Kapitel 6 - Gläserrücken erster Teil
Kapitel 6 - Gläserrücken
Während Sidney sich immer noch bemitleidete, das sie nun hier mit diesen, in ihren Augen, übergeschnappten Personen 24 Stunden eingesperrt sein würde, beschäftigten sich die anderen bereits mit der Schachtel, die Sidney vorhin fallen gelassen hatte. "Was ihr alles so auf dem Dachboden habt . . . !" meinte Jim bewundernd und öffnete die Schachtel. Eigentlich war nicht so viel Besonderes an dem Inhalt der Schachtel, also was wollte Sidney mit dieser Schachtel bezwecken? "Was will sie denn damit anfangen?" fragte Jim Melanie, die neben ihm kniete und ebenfalls den Inhalt der Schachtel in Augenschein nahm. Melinda zuckte mit den Schultern und beäugte den Inhalt genauer. Alles war fein säuberlich sortiert, es schien als wäre man früher mit äußerster Sorgfalt damit umgegangen. In der Schachtel befanden sich 5 zierliche Gläser, 4 weiße Kerzenstummel die ziemlich abgenutzt waren und ein Schwarz lackiertes Brett, was die Größe eines ganz normalen Schachbrettes hatte. Trotz der schwarzen Lackierung, des Holzes sah man feine Risse im Holz, die Ecken des Brettes waren auch sehr stark abgenutzt und stumpf. Es schien Jahrhunderte alt zu sein. Melanie stutzte, wenn es wirklich so alt war, und das sagte ihre Innere Stimme, dann war es verdammt gut in Schuss. Schließlich nahm sie es aus der Schachtel, Bewunderung stieg in ihr auf, langsam fuhr sie mit der Hand über das schöne, glatte Holz. Die Kratzer und Risse, die sie vorher auf dem Holz entdeckt hatte, waren verschwunden. Als Melanie es umdrehte sah sie, dass sie es verkehrt herum gehalten hatte. Auf jeder Eckfläche war ein kleiner, runder Kreis zu erkennen, 4 Stück auf jeder Ecke einer. >Für die Kerzenstummel! < flüsterte ihr eine leise, heisere Stimme zu. Ohne sich zu wundern wo die Stimme denn nun herkam, wanderte Melanies Blick weiter, jetzt entdeckte sie mitten auf dem Pechschwarzem Brett ein Pentagramm, das weiß erleuchtete. >Dort hat das Glas zu stehen! < krächzte die Stimme erneut in ihrem Kopf. Als Melanie sich den Rand des Brettes ansah, entdeckte sie viele weiße kl. Ziffern und Buchstaben, die, die Platte umrahmten. Wie auch das Pentagramm in der Mitte, erstrahlten auch sie in einem blendenden Weiß. So weiß wie Melanie es noch nie gesehen hatte. Jede Ziffer und jeder Buchstabe war liebevoll verziert und verschnörkelt. Es gab dem Brett dieses Antike. Gläserklirren, ließ Melanie aufschauen. Jim hatte einige Gläser heraus genommen und begann mit ihnen hin und her zu fuchteln. "Lass, die dort liegen, sie können kaputt gehen!" zischte Melanie, legte das Brett zurück in die Kiste und nahm Jim die Gläser ab. "Hey, nehme das doch nicht so ernst, wenn sie kaputt gehen legst du einfach andere rein. Das ist doch das selbe in grün!" meinte Jim und machte eine lässige Handbewegung. "Nein, ist es nicht!" gab Melanie zurück und legte sie vorsichtig wieder an ihren Platz in der Schachtel. Sidney schien sich langsam wieder beruhigt zu haben und unterbrach die beiden. "Und was machen wir nun die ganze Zeit?" während Sidney auf eine Antwort wartete, holte sie ihre Nagelfeile heraus und feilte sich ihre Nägel. Kimberly verdrehte genervt die Augen. "Kannst du DAS vielleicht mal lassen, dieses Geräusch nervt mich!" "Lass mich doch, außerdem verstehst du kl. Rotzgöhr sowieso nichts davon" meinte Sidney und schaute Kimberly missbilligend an. "Wer brauch so was schon, sie ist sowieso viel hübscher als du!" meinte Jim abfällig und blitzte Sidney giftig an. "Wisst ihr was mir gehörig auf die Nerven geht?" fragte Chris sauer. Ohne auf eine Antwort zu warten fuhr er fort "Ja, genau ihr seit es, mit eurem ewigen Gezanke geht ihr mir auf den Geist!" Sidney versetzte Kimberly und Jim einen tötenden Blick. Dann setzte sie wieder ihr zuckersüßes Lächeln auf. "Chris, sei doch nicht so! Außerdem habe ich nur gefragt was wir machen sollen. Die beiden Grünschnäbel fingen doch an frech zu werden!" meinte sie mit zuckersüßer Stimme und klimperte mit ihren langen Wimpern. Chris seufzte