Ruhigen Gewissens kann man eigentlich kein System empfehlen, jedes hat seine Macken, Probleme, Fallstricke und Tücken, auch das einst so hochgelobte MacOS ist mittlerweile mit diversem Problemen behaftet, die zwangsläufig auftauchen, sobald die Benutzerbasis und damit der Marktanteil einmal hoch genug ist. Auch die Besitzer von Mobilgeräten können mittlerweile ein Lied davon singen. Abgesehen von Linux habe ich mittlerweile in allen mehr oder weniger Erfahrung gesammelt und kann daher sagen, dass immer irgendwo Probleme auftauchen können.
Viele davon sind auch "hausgemacht", weil die Anwender entweder nicht die nötigen Kenntnisse haben oder aufgrund von Empfehlungen aus allen möglichen Quellen ihr System mit haufenweise Putz- und Tuning-Tools langsam machen, obwohl die Tools das Gegenteil versprechen. Manchmal ist es eben einfach zu viel des Guten, wenn gleich eine Handvoll Tools sich gegenseitig übertrumpfen will und an sich harmlose Cache-Daten, die für einen schnelleren Zugriff auf Fotogalerie und Co. sorgen sollen, jeden Tag gelöscht werden.
Windows 10 habe ich mittlerweile auch auf verschiedenen Rechnern ausprobiert, zum einen auf meinem Desktop (AMD Quadcore, 8 GB RAM, SSD), aber auch schon auf einem alten HP Business-Notebook von 2007 (Intel Core2Duo, 3 GB RAM, SSD). Erstaunlicherweise läuft sogar das alte Notebook sehr gut, Windows 10 fühlt sich mindestens so schnell an wie das WinXP damals auf der Festplatte, und es wird weniger Speicherplatz belegt als mit Windows 7. Treiberprobleme können natürlich immer mal auftauchen, aber die meisten Komponenten wurden einwandfrei erkannt (was wohl nicht funktioniert, ist der PCMICA-Slot, aber den braucht man heutzutage ja eigentlich nicht mehr).
Auf meinem Desktop habe ich Win10 mittlerweile ebenfalls ganz gut zum Laufen bekommen, auch da war es nicht ganz einfach, für meine alte Hardware (Drucker, Scanner etc.) passende Treiber zu finden, mit einigen Tricks aus dem Netz laufen diese aber mittlerweile. Windows 10 fühlt sich offenbar nur in einer UEFI-Umgebung mit GPT-Partitionen richtig wohl, im zuvor gewählten CSM-Modus mit MBR blieb das System oft nach dem Aufwachen aus dem Ruhezustand hängen, oder es traten andere Merkwürdigkeiten auf.
Mit der Win10-Oberfläche hatte ich so meine Probleme, aber das war schon zu Win7-Zeiten so, und daher bin ich froh, dass Tools wie ClassicShell weiterhin funktionieren. Es bedarf schon einiger Klimmzüge, um das System wirklich bedienbar zu machen, zumindest wenn man eben schon die alten Windows-Versionen gewohnt ist und die Bedienung in Fleisch und Blut übergegangen ist. Für Einsteiger und Leute, die eh nicht viel mit dem PC machen, sind die Kacheln und die auf die Grundfunktionen reduzierten Apps sicher ganz brauchbar, aber der große Vorteil ist ja, dass herkömmliche Windows-Programme weiterhin laufen, wenngleich manchmal auch nur im Kompatibilitätsmodus.
Man wird sehen müssen, wie sich die Datensammelwut von Microsoft in Zukunft auswirkt, und ob Windows-Updates die Datenschutzeinstellungen tatsächlich ungefragt ändern, aber eigentlich ist die Nach-Hause-Telefoniererei ja keineswegs neu, schon bei Windows XP gab es "XP Anti-Spy", mit dem man das abstellen bzw. zumindest einschränken konnte. Außer einem möglichst noch selbstkompilierten Linux ist man davor aber wohl bei keinem anderen System besser geschützt als mit Windows.
Einige Dinge in Win10 gefallen mir sehr gut, z. B. der umfangreichere Taskmanager, verbesserte Kopier-Dialoge, anderes hingegen schmeckt mir nicht, wie das Wirrwar mit den "Einstellungen" und der Systemsteuerung - man muss eigentlich immer in beiden suchen, um eine bestimmte Option zu finden, manches ist noch doppelt gemoppelt, andere Dinge wurden kastriert, wie z. B. die weiterführenden Informationen zu neuen Windows-Updates - hier erfährt man mittlerweile nicht einmal mehr die Downloadgröße. Es ist also wie bei jeder neuen Version erst einmal eine Menge einzustellen, und man muss einiges neu lernen, aber zumindest ist Microsoft dabei, die Kinderkrankheiten auszubügeln, vielleicht wird ja doch noch etwas draus...