Ok, das ist jetzt bescheuert... aber was solls. Auch eine Lehre, wie eine Kleinigkeit, eine falsche Geste eine richtige eklige Kettenreaktion auslösen kann.
Ich hatte in der letzten Zeit insgesamt sehr viele private und berufliche Probleme. Nun musste ich auch meine Wohnung aufgeben und vorerst zurück zu meinen Eltern ziehen. Nach Jahren in einer recht fremden Stadt habe ich mich sogar gefreut, auch dass es helfen wird, mich wieder auf die Beine zu bringen, zudem blieb mir im Prinzip in der jetzigen Lage lediglich die Unterstützung der Familie, vor allem moralische.
Ich habe seit einiger Zeit eine schwierige Beziehung mit meiner Mutter. Und das, obwohl ich sie immer über alles liebte und ein äußerst braves Kind war, obwohl wir uns früher sehr gut verstanden haben. Seit ich diese Probleme hatte, besonders wegen der Arbeit, wo meine Mutter auch eine andere Vorstellung hat, ist sie anscheinend immer mehr der Meinung, dass ich egoistisch und zu nichts nutze bin. Es ist etwa total egal, dass ich eine 1,0 im Diplom hatte, schließlich bringt es mir jetzt nichts, ich tauge einfach zu nichts und so weiter. Meistens ist ok, doch es gibt Zeitspannen, da lebe ich wie auf dem Vulkan, ich weiß nicht, welche meiner Reaktionen oder Handlungen es auslöst. Ich liebe sie ja, und es macht mich deswegen jedesmal ziemlich fertig, dass sie so eine feste Meinung von mir hat. Solche Phrasen wie "ich bin schuld, ich habe euch schlecht erzogen" und "bei dir ist es immer so" sind dann an der Tagesordnung. Und ja, es verletzt. Danach fühle ich mich auch absolut genau wie dieses nichtsnutzige... na ja. Ich weiß, sie will wie besser, sie tut mir leid, hatte auch ein schweres Leben, komme dann immer auf sie zu, gewöhnlich geht es danach wieder, vor allem, da wir getrennt gewohnt haben, doch nun...
Ich dachte, nun bin ich da und wir machen gemeinsam, wie es am besten ist, überhaupt tut es mir gut, dass die Familie unterstützt und ich nicht allein bin.
Gestern hatten wir einen total doofen Streit. Lächerlich. Ich wollte helfen und habe die Kühlschranktür für sie aufgemacht, wo sie das nicht brauchte, sie hat mich daraufhin angeschrien. Ich habe mich erschreckt und mit den Nerven war es auch nicht so toll, es verletzte mich. Ich weinte insgeheim, zeigte es ihr nicht, sonst wäre es nur noch schlimmer. Ging nach draußen, wäre sonst gleich alles ok und keiner würde was merken, aber leider sagte sie, ich soll noch gleich zu meiner Schwester was fragen. Meine Schwester wohnt nebenan, eigentlich konnte man mit ihr immer gut reden. Sie hatte eine noch schwierigere Beziehung zu meiner Mutter, war das Problemkind der Familie sozusagen. Ich habe gewöhnlich meine Mutter sogar vor ihr in Schutz genommen...
Die Schwester hat es gemerkt, als sie mich sah, fragte gleich, ob ich mich mit Mama getritten habe. Ich habe es ihr erzählt, leider, weinend, nicht weil ich beleidigt war, sondern verletzt, und das nach schon so vielen solchen kleinen Momenten. Sie unterstützte mich noch, tröstete, sagte, ich muss wieder getrennt leben, bei ihr war es damals auch so mit unserer Mutter... Ich habe gar nicht erwartet, dass sie meiner Mutter alles heute brühwarm erzählt.
Ich würde doch persönlich nie, wenn sich jemand privat wegen einem bei mir ausheult, das dem gleich weitererzählen. Um das Vertrauen einen und die Gefühle des anderen nicht zu verletzen. Sie kennt doch meine Mutter... Die war todbeleidigt. Sie tut alles für mich und ich heule mich hinter ihrem Rücken über sie aus, ich sei sofort zu meiner Schwester gelaufen um zu klagen, ich bin kapriziös und so weiter, wie könnte ich gleich weinen, kurzum, es war egal, was ich sagte. Ich war so aufgedreht, gestern erst haben wir uns wieder versöhnt und alles wurde ok, nun war das ganze Verhältnis wieder total im Eimer, ich machte noch eine Dummheit- meine Schwester anrufen und fragen: wozu sie es ihr alles erzählte. Sie hat nach dieser einzigen Frage von mir einfach aufgelegt.
Keine Ahnung. Nochmal reden wollte ich mit ihr nicht. Gerade denke ich, sie wollte vielleicht sogar helfen, daher kriege ich glatt Gewissensbisse, aber hey, sie kennt echt unsere Mutter, und es war wirklich persönlich und vertraulich erzählt.
Meine Mutter hat mich daraufhin noch schlimmer angeschrien, bin ich jetzt zufrieden, ich habe ihr die Stimmung verdorben, jetzt auch meiner Schwester. Ich sei eine Egoistin, und schlimmeres. So übel war es nie.
Das Ergebnis. Mit meiner Schwester reden wir nicht mehr gerade, und etwas persönliches werde ich es ihr nicht mehr erzählen... gleichzeitig habe ich Dummchen natürlich Gewissensbisse, was ist, wenn sie wirklich irgendwie helfen wollte, aber einfach auflegen ist auch nicht gerade schön. Mit meiner Mutter... ok, ihre Enttäuschung von mir kam nur an die Oberfläche, aber wäre ich das egoistische Miststück, für das sie mich hält, wäre es mir egal- ist es aber nicht. Ich habe noch versucht, mich wieder zu vertragen, dass ich sie liebe, und alles richtig machen will; seitdem weiß ich viele Dinge über mich, wie grauenvoll minderwertig und egoistisch ich bin, dass mich keiner im Job so haben will und ich nur klage (seht ihr, die diesen Text lest, stimmt wohl, lach) und so weiter. Ich bringe sie noch ins Grab (sie hat wirklich schwache Gesundheit...Mist.) Das Problem ist, ich glaube, wir werden nie mehr eine normale Beziehung haben; egal, was ich tue, wird sie ihre Meinung über mich behalten. Das ist das, was mich am meisten fertig macht. Ihre festgesetzte Meinung. Und ich bemühe mich so, aber anscheinend bemühe ich mich falsch.
Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wie es weiter geht- wie wir miteinander leben wollen, sicher geht es irgendwie, aber die Erkenntnis, dass die Beziehung eigentlich im Eimer ist und die ganze Liebe inzwischen nichts mehr rettet, ist hart.
Ausziehen werde ich sowieso, momentan würde es gar nicht besser werden, ich war schon sehr lange ganz allein und das machte mich so fertig, ich brauche eine Pause. Die anderen Probleme bleiben. Tja, die liebe Familie, das einzige, was mir noch übrig blieb...
Sorry. Musste jetzt einfach raus. Ihr könnt das gleich wieder vergessen^^