und ließ sich Ratlos neben Melanie nieder. "Ich frage noch mal, wie sollen wir die Zeit totschlagen?" Wieder flüsterte diese Stimme in Melanies Kopf > Hast du nicht eine Idee, Melanie? < krächzte sie leise. Melanie überkam Panik, erst jetzt schien sie zu merken, dass da Jemand mit ihr sprach. Sie drehte sich um, doch dort war niemand außer Jim, Kim, Chris und Sidney die wieder Gedankens abwesend ihre Nägelfeilte. Ein leises, krächzendes Kichern schallte in ihrem Kopf wieder, das immer lauter wurde. Die Stimmen verdoppelten sich in windes eile und plötzlich war es nicht mehr eine sondern tausende Stimmen. Panisch schaute Melanie sich um. Schließlich rief sie voller Angst "Wo bist du?" das kichern wurde lauter. Melanies Kräfte schienen zu schwinden. Ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen, sie sank auf die Knie "Was willst du von mir?" rief sie noch mal etwas leiser, und das Ende des Satzes ging völlig in einem Flüstern unter. Es war als wäre es zu kalt, und ihre Stimme wäre eingefroren, sie war heiser. Das Kichern jedoch setzte sich erbarmungslos fort. "Lasst mich in Ruhe" rief sie und hielt sich die Ohren zu. "Meli?" eine Hand legte sich auf ihre Schulter und durchflutete ihren Körper wieder mit Wärme, erst jetzt merkte sie wie kalt ihr wirklich war. "Was ist denn los?" fragte eine besorgte Stimme, es war Chris. Bei diesem Satz erstarb das Kichern der Stimmen in ihrem Kopf, und alles schien so wie vorher. Alle Kräfte die vorher noch in ihr waren schienen ihr zu schwinden. Melanie fühlte eine unheimliche Leere in sich. Chris spürte, dass seine Freundin in nicht besonders guter Verfassung war, und nahm sie vorsichtig in seine Arme. Jim und Kimberly schauten Melanie ebenfalls besorgt an. Während dessen Sidney sie mit neidischen Blicken fast auf spieß. Doch das kümmerte Melanie wenig, in ihrem Kopf hatte nur ein Gedanke platz. *Die Stimme! Was wollte sie von ihr. War sie real oder wurde sie langsam verrückt?* Nach einer Zeit hatte sie sich schon wieder beruhigt. Keiner löcherte sie mit unnützen fragen, sondern alle schwiegen und taten so, als wenn nichts geschehen wäre. Dafür war Melanie ihnen sehr Dankbar. Plötzlich viel ihr Blick wieder auf die Schachtel. Melanie spürte ein kribbeln in ihrem Bauch als sie die Schachtel anstarrte. Von ihr schien irgendetwas Unheimliches auszugehen. Aber was war es? Das konnte Melanie sich nicht erklären. Ihre Augen wurden von dieser Schachtel wie Magnetpole angezogen. Sie konnte ihren Blick einfach nicht mehr davon abwenden. Sie versuchte es mehrmals doch es gelang ihr nicht. So starrte sie weiter unentwegt auf die Schachtel, was blieb ihr auch anderes übrig? Weit in der Ferne hörte sie Sidneys Stimme die wieder ziemlich gelangweilt fragte "Ich hab keinen Bock aufs nichts tun, was sollen wir denn nun machen?" Leise begann die Krächzende Stimme wieder in ihren Kopf einzudringen. Sie zischte wieder in ihren Kopf >ich hab eine Idee, wir werden Gläserrücken< die Blicke der anderen waren plötzlich alle auf Melanie gerichtet. "Was ist Gläserrücken?" fragte Jim und schaute Melanie interessiert an. Ein eisiger Schauer lief Melanie über den Rücken, jetzt wurde ihr alles klar. Die Worte, der Stimme hatte sie laut ausgesprochen. Erst jetzt konnte sie den Blick von der Schachtel wieder lösen. Als Jim keine Antwort bekam fragte er erneut. "Gläserrücken ist das da!" sagte Melanie und zeigte auf die Schachtel. Erstaunen machte sich in ihr breit, woher wusste sie das? Es schien als würde die Stimme für sie reden. Sidney kam zu ihr herüber. Ja ausgerechnet Sidney. "Woher weißt du davon?" fragte sie völlig perplex. Melanie schwieg, was sollte sie auch anderes machen, sie konnte ja wohl schlecht sagen, dass ihr das eine Stimme in ihrem Kopf gesagt hatte. "Es ist eine Art Spiel!" meinte Sidney und wendete sich den anderen zu. >deine Freundin weiß echt nicht viel! Aber wenn sie meint dann ist es halt ein Spiel< flüsterte die Stimme wieder und lachte abscheulich. "Lass es uns spielen" meinte die Stimme, und haar genau die