Kapitel 84 Money rules the world
Als Colin und sein Vater endlich von der Schule heimkehren ist es bereits Abend. Tatsächlich konnte Matt mit seinem diplomatischen Geschick und einer angekündigten Geldspende in die Schulkasse, erneut eine Suspendierung von der Schule abwenden. Als Strafe dafür, dass Colin Eric eine gezimmert hat, muss Colin wöchentlich einen Monat lang den Musikraum nach der Schule reinigen.
Eric dagegen kommt straffrei durch.
Welch eine Ungerechtigkeit auf diesem Planeten - Schon wieder! , geht Colin durch den Kopf, als er sich im dunklen Zimmer abgekämpft auf seinen Stuhl fallen lässt. Die letzten zwei Tage waren anstrengend aber wegen Jenna zugleich auch umwerfend.
Nachdenklich beobachtet und lauscht er dem Sprudeln, des über den Filter zugeführten Sauerstoffs in seinem fischlosen, blau beleuchteten Aquarium.
Seine Anspannung löst sich mit jedem Blubbern ein wenig mehr.
Er hofft, dass sich Matt´s Drohung, ihn für ein Austauschjahr ins Ausland zu schicken, nicht bewahrheitet. Gerade jetzt, wo sich etwas mit Jenna entwickelt.
Mitten in der Nacht wacht Colin plötzlich auf.
Mist! er hat ganz vergessen, Jenna anzurufen und wie erledigt muss er eigentlich gewesen sein, dass er sich nicht einmal mehr erinnert, wie er ins Bett gegangen ist.
Colin lässt sich zurück ins Bett fallen. Er sieht hinüber zu seinem Wecker.
04:02 Uhr, jetzt braucht er sie auch nicht mehr aufwecken. Wie es wohl für sie mit ihren Eltern am Abend zuvor noch gelaufen ist? Sicher hat sich Jenna umsonst so viele Sorgen gemacht, überlegt er und starrt dabei an die Decke
.
Colin konnte die ganze Nacht nicht mehr einschlafen. Morgens um 06:30 Uhr versucht er sofort Jenna über´s Handy zu erreichen.
Aber sie geht nicht ran und reagiert auch nicht auf seine Sprachnachrichten. Weder erneut um 07:00 noch um 07:20 Uhr.
Vielleicht muss sie kurzfristig vor der Schule noch im Laden aushelfen, denkt er sich. Colin fährt in den litalienischen Bezirk von Willow Creek, wo sich der Obst- und Gemüseladen der Russo´s befindet. In einer Nebenstraße stellt er seinen Wagen ab. Ihm kommt in den Sinn, dass Jenna sicher erleichtert sein wird, wenn er sie abholt und sie nicht noch kurz vor knapp vor dem Unterrichtsbeginn auf den Bus warten muss.
Auf dem Weg zum Laden zieht Colin sein Handy aus der Jackentasche, um zu checken, ob sie nicht doch noch geantwortet hat und längst in der Schule sitzt.
Schließlich ist er selbst nicht unbedingt scharf drauf im Geschäft Jen´s Eltern zu begegnen.
Er hat das Gefühl, dass es ihnen nicht gefällt, dass Jenna mit ihm oder überhaupt mit irgendjemandem abhängt.
Wenn sie wüssten, in welcher Beziehung er und sie tatsächlich zueinander stehen, würden sie den Kontakt sicherlich komplett verbieten.
In einem kurzen Moment beschäftigt es Colin, dass es einen Chill Abend, bei dem vielleicht eins zum anderen führt, bei Jenna sicherlich nicht geben wird.
