Fotostory *FS* Wenn das Liebe ist...*FS abgeschlossen / Bilder fehlen*

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Wow das KApitel war super...auch wenn mir das mit Ben nicht s0o gefällt ich bin eindeutig für Darion und ich bin auch der Meinung dass sie langsam nun wirklich mal zusammenkommen sollten ;) das tut einem ja in der Seele weh!!!! Also sei nicht so grausam nd lass sie ihr Glück finden ;) in der Ehe mit Ben wäre sie nur unglücklich, ganz einfach weil sie ihn nun mal nicht liebt!!

LG Jule
 
Oh nööööö, sie darf Ben doch nicht heiraten xD Obwohl ich ehrlich gesagt denke das es soweit nicht kommen wird. Mensch haben sie jetzt ein Salat xD Julei sagt sie liebt Ben obwohl es gar nicht stimmt, Dario hört es und ist deshalb so abweisend zu ihr, und sie will Ben heiraten weil sie denkt das Dario sie nicht liebt. Ist das vielleicht kompliziert XD
Ben ist aber auch so ein komischer... :D Das alles nur um Julie eifersüchtig zu machen? Da spielt er ihr den hengst vor obwohl er eigentlich gar keiner ist. Nur um sie eifersüchtig zu machen. Aber dass er vielleicht mal daran denkt deswegen alles kaputt machen zu können, das kommt nicht in Frage. Ach gottchen xD
Die Bilder waren mal wieder richtig richtig klasse. Ich fands grandios wie du die verzweiflung von Julie auf den Bildern dargestellt hast. Überhaupt hat mir das ganze Kapitel hammagut gefallen. Und der Text war natürlich wie immer super :)
 
Juhu, endlich ist es mal weitergegangen! Ich muss aber zugeben, dass ich ein ganz klein wenig raus bin aus der Story und darum diesmal gar nicht so viel schreiben kann. Also, das Kapitel hat mir sehr gut gefallen, besonders die Bilder und ich bin superfroh, dass Ben lebt. Aber warum will Julie ihn heiraten? Sind die beiden denn bekloppt? Was soll das? Er weiß, dass sie ihn nicht liebt und ich mag es überhaupt nicht, dass er ihr so ergeben ist. Mensch Ben, was bist du denn für ein Mann?! :scream: Und Julie liebt ihn nicht, warum also heiraten? Um ihm ihr Leben zu schenken? Mensch Julie, wie naiv bist denn du?! :scream::scream: Ach Gottchen, was für ein Verwirrspiel. Erinnert mich an Shakespeare. :lol: Dario ist doch doof, dass er Julie so ausweicht, aber ich kann ihn total verstehen, das hätte ich an seiner Stelle wohl auch getan. Ich hoffe, die beiden können sich bald mal ihre Liebe gestehen, das hält ja keiner aus! *g*
Ein klitzekleiner Punkt:
Sie musste einfach aus dieser Umgebung raus. Das Blut verbreitete einen Übelkeit erregenden, metallischen Geruch und der Widerling, der diese schreckliche Situation zu verantworten hatte, lag immer noch in einer Ecke rum. Er zog Julianna mit sich hoch und führte sie aus der Hütte.
Das klingt so, als würde "der Widerling" Julianna aus der Hütte ziehen. ;)

Ich hoffe, dass diese desaströse Hochzeit verhindert wird!!! :D

*knutsch*
 
@Innad: Ja, dass ihr alle geglaubt habt, dass Ben tot ist, hat mich im ersten Moment total irritiert. Für mich war ja klar, dass er lebt *g* Aber im Nachhinein hat es mich echt gefreut, dass ihr alle in die Irre geführt worden seid und hab eure Kommentare genossen :lol:. Es war nur verdammt schwierig, darauf geeignete Antworten zu finden ;)
Tja, momentan ist echt noch nicht so ganz abzusehen, mit wem Julianna am Ende glücklich wird. Und sie muss auf jeden Fall noch ganz schön leiden, mal sehen, ob sie überhaupt glücklich wird? Höhö, ich weiß es ja, aber noch verrate ich nix *g*

@Litttle Cat: Ich glaube, du hast dich vertan :naja: Hast mir gleich zwei Beiträge geschrieben ;). Aber es freut mich natürlich, dass dir das Kapitel gefallen hat

@Mary-Luis: Hehe, jaaa, Ben war sehr aufgeregt *g* Schön, dass das auch richtig rübergekommen ist und dir das Kapitel gefallen hat :)

@Suki87: Ja, tut mir leid, dass ihr so lange bangen musstet ;). Dass Ben sein Leben riskiert hat, stimmt zwar, aber ich glaube, Dario hätte das gleiche getan. Und meinst du echt, dass sie Ben nehmen sollte, wenn sie ihn nicht liebt? Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja noch und sie erkennt, dass sie in Wirklichkeit schon immer Ben geliebt hat? Ich finde es auf jeden Fall sehr süß, wie sehr du dich für Ben einsetzt :lol:. Ich glaube, wenn er das hören könnte würde er sich sehr freuen *g*

@TheSupersim: *g* Ja, so schnell geht das bei mir leider nicht ;) Und vielleicht kommt sie ja auch doch noch richtig mit Ben zusammen? Wer weiß das schon... ;)
Aber du hast vollkommen recht. Wenn sie ihn nicht liebt, kann sie mit ihm nicht glücklich werden. Und eine Ehe sollte auch nicht unter solchen Voraussetzungen geschlossen werden. Aber ich glaube, sie verschließt sich da etwas vor logischen Argumenten und lässt nur ihr schlechtes Gewissen sprechen... Naja, mal abwarten. Auf jeden Fall danke für deinen Kommi! Es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat :)

@Rosegirl: Hehe, du hast die Situation sehr schön analysiert. Genauso ist es und tja, mal sehen wie sich dieses Wirrwarr wieder auflöst und ob es das tut. Du glaubst also nicht, dass es zur Hochzeit kommt. Hmm, ich kann da jetzt weder widersprechen noch zustimmen. Wird man ja alles im Laufe der nächsten sechs Kapitel sehen. Und mit Ben hast du vollkommen recht. Er wollte sich halt ein bisschen interessanter vor ihr machen, hat aber überhaupt nicht richtig nachgedacht. Und irgendwann war es dann zu spät, um noch die Kurve zu kriegen. Vollkommen bescheuert, aber manche Männer sind halt so. Muss irgendein Urgen in ihnen sein :lol:
Und für deine Komplimente danke ich dir einfach nur mal. Ich freue mich da riesig drüber und bin froh, wenn euch die Kapitel gefallen!

@Tintenklecks, unmotiviertes: Ja, ich hab mir schon gedacht, dass der Einstieg nicht so leicht wird. Deswegen hab ich auch kurz die Zusammenfassung an den Anfang geschrieben, aber das Gefühl für die Story muss sich natürlich trotzdem erst wieder einstellen. Das geht mir genauso. Ich musste auch teilweise nochmal nachlesen, wie bestimmte Sachverhalte denn jetzt genau waren.
Ich denke, dass die beiden total bescheuert sind! Das muss man sich mal vorstellen: Er will sie heiraten, weil er sein Leben unbedingt mit ihr verbringen will, auch wenn sie dabei immer an einen anderen Mann denkt. Und sie will ihn heiraten, weil sie Schuldgefühle hat und meint, dass sie ihm als Dank für die Riskierung seines Lebens ihr eigenes schenken muss :eek: Total bekloppt, echt. Die einzige Lösung wäre wohl wirklich, wenn Dario ihr mal seine Liebe gesteht. Aber er zieht sich ja zurück und schmollt. Und selbst wenn er es tun würde, könnte sie es vermutlich nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, Ben eine Absage zu erteilen. Tja, es wird auf jeden Fall noch sehr spannend. Vielleicht heiratet sie Ben, vielleicht auch nicht. Hach, ich würde so gerne schon alles verraten, aber dann würde ich mir ja selbst den Spaß nehmen. So Unklarheiten, wie du sie angeführt hast, hab ich übrigens meiner Meinung nach im neuen Kapitel total oft. Ich weiß auch nicht so recht, wie ich das verhindern soll, es stehen jetzt überall die Namen da, aber das finde ich auch recht unschön. Mal gucken, ob ich da in Zukunft noch einen Weg finde, das zu vermeiden oder zu verbessern. *knuddel*

LG Kuona
 
:hallo:Huhu Kuona!
Es freut mich sehr das du weiter machst mit deiner fs... Ich hab mich richtig gefreut als ich deine Pn gesehen habe.... Das Ben nicht tot ist finde ich echt klasse und das er ihr alles sagt auch.... Ich bin doch sehr gespannt für wen sie sich entscheidet.... Die Bilder sehen spitze aus und passen sehr gut zum text..... Ich hoffe du machst bald weiter ja....
Lg Rama
 
Hui ich meld mich hier mal *Stiller Leser war*
Ich find deine Story echt supppppper und die Bilder *schwärm* Mich erstaunt es wie du dich ausdrückst das ist sehr ähm.....gefühlsnah?!?realistisch?!? ^^

Mach bitte schnell weiter xD
*auf Happy End hofft*

See ya =)
 
@Rama79: Ja, das war ja echt nicht mehr schön, wie ich hinterhergehinkt hab mit den Updates. Hat ein bisschen über zwei Monate gedauert, aber jetzt hoffe ich, wieder ein bisschen schneller weitermachen zu können (hab ein bisschen was vorgeschrieben) und so lange geht die FS ja auch nicht mehr. Ich finde es auch gut, dass Ben mal mit der Sprache rausgerückt ist (und sterben lassen hätte ich ihn gar nicht können ;) dafür hänge ich doch viel zu sehr an ihm). Ich bin auch schon gespannt, für wen sie sich entscheidet ^^ Aber ich denke auch, dass die Hochzeit keine gute Idee ist, selbst wenn sie sich jetzt für Ben entscheidet. Naja, wir werden es sehen ;). Es freut mich, dass es dir gefallen hat!

@Litttle Cat: Ist ja nicht so schlimm ;)


Kapitel XXV – Der falsche Bräutigam

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Nach zwei Wochen wurde Ben aus dem Krankenhaus entlassen und Julianna war froh darüber. Sie hatte ihn täglich besucht, weil sie das Gefühl hatte, dass es sich so gehörte. Schließlich war sie jetzt seine Verlobte. Das Wort löste jedes Mal ein unangenehmes Magengrummeln in ihr aus und sie hatte sich schon mehrfach geschworen, die ganze Sache einfach zu beenden. Ben zu sagen, dass sie ihn unmöglich heiraten konnte. Es fehlte die Liebe, es fehlten die körperlichen Zärtlichkeiten, es fehlte einfach alles. Sie fühlte sich so unwohl wie schon lange nicht mehr. Auf ihre Bitte hin hatte er den anderen noch nichts gesagt, aber sie wusste, dass der Tag kommen würde, an dem sie es Olivia, Carolina und vor allem Dario mitteilen musste. Die Treffen zwischen ihr und Ben waren stets verkrampft gewesen. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass er zu viel von ihr erwartete. Sie wusste, er würde sie gerne einmal küssen, oder eventuell sogar mehr. Aber er hatte sich tapfer zurückgehalten und sich ihr nicht genähert. Trotzdem hatte sie jede Geste, jede flüchtige Berührung als einen Annäherungsversuch empfunden, den sie abwehren musste. Er war nicht glücklich mit dieser Situation und sie war es auch nicht.

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Aber jedes Mal, wenn sie versucht hatte, ihm zu sagen, dass sie ihn nicht heiraten konnte, hatte sie der Mut verlassen. Auch wenn er nicht glücklich über die gegenwärtige Situation war, so freute er sich doch unheimlich auf die Hochzeit und plante schon eifrig. Und mit jedem Wort wurde es Julianna elender zumute. Wenn sie abends im Bett lag, überrollte die Panik sie schier. Und sie hatte furchtbare Angst vor dem nächsten Tag, wenn sie ihn wieder besuchen musste und wieder verkrampfte Unterhaltungen führen würde. Zumindest das war jetzt vorbei. Sie stand vor dem Krankenhaus und wartete auf Ben. Er musste noch die Entlassungspapiere unterschreiben, aber dann konnte er endgültig gehen. Seine Verletzung war ordentlich verheilt und auch die Gehirnerschütterung war auskuriert. Eigentlich hätte alles toll sein können. Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass sie verlobt waren. Müde lehnte sie sich an die Wand. Sie fühlte sich schrecklich. Als würde sie Ben etwas vorspielen. Dabei wusste er ja, wie es um ihre Gefühle bestellt war. Plötzlich hatte sie das dringende Bedürfnis zu weinen. Wenn sie in einer normalen Familie bei ihrer Mutter und ihrem Vater aufgewachsen wäre, würde sie jetzt vermutlich zu ihnen fahren und sich gründlich ausheulen.

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Ihre Mutter würde ihr den Rücken tätscheln und etwas wie "Egal was du machst, Hauptsache du bist glücklich!" sagen und ihr Vater würde anbieten, einmal zu Dario zu fahren und ihn gründlich durchzuprügeln, weil er nicht erkannte, was für ein Juwel seine Tochter war. Dario benahm sich überhaupt sehr gemein ihr gegenüber. Er redete kaum mit ihr, wenn sie anrief. Er ließ sich verleugnen und er nahm von sich aus keinen Kontakt auf. Wenn sie darauf bestand, dass er mit ihr redete, reagierte er genervt und war unterschwellig aggressiv. Einmal hatte er ihr sogar vorgeworfen, dass sie einen Helferkomplex hätte, weil sie jeden Tag zu Ben fuhr. Er hatte so wütend ausgesehen, dass sie beinahe Angst vor ihm bekommen hatte. Über Tristan und die Geschehnisse redete niemand aus der Clique. Es war, als hätten sie ein stillschweigendes Abkommen getroffen, dieses Thema nie wieder zu berühren. Dafür war sie dankbar, aber das stumme Verständnis ihrer Freunde machte ihre momentane Situation irgendwie noch schlimmer. Sie wollte ihnen ihre Freundschaft nicht mit Lügen danken. Nur Olivia war zu ihr gekommen. Julianna hatte ihr in allen Einzelheiten berichtet, was geschehen war und sie hatten zwei Stunden miteinander geweint. Danach redeten auch sie nicht wieder darüber.

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Momentan rechnete sie jeden Tag damit, dass Anette wie eine wutschnaubende Bulldogge anrufen oder vorbeikommen würde. Aber von dieser Seite der Familie kam glücklicherweise keine Reaktion, auch wenn sie es schon längst erfahren haben mussten. Sie seufzte auf und sah in den Himmel. Würde in diesem Augenblick jemand vorbeikommen und sie mitfühlend ansprechen, dann würden ihre Dämme brechen. Egal wer es war, sie würde sich in seinen Arm werfen und wie ein kleines Kind weinen. Aber es kam niemand. Und kurz darauf schämte sie sich auch schon wieder für ihre Gedanken. Es war nicht das Ende der Welt, Ben zu heiraten und im Grunde genommen hatten schon viele Paare wegen sehr viel schlechteren Gründen geheiratet. Und sie liebte Kinder genau wie er. Mit ihm könnte sie welche haben. Er wäre ein guter Vater. Jünger wurde sie schließlich auch nicht und außer Ben hatte auch noch nie ein Mann Interesse an ihr gezeigt. Olivia war der Männermagnet von ihnen und Julianna war das eigentlich auch recht. Nur ab und zu kam der Neid in ihr durch, den sie aber sofort unterdrückte. Die Schiebetüren glitten mit einem Sirren auf und Ben trat nach draußen. Er sah sich suchend um und sie drückte sich von der Wand ab.
"Hier bin ich!", rief sie und er drehte sich lächelnd zu ihr um.

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"Schön, dass du gewartet hast", entgegnete er und nahm sie in den Arm. Sofort versteifte sie sich, aber er schien das nicht zu bemerken.
"Ich liebe dich, weißt du das?", murmelte er in ihr Haar und sog dann ihren Duft ein. "Du riechst so gut", nuschelte er, und Julianna hätte ihn am liebsten von sich weggestoßen.
"Ähm, ja. Das ist mein Shampoo", stotterte sie und löste sich von ihm. Er grinste sie frech an und nahm ihre Hand.
"Ach ja? Dann musst du mir sagen, wo du das kaufst, damit du nie wieder ein anderes benutzt."
Sie wusste, dass es ein Scherz sein sollte, aber seine Nähe nahm ihr die Luft zu atmen und die gesammelte Spannung der letzten beiden Wochen brach sich Bahn.
"Versuchst du jetzt etwa schon, mein Leben zu bestimmen? Wenn das so ist, lassen wir das alles lieber!", fuhr sie ihn an und empfand sofort heftige Reue, weil er sie so treuherzig ansah und weil sie sich wünschte, dass er die Sache wirklich beenden würde.
"Natürlich nicht", entgegnete Ben. "Tut mir wirklich leid, das sollte doch nur ein Witz sein."
"Ha ha, selten so gelacht", murmelte Julianna und wusste genau, dass sie verdammt unfair war. Wieder einmal war ihr zum heulen zumute.

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Am liebsten wäre sie kreischend davongelaufen und hätte sich ihre Gefühle aus dem Leib geschrieen. Aber sie tat es natürlich nicht und lächelte nur schmallippig, während sie zu ihrem Auto ging. Während der Fahrt plapperte Ben unaufhörlich vor sich hin. Hatte sie manchmal gedacht, Olivia keine Sekunde länger ertragen zu können, so wusste sie jetzt, dass es noch eine Steigerung gab: Einen verliebten Mann. Es war einfach furchtbar. Irgendwann zwischen der Auswahl der geeigneten Blumenmädchen und einer detaillierten Aufführung der Familiengeschichte Bens, die natürlich bedacht werden musste, damit man nicht die falschen Personen nebeneinander setzte, klinkte sie sich geistig aus. Zum Glück schien er ähnlich wie Olivia mit gelegentlichem "Hm" und "Meinst du?" zufrieden zu sein. Sie schreckte erst wieder auf, als er eine längere Zeitspanne ruhig war. Mit einem flüchtigen Blick zur Seite sah sie, dass er offensichtlich auf eine Antwort von ihr wartete.
"Tschuldigung, was hast du gesagt?", fragte sie schnell und Ben lächelte.
"Ich meinte nur, dass wir es so langsam mal den anderen sagen sollten. Ich meine, wir müssen ja auch noch Trauzeugen festlegen und ich für meinen Teil würde gerne Dario nehmen."

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Julianna starrte ihn an. "D-dario?", fragte sie stotternd und wäre beinahe auf die Gegenspur gefahren. Schnell korrigierte sie den Kurs wieder und wartete geduldig und diesmal aufmerksam, während Ben ihr die Vorteile von Dario als Trauzeugen aufzählte. Sie musste zugeben, dass er Recht hatte. Dario kannte sie beide, war verlässlich und freundlich. Sie waren befreundet und würden das wohl auch noch lange bleiben und wenn Probleme bestünden, würden sie sich beide voll und ganz auf ihn verlassen können, was Verschwiegenheit und Mitgefühl anging.
"Oder hättest du etwas dagegen?", schloss Ben seinen Bericht und sie überlegte einen Moment. Im Grunde bestand wirklich kein Grund, Dario nicht als Trauzeugen zu nehmen. Nichts, außer ihrer Liebe zu ihm. Fast hätte sie gelacht. Das bot wirklich Stoff für eine schlechte Fernsehserie: Eine Braut, die den Trauzeugen ihrem Bräutigam vorzieht.
"Nein, es ist schon okay, wenn du ihn nimmst", sagte sie schließlich. Sie hatte sich geschworen, Ben niemals unnötig zu verletzen. Er wusste, dass sie Dario liebte, aber das musste sie ihm nicht auch noch ständig unter die Nase reiben.

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Also war es wohl das Beste, so zu tun, als hätte sie keine Gefühle. Wie eine Puppe. Und eine Puppe hätte mit Sicherheit keinerlei Einwände gegen welchen Trauzeugen auch immer gehabt.
"Und an wen hast du gedacht?", wollte Ben wissen und riss sie wieder aus ihren Gedanken.
"Olli", sagte Julianna einsilbig. Auf keinen Fall würde sie zugeben, dass sie bis eben grade noch keinen Gedanken an Trauzeugen verschwendet hatte. Aber Olivia wäre ohnehin immer und überall ihre erste Wahl und daher war es keine allzu große Lüge. Das hoffte sie jedenfalls.
"Und sagen wir es ihnen heute?", bohrte er weiter und sie musste schlucken. Es war klar, dass sie es nicht ewig herauszögern konnte. Also nickte sie stumm und sah aus den Augenwinkeln, dass er sich strahlend im Sitz zurücklehnte.
"Hervorragend", sagte er und dann fuhr er mit seinen endlosen Ausführungen über die Hochzeit, seine Familie und alle nötigen Planungen fort. Dankbar schaltete Julianna ihr Gehirn wieder aus und fuhr den Rest des Weges schweigend weiter.

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Nachdem sie Ben vor seinem Haus abgesetzt hatte, verabredeten sie, dass sie am Abend mal wieder ins Digital Clock gehen würden. Dort waren sie schon lange nicht mehr gewesen und es wäre der passende Ort für ihre "tollen Neuigkeiten", wie Ben sich ausdrückte. Sie war ausgestiegen, um sich von ihm zu verabschieden und er kam lächelnd auf sie zu.
"Du hast mich zu einem sehr glücklichen Mann gemacht", sagte er und ihre Kehle schnürte sich zu. Wie konnte sie ihm sagen, dass sie ihn nicht heiraten wollte, wenn er solche Dinge zu ihr sagte? Sie durfte ihn nicht verletzen, er hatte ihr doch das Leben gerettet! Sein Gesicht kam ihrem immer näher und sie zwang sich dazu, ihn dieses Mal zu küssen. Es ging nicht. Im letzten Moment drehte sie ihren Kopf zur Seite und seine Lippen landeten auf ihrer Wange. Er sah sie stirnrunzelnd an und sie stieg schnell wieder ein.
Wir sehen uns dann heute Abend im Digital Clock", sagte sie. "Ich freue mich schon drauf!"
Den letzten Satz hatte sie mit voller Absicht hinzugefügt und er erzielte die gewünschte Wirkung. Bens Argwohn schwand und er lächelte wieder glücklich.
"Ja, ich mich auch!", rief er ihr hinterher, aber sie ließ den Wagen schon losrollen.