Selben Worte drangen aus Melanies Mund. Sie öffnete die Schachtel und begann das ganze aufzubauen, obwohl sie so was eigentlich noch nie gemacht hatte. Sidney packte mit an und meinte "Gut dann kommt wenigstens keine Langeweile auf!" dann wendete sich Sidney an Melanie und sprach mit so gedämpfter Stimme, dass nur sie beide es hören konnten. "Und wer beschwört? Ich kann das nicht schließlich kann so was nicht jeder" gab Sidney zu bedenken, doch Melanie winkte ab und meinte "Lass mich nur machen!" und mit diesen Worten begann sie mit den Vorbereitungen. Melanie stellte 4 Gläser verkehrt herum in einem Viereck auf den Boden zu stellen. Sidney nahm das große, schwarze Brett aus der Schachtel und musterte es kurz. "Das ist aber ein schönes Hexenboard" meinte sie, strich kurz über das Holz und legte es vorsichtig über die 4 Gläser, so das, dass Brett nicht ins wanken geraten konnte. Als Melanie die Kerzenstummel herausholte, viel ihr eine kl. Streichholzschachtel auf, die sie vorher nicht bemerkt hatte. Als sie die Streichholzschachtel öffnete staunte sie nicht schlecht. Die Streichholzschachtel sah von außen so alt aus doch was im inneren der Schachtel war übertraf alles. Die Streichhölzer waren aus feinstem Eichenholz gefertigt, doch mit den Jahren sahen sie nun aus wie morsches Holz. Melanie traute sich kaum sie zu berühren, geschweige denn sie zu benützen. Denn wer konnte ihr garantieren das die Streichhölzer beim berühren nicht zu Sägemehl zerfallen würden? Schließlich gab sie sich aber doch einen Ruck und nahm ein Streichholz aus der Schachtel. Als Melanie das Streichholz in der Hand hielt, kam es ihr gar nicht mehr so zerbrechlich vor, da es aussah wie eben erst gekauft. Normalerweise dauerte es bei Melanie eine Ewigkeit bis sie ein Streichholz zum brennen bringen konnte, da sie es einfach nicht schnell genug an der Schachtel lang strich. Umso überraschter war sie dann, als sie gleich beim ersten Mal, das Streichholz zum brennen brachte. Obwohl Melanie das Streichholz, ganz leicht und geschmeidig an der Schachtel entlang gestrichen hatte, zischte es und eine kleine Stichflamme erschien. So zündete sie die Kerzenstummel an und stellte jeden auf einen vorgefertigten Kreis. Zu guter letzt stellte Sidney das fünfte und letzte Glas auf die Pentagramm Zeichnung in der Mitte des Hexenboardes. "Das Licht, macht die Taschenlampe aus" hauchte Melanie. Und Jim tat wie im geheißen. Nun konnte man nur noch das Hexenboard und die umgebenden Leute erkennen die von den Kerzen angestrahlt wurden. Der Rest wurde von der Dunkelheit verschlungen. Eine erdrückende Stille entstand, die Jim so gleich brach. "Was machen wir denn nun??" „Psst!" sagte Sidney und legte die Finger auf die Lippen. „Wir werden jetzt unsere Finger auf das Glas in der Mitte des Brettes legen und Melanie wird uns einen Geist rufen!" antwortete sie hastig auf Jims Frage. „Aha!" sagte der wiederum. „Psst. Sei leise Jim, Melanie muss sich jetzt konzentrieren!" meinte Sidney noch mal. Jim biss sich auf die Unterlippe und schaute skeptisch zu Melanie hinüber die bereits die Augen geschlossen hatte. Sie murmelte irgendetwas vor sich hin. Man merkte ihr die Anspannung an. „Emmm, entschuldigt mal! Was wird das ganze überhaupt?" fragte er wieder und brach die Spannung die Mittlerweile entstanden war. Melanie öffnete schlag artig wieder die Augen als wäre sie aus einem schrecklichen Albtraum erwacht. Verstört blickte sie sich um. >Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, Melanie. Mach einfach weiter und vergesse diese blöden Bemerkungen, über höre sie.< wisperte die Stimme wieder. Melanie versuchte sich daran zu halten, und schloss aber mals die Augen. "Legt die Finger auf das Glas, aber jeder nur einen " sagte sie schließlich endschlossen und öffnete die Augen nach ein paar unverständlichen Worten wieder. Alle taten wie ihnen befohlen. Man sah an Jim's Gesichtsausdruck, das er die ganze Sache irgend wie nicht glauben schenken konnte. Aber er hielt die Klappe und tat was Melanie von ihm verlangte.
