Da ich heute Abend arbeiten muss kriegt ihr das nächste Kapitel eben schon jetzt!
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Kapitel 37
Meine Augen reichten soweit, dass ich in die grimmigen Gesichter unserer Gegner blicken konnte. Im Prinzip unterscheideten sie sich kaum von unseren Männern. Sie trugen dieselbe Rüstung und strahlten die selbe Entschlossenheit aus. Während sich unsere Männer auf das grosse Feld jenweits der Mauer begaben und sich die Bogenschützen auf den Mauern sammelten, versuchte ich mir einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
Zum Glück hatte ich Zador gesagt, dass er in die Wälder laufen soll. Er und der Rest des Rudels hätten keine Chance gegen diese Übermacht aus Eisen und Stahl gehabt. Mein Blick suchte das Gelände ab, währenddem sich die Männer auf beiden Seiten formierten. Plötzlich bewegte sich etwas Kleines auf dem leeren Feld zwischen den beiden Fronten.
Ziegen stoben auseinander und ich erkannte, dass ein kleines Hirtenmädchen versäumt hatte, den Schutz der Mauern zu suchen. Verängstigt irrte sie zwischen den noch verharrenden Fronten umher und suchte nach einer Schutzmöglichkeit. Ich konnte das Entsetzen in ihren Augen sehen angesichts der bevorstehenden Schlacht.
"Lea, nicht!" rief Richard hinter mir noch und griff nach meinen Schultern. Doch ich schwang mit ohne zu zögern über die Zinnen. Mich aus dieser Höhe fallen zu lassen war kein Problem für mich. Ich dachte nur an das kleine Mädchen, liess den behindernden Bogen und die Pfeile auf dem Mauerdurchgang liegen und sprang.
Ich federte den Aufprall ab wie eine Katze und verschafte mir gleichzeitig einen Überblick über die Situation. "Mädchen, hierher!" rief ich und sah, wie sich eine kleine Gestalt zwischen den Reihen unseren Männern hindurch zwängte und auf mich zueilte.
Das Mädchen warf sich zitternd in meine Arme und klammerte sich um meinen Hals. "Keine Angst, es wird alles gut" murmelte ich. "Richard, ein Seil!" rief ich zur Mauer hinauf und Richard liess ein langes Seil zwischen den Zinnen hindurch zu uns runter gleiten. "Bogenschützen!" rief der Hauptmann und ich hörte, wie sich die Pfeile in den Sehnen spannten.
"Lauf zu deiner Mutter und bleib bei ihr, was immer auch passiert!" ermahnte ich das Mädchen. Ich band eine Schlinge um ihre Hüfte und rief Richard zu, er solle sie hochziehen. Langsam verschwand das Kind aus meinem Blickfeld. Es war in Sicherheit. Die feindliche Armee rückte indessen Richtung Stadt vor. "Schiesst!" brüllte der Hauptmann und hunderte Pfeile segelten durch die Luft über mir.
Die Armee Mezulaks rollte auf die Stadt zu. Die eisernen Schuhe der Rüstungen versanken im morastigen Grund und die Waffen klirrten. Die Sonne brach sich in den Harnischen und blendete mich. Das Tor war längst geschlossen und verbarrikadiert. Meine Finger krallten sich in das Mauerwerk, fanden aber keinen Halt. Unbewaffnet würde ich hier draussen keine Chance haben. Unsere Streitkräfte warfen sich dem Feind entgegen. Ich schloss die Augen und hörte nur, wie Metall auf Metall traf.
"So sieht man sich wieder!" hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich fuhr herum und blickte in ein mir verhasstes Augenpaar. Mezulak! Ich sah mich hektisch um. Niemand schien sich um ihn zu kümmern, zusehr waren die Männer damit beschäftigt, die feindlichen Kräfte am Vorrücken zu hindern. Mezulak nahm beinahe andächtig den Helm vom Kopf und grinste. "Ich habe doch gesagt, dass ich dich überall finden werde."
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