Bevor ich gleich weg fahre, habe ich noch eine überaus storylastige Fortsetzung für euch. Viel Vergnügen beim Lesen!
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Zwei Tage ist es her, dass Morgana die Bekanntschaft mit ihrem gutaussehenden Nachbarn gemacht hat. Zwei Tage, in denen sie sich die größte Mühe gibt, nicht allzu viel über ihn nachzudenken.
Schließlich ist er vergeben und somit tabu.
Außerdem ist sie aus einem bestimmten Grund in die nicht magische Welt gekommen und hat keine Zeit sich in amourösen Gedanken mit attraktiven Männern zu verlieren, bei denen sie ohnehin keine Chance hat. Nicht, wenn die Zeit drängt und der Rat der Weisen sich auf sie verlässt.
Morgana seufzt schwer, ehe sie sich auf ihren Besen schwingt, um nach Glimmerbrook zu fliegen. Sie muss ein paar Besorgungen machen und nur dort kann sie die Zutaten für ihre Tränke und Futter für Red, ihren magischen Begleiter, bekommen.
Doch irgendwie ist sie mal wieder nicht ganz bei der Sache, als sie sich auf ihren Besen schwingt. Das dumme Ding nutzt ihre abschweifenden Gedanken natürlich prompt aus und fängt an herumzuzicken.
Morgana flucht unterdrückt. Dieser dämliche Besen! Sie könnte schwören, dass er das absichtlich tut, nur um sie leiden zu lassen. Gehässiges Objekt!
Mit Mühe und Not kann sie sich am Besenstiel fest klammern, als er abhebt und nach Glimmerbrook saust.
Mit Schmerz verzerrten Gesicht rappelt sie sich schließlich nach einer beachtlichen Bruchlandung auf. Na, das ist ja nicht gerade die komfortabelste Art zu reisen gewesen! Das ist mal wieder typisch für sie und ihre wirren Gedanken. Daran sollte sie wirklich einmal arbeiten!
Verärgert zaubert sie ihren eigenwilligen Besen fort und verschwindet dann zwischen zwei schlichten Bäumen, um zu dem geheimen Geschäft für magische Utensilien und Zutaten zu kommen, der sich gut verborgen vor den Augen von normalen Sims befindet.
Dabei merkt sie nicht, dass jemand ihr gefolgt ist. Jemand, an den sie versucht nicht allzu oft zu denken.
Kanoa reißt interessiert die Augen auf, als er sieht wie die rothaarige Magierin spurlos zwischen den Bäumen verschwindet. In der einen Sekunde ist sie noch da, und dann ist sie plötzlich weg, so als wäre sie nie da gewesen.
Neugierig versteckt er sich in der Nähe und wartet darauf, dass sie wieder auftaucht. Er ist gespannt darauf herauszufinden, was sie wohl noch so alles kann.
Eine halbe Stunde später taucht sie wieder auf, streicht sich eine Strähne ihres roten Haares hinter das Ohr und pustet frustriert dagegen als besagte Strähne wieder an Ort und Stelle zurück fällt.
Kanoa lacht lautlos bei diesem amüsanten Anblick. Er weiß nicht wieso, aber irgendetwas hat diese Hexe an sich, das ihn fasziniert.
Lautlos folgt er ihr im Schatten der Sträucher und Bäume, als sie den Pfad entlang spaziert und dabei leise vor sich hin murmelt. Er kann nicht verstehen, was sie sagt, dazu ist er zu weit entfernt, doch offensichtlich ist sie aufgewühlt. Was ihr wohl zu schaffen macht?
Erstaunt reißt er die Augen auf, als sie vor einem großen Portal am Rande eines Wasserfalls stehen bleibt, der tief ins Tal unter ihnen hinab stürzt. In der Mitte des Portals wabert die Luft förmlich, es sieht aus wie die Oberfläche eines Spiegels, in dem sich die Sonne zu einem Regenbogen bricht und der in unsteten wellenförmigen Bewegungen zu vibrieren scheint.
Die Rothaarige bleibt einen Moment traurig seufzend davor stehen und wirft einen beinahe schon wehmütigen Blick hinein. Dann wendet sie sich ab und beginnt mit anmutigen Gesten zu zaubern. Es sieht aus, als würde sie üben, da sie immer und immer wieder die gleichen Bewegungen ausführt.
Eilig schreibt Kanoa das in sein kleines Notizbüchlein. Von dem geheimnisvollen Portal macht er ein paar Schnappschüsse, um sie seinem Chef später vorlegen zu können.