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Die Zeit bis zum Abend verbrachte sie mit sinnlosen Grübeleien. Seit Olivia ausgezogen war, gab es in ihrem Haus nicht mehr viel zu tun. Es war immer aufgeräumt, immer sauber, und Julianna sehnte sich fast wieder jemanden herbei, der ein solches Chaos hinterlassen würde wie ihre Freundin. Dann hätte sie wenigstens etwas zu tun und keine Zeit nachzudenken. Als es dann Zeit wurde loszufahren, wäre sie am liebsten einfach zuhause geblieben. Ihr graute davor, die Verlobung offiziell zu machen. Das würde die ganze Sache bekräftigen und sie hätte keine Möglichkeit mehr, sich selbst einzureden, dass das alles nur ein böser Traum war. Und dabei gab es doch eine einfache Lösung. Sie musste Ben nur sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte. Unwillkürlich stieg sein Bild in ihr auf, wie er auf dem Boden lag und sie schämte sich zutiefst. Er hatte alles für sie riskiert und sie verwehrte ihm diesen einfachen Wunsch. Sie war es ihm schuldig, sich verdammt noch mal zusammenzureißen. Julianna straffte ihre Schultern und ging entschlossen zu ihrem Auto. In dieser Situation war kein Platz für Selbstmitleid.

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Als sie in ihrer Stammkneipe ankam, waren ihre guten Vorsätze schon fast wieder verschwunden. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Ihre Meinungen und Gefühle wechselten momentan von einer Sekunde auf die andere. Mal Hü und mal Hott. Ich weiß nicht, was ich will, dachte sie sich und seufzte zum gefühlten 247598383975. Mal, seit sie sich mit Ben verlobt hatte. Sie zwang sich, auf die Tür zuzugehen und betrat das Lokal. Als sie ihren Blick schweifen ließ, stellte sie fest, dass ihre Freunde bereits alle da waren. Da saß Olivia, die wie üblich wild gestikulierte und am lautesten von allen sprach. Neben ihr saß Mirko, der sie mit einem milden Lächeln betrachtete. Julianna wurde warm ums Herz. Mirko war wirklich die perfekte Wahl für Olivia. Er war so ruhig, wie sie lebendig war, und ertrug ihre Launen besser als jeder andere Mensch, den sie kannte, ohne dabei immer nachzugeben. Er hatte einen guten Einfluss auf Olivia. Ben saß neben Carolina, die so glücklich wie nie zuvor aussah und eine Hand auf ihren Bauch und die andere auf Jostas Arm gelegt hatte. Er schien ungeduldig zu warten und von Zeit zu Zeit glitt ein glückliches Lächeln über sein Gesicht. Sie konnte sich vorstellen, dass er es kaum noch erwarten konnte, endlich mit der Sprache rauszurücken.

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Das Herz wurde ihr schwer. Alle schienen so glücklich zu sein, während sie sich so miserabel fühlte. Ihr Blick glitt weiter zu Dario. Er war der einzige, der nicht strahlte. Er hatte die Arme verschränkt und sah missmutig auf seine Schuhspitzen. Als hätte er ihren Blick bemerkt, sah er kurz auf und hielt sie gefangen. Sie konnte nicht wegsehen. In diesem Moment kam es ihr so vor, als ob nur sie beide in diesem Raum wären. Die laute Musik verstummte und den Rauchgeruch nahm sie nicht mehr wahr. Sie sahen sich einfach nur an und Julianna hätte heulen können. Sie wusste nicht, was sie getan hatte, um ihn so wütend zu machen, aber sie wusste, dass er noch dazu todunglücklich aussah. Am liebsten wäre sie zu ihm hingelaufen und hätte ihm seinen Kummer weggeküsst. In diesem Moment entdeckte sie jemand und rief ihren Namen. Wer aus der Gruppe es war, wusste sie nicht und sie brauchte einen Moment, um wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden. Als sie das nächste Mal zu Dario sah, blickte er demonstrativ in eine andere Richtung. Langsam ging sie auf ihre Freunde zu und sah dann Ben an, der aufgesprungen war und ihr strahlend entgegensah. Seit sie sich verlobt hatten, hatte sie ihn selten anders als strahlend, lächelnd oder lachend gesehen. Er schnappte sich ihren Arm und zog sie zu sich hin.

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"Da Julie ja jetzt endlich da ist, kann ich es euch ja sagen", begann er, und Carolina grummelte: "Na endlich, du hast uns ja auch lange genug auf die Folter gespannt."
Die anderen – außer Dario – lachten, Ben musste offenbar schon verschiedene Andeutungen gemacht haben. Seltsamerweise war es ihr egal. Ihre Gedanken hingen immer noch bei Dario.
"Also", lenkte Ben wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich, "Julietta und ich haben beschlossen, dass wir heiraten wollen."
In der Runde wurde es totenstill. Und dann brach ein Tumult aus, wie sie ihn nie erwartet hätte. Carolina sprang kreischend auf und umarmte erst Ben, dann Julianna. Olivia rief die ganze Zeit in einer Dauerschleife: "Ich hab ja gar nichts mitbekommen, wie toll für euch!"
Dabei hüpfte sie unablässig auf und ab und bemerkte Mirko scheinbar gar nicht, der ihr eine Hand auf den Arm gelegt hatte, um sie zu beruhigen, und seine Glückwünsche über ihr Geplapper hinweg zu überbringen versuchte. Josta hatte eindeutig Tränen in den Augen und Julianna nahm an, dass sie wohl insgeheim immer noch ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, dass sie so getan hatte, als sei sie Bens Freundin. Jetzt war sie vermutlich froh, dass Ben und Julianna trotzdem "zueinander gefunden" hatten.

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Olivia fiel ihr jetzt um den Hals und hüpfte dort weiter auf und ab, so dass sie von dem Gerüttel langsam Kopfschmerzen bekam. Sie sah zu Dario herüber. Er war aufgesprungen und sah sie eindeutig geschockt an. Als er ihren Blick bemerkte, verschränkte er die Arme und bekam einen wütenden Gesichtsausdruck.
"Meint ihr wirklich, dass das eine gute Idee ist?", fragte er ruppig und augenblicklich wurde es wieder still in der Gruppe. Alle starrten ihn an und auch Olivia ließ Julianna los und drehte sich langsam zu ihm herum. Die Blicke der anderen waren eindeutig missbilligend und es war Ben, der die Situation entschärfte.
"Na, gerade du musst dir aber eine andere Denkweise zulegen. Ich wollte dich gerne zu meinem Trauzeugen machen, wenn du einverstanden bist."
Das Seufzen der Frauen machte klar, dass sie es allesamt für eine große Ehre hielten. Aber Dario sah gar nicht glücklich darüber aus. Im Gegenteil, er schien noch wütender als vorher zu sein.
"Willst du das auch?", fragte er Julianna barsch und es war das erste Mal seit diesen zwei Wochen, dass er sich von sich aus direkt an sie wandte.

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"Ich… ähm ja, natürlich", stammelte sie und sah verlegen zu Boden. "Es wäre mir eine Ehre."
"Dann mache ich es", sagte er mit tonloser Stimme. "Auch wenn ich es nicht gut finde, dass ihr so schnell heiraten wollt. Aber bitte, es ist euer Fehler, nicht meiner. Ich muss jetzt gehen, muss morgen früh raus"
Mit diesen Worten schnappte er sich seine Jacke und bahnte sich seinen Weg durch die Freunde. Er rempelte Julianna an, schubste sie regelrecht gegen Ben, aber sie sah nicht auf. Hätte sie es getan, hätte sie für nichts mehr garantieren können. Und sie wollte nicht, dass sie Ben auch noch so unnötig blamierte.
Als Dario gegangen war, fingen alle an, wild durcheinander zu schnattern. Sein Abgang wurde heiß diskutiert und so ziemlich jeder war der Meinung, dass er ganz schön unverschämt gewesen war und sich entschuldigen sollte. Julianna hörte nicht richtig zu. Sie saß einfach nur da, ließ es zu, dass Ben einen Arm um sie legte und versuchte nicht so traurig auszusehen, wie sie war. Sie war eine glückliche Braut, redete sie sich ein und brachte tatsächlich ein verkrampftes Lächeln zustande.

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Wenn sie angesprochen wurde, nickte sie höflich, murmelte ein paar nichts sagende Worte und überließ es ansonsten Ben zu reden. Gegen Mitternacht löste sich die Runde endlich auf. Carolina meinte, dass sie seit der Schwangerschaft dauermüde sei und die anderen waren ebenfalls einverstanden, zu gehen. Mirko wollte auch den Babysitter für Esther nicht zu lange in Anspruch nehmen. Als sie aufstanden, nahm Olivia Julianna kurz beiseite.
"Kommst du morgen mit mir in die Stadt?", fragte sie und als Julianna zögerte, fügte sie entrüstet hinzu: "Nun hör mal, du wirst bald heiraten. Als deine beste Freundin habe ich erstens ein Recht darauf, alle Informationen aus erster Hand zu bekommen und zweitens, dich in jeden Laden für Brautmoden zu schleppen, den es in dieser verdammten Stadt gibt. Es bleibt also dabei, ja? Morgen um 12?"
Julianna gab sich geschlagen und nickte, während Olivia strahlte und sich bei Mirko einhakte.

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Als Julianna nach draußen in die kühle Nachtluft trat, atmete sie erst einmal tief durch. Eine kühle Brise strich ihr durch das Haar und sie genoss das Gefühl, wie die Kälte ihre Kopfhaut prickeln ließ. Die Tür schlug hinter ihr zu und dämpfte die Geräusche aus der Kneipe. Die bohrenden Kopfschmerzen, die sich mit der Zeit eingestellt hatten, ließen jetzt nach und wandelten sich in ein erträgliches Pochen um. Sie winkte Olivia noch nach und drehte sich dann in Richtung Tür, um auf Ben zu warten. Es war seltsam, dass sie jetzt eine Einheit bildeten und wie selbstverständlich gemeinsam den Heimweg antraten. Sie fragte sich, wie es wohl werden würde, wenn sie gemeinsam in einem Haus lebten. Irgendwie konnte sie sich das nicht so richtig vorstellen. Ben trat heraus und sofort lächelte er wieder sein unvermeidliches strahlendes Lächeln, als er sie sah. Julianna war nur noch genervt.
"Ich hab Kopfschmerzen und fahre lieber direkt, okay?", sagte sie und fühlte sich schlecht, als sich sowohl Sorge als auch Enttäuschung in seinem Gesicht abzeichneten.
"Ist alles okay?", fragte er dann und sah sie aufmerksam an. "Du wirkst so abwesend und unglücklich. Hat es etwas mit mir zu tun?"

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Sein Blick war so ängstlich, dass sie ihm einfach nicht die Wahrheit sagen konnte. "Ja!", wollte sie schreien, wollte ihm entgegenschleudern, dass sie sich bedrängt fühlte, dass sie nicht mehr wollte. Sie wollte ihn verletzen, damit er sie in Ruhe ließ. Damit er keine Gefühle mehr für sie hatte. Aber sie tat nichts von alledem und legte ihm stattdessen noch beruhigend eine Hand auf den Arm.
"Nein, es ist alles in Ordnung", log sie und dann flüchtete sie in ihren Wagen. Es war ihr selbst unbegreiflich, warum sie alles an ihm ablehnte. Selbst kleine Gesten, die sie früher überhaupt nicht gestört hätten, wurden jetzt zum Problem. Sie fuhr auf dem kürzesten Weg nach Hause und schloss erleichtert die Haustür hinter sich ab. Hier war sie wieder in ihren vier Wänden, in ihrem zuhause. Hier war kein Ben, keine Olivia, kein Dario. Keine Verpflichtungen und keine Erwartungen. Hier war nur sie. Julianna ging mit leichten Schritten in die Küche. Ihre Kopfschmerzen waren wie weggeblasen und sie fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag wirklich frei. Dann sah sie, dass ihr Anrufbeantworter wild blinkte und ihre Hochstimmung sank. Mit klopfendem Herzen musste sie daran denken, dass sie im Grunde ja längst einen Anruf von Anette erwartet hatte. Wollte sie es überhaupt hören?

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Bevor sie es sich anders überlegen konnte, drückte sie auf den Knopf zum Abspielen der Nachricht. Die Stimme war eindeutig nicht die von Anette.
"Julie, ich… Also es tut mir leid, wie ich mich im Digital Clock verhalten habe. Ich hätte euch keine Vorwürfe machen dürfen und wenn, hätte ich sie ruhiger anbringen müssen. Ich… ich möchte, dass du weißt, dass ich mich für dich freue. Wenn du glücklich bist, ist es auch für mich in Ordnung und ich wünsche euch viel Glück. Das wollte ich dir nur sagen. Ja, dann lege ich auch mal wieder auf…" Eine Weile herrschte Stille und dann kam noch ein "Ach so, ich war's, Dario" hinterher. Ein wehmütiges Lächeln spielte um Juliannas Mundwinkel. Er freute sich für sie – wie schön. Sie konnte sich leider gar nicht darüber freuen. Und so langsam hatte sie die Schnauze voll von Männern. Sie ging nach oben und legte sich angezogen in ihr Bett. Auch die Zähne putzte sie nicht mehr. Sie hoffte nur, dass sie möglichst schnell einschlafen würde, damit dieser schreckliche Tag endlich ein Ende nahm.

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Tatsächlich fühlte sie sich einigermaßen erholt, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Nur der Gestank ihrer Klamotten nach Rauch und der übel schmeckende Belag auf ihrer Zunge trübte ihre Laune. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie sich mit Olivia verabredet hatte, um nach Brautmode Ausschau zu halten und ihre Stimmung erreichte einen neuen Tiefpunkt. Schon normales Shopping mit ihr war keine angenehme Erfahrung. Und dann auch noch für diese vermaledeite Hochzeit! Seufzend zog sie sich um und putzte sich erstmal gründlich die Zähne. Dann fuhr sie in die Stadt und parkte ein Stückchen von ihrem üblichen Treffpunkt entfernt. Sie wartete bereits eine Viertelstunde, als Olivia endlich angehetzt kam.
"Tut mir wirklich leid, dass du warten musstest, aber ich musste Esther erst noch aus der Schule abholen", sagte sie und Julianna lächelte verständnisvoll. Irgendwie tat es ja doch gut, ihre Freundin mal wieder zu sehen und sich einen gemütlichen Mädelstag zu machen.
"Wollen wir erst noch frühstücken? Ich habe noch nichts gegessen", fragte Olivia vergnügt und hakte sich bei ihr unter. Und so lenkten sie ihre Schritte zunächst zu einem kleinen Café. Während sie auf ihre Bestellung warteten, lehnte sich Olivia behaglich in ihrem Stuhl zurück und sah Julianna neugierig an.

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"Und jetzt will ich alles wissen", sagte sie. "Ein bisschen beleidigt bin ich ja schon. Wir sind so lange befreundet und du hast mir kein Sterbenswort davon gesagt, dass du Dario nicht mehr liebst und dann auch noch mit Ben rum machst."
"Tja", erwiderte Julianna mit einem unsicheren Lächeln, "das liegt vielleicht daran, dass sich nicht wirklich etwas geändert hat. Ich mache mit Ben nicht rum, und Dario… liebe ich immer noch."
Sie sah beschämt zu Boden und traute sich nicht, Olivia in die Augen zu sehen. Aber ihre Worte konnte sie nicht ausblenden.
"Hä? Ich verstehe nicht ganz. Warum machst du das denn dann, Julie? Du kannst Ben doch nicht heiraten, wenn da keine Gefühle für ihn sind… das ist doch total unfair ihm gegenüber!"
Da war sie, die gefürchtete Frage nach dem Warum. Julianna zwang sich aufzusehen, aber statt Verachtung entdeckte sie nur ehrliches Mitgefühl in den Augen ihrer Freundin.
"Er weiß es doch", wisperte sie und Olivias Augen weiteten sich erschrocken.
"Und trotzdem will er dich heiraten? Ich verstehe das alles nicht. Du kannst das doch nie im Leben ernst meinen. Was ist denn mit Dario? Willst du deine Gefühle für ihn so durch den Dreck ziehen? Also ne, Julianna, das finde ich nicht gut. Du würdest dich doch dein ganzes Leben vor dir selbst schämen."

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Julianna zuckte hilflos mit den Schultern. Sie konnte und wollte ihrer Freundin nicht erklären, warum sie Ben heiraten wollte. Sie wusste selbst nur zu genau, dass ihre Gründe einer näheren Betrachtung nicht standhalten würden und dann würde sie das Ganze abblasen.
"Olli bitte", wandte sie sich daher flehend an Olivia, "du musst es nicht verstehen. Ich möchte nicht darüber reden, okay? Ich möchte einfach nur, dass du mir glaubst, dass ich das wirklich will und nicht unglücklich werde. Und ich möchte, dass du dich genauso für mich freust und mich unterstützt, wie du es tun würdest, wenn ich Ben wirklich lieben würde. Ich weiß, das ist vielleicht viel verlangt, aber ich muss dich darum bitten. Du würdest mir damit so sehr helfen, das alles durchzustehen, das glaubst du gar nicht. Ich brauche dich jetzt, Olli. Bitte!"

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Olivia sah sie zweifelnd an, aber schließlich willigte sie widerstrebend ein: "Also schön. Aber ich tue das nur für dich. Ich hab dich lieb, Julie. Du bist wie eine Schwester für mich und ich möchte, dass du glücklich bist. Ich bezweifle zwar sehr, dass du so glücklich wirst, aber wenn du dir sicher bist, dann möchte ich dir wenigstens so weit dabei helfen, wie ich kann."
Julianna war so gerührt, dass sie in Tränen ausbrach. Der ganze Frust und Kummer kam in diesem Moment an die Oberfläche und sie ließ sich bereitwillig von Olivia auf die Beine ziehen und hin- und herwiegen wie ein kleines Kind. Die ganze Zeit strich Olli ihr begütigend über die Haare und murmelte leise Trostworte. Die anderen Menschen auf dem Platz beachteten sie nicht. Es war, als hätten sie die Rollen getauscht. Auf einmal war Olivia die Starke und Überlegte, während Julianna eine furchtbare Dummheit beging und Trost brauchte. Aber sie genoss es, auch einmal in dieser Position zu sein. Während all der Jahre, die sie Olli nun schon kannte, hatte sie nie das Gefühl gehabt, dass Olivia sie ebenso mochte wie umgekehrt. Und jetzt wusste sie mit endgültiger Sicherheit, dass ihre Freundin so für sie da war, wie man es von einer echten Freundin erwarten konnte. Und vielleicht noch ein bisschen mehr.

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"Danke, Olli", schniefte sie leise, als sie sich etwas beruhigt hatte und schnäuzte sich die Nase an der Serviette. Als der Kellner mit den Getränken kam, klingelte plötzlich Juliannas Handy. Es war Ben, der sie bat, so schnell wie möglich zu ihrem Haus zu kommen. Sie versuchte, ihn abzuwimmeln, weil sie momentan einfach keinen Nerv darauf hatte, mit ihm zusammenzutreffen, aber er betonte nur, dass es wirklich wichtig sei und legte auf.
"Das war Ben", sagte sie mit einer Grimasse zu Olivia. "Er will, dass ich sofort vorbeikomme. Tut mir leid, aus den Brautmoden wird dann wohl heute nichts mehr."
Aber Olivia winkte ab.
"Ist schon gut", sagte sie, "ich habe jetzt auch nicht mehr so die Lust darauf. Ich muss deine Neuigkeiten auch erstmal verdauen."
Sie lachte und Julianna war erleichtert, dass sie nicht darauf bestand, einkaufen zu gehen.
"Du kannst aber gerne mit zu mir kommen", bot sie Olivia an und die lachte daraufhin noch mehr.
"Feigling", sagte sie grinsend, "du willst Ben nur nicht alleine gegenübertreten." Julianna wurde verlegen.
"Ertappt", murmelte sie, aber Olivia tätschelte ihr gönnerhaft die Schulter.
"Ich kenne dich halt. Aber da ich mir sowieso den ganzen Tag Zeit für dich genommen hätte, komme ich gerne mit."

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Gemeinsam gingen sie zum Auto und fuhren heim. Es war fast so wie früher, nur dass Julianna jetzt verlobt war und Olivia auch mal den Mund hielt während der Fahrt. Sie bogen gerade in die Straße ein, in der ihr Haus stand, als Olivia plötzlich aufschrie. Julianna bremste mit quietschenden Reifen und sah ihre Freundin entgeistert an, nachdem sie sich schnell vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war.
"Was sollte das denn bitte?", wollte sie wissen, aber Olli zeigte nur mit aufgerissenen Augen auf das Haus. Julianna folgte ihrer Hand und sah Ben, der eine junge Frau eng umschlungen hielt und jetzt aufsah. Sie zuckte mit den Schultern und fuhr ruhig vor die Garage. Sie wusste, sie hätte ähnlich reagieren sollen wie Olivia. Sich zumindest fragen müssen, wer die Frau in Bens Arm war. Aber da war nichts. Man hätte ihr Verhalten als Vertrauen auslegen können, aber es war einfach so, dass es ihr egal war, was und mit wem er es machte. Wenn dieses Mädchen seine Freundin wäre, würde es ihr überhaupt nichts ausmachen.

