So viele Julchen-Computer-Bilder hab ich nich, da würden sich nur 2 oder 3 ständig wiederholen -.- und meine Festplatte ist zu voll, um richtig spielen zu können...
Liebe...
Teil LXX (70)
Nach einigem Zögern entschied ich mich dazu, wenigstens ein paar von Marks Beiträgen zu lesen, die sich zumindest vom Titel her einigermaßen "unkompliziert" anhörten... ich musste mir ja nicht gleich die schlimmsten heraussuchen und versuchte krampfhaft, einen Bogen um die schlimmen Themen zu machen. Möglich, dass er dort nur jemandem geantwortet hatte, aber so genau wollte ich es im Moment dann auch nicht wissen.
Zumindest noch nicht. Die meiste Zeit, wenn er nicht im Chat war, schien er sich in den Foren "Depressionen", "SvV" und leider auch "Suizid" herumzutreiben. Es gab dort auch ein Forum mit dem Titel "Missbrauch und Folgen", aber irgendwie schien er sich dort nicht aufzuhalten. Zumindest sah ich auf den ersten Blick nichts, was darauf hinwies, dass er auch dort schrieb.
X
Ich las mir neugierig einen seiner Beiträge durch und schon nach dem zweiten Satz liefen mir die Tränen in Strömen übers Gesicht... obwohl Mark in seinem Text die Sache ausgesprochen trocken und sachlich aufführte, als ob es gar nicht wirklich mit ihm zu tun hatte. Und zwischen den Zeilen gelesen schien es, als ob er nur deswegen trank, weil er das Leben nicht nüchtern ertragen konnte.
Er schrieb, dass er sich selbst am meisten hasste, dass er sein Spiegelbild hasste, dass nicht er selbst es war, den er im Spiegel war... und er schrieb, dass Bastian der einzige war, der ihm das Gefühl gab, mehr zu sein als ein überflüssiger Haufen Dreck. Er versuchte, seine Gedanken in Bezug auf Bastian verständlich rüber zu bringen, schien damit aber selbst Probleme zu haben.
X
Wenn ich es richtig verstanden hatte, war Bastian wohl der oder das einzige, was die eisige Leere, die Mark in sich zu fühlen schien, verdrängen konnte. Er schrieb, dass Bastian der einzige war, den er lieben konnte. Für den er überhaupt irgendwelche Gefühle haben konnte. Mal abgesehen von Nadine natürlich... aber seine Schwester war da natürlich wieder etwas anderes...
Er erzählte auch von seinen sexuellen Ausflügen, die er unternommen hatte, um sich seiner selbst sicher zu sein... aber weder die Männer noch die Frauen, mit welchen er geschlafen hatte, hatten auch nur irgendwas in ihm bewirkt und außer dieser eisigen Leere war da nichts... kein Verlangen oder etwas in der Art, was man eben so fühlte, wenn einem ein attraktiver Mensch über den Weg lief.
X
Als ob sie gar nicht existent gewesen wären, nicht einmal existiert hätten... er schrieb, dass es ihm vorkam, als ob er niemals mit irgendwem anders auch nur irgendwas gemacht hätte. Es hatte sich irgendwo im endlosen Nichts verloren und war einfach nie bei ihm angekommen. Weder in seinem Kopf noch in seinem Herz noch sonst wo... Er schrieb auch von Vanessa.
Und bei ihr schien es genau das gleiche gewesen zu sein. Nichts. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das sein musste, wenn man sich zu nichts und niemandem hingezogen fühlte, weil alles in einem selbst einfach nur leer und kalt war. Ich hatte schon immer für irgendwen oder irgendwas geschwärmt... und der Gedanke, das nicht zu können, schien mir irgendwie einfach absurd.
