Ich möchte der Diskussion mal einen neuen Anstoß geben. Ich finde, dass es ziemlich typisch ist, wenn man über einen Mangel redet und dann nach einem Schulfach sucht, wo man das einzig und allein unterbringen kann. Das zeugt wieder von der einfältigen Sichtweise, dass man jemandem etwas lehrt und er das auch garantiert befolgt, ohne auch mit der Realität in Beziehung zu kommen. Deshalb mein für mich einleuchtender Vorschlag:
Man sollte das Fach Hauswirtschaft dafür nutzen. Bei Benehmen geht es doch hauptsächlich um die Tischsitten. Außerdem zeigt sich so gut wie alles, was gutes Benehmen anbelangt bei Tisch oder im Hauswirtschaftsunterricht - lasse ich jemanden ausreden, schaffe ich es mit jemanden zusammenzuarbeiten. Ich fände es sinnvoll, wenn Schüler in kleineren Gruppen (etwa halbe Klassenstärke) damit beschäftigt sind, zusammen ihr eigenes Mittagessen zu kochen. Da hätte man einfach mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie lernen bewusst einzukaufen, zu kochen, nachher wieder klar Schiff zu machen und dann bei Tisch, welches Verhalten einfach angebracht ist. Das Tischgespräch würde sich super dazu eignen, dass das Verhältnis von Lehrer zu Schülern gestärkt würde. Man könnte sich auch einfach mal über privates unterhalten oder Stress und Zoff während der Schulzeit. Der Lehrer (am besten wäre natürlich der Klassenlehrer dabei) hätte die Möglichkeit, mal fern vom streng rationalisierten Lehrplan, Zeit mit seinen Schülern zu verbringen und auf Probleme aufmerksam zu werden, die ihm im normalen Unterricht entgehen. as Fach sollte auch unbenotet sein - wenige Sätze zum Fach im Zeugnis würden's auch tun - und alle Beteiligten würden aus dem Leistungsdruck mal rauskommen.
Sportunterricht würde ich dafür auf keinen Fall streichen. Der ist auch sehr wichtig. Viele machen doch sportlich gar nichts mehr neben der Schule, da sollte man in der Schule immerhin irgendetwas machen, was möglicherweise auch den Anstoß gibt, privat mal Sport zu machen. Viele Sportarten kennt man auch einfach nicht oder kaum. Die Schüler sollten enfach einen Nachmittag in der Woche Schule haben, damit die Zeit, die durch das Fach Hauswirtschaft mehr verbraucht wird, wieder reingeholt wird.
Zu den Normen und Traditionen und ihrer Nichteinhaltung kann ich nur eins sagen: Das Nichteinhalten von tradierten Werten und Normen und stattdessen das zu tun, wie man es sich denkt oder sich deshalb genau nicht so zu verhalten, ist auch eine Norm! Jeder Mensch hält sich an Normen, die ihm sein Umfeld setzt, um Anschluss an seine Gruppe zu haben und in der Gesellschaft zu bestehen. Das war immer so und wird immer so bleiben. So ist der Mensch gestrickt.