Van Fan Nr1: Dankeschön

Ja, Lia ist ein bisschen angetan von dem Mann, das stimmt wohl
Bambi119: Schön, dass du noch mitliest und auch über einen kleinen Kommentar freue ich mich immer

Manchmal sind eben Kapitel dabei, zu denen man nicht viel sagen kann. Freut mich, dass du trotzdem schreibst
Kuona: Danke trotzdem, dass du dich meldest. Freut mich umso mehr, dass du mitliest, auch wenn es für dich ja eher unspannend ist. Bis wohin kennst du die Story denn schon? Dankeschön!
Engelstraum: Auch dir vielen Dank für dein Lob

Freut mich sehr!
Du hast Recht, Lia kann einem wirklich Leid tun. Hoffen wir, dass bald ein wenig Klarheit in ihre Gefühle kommt. Aber vllt ist Gott ja auch ein kleiner Masochist
Hier nun der nächste Teil
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Kapitel 5 - Teil 1
Am nächsten Morgen wachte ich von lauter Musik auf. Sie übertönte sogar die verhassten Vögel, was ja nicht schlecht war, andererseits war ich nach einer Nacht wie dieser am Morgen noch nicht in Stimmung für Rockmusik in Discolautstärke.
„Mara”, schrie ich so laut ich konnte.
„Stell den Mist aus!”
Mara war die einzige von uns, die Rockmusik hörte, eigentlich war sie überhaupt die Einzige, die die Musikanlage auf diese unerträgliche Lautstärke drehte.
Ich schmiss mein Kissen auf die Erde und schlich verschlafen aus meinem Zimmer.
In der Küche tanzte Mara wie wild geworden auf dem Tisch.
„Geht’s noch”, murmelte ich verschlafen und rieb mir die Augen.
„Du hast sie doch nicht alle!”
Ich ging zum Radio und drehte es leiser.
„Heeey!”, rief Mara, scheinbar ein wenig enttäuscht und sprang elegant vom Tisch.
„Was ist, schlechte Laune?”
„Definitiv.”
Ich blieb mitten im Raum stehen und sah das blonde Mädchen unentschlossen an.
„Hier kann man auch nie in Ruhe schlafen.”
„Hey, was ist, du bist doch sonst nicht so”, sagte Mara und setzte sich auf den Tisch. Sie war heute wieder genau so stark geschminkt wie jeden Tag und ihre grünen Augen funkelten mich an.
„Ach weiß nicht, irgendwie geht es mir nicht so gut.”
„Du musst mal wieder Spaß haben”, beschloss sie. „Ich wollte bald shoppen gehen. Komm doch mit. Biiiitte.”
„Ach hm, weiß nicht. Was ist mit Vanessa?”
Irgendwie war ich nicht in Shoppinglaune, auch wenn ich zugegebenermaßen lange nichts Neues mehr gekauft hatte.
„Och, die untreue Tomate war ja gestern schon ohne mich. Komm schon Lia. Das bringt dich auf andere Gedanken, weißt du.”
„Aber ich hab’ nachher noch nen Kunden.”
„Ja ja, dann sind wir zurück. Mach dich chic und dann geht’s los.” ´
Mara ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen und da ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte und außerdem gerne Zeit mit ihr verbrachte, stimmte ich letztendlich zu. Ich verschwand wieder in meinem Zimmer um mich umzuziehen, und grade als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte wurde das Haus wieder von lauter Rockmusik durchschallt.
Mara und ich stiegen in ihr Auto, einen kleinen weißen VW Beatle, der sehr gut zu dem süßen Mädchen passte und fuhren los in Richtung Fußgängerzone, in der sich die ganzen Geschäfte befanden. Ich ging gerne shoppen, hatte es aber in letzter Zeit irgendwie ein bisschen vernachlässigt.
Zum Glück war der morgendliche Berufsverkehr schon vorüber, und so waren die Straßen einigermaßen frei, jedenfalls leerer, als man es für Hamburg gewohnt war.
Ich saß auf dem Beifahrersitz und sah Mara an, die auf eine irgendwie lässige Art das kleine Auto durch den Verkehr lenkte.
„Arsch”, fluchte sie, als ihr jemand die Vorfahrt nahm.
„Die fahren hier manchmal echt wie die Idioten. Nächstes Mal gehen wir zu Fuß.”
Ich grinste und dachte mir meinen Teil.