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"Ein weiterer Punkt, weswegen ich ihn eigentlich nicht heiraten sollte", dachte sie sich und stieg aus. Olivia war bei weitem nicht so ruhig wie sie. Sie stapfte wütend auf Ben zu und stemmte die Fäuste in die Hüften.
"Was soll das hier bitte?", wiederholte sie unbewusst Juliannas Worte und Ben sah tatsächlich einen Moment verlegen aus.
"Du bist verlobt", fuhr Olivia fort und funkelte ihn immer noch wütend an. Er hob abwehrend die Hände und sah jetzt eher belustigt aus.
"Was denkst du denn von mir?", fragte er und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Olli wirkte ein wenig verunsichert, begann dann aber ihm einen langen Vortrag über "seine Wirkung auf Frauen und seine damit verbundene Verantwortung" zu halten. Julianna stellte sich neben sie, aber der Schlagabtausch zwischen Ben und Olivia interessierte sie nicht besonders. Ein wenig neugierig musterte sie die Frau, die neben Ben stand und sie ihrerseits anstarrte. Sie war sehr hübsch und strahlte etwas aus, das Julianna gleich mochte. Sie wirkte selbstbewusst, aber trotzdem natürlich. Irgendwie kam sie ihr vage bekannt vor.

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Ben und Olivia stritten immer noch – er wollte Ollis Vorwürfe nicht auf sich beruhen lassen – und während die Minuten vergingen, begann es Julianna langsam unangenehm zu werden, wie die Frau sie ansah. Sie sah flüchtig an sich herunter, ob vielleicht ihr Hosenstall offen stand, aber mit ihrer Kleidung war alles in Ordnung. Ihr Blick glitt wieder nach oben und sie begegnete sofort wieder den Augen der jungen Frau. Verwirrt runzelte sie die Stirn und bekam gerade noch mit, wie Ben mit einem "Du hast zu viel Phantasie, Olli" die Diskussion beendete. Er wandte sich jetzt an Julianna.
"Ich möchte dir gerne jemanden vorstellen", sagte er und wirkte plötzlich nervös. "Und ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil ich so eigenmächtig gehandelt habe. Das hier ist… Verflucht, das ist schwerer als ich dachte. Hilf mir!"
Die letzten Worte hatte er an die fremde Frau gerichtet. Sie streckte Julianna jetzt ihre Hand entgegen und sagte forsch: "Hi, ich bin Sara."
Julianna ergriff die Hand und schüttelte sie, war aber immer noch verwirrt. Doch dann fuhr Sara fort: "Ich bin deine Schwester."


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So, erstmal an alle: Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel und hattet Spaß beim Lesen. Der Schluss kommt hoffentlich recht überraschend für euch ;). So und jetzt an die gewisse Person, deren Namen ich geklaut habe :). Ähem, ja, das war die ominöse kleine Überraschung, die ich schon vor x Kapiteln angekündigt habe. Ich hab ja gesagt, dass es nichts besonderes ist, aber ich muss das ein bisschen ausführen, weil ja was dahintersteckt ;). Also, ich wollte damit eigentlich nur ausdrücken, wie wichtig du mir bist und als ich auf der Suche nach einem Namen für diese neue, sehr wichtige Person in Juliannas Leben war, habe ich eben eine neue, sehr wichtige Person in meinem Leben gewählt. Ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben und hoffe, dass wir noch ganz lange Quatsch zusammen machen und gemeinsam über Männer ablästern ;). Ich hab dich lieb!


LG Kuona
 
ihre schwester??? ja wo kommt die denn auf einmal her??? also auf die erklärung bin ich ja echt mal gespannt ;)
arme julie, sie ist total verzweifelt... dabei ist ben so toll XD am liebsten würde ich ihn mir einrahmen lassen *gg*
dario hat sich echt entschuldigt, das hätte ich ja nicht gedacht nachdem er so gemein zu julie war.
 
Hey Kuona,

schön, dass es wieder Fortsetzungen gegeben hat.
Das ist aber wirklich eine Verfahrene Situation. Ich bin mal gespannt, wie Julie aus der Nummer wieder rauskommt.

Ich hoffe auch, dass Sie Ben nicht heiraten wird.
Und wo Ihre Schwester nun auf einmal herkommt, wüßte ich auch zu gerne. Wahrscheinlich hat Ben sich darum gekümmert...aber dann wird Sie Ihm ja noch dankbarer sein und wahrscheinlich überhaupt nicht mehr mit der Wahrheit rausrücken...

Ich bin wirklich sehr gespannt und freue mich schon auf die nächste Fortsetzung.

Lieben Gruß
Stern
 
Hallo Kuona! :)


Schön, dass es so schnell eine Fortsetzung gab. Und sie ist wirklich wieder gut gelungen.
Für dario war es bestimmt nicht einfach, mit anzusehen, wie Ben und Julie auf glücklich Verlobte gemacht haben. Und dann soll er auch noch den Trauzeugen spielen! Das ist ja wirklich fies.
Dass er sich trotzdem noch entschuldigt hat, ehrt ihn. Aber ich kann ihn verstehen. Ich meine, schließlich sind er und Julie sich damals im Garten doch sehr nahe gekommen. Und nun muss er feststellen, dass Julie anscheinend Ben liebt und ihn sogar heiraten will!

Was Ben und Julie da treiben, lässt mich nur den Kopf schütteln. Kinder, echt! Wie im Kindergarten. Sind die beiden sich auch nur im Ansatz klar, was für einen Mist sie da gerade machen? Ich meine, ihnen muss doch klar sein, dass für eine Ehe mehr dazu gehört als nur der gute Willen.
Es kann doch nicht ihr Ernst sein, bereits dazu zu sein, ihr Leben so halbseiden zu leben?

Was Julie sich so denkt, hat mich teilweise echt schmunzeln lassen. Da denkt sie sich, dass sie und Ben ja u.a. gut zusammen passen, weil sie beide Kinder haben möchten. Nur frage ich mich, wie diese jemals entstehen sollen, wo Julie ihn ja nicht wirklich an sich heranlässt körperlich? :lol:

Und wie könnte man es einem Kind antun, nur aus einer Zusammenkunft, einer Vereinbarung zu entstehen, statt aus Liebe? Das ist doch keine Basis.

Ben will Julie natürlich festhalten. Er ist bereit, den Preis zu zahlen - zu wissen, dass sie ihn nicht WIRKLICH liebt. Er hofft sicher, irgendwann würde sie genauso für ihn empfinden wie er für sie. Sie lügen sich beide was vor.

Das Ende - total überraschend. Julies Schwester?

Na, vielleicht kommt mit ihr ja die Vernunft in Julies Leben zurück?


Die Bilder sind wie immer toll! Mir gefallen deine Sims super. Besonders wie toll sie immer angezogen sind!
 
@*Moonlight*: Oje, ein dickes Sorry an dich! Wir haben uns beim Antworten irgendwie überschnitten und ich hab dich ganz übersehen. Ich freue mich total, dass dir die Story gefällt und du dich als stiller Leser geoutet hast ;). Ich kenne das von mir, ich bin meistens viel zu faul, um Kommentare zu schreiben und umso mehr freut es mich natürlich, dass es euch und dir nicht so geht *g*. Auch für dein Kompliment zu meinem Schreibstil bedanke ich mich. Ich freu mich immer total, so etwas zu hören, vor allem, weil ich so oft mit meinem Stil hadere ;)

@Suki87: Ja, das ist ein Schock, gell? :lol: Auf diese Stelle freue ich mich schon seit Monaten *g*. Warum sie da ist, kommt dann im nächsten Kapitel, aber ich kann schon mal verraten, dass das Ganze für Julie ein ziemlicher Schreck ist. Soll ich dir ein Hintergrundbild von Ben basteln? Mir selbst hab ich auch schon eins gemacht, von einem meiner anderen Sims in meiner anderen FS ;). Aber wenn sie ihn nicht liebt, hilft es ja alles nichts. Ich werde ihn dann einfach an dich verweisen *g* Ich fand, dass Dario sich schon entschuldigen musste. Klar war er im ersten Moment geschockt, aber er will ja auch nur das Beste für Julianna. Und mal ehrlich, er hatte ja eigentlich schon Recht. Die Hochzeit ist doch eine ziemliche Schnapsidee, zumindest, solange Julie keine Gefühle für Ben hat. Und dann eigentlich auch. Sie sind doch noch nicht so lange "zusammen"

@Litttle Cat: *g* Ja, Ben scheint hier ja wirklich sehr beliebt zu sein. Da bin ich auch froh drüber, aber wenn sie ihn nicht liebt, kann man natürlich nix machen. Naja, mal gucken, wie sich die ganze Geschichte noch entwickelt. Und über ihre Schwester erfährt man in den nächsten Kapiteln noch etwas mehr :)

@Stern*: Ja, Julianna wird es da nicht ganz leicht haben. Aber vielleicht entwickelt sie ja noch Gefühle für Ben und alles löst sich in Wohlgefallen auf. Wobei mir Dario dann auch leid tun würde... Daher hoffe ich auch, dass sie Ben nicht heiratet *g*. Aber ich muss gestehen, dass ich sie es eiskalt tun lassen würde, wenn es mir in den Kram passt :lol:. Nicht, dass hier davon ausgegangen wird, dass sie ihn nicht heiratet, wenn mir das nicht gefallen würde ;)
Deine Vermutung über Sara klingt sehr logisch. Das würde ja auch Bens Worte etwas erklären. Aber ich befürchte dass du Recht hast, und Julianna ihm dann noch dankbarer wäre, als sie es sowieso schon ist :naja:
Aber ich freue mich total, dass dir das Kapitel gefallen hat :D

@Innad: Ja, Dario tut mir auch ein bisschen leid. Ich meine, Trauzeugen haben die Aufgabe, bei Streitigkeiten usw. als Schlichter einzugreifen, dem Brautpaar mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und jetzt soll er ihr jedes Mal, wenn Ben und Julianna sich streiten, gut zureden, dass sie es nochmal mit Ben probiert? Eine wirklich fiese Vorstellung. Für ihn ist das ganze echt nicht leicht. Wie du ja sagst, sie sind sich sehr nahe gekommen und er liebt sie eben. Er möchte, dass es ihr gut geht, aber jeden Tag ihr "Glück" mitansehen zu müssen, ist bestimmt total schwer.
Aber Ben und Julie sind da wirklich nicht sehr überlegt an die Sache herangegangen. Man muss sich die jeweiligen Gründe echt mal auf der Zunge zergehen lassen *g*. Sie tut es aus Dankbarkeit und er will sie lieber jetzt heiraten, bevor er vielleicht mal stirbt und sie "nie gehabt hat". Total idiotisch, echt. Das kann niemals gut gehen und deswegen sollte sie lieber schnellstmöglich Gefühle für ihn entwickeln und sich selbst dann noch Zeit nehmen, so dass sie als Paar zusammenwachsen können.
Ja, die Sache mit den Kindern... *g*. Eigentlich müsste Julianna doch aufgehen, wie dämlich ihre Idee ist. Wenn ihr Körper schon so deutlich signalisiert, dass sie sich nicht wohl fühlt bei ihm, sollte sie lieber darauf hören. Denn vorher war sie ja in der Lage dazu, ihn zu küssen usw. Aber ob sie das noch frühzeitig erkennt?
Was das Ganze für das Kind bedeutet, überlegt glaube ich keiner von den beiden. Und gerade Julianna sollte sich schämen, wo sie doch nicht mit echter Mutterliebe aufgewachsen ist. Vielleicht würde sie das Kind lieben, aber wer weiß, ob sie nicht auch immer daran zurückdenken müsste, wie es entstanden ist... Bestimmt nicht leicht.
Die Beiden lügen sich wirklich gehörig in die Tasche. Und ich denke, auch Ben ist da sehr egoistisch. Er handelt nicht wirklich auf der Grundlage seiner Gefühle, sondern will sie (wie du schon geschrieben hast) um jeden Preis festhalten. Er will sie besitzen und das ist keine Liebe.
Und was Saras Schwester angeht, werdet ihr euch noch etwas gedulden müssen. Aber es wird interessant ;). Über dein Kompliment zu meinen Sims freue ich mich natürlich *g*. Vor allem, weil ich selbst nicht unbedingt die modischste Person bin. Eher so normal würde ich sagen. Dafür müssen meine Sims umso mehr leiden und tragen so oft es geht, neue Klamotten :lol:

LG Kuona
 
hey, ich hab mich auch lang nciht mehr gemeldet. sorry, hatte was mit meiner story zu tun. aber das ho ich jetzt nach.obwohl ich nicht weiß, was ich dir noch sagen soll. ich find deine bilder und deinen liebevollen schreibstil nachwievor sehr schön. ich kann mir nicht helfen, aber deine art und weise zu schreiben vermittelt etwas liebevolles, gefühlvolles. emotionen und gefühle bringt er super rüber, besonders zusammen mit den bildern. was natürlich darios und julies situation besonders unterstreicht. ich mag ja nicht spekulieren, aber ich schätze, sie lässt ben vor dem altar stehen oder zwischendurch passiert dario etwas dramatisches und sie findet zu ihm. die liebe muss siegen!
 
Kuona schrieb:
So und jetzt an die gewisse Person, deren Namen ich geklaut habe :). Ähem, ja, das war die ominöse kleine Überraschung, die ich schon vor x Kapiteln angekündigt habe. Ich hab ja gesagt, dass es nichts besonderes ist, aber ich muss das ein bisschen ausführen, weil ja was dahintersteckt ;). Also, ich wollte damit eigentlich nur ausdrücken, wie wichtig du mir bist und als ich auf der Suche nach einem Namen für diese neue, sehr wichtige Person in Juliannas Leben war, habe ich eben eine neue, sehr wichtige Person in meinem Leben gewählt. Ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben und hoffe, dass wir noch ganz lange Quatsch zusammen machen und gemeinsam über Männer ablästern ;). Ich hab dich lieb!
:eek: Oh mein Gott! Weißt du, was du mir angetan hast?! *heul* :heul: Ich hab ja fast nen Herzklabaster bekommen. Warne mich alte Frau doch bitte nächstes Mal vor, ja? Danke! ;) Ach, und: über Männer ablästern? Wer? Wir? Du spinnst ja! =) Ach Mensch, ich bin ehrlich total gerührt und die Überraschung ist dir wunderbar gelungen. Wow! Ich hatte das schon wieder völlig vergessen. Aber ich fühle mich echt geehrt. Hach! Ich hab dich auch lieb! :) Und ich freue mich ganz doll auf den 9.

So, dann mal zum Kapitel. Also, ich musste ja an einigen Stellen herzhaft lachen, z.B. bei Julies Ausflüchten mit dem Shampoo. Solche Sätze kenne ich auch von mir. *schäm* Insgesamt hat mir das Kapitel supergut gefallen und ich bin total gespannt, woher diese ominöse Sara jetzt kommt und welche Rolle sie noch spielen wird.
Sorry, dass mir gerade nicht mehr einfällt, aber ich bin wirklich ein wenig ausgelaugt und fahre jetzt gleich noch zu einer Freundin. Die Bilder sind auch wieder super geworden, am besten gefallen mir das, wo Julianna, an die Wand gelehnt, auf Ben wartet, und das im Digital Clock, wo Dario mit verschränkten Armen zu Olli und Julie sieht. Süß! *g*

Ganz, ganz tolles Kapitel! Vielleicht sogar mein Lieblingskapitel. :)

*knuddelknutsch*
 
:hallo:Huhu Kuona!
Es ist mitsichherheit nicht leicht für Dario die zwei so zusehen..... Ich verstehe Julli nicht wie so sie nicht die Warheit sagt... So ist es doch auch nicht schön für sie, sie sollte doch endlich mal an sich denken..... Echt sch**** was drauf ob sie Ben weh tut oder nicht..... Aber so geht es doch auch nicht...... Naja ich bin sehr gespannt wie es weiter geht..... Die Bilder sehen echt spitze aus und passen sehr gut zum Text...
Lg Rama
 
Sie hat eine Schwester? Sara? Wie geht denn das? Jetzt melde ich mich zum ersten Mal obwohl ich schon ziemlich lange mitlese. Julie darf Ben nicht heiraten! Da ist mir Dario lieber, obwohl er mir unsympatisch ist. %)
Darios alte Frisur war besser. Und Julianna ist immer hübsch. Genauso wie Olivia. Eine Frage: Könntest du Olivia und Julianna vll. hochladen?
 
@Pussy_Cat110: Oh, deine Komplimente sind echt total lieb. Ich freue mich, wenn mein Schreibstil so rüberkommt. Zu deinen Spekulationen kann ich natürlich nicht so viel sagen (so langsam muss ich eh aufpassen, was ich sage, weil es ja auf das Ende zugeht), aber ich hoffe trotzdem, dass ihr noch ein klein bisschen überrascht sein werdet, was das Ende angeht *g*

@meine herzallerliebste, leider grad sehr ferne und daher nicht im ICQ online seiende (das Wort gibt es nicht, oder?), aber schon nächstes Wochenende wieder gesehen werdende [...] zehn Stunden später [...] Tintenklecks-Badenwannenhasserin-Maus: Öhm ja, das nächste Mal warne ich dich garantiert vor, wenn ich eine Überraschung für dich plane. Ich werde dir sofort sagen, was es ist, damit du nicht mehr überrascht werden kannst :naja: Ja ne, is klar... *MausivordieStirnschnipps* Da hat wohl jemand nicht nachgedacht :p. So, lieb habe ich dich trotzdem *g*
Julies Spruch mit dem Shampoo hätte übrigens original auch von mir sein können :lol:. Du glaubst gar nicht, was ich meinem Ehedings in der ersten, nicht so schönen Beziehung alles für Ausflüchte aufgetischt habe *g*. Allerdings hat er mir zum Glück nie ins Haar genuschelt, dass ich gut rieche. Manche Männer machen das ja selbst nach einer durchzechten Nacht in einem verrauchten Lokal, bei der man die Hälfte kotzend auf dem Klo verbracht hat... Okay, das war jetzt ein Horrorszenario, aber manche Typen übertreiben es einfach mit ihren Komplimenten. So wie in "Eine wie Keine", wo er ihr sagt, was für schöne Augen sie hätte und ihr noch nichtmal sagen kann, welche Augenfarbe sie eigentlich hat :D.
Du brauchst ja nicht jedes Mal viel zu schreiben, solange ich weiß, dass dir das Kapitel gefällt und du es nicht zu überladen fandest, bin ich froh. Ich fange sowieso schon immer mit dem Nägelkauen an, sobald ich sehe, dass du einen Kommentar hinterlassen hast :lol: *knuddel*

@Rama79: Weißt du eigentlich, dass ich deine Kommentare liebe? Irgendwie sind die so erfrischend zu lesen, ganz ehrlich :)
Ja, Julianna sollte mal ein bisschen mehr an sich selbst denken. Es ist wirklich keine gute Idee zu heiraten, nur damit sie Bens Gefühle nicht verletzt. Sowas kann eigentlich nicht gut gehen. Aber Julianna traue ich das schon zu (also, dass sie das macht). Also abwarten, wie es weitergeht *g*

@Vanniwitch: *gg* Bei deiner Frage musste ich echt lachen. *räusper* Also, da waren Juliannas Mutter und Juliannas Vater und die hatten sich ganz doll lieb und *zensiert* so hat Julianna eine Schwester ;). Ich hoffe, das hat jetzt nicht so gewirkt, als ob ich mich über dich lustig machen wollte, das wollte ich nämlich nicht. Ich fand deine Frage total süß, ehrlich :). Woher Sara jetzt plötzlich auftaucht, wird dann im nächsten Kapitel klar. Das ist sowieso ein ziemlicher Brocken von den ganzen Aufklärungen her. Armer Dario... Irgendwie ist er euch allen unsympathisch *g*. Aber ich stimme dir vollkommen zu, dass Julie Ben nicht heiraten darf, zumindest nicht aus den Gründen, aus denen sie es tun will. Ich kann mal schauen, ob ich Olivia und Julianna irgendwie hochladen kann. Aber ich warne dich vor: Julianna vererbt ganz schlechte Gene und bekommt fast nur hässliche Kinder ;)

LG Kuona
 
Nein oder? *eifrig rumsuch* Hab ich denn wirklich noch kein Kommentar geschrieben? xD Dann wird das jetzt mal nachgeholt ;)

Manno meter, Ben regt mich irgendwie auf, ich war ja schon immer ein Dario fan ;) Ben tut ja gerade so als ob nichts wäre, dabei weißt er ganz genau das Julie ihn nicht liebt. Wenn er sie wirklich lieben würde, würde er sie gehen lassen weil er nur das Beste für sie wollen würde. Aber der scheint ja nur das beste für sich zu wollen *GG*. Und Julie ist auch mal wieder zu schüchtern um etwas zu sagen, Mädel trau dich mal *Julie wild anfeuer* xDDD
Sara sieht übrigens Julie total ähnlich aus! Ich hab ja schon am Anfang als man sie sah vermutet das sie mit Julie verwandt sein muss. Die Augen und die Gesichtszüge ähneln sich sehr, das hast du super hinbekommen.

