Kollektivschuld ist an und für sich schon eine sehr fragliche Angelegenheit in meinen Augen und für das Deutsche Volk (bzw deren lebende "Vertreter) nicht angemessen, was das Naziregime angeht. Nein, niemand, der während oder nach dem 2. Weltkrieg geboren wurde, kann Schuld an der Geschichte tragen. Nein, wir sollten uns nicht stets einbuddeln, sobald die Sprache auf das Thema kommt und sagen "wir bösen Deutschen".
Keine Kollektivschuld, wohl aber etwas, das ich einmal Kollektivverantwortung nennen möchte.
Verantwortung, nicht zu vergessen und nicht zu beschönigen und nach Kräften dafür zu sorgen, dass so etwas sich nicht wiederholt. (Und sei es nur, indem man sein Kreuzchen bei einer Wahl _nicht_, und sei es aus Protest, bei einer rechtsextremen Partei setzt)
Warum gerade die deutschen diese Verantwortung tragen sollen? Nicht aufgrund von Schuld, sondern aufgrund von Wissen.
Ein Amerikaner, der einen deutschen Touristen fragt, ob Hitler noch lebt, hat keine Ahnung vom Naziregime. Ein Brite, der zum Spass oder um aufzufallen ein Nazikostüm trägt, zeigt, dass er nichts von der Geschichte begriffen hat. Was kann so jemand gegen rechtsradikale Tendenzen tun.
Deshalb ist es wichtig, dass das Thema in Deutschland weiterhin im Geschichtsunterricht gründlich behandelt wird und dass es nicht totgeschwiegen wird. Es heißt nicht, dass wir vor aller Welt das Büßerhemd anziehen müssen.
Nur leider kann man sich, gerade aufgrund aktueller Tendenzen fragen, ob die Deutschen - um auch das Kollektiv zu benutzen - dieser Verantwortung wirklich gewachsen sind.