Ach was soll´s , ruft er sie einfach nochmal an. Während es anklingelt, kommt ihm in den Sinn, dass er wohl noch kein Mädchen so oft und kurz hintereinander, wie Jenna angerufen hat oder zu kontaktieren versucht hatte. Selbst wenn er Interesse an einem Mädchen hatte, würde er niemals so aufdringlich erscheinen wollen. Sicher würde die Auserwählte schnell das Weite suchen. Aber hier geht´s um was anderes, und zwar um Jenna und dass sie nicht wie die anderen ist, was zur Folge hat, dass es ihm ungewöhnlich vorkommt, weil sie ihm gar nicht antwortet.
Schließlich muss er den Laden trotzdem betreten, weil sie einfach nicht rangeht.
Der Duft des frischen Obst und Gemüses, welches von der morgendlichen Sonne angestrahlt wird, steigt Colin in die Nase, als er an dem Stand vorbei zum Eingang geht.
Auf der Straße gegenüber und vor den Läden hört Colin zu, wie sich die ansässigen Menschen auf ihrer litalinenischen Landessprache unterhalten.
Ob Jenna wohl auch diese Sprache fließend spricht?, fällt ihm gerade ein, dass er sie noch nicht danach gefragt hat.
Er drückt die Türe zum Geschäft auf. Ein Glöckchen am Türrahmen, verrät den Ladenbesitzern, dass jemand hereinkommt.
Es ist ruhig, als Colin hineingeht. Nur das Surren der Tiefkühlschränke ist zu hören.
Von Jenna ist in dem überschaubaren Laden bisher nichts zu sehen.
Dann entdeckt er Mr. Russo beim Befüllen der Regale. Jenna´s Mutter, Mrs. Russo kommt aus dem Büro und tritt hinter den Tresen.
"Mr Russo!" nickt Colin höflich und dieser tut es ihm gleich aber spricht kein Wort. Demnach richtet sich Colin schnell an Jenna´s Mom.
"Hallo Mrs Russo, ich war in der Nähe und dachte mir, ich könnte Jenna mit zur Schule nehmen. Leider kann ich sie nicht erreichen." schwindelt Colin ein wenig.
"Hallo Colin. Jenna ist heute krank und bleibt im Bett!" erklärt sie mit ruhiger Stimme.
"Was wirklich? Aber warum sagt sie mir nichts.... ich meine ähm, wie geht es ihr? Sie hat nicht mal zurück geschrieben!" hebt Colin dabei sein Handy verwundert hoch, als müsse er sich selbst beweisen, dass er keine Nachricht erhalten hat.
"Ich werde ihr ausrichten, dass du dich nach ihr erkundigt hast!" macht es den Anschein, als wolle Mrs Russo, das Gespräch bald möglichst wieder beenden.
Colin blickt zwischen Mr. und Mrs. Russo hin und her.
Irgendwie ist das ganze hier weird. Die beiden verhalten sich seltsam, findet er.
"Okay, dann richten sie ihr bitte schöne Grüße und gute Besserung aus!" bittet Colin.
"Selbstverständlich, das machen wir." lächelt Mrs. Russo.
Colin steht immer noch da, obwohl es scheint, als wäre alles gesagt. Sein Blick wandert nochmals zu Mr Russo, der ihn nicht ein einziges mal aus den Augen gelassen hat, und dann wieder zu Mrs. Russo.
Plötzlich sagt Colin nach einer Pause, als müsse er sich rechtfertigen: " Es tut mir leid, dass wir vorgestern wegen des Unwetters nicht mehr rechtzeitig nach Hause gekommen sind. Jenna trifft keine Schuld, das Hochwasser hat uns eingeschlossen. Wenn dann hätte ich als Fahrer die Wetterlage besser einschätzen müssen."
Jenna´s Dad spricht noch immer kein Wort doch Mrs Russo sagt freundlich: " Schon gut, das wissen wir. Was passiert ist, ist passiert."
Und dann entlässt sie mehr oder weniger Colin in dem sie sich ohne ein weiteres Wort umdreht und die Olivenölflaschen von einem Eck zum anderen schiebt.
Man, war das strange! Irgendwas stimmt hier nicht, beschäftigt es Colin als er den Laden verlässt.