Und jetzt mein Standartsatz, aber das stimmt jedes mal und ich hoffe es reicht wenn ich schreibe das die Bilder und der Text mal wieder super waren (und das waren sie ;) ), du weißt ja das ich deine FS einfach grandios finde und es mir IMMER gefällt ;)

Und jetzt muss ich noch was wegen Olli schreiben. Hah die mag ich immer mehr, mit ihrem frechen Auftreten und den süßen Sommersprossen und den blonden Haaren. Die erinnert mich etwas an mich, ich nehme auch nie ein Blatt vors Mund, habe Blonde Haare und joa. Zum Glück hab ich keine Sommersprossen mehr (nur im Sommer was schon schlimm genug ist), ich hatte nämlich als Kind welche und ich hab sie gehasst. ;)
 
@Lully_Maus: Oh, eine neue Leserin :) Find ich ja toll. Es beruhigt mich irgendwie, dass es hier doch noch Menschen gibt, die Dario mögen *gg* Sind ja gar nicht mal so wenige. Aber bald wisst ihr es ja, wie es ausgeht :)

@Rosegirl: Ach, es ist ja nicht so tragisch, wenn kein Kommi hinterlassen wird, aber man freut sich ja doch drüber :D. Es ist wirklich nicht besonders schön von Ben, dass er so einfach über Juliannas Gefühle hinweggeht und sich denkt, dass die schon irgendwann kommen werden. Irgendwie nutzt er ihre Schuldgefühle da ziemlich aus, wenn auch bestimmt nicht bewusst. Du findest echt, dass Sara Julianna ähnlich sieht? Hmmm, dann hab ich was falsch gemacht *gg*. Ne, Scherz. Ich wollte schon, dass sie sich ähnlich sehen, aber auch nicht zu sehr. Und vom Charakter her sind die beiden sehr verschieden, das wird man auch noch merken. Sara soll so ein bisschen zeigen, wie Julianna hätte sein können, wenn sie bei ihren Eltern aufgewachsen wäre.
Über deine Komplimente freue ich mich natürlich immer und kann sie gar nicht oft genug hören :lol:. Von daher macht es überhaupt nichts, wenn du dich da wiederholst. Besser so, als wenn es dir nicht gefallen würde ;).
Waaaah, ich habe auch Sommersprossen (leider das ganze Jahr über), aber im Sommer sind sie besonders schlimm. Mein Beileid *g*. Aber es freut mich, dass Olli dir gefällt. Sie ist auch einer von meinen Lieblingen und deswegen hat sie auch Mirko an ihre Seite bekommen. Der perfekte Mann, der sie alle schlechten Erinnerungen vergessen lässt :)

@all: Es kann sein, dass ich eure Kommis diesmal etwas später beantworte, weil ich morgen endlich meine süße Chaotin wiedersehe und bis Montag bei ihr bin :D Ich freue mich ja schon so! Ich hoffe, im neuen Kapitel kommen nicht zu viele Infos vor. Das ist so ein bisschen das Problem meiner unregelmäßigen Fortsetzungen, ich vermute mal, dass euch viel nicht mehr so richtig im Gedächtnis ist. Wenn es zu unklar ist, einfach schreien ^^


Kapitel XXVI – Wenn das Liebe ist…

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Julianna zuckte zurück, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. Sie musste sich verhört haben. Sie hatte die Worte zwar gehört, aber sie wollten einfach keinen Sinn für sie ergeben. Egal, wie sie es drehte und wendete, sie begriff nicht, was hier gerade geschah.
"Das ist ein Scherz, oder nicht?", wisperte sie, aber Sara schüttelte den Kopf. Erneut musterte Julianna sie und diesmal tat sie es sehr genau. Sie suchte fieberhaft nach irgendeiner Ähnlichkeit zu ihrem eigenen Gesicht, aber bis auf die Haarfarbe glichen sie sich nicht. Außer diesem eigentümlichen Gefühl der Vertrautheit war da einfach nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass sie mehr waren als zwei Frauen, die sich gerade kennen gelernt hatten.
"Ich glaube das nicht. Das kann nicht sein", sagte sie mit tonloser Stimme und schlang die Arme um ihren Körper, um ein Zittern zu unterdrücken. Aber ganz tief in ihrem Innern begann die Gewissheit aufzukeimen, dass es nicht nur sein konnte, sondern vermutlich auch so war. Sie hatte eine Schwester. Ihre Eltern hatten sie verlassen und einfach eine neue Tochter bekommen. Der Schmerz wogte so stark auf wie nie zuvor. Ben stellte sich hinter sie und strich ihr leicht über den Rücken.

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"Doch, sie ist deine Schwester. Ich habe alles überprüft und es ist wirklich so", sagte er mit ruhiger Stimme.
"Aber wie kann das sein? Ich verstehe das nicht, wie bist du hier hergekommen, warum bist du hier?", fragte sie flehend und ihre Stimme überschlug sich. Das war einfach zu viel für sie. Es musste eine Erklärung für Alles geben und wenn sie sie nicht bald bekam, würde sie zusammenbrechen.
"Ben hat einen Brief geschrieben und ich habe daraufhin Kontakt mit ihm aufgenommen", lautete Saras emotionslose Antwort. Juliannas Zustand schien sie wenig bis gar nicht zu interessieren.
"Aber warum… Versteh mich nicht falsch… Aber ich habe so lange davon geträumt, dass jemand Kontakt zu mir aufnimmt und nie… Ich hab mir immer vorgestellt, dass meine Mutter oder mein Vater kommen würden."
Sie schluckte und die Tränen rannen ihr jetzt über die Wangen. "Unsere Mutter" und "unser Vater" kam ihr einfach nicht über die Lippen. Sara mochte vielleicht ihre Schwester sein, aber sie war nicht bereit, nach all den Jahren, in denen sie auf ihre Eltern hatte verzichten müssen und in denen sie sich an die Hoffnung geklammert hatte, dass sie ebenso traurig über die Trennung waren wie sie, eine Person zu akzeptieren, die das Privileg gehabt hatte, die Liebe der Eltern zu erfahren. Sie wollte nicht teilen.

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"Warum sind meine Eltern nicht gekommen?", fragte sie und konnte nicht verhindern, dass die Eifersucht in ihren Worten mitschwang.
"Das konntest du wohl kaum von ihnen erwarten, oder? Du kannst von Glück reden, dass ich Bens Brief als erste gelesen habe und so verhindern konnte, dass jemand anders ihn sieht."
Die drei sahen Sara geschockt an. Ihre Stimme klang so kalt und triefte förmlich vor Verachtung.
"Was meinst du denn damit?", fragte Julianna gereizt. Jetzt, wo sie wusste, wer die Frau war, hätte sie sie stundenlang betrachten können. Was hatte sie an sich, dass ihre Eltern sie nicht einfach weggegeben hatten? War sie ein besserer Mensch? Doch dann wurde ihr plötzlich etwas bewusst und die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Dort stand ein Stück ihrer Vergangenheit, Gegenwart und vielleicht sogar Zukunft. Ein Teil von ihr. Ihre Familie.
"Ach, tu doch nicht so", sagte Sara und presste ihren Mund zusammen. "Unsere Familie hat jahrelang leiden müssen, weil Mama und Papa daran zerbrochen sind, dass du keinen einzigen Brief beantwortet hast. Du hast doch nie Interesse an uns gehabt und unsere Eltern haben ohne Ende um dich getrauert. Ich dachte als kleines Kind immer, du müsstest so etwas wie ein Engel sein, aber jetzt sehe ich nur eine Frau, die sich ein schönes Leben auf Kosten ihrer Eltern gemacht hat. Du hast einen Verlobten, Freunde… Du widerst mich einfach an und bist keine der Tränen wert, die wir im Laufe der Jahre um dich vergossen haben!"

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Julianna hörte die Vorwürfe zwar, aber das einzige, was zu ihr durchdrang, war, dass ihre Eltern sie geliebt hatten, egal was passiert war. Und das war das einzige, was zählte. Zögernd lächelte sie und es war, als ob ein Teil ihrer Seele, der bisher immer verschlossen gehalten worden war, immer im Dunkel gelegen hatte, plötzlich aufgestoßen worden war und mit Licht durchflutet wurde. Sara schien es nicht so zu gehen. Ihr Gesicht war jetzt wutverzerrt und ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden, aus denen Hass, Wut und Zorn sprühten.
"Du bist Abschaum und ich verachte dich!", schleuderte sie ihr entgegen. Mit zwei Schritten war Olivia bei ihr und gab ihr eine schallende Ohrfeige.
"Halt die Klappe!", schrie sie aufgebracht. "Du hast keine Ahnung, wer Julianna ist und was sie durchmachen musste. Was du hier gerade bringst ist das allerletzte. Du hast es nicht verdient, dass Julie deine Schwester ist! Wie wär's, wenn du erstmal nachfragen würdest, was ihre Sicht der Dinge ist? Du hast doch keine Ahnung! Wir haben jedenfalls niemals auch nur einen einzigen Brief zu Gesicht bekommen und ich muss es doch wissen, bei uns hat Julie schließlich gewohnt."
Sara rieb sich die Wange und starrte Olivia mit weit aufgerissenen Augen an, die vor Wut zitterte.

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"Dann bist du Olivia?", fragte sie kleinlaut und nahm ihr damit den Wind aus den Segeln.
"Ähm, ja", antwortete sie, "aber woher weißt du das?"
"Mama hat von dir erzählt", sagte Sara beiläufig und wandte sich an Julianna.
"Stimmt das, was sie sagt?"
Julianna war unfähig sich zu rühren. Erst jetzt drang die volle Bedeutung von Saras Worten zu ihr durch. Von welchen Briefen redete sie da? Ihre Gedanken rasten und sie fühlte sich komplett überfordert mit der Situation. In diesem Moment war sie unendlich froh darüber, dass Ben dicht hinter ihr stand und ihr Rückendeckung gab.
"Ja, ich", sie musste sich räuspern und fuhr mit festerer Stimme fort: "Ich habe nie einen Brief bekommen. Ich hätte doch sofort geantwortet. Ich hab so lange nach Mama und Papa gesucht, aber Neuseeland war so weit weg und ich hatte so Angst auf Ablehnung zu stoßen. Bitte versteh mich doch! Ich hab nie etwas von ihnen gehört und ich hatte einfach das Gefühl, dass sie mich nicht lieben."
Sie starrte Sara noch immer ins Gesicht. Jeden einzelnen Gesichtszug wollte sie sich einprägen, falls sie gleich aufwachen sollte aus diesem Traum. Sara biss sich auf die Unterlippe.

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Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie hin- und hergerissen war zwischen ihrem Wunsch, Julianna zu glauben und ihrem jahrelang genährten Hass. Schließlich schloss sie die Augen und massierte sich die Schläfen.
"Also gut", sagte sie und öffnete die Augen wieder. "Ich glaube dir."
Ihre Lippen hatten sich zu einem zaghaften Lächeln verzogen und plötzlich erschien Julianna alles anders. Alles war auf einmal irgendwie … mehr. Die Farben leuchteten intensiver, die Gerüche rochen köstlicher und sie hatte das Gefühl, dem Geheimnis des Glücks ganz nah auf der Spur zu sein. Ein leises Kichern entrang sich ihrer Kehle, das sich langsam immer mehr steigerte. Auch Sara musste jetzt lachen und sie fassten sich vorsichtig bei den Händen. In diesem Moment hatte Julianna das Gefühl, dass es nicht mehr besser kommen konnte. Ihre Eltern hatten sie nicht vergessen, sie liebten sie und sie hatte obendrein eine Schwester. Lachend zog sie Sara in ihre Arme und kicherte und weinte gleichzeitig. Dann drehte sie sich zu Ben und Olivia um. "Das ist meine Schwester!", rief sie immer wieder und Ben hatte vor Rührung Tränen in den Augen. Olivia schien die ganze Entwicklung ebenfalls nicht richtig fassen zu können, denn sie stand mit ausdruckslosem Gesicht da und beobachtete Julianna und Sara einfach nur.
"Und was ist jetzt mit den Briefen?", fragte sie dann und holte Julianna damit wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

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"Du hast recht", stimmte Sara ihr zu. "Die können nicht alle von der Post verbummelt worden sein. Und ich weiß ganz genau, dass Mama die Briefe geschrieben und auch abgeschickt hat. Über zehn Jahre lang jeweils einen Brief pro Woche. Aber es ist nie eine Antwort gekommen. Irgendwann hat sie dann aufgegeben."
Julianna musste schlucken. Schnell überschlug sie die grobe Zahl im Kopf. Es mussten mindestens 520 Briefe sein und kein einziger war beantwortet worden. Sie konnte nur erahnen, wie es sich anfühlen musste, wenn man auf so offensichtliche Ablehnung stieß. War es nicht die Angst vor einer solchen Ablehnung gewesen, die sie selbst davon abgehalten hatte, ihren Eltern zu schreiben?
"Ich könnte mir vorstellen, dass meine Mutter da ihre Finger im Spiel hat", meldete sich jetzt Olivia wieder zu Wort und sah Julianna bedrückt an.
"Ich hab mir da nichts bei gedacht, aber sie war doch immer peinlich darauf bedacht, dass sämtliche Briefe nur an sie ausgeliefert wurden. Ich hab einfach immer angenommen, dass das mal wieder ihr üblicher Kontrollwahn ist."
Julianna nickte. "Da könntest du Recht haben. Aber mach dir keine Gedanken, mir ist das auch nie komisch vorgekommen. Anette ist eben so."

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Olivia sah wieder eine Spur glücklicher aus und lächelte. Ben, der bisher nur stumm zugehört hatte, meldete sich jetzt zu Wort: "Vielleicht solltet ihr Anette einfach mal zur Rede stellen. An ihrer Reaktion könnt ihr dann ja sehen, ob sie Julie die Briefe wirklich vorenthalten hat, auch wenn ich glaube, dass es nur so gewesen sein kann."
Julianna nickte grimmig. In ihr wuchs eine ungeheure Wut auf diese Frau, die ihr bisheriges Leben zur Hölle gemacht hatte und nun auch noch dafür verantwortlich schien, dass sie ihre Eltern verloren hatte. Diese Tat brachte das Fass zum Überlaufen. Sie würde ihr niemals verzeihen, was sie einer ganzen Familie angetan hatte.
"Ben", sagte Sara plötzlich leise und ihre selbstsichere Art schien dahingeschmolzen zu sein. In diesem Moment sah sie wie ein kleines Mädchen aus, das zu schüchtern ist, um sich dafür zu entschuldigen, dass es etwas ausgefressen hat. Julianna fragte sich unwillkürlich, wie alt Sara eigentlich war.
"Es tut mir leid, dass ich dich in dem Glauben gelassen habe, ich würde Julianna unheimlich gerne kennen lernen. Ich hoffe du verstehst, dass ich einfach so verletzt war und das als eine Chance gesehen habe, ihr mal klar zu machen, wie egoistisch sie ist. Ich konnte ja nicht ahnen, dass alles ganz anders ist, als ich dachte." Sie zog eine reizende Schnute und erinnerte Julianna irgendwie an Olivia. Also kamen anscheinend doch irgendwie die Gene durch, dachte sie sich grinsend. Ben hingegen strahlte – wie sollte es auch anders sein – und schüttelte den Kopf.

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"Kein Problem", sagte er und umarmte Sara wieder. "Ich verstehe dich und bin dir nicht böse. Wir sind doch bald eine große Familie."
Auch Sara strahlte.
"Ach, wenn Papa das noch erleben könnte", sagte sie plötzlich traurig, und Julianna drehte sich ruckartig zu ihr um.
"Was?" Sie schrie fast. Sara sah sie erschrocken an.
"Oh Gott, Julianna, es tut mir so leid. Ich hab nicht daran gedacht, dass du es noch gar nicht weißt. Papa ist vor sechs Monaten gestorben. Er war lange Zeit ziemlich krank und hat am Ende keine Kraft mehr gehabt. Verstehst du, deshalb wollte ich auch nicht, dass falsche Hoffnungen in Mama geweckt werden. Sie ist sowieso schon total fertig."
"Wir fahren zu Anette. Jetzt sofort. Ich will von dieser intriganten, boshaften… Ich will von ihr wissen, warum sie das getan hat!" Julianna bebte vor Zorn. Sie hasste Anette in diesem Moment mehr denn je. Ihr Vater war tot und sie hatte nie die Möglichkeit gehabt, in wieder zu sehen. Hatte nie die Möglichkeit gehabt, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Und sie würde sie auch nie haben. Anette hatte sie darum beraubt. Die Tränen schossen ihr in die Augen und sie blinzelte sie hastig weg.

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"Ich komme mit dir mit." Olivia stellte sich an ihre Seite und nickte ihr aufmunternd zu. "Damit kommt sie nicht davon, Julie, versprochen!" Dankbar nickte Julianna.
"Ich komme auch mit." Sara stellte sich an ihre andere Seite. Es war ein seltsames Gefühl. An ihrer einen Seite war die Person, die ein Leben lang wie eine Schwester für sie gewesen war. Und auf der anderen Seite stand die Person, die wirklich ihre Schwester war. Aber es erschien ihr als ein gutes Omen, beide Teile ihres Lebens bei sich zu haben, wenn sie sich aufmachte, um mit Anette zu sprechen. Ben trat vor und setzte an, etwas zu sagen, aber sie schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.
"Nein", sagte sie. "Ich muss das allein schaffen. Zumindest so weit wie es geht. Olli und Sara haben ein Recht darauf mitzukommen, aber ich möchte, dass du hier bleibst. Du musst meinem Chef Bescheid sagen, dass ich morgen vielleicht nicht zur Arbeit komme und den anderen kannst du auch sagen, was passiert ist. Aber diese Sache möchte ich ohne dich erledigen."
Ben nickte und trat wieder einen Schritt zurück, aber sie sah genau, dass er verletzt war. Das war nicht ihre Absicht gewesen und es tat ihr leid.

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"Vielleicht kannst du schon weitere Vorbereitungen für die Hochzeit treffen", versuchte sie ihn aufzumuntern, aber es klappte diesmal nicht so gut wie gehofft. Er sah immer noch sehr enttäuscht aus, nickte aber tapfer.
"Wenn es euch nichts ausmacht, möchte ich direkt fahren, ist das okay?", wandte Julianna sich an die beiden Frauen und die nickten. Sie stiegen ins Auto, wobei Olivia ganz gegen ihre Gewohnheit Sara den Beifahrersitz überließ und sich nach hinten setzte. Julianna konnte es kaum noch erwarten, Anette zur Rede zu stellen. Das Blut rauschte in ihren Ohren und sie hoffte, dass sie sich ausreichend auf den Verkehr konzentrieren konnte. Langsam fuhr sie rückwärts und schlug dann den gewohnten Weg zu Anette ein, das erste Mal in ihrem Leben ohne Angst und Widerwillen. Sara beobachtete sie verstohlen von der Seite.
"Es ist echt Wahnsinn", sagte sie nach einer Weile, und Julianna sah sie kurz an.
"Was denn?"
"Du siehst unserer Mutter verdammt ähnlich. Wirklich, wie ein Ei dem anderen. Nur die Augenfarbe hast du von Papa. Ich komme ja mehr nach ihm, hab aber die Augenfarbe von Mama, genau wie die anderen. Ist echt witzig."
Julianna sah sie überrascht an.

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"Die anderen?", fragte sie dann vorsichtig und Sara lachte.
"Ich vergesse immer wieder, dass du das alles ja gar nicht weißt. Ich bin nicht deine einzige Schwester." Sie lächelte verschmitzt. "Ich bin die Älteste mit neunzehn Jahren. Nach mir kam Sebastian, er ist jetzt siebzehn und hat gerade seine erste feste Freundin. Er ist ein langer Lulatsch und schon ziemlich erwachsen für sein Alter. Nach ihm wurde Dinah geboren, sie ist neun Jahre alt. Ziemlich altklug, aber auch wirklich intelligent. Das darf man ihr nur nicht sagen, sonst wird sie schnell eingebildet. Und dann gibt es noch unser Nesthäkchen Miro. Süße zwei Jahre alt und unser kleiner Sonnenschein."
Julianna konnte es nicht fassen. Von einer Sekunde auf die andere hatte sich ihr Leben verändert und das hatte sie Ben zu verdanken. Sara erzählte die ganze Fahrt über von der Familie, wichtige Eckdaten und kleine Anekdoten aus dem Alltag. Julianna erfuhr, dass sie vor ein paar Jahren nach Holland gezogen waren, in ein kleines Dorf, das gerade mal drei Stunden Autofahrt von ihr entfernt lag. Trotzdem sprachen alle Kinder der Familie fließend deutsch.
"Bis auf Miro natürlich, aber der spricht ja auch noch nicht richtig, sondern brabbelt eher", lachte Sara.

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Julianna war so gebannt von ihren Erzählungen, dass sie kaum noch an das bevorstehende Gespräch mit Anette dachte. Sie sog alle Informationen begierig in sich auf, wie ein trockener Schwamm das Wasser. Sie konnte es gar nicht fassen, wie viel ihr entgangen war, nur weil sie immer Angst gehabt hatte, auf Ablehnung zu stoßen. Hätte sie früher Kontakt aufgenommen, würde sie ihren Vater noch wieder gesehen haben. Laut Sara waren sie auch nur nach Holland gezogen, weil ihre Mutter näher bei Julianna sein wollte. Warum sie sie allerdings zurückgelassen hatte und warum sie nie nach Deutschland zurückgekehrt waren, wusste Sara auch nicht.
"Darüber hat sie sich immer ausgeschwiegen", sagte sie und zuckte mit den Schultern. "Tut mir leid, aber ich weiß nur, dass sie einen guten Grund gehabt haben muss. Sie hat dich bestimmt nicht freiwillig allein gelassen."
Olivia sagte während der gesamten Fahrt kein Wort, sondern sah angespannt aus dem Fenster. Sie schien sich weitaus mehr Gedanken um das Gespräch zu machen als Julianna. Je näher sie ihrem Elternhaus kamen, umso nervöser wurde sie. Ihre Hände kneteten unablässig an ihrer Kleidung herum und ihr Blick war starr. Julianna musterte sie besorgt durch den Rückspiegel, wagte aber nicht, sie anzusprechen.

