So, jetzt gehts endlich weiter.
Die Bilder waren sau aufwändig... glaube es waren die schlimmsten bisher.... hoffe es gefällt euch trotzdem! Viel Spaß!
Kapitel 10 - Teil 1
Noch lange klangen seine Worte in meinem Kopf nach, als ich nachts in meinem Bett lag. Meinen Kunden am Abend hatte ich ohne weitere Zwischenfälle hinter mich bringen können, irgendwie war es mir wieder gelungen, gedanklich das Weite zu suchen. Als ich nach Hause gekommen war, erzählte Kira mir verwirrt, dass ‚irgendwer von so einem Hotel’ angerufen hatte und ‚irgendwas von einer gefundenen Handtasche gefaselt’ hatte.
Mein Herz hatte einen Sprung gemacht, ich war zum Hotel gefahren und an der Rezeption hatte man mir meine Handtasche überreicht, aus der zu meinem Erstaunen nichts gefehlt hatte. Man sagte mir, eine Putzfrau hätte sie gefunden, also ging ich einfach mal davon aus, dass Gerhard sie einfach im Zimmer hatte liegen lassen, vielleicht hatte er sie auch gar nicht gesehen. Der Tag war also sozusagen wie am Schnürchen verlaufen und alles war gut gegangen, aber nun war es schon weit nach Mitternacht und ich lag noch immer mit geöffneten Augen in der Dunkelheit meines Zimmers und spürte, wie Engelchen und Teufelchen oder auch mein Gehirn und mein Gewissen in meinem Kopf kämpften.
Was sollte ich nur machen? Für so eine Situation gab es keinen Ratgeber, kein Buch, in dem man nachschlagen konnte, keine Selbsthilfegruppe. Niemanden, den man um Rat fragen konnte, nicht mal jemanden, dem man sich einfach anvertrauen konnte. Man war einfach allein. Wie immer, wenn es darauf ankam.
Ich wollte einfach, dass es aufhörte. Einfach ganz normal weiter machen.
Grade, als ich mich umdrehte, um nun endlich zu schlafen hörte ich ein lautes Gepolter auf dem Hausflur, welches sich dann in unsere Küche verlagerte. Den Stimmen nach zu urteilen war es Vera mit noch einigen anderen Leuten, die sich lautstark unterhielten und wahrscheinlich auch nicht mehr ganz nüchtern waren.
Ich zog mir die Bettdecke über die Ohren, doch kurz danach flog auch schon meine Zimmertür auf und grelles Licht blendete meine an die Dunkelheit gewöhnten Augen.
Es war Vera, die ungewöhnlich stark gestylt war und auf himmelhohen Pfennigabsätzen um mein Bett tanzte und jauchzte. Ich verstand gar nicht so wirklich, was geschah und musste erstmal meine Gedanken ordnen, aber sie zog mich aus dem Bett.
„Oh Lia”, quieschte sie. „Lass uns feiern.” Die junge Frau taumelte herum und roch stark nach Alkohol.
„Bist du bescheuert?”, fragte ich genervt und beschloss, ab heute grundsätzlich meine Zimmertür abzuschließen, dann kam auch schon Mara in mein Zimmer geschlurft, die so genauso verschlafen aussah, wie ich mich fühlte.
„Lass uns doch in Ruhe”, meinte sie mit belegter Stimme zu der aufgedrehten Vera, aber diese tanzte nur noch mehr herum.
„Könnt ihr euch alle mal aus meinem Zimmer verpissen?!”, fuhr ich sie an, viel lauter als gewollt, aber Vera schien mich überhaupt nicht zu hören.
„Scha-hatz”, flötete sie, und kurz darauf kam auch ihr Freund Jay in die Tür. Nun war es aber wirklich genug, ich konnte es echt nicht fassen. Auch er taumelte und sah noch heruntergekommener aus als sonst.