Colin beschleicht das Gefühl, dass Mr. und Mrs Russo ihm nicht die Wahrheit sagen.
Er würde so gerne mit Jenna sprechen und herausfinden, was los ist. Allerdings kann er es sich nach allem, was er sich in der Vergangenheit vermeindlich und wahrhaftig in der Highschool Willow Creek geleistet hat, nicht erlauben jetzt auch noch dem Unterricht fernzubleiben. Sein Dad, Matt würde ihn mit dem nächsten Flieger weit weg von hier ins Exil schicken.
Als Colin wieder zu seinem Wagen geht, bekommt er davon nichts mit, dass er von Mr. und Mrs. Russo durch das Schaufenster beobachtet wird, bis er aus der Sichtweite verschwindet.
Wiedermal kann sich Colin einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Die letzte Unterrichtsstunde an diesem Schultag kommt ihm quälend lange vor.
Immer wieder wandert sein Blick zur Uhr, als würde er damit die Zeit beschleunigen wollen.
Alter, wann nur vergeht dieser elendig langweilige Geschichtskurs! , drängt es Colin
, weil er unbedingt Jenna sehen muss
.
Halleluhja, die letzen fünf Minuten. Na endlich!, kostet ihm der Zeitverlust bereits viele Nerven.
Als Colin diesmal im Bezirk der Litaliener ankommt, geht er erst gar nicht zum Laden der Russo´s sondern schleicht sich gleich über die Feuertreppe zu Jenna´s Fenster hoch.
"Jenna?" ruft Colin oben angekommen, so leise wie möglich und klopft gegen ihr Fenster.
Bevor sie ihn hört, entdeckt sie ihn. Colin nimmt wahr, dass sie sich wohl in dem Moment ziemlich erschreckt hat.
Sofort wendet sie sich von ihm ab und will nicht gesehen werden.
"Jenna, komm schon mach auf!" bittet sie Colin.
Tatsächlich braucht es nicht viel Überredungskunst, damit Jenna doch das Fenster öffnet.
Sie wirkt sehr traurig und Colin sieht sofort, was mit ihr, besser gesagt was mit ihrem Gesicht los ist.
Das ist der wahre Grund warum Jenna heute nicht in der Schule war, hatte Colin bereits eine Vorahnung, dass etwas nicht stimmt.
"Sieh dich an Jenna!" will Colin ihr klarmachen, dass das nicht in Ordnung ist während sie im Spiegel ihr Auge betrachtet.
Wie kann man jemanden den man lieben sollte so etwas antun?, fragt sich Colin im Stillen. Jenna so zu sehen, macht ihn einfach unbeschreiblich wütend.
Sie dreht sich zu ihm um und beginnt laut zu schluchzen. Eine Träne nach der anderen fließt über ihr Gesicht.
Colin drückt Jenna fest an sich und lässt sie solange nicht los, bis ihre Brust nicht mehr auf Grund des krampfhaften Atmens bebt.
Bei Colin kommt es selten vor, dass ihm die Sprache wegbleibt aber so etwas kann er einfach nicht verstehen.
"Lass mal sehen!" sagt er nun vorsichtig und streicht ihr mit der Hand sanft über die Wange.
"Ich will, dass du das nicht mehr zulässt, Jen! Hau ab, wenn sowas ist. Komm einfach zu mir!" fleht er sie fast an.
"Das war der erste Impuls meines Vaters, weil sie sich Sorgen gemacht haben, als ich nicht nach Hause gekommen bin!" verteidigt Jenna ihre Familie.
"Sag mal geht´s noch? Du verteidigst das auch noch? Was kannst du dafür, dass dieser beschi**ene Regen eine Badewanne aus Henford gemacht hat? Hätten wir schwimmen sollen? Dann wären wir vermutlich gar nicht mehr da. Sag DAS mal deinem Vater! Dann könnte er seine sch*** Regale selber auffüllen.", begreift Colin nicht, warum Jenna viel zu gutmütig ist. Colin ist richtig aufgebracht deswegen.
