem Titel "Die konstantinische Schenkung".
Danach hat Kaiser Konstantin Papst Silvester auf seinem Sterbebett die
Herrschaft über den ganzen Erdkreis, insbesonere aber über den Kirchenstaat
vermacht. Erst der Humanist Lorenzo Valla entdeckte, dass das ganze Dokument
eine Fälschung war. Aber da war die Herrschaft des Papstes schon so
gefestig, dass Luther ganz andere Argumente brauchte, um sie wieder zu
erschüttern."
Einfach nur unglaublich!