Colorful Life
Ein resignierendes Seufzen erklang als der junge Blondschopf Dean sich auf dem Sofa niederließ, die Arme locker auf dem Bauch verschränkt. Sein Zwillingsbruder Daithi, warf ihm einen kurzen Blick zu, trank dann aber doch lieber erst sein Wasser leer. Er konnte sich schon denken worüber der ein paar Minuten ältere wohl gerade nachdachte.
Mit der Wohnung war er mit Sicherheit zufrieden, sie war zwar nicht gerade groß reichte aber leicht für sie Beide. Daithi hatte sich sogar freiwillig dazu bereit erklärt das kleinere Zimmer zu nehmen. Immerhin brauchte seine Gitarre dann doch etwas weniger Platz als Deans großes Schachbrett!
Die Aussicht aus den großen Fenstern war wirklich atemberaubend. Da könnte man glatt darüber nachzudenken mit dem malen anzufangen. Allerdings fühlte der Weißhaarige sich mit der Musik dann doch ein bisschen wohler.
Rasch spülte er das geleerte Wasserglas ab und ließ sich schließlich neben seinem Bruder nieder, warf ihm einen auffordernden Blick zu. Dieser verstand sofort, verzog kurz das Gesicht und murmelte unwillig vor sich hin.
„Ich hätte wirklich gerne endlich mal eine Freundin…“
„Dann sprich doch einfach mal eine an.“
„Aber es macht mich nervös wenn sie mit mir flirten!“
Augen rollend lehnte Daithi sich ein wenig vor und versuchte gestikulierend auf den Lockenkopf einzureden.
„Ach komm schon, das ist echt halb so wild! Was soll schon passieren! Frauen sind doch schließlich keine Monster!“
Naja. Über diesen Punkt ließ sich streiten.
Dean wirkte auch sichtlich nicht überzeugt.
„Ja vielleicht… ich geh ein wenig in mein Zimmer und spiele eine Runde Schach.“
„Gegen wen?“
„Mich.“
Daithi hob zwar ein wenig zweifelnd eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter dazu. Wenn Dean seine Ruhe wollte, würde er ihn nicht davon abhalten. Und der war ganz froh darüber. Schließlich war das durchaus ernst gemeint gewesen!
In seinem Zimmer angekommen ließ er sich fast augenblicklich vor seinem Schachtisch nieder und dachte sich ein paar neue, kluge Spielzüge aus. Schach war einfach so ein wundervolles Spiel!
Am nächsten Morgen, schien Daithi ihm wohl eine Freude bereiten zu wollen und versuchte etwas für sie zum Frühstück zu braten. Nur offenbar wollte das Frühstück nicht so wie er.
„ARGH! Verdammtes Ei!!!“
„Eh Daithi… bist du sicher dass nicht lieber ich kochen sollte….?“
„Ich schaff das!!! Das Ei wird mich noch kennenlernen!!!!“
Sein Bruder wirkte wenig überzeugt.
Und das Ei schlug tatsächlich zurück. Plötzlich stand der ganze Ofen in Flammen! Vollkommen schockiert sprang Dean von seinem Platz auf und beobachtete ganz starr vor Schreck wie sein Bruder sich einen Feuerlöscher schnappte und versuchte die Flammen zu löschen.
„DAITHI TU DOCH WAS!!!“
„Was glaubst du mach ich hier gerade?!“
„Jetzt guck doch nicht mich an verdammt und lösch das Feuer!!!“
„Jaja ich mach doch schon.“
„DIE FLAMMEN GREIFEN ÜBER!!!“
Während Dean nun vollends in Panik geriet und von einem Bein auf das Andere sprang, bewahrte der Weißhaarige einen kühlen Kopf und nahm den Kampf mit dem Feuer wieder auf.
Glücklicherweise schaffte er es sie vor Schlimmerem zu bewahren. Das einzige Problem daran war nur, dass sie jetzt keinen funktionierenden Ofen mehr hatten. Und das Neugerät würde wohl erst gegen Abend geliefert werden.