Weil sie auf seine Wut wortlos reagiert, atmet Colin tief aus und starrt dabei auf Jenna´s Bild mit dem Musiker.
"Du bist so talentiert und klug! Du hast es nicht verdient hier in diesem Loch zu sitzen und schlecht behandelt zu werden.", hat sich Colin nur äußerlich beruhigt.
"Die meiste Zeit, hab ich´s doch gut hier. Wir haben eben nicht das Glück reich zu sein. Jeder Tag ist erneut ein Kampf um die Existenz. Da sind eben alle angespannt." versucht sich Jenna selbst gut zu zureden und zu rechtfertigen, warum ihr Vater so ist, wie er eben ist.
"Oh Gott, bitte Jenna!" schließt Colin seine Augen resigniert, weil er bei diesem Thema einfach nicht zu ihr durchdringt.
Es bringt für Colin vorerst nichts sich weiter über ihre Eltern aufzuregen. Er will auch Jenna nicht damit verletzten, da sie dennoch an ihrer Familie zu hängen scheint. Das ist wirklich eine schwierige Situation für ihn mit der er erst einmal irgendwie umgehen muss. Schließlich kann er nicht einfach da runter gehen und ihren Vater vermöbeln.
"Ich hab dich heute echt vermisst! Ich vermiss dich übrigens ständig." gesteht Colin nach einer Weile als er sie ansieht und erneut in den Arm nimmt.
Daraufhin küsst Jenna ihn mit noch immer verheulten Augen und er erwidert ihren Kuss noch intensiver. Am liebsten würde Colin hierbleiben, sie von ihrem Kummer ablenken aber es wäre der falsche Zeitpunkt für Jenna, wenn das heute hier zum ersten Mal, zu mehr führen würde. Zudem könnten jederzeit ihre Eltern in die Wohnung kommen.
"Jen, ich muss gehen, meine Mom hat heute Geburtstag! Sie bringt mich um, wenn ich nicht zum Essen mitkomme! Komm mit mir!" bietet er ihr ein letztes Mal an, ehe er geht. Doch Jenna bleibt.
Eine Stunde später trifft sich die Familie Wishbone im Wohnzimmer zusammen, um Jazmin zu gratulieren und bereit ins nahegelegene Restaurant
`Butterfly` zu gehen.
Weil Jazmin noch telefoniert, gratuliert Colin währenddessen auch seiner Schwester, Eve zum neuen Job bei Innenarchitektur und Raumausstattung P.Ross.
"Und wie läuft´s dort so?" will er wissen und nimmt sie in den Arm. Sie wirkt immer noch traurig, weil es mit Scott nicht so lief, wie sie es sich vorgestellt hatte, als sie nach Lebraska reiste.
"Ja, alles gut! Die sind dort alle echt super nett!" meint Eve, dennoch mit ihrer Gesamtsituation unglücklich.
"Na toll, dass Zoe und Nikolaos wegen der Hofarbeit nicht kommen war mir klar und dass Kaylyn und Henry auf Grund ihres Magen-Darm-Infekts nicht kommen ist auch verständlich.
Aber jetzt haben auch noch Jared und Mandy abgesagt. Sie meinten, sie hätten zurzeit viel um die Ohren!" , sagt Jazmin etwas enttäuscht, dass die anderen nicht zu ihrem Geburtstag erscheinen werden, als sie deren Nachricht liest.
"Sicherlich ist tatsächlich etwas sehr wichtiges dazwischen gekommen! Die beiden würden nicht ohne triftigen Grund absagen." versucht Matt die Wogen zu glätten.
Noch ahnt die Familie ja nicht, was Jared, Mandy und die Kinder in Moonwood Mill durchmachen mussten.