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Olivia sah aus, als hätte sie sich ganz in ihre eigene Welt zurückgezogen und sie wollte sie nicht stören. Endlich kamen sie an dem grauen Ungetüm von Haus an. Es war Sara anzusehen, dass der Bau sie etwas einschüchterte, aber sie stieg aus und hielt den Kopf hoch erhoben. Nicht wie Julianna, die Zeit ihres Lebens die Schultern hängen gelassen hatte, wenn sie an diesem Haus ankam. Die Tür flog auf und sie zuckte zusammen. Aber es war nur Burkhart, der mit schneeweißem Gesicht und wild gestikulierenden Händen herausgestürmt kam.
"Julianna", keuchte er, als er bei ihr angekommen war. "Es ist gar nicht gut, dass du hier bist. Bitte, ich flehe dich an, du musst wieder gehen!"
Sie sah ihn erschrocken an. So in Panik hatte sie ihn noch nie erlebt. Bisher war er immer der Fels in der Brandung für sie gewesen. Er war quasi wie ein Vater für sie und er hatte sie noch nie abgewiesen. Das erinnerte Julianna daran, dass sie wegen seiner Frau keinen richtigen Vater mehr hatte und ihr Gesichtsausdruck wurde hart.
"Nein", sagte sie entschlossen. "Ich muss mit Anette reden. Sie hat mir Briefe von meinen Eltern vorenthalten, Burkhart! Ich will gefälligst wissen, warum sie das getan hat!"
Burkhart sah sie nervös an.

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"Von Briefen weiß ich nichts", stammelte er dann und drehte sich immer wieder zum Haus um. "Vielleicht können wir woanders hingehen? Ich werde dir alles sagen, was ich weiß, aber lass uns ein bisschen außer Sichtweite der Fenster gehen, ja? Und es wäre gut, wenn du deine Freundin wegschickst, das ist eine Sache der Familie."
"Sara gehört zur Familie. Sie ist meine Schwester", sagte Julianna und Burkhart erbleichte noch mehr. Dann wurde sein Gesicht ausdruckslos und er ließ die Schultern hängen.
"So kommt also doch noch alles heraus", murmelte er, und führte sie ein Stückchen weg zu einer kleinen Gartenlaube. Sie setzen sich und Burkhart faltete die Hände in seinem Schoß. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er unter großem Druck stand. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen und bei dem kleinsten Geräusch zuckte er zusammen.
"Du weißt mehr, als du zugibst und hast mich die ganze Zeit angelogen", stellte Julianna nüchtern fest. Die Tatsache, dass ihr Beschützer aus Kindertagen sie hintergangen hatte, traf sie, aber sie konnte einfach nicht glauben, dass er es getan hatte, um ihr zu schaden. Er wusste etwas, aber er hatte dieses Wissen mit Sicherheit nur zurückgehalten, um sie zu schützen. Burkhart nickte und hob verzweifelt die Hände.

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"Ich konnte ja nicht ahnen, wie schlimm es wirklich ist. Ich hätte doch nie… Julie, mein Schatz, du musst mir einfach glauben, dass ich vieles von dem, was ich jetzt erfahren habe, vorher noch nicht wusste. Und wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich dich doch längst eingeweiht. Ich wusste einfach nicht, wie schlimm es wirklich um Anette steht."
Er seufzte und fragte dann: "Julianna, weißt du, was Schizophrenie ist?"
Sie nickte verwirrt. "Das ist doch das, wenn unterschiedliche Personen in einem Körper sind, oder so."
Burkhart schüttelte den Kopf und sagte: "Ja, das glauben viele, aber das stimmt nicht. Schizophrenie ist eine Verhaltensstörung, die viele Symptome haben kann. Anette ist schizophren."
Die drei Frauen sahen ihn geschockt an. Besonders Olivia schien diese Eröffnung zu treffen und Julianna wusste, dass sie trotz allem ihre Mutter sehr liebte.
"Aber Papa, davon wüsste ich doch was", sagte sie leise, und es war ihr deutlich anzuhören, dass sie sich wünschte, er würde seine Worte zurücknehmen. Aber Burkhart schüttelte nur betrübt den Kopf.

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"Nein Olivia, und das ist meine Schuld", sagte er. "Anette hat Wahnvorstellungen. Hat sie schon immer gehabt. Als wir uns kennen gelernt haben, hat sich das nicht so deutlich gezeigt. Sie war sehr eifersüchtig und hatte einen regelrechten Kontrollwahn, aber das haben schließlich viele Frauen, oder?"
Er lachte leise, aber als die anderen keine Regung zeigten, seufzte er und fuhr fort: "Im Laufe der Jahre wurde es immer schlimmer. Manchmal war sie ganz normal, aber es wurde immer deutlicher, dass sie Dinge zu hören und sehen glaubte, die niemand sonst wahrnehmen konnte. Sie war regelrecht paranoid, aber irgendwann konnte ich sie dazu überreden, zu einem Arzt zu gehen. Na ja, ich will euch nicht mit der ganzen Prozedur langweilen, aber es wurde diagnostiziert, dass sie unter paranoider Schizophrenie leidet. Sie sollte in Behandlung, aber… sie hat mich so angefleht, dass ich sie nicht wegschicken sollte und ich habe es einfach nicht mehr über das Herz gebracht. Ich konnte den Arzt davon überzeugen, dass ich mich selbst um sie kümmern würde und dafür sorgen würde, dass sie ihre Medikamente regelmäßig nimmt. Ich habe gedacht, es wäre alles nicht so schlimm. Ich dachte, ich würde damit schon fertig werden. Und zunächst lief ja auch alles ganz gut. Aber ich habe mich geirrt."

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Er holte tief Luft und sagte dann: "Ich werde euch jetzt alles von Anfang an erzählen und möchte euch bitten, mich nicht zu unterbrechen. Ein paar der Dinge habe ich erst vor kurzem erfahren. Nachdem wir Bescheid bekommen haben, dass Tristan verhaftet wurde, weil er dich entführt und angegriffen hatte, ist Anette ausgeflippt. Ich konnte sie gerade so davon abhalten, zu euch zu fahren und eine furchtbare Dummheit zu machen. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich habe sie eingeschlossen. Ihr müsst mich verstehen, ich bin so hilflos! Irgendwann ist sie zusammengebrochen und hat mir die ganze Geschichte erzählt. Aber es bricht mir das Herz, sie einweisen zu lassen. Ich liebe sie doch und sie ist nur krank! Ihr Problem ist einfach, dass sie zu sehr liebt. Sie würde alles tun, damit sie die Liebe der Personen behalten kann. Also, wo fange ich am besten an? Ihr müsst wissen, dass wir vier früher sehr befreundet waren. Juliannas Eltern, also Clemens und Katja und Anette und ich. Wir wohnten zusammen in einer Stadt und haben viel zu viert unternommen. Als dann Anette und Katja auch noch kurz nacheinander schwanger wurden, schien unser Glück perfekt. Wir hatten zwar schon Tristan, aber wir haben uns immer ein kleines Mädchen gewünscht. Olivia und Julianna wurden geboren und alles war ganz toll. Anette schien es gut zu tun, dass sie wieder ein kleines Baby hatte, um das sie sich kümmern konnte.

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Ihre Krankheit war kaum noch spürbar und auch unser Hausarzt war sehr beeindruckt von ihrer Entwicklung. Er vertraute mir, dass ich mich weiter so gut um sie kümmern würde. Aber eines Tages hatten Katja und Clemens einen furchtbaren Streit. Sie kam zu mir, um sich bei mir auszuheulen. Wir tranken ein bisschen Wein und die Stimmung wurde immer lockerer. Sie hat sich alles von der Seele geredet und ich habe sie in den Arm genommen. Leider kam es dann zu einem Kuss. Es war ganz harmlos, wirklich. Ich wollte sie nur ein bisschen trösten und zu mehr wäre es auch gar nicht gekommen. Dummerweise hat Anette diesen Kuss mitbekommen. Sie raste vor Eifersucht und machte uns eine furchtbare Szene. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass ich Juliannas Vater wäre und schwor Katja, ihre Beziehung kaputt zu machen und ihr das Kind wegzunehmen. Ich habe sie in diesem Moment nicht mehr wieder erkannt. Sie hat sich so hereingesteigert, dass man wirklich Angst vor ihr bekommen konnte. Katja jedenfalls ging es so, und es entwickelte sich ein schlimmer Streit zwischen den Beiden. Irgendwann ist Katja dann gegangen und hat Clemens natürlich alles erzählt. Wir dachten, wir könnten den Streit irgendwie schlichten, aber Anette ließ die beiden nicht mehr in Ruhe. Sie tat alles, um ihnen das Leben zur Hölle zu machen und die beiden hatten einfach Angst um dich, Julianna. Also sind sie weggezogen.

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Wir hatten mehrere Jahre lang keinen Kontakt mehr und alles schien sich wieder zu normalisieren. Anette hatte keinen Ausraster mehr und ihre Krankheit schien sie auch im Griff zu haben. Wie ich jetzt erst erfahren habe, hat sie dann aber irgendwann einen Anruf von Katja bekommen. Katja wollte das Kriegsbeil begraben, weil sie erneut schwanger war und gerne wieder die alte Freundschaft wiederherstellen wollte. Sie war eine so gütige und warmherzige Person, ich kann mir das gut vorstellen. So weit ich Anette verstanden habe, ging sie zum Schein darauf ein. Sie fuhr zu Katja und biederte sich bei ihr an. Und jetzt wird es etwas kompliziert. Anette meint Stimmen zu hören, die ihr Befehle geben. Sie sagt, die Stimmen hätten ihr befohlen, dafür zu sorgen, dass Katja verschwand, weil das neue Baby auch von mir sei. Ihr müsst wissen, dass Clemens in seiner Jugend ein Alkoholproblem hatte. Er hatte keine ganz einfache Kindheit und irgendwann ist er betrunken Auto gefahren und hat den Polizisten, der ihn kontrolliert hat, tätlich angegriffen. Wer Clemens kennt, der weiß, dass es eine sehr unglückliche Kombination von jugendlichem Leichtsinn und Alkohol gewesen sein muss. Aber er wurde verurteilt und war somit vorbestraft. Und das hat Anette ausgenutzt. Es hört sich total lächerlich an und wäre es auch, wenn das alles nicht so traurig wäre. Ein normaler Mensch kann gar nicht nachvollziehen, was Anette sich dabei gedacht hat und wie verrückt ihr Plan war.

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Sie selbst hält ihn für genial. Sie behauptet, dass die Stimmen ihr gesagt hätten, dass sie nur dafür sorgen müsse, dass Katja und Clemens einmal aus dem Haus gingen. Dann hat sie leere Alkoholflaschen im Haus verteilt, die Einrichtung demoliert und dann die Polizei alarmiert. Sie hat sich als besorgte Verwandte ausgegeben und auf Clemens' Aggressivität hingewiesen, wenn er etwas getrunken hatte. Ihr Plan ging auf. Aufgrund seiner Vorstrafe sah das Jugendamt das Kindeswohl akut gefährdet und Katja weigerte sich, Clemens zu verlassen. Sie wollte bei ihm bleiben. Vermutlich dachte sie in diesem Moment noch, dass sich alles aufklären würde. Sie wusste schließlich, dass ihr Mann unschuldig war. Aber als dann bestimmt wurde, dass Julianna zunächst einmal in die Obhut des Jugendamtes kommen sollte, bekam sie große Angst. Damit hatte sie nicht gerechnet und sie fürchtete, dass man ihr das Baby auch wegnehmen würde, sobald jemand davon erfuhr. Anette riet ihr, dass sie lieber zunächst außer Landes verschwinden sollte, und sie selbst schon dafür sorgen würde, dass alles wieder gut würde. Katja war so gutgläubig, dass sie sich sogar noch für den Rat bedankte. Ich wusste von alldem nichts. Als man sich an uns wandte und fragte, ob wir Julianna aufnehmen würden, sagte ich selbstverständlich ja.

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Ich dachte, dass Clemens wirklich wieder ein Alkoholproblem hätte und hoffte, dass ich Julianna ein zuhause bieten könnte. Jedes Mal, wenn Anette ihren Hass und ihre Eifersucht an ihr ausließ, hab ich versucht, es irgendwie wieder gut zu machen. Und als das mit Tristan passiert ist, hab ich ihn weggeschickt, weil die Möglichkeit bestand, dass du die Wahrheit sagen könntest, Julie. Ich wollte euch auf meine Art schützen. Anette allerdings glaubt, dass du dir das alles ausgedacht hast, um ihr ihren Sohn wegzunehmen. Du siehst deiner Mutter so ähnlich! Anette denkt, dass Katja in dir lebt und sich rächen will, indem sie ihr ebenfalls ein Kind wegnimmt. Du siehst, sie hat eine vollkommen gestörte Wahrnehmung. Sie kann für ihr Verhalten nichts und ich habe doch immer versucht, dir alle Liebe zu geben, die ich aufbringen konnte. Bitte, du musst mir glauben! Ich habe immer nur das Beste für dich gewollt und dich geliebt wie eine Tochter! Es tut mir leid, ich sehe jetzt ein, dass wir Hilfe brauchen. Dass wir schon immer Hilfe gebraucht hätten. Und ich hätte dich nicht Anettes Hass aussetzen dürfen. Ich war egoistisch, weil ich dich lieb habe und wollte, dass du bei uns bleibst."

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Burkhart weinte jetzt und das war der einzige Laut, der die Stille hin und wieder durchbrach. Julianna, Sara und Olivia saßen geschockt da und versuchten, das Gehörte zu verarbeiten. Burkhart hatte ihr einfach so einen ganzen Batzen an Informationen hingeknallt und sie schaffte es einfach nicht, sie mit ihren Erinnerungen und Gefühlen in Einklang zu bringen. Sie konnte einfach nicht glauben, dass so viel Leid aus falsch verstandener Liebe angerichtet worden war. Das konnte doch keine Liebe sein! Sie schloss die Augen und unwillkürlich kam ihr ein Lied von der Band Glashaus in den Sinn. Der Refrain war so wunderschön, aber nie hatte sie seine Bedeutung so verinnerlicht wie heute:

Wenn das Liebe ist,
warum bringt es mich um den Schlaf?
Wenn das Liebe ist,
warum raubt es mir meine Kraft?
Wenn das Liebe ist,
sag mir, was es mit mir macht!
Wenn das Liebe ist,
Was? Was? Was ist dann Hass?
Was ist dann Hass?

Burkhart schlug sich jetzt die Hände vor das Gesicht und Olivia strich ihm unbeholfen über den Rücken.

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"Bitte, Julie! Verzeih mir, ich hab dich doch so lieb! Ich hab immer versucht, alles auszugleichen, dir ein schönes Leben zu machen. Bitte sag mir, dass ich nicht versagt habe. Verzeih mir bitte!", flehte er jetzt und sah sie an. Julianna erwiderte den Blick, war aber unfähig, etwas zu sagen. Er war ein kleines Häufchen Elend, wie er da auf der Bank hockte und plötzlich bekam sie Mitleid mit ihm. Sie glaubte ihm einfach, dass es ihm sehr leid tat und auch, dass er verschiedene Dinge nicht gewusst hatte. Das Ganze hörte sich ohnehin wie ein Horrorfilm an.
"Ist schon gut", sagte sie leise und sah zu Boden. An diesem Tag war so viel geschehen, dass sie sich unglaublich leer fühlte. Als hätte sie automatisch eine Schutzwand errichtet, die sämtliche Gefühle von ihr abschottete.
Burkhart stand auf und die anderen taten es ihm nach. Er zog Julianna in eine feste Umarmung und schien sie gar nicht mehr loslassen zu wollen.
"Du bist so gutherzig, mein Mädel", flüsterte er in ihr Ohr und drückte sie noch fester. Plötzlich brach alles über sie herein. Ihre Mauer stürzte ein, und sie fing an zu schluchzen und ließ sich von dem Mann halten, der für immer der einzige Vater war, den sie kennen würde.

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All ihr Kummer über die Hochzeit, ihre unglückliche Liebe zu Dario und die verlorenen Jahre mit ihrer Familie brachen aus ihr heraus und sie ließ sich von ihm, wie schon von Olivia, wie ein kleines Kind trösten.
"Ich hab dich so lieb", heulte sie und Burkhart weinte nun seinerseits wieder. Sie ließen ihren Tränen freien Lauf und es kam Julianna wie eine Ewigkeit vor, als sie sich wieder voneinander lösten. Olivia hatte ebenfalls Tränen in den Augen und Sara sah betreten zur Seite. Burkhart wischte sich über das Gesicht und sagte mit brüchiger Stimme: "Ihr solltet jetzt wieder fahren. Ich habe schon unseren Arzt verständigt und der Krankentransport sollte in einer halben Stunde hier sein. Ich möchte nicht, dass Anette euch sieht. Das würde sie nur aufregen und wer weiß, was sie in ihrer Krankheit alles sagen würde."
Sie nickten und gingen langsam zurück zum Auto. Julianna machte sich unglaubliche Sorgen um Olivia. Sie wusste nicht, wie sie das verkraften würde. Sie wusste ja nicht einmal, wie sie selbst das alles verkraften sollte! Aber als sie sie darauf ansprach, meinte Olivia nur, dass es schon gehen würde.

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"Weißt du, es hat mich immer belastet, dass sie dich so furchtbar behandelt hat. Jetzt geht es mir irgendwie besser, weil ich weiß, dass sie im Endeffekt nicht wirklich etwas dafür konnte", sagte sie. Julianna verstand das. Ihr ging es ähnlich und auch wenn sie Anette ihre Taten nicht verzeihen konnte, so wusste sie jetzt doch, dass es nicht an ihr gelegen hatte. Sie wusste jetzt, dass sie kein schlechter Mensch war, egal was Anette behauptet hatte. Und erst, als sie längst wieder auf der Autobahn waren, fielen Julianna die Briefe wieder ein. Sie lächelte und musterte Sara, die neben ihr döste. Die Briefe waren jetzt nicht mehr wichtig. Sie waren verloren, aber ihre Familie war dafür wieder da.


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So, hoffentlich hattet ihr Spaß beim Lesen. Wie gesagt, ich bin bis Montag erstmal weg, aber ich bin trotzdem schon gespannt, was ihr zu dieser Riesenauflösung sagt ^^. Und jetzt bekommt der Titel der FS auch noch eine weitere Bedeutung *g*


LG Kuona
 
puh da ist ja echt viel information enthalten ;) also erstmal find ich es klasse, dass olivia irgendwie den bann zwischen den beiden schwestern gebrochen hat mit dieser ohrfeige. hätte ich ihr gar nicht zugetraut :D das mit den briefen ist natürlich mehr als dumm... julie dachte, dass ihre eltern nicht an sie denken und umgekehrt. was für ein schreckliches missverständnis...

das mit anette ist auch total schlimm. ich weiß, dass sie durch die krankheit nichts dafür kann, dass sie so ist wie sie ist aber ich bin noch immer sauer. ich muss das erst mal verkraften ;)

gleich so viele geschwister hat julie? puuhhhh.... aber war irgendwie zu erwarten, dass ihre eltern weiterleben. aber hart ist es dennoch.

burkhart find ich übrigens süß :D der arme hatte bestimmt auch kein tolles leben und es tut ihm bestimmt wirklich leid. war einfach ne tolle fortsetzung ^^
 
ohhh wwwaasss für ein emotionreicher Teil!!!

Ich bin echt gespannt wie es mit den dreien bzw mit den zwei Herren (Ben, Dario) weiter geht...

Und ich stell mir die Hochzeit mit Mr. "Der Richtige" soooo schön vor wenn ihre Familie dabei ist *gleich taschentuch braucht* (ich hoff ich hab dein Ende nicht erraten XD)
Aber jetzt erstmal abwarten...
Ben tut mir auch Leid... irgendwie kennt man diese Gefühl xD
Naja euch allen mal ein schönes Wochenende ^^

See ya
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh mein Gott, mit diesem Kapitel hast du dich selber übertroffen. Meiner Meinung nach das beste Kapitel überhaupt von dir! Es ist sehr emotional, du hast die Gefühle einfach perfekt beschrieben.

Julie tut mir sehr leid, Anette hat also die Briefe immer verbrannt und sie ihr nicht gezeigt. Dabei sehnte sich Julie doch so nach Liebe. Aber anderseits ist Anette krank und kann nicht wirklich was dafür, trotzdem fühl ich noch nicht wirklich mitleid mit ihr, nachdem was sie alles Julie angetan hat.

Olli hat total super gehandelt mit der Ohrfeige ;) Sara weißt gar nichts über Julie und regt sich schon total auf. Es ist zwar irgendwie verständlich, weil sie ja dachte das Julie die Briefe nicht beantwortet weil sie keinen Kontakt zu ihren Eltern will, aber trotzdem. Und ja ich finde schon das sie sich ähneln. Vor allem die Augen sehen fast gleich und die Gesichter ähneln sich sehr.

Also wenn es nicht ausmacht das ich mich wiederhole, hier nochmal: Die Bilder waren toll und der Text war einfach hervorragent, Gefühl pur! (Jetzt hab ich mich doch nicht so wirklich wiederholt ;) )

So und dann wünsch ich dir noch viel spaß mit der Chaotin ;)
 
na das war ja mal ein paukenschlag... schöööön...!!!
jetzt muss sie nur noch ben loswerden, ich kann diesen part "nicht haben", diese verhaltensweise ist so wahnsinnig... und niemand kann ihr helfen das zu überdenken/beenden, als sie selbst.
das sehe ich viel zu oft schon im reallife... :( also mach was schööönes draus bitte :)
 
Puh, also... ich war jetzt wirklich ein wenig erschlagen von den ganzen Informationen, was aber nicht an den Informationen an sich oder der Tatsache lag, dass sie so spät kamen, sondern vielmehr daran, dass das Kapitel so lang war und uns gleich alles in einem großen Happen präsentiert wurde. Der ist eben etwas schwer verdaulicher als mehrere kleine Happen. ;) Aber das macht nix, ich bin trotzdem hinterher gekommen und habe alles verstanden.
Leider weiß ich grad gar nicht, was ich schreiben soll. Sorry! Ich bin einfach gespannt auf das nächste Kapitel und darauf, ob Julie jetzt ihre Mama wiedersehen und ihre anderen Geschwister kennen lernen wird.
HaE schaffe ich jetzt nicht mehr, ich hab vorhin mit meinem Daddy telefoniert und bin etwas traurig grad. Sorry! Ich hole es nach.

*knuddel*
 
Hallo!