Er frohlockt. Bald schon hat er alles herausgefunden, was es zu wissen gibt und dann kann er endlich wieder zurück in seine alte Abteilung. Er vermisst es wahnsinnig die Unterweltszene auf zu mischen und geheime Operationen durch zu führen. Das ist es, was er liebt. Nicht das hier.
Er seufzt und überlegt dann, wie er weiter vorgehen soll. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass er seine Vorgehensweise ändern muss, um an mehr Informationen zu gelangen.
Zur Abwechslung kann es nicht schaden, den direkten Kontakt zu der Hexe zu suchen. Vielleicht kann er noch mehr über sie und ihre Art lernen, wenn er ihr Vertrauen gewinnt und ihr zeigt, dass er keinerlei Furcht vor ihrer Andersartigkeit hat.
Denn das hat er tatsächlich nicht. Vampire findet er da weitaus Furcht einflößender als sie und ihresgleichen.
Also schleicht er leise ein ganzes Stück zurück, streicht seine Kleidung glatt und begibt sich dann auf den Pfad, den er laut pfeifend entlang schreitet.
Er kann nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken, als sie ihm schnellen Schrittes entgegen kommt, wahrscheinlich um zu verhindern, dass er das mysteriöse Portal erblickt.
„Was machen Sie denn hier?“ fragt sie mit hoch gezogener Augenbraue und baut sich direkt vor ihm auf, um ihn am Weitergehen zu hindern. „Verfolgen Sie mich etwa?“ Ihre Augen sind zu zwei schmalen Schlitzen verzogen, als sie ihm einen misstrauischen Blick zuwirft.
Kanoa erwidert ihren Blick gelassen. „Das gleich wollte ich Sie gerade fragen. Was für ein Zufall, dass wir uns hier mitten im Wald erneut begegnen, nicht wahr?“ Er schenkt ihr ein nonchalantes Lächeln.
„Ja, in der Tat. Was für ein Zufall“, murmelt sie, offenbar immer noch misstrauisch.
Doch Kanoa ist ein Spezialist darin Zweifel und Misstrauen zu zerstreuen. Jahrelange Erfahrung beim Geheimdienst hat ihm nicht umsonst den Spitznamen „Silberzunge“ eingebracht.
Während sie zurück in den Ort schlendern, unterhalten sie sich über unverfängliche Themen und schon bald beginnt sich Morgana, so der Name der hübschen Hexe, in seiner Nähe sichtlich zu entspannen.
Kanoa ist sehr zufrieden mit sich. Na, das läuft doch hervorragend!
Als Morgana ihn auf einen Drink in die Moonshine Bar einlädt, sagt er nicht nein.
Morgana kann es nicht fassen, dass er ihre Einladung tatsächlich angenommen hat. Sie hat ihn eigentlich nur aus reiner Höflichkeit gefragt, ob er noch etwas trinken möchte. Dass er tatsächlich ja sagt, damit hat sie nicht gerechnet. Nicht wo er so eine hübsche Verlobte hat.
Was will er nur von ihr?
Nachdenklich betrachtet sie ihn von der Seite, als sie in einvernehmlichen Schweigen an der Bar sitzen und an ihren Drinks nippen.
Erneut fällt ihr auf, wie ebenmäßig seine Gesichtszüge sind und wie anziehend er auf sie wirkt.
Wenn er doch nur keine Verlobte hätte, dann, ja, dann wäre sie versucht ihn für sich zu gewinnen.
Er ist so charmant und liebenswürdig, bringt sie zum Lachen und lässt tausende von Schmetterlinge in ihrer Magengrube fliegen, immer wenn er sie mit seinen unvergleichlichen Grübchen anlächelt.
Sie genießt die gemeinsame Zeit mit ihm sehr. Mehr als sie wahrscheinlich sollte.
Aber je länger sie sich mit ihm unterhält, desto seltener denkt sie daran, dass er eigentlich tabu ist, dass er bereits vergeben ist und sie niemals so sehen wird wie seine Verlobte.
Morgana kommt ins Grübeln. Seine ganze Körpersprache signalisiert ihr, dass er sie interessant findet, sie wohl möglich sogar anziehend findet. Wäre er sonst hier mit ihr?
Sie denkt wieder an den Grund ihres Hierseins in der nicht magischen Welt und kommt nicht umhin sich zu fragen, ob er nicht genau der richtige Sim für ihre Aufgabe sein könnte. Die Voraussetzungen sind alle erfüllt. Mehr als das sogar.
Der Gedanke, dass er vielleicht der Sim sein könnte, nach dem sie sucht, ist unheimlich verlockend und bringt ihr Herz zum Rasen. Das wäre wahrhaft zu schön um wahr zu sein!