"Alter Schwede, wie lange dauert es eigentlich bis man sich die Haare geglättet hat!" wirkt Colin genervt, als er und sein Vater eine kurze Zeit später vor der Türe auf Jazmin und hauptsächlich Eve warten müssen.
"Lass deine Schwester doch! Sie hat gerade eine schwere Zeit. Ist doch nett, wenn sie wenigstens noch Freude dabei hat sich hübsch zu machen.", maßregelt Matt Colin, sich in seiner Ungeduld zu beherrschen.
Eve kommt gemächlich die Treppen herunter.
"Sehr schön, du bist fertig! Die anderen warten schon." bemerkt Jazmin freundlich und blickt dennoch drängend nach draußen.
"Ich bin ja schon da!" sagt Eve etwas beleidigt, weil man es nicht würdigt, dass sie sich für Jazmin´s Geburtstag herausgeputzt hat.
Von zuhause bis zum Restaurant
`Butterfly` sind es nur zehn Minuten Fußmarsch. Sie müssen vor dem Eingang warten, da das Restaurant erst um 17:00 Uhr öffnet und sie schneller dort waren als gedacht.
Nachdem das Restaurant seine Türen geöffnet hat, geht Matt zum Empfang, um dort nach dem reservierten Tisch zu fragen.
"Alles okay bei dir, Colin?" fragt Jazmin ihren Sohn, weil dieser recht abwesend wirkt.
"Ja alles okay, Mom!" weicht Colin aus.
Als Matt am Empfang steht, blickt er neben sich zu den drei anderen wartenden Herren.
Plötzlich fällt ihm auf, dass einer von ihnen Owen ist.
"Hallo, Owen! Wie geht es dir? Jetzt hätte ich dich beinahe nicht erkannt! Aber vermutlich habe ich auch einfach nicht mit dir hier gerechnet.", wirkt Matt souverän beim Aufeinandertreffen.
"Hallo, Matt! Alles okay soweit und bei dir?" scheint Eve´s Ex-Verlobter nicht die Wahrheit über seinen Gefühlszustand preiszugeben. Er wirkt bedrückt, als er Eve sichtet.
Bevor Matt noch weitere Fragen stellen kann, kommt ihm Owen zuvor: "Bin hier zu einem Geschäftsessen verabredet! Es geht um meine Fitnessprodukte."
Die beiden betreiben kurzen, oberflächlichen und sichtlich gezwungenen Smalltalk.
"Wir feiern heute, Jazmin´s Geburtstag." teilt Matt ungefragt mit.
"Alles klar, dann sag ihr `Alles Gute` von mir." klopft Owen Matt emotionslos auf die Schulter und geht dann mit den anderen Herren in Richtung des zugeteilten Tisches.
Als Matt wieder zu seiner Familie geht, um gemeinsam zum reservierten Tisch zu gehen, nimmt er Eve kurz zur Seite und flüstert ihr zu: "Nicht in Panik verfallen aber Owen ist auch hier wegen eines Geschäftsessens!"
"Nicht dein Ernst?" hat Matt Eve damit wohl aus der Fassung gebracht. Schnell flüchtet sie sich an den Tisch.
Warum nur jetzt, hier und heute? Es war ja klar, dass er irgendwann nach New Crest zurückkehren würde, aber musste sie ihrem Ex-Verlobten so schnell über den Weg laufen? Sie hat keine Lust auf eine Begegnung dieser Art. Außerdem alles an ihm, erinnert sie an die Zeit mit Scott. Ob Owen weiß, dass sie und sein Bruder nichts mehr am Laufen haben? Was Owen wohl über sie denkt, jetzt wo auch die noch nicht mal entstandene Beziehung zu Scott gescheitert ist? Er muss sie sicherlich für idiotisch halten , schießt Eve Unzähliges durch den Kopf.
Als die Familie zu Tisch sitzt, hat sich Eve etwas beruhigt. Neugierig sieht auch Jazmin in den beheizten Garten hinaus, wo Owen und die anderen zwei Männer sitzen.