Ich hab die Fortsetzungen gelesen und staune! Mit solch einer Wendung hätte ich im Leben ja nicht gerechnet. Da rückt das ganze Kuddelmuddel um die schwachsinnige Hochzeitsidee echt erstmal in den Hintergrund.

Es ist der Hammer, was Annette da angerichtet hat. Und Burkhard weiß natürlich, dass ihn ein großer Batzen Schuld trifft, weil er sie nicht in den Griff bekommen hat. Herrjeh, wie kompliziert das alles ist und wie furchtbar dramatisch und schlimm.

Nun kann ja aber alles zumindest für die Zukunft wieder gut werden, indem Julie ihre richtigen Eltern kennenlernt. Alleine das Wissen darum, dass diese sie nicht von sich gestoßen haben, ist doch schon Gold wert.

Wie immer wunderschöne und sehr rührende FS, Kuona! Und die Bilder sind auch toll!
 
Ich bin wieder daaaha =) Und ich hab mich sehr über eure Kommis gefreut. Puh, jetzt geht es ans Beantworten *händereib*

@Suki87: Deinen Kommentar hatte ich sogar am Donnerstag gelesen, du bist immer so wahnsinnig schnell. Finde ich aber cool ;)
Ja, die Informationen sind wirklich etwas viel. Das Problem ist halt, dass sie so geballt gegeben werden, aber ich wusste echt nicht, wie ich es anders umsetzen sollte. Naja, jetzt ist es so und gut :lol:.
Ja, Olli hat mit der Ohrfeige wirklich ein bisschen diese Spirale durchbrochen, in der sich die Schwestern befanden. Sie ist halt doch recht beherzt *gg*. Das Missverständnis war wirklich blöd. Und wenn man bedenkt, dass es nur Anettes Schuld ist, kann man Juliannas Wut auch etwas verstehen. Selbst, wenn Anette nicht wirklich etwas dafür kann. Ihre Taten bleiben ja schlecht...
Ja, Julianna hat wirklich viele Geschwister *g*. Aber ich glaube, sie freut sich mehr darüber, als dass sie sauer auf ihre Eltern ist, weil die weitergelebt haben. Sie weiß ja jetzt, dass sie sie nicht vergessen haben und eine große Familie ist im Grunde genommen das, was sie sich immer gewünscht hat.
Ich freue mich total, dass dir das Kapitel gefallen hat :D

@*Moonlight*: *gg* Ich verrate dir doch jetzt nicht, wie das Ende aussieht ;). Aber es freut mich, dass dir die Fortsetzung gefallen hat. Es sind ja jetzt auch nicht mehr so viele Kapitel, die da kommen werden. Vier noch, um genau zu sein. So langsam geht es jetzt also wirklich aufs Ende zu *seufz*. Und dann werdet ihr es ja sehen *g*. Ben tut mir auch irgendwie leid. So, wie es im Moment ist, werden hinterher drei Menschen unglücklich sein. Naja, mal abwarten, ob ich da noch gnädig bin und Schicksal spiele ;)

@Rosegirl: Wow, über so ein Lob freue ich mich natürlich! Vor allem, weil ich selbst ja einige Dinge daran nicht so toll finde ;).
Was Anette getan hat, ist wirklich nicht zu entschuldigen, aber man muss sie natürlich anders beurteilen, weil sie krank ist. Das ist wirklich schwierig, aber Julianna kommt eigentlich ganz gut damit zurecht. Sie schaut nach vorne und darauf, was sie gewonnen hat. Auf einen Schlag sind fünf neue Menschen in ihr Leben getreten und sie hat die Möglichkeit, ihre Mutter wiederzusehen. Das ist etwas, womit sie überhaupt nicht mehr gerechnet hatte und die Freude darüber überwiegt dann auch den Hass und die Wut auf Anette.
Ich finde es cool, dass du eine Ähnlichkeit siehst. Wie gesagt, war ursprünglich gar nicht so geplant, aber ich glaube, ich habe Sara auch auf Grundlage von Julianna erstellt *grübel*. Hm, ich erinnere mich nicht mehr (hab eh ein Gedächtnis wie ein Sieb, nur das Kurzzeitgedächtnis ist gut). Ollid Ohrfeige war auch meine Lieblingsszene in diesem Kapitel *g*. Aber ich mag Olli ja eh. Sie ist nicht so dumm und naiv, wie es manchmal scheint.
So, und ich freue mich natürlich auch total, dass dir die Bilder und der Text gefallen haben :D

@Zahlencödchen: Hach, bin ich froh, nicht die ganzen Zahlen abtippen zu müssen *gg*. War ganz erstaunt, als ich deinen Beitrag hier gesehen habe, aber ich freue mich natürlich trotzdem total :). Paukenschlag ist wohl der richtige Ausdruck für diesen Informationsbatzen, den ihr da vor die Füße geschmissen bekommen habt ;). Aber freut mich, dass es dir trotzdem gefallen hat. Die Sache mit Ben ist wirklich irrsinnig. Wenn sie das durchziehen, sind hinterher drei Menschen unglücklich (noch mehr, wenn Ben und Julianna Kinder bekommen :ohoh:). Hoffen wir mal, dass sich die beiden noch rechtzeitig besinnen werden. Und ich werde mich natürlich bemühen, ein zufriedenstellendes Ende zu finden *g*

@Litttle Cat: Wow %). Freut mich, dass dir das Kapitel SO gut gefallen hat. Hätte ich gar nicht mit gerechnet, danke :)

@Mausischnuckelwuckel: Ha, dich zu erschlagen war doch mein Ziel! :p Nein, Scherz ^^. Das Kapitel war wirklich lang (okay, nicht unbedingt länger als die anderen, aber trotzdem) und diese Infos gehören definitiv zu den Punkten, die über die ganze Geschichte verteilt worden wären, wenn ich nochmal die Möglichkeit hätte, alles neu zu machen ;). Aber so finde ich es eigentlich auch okay. Du musst ja auch gar nicht immer viel schreiben, wir quatschen ja eh so viel über die Storys, da sind die einzelen Kapitel ja eher unwichtig *gg*. Außerdem tun mir schon meine Finger weh und ich ignoriere schon seit mehreren Minuten deine neue Nachricht, weil ich endlich fertig werden will mit beantworten :lol:.

@Innad: Hallöchen :D
Ach so, hab ganz vergessen zu fragen: Wie war denn dein Urlaub? Ich hoffe, du hast dich gut erholt und hast viel Spaß gehabt.
Juhu, ich konnte überraschen ;). Ja, meine ewige Neigung, niemanden wirklich böse sein zu lassen *g*. Carolina hat sich als nett herausgestellt und Anette ist einfach nur krank. Aber trotzdem bleibt natürlich, was sie getan hat und welche Auswirkungen das hat. Nur, so gemein konnte ich ja niemanden sein lassen. Vor allem, wenn es eigentlich nicht so viel Grund dazu gibt und die Krankheit erklärt ihr verqueres Denken.
Und du hast vollkommen recht: Für Julianna zählt jetzt alleine, dass ihre Eltern sie geliebt haben. Und das ist es ja eigentlich auch, was zählen sollte. Es nützt niemandem etwas, über vergossene Milch zu weinen. Julianna blickt nach vorne und ja, vielleicht lernt sie sogar endlich ihre Mutter und Geschwister kennen. Im Grunde genommen geht ihr größter Traum in Erfüllung: Eine große Familie, die sie liebt und die sie lieben kann.

LG Kuona
 
uff du machst es wirklich spannend immer wenn ich denke jetzt weiß ich halbwegs was passiert oder war knallst du die nächste bombe hin*g*
ich bin im moment zwar etwas neben der spur aber beim zweiten lesen dürfte selbst ich alles verstanden haben*g*
deshalb sag ich jetzt nur das war wieder ein knüller :-)
schade nur das die story bald zu ende ist aber die nächste kommt doch bestimmt oder*gg* und naja mein baby wird das chaos auch schon verkraften*gG*
also bis demächst und weiter so
 
Hallo ihr Lieben :)

Jaaaa, diese FS gibt es auch noch :D. Und ich bin megastolz, weiiiiiiil ich gestern tatsächlich das letzte Wörtchen getippt habe *schnüff*. Der Text ist also abgeschlossen und ich werde jetzt nach und nach in Ruhe die Bilder machen. Ich hoffe, das entschädigt ein bisschen die lange Wartezeit. 31 Kapitel sind es jetzt übrigens insgesamt geworden :)

@Maus73: Dein Baby müsste sich bald auf den Weg machen, oder? Oder ist es sogar schon da? Ich drück dich auf jeden Fall mal und hoffe, dass du dein süßes Baby ganz bald knuddeln darfst, falls es noch nicht da ist. Und wenn es schon da ist, knutsch es mal von mir *g* Zu dem Rest hatte ich dir ja schon eine PN geschrieben :hallo:

@all: Ähm, ich glaube, ich schreibe euch nochmal eine kurze Zusammenfassung, was zuletzt alles passiert ist, damit ihr wieder reinkommt, ohne die letzten paar Kapitel lesen zu müssen.
Also, Julianna wurde von Tristan entführt, aber Ben und Dario konnten sie retten. Ben wird dabei verletzt und macht Julianna daraufhin einen Heiratsantrag, den sie aus Schuldgefühlen annimmt. Sie kommt damit aber nicht so gut klar und meidet Ben und Berührungen durch ihn, wo sie nur kann. Eines Tages steht dann plötzlich Ben mit einer fremden Frau vor ihrer Tür. Es stellt sich heraus, dass sie Juliannas Schwester ist. Nach und nach kommt (auch mithilfe von Burkhart) heraus, dass Anette (die an Schizophrenie leidet) diejenige war, die all die Zeit einen Kontakt zwischen Julianna und ihrer richtigen Familie verhindert hat. Juliannas Vater ist mittlerweile tot, aber ihrer Mutter und drei weiteren Geschwistern außer Sara geht es gut. In diesem Kapitel kommen Julianna, Olivia und Sara gerade von dem Gespräch mit Burkhart zurück.

So, jetzt aber viel Spaß mit dem neuen Kapitel :)

Kapitel XXVII – Zauber der Nacht

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Erst als die Sonne bereits unterging, passierten sie wieder die Ortsgrenze zu ihrer Heimatstadt. Auch Olivia war eingeschlafen und Julianna hatte ein heimliches Vergnügen daran, sie im Rückspiegel zu beobachten. Olivias Kopf lag auf der Ablage und ihr Mund war weit geöffnet. Ein Sabberfaden zog sich aus ihrem Mundwinkel, während eine Haarsträhne darin klebte. Als sie vor Mirkos Haus hielten, wachte sie auf, als hätte sie ein Zeichen dazu bekommen. Julianna betrachtete sie liebevoll, wie sie sich verschlafen reckte und ihren Nacken knacken ließ.
"Wir sin' ja schon da", nuschelte Olivia und stieg aus. Vor dem Auto schlang sie gleich die Arme um ihren Körper und Julianna wusste, wie fies der Temperaturunterschied zwischen der gemütlichen Wärme des Autos und der kühlen Nachtluft sein konnte, besonders, wenn man zwischendurch geschlafen hatte.

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"Geh schnell ins Haus", sagte sie daher und Olivia nickte gähnend.
"Was hast du jetzt vor?", fragte sie und Julianna wackelte vage mit dem Kopf.
"Ich schätze, ich werde so schnell wie möglich zu meiner Mutter fahren. Vielleicht schon morgen", sagte sie dann und sah zu Boden. Olivia schien mit einem Schlag hellwach zu sein.
"Das kannst du doch nicht machen!", sagte sie entsetzt. "Was ist denn mit deiner Arbeit? Du hast dir schon für die Renovierung so kurzfristig Urlaub genommen, aber noch mal macht dein Chef das bestimmt nicht mit. Deine Mutter rennt dir doch nicht weg!"
"Ach, und mein Vater hält nur ein Nickerchen, oder was?", versetzte Julianna und schüttelte den Kopf. "Nein, ich muss zu ihr. Ich hab einfach furchtbare Angst, dass noch etwas dazwischenkommen könnte. Oder dass ich morgen aufwache und alles war nur ein Traum."
"Das verstehe ich ja. Aber deswegen musst du doch nicht gleich so überstürzt handeln!", sagte Olivia und seufzte, als Juliannas Miene stur blieb.

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"Früher hast du nie versucht, deinen Kopf um jeden Preis durchzusetzen. Ehrlich, du hast dich sehr verändert. Ich weiß gar nicht, wann das passiert ist. Gute Nacht!"
Sie drehte sich um und ging ins Haus und sie sah sich kein einziges Mal mehr zu Julianna um. Das verletzte sie irgendwie und es machte sie traurig, dass Olivia sie so gar nicht verstehen konnte.
"Ich glaube, sie mag mich nicht", kam eine Stimme aus Richtung des Autos. Sara war ausgestiegen und schlang genau wie Olivia vorhin ihre Arme um ihren Oberkörper. Sie bibberte, aber trotzdem blieb sie draußen stehen, während Julianna nachdenklich das Haus musterte.
"Vielleicht ist sie eifersüchtig?", fuhr Sara fort. "Ich meine, ich habe schon gemerkt, dass ihr eine sehr enge Beziehung zueinander habt und vielleicht denkt sie, ich will mich irgendwie zwischen euch drängen. Aber das ist wirklich nicht meine Absicht! Glaubst du mir das?" Sara sah zerknirscht aus, als Julianna sich zu ihr herumdrehte.

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"Aber natürlich glaube ich dir. Und ich denke nicht, dass sie eifersüchtig ist oder dich nicht mag. Das war einfach nur alles etwas viel für sie. Für mich ja auch… Und du darfst nicht vergessen, dass Anette ihre Mutter ist. Sie macht sich bestimmt Sorgen um sie. Komm, steig wieder ein."
Sara sah erleichtert aus und leistete der Bitte Folge.
"Schläfst du bei mir?", wollte Julianna wissen, nachdem sie den Motor gestartet hatte. "Das wäre kein Problem, ich hab ein sehr gemütliches Sofa."
Sara grinste, schüttelte aber den Kopf.
"Nein, Ben hat ein Hotelzimmer für mich gebucht. Im 'Vier Jahreszeiten', kennst du das?"
Und ob sie das kannte! Das "Vier Jahreszeiten" war eins der edelsten Hotels in der Stadt. Ben hatte wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, um sie mit ihrer Familie zusammenzuführen. Plötzlich überkam sie ein warmes Gefühl für ihn und sie beschloss, zukünftig etwas netter zu ihm zu sein.

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"Dann setze ich dich da ab", sagte sie abwesend zu Sara gewandt und hing ihren Gedanken nach. Als der Zeitpunkt der Verabschiedung gekommen war, fühlte sie sich seltsam befangen. Irgendwie wusste sie nicht so recht, ob sie ihre Schwester umarmen sollte oder nicht, denn im Grunde genommen war sie ja immer noch eine Fremde für sie. Aber Sara löste das Problem, indem sie sie kurz drückte und dann winkend im Hotel verschwand. Julianna war unendlich froh, als sie endlich zuhause ankam. Es kam ihr vor, als sei sie bereits seit mindestens 48 Stunden auf den Beinen und sie war einfach nur erschöpft. Ihre Augen fielen fast schon von selbst zu und ihre Beine waren furchtbar schwer, als sie aus dem Auto ausstieg und zu ihrer Haustüre herüberschlurfte. Als sich eine Gestalt aus den Schatten neben ihrer Garage löste, hatte sie noch nicht einmal die Energie, vernünftig zu erschrecken. Aber das war auch nicht nötig. Es war Ben, der langsam auf sie zukam.
"Hast du jetzt extra hier gewartet?", fragte sie ihrem Vorsatz gemäß freundlich, auch wenn sie jetzt eigentlich keine Lust hatte, alles, was sie von Burkhart gehört hatte, noch einmal in allen Einzelheiten wiederzugeben.

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Er nickte und sagte dann: "Wie war es denn? Habt ihr etwas herausbekommen? Ihr wart so lange weg…"
Julianna seufzte und deutete mit der Hand auf die Haustür.
"Komm mit, dann erzähle ich dir alles."
Eine Viertelstunde später lehnte sich Ben mit großen Augen auf dem Sofa zurück.
"Uff, das hätte ich jetzt nicht gedacht", sagte er und sie musste gegen ihren Willen grinsen.
"Frag mich mal."
"Und was hast du jetzt vor?", fragte er dieselbe Frage, die auch Olivia schon gestellt hatte. Julianna sagte es ihm und registrierte erschrocken, dass sich sein Gesicht mit jedem Wort verdüsterte. Er lehnte sich wieder nach vorne und sagte mit ernster Stimme: "Sag mal, kann es sein, dass die Hochzeit und ich dir so rein gar nichts bedeuten? Du bist die ganze Zeit total abwesend und das, obwohl ich dir echt Zeit gegeben habe und alles. Aber du zeigst nur Desinteresse und tust so, als würde ich dich im nächsten Moment vergewaltigen wollen! Und jetzt willst du auch noch zu deiner Mutter fahren. Weißt du eigentlich, wie viele Vorbereitungen noch nötig sind? Ich kann das doch nicht alles alleine machen, wie stellst du dir das eigentlich vor? Deine Mutter wird auch später noch da sein und du kannst doch erstmal anrufen oder einen Brief schreiben, so wie ich."

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Er hatte sich immer mehr in Rage geredet und Julianna war unfähig, etwas zu erwidern. Mit den meisten Dingen hatte er ja Recht. Aber das konnte sie ihm doch nicht einfach so sagen. "Ich…", begann sie, aber Ben ließ sie gar nicht zu Wort kommen.
"Ach, vergiss es einfach", zischte er und verschränkte die Arme. "Sag mir einfach, was du eigentlich willst."
"Ich möchte meine Mutter sehen", sagte sie leise. "Aber wir machen jetzt schon einen Termin für die Hochzeit aus, ja?"
Der Versuch, ihn zu besänftigen funktionierte nur zum Teil.
"Von mir aus", brummte er. "Aber du musst echt mal begreifen, dass ich nicht dein Spielzeug bin, das du nach Belieben aus der Kiste holen und wieder reinstecken kannst. Wir werden bald verheiratet sein und ich finde, du solltest da auch etwas mitziehen. Ich gehe jetzt besser."
Mit diesen Worten stand er auf und ging in Richtung Haustür.
"Und der Termin?", rief Julianna ihm noch nach, aber die Türe war schon mit einem Klicken ins Schloss gefallen.

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"Na super", murmelte sie und rollte sich auf ihrem Sofa zusammen. Warum musste ausgerechnet ihr Leben immer so ätzend verlaufen? Noch nie war es so schrecklich gewesen wie heute, aber der bisherige Querschnitt war auch nicht gerade berauschend. Es klopfte an die Tür und sie fuhr hoch. Schnell ging sie hin und dort stand tatsächlich Ben. Sie war froh darüber, denn sie hasste es, mit jemandem im Streit auseinander zu gehen. Sie öffnete die Tür und er zog sie sofort in seine Arme. Überrumpelt ließ sie es geschehen, während er sagte: "Es tut mir echt leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich gebe dir natürlich alle Zeit der Welt. Fahr zu deiner Mutter und bleib so lange, wie du willst, aber direkt danach heiraten wir, das musst du mir versprechen!"
Julianna konnte nicht anders, sie musste es ihm einfach versprechen. Er war ihr schon so weit entgegengekommen, wie sein Stolz es zuließ, das wusste sie. Ben nickte glücklich, als sie eingewilligt hatte und sagte: "Gut, dann halte ich hier die Stellung und bereite alles vor. Deine einzige Aufgabe ist es, ein Hochzeitskleid zu kaufen und hübsch auszusehen. Vielleicht möchte deine Mutter ja auch mit zur Hochzeit kommen? Tut mir leid, dass ich nicht daran gedacht habe."

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Sie nickte und Ben ließ sie los.
"Okay, dann gehe ich jetzt. Ich werde dich vermissen, bleib bitte nicht allzu lange, okay?", sagte er und küsste sie diesmal direkt auf die Wange.
"In Ordnung", versprach sie und er lächelte, als er langsam wegging. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen. Sie fühlte sich wieder einmal schrecklich und ihre Gedanken fuhren Karussell. Heute war einfach definitiv zu viel passiert. Schnell ging sie nach oben und zog sich etwas Wärmeres an. Was sie jetzt brauchte, war ein langer Spaziergang, um ihre Gedanken zu sortieren und alles etwas zu verarbeiten. Die Sterne funkelten hell und die frische Nachtluft kühlte ihre erhitzten Wangen. Sie hielt den Blick auf den Boden vor ihr gesenkt und ging einfach nur einen Schritt nach dem anderen. Viele Dinge spukten in ihrem Kopf herum: Ihr Vater, ihre Mutter, verschwundene Briefe, Anette und ihre Krankheit, ihre wieder gefundene Familie, die bevorstehende Hochzeit, Ben… und immer wieder Dario.

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Erst als die Tränen ihr die Sicht nahmen, fiel ihr auf, dass sie schon wieder weinte. Sie wusste gar nicht mal so genau, warum eigentlich. Vermutlich um so viele verpasste Gelegenheiten. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und war eigentlich nur mäßig überrascht, als sie feststellte, dass sie vor Darios Haus stand. Es brannte kein Licht, aber die Sehnsucht nach ihm überwältigte sie einfach. Sie schniefte noch einmal und trocknete ihr Gesicht mit ihrem Ärmel. Dann stapfte sie kurz entschlossen auf die Tür zu und drückte auf die Klingel. Sie wartete kurz und wollte gerade noch einmal klingeln, als das Licht im Flur anging. Kurz darauf wurde Darios Silhouette sichtbar und die Tür öffnete sich. Vom Licht geblendet konnte sie nur erkennen, dass er sich verschlafen die Augen rieb.
"Julianna!", sagte er dann mit leicht ärgerlichem Unterton. "Was machst du denn hier, ist etwas passiert?"
Sie stand da und war auf einmal furchtbar verlegen. Was sollte sie denn jetzt bloß sagen? Als ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, sah sie, dass sein Oberkörper nackt war, was sie noch nervöser machte.