Missmutig rieb Daithi sich also über den grummelnden Bauch und verzog gequält das Gesicht.
„Oh man ich wollte doch Ei zum Frühstück…“
Tja daraus wurde wohl leider nichts. Nun gab es für Dean erstmal einen Fruchtjoghurt und Daithi bediente sich an den noch übrigen Cerealien. War zwar nicht ganz so nahrhaft aber besser als mit knurrendem Magen zur Arbeit zu müssen.
„Menno… ich wollte Ei…“
„Ich hab doch gesagt ich hätte besser kochen sollen.“
„Aber ich…“
Der Rest seiner Worte ging in unverständliches Genuschel über während der Jüngere leise vor sich hin grummelte.
Dean gab nur ein Seufzen zur Antwort, schüttelte resignierend den Kopf und machte sich dann fertig für die Arbeit. Heute war schließlich sein erster Tag dort! Sie lebten gerade mal seit einer Woche in der Stadt und er hatte tatsächlich einen Platz am wissenschaftlichen Institut bekommen. Das war ein Traum!
Er hatte schon immer hier arbeiten wollen und nun wurde ihm dieser Wunsch endlich erfüllt. Der Weg war zwar etwas weit weil es so weit außerhalb war aber das war es in seinen Augen natürlich wert.
Sie hatten dort sogar eines dieser neuartigen, riesigen Mikroskope! Daran arbeitete er natürlich gleich als allererstes. Das war alles so aufregend!
Etwas später am Tag widmete er sich allerdings auch noch dem Chemielabor und mixte dort wild ein paar Substanzen durcheinander. Natürlich nicht ohne gewisse Logik.. doch die verstand wohl nur er selbst.
Oh ja… mit diesem Trank werde ich meine Flirtangst bezwingen….
Na wenn er sich da mal nicht täuschte.
Natürlich probierte er das merkwürdige Gebräu sofort und die Zuversicht in ihm wuchs an. Er spürte zwar keine direkte Veränderung aber er hatte auch nicht das Bedürfnis sich unter Schmerzen auf dem Boden herum zu rollen. Auch wenn das sicher ein ausgesprochen belustigender Anblick gewesen wäre. Zu schade.
Jedenfalls ließ ihn das zuversichtlicher werden und schon von seiner flirtreichen Zukunft träumen.
„Hach ja… und dann werde ich… und vielleicht auch… und dann noch… hah… die Zukunft wird so schön.“
Träumer.
Selbst als er Nachmittags schließlich Nachhause kam war er nach wie vor ganz vertieft in seine Träumereien. Davon wie er mit Frauen flirtete und die Frau fürs Leben fand! Das würde so klasse werden.
Dabei bemerkte er gar nicht wie er das Essen zu stark umrührte und es durch die halbe Küche spritzte. Naja, wenigstens fackelte er nicht den Ofen ab.
Ein bisschen später kam dann auch Daithi endlich Nachhause und gesellte sich gut gelaunt zu seinem Zwillingsbruder, grüßte ihn mit flötender Tonlage.
„Hey Dean! Hast du gekocht?“
„Jupp.“
Da der Weißhaarige schon in der Arbeit etwas gefuttert hatte, hatte er natürlich keinen Hunger, gesellte sich aber trotzdem zu Dean, verwickelte ihn frohen Mutes in ein lockeres Gespräch.
„Ich hätte doch auch für uns kochen können! Das hätte dich sicher aufgemuntert!“
„… nein. Du hättest sicher nur wieder den Ofen verkokelt.“
„Ach was! Mach dich nicht lächerlich! Sowas passiert mir doch kein zweites mal!“
„Vielleicht sollte trotzdem lieber ich das kochen übernehmen.“
„Hey! Aber egal, erzähl mal lieber wie es in der Arbeit war! Irgendwas spannendes zu berichten?“
Da musste Dean natürlich sofort von seinem Trank erzählen und davon was für eine wundervolle Zukunft ihm damit bevorstand! Und wie er seine Flirtangst damit bezwingen würde!