Als ich grade ein Gespräch anfangen wollte, bremste sie auf einmal so stark, dass ich in meinem Sitz nach vorne geworfen wurde, und fuhr dann einige Meter rückwärts.
„Da war ein Parkplatz”, frohlockte sie, als wäre dieses ein weltbewegendes Ereignis.
„Ich habe noch nie direkt an der Straße parken können”, jubelte Mara förmlich, als sie versuchte, ihren Beatle in die viel zu kleine Parklücke zu quetschen.
„Vor Parkhäusern hab’ ich irgendwie Angst.”
Nach einigem hin und her stand das kleine Auto wirklich auf der winzigen freien Betonfläche und wir stiegen aus und gingen die letzten Meter zur Fußgängerzone. Mara verfiel in einen kindischen Hüpferlauf und schleuderte ihre Handtasche vor und zurück, dann hielt sie abrupt vor einem Schuhgeschäft an.
„Die!”, schrie sie und klopfte mit dem Zeigefinger gegen das Schaufenster, wie ein kleines Kind. „Lia beeil dich, hier sind voll die Traumschuhe!”
Ich verdrehte die Augen und stapfte der übermotivierten Mara hinterher zum Schaufenster.
„Welche?”, fragte ich eher gleichgültig, auf die gut ein Dutzend Paar Frauenschuhe hinter dem Glas blickend.
„Na die”, Mara deutete auf ein Paar roter sehr hoher Pumps mit Pfennigabsatz.
„Bisschen nuttig, findest du nicht?” Ich sah sie an und wir beide mussten lachen.
„Lass uns mal reingehen”, entschied Mara und dann standen wir auch schon mitten im Laden.
„Hach, paradiesisch!”
Mara schwärmte und man sah fast die kleinen Herzchen in ihren Augen. Sofort kramte sie ein sündhaft teures Paar Highheels aus einem Regal, probierte es an und stolzierte durch den Laden. „Ein bisschen bist du ja doch wie deine Schwester”, stichelte ich.
„Bitte?! Überhaupt nicht, die hätte jetzt schon fünf Paar gekauft, ich gucke ja nur!”
„Mhm, klar.”
Angenervt ließ ich mich auf einem Anprobierhocker nieder, der zu allem Überfluss in der Form eines Damenschuhs designed war.
Als ich mich lustlos umsah, erblickt ich plötzlich ein tolles paar Schuhe, so welche, wie ich schon immer gesucht hatte und nun natürlich unbedingt haben musste.
Ich fühlte mich ein bisschen ertappt, aber jetzt war auch meine Shoppinglust geweckt. Sofort suchte ich mir die Traumschuhe in meiner Größe aus dem Regal und zog meine alten Stiefel aus. Meine schlechte Laune auf einmal wie weggeblasen.
Frustshoppen half scheinbar tatsächlich.
Wir gingen noch in viele weitere Geschäfte und waren beide total im Kaufrausch. Der Juwelier ‘Go for gold’ machte mit uns wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens, denn mir kam es so vor, als kauften wir den ganzen Laden leer. Entsprechend gab es auch Rabatt, was uns natürlich sehr erfreute und zu weiteren spontanen Käufen anregte. Nach ein paar Stunden waren unsere Geldbörsen leer und unsere Hände voll mit Einkaufstaschen mit den tollsten neuen Errungenschaften und wir gingen müde aber sehr glücklich zurück zum Auto.
Wir packten den armen Beatle mit den Taschen voll und ich entschied dann, zu Fuß zum Beverly und zum nächsten Kunden zu gehen, da ich noch etwas Zeit hatte und auch gerne noch etwas an der frischen Luft war.
Und so schlenderte ich gemütlich durch die Straßen Hamburgs an diesem Mittwoch Mittag. Der Weg führte mich durch einen kleinen Park, in dem Kinder spielten, Leute mit ihren Hunden spazieren gingen und einige Jogger unermüdlich ihre Runden liefen. Erfrischender Wind wehte mir durch die Haare und das Zwitschern der Vögel empfand ich heute als willkommenes Hintergrundgeräusch und nicht als Störung. Als ich an einem See vorbeilief, blieb ich kurz stehen und beobachtete die Enten.
Alles machte so einen friedlichen Eindruck, der See glitzerte im Sonnenlicht und die Bäume wogen sich sanft im Wind. Ab und zu lief ein Hund auf der Jagd nach einem geworfenem Stöckchen durch das Bild oder ich sah ein Eichhörnchen durch die Bäume springen, aber allgemein war es ein Augenblick der Stille, der mich an diesem See verweilen lies, fernab von allem Alltagsstress.