"Wieso, muss das mir passieren! Da geh ich einmal wieder aus und dann muss mir mein Ex-Verlobter über den Weg laufen!" lamentiert Eve.
"Vielleicht ist das Schicksal!" ermutigt Colin seine Schwester an höhere Mächte zu glauben. Aber er zieht sie mit der Situation eher scherzhaft auf, als dass er dies ernst meint.
"Ich geb dir gleich Schicksal, du Idiot!" weiß Eve nicht, ob sie lachen, weinen oder ihrem Bruder eine drüber ziehen soll.
Matt und Jazmin bekommen von der Unterhaltung der beiden nicht viel mit, da sie damit beschäftigt sind mit der Kellnerin die Speisekarte zu analysieren.
Die vier warten auf ihre bestellten Getränke und Speisen. Ab und an blickt Colin über Eve hinweg zur Terrasse hinaus, um ihr unauffällig mitzuteilen, ob Owen hersieht.
"Ich finde du verhältst dich ganz schön kindisch!" bemerkt Colin.
"Ach ja, was würdest du denn tun, wenn deine Ex-Verlobte mit deren Schwester du etwas hattest, in deiner Nähe sitzen würde? Ach ja und um´s noch hinzuzufügen, ...es sich nicht mal gelohnt hat?" lächelt Eve ihren Bruder mit einem gespielten Lachen an.
"Vielleicht hat´s mit Scott nicht geklappt, aber wenn du nicht glücklich warst mit Owen und du einer voreiligen Hochzeit entgehen konntest, hat es sich ja doch irgendwie gelohnt!" meint Colin lässig.
"Jetzt bin ich auch nicht glücklich. Also was daran ist lohnenswert." starrt Eve mit verbittertem Blick auf die Tischdecke.
"Jetzt lasst uns nicht Trübsal blasen! Jazmin möchte ihren Geburtstag mit uns feiern." will Matt die Stimmung aufhellen und erhebt sein Glas.
"Auf dich!" sprechen Matt, Eve und Colin zu Jazmin und stoßen gemeinsam an.
Eve trinkt einen großen Schluck und versucht den Abend einigermaßen genießen zu können.
Wieder zuhause angekommen fallen alle bis auf Colin in ihre Betten.
Er setzt sich nachdenklich auf seinen Stuhl und lässt sich wieder vom Blubbern seines Aquariums berieseln.
Was Jenna wohl gerade macht? Hoffentlich geht es ihr etwas besser als heute Nachmittag.
Er würde sie so gerne aus diesem perspektivlosen Loch, in dem sie wohnt rausholen. Wenn Jenna kein Stipendium auf Grund ihrer mittelmäßigen Leistungen bekäme, könnte sie nicht auf die Uni und müsste vermutlich bei ihren Eltern bleiben und im Laden mit schuften, beschäftigt er sich mit Jenna´s Situation.
Konzentriert überlegt Colin was er für sie tun kann, dass das alles aufhört.
Jenna ist gescheit, aber im Vergleich zu anderen Schülern, sind ihre Leistungen nicht hervorragend. Das ist wohl dem geschuldet, weil sie oft ihren Eltern bei der Arbeit helfen muss, anstatt zu lernen. Sie büffelt, aber es reicht einfach nicht aus
.
Dann fällt Colin etwas ein
. Vielleicht kann sein Dad oder Kaylyn, die beide als renommierte Wissensschaftler viele der Präsidenten an den Unis persönlich kennen, etwas einfädeln.
Jenna dürfte das nie erfahren, dass sie nicht auf Grund ihrer Leistungen einen Studiumsplatz bekäme. Das würde sie zu tiefst erschüttern.
Die Welt wird nun mal von Geld, Macht und Beziehungen regiert - alles was Jenna´s Familie nicht hat, überlegt er.