„Ehm… Dean… hältst du das nicht für eine… mh… also nicht so gute Idee?“
„Was willst du damit sagen?“
„Naja… ich glaube ehrlich gesagt nicht dass das funktionieren wird…“
„Und wie es das wird!!!“
Seufzen.
„Ach Dean…“
Die Beiden unterhielten sich noch ein wenig, bis der Blondschopf endlich mit dem Essen fertig war und sich erstmal umzog. Seine Arbeitskleidung war nun nicht unbedingt das was er sich unter bequem vorstellte. Zumindest nicht für nach der Arbeit.
Da die Wände hier sehr dünn waren, hörte er als er zurück ins Wohnzimmer getrottet war jemanden draußen auf dem Gang. Er konnte sogar das klicken des Handys hören als dieser jemand scheinbar gerade ein paar Selfies von sich machte.
Ein kurzer Blick aus der Tür zeigte ihm, dass es sich bei dem jungen Kerl wohl um einen ihrer Nachbarn handelte, Casper Nadra, ein junger Teenager der mit seinem großen Bruder direkt neben ihnen wohnte.
Er entschied sich dazu ihn in ein kleines Gespräch zu verwickeln. Man wollte ja schließlich die Nachbarschaftsbeziehungen ein wenig vertiefen! Konnte ja nicht schaden. Vielleicht konnte er dem Kleinen ja noch was beibringen!
„Hey, wir sind die neuen Nachbarn, letzte Woche hier eingezogen. Mein Name ist Dean, nett dich kennenzulernen.“
„Hi! Ich heiße Casper, freut mich.“
„Lebt ihr schon lange hier?“
„Nee, sind auch erst vor kurzem hergezogen aber die Gegend ist eeecht cool! Hier gibts richtig viel zu sehen!“
Leider wurde ihr Gespräch allzu schnell und allzu unangenehm unterbrochen als in der Wohnung nebenan – Moment war das nicht genau die Wohnung in der Casper lebte?! – plötzlich lautes fluchendes Gebrüll erklang. Offenbar schimpfte irgendjemand wutentbrannt am Telefon.
Zu Deans Glück erbarmte sein Bruder sich dazu mit dem Kerl zu reden. War sicher auch besser so, immerhin wirkte Casper jetzt schon nicht mehr so angetan. Na wundervoll.
Etwas gestresst rieb der Blondschopf sich über den Nacken während Daithi bereits erstaunlich ruhig an die Tür klopfte.
Die Tür öffnete sich und der doch deutlich gereizte Weißhaarige sah sich einem grimmig drein blickenden Rotschopf gegenüber.
„Jaaah?“
Kam da auch schon die gedehnte Frage, dicht gefolgt von einem unwilligen:
„Bist du nicht der neue Nachbar? Es wäre mir recht wenn du nicht einfach bei uns klopfen würdest. Ich hab lieber meine Ruhe.“
Was… war das sein verdammter Ernst?! Da platzte Daithi doch direkt der Kragen und er grummelte verärgert und wild gestikulierend vor sich hin.
„Jetzt mach aber mal halblang man! Du brüllst hier das halbe Gebäude zusammen und fluchst wie so ein Rohrspatz und jetzt kommst du mir damit dass du deine Ruhe willst?!“
„….“
Ein langer, undeutbarer Blick folgte, bis die Gesichtszüge des Mannes sich langsam verdunkelten und er unwillig dem Blick Daithis Auswich, so tat als würde er nachdenken.
Was er aber mit ziemlicher Sicherheit nicht tat, wie dem Weißhaarigen sehr wohl bewusst war.
„Lass mich überlegen….“
„Willst du mich verarschen?! Wenn du deine Ruhe willst dann sei gefälligst selbst leiser!“
Da reichte es dem ohnehin bereits ziemlich geladenen Typen wohl und in ihm brodelte es ebenfalls über.
Wutentbrannt und drohend hob er den Finger, fauchte den Weißhaarigen ganz aufgebracht an.
