Umgestaltung der Stadt Berlin
„Mit dieser Stadt ist nichts mehr anzufangen.“, soll Hitler zu seinem Generalbauinspektor Albert Speer gesagt haben, als er den Auftrag für die Umgestaltung von Berlin ankündigte. Wie auch in anderen Städten plante das NS-Regime eine umfassende Neugestaltung der Hauptstadt. Kernstück der Umgestaltung war der „Große Platz“ mit der riesigen Kuppelhalle, dem Palast für Hitler, der neuen Reichskanzlei und dem Reichstag als triumphaler Endpunkt der „Großen Achse“.
Von den bestehenden Bauten sollte nur der Reichstag in die neue Anlage übernommen werden; er bildete den östlichen Abschluss. Der südliche Abschluss war durch die bestehende Ost-West-Achse von der Stadtmitte her kommend über die Straße „Unter den Linden“, durch das Brandenburger Tor westwärts in Richtung Charlottenburg verlaufend gegeben. Die nördliche Begrenzung gab die Spree vor, die übertunnelt unter dem erhöhten Vorplatz vor der Kuppelhalle hindurchgeführt werden sollte. An der Nordwestecke des Platzes war eine seeartige Erweiterung der Wasserfläche auf dem Gelände des bisherigen Humboldt-Hafens vorgesehen. An der Westseite des Platzes sollte der mächtige Komplex des Palastes für Hitler entstehen. In der Nordostecke war im Anschluss an das bestehende Reichstagsgebäude – das später nur noch als Bibliothek dienen sollte – der neue Reichstag geplant, der den riesigen Plenarsaal für die Abgeordneten des erweiterten germanischen Reiches aufzunehmen hatte.
Die Kuppelhalle sollte in ihrem Inneren 160.000 bis 180.000 stehende Zuhörer fassen. Mit einer Höhe von 290 m und einem Durchmesser von 250 m sprengte sie jegliche Dimensionen. Irgendwo im Gebäude hätte Hitler seinen Platz gehabt; ein Nichts, verloren in einer Architektur, die keinen Maßstab mehr kennen wollte.
Fixpunkt der neuen „Großen Achse“, einer etwa 120 m breiten Prachtstraße, waren der Südbahnhof, etwa in Höhe des Tempelhofer Feldes, und der „Große Platz“ mit der Kuppelhalle am Reichstagsgebäude. Nach Norden hin sollte diese Achse hinführen zum neuen Nordbahnhof. Vor dem Südbahnhof sollte sich die Achse ausweiten zu einem 330 m breiten und 1000 m langen Platz, an dessen nördlichem Eingang der „Große Bogen“ das Areal überspannt; den Weg dorthin wollte man mit erbeuteten Waffen säumen. Wie die Kuppelhalle im Norden sollte hier ein Triumphbogen für Hitler alle umliegenden Gebäude überragen. Dieses Gebilde aus Hitlers Phantasie hätte eine Breite von 170 m, eine Höhe von 117 m und eine Scheitelhöhe des Bogens von 80 m gehabt und alle weiteren Gebäude im Umkreis letztlich erdrückt.
An der schnurgeraden Straße dazwischen sollten vorwiegend Ministerien und große Privatbauten entstehen, um hier ein neues Zentrum städtischen Lebens zu schaffen: Ein luxuriöses Uraufführungstheater, ein Großkino mit 2000 Plätzen, ein Opernhaus, drei Theater, eine Konzerthalle, ein Hotel mit 1500 Betten und weitere Gebäude wie Varietés, Großgaststätten, Luxusrestaurants und nicht zuletzt ein Hallenschwimmbad von den Ausmaßen der römischen Kaiserthermen. Diese städtischen Einrichtungen sollten zwar den Eindruck erwecken, einen öffentlichen Raum für die Bürger der Stadt zu schaffen, jedoch wird dieser durch die schiere Größe vollkommen zunichte gemacht. Der einzelne Mensch verliert sich auf unendlich weiten Straßen und Plätzen mit daneben- und dazwischen gestellten Monumentalbauten. Jegliche bekannten Proportionen werden gesprengt. Somit dienen sie ausschließlich als Alibi für die grenzenlose Repräsentationssucht des NS-Regimes.