So, Fotos sind fertig, dann will ich euch mal schnell das nächste Kapitel liefern:
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Kapitel 36
Am Morgen nach der besagten Vollmondnacht war Richard besonders unruhig. Auch ich hatte kaum geschlafen, und doch sah ich, dass ihn noch etwas anderes bedrückte als die bevorstehende Schlacht. Er drehte sich zu mir um, streichelte sanft meine Schulter und seufzte, als er die Narbe an meinem Hals berührte. "Lea, ich muss dir etwas erzählen..."
"Meine verstorbene Frau... sie war eine Noctuidin. Dieses Volk hatte sich vor langer Zeit von allen anderen Menschen abgewandt. Und doch waren sie nicht böse. Und Elenis war etwas ganz besonderes. Ich heiratete sie, wir verliessen unsere jeweiligen Völker, sie dich gegenseitig so verachteten. Doch als sie und ihr Kind starben..."
"Ihr Bruder verlange einen Tribut für die Blutschande, die ich über seine Familie gebracht hatte. Er lebt im Irrglauben, dass das Kind nicht tot geboren sei und dass ich es irgendwo verstecken würde. Er sucht immer noch nach ihm. Es tut mir leid, dass du ihm begegnen musstest. Ich wünschte, damit wäre ein für alle mal Schluss und Elenis Geist würde nicht mehr belästigt werden durch den Wahn ihres Bruders."
Ich hörte ihm aufmerksam zu. Für einen Augenblick schien es, als würde er durch mich hindurch sehen, doch dann trafen seine Augen die meinen. In ihnen wiederspiegelte sich jene Liebe, die ich nie in Menschen zu finden geglaubt hatte. "Lea, falls wir das ganze hier überstehen sollten möchte ich, dass du mir als meine Frau zur Seite stehst. Ich möchte ein neues Leben beginnen - mit dir!"
Eine Woge nie dagewesenen Glücks durchströmte mich. Nichts lag mir ferner, als dem nicht zuzustimmen. "Doch erst haben wir noch eine Schlacht zu gewinnen!" flüsterte ich. "Ich will nicht, dass du kämpfst!" erwiderte Richard. "Noch eine Frau zu verlieren würde ich nicht verkraften!" "Meine Pfeile werden ihr Ziel auch von der Mauer aus finden!" sagte ich mit entschlossener Stimme und Richard nickte.
Schweigend machten wir uns fertig und gingen ins Dorf. Alle Männer, die imstande waren, eine Waffe zu führen hatten sich auf dem Dorfplatz versammelt. "Die Frauen und Kinder halten sich in den Häusern versteckt" murmelte mir Richard zu und ich nickte erleichtert. Gleichzeitig fühlte ich, wie mein Herz schwer wurde. Nun war es also soweit.
"Männer, hört meine Worte! Dies wird vielleicht unser letzter Tag sein auf Erden. Und doch, so ist es ein guter Tag! Wir kämpfen um unsere Freiheit, gegen die Unterjochung unserer Kinder! Der, der reinen Herzens ist wird immer als Sieger aus den Schlachten hervorgehen!" rief der Hauptmann über die Menge und die Männer hoben jubelnd die Schwerter, Streitäxte und Bogen.
Ich sah die Gesichter dieser Männer. Sie wussten genau, was bevorstand. Sie trugen das Wappen DeMarrs mit Stolz. Richard hatte sich ebenfalls mit einem Bogen bewaffnet. Ich wusste, dass er ein guter Schütze war und doch machte ich mir sorgen. Nebeneinander werden wir auf der Mauer stehen. Nebeneinander siegen oder untergehen.
Ich hatte noch nie über den Tod nachgedacht. Welchen Weg hatte die Grosse Göttin für mich bestimmt? Würde sie mich heute zu sich nehmen, in die Ewigkeit ziehen, aus dem es kein Zurück gab? Ich spähte in die Ferne und erkannte plötzlich noch winzige Gestalten am Horizont, die langsam näher kamen. "Sie kommen!"
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