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Sie trat von einem Bein auf das andere und brachte keinen Ton heraus. Dario seufzte und ging ein Stück zur Seite.
"Komm erstmal rein, es ist ja schweinekalt da draußen", sagte er und hielt ihr die Tür auf. Dankbar schlüpfte sie an ihm vorbei in die Wärme und wünschte sich plötzlich, schnurstracks in sein Schlafzimmer gehen zu können und unter die garantiert noch kuschelig warme Bettdecke zu schlüpfen.
"Ich zieh' mir kurz was an, du kannst dir ja einen Kaffee oder Tee machen, wenn du willst. Milch und Saft ist auch im Kühlschrank", riss er sie aus ihren Gedanken und ging ins Schlafzimmer. Aber Julianna setzte sich direkt auf das Sofa, ohne sein Angebot anzunehmen. Nach einer Weile kam Dario wieder. Er sah jetzt ein bisschen wacher aus und setzte sich ihr schräg gegenüber.
"Also, was ist los?", wollte er erneut wissen und Julianna sprach das erste aus, was ihr in den Sinn kam: "Ben und ich haben uns gestritten."

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Dario sah sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an, und schüttelte dann den Kopf.
"Tut mir leid, aber da bin ich wirklich der falsche Ansprechpartner."
"Warum denn?", wollte sie wissen, aber seine Antwort ergab keinen Sinn.
"Ich bin nicht objektiv genug." Er seufzte und dann fuhr er fort: "Also, wenn das alles ist, dann würde ich vorschlagen, dass du mich jetzt weiter meinen wohlverdienten Schlaf schlafen lässt."
Julianna schüttelte heftig den Kopf.
"Nein, das war noch nicht alles", sagte sie und dann erzählte sie ihm die ganze Geschichte von ihrer Familie, Anette und ihrem Streit mit Ben. Als sie fertig war, pfiff Dario durch die Zähne.
"Meine Güte, da ist der Streit mit Ben aber wirklich noch das kleinste Übel", sagte er nachdenklich und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf.
"Was hast du denn jetzt vor?", wurde sie an diesem Tag zum dritten Mal gefragt. Sie erzählte es ihm und wappnete sich dafür, sich auch zum dritten Mal anhören zu dürfen, wie schrecklich unüberlegt sie doch handelte und dass der Wunsch, ihre Mutter zu sehen, doch nicht ihr ganzes Handeln bestimmen dürfe.

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Aber Dario nickte nur und sagte: "Ja, das kann ich verstehen. Ich würde wohl auch so handeln. Und wie hast du dir das organisatorisch vorgestellt?"
Vor Erleichterung hätte sie beinahe wieder angefangen zu weinen. Aber sie beherrschte sich und gestand, dass sie noch keine genauen Vorstellungen hatte.
"Ich weiß ja noch nicht einmal, was mein Chef dazu sagen wird, wenn ich jetzt schon wieder Urlaub haben möchte. Aber ich muss einfach zu meiner Mutter und ich möchte auch meine anderen Geschwister kennen lernen. Bei meinem Vater geht das nicht mehr, aber bei den anderen möchte ich keine Sekunden verschwenden."
Dario nickte nachdenklich und sagte dann: "Hat deine Firma vielleicht eine Außenstelle in Holland? Vielleicht könntest du dort für eine Weile arbeiten. Frag doch einfach mal, vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit."
Julianna starrte ihn an und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Das klang nach der perfekten Lösung!
"Oh man, wenn ich dich nicht hätte", murmelte sie und sah ihn traurig an. "Selbst Olli versteht mich nicht. Und Ben erst recht nicht. Er hat sich zwar entschuldigt, aber ich weiß, dass es ihn trotzdem stört."

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Dario zuckte nichts sagend mit den Schultern und nuschelte irgendetwas Unverständliches. Dann sagte er leise: "Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich da nicht der richtige Ansprechpartner bin. Mach das mit ihm aus, nicht mit mir."
Julianna schwieg. Sie bereute es, dass sie mit dem Thema Ben wieder angefangen hatte, auch wenn sie nicht so ganz verstand, warum er partout nicht darüber reden wollte. Jetzt wusste sie nicht, wie sie die vertraute Stimmung wieder aufleben lassen sollte. Dario seufzte.
"Weißt du denn wenigstens schon, wie du da hinkommst?", fragte er und ihr Gesicht hellte sich auf. Sie war erleichtert, dass er ihr nicht böse zu sein schien.
"Nein, noch nicht so richtig", gab sie zu. "Und das, obwohl ich doch schon morgen losfahren wollte."
"Morgen schon? Na dann wird es ja Zeit, dass du dir mal ein paar konkrete Gedanken machst. Komm mal mit", forderte Dario sie auf und ging in sein Schlafzimmer. Ein kleiner Schreibtisch mit einem PC darauf stand dort, der ihr bei ihrem letzten Besuch gar nicht aufgefallen war. Dario schaltete den Computer ein und wartete bis er hochgefahren war.

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Zehn Minuten später hielt Julianna eine ausführliche Wegbeschreibung in der Hand und konnte noch gar nicht fassen, wie konkret ihr Vorhaben auf einmal wurde. Im einen Moment sah sie noch glücklich auf die Blätter herab und im nächsten legte sie sie entmutigt auf den Schreibtisch.
"Ich hab Angst, Dario", gestand sie und er sah sie einfach nur an. Schließlich nickte er.
"Hätte ich auch."
"Was ist, wenn sie mich nicht mögen?"
"Wer würde das nicht tun? Du bist einer der nettesten Menschen den ich kenne."
Sie nickte mit Tränen in den Augen und Dario stand vom Schreibtisch auf und nahm sie vorsichtig in den Arm. Es fühlte sich so gut an. So richtig. Sie fühlte sich geborgen und beschützt. Aber anders als bei Olivia und Burkhart fühlte sie sich bei ihm nicht wie ein kleines Kind, sondern wie eine Frau. Ein wunderbares Gefühl.
Sie setzten sich wieder in das Wohnzimmer und Dario hielt sie im Arm, während sie bis in die frühen Morgenstunden über Juliannas Ängste und Erwartungen redeten.

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Irgendwann musste sie eingenickt sein, aber als sie wieder aufwachte, hielt Dario immer noch seine Arme fest um sie geschlungen. Sie ließ es noch einen Moment zu und dann befreite sie sich vorsichtig von ihm. Der Zauber der Nacht war gebrochen und ihr war so bewusst wie nie zuvor, dass sie jetzt eine verlobte Frau war, die sich solche Intimitäten mit anderen Männern nicht mehr erlauben durfte. Es brach ihr fast das Herz, aber es musste sein. Langsam stand sie auf und ging in die Küche, um noch ein Glas Wasser zu trinken, bevor sie ging. Dario musste die ganze Zeit wach gewesen sein, denn sein Gesicht zeigte keinerlei Überraschung, als sie wieder ins Wohnzimmer kam, bereit zum Aufbruch.
"Gehst du schon?", fragte er überflüssigerweise und sie nickte.
"Ich muss, sonst mache ich bloß wieder einen Rückzieher, ich kenne mich doch."
Er grinste kurz und stand dann auf, sein Gesicht war wieder ernst.
"Pass bitte auf dich auf", bat er sie und sie nickte überrascht.
"Aber natürlich", versprach sie und er umarmte sie kurz.

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"Ich sollte das vielleicht nicht sagen, aber ich werde dich vermissen", murmelte er und zog eine Grimasse. Julianna sah ihn erstaunt an.
"Warum solltest du das denn nicht sagen?", wollte sie wissen, und er rieb sich verlegen den Nacken.
"Na ja, du bist jetzt eine gebundene Frau", druckste er herum und sie musste lachen.
"Aber wir sind doch Freunde und Freunde dürfen einander doch vermissen, oder?"
Er lächelte dünn.
"Ja, Freunde… natürlich", sagte er. "Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Glück. Du wirst sehen, sie werden vor Freude Purzelbäume schlagen, weil sie dich wiederhaben."
Julianna grinste und umarmte ihn ein letztes Mal. So eilig sie es hatte, zu ihrer Mutter zu kommen, wenn er sie gebeten hätte, wäre sie für immer hier bei ihm geblieben. Aber er sagte nichts und so machte sie sich schweren Herzens auf den Heimweg. Sie war schon ein paar Meter gegangen, als er ihren Namen rief. Verwundert drehte sie sich um und sah zu, wie er ihr hinterher rannte.
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So, ich hoffe, dass es euch gefallen hat und gehe mal weiter Bilder knipsen ;)

LG Kuona
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh fein, auch hier eine FS! Bist ja mal richtig fleissig =)

So sehr ich mich für Julie freue, dass sich das mit ihrer Familie alles geklärt hat, so schlimm finde ich nach wie vor diesen unendlich beknackten Vorsatz, Ben aus reinen Schuldgefühlen heiraten zu wollen! das macht mich fast schon wütend! Eine Ehe ist doch kein Spiel!

Eigentlich müsste Julie wissen, dass sie sich viel mehr an ihm versündigt, wenn sie ihm nicht endlich klipp und klar die Wahrheit sagt. Ich glaube zwar, dass Ben tief in sich drin auch weiß, dass Julie ihn nicht wirklich liebt, ihn nicht wirklich heiraten will - das merkt man allein an seinem Gedrängel -, aber es erfolgreichst verdrängt.

Die beiden sind wirklich wie kleine Kinder, und das hast Du schön rausgearbeitet. Dieses Hick-Hack und auch Bens Andeutung auf die "Spielzeugkiste". Nur dass er sich dazu setzen und mitspielen könnte. Am liebsten würde man beiden einen Klappser auf die Windel geben :naja:

Ich hoffe sehr, dass Julie durch ihren Besuch bei ihren Eltern irgendwie zur Vernunft kommt! Oder dass Dario ihr nun endlich die Wahrheit sagt. Der ist übrigens genauso ein Kindskopf und hat Scheuklappen auf. Wieso macht er nicht einfach den Mund auf??? Ich meine, damals im garten auf dem Ball, da sind er und Julie sich absolut nah gekommen! Wenn ICH das gewesen wäre und mein Gegenüber hätte dann irgendeinem anderen ins Ohr gebrüllt, dass sie ihn liebt, hätte ich später schon mal gefragt, ob denn noch alles ganz bitte ist... :naja:

Also, ich hoffe, dass irgendeiner von den drei Kindsköppen mal zur Vernunft kommt. Oder dass Julies Familie sie endlich wachrütteln kann. So allmählich fällt es mir nämlich schwer, Verständnis für Julie aufzubringen, auch wenn sie mir nach wie vor irgendwie leid tut.

Übrigens - das mit Olivia war ja mal wieder sowas von typisch. Julie macht was, das ihr nicht gefällt und sie schmollt. Die sollte auch mal erwachsen werden (irgendwie leiden alle Personen in der Story gerade an Anflügen von zu lang andauernder Kindlichkeit, gell? :D )


Ich bin gespannt, wie es weitergeht und hoffe, dass Du bald eine FS postet, ich bin gerade wieder so schön in der Story drinnen :)
 
ui es geht endlich weiter, hurra *_* war mal wieder eine klasse fortsetzung. bin gespannt, ob sie wirklich zu ihrer familie fährt. und was will dario ihr denn noch sagen? sicher dass er sie liebt T_T der arme ben, er kann einem leid tun *seufz* hoffentlich erwidert sie seine gefühle irgendwann XD ich gebe die hoffnung nicht auf ;)
 
wetten, er bringt ihr nur ihre uhr, die sie hat liegen lassen oder so... *hümpf*
das wär doch sonst zu einfach!
ich freu mich total, dass es hier bald weitergehen wird und überhaupt noch weitergegangen ist, toll!!!
vielen dank, dass du uns an einer so tollen fs teilhaben lässt :)
 
schnief wie traurig und schön wieder zugleich einfach wieder super geworden
julianna und dario kommen bestimmt doch noch zusammen*gg hoff* das würd passen
ja und mein kleiner engel ist auch schon da und wird seit 4 wochen mit knuddeln und küsschen überschüttet*fg* die kleine hatt es auf einmal sehr eilig gehabt und sich dann doch so viel zeit gelassen*g* egal mein glück ist perfekt
so und nun zu deiner story*gg* will noch mehr *gggg*
bin wieder total begeistert von deiner story
melde mich bei gelegenheit per pn
bussi bis bald
 
Hier gehts also auch schon weiter? Du weißt ja wie mich das freut ;)

Also ich muss Innad zustimmen. Die ganzen Figuren verhalten sich manchmal so verantwortungslos und so kindisch! Ich meine bei Olivia kann man es ja noch irgendwie verzeihen, auch wenn sie gegen Julies "Reise" zu ihrer Familie ist, das tut ja noch keinem weh, weil Julie ja nicht auf sie hören muss, und nicht alles davon abhängt. Auch Ben kann ich irgendwie verstehen, obwohl ich sagen muss das es wirklich nur ein bisschen verständnis ist, weil er ja eigentlich merken sollte das Julie ihn nicht heiraten will, aber vielleicht weiß er das ja, liebt sie aber zu sehr um die ganze Sache aufzuklären. Dario kann ich auch noch verstehen, er liebt zwas Julie (ich glaube da sind wir uns alle einig) aber ist doch klar das er ihre Beziehung nicht zerstören will (das nenne ich wahre Liebe, er will das beste für sie, nicht so wie Ben). Wen ich überhaupt gar nicht verstehen kann ist Julie. Sie ist echt ein Sorgenkind!^^ Ich meine von ihrer Entscheidung Ben zu heiraten hängt doch so viel ab! Ihr ganzes Leben. Und sie macht das bloß aus Schuldgefühlen, also manchmal denke ich echt sie ist ein Engel weil sie gar nicht an sich sondern nur an andere denkt. Aber diesmal geht es völlig in die falsche Richtung. Sie merkt zwar das sie Ben eigentlich gar nicht heiraten will, aber was dagegen unternehmen tut sie nicht. Das ist ja nicht nur schlecht für sie sondern auch für Ben, den sie ja einfach gesagt verarscht und ihm auch nie ihre liebe geben wird. Und natürlich ist es unfair dario gegenüber. Manchmal erscheint es mir so als ob sie die Nacht vor der entführung ganz vergessen hätte. Ich meine auch jetzt nach der Entführung gibt Dario ihr ja wohl klare signale. Vor allem seine sprüche und wie er sich verhält... aber Julie kann es ja nicht merken...
Ich bin mir zwar nicht sicher was er jetzt von ihr will, wieso er ihr nachrennt, aber ich könnte mir vorstellen das es dann irgendwie dazu kommt das er mit ihr fährt, hoffentlich!

Okay, jetzt mal was zu den Bildern. Am besten gefallen hat mir das Bild wo Dario in der Tür stand. Und nein es lag nicht am nackten Oberkörper :lol: Es hat irgendwie was, sein blick und seine Haltung, das passt alles zusammen und das zieht einen auch so an, das man sich das bild länger als nur paar sekunden ansehen muss. Natürlich war der Rest der Bilder auch spitze.

Und der Text hat mir auch total gefallen, du bringst die Emotionen so toll rüber, du hast echt ein Talent und deine Geschichten könnte man wirklich die ganze Zeit lesen, auch wenn es 1000 Kapiteln hätte, es würde einem nie langweilig werden.

LG
 
Ach Mensch, wie hab ich die FS vermisst. Und bald ist es vorbei. :heul:
Hach, Dario ist so süß. Und er liebt Julianna wirklich. Okay, Ben liebt sie auch, aber irgendwie auf eine andere Art und Weise, auf seine Weise. Und bei Dario ist das eben... Na ja, so wie ich persönlich mir das immer wünsche. :lol: Man liebt sich einfach. Einerseits fühlt man sich geborgen, andererseits wie eine begehrte Frau, er respektiert deine Wünsche und vor allem: er versucht zu verstehen, wie es dir geht und was das Beste für dich ist. Und all das tut Dario (und Ben nicht! :naja:).
Allein Darios Herumgedruckse und seine versteckten Anspielungen sind sooo süß. Julianna muss doch mal kapieren, dass er sie liebt. Und dass vor allem ihr Vorhaben völlig idiotisch ist. Gott, ich könnte sie immer noch schütteln! Sie sagt doch selber, dass sich bei Dario alles "richtig" anfühlt und dass sie sich dort wie eine Frau fühlt und nicht wie ein kleines Kind. Argh! :mad: Diese Hochzeit macht sowas von keinen Sinn! Im Endeffekt tut sie Ben damit doch viel mehr weh, als wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde.
Mach bitte, bitte ganz schnell weiter. Ich kann's echt kaum erwarten. Bin auch schon total gespannt auf Juliannas Mutter und ihre anderen Geschwister.

*knutsch*
 
Hallo ihr Lieben!

Ich hoffe, ihr verzeiht mir, wenn ich eure Kommentare heute etwas kürzer beantworte als sonst, aber ehrlich gesagt bin ich noch etwas verkatert von gestern :lol:. Dafür gibt es wenigstens ein neues Kapitel, für das hab ich die Bilder zum Glück schon geschossen gehabt.

@Innad: *g* Ja, hast Recht, die benehmen sich zur Zeit echt alle wie im Kindergarten. Wobei Dario da noch der vernünftigste ist, an seiner Stelle würde ich meine Gefühle wohl auch nicht gestehen. Immerhin hat Julianna vor, seinen Freund zu heiraten und er glaubt ja, dass sie wirklich Gefühle für Ben hat. Aber ob er das lange durchhalten wird, sieht man dann ja in den nächsten Kapiteln ;). Aber Julie sollte echt nicht so leichtfertig mit der Ehe umgehen, das stimmt. Aber so ist sie halt :rolleyes: Mal gucken, ob sie noch zur Besinnung kommt *g*

@Suki87: Ach Mensch, für die Ben-Fans tut es mir gerade echt leid. Der arme wird ja zur Zeit wirklich nicht sehr gut von ihr behandelt... Naja, was Dario ihr sagen will, siehst du ja jetzt gleich ^^

@Zahlencödchen: *räusper* Da kennt mich aber jemand gut :D Aber lies selbst ;) Ansonsten freue ich mich einfach mal wie blöd, dass dir meine Story so gut gefällt, vor allem, weil ich deine ja auch liebe :)

@Maus73: *gg* Ich glaube, bis Dario und Julianna zusammenkommen, muss noch einiges geschehen. So blind wie die den Gefühlen des jeweils anderen gegenüber sind :rolleyes:
Hach, aber dass du dein Mäuschen schon hast, freut mich ja für dich. Herzlichen Glückwunsch! Ich kann mir vorstellen, dass du gerade gaaaanz glücklich bist ;)

@Rosegirl: Ja, die Fortsetzung hat sich jetzt einige Zeit gelassen. Okay, ich hab mir einige Zeit damit gelassen ;) Aber dafür ist die Geschichte ja jetzt auch fertig geschrieben und ich muss nur noch ein paar Korrekturen am letzten Kapitel vornehmen. Und natürlich die Bilder schießen (worauf ich gerade gar keine Lust habe, aber gut...).
Ansonsten gebe ich dir einfach mal vollkommen Recht. Wie ich Innad schon geschrieben habe, kann ich Dario nachvollziehen, weil er eben Juliannas Beziehung nicht zerstören will, wie du ja auch schreibst. Aber die anderen sind gerade wirklich alles kleine Kinder, die nur an sich denken. Auch Julianna denkt im Grunde genommen nur an sich, denn wenn sie wirklich mal an Ben denken würde, dann müsste sie auch zu dem Schluss kommen, dass eine gespielte Beziehung und sogar Ehe nicht gut gehen kann. Aber sie denkt an sich und ihre Schuldgefühle, die sie gerne tilgen möchte, und deswegen macht sie so einen Mist... Naja, hoffen wir mal, dass sie noch rechtzeitig merkt, was Sache ist ;)
Das Bild mit Dario in der Tür gefällt mir übrigens auch am Besten. Okay, bei mir liegt es definitiv auch am Oberkörper *sabber* :lol:, aber ansonsten bin ich auch sehr zufrieden, was den Bildaufbau etc. angeht. Vor allem, man sieht es nicht so gut, aber sogar die Schlafzimmertür ist noch ein Stückchen offen *g*. War natürlich nur Zufall, aber das macht das ganze irgendwie schön realistisch :D

@Chaotin: Ja, bald ist es vorbei *harhar*... Okay, ein bisschen wehmütig bin ich auch. Darios Liebe zu Julianna entspringt übrigens definitiv meinen eigenen Sehnsüchten und Wünschen. Und gerade deswegen ist er nicht perfekt, sondern er tobt auch mal, wird wütend, ist ein bisschen eifersüchtig, sagt blöde Sachen... Aber das alles macht ihn halt zu einem richtigen Mann... Ben hingegen, nun ja. Er liebt Julianna vermutlich wirklich, aber ich denke, es ist mehr ein idealisieren. Er versteht sie immer, alles, was sie macht ist vollkommen okay und obwohl er weiß, dass sie ihn nicht liebt, ist er sogar bereit, das zu akzeptieren, weil sie ihn ja irgendwann lieben könnte :eek:. Also, mir wäre das zu nett ^^
Nächstes Kapitel kommt jetzt, aber wenn ich ehrlich bin, war ich viel zu faul, um mir auch noch großartig Geschichte für die Geschwister und Mutter auszudenken, deswegen kommen die nicht so wirklich viel in der Story vor. Sonst wäre das alles vermutlich nochmal 5 Kapitel länger geworden :lol:.
Ich knutsch dich zurück!