„Du spinnst wohl!!!! Seh ich aus als würde ich mich von dir unterbuttern lassen?! Geh zurück in den Kindergarten wo du hingehörst! Du kriegst gleich ein paar um die Ohren wenn du nicht die Bappen hältst!“
Was gehts noch?! Der ist ja irre!!

Offenbar war Casper ausgesprochen peinlich berührt von dem was er da gerade mit ansehen musste.
„Oh shit, ich glaub ich muss dann mal los, sorry Dean.“
„Eh… schon okay…“
Rasch lief der Junge zwischen die zwei Streithähne, stellte sich wie ein Puffer vor seinen großen Bruder und versuchte beruhigend auf Daithi einzureden.
„Hey sorry, Kiaran meint es nicht so. Der ist nur nicht so gut drauf, normalerweise ist er echt nett!“
„Aufs Maul! Anzeige ist raus man!“
„Soll das ein Witz sein?!“
Dean war fassungslos.
„Das war nur so ein dummer Spruch von ihm keine Sorge! Er übertreibt manchmal ein bisschen wenn er sich in Rage geredet hat!“
Der arme Kleine versuchte wirklich die Spannungen ein wenig zu beruhigen, während Kiaran wutschnaubend auf sein Handydisplay einhämmerte. Na das konnte ja noch heiter werden.
Glücklicherweise schob der Teenager seinen großen Bruder da auch schon rasch zurück in die Wohnung und redete leise auf ihn ein.
Darüber konnte der Weißhaarige nur den Kopf schütteln. Noch immer ein wenig ungläubig zog er sich zusammen mit Dean zurück in ihre Wohnung und verkroch sich schließlich sogar alleine in seinem Zimmer um ein wenig mit der Gitarre zu üben.
Allerdings war seine Konzentration so ziemlich am Boden, weshalb er kaum einen Ton traf.
„Mist. So wird das aber nichts mit der Musiker Karriere.“
Aber das war ja auch noch nicht das schlimmste. Am nächsten Tag erwartete Dean ihn bereits am Mittagstisch als Daithi sich ganz gemütlich eine Schüssel mit Würstchen und Bohnen einverleiben wollte.
„Hey Daithi! Ich finde du solltest noch einmal mit unserem Nachbarn reden! Hast du nicht gesehen wie unangenehm das seinem kleinen Bruder war?“
War das sein Ernst? Zweifelnd hob er eine Augenbraue, so ganz überzeugt war er von dem Plan ja nicht.
„Also ich weiß ja nicht…“
Allerdings ließ sein Bruder ihn gar nicht erst so richtig zu Wort kommen. Der hatte sich das wohl wirklich in den Kopf gesetzt.
„Nichts aber! Wir wollen doch keinen Nachbarschaftszwist! Also lass mal den Charmbolzen raushängen und vertrag dich mit dem Brüllbär!“
Brüllbär… das war ja mal ein netter Kosename…
Na schön. Er war zwar nach wie vor nicht überzeugt aber dann würde er seinem Bruder eben den Gefallen tun. Auch wenn er bezweifelte, dass es irgendetwas bringen würde.
Seufzend verließ er also die Wohnung und klopfte nebenan an die Tür, wurde mit einem lauten Poltern belohnt.
Kurz darauf öffnete sie sich auch schon und ein ungewöhnlich seriös – wenn auch trotzdem noch lässig – gestylter Kiaran stand ihm gegenüber. Er schien heute bessere Laune zu haben. Sehr viel bessere Laune. Und ein komisches Grinsen.
„Heeeeey Daisssiii… oda wie heisu nochma‘?“
Warte mal… war der etwa betrunken?!
„Daithi…“
„Ah ja ‚enau! Ich nenn dich ’nfach… hasi! Also… was willsu‘ hasi?“
„………..“
Das war nicht sein Ernst. Eine seiner Augenbrauen wanderte steil nach oben.