X
Aber, wenn Bastian wirklich der oder das einzige war, was irgendwie Gefühle in Mark wecken konnte, war natürlich klar, dass er ihn nicht loslassen konnte oder wollte... und gleichzeitig wollte er ihn weit fern von sich wissen, um ihm nicht irgendwann irgendwie wehtun zu können. Er schrieb, dass er Bastian am liebsten irgendwo angekettet hätte, damit ihn niemand stehlen konnte.
Er beschrieb auch, wie es in ihm zu brennen anfing, wenn er Bastian mit anderen zusammen sah. Egal, ob er nur irgendwelche Freunde beim Vorbeigehen kurz begrüßte oder sich bei unseren Treffen mit den anderen unterhielt... am liebsten hätte er ihn irgendwo eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen, damit Bastian ihn niemals wieder verlassen konnte und bis in alle Ewigkeit nur ihm gehörte.
X
Er schrieb, er würde am liebsten jeden umbringen, der seinen Bastian auch nur ansah und dass es ihm furchtbar schwer fiel, ihn nicht wirklich einfach wegzusperren... und allem Anschein nach hatte er, bevor er diesen Beitrag verfasst hatte, gerade einen Streit mit Bastian gehabt, bei welchem es sich wohl um seine Eifersucht gedreht hatte...
Denn im nächsten Absatz schrieb er, dass es ihm leid tat, Bastian so besitzen und an sich ketten zu wollen... und als ich mir das Datum des Beitrags ansah, machte ich ziemlich große Augen... denn der war gerade mal ein paar Wochen alt. Mir war noch gar nicht aufgefallen, dass Mark irgendwie versucht hätte, Bastian vom Rest der Welt fernzuhalten...
X
Zumindest nicht in solchem Ausmaß, wie ich es, seiner vorherigen Beschreibung nach, erwartet hätte... und gleich im nächsten Satz gab er sich selbst die Schuld für Bastians Seitensprünge, weil er davon überzeugt war, ihn mit seiner furchtbaren Eifersucht selbst in fremde Betten getrieben zu haben... diesen Gedanken versuchte er ebenfalls irgendwie zu erklären.
Die Kurzfassung davon war "Ich bin an allem selbst schuld, Bastian kann nichts dafür". Ich runzelte die Stirn... natürlich versteckte sich auch ein wenig Wahrheit hinter seiner Vermutung, dass seine Eifersucht der Grund dafür war, dass Bastian fremdgegangen war – aber da war, wenn überhaupt, nur eine winzige Nebensächlichkeit in der ganzen Seitensprung-Geschichte...
X
Zwar klang jedes einzelne Wort, jeder einzelne Satz seiner Erklärung, logisch – aber es war trotz allem nicht richtig und je logischer seine Erklärung wurde, umso unlogischer war der Eindruck, den sie hinterließ... schwer zu beschreiben. Ich ging eine Seite zurück und suchte mir einen anderen Beitrag, der interessant klang. Vielleicht hatte Mark ja auch irgendwas über mich geschrieben..?
Ich suchte lange, aber ich fand nichts, was danach aussah, als ob es sich um mich drehen könnte... dafür erfuhr ich, dass Mark kurz davor war, sich das Leben zu nehmen, als Bastian vor kurzem im Krankenhaus gewesen war, weil er glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, dass alles um ihn herum krank und tot war und es ihm selbst als einzigem, inmitten eines großen Sterbens, gut ging.
X
Anhand der Buchstabendreher und der etwas schiefen Grammatik dieses Beitrags, schlussfolgerte ich, dass er ziemlich betrunken sein musste, als er ihn verfasst hatte. Er schrieb, dass er, wortwörtlich "um Bastians Schönheit fürchtete", wenn diesem das gleiche Schicksal drohte, wie Nadine. Ich machte ein Dummes Gesicht und kam nicht darauf, was er damit meinte...
Bis ich ein Stückchen weiter unten eine Antwort bekam. Auch jemand aus diesem Forum hatte sich gefragt, was Mark damit gemeint hatte und dessen Antwort bestand aus einem einzigen Wort "Krebs"... ich schluckte, las weiter und atmete kurz darauf erleichtert wieder auf, als Mark schrieb Bastian hätte mehr Glück als Verstand und die Ärzte konnten bei den Untersuchungen nach dessen OP nichts mehr finden.