Ach, wenn sie doch nur wüsste, was Großmutter Eleonora dazu zu sagen hat. Doch die hat leider noch nicht auf ihren Brief geantwortet, obwohl sie ihren Rat gerade jetzt bitter nötig hätte.
Sie wirft einen verstohlenen Seitenblick auf den umwerfenden Mann neben sich.
Vielleicht fühlt er sich ebenso sehr zu ihr hingezogen wie sie sich zu ihm. Vielleicht braucht er nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, um sich das einzugestehen? Ob sie ihm diesen Schubs geben soll?
Unentschlossen nagt sie an ihrer Unterlippe.
Soll sie das wirklich tun? Das ist gegen ihre moralische Überzeugung, gegen alles, was sie über Treue und Liebe gelernt hat. Und doch ist ihr noch nie etwas so verlockend vorgekommen.
Schließlich fasst Morgana einen Entschluss. Ehe sie es sich anders überlegen kann, erhebt sie sich, zückt ihren Zauberstab und murmelt die Worte, die alles verändern werden.
Sie weiß, dass das selbstsüchtig ist und es dem ahnungslosen Kanoa gegenüber nicht fair ist, weil er keine Chance hat sich dagegen zu wehren, doch sie kann einfach nicht anders. Wenigstens einmal will sie wissen, wie es ist, wenn solch ein attraktiver Mann einen voller Begehren ansieht.
Der Zauber trifft Kanoa völlig unvorbereitet. Er schüttelt irritiert den Kopf und kneift die Augen zusammen, so als wäre ihm schwindlig. Das hat er definitiv nicht kommen sehen.
Angespannt starrt Morgana ihn an. Hat der Zauber funktioniert? Hat sie sein Begehren nach ihr in ihm geweckt?
Als er sich wie hypnotisiert erhebt und sie mit feurigem Blick einfach nur anstarrt, macht ihr Herz einen freudigen Hüpfer. Es hat tatsächlich geklappt! Er begehrt sie!
Sie nähert ihr Gesicht dem seinen und raubt ihm einen zärtlichen Kuss, etwas, dass sie bereits tun wollte, als sie ihn das erste Mal gesehen hat.
Seine Lippen pressen sich warm und fest auf die ihren, und als er seine Arme um sie schlingt, um den Kuss zu vertiefen, ist es um sie geschehen. Ihr entschlüpft ein glückliches Seufzen und sie schmiegt sich selbstvergessen an ihn.
Ach, wenn dieser Moment doch ewig währen könnte!
Schließlich lösen sie sich voneinander.
Morgana versucht wieder zu Atem zu kommen. Er ist ein unglaublich guter Küsser!
Doch als ihr Blick auf sein Gesicht fällt, trifft es sie wie ein Schlag. Er sieht aus wie ein willenloser Zombie, wie er so dasteht und sie leicht dümmlich angrinst. Von dem charmanten, selbstbewussten Mann, mit dem sie sich so blendend unterhalten hat, ist nicht mehr viel übrig.
Und wer hat Schuld daran? Allein sie und ihr fataler Zauber. Sie hat sein Vertrauen missbraucht, eine Grenze überschritten, die sie niemals hätte überschreiten dürfen.
Verdammt nochmal er ist verlobt und seiner Verlobten aufrichtig zugetan! Wie hat sie nur so egoistisch sein können ihn zu verzaubern?
Entsetzt über sein Handeln macht sie auf dem Absatz kehrt und rennt davon so schnell sie ihre Beine tragen.
Die Schuld nagt schwer an ihr, als sie schließlich in die Sicherheit ihres Zuhauses stolpert.
Ihrer Kehle entringt sich ein trockenes Schluchzen. Warum hat sie das getan? Wieso hat sie ihm und seiner Verlobten das nur angetan?
Sie hätte es niemals so weit kommen lassen dürfen. Niemals. Selbst wenn er der perfekte Kandidat für ihre Aufgabe ist, dieser Verrat ihm gegenüber ist schlichtweg unverzeihlich. Sie hat ihn benutzt, aus rein eigennützigen Motiven heraus.
Morgana steht immer noch leise schluchzend in ihrer Diele und macht sich schwere Vorwürfe, als ein Rabe durch ein offenes Fenster flattert, einen aufgerollten Bogen Pergament mit einem samtenen Band an einem seiner Füße befestigt. Endlich! Die lang ersehnte Antwort ihrer Großmutter.
Jäh versiegen ihre Tränen und mit zitternden Fingern bindet sie die Rolle Pergament ab, entrollt sie und beginnt zu lesen.
Ihre Augen weiten sich und sie schnappt nach Luft. Sie kann nicht glauben, was sie da liest.
Es ist unfassbar.
Und ändert einfach alles.