„Du bist betrunken.“
„Waaaaaas~? Sei mal nich‘ soooo~“
Warte mal… war das gerade ein unterschwelliges Schnurren in seiner Stimme gewesen?! Daithi fühlte sich in dieser Situation gerade nicht so ganz wohl…
„Eh… hör mal… also ich wollte eigentlich nur kurz mit dir reden… für eine bessere Nachbarschaftsbeziehung oder so…“
„Wiiiirklch‘? Das‘ ja süß!“
„…“
Süß?
„Weisu ‚ch hab da ne Idee!“
„Ist das so…?“
„Jaaah! Hey die wirsu richtig gud findn! Ch‘ schwör!“
„Aha… okay… dann schieß mal los.“
Nein. Er war definitiv nicht überzeugt. Und er war sich ziemlich sicher, dass er es eigentlich nicht mal hören wollte. Aber gut, seinem Bruder zuliebe hörte er es sich zumindest mal an. Der arme betrunkene Kerl. Das würde er sicher bereuen sobald er wieder nüchtern war.
Tja. Mit der Idee die dann folgte hatte er nicht gerechnet.
Denn der Kerl grinste noch kurz breit und sichtlich betrunken und beugte sich dann ein wenig vor zu ihm, legte ihm sogar eine Hand auf die Schulter.
Was sollte das denn jetzt? Er wollte gerade etwas sagen, als der Kerl sich komplett vorbeugte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte.
Okay. Nein. Damit hatte er definitiv nicht gerechnet.
Mit allem aber nicht damit.
Zur Salzsäule erstarrt, starrte er den Kerl einfach nur an der ihn nur weiterhin betrunken angrinste. Scheinbar amüsierte er sich prächtig über die Reaktion des Weißhaarigen. Der allerdings war vollkommen irritiert und wusste gar nicht wie er reagieren sollte.
Als er sah, dass der Rothaarige etwas sagen wollte, zog er fast schon überhastet sein Handy aus der Tasche und tat so als hätte er eine Nachricht bekommen.
„Oh eh… hey… also… das ist mein Bruder… ich… muss dann mal weg… also.. ist echt wichtig und so…“
„Ja klar~“
Sein Blick sagte mehr als deutlich, dass er ihm nicht ein einziges Wort abkaufte… und sich nach wie vor darüber amüsierte.
Er hatte allerdings nicht vor dieses Gespräch weiter fortzuführen. Das war ihm gerade definitiv zu seltsam. Der Typ würde das unter Garantie bereuen sobald er wieder klar bei Sinnen war. Vor allem wenn man bedachte wie ihr Gespräch vom Vortag abgelaufen war.
Hastig verzog er sich also wieder in seine Wohnung, ignorierte sogar Deans fragenden Blick als der die Irritation in seinem Gesicht gesehen hatte. Nein, er hatte da definitiv keine Lust drüber zu reden.
Den Rest des Tages widmete er sich dann natürlich auch gleich mal der Musik. Mit mäßigem Erfolg. Der Brüllbär von nebenan ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Das war ja zum Haare raufen.
Irgendwann war er so frustriert und genervt, dass er sich umzog und sich ins Bett verzog. Und seine Träume waren gleich noch verworrener.
Tja. Und wer rief am nächsten Tag an und bat ihn um ein Treffen? Kein geringerer als Mr. Brüllbär! Daithi war natürlich drauf und dran nein zu sagen, allerdings überredete sein Bruder ihn dann doch dazu. Die gute Nachbarschaft und so. Ja klar.
Na hoffentlich war der Rothaarige dann wenigstens nüchtern.
Unwillig trottete er auf das Restaurant zu vor dem der Kerl bereits auf ihn wartete. Diesmal wieder in Alltagskleidung. Als Daithi neben ihm angekommen war und der Typ ihn endlich bemerkte grinste der ihn gleich mal schief an. Wieder hob sich eine von Daithis Augenbrauen.
„Ich weiß nicht ob das mit dem Treffen so eine tolle Idee ist…“
Er wurde mitten im Satz von Kiaran unterbrochen der sich nach wie vor schief grinsend vorbeugte und gestikulierend den Grund der Einladung erklärte.
