Familien, wo die Mütter selber Erzieherinnen oder Psychologinnen sind, sozial höher gestellt, intakte Ehe, keine finanziellen Probleme
Das muss deshalb nicht gut für die Kinder sein. Kenne ich leider in meinem Bekanntenkreis, wo Mama so schnell wie möglich wieder zur Arbeit geht, damit der Lebenstandard gehalten werden kann. Wenn ein Kind mit fünf Monaten schon in die Krippe oder zur Tagesmutter kommt, dann wundert mich gar nichts. In Lehrerkreisen wird jetzt häufiger von den "vernachlässigten Kindern der höheren Mittelschicht" gesprochen.
@yasemin_jasmin:
Dem Herrn Bergmann muss ich zustimmen. Es gibt derzeit leider einen blöden Glauben an die Segnungen des Behaviourismus, sowohl bei Eltern als auch im britischen Schulsystem. Das Dumme ist, dass Behaviourismus kuzfristig Erfolg hat, d.h. Verhaltensmodifikation wird erreicht und die Befürworter sagen dann, guck mal, es funktioniert doch. Aber es ändern sich natürlich nichts an der inneren Einstellung, und darauf käme es doch wohl an. Ansonsten hat man sein Kind nur abgerichtet wie einen Hund.
Ich bin die Einzige in der Müttergruppe, die nicht Supernanny guckt, und ich hör mir dann immer an, was die anderen so erzählen und denk mir meinen Teil. Eine Mutter hat auch "the naughty step" eingeführt. An sich ist ja eine Art von "time out" Arrangement nicht verkehrt, aber naughty step kann mich nicht beeindrucken. Ersten sitze ich selber sehr gerne auf Treppen, das Kind ja vielleicht auch? Zweiten will ich nicht, dass irgendein Teil von unserem Zuhause so negativ assoziiert wird. Drittens ist es eben nur Behaviourismus. Das Kind lernt gar nichts daraus, außer dass die Eltern sich durchsetzen. Viertens finde ich den Ausdruck "naughty" bescheuert, weil er sich auf das Kind bezieht ("Du bist böse") und nicht auf das Verhalten ("Du darfst nicht die Blumen abreißen").
Bei meiner Tochter (17 Monate) fängt es jetzt so allmählich an, dass man mal durchgreifen muss. Wir machen das so etwa nach diesem Schema:
1. Schritt:
Anweisung und Erklärung, z.B. "Antonia, sei vorsichtig mit dem Buch, sonst geht es kaputt."
2. Schritt:
Wiederholung: "Antonia, Mami hat gesagt sei vorsichtig!"
3. Schritt:
Warnung: "Antonia, wenn du mit dem Buch nicht vorsichtig sein kannst, dann nimmt Mami es dir weg."
Falls dann immernoch keine Besserung eintritt, dann muss man eben das Buch wegnehmen und dem Kind was anderes zu tun geben. Und vor allem muss man sich darauf einstellen, dass man eventuell die gleiche Anweisung jedesmal wiederholen muss, wenn die Situation wieder eintritt. Das Kind vergisst einfach vom einem zum nächsten Mal, dass es die Blumen nicht abrupfen soll, und erst wenn es ganz oft von den Blumen weggetragen worden ist, wird es sich irgendwann daran erinnern.
Penelope Leach, deren sehr gutes Erziehungsbuch ich empfehlen kann, sagt, man soll von vorne herein gar nicht denken, dass man das Kind disziplinieren muss, dann läuft es gleich auf einen Machtkampf hinaus. Stattdessen soll man es so ansehen, dass man das Kind lehrt sich richtig zu verhalten. Zum Lernen gehören natürlich auch die Notwendigkeit zu Üben und Rückschritte und Schwierigkeiten usw, die man dann nicht als "Ungezogenheit" des Kindes auslegt, sondern als normalen Teil des Lernprozesses. Wenn Antonia also doch nochmal wieder die Blumen abrupft, dann sage ich mir: "Den richtigen Umgang mit den Blumen kann sie noch nicht, das müssen wir noch mehr üben." Dann muss ich auch nicht ärgerlich auf sie sein, denn es kann ja keiner was dafür, wenn er noch bisschen Üben muss.