Melanie schaute Jim noch einmal mahnend an und schloss abermals ihre Augen um sich nochmals zu konzentrieren. Alle starrten wie gebannt auf Melanie und keiner wagte Luft zu holen. Minuten verstrichen. Plözlich öffnete Melanie ihre Augen.Pure Endschlossenheit spiegelte sich in ihnen wieder. Chris musste etwas blinzeln, war das wirklich die Melanie die er kannte?? Es schien als würde eine völlig andere Persönlichkeit vor ihm sitzen. Chris zuckte zusammen, als sein Blick zu Melanies Augen wanderten. Wo war die güte, und Wärme in ihren Augen geblieben. Wo war dieser glanz, mit dem sie ihn immer aufs neue bezauberte?? Was war das in ihren Augen was er jetzt sah?? Genau es war nichts, nichts als Kälte und Endschlossenheit. Jim schaute vorsichtig zu Chris hinüber als wenn er Angst hätte aufzufallen, und warf ihm einen verwirrten Blick zu. Er schien auch bemerkt zu haben das irgend etwas an der ganzen sache komisch war. Melanie richtete wieder alle Blicke auf sich als sie beschwörend die Hände hob und mit lauterm klarer Stimme sprach "Dunkle Nacht und heller Mondenschein, so solls in den vier Winden sein, die alle auf die Hexenrune hören, hier kommen wir, dich zu beschwören, Feuer, Wasser, Luft und Erdenreich, Stab, Pentakel und das Schwert zugleich, sind versammelt hier an diesern Ort, und machen wahr das Hexenwort: Hier mit Rufe ich dich, verlohrene Seele der Zwischenwelt, bitte erweise mir die Ehre und erscheine!" Ein Windhauch durchging den Raum, obwohl keine Türen oder Fenster geöffnet oder aufgesprungen waren. Wie sollte das auch geschehen, auf dem Dachboden gab es keine Fenster! Die Kerzen, auf dem Hexenboard flackerten, sie drohten zu erlischen, doch auf wundersame Weise brannten sie weiter. Plötzlich flammte in dem umgestülten Glas in der Mitte, ein Licht auf, wie ein Glühwürmchen hüpfte es auf und ab. Die Blicke der Kinder, folgte ihm. Nach einiger Zeit durchbrach Jim als erstes die Stille. "Wow, Melanie wie hast du das gemacht, der Trick war ja abgefahren!!! Wie hast du das Glühwürmchen in das Glas bekommen???" Melanie schien aus ihrer Trance zuerwachen, erst wusste sie gar nicht was los war, aber als ihr Blick am Hexenboard entlang streifte wurde ihr alles klar; Sidney wollte es klauen, dann das zufallen der tür, ja und dann . . . Melanie erschauderte . .. ., die Stimme ! Sidney riss Melanie aus ihren Gedanken. "Das ist der Geist und nie im Leben ein Glühwürmchen!!!!" gab sie Jim schnippisch zuverstehen. Kimberly schaute während dessen Fassungslos zu ihrer Schwester hinüber. *Was war nur mit Melanie los???* dachte sie. Doch Melanie, blickte eben so Fassungslos zurück. *Hatte sie wirklich einen Geist beschworen??*