„Hey. Daithi? Genau. Also mein kleiner Bruder meinte wir sollten uns vertragen. Klar soweit?“
Aha?
„Eh… okay… erinnerst du dich an gestern Mittag?“
„Gestern Mittag? Wieso? War da was?“
„… eh… vergiss es einfach…“
Oh Gott das würde noch sehr peinlich werden. Der Weißhaarige fühlte sich definitiv ausgesprochen unschlüssig. Und warum war der auf einmal so… ’nett‘. Naja oder zumindest sowas in der Art.
Vielleicht eher umgänglich. Das machte ihn nervös.
Das war wirklich keine gute Idee. Er war schon drauf und dran wieder zu gehen, als er auch schon einfach von Kiaran nach hinten auf die Außenterrasse des Restaurants geschleift wurde. Ein Tisch für zwei.
Warum fühlte sich das gerade an wie ein Date?!!!
Daithi war noch nie auch nur auf die Idee gekommen er könne auf Kerle stehen was zur Hölle. Das war so merkwürdig alles gerade.
Unsicher starrte er immer wieder über die Karte den Rothaarigen an, war gar nicht fähig dazu die Karte so richtig zu studieren. Was natürlich auch von Kiaran nicht unbemerkt blieb. Der grinste ihn nur amüsiert an und meinte mit einem Augenzwinkern:
„Soll ich für dich mitbestellen? Die Kellerin wird schon ganz ungeduldig. Du bist doch nicht etwa schüchtern~?“
Was?!
„Was darfs also sein?“
Die Kellerin wirkte ja nicht sehr enthusiastisch.
Da bestellte der Rothaarige doch tatsächlich wirklich einfach für ihn mit. Die Kellnerin war aber auch verdammt ungeduldig geworden. Naja ihm sollte es egal sein. Kiaran hatte eh gemeint er würde zahlen.
Was es irgendwie noch merkwürdiger machte. Das war doch ein Date?!!!
Verdammt, er vergrub sein Gesicht weiterhin in der Karte. Auch nachdem sie schon lange bestellt hatten. War das auffällig? Vielleicht ein bisschen. Verdammt.
„Hey jetzt komm schon, ich bemüh mich echt nett zu sein und du guckst die ganze Zeit in die dumme Karte. Noch auffälliger geht’s echt nicht.“
„Ich weiß nicht was du meinst. Die Karte ist sehr spannend.“
Sehr glaubwürdig.
„Ja nee ist klar. Was hast du für ein Problem? Bist du echt noch beleidigt weil ich dich ein bisschen angepflaumt hatte?“
Nein. Das Problem war, dass dieses ganze Treffen ihn nervös machte!!! Das war einfach zu Date mäßig.
Da er noch immer keine Anstalten dazu machte die Karte wegzulegen, sah Kiaran sich offensichtlich dazu gezwungen etwas zu unternehmen. Ein resignierendes Seufzen erklang und im nächsten Moment griff der Kerl über den Tisch und zog ihm das Menü einfach aus den Händen um es einer vorbei trottenden Kellnerin in die Hand zu geben.
„Kannst du mich jetzt bitte mal ansehen? Schau ich hab sogar bitte gesagt!“
Daithi grinste nur etwas unschlüssig, hob den Blick und nuschelte irgendetwas unverständliches vor sich hin.
Glücklicherweise kam da auch schon das Essen und rettete ihn vor weiteren Fragen. Allerdings… was hatte der ihm da bitte zu Trinken bestellt?!
Kiaran hatte seinen zweifelnden Blick offensichtlich bemerkt und setzte amüsiert zu einer Erklärung an.
„Zur Auflockerung! Du bist die ganze Zeit so steif als hättest du nen Besen verschluckt. Da muss man doch was dagegen machen!“
„Achso haha… ja… das.. haha…“
Sehr geistreich. Bravo

Um nicht noch irgendwelches dummes Zeug zu schwafeln, konzentrierte er sich danach erstmal aufs Essen, während Kiaran es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hatte weiter auf ihn einzureden.