Mara stöhnte und ließ sich auf meinem Bett nieder.
„Ich will schlafen”, knurrte sie und hörte sich sehr kindlich an. „Geht doch weg.”
„Ihr glaubt nicht, was passiert ist”, kreischte Vera und schmiegte sich an Jay, der betont lässig an der Wand lehnte und die Arme verschränkt hielt.
„Was?”, fragten Mara und ich gleichzeitig in genau demselben, genervt gleichgültigen Tonfall.
Ich wollte es gar nicht erfahren, sie sollte einfach nur wieder abhauen. In diesem Moment sah ich, dass auch Kira in der Tür stand und ich fühlte mich, als wäre mein Zimmer plötzlich der angesagteste Treffpunkt der Welt.
„Was geht’n hier ab? Könnt ihr mal leiser sein?!”, brachte Kira heraus, die so ungestylt ihrer Schwester irgendwie ähnelte. Ihre sonst so perfekt glatten blonden Haare standen ab, sie war sehr blass und ihre Augen sahen sehr klein aus.
„Ach Kiiiriii”, juchzte Vera laut und übertrieben hoch, als sie sich zu ihr umdrehte. „Lass uns feiern.”
Kira zog eine Augenbraue hoch und sah Mara und mich kurz entsetzt an, dann fiel ihr Blick wieder auf Vera.
„Wir haben geheiratet”, quietschte diese. „Ist das nicht wundervoll?”
Zuerst wurde mir die Bedeutung von Veras Worten gar nicht so bewusst. Doch dann, langsam, brannte es sich in mein Hirn. Sie … hatten … ge-hei-ra-tet? Sie?! Vera und … er? Niemals.
„Man, du bist doch besoffen”, sagte Kira abwertend und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und nun seid still, ich muss schlafen.”
„Aber es sti-himmt”, trällerte Vera und hielt ihre Hand in die Luft, aber da meine Augen noch immer vom Licht geblendet wurden, konnte ich nicht erkennen, ob sie tatsächlich einen Ring trug.
Plötzlich stand Mara auf, die auf einmal Tränen in den Augen hatte und rot vor Wut geworden war.
„Ihr habt was?!”, sie stellte sich vor Vera und sah sie direkt an und ich erschrak vor ihrem bestimmten Auftreten.
„Freu dich lieber für mich, Kind”, sagte Vera, immer noch in einer unnormal hohen Stimmlage. Irgendwie erinnerte sie mich grade an meine Mutter.
„Das ist krank”, schrie Mara. „Wenn das stimmt, seid ihr einfach nur krank. Vera, ich dachte du hast Träume. Und ein bisschen Würde.” Sie sah kurz zu Jay, der immer noch unbeeindruckt an der Wand lehnte.
„Guck dir doch nur mal diesen Penner an. Was ist denn das für ein Mann? Ich fass es nicht.” Mit diesen Worten rannte Mara an den beiden Betrunkenen vorbei und ein paar Sekunden später hörte man ein lautes Türknallen.
„Die Kleine ist neidisch auf unser Glück, Schnecke”, säuselte Jay unbeindruckt. „Und komm, es wird Zeit für unsere Hochzeitsnacht!” Er drehte sich um und verschwand aus der Tür. Ich sah ihm kurz hinterher und bei dem Gedanken, dass Vera mit ihm ins Bett gehen würde, wurde mir übel. Nein, das war nicht ihr Stil. Sie war immer ein bisschen seltsam gewesen, aber nicht so. Sie hatte Träume gehabt. Sie wollte nach Afrika ziehen. Niemals würde sie einen versifften Drogendealer heiraten.
Da sah ich auf ihre Hand, und entdeckte den protzigen Ring mit dem viel zu großen roten Rubin an ihrem Ringfinger. Mein Glaube an die Menschheit verschwand mit einem Mal und ich wusste, dass dieses das Ende für Vera sein würde. Jeder hätte es gewusst.