Ich mochte es, wenn die Leute mich nicht besonders ansahen oder aber sich demonstrativ von mir wegdrehten, denn heute trug ich ganz normale mädchenhafte Klamotten und niemand sah mir meinen Job an. Ich war einer von ihnen, eine ganz normale junge Frau, die durch den Park ging. Ein Mensch.
Kapitel 5 - Teil 2
Überpünktlich erschien ich beim Beverly und hatte noch genug Zeit, mich angebracht herzurichten und zu schminken. Ich traf mich mit Günther, einem durchschnittlichen Stammkunden.
Als ich mich gestylt hatte und wieder in den Eingangsbereich des Hotels ging, in dem heute nicht Stupsi, sondern die andere Rezeptionistin, eine graue, streng aussehende ältere Frau ohne jegliche Besonderheiten saß, wartete er schon auf mich.
Günther war Mitte vierzig, schüchtern und ein mittelständischer Familienvater ohne nennenswerte Probleme. Eigentlich der typische Kunde, auch wenn der normale Bürger bei dem Wort ‘Freier’ nicht an einen normalen Mann wie Günther denken würde. Ich mochte ihn, wenn man denn von mögen reden kann, denn er war kaum anspruchsvoll, bezählte immer ein bisschen mehr und war schnell wieder verschwunden. Ein Kunde wie man ihn sich wünschte also.
Der Mann und ich verlangten den Zimmerschlüssel von der grauen Rezeptionistin, die uns wie immer einen herabwürdigenden Blick zuwarf und verschwanden im Hotelzimmer.
Es war eine schnelle Routinearbeit, in der ich meine Seele mittels Gedankenkraft wieder ganz weit weg an einen Traumstrand beamte. Ich erinnere mich nicht an viele Details dieser gefühslosen Momente. Ich weiß nur, dass meine Seele tot zu sein schien.
Eine halbe Stunde später befand ich mich auch schon wieder auf dem Heimweg.
Der Wind war nun kälter und stärker geworden und in trotz meiner dickeren Klamotten wurde mir plötzlich sehr kalt. Graue Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben und ließen den Tag trist und langweilig wirken.
Ich schlang meine Arme und mich und ging ein wenig schneller. Der Wind blies einige Blätter von den Bäumen, die die Straße entlang wirbelten. Autos huschten vorbei, scheinbar ziellos, irgendwie sinnlos.
Ich fühlte mich plötzlich unwohl und fehl am Platze und fing an in kleinen Schritten zu laufen, den Kopf gesenkt und gegen den Wind. Das schöne angenehme Gefühl von vor so kurzer Zeit war wie weggeblasen und ich fühlte mich irgendwie minderwertig, obwohl ich es mir nicht richtig erklären konnte. Nun begann es zu regnen, erst ein paar kalte Tropfen, dann immer mehr.
Als ich nach einiger Zeit endlich die Haustür aufschloss und in den Hausflur stolperte, fühlte ich mich so gehetzt wie lange nicht mehr. Ich beschloss, mir ein heißes Bad mit Kerzen zu machen und mich erstmal eine Runde zu entspannen.
In der WG war es ziemlich ruhig, scheinbar war niemand zu Hause. Ich genoss die Stille, legte leise Musik auf, machte Kerzen an und ließ ein Vollbad mit extra viel Schaum einlaufen. Ich erinnerte mich nicht daran, wann ich das letzte Mal gebadet hatte, es musste ewig her gewesen sein und so freute ich mich ganz besonders darauf.
Ich genoss es, wie das heiße Wasser meine Haut umspülte.
Irgendwie fühlte ich mich dreckig und so nahm ich einen Schwamm und wusch mich immer wieder ab, gab es aber dann irgendwann auf und lehnte mich einfach nur zurück und schloss die Augen. Ich beschloss, dass sie Welt da draußen mich mal kreuzweise konnte, ich würde mich ganz sicher nicht unterkriegen lassen.
„And you can’t fight the tears that ain’t coming, or the moment of truth in your lies. When everything seems like the movies, you bleed just to know your alive”, sang ich leise das Lied auf der CD mit.
„And I don´t want the world to see me, ‘cause I don’t think that they’d understand. When everything’s made to be broken, I just want you to know who I am...”