Verdammt nochmal! Er aß auch überhaupt nichts sondern trank die ganze Zeit nur an seinen zwei Gläsern. Warum hatte er überhaupt zwei Getränke? Was trank er da die ganze Zeit?
„Sag mal… was trinkst du da eigentlich? Das ist schon dein zweites Glas.“
„Was? Du meinst das hier?“
„Ja…“
„Ein Wodka Mischgetränk.“
Oh mein Gott.
Das war doch nicht zu glauben. Zum Glück beschäftigte der Rothaarige sich danach auch endlich mal mit seinem Essen, starrte allerdings immer wieder so komisch zu ihm rüber. Das war definitiv ein Date. Wenn das keins war, dann fraß er einen Besen.
Aber… er war doch eigentlich eher so der… Frauentyp?
Naja wie auch immer, nach dem bezahlen gingen sie gemeinsam nach draußen, Kiaran mit dem nächsten Drink in der Hand. Der hatte echt ein Alkoholproblem.
„Hehhh? Was ist los? Du guckst mich dauernd so komisch an…?“
„… ich gucke dich komisch an…?“
„Eh… ja? Haha..“
„Du bist doch schon wieder betrunken oder?“
„Was? Unsinn! So viel trinke ich eigentlich gar nicht! Das war ne Ausnahme!“
„Ja ist klar. Was soll das hier werden?“
„Ach jetzt komm, stell dich doch nicht so an. Das war nur ein harmloses Treffen!“
„Ach so? Fühlt sich eher wie ein Date an.“
Ups. Das war ihm jetzt so rausgerutscht. Und sein Blick zeigte wohl auch sein Entsetzen darüber. Kiaran allerdings war sichtlich amüsiert, scherzte belustigt:
„Ach? Hat dir der Wangenkuss so gut gefallen?“
Er erinnerte sich also doch!!!
Das war jetzt echt genug!
„Jetzt reicht’s aber! Du verarscht mich doch nach Strich und Faden!“
„Also wirklich! Sei mal nicht so gemein! Ich bin zutiefst verletzt.“
Er machte tatsächlich ein trauriges Gesicht. War das sein Ernst? Jetzt war Daithi vollends verwirrt.
„Eh… also.. wirklich?“
„Nö.“
„…. du hast echt Probleme.“
„Hach. Ein paar schon ja. Aber ich find dich wirklich ganz süß. Und du bist echt lustig.“
Okay? Was… das… konnte der sich nicht mal entscheiden?!! Verdammt nochmal! Daithi würde hier echt noch durchdrehen mit dem Kerl. Er wusste überhaupt nicht was er von dem Ganzen hier halten sollte.
Wieder ein Seufzen, dicht gefolgt von einem Achselzucken und da lenkte der Rothaarige ihn auch schon in Richtung Straße.
„Naja wie auch immer, lass uns zurück fahren, ich ruf uns ein Taxi.“
Und das tat er dann auch, tippte während der Autofahrt sogar konzentriert und mit einem wenig erfreuten Gesichtsausdruck auf seinem Handy herum.
Erst als sie oben aus dem Fahrstuhl gingen blickte er wieder kurz in Daithis Richtung, grinste ihm sogar nochmal schief zu und verabschiedete sich. Der Weißhaarige jedenfalls nahm daraufhin gleich mal die Beine in die Hand und trabte hastig zu seiner Wohnungstür.
Der Versuchung sich nochmal nach dem Rothaarigen umzudrehen konnte er allerdings trotzdem nicht ganz widerstehen, beobachtete ihn nur noch kurz dabei wie der seine Post holte und gedankenverloren die Absender zu überprüfen schien.
Naja er sah ja schon nicht schlecht aus wenn er nicht gerade wütend herum brüllte.
Moment.
Stopp.
Was dachte er da?!
Das würde noch anstrengend werden… verdammt anstrengend….