X
Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch, um mich wieder ein wenig zu beruhigen. Das war ja spannender als jeder Krimi! Und Bastian war wirklich ein unbeschreiblicher Glückspilz... sicher wäre er an einem hysterischen Anfall gestorben, wenn er, wie Nadine, eine Chemotherapie hätte machen müssen und auch nur ein einziges Haar dabei verloren hätte...
Aber Bastian schien es wohl momentan, trotz seinen unbeschreiblichen Glücks, nicht so gut zu gehen... Mark schrieb, dass seine Zicke schlecht schlief und öfters des Nachts aufwachte, weil er schlecht träumte. Er vermutete, dass es mit dem Krankenhausaufenthalt und der gestellten Diagnose zusammenhing und dass Bastian, auch wenn alles wieder in Ordnung war, wohl noch daran zu knabbern hatte.
X
Auf eine Frage, wie er es mit dieser Zicke aushalten konnte, antwortete Mark nur, dass er Bastian, genauso verrückt und zickig wie er eben war, liebte und dass ihm wohl etwas fehlen würde, wenn Bastian plötzlich zum lieben Schmusekätzchen mutierte. Außerdem war er der Meinung, Bastian wäre nicht grundlos durchgehend zickig und am Meckern.
Diesmal gab er allerdings nicht sich selbst die Schuld, sondern schrieb, dass Bastian sich selbst, mit seinem Putzwahn, dem unnötigen Stress, den er sich mit seiner Musik und dem ganzen anderen Kram gab, einfach unbewusst ganz furchtbar unter Druck setzte. Dass er immer irgendwo irgendwas zu erledigen hatte oder zwanghaft nach etwas suchte, was er erledigen könnte.
X
Er schrieb, dass Bastian, auch, wenn er nur faul auf der Couch herum lag und aussah, als ob ihn nichts aus der Ruhe bringen konnte, in Gedanken krampfhaft nach etwas suchte, womit er sich beschäftigen konnte... und meistens endete das dann in einem Putzwahn, auch wenn schon alles sauber war. Außerdem schlief Bastian wohl zu wenig, weil er mitten in der Nacht unruhig aufwachte, weil er glaubte, irgendetwas tun zu müssen.
Mal ganz abgesehen von Bastians viel zu geringen Gewicht, was sich natürlich ebenfalls auf dessen Laune und Schlafrhythmus auswirkte. So wie Mark es darstellte und beschrieb, schien es wirklich, als ob Bastian selbst eigentlich gar nichts dafür konnte, dass er ständig so furchtbar zickig war... anscheinend spielte ihm sein Unterbewusstsein dabei einfach nur übel mit.
X
Während ich mir die ganzen Beiträge durchlas, beschlich mich langsam das Gefühl, dass Mark an Bastian eigentlich gar nichts so wirklich störte und er nur hin und wieder laut wurde, weil er mit sich selbst einfach unzufrieden war und nicht wusste, wohin mit seinem Frust... Leider konnte ich mir wohl nirgends anzeigen lassen, was er im Chat so schrieb... denn mich schien er nirgends zu erwähnen.
Ich durchsuchte die Beiträge nach ganz neuen, in der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas über mich zu finden... aber das schien irgendwie hoffnungslos... ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und wollte meinen Computer gerade wieder ausschalten, als der Knubbel unter Marks Bild plötzlich zu leuchten anfing. Anscheinend war er gerade auf diese Seite gegangen...
Wo er wohl hinging? Was er wohl machte? Was er wohl schrieb? Schrieb er überhaupt irgendwas? Angestrengt suchte ich auf der Seite nach irgendetwas, womit ich mir anzeigen lassen konnte, was er gerade machte, aber ich war zu dumm etwas zu finden....
Fortsetzung folgt