Kapitel XXVIII – Das Wiedersehen

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"Du hast den Routenplan vergessen", sagte Dario atemlos, als er bei Julianna angekommen war und sie war einen Moment lang tatsächlich enttäuscht. Aber dann riss sie sich zusammen.
"Danke, dass du mich dran erinnert hast", sagte sie, und er grinste.
"Soll ich dich nach Hause fahren?"
Einen Moment lang hatte sie Angst, etwas zu begeistert zugesagt zu haben, aber Dario lachte nur und sie fuhren gemeinsam zu ihrem Haus, nachdem sie die Wegbeschreibung geholt hatten. Dort angekommen fuhr er rechts ran und schaltete den Motor aus. Julianna wollte ihn noch nicht gehen lassen. Das Gespräch in der Nacht hatte ihr so gut getan und jetzt würde sie ihn vielleicht für einen längeren Zeitraum nicht mehr sehen. Sie wusste einfach, dass sie ihn von all ihren Freunden am meisten vermissen würde. Selbst Olivia rückte in diesem Fall auf den zweiten Platz, was selten genug vorkam.

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"Würdest du noch mit reinkommen und auf mich warten? Ich möchte dich nachher meiner Schwester vorstellen", brachte sie heraus und sah beschämt auf ihre Schuhspitzen. Was für eine peinliche Ausrede! Als sie flüchtig zu ihm herübersah, bemerkte sie, dass er das Lenkrad verkrampft hielt und seinerseits auf seine Schuhspitzen starrte.
"Ja, auf jeden Fall", sagte er schließlich, "Ich möchte deine Schwester auch kennen lernen."
Julianna lächelte erleichtert und er erwiderte ihr Lächeln unsicher.
Eine halbe Stunde später befanden sie sich auf dem Weg zum "Vier Jahreszeiten". In aller Eile hatte sie sich ein paar Anziehsachen zusammengepackt und dann das gefürchtete Gespräch mit ihrem Vorgesetzten geführt. Er war zwar ein sehr verständnisvoller und netter Mann, aber sonderlich begeistert war er nicht gewesen, dass sie so spontan zu ihrer Mutter fahren wollte. Doch nachdem sie ihm die Situation genauestens erklärt hatte, war er etwas milder geworden. Er hatte ihr anvertraut, dass er selbst ein Adoptivkind sei und somit verstehen könne, was sie zu ihrem Schritt bewog.

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Letztendlich hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie von ihrer Mutter aus arbeiten konnte, wenn sie sich dort um einen Internetzugang bemühte. Falls das nicht möglich war, müsste sie wieder nach Deutschland kommen, sonst wäre ihr Arbeitsplatz stark gefährdet. Julianna war sehr erleichtert über diesen Kompromiss. Jetzt konnte selbst Olivia nichts mehr dagegen sagen, dass sie zu ihrer Mutter fuhr. Als sie ein Stück entfernt vom Hotel geparkt hatten und dann um die Ecke bogen, konnte sie Sara schon erspähen. Aber nicht nur sie – Ben stand neben ihr und unterhielt sich lebhaft mit ihr. Julianna wurde es heiß und kalt. So viel zu ihren Vorsätzen, Ben nicht zu verletzen. Wenn sie jetzt hier mit Dario aufkreuzte, konnte er sich doch sofort denken, dass sie schon länger zusammen unterwegs waren. Sie wich vorsichtig zurück, prallte aber gegen Dario, der genau hinter ihr war und sich mit einem "Aua!" die Schulter rieb. Sara hob den Kopf und winkte ihr freudig zu. Bei diesem Anblick wurde es Julianna warm ums Herz. Sie hatte jetzt tatsächlich eine Schwester! Aber der stille Rückzug war jetzt natürlich vereitelt worden. Sie ging auf Ben zu, aber der sah gar nicht verletzt oder sauer aus, sondern begrüßte sie ganz normal.

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Sara machte große Augen, als sie Dario sah und Julianna stellte die beiden schnell einander vor.
"Freut mich", sagte Dario und lächelte Sara wohlwollend an, während sie sich die Hand schüttelten. Julianna betrachtete die Szene argwöhnisch. Darios Blick glitt über Saras Körper und sie tat es ihm gleich. Den beiden schien zu gefallen, was sie sahen und das gab ihr einen Stich. Ihr gefiel es gar nicht, wie sie sich ansahen. Ben nahm sie beiseite und sagte leise: "Du hast mich ja noch gar nicht richtig begrüßt heute!"
Dann gab er ihr einen Kuss auf den Mund, den sie diesmal zuließ und halbherzig erwiderte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Dario, aber er beachtete sie gar nicht und unterhielt sich leise mit Sara. Es fuchste sie, dass sie nicht genau verstehen konnte, was sie sagten. Sie löste sich schnell von Ben und trat näher an die anderen beiden heran.
"Nein, ich werde eine Weile hier in Deutschland bleiben", hörte sie Sara gerade noch sagen. "Hier gibt es ja so viele… Sehenswürdigkeiten."

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Sie lachte kokett auf und strich dabei wie zufällig über Darios Arm, der sie mit – wie es Julianna vorkam – lüsternem Blick angaffte. "Sie flirtet mit ihm!", dachte Julianna und beschloss, der ganzen Sache sofort ein Ende zu machen.
"Wie, du willst hier bleiben?", fragte sie mit ruppigem Tonfall. Sie sah einfach rot und hatte gar keine Lust mehr, nett zu ihrer kleinen Schwester zu sein. Ihre gute Laune war verflogen. Schwester? Ha, von wegen! Ein Wolf im Schafspelz war sie! Und noch dazu in einem wunderschönen Schafspelz. Julianna kochte und wartete mit verschränkten Armen auf eine Antwort.
"Ja, ich möchte gern einige Zeit in Deutschland bleiben. Ich war noch nie hier und das Land und seine Leute faszinieren mich", sagte Sara strahlend. Dann beugte sie sich zu Julianna herüber und flüsterte verschwörerisch: "Ich hätte schon viel früher zu dir kommen sollen. Wenn ich geahnt hätte, was für süße Typen du zu deinen Freunden zählst…"

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Sie lachte und grinste Ben und Dario dann breit an. Julianna hätte sie am liebsten geschlagen. Und diese Erkenntnis brachte sie dazu, wieder normal zu denken. Sie war über sich selbst total erschrocken. War sie wie Anette? Rasend eifersüchtig und dazu bereit, schlimme Dinge zu tun, damit sich ihre eigene Schwester von dem Mann fernhielt, den sie liebte? Sie war sich sicher, dass sie nicht so weit gehen würde und eine Familie zerstören würde. Aber der bohrende Stachel der Eifersucht saß tief und sie dachte jetzt schon Dinge, die ihr früher völlig fremd gewesen wären. Olivia hatte Recht: Sie hatte sich wirklich sehr verändert. Mutlos ließ sie die Schultern sinken. Ihr war jetzt vollkommen klar, dass sie Ben heiraten musste. Nicht nur, weil er sie darum gebeten hatte und sie es ihm schuldig war, nein, auch um ihretwillen. Sie konnte nicht zulassen, dass ihre Liebe zu Dario sich zu so einer Obsession entwickelte wie Anettes Liebe zu Burkhart. Julianna sah auf und lächelte. Sie hatte es schon einmal geschafft, Dario einer anderen zu überlassen und sie würde es wieder schaffen.

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Und wenn sie erst einmal in Holland war, weit weg von allen, wenn sie Ben direkt nach ihrer Rückkehr heiraten würde, dann könnte sie sich sicher sein, dass sie Dario in Ruhe sein Leben führen lassen würde.
"Na ja", sagte sie und war selbst erstaunt darüber, wie ruhig ihre Stimme klang. "Dann muss ich also alleine losfahren. Meinst du, ich sollte vielleicht vorher anrufen?"
Aber Sara schüttelte den Kopf. "Nein, ich denke es ist besser, wenn du sie überraschst. Wenn du sie vorwarnst, würde sie sich nur unnötige Gedanken machen. Und ich glaube, Sebastian würde die Tür gar nicht erst aufmachen, wenn er wüsste, dass du kommst."
Ihr Blick hatte sich verdüstert und Julianna brachte nur ein leises "Oh" hervor.
"Verstehe", sagte sie dann und lächelte schief. "Der Empfang wird also nicht allzu herzlich."
Sara schüttelte den Kopf. "Aber du musst uns verstehen. Dinah und Miro haben das natürlich nicht so genau mitbekommen.

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Aber Sebastian und ich haben schon sehr genau gemerkt, wie verzweifelt unsere Eltern waren. Es war immer, als würde eine unsichtbare weitere Person in unserem Leben sein, an die wir nie herankommen konnten. Wenn wir etwas ausgefressen haben, war genau zu merken, dass Mama und Papa sich insgeheim gedacht haben, dass du so etwas nie getan hättest. Sie haben dich idealisiert und sind daran zerbrochen, dass du nie geantwortet hast, nie Kontakt haben wolltest. Ich weiß jetzt, dass es so nicht war, aber Mama weiß das nicht und Sebastian auch nicht. Gib ihm Zeit, dann wird er merken, wie nett du bist und dich lieb gewinnen. Ich hab es schließlich auch schon."
Sie sah verlegen auf den Boden und Julianna hatte vor Rührung Tränen in den Augen. Sie umarmte Sara schnell und schämte sich für ihre Eifersucht.
"Ich hab dich auch schon lieb gewonnen. Eine nettere kleine Schwester kann ich mir nicht vorstellen", gestand sie. "Also, dann werde ich jetzt aber mal los, oder? Wenn ich weiter hier herumstehe, komme ich nie in Holland an."
Ben nickte. "Da hast du Recht", sagte er und fragte: "Soll ich dich nach Hause bringen? Oder bist du mit deinem Auto hier?"

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Sie schüttelte den Kopf und sagte: "Nein, Dario hat mich mitgenommen."
Auch Dario mischte sich jetzt ein. "Ich könnte Julianna aber auch nach Hause bringen, ich mache das gerne."
Bens Augen wurden schmal. "Ich dachte, du musst heute sehr früh arbeiten?", fragte er scharf, und Julianna sah verunsichert von einem zum anderen. Sie standen sich gegenüber und sahen aus, als würden sie sich gleich am Liebsten an die Gurgel gehen.
"Muss ich auch", sagte Dario schließlich und seine Haltung entspannte sich wieder. "Also dann, macht's gut."
Er umarmte Julianna kurz und flüsterte ihr ins Ohr: "Pass auf dich auf und meld' dich mal, ja?"
Sie nickte nur stumm. Der Abschied von Dario war der, vor dem ihr am meisten gegraust hatte. Viel zu schnell ließ er sie los und war bald schon um die Ecke gebogen. Sofort fühlte sie sich verlassen und allein. Ein lächerlicher Gedanke, wenn man bedachte, dass ihre Schwester und ihr Verlobter bei ihr waren.

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"Gut, dann bringe ich dich also noch kurz nach Hause", sagte Ben und wandte sich dann an Sara: "Und wir beide machen nachher die versprochene Stadtführung. Wartest du hier auf mich?"
Sara strahlte und nickte. Dann umarmte auch sie Julianna und sagte: "Grüß bitte Mama und die Kleinen ganz lieb von mir. Und Sebastian natürlich auch! Ich rufe sie aber auch morgen noch mal an und erkläre die ganze Situation."
Ben und Julianna machten sich auf den Weg. Die Fahrt verlief schweigsam und ihr fiel auf, dass seine Miene verschlossen war und dass er das Lenkrad so fest umklammert hielt, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie fragte sich, an was er wohl gerade dachte. Angenehm konnte es nicht wirklich sein.
Sie kamen an ihrem Haus an und ihr wurde ein wenig wehmütig zumute. Sie wusste nicht genau, wie lange sie wegbleiben würde. Es konnte eine Woche, aber auch ein ganzer Monat sein. Und es fiel ihr nicht leicht, ihr zuhause und ihre Freunde für diese Zeit zu verlassen. Es tat ihr leid, dass sie sich nicht richtig von Olivia verabschiedet hatte.

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Und Carolina wusste mit Sicherheit noch nicht einmal etwas davon, dass sie überhaupt wieder Kontakt zu ihrer Familie hatte. Es war wirklich unglaublich, wie viel in den letzten paar Wochen geschehen war. Die Einbrüche und Entführung durch Tristan, Bens Verletzung, die Verlobung, das Treffen ihrer Schwester, Burkharts Offenbarung von Anettes Krankheit. Sie seufzte. Es würde ihr mit Sicherheit gut tun, eine Weile hier herauszukommen, aber sie wusste nur zu gut, was sie zurückließ.
"Also, da wären wir", riss Ben sie aus ihren Gedanken und sie nickte.
"Ja, da wären wir", stimmte sie ihm zu und stieg aus. Ihr Rucksack stand schon gepackt im Flur und sie holte ihn kurz aus dem Haus. Dann stand die Verabschiedung von Ben bevor. Ihr Verlobter. Der Mann, an den sie sich für den Rest ihres Lebens binden würde, weil sie es so wollte. Sie lächelte und umarmte ihn fest. Selbst wenn da nur freundschaftliche Gefühle waren, würde sie ihn vermissen. Sie hatte ihm so viel zu verdanken.
"Kümmere dich ein bisschen um Sara, ja? Sie kennt hier ja kaum jemanden", bat sie ihn und er nickte.

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"Hatte ich sowieso vor. Julie, ich werde dich vermissen. Aber ich kümmere mich hier um alles und werde die Hochzeit vorbereiten, wie ich es dir versprochen habe. Gib mir nur so schnell wie möglich Bescheid, wie lange du bleiben möchtest, ja? Und ruf mal an, wenn du angekommen bist."
Er trat zurück und sah sie so traurig an, dass sie plötzlich ein schlechtes Gewissen bekam. Deswegen umarmte sie ihn noch einmal und ging dann schnell zu ihrem Auto.
Als sie losfuhr, kam die Angst zurück. Saras Worte hatten nicht gerade optimistisch geklungen und dass ihr ältester Bruder sie vermutlich erstmal nicht besonders mögen würde, nagte an ihr. Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken und schaltete das Radio ein. Als Sender wählte sie Olivias Lieblingssender. Das gab ihr irgendwie ein vertrautes Gefühl und dämpfte das Heimweh, das sich schon jetzt einstellte. Die Zeit verging wie im Flug, während die Umgebung sich wandelte, flacher wurde und eine gewisse ländliche Idylle auszustrahlen begann. Sie grölte lauthals die schlechtesten Lieder mit, verfuhr sich nur zwei Mal und ehe sie es sich versah, tauchte auch schon das Ortsschild des Dorfes vor ihr auf, in dem ihre Familie wohnte.

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Das beklemmende Gefühl steigerte sich noch, als sie ihren Wagen an der Straße parkte und zu dem Haus ging, in dem ihre Mutter wohnte. Mit jedem Schritt raste ihr Herz ein wenig mehr und als sie an der Haustür ankam, meinte sie, dass man ihr Herzklopfen bis nach drinnen hören müsste. Sie streckte die Hand nach der Tür aus, zog sie aber wieder zurück. Wollte sie das wirklich? Was, wenn Sara sich irrte und ihre Mutter sie nicht leiden konnte? Wenn sie sie einfach wieder herausschmeißen würde? Julianna wünschte sich, sie wäre ein mutigerer Mensch. Aber sie hatte so viel Angst wie noch nie in ihrem Leben. Schließlich bekreuzigte sie sich, kniff die Augen zusammen und drückte auf die Klingel. Am liebsten wäre sie zurück zu ihrem Auto gerannt, aber während sie noch die Strecke abmaß und sich ausrechnete, ob man sie wohl noch sehen können würde von der Tür aus, öffnete sie sich auch schon. Sie drehte sich ruckartig wieder herum, aber da stand niemand. Plötzlich ertönte ein gekreischtes "Mama!" und ein kleiner Junge umklammerte ihre Beine und wischte sein verschnoddertes Gesicht an ihrer Hose ab. Ihr wurde warm ums Herz. Das musste wohl Miro sein.

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Von drinnen war die Stimme eines Mädchen zu vernehmen, das sehr genervt klang.
"Boah Miro", schimpfte es. "Mama ist auf der Arbeit. Die kommt erst nachher wieder."
Dann trat es in den Türrahmen und starrte Julianna an. "D-du siehst ja wirklich aus wie meine Mama!", stammelte es und stolperte rückwärts.
"Seeeebaaaaastiaaaaan!", kreischte die Kleine, ehe Julianna sie zurückhalten konnte. Es waren polternde Schritte auf der Treppe zu hören und dann kam ein hochgewachsener und sehr gut aussehender Junge zur Tür. Er starrte sie einen Moment lang an und dann verdüsterte sich sein Gesicht.
"Dinah", wandte er sich an das kleine Mädchen. "Geh mit Miro in dein Zimmer."
Die Kleine wollte protestieren, aber er sah sie scharf an und zischte: "Keine Widerrede! Geh auf dein Zimmer und bleib da, bis ich sage, dass du wiederkommen darfst, kapiert?"
Sie grummelte, nahm aber ihren kleinen Bruder bei der Hand und ging langsam mit ihm die Treppen hoch. Sebastian verschränkte die Arme und sah Julianna verschlossen an. Dann trat er zur Seite.

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"Komm rein und geh direkt in die Küche. Zweite Tür links", brummte er und sie war so perplex, dass sie ihm sofort gehorchte. Sie hörte, wie er ihr folgte und drehte sich herum, nachdem sie den Raum betreten hatte.
"Setz dich", sagte er und sie gehorchte erneut. Er blieb stehen und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Theke. "Ich weiß, wer du bist", sagte er schließlich und Julianna schluckte. Sie nickte nur und er fuhr mit düsterem Gesicht fort: "Hör mir jetzt gut zu, ich sage das nur ein Mal. Mein Vater ist vor einem halben Jahr gestorben und meiner Mutter geht es nicht gut. Ich weiß nicht, warum zum Teufel du dir ausgerechnet diesen Moment ausgesucht hast, um wieder aufzutauchen, aber ich werde es nicht zulassen, dass du meine Mutter noch mehr verletzt, als du es schon getan hast. Du kannst von Glück reden, dass die Kleinen dich nicht wirklich erkannt haben. Wenn Miro sich verplappern sollte, wird meine Mutter das nicht glauben und Dinah habe ich im Griff. Wenn du also nur Stunk und Vorwürfe verbreiten willst, solltest du lieber gleich wieder verschwinden. Es wird sein, als ob du nie hier warst und wenn es das ist, was du willst, dann bitte – Dort ist die Tür, geh!"

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Julianna konnte nur stumm mit dem Kopf schütteln. Sebastian nickte grimmig und blieb stehen. Er machte keine Anstalten, noch irgendetwas zu sagen und sie nahm an, dass er aufpassen wollte, dass sie nicht zu seinen kleinen Geschwistern ging, oder alleine das Haus durchstreifte. Die Uhr tickte laut und keiner sagte etwas. Sie fragte sich, ob ihm nicht langweilig war, aber er hielt den Kopf gesenkt und wartete ruhig. Ihr selbst konnte gar nicht langweilig sein. Sara hatte zwar erwähnt, dass Sebastian sehr groß war, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er schon so erwachsen aussah. Laut Sara war er ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten und Julianna wurde nicht müde, ihn zu betrachten. So ungefähr musste also ihr Vater ausgesehen haben. Sie schämte sich, dass sie nicht mehr genau wusste, wie ihre Eltern ausgesehen hatten, aber Sebastian kam ihr trotzdem bekannt vor. Sein Anblick löste ein Gefühl von Geborgenheit in ihr aus. Schließlich war zu hören, wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde und die Tür geöffnet wurde.

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Juliannas Herz begann wieder wild zu klopfen. Sie hörte ein Rascheln von Kleidung und dann, wie eine Tasche abgestellt wurde. Sebastian stellte sich vor sie und verdeckte ihr so die Sicht. Sie wollte sich gerade beschweren, als sie zwei Beine sah, die in die Küche kamen.
"Sebastian, was soll das?", fragte eine müde klingende Stimme. "Wo sind die Kleinen? Du solltest doch aufpassen."
"Ich hab sie in Dinahs Zimmer geschickt", antwortete Sebastian ruhig und machte keine Anstalten, zur Seite zu gehen.
"Aber warum denn?", fragte die Stimme und dann musste sie Julianna entdeckt haben. "Sebastian, wer…?" Weiter kam sie nicht, denn Julianna war aufgestanden und an Sebastian vorbei getreten. Vor ihr stand eine verhärmt aussehende Frau. Ihre Mundwinkel hingen nach unten und sie sah aus wie jemand, der schon viel mitmachen musste in seinem Leben.

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Julianna kam sie wunderschön vor. Jetzt schlug ihre Mutter – denn sie war es, daran gab es keinen Zweifel – sich die Hand vor den Mund und begann zu zittern. Tränen liefen ihr die Wangen herunter und erstickte Schluchzer entrangen sich ihrer Kehle. Sie streckte die Hand nach Julianna aus und sank dann auf die Knie. Schnell ging Julianna zu ihr hin und zog sie sanft auf die Beine. Salzige Tränen sammelten sich in ihren Mundwinkeln und tropften dann auf ihre Brust. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass auch sie weinte.
"Mama", schluchzte sie, "Mama." Und dann fielen sie sich in die Arme.

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So, ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen :D

LG Kuona
 
das wiedersehen war traurig *schnief* besonders die letzten zeilen *heul* mal sehen wie ihre mutter reagiert. sebastian ist sehr streng mit julie, aber ich kann ihn verstehen. hoffentlich hört er sich ihre geschichte an und versteht sie. er scheint mir doch ganz nett zu sein. und die beiden kleinen sind auch süß. besonders wie der kleine julianna für seine mutter hält ^^
armer ben, am liebsten würde ich ihn knuddeln...
 
:( Also erstmal tut es mir total leid das die FS bald vorbei ist... und wehe du bringst Julie und Dario nicht zusammen! =)

Ich finde es toll wie du die ganze Familie gebastelt hast. Die sehen sich alle so ähnlich, na ja außer Sebastian (ist übrigens echt ein Schnuckel^^). Aber vor allem die Mutter und Sara sehen Julie so ähnlich. Wie gesagt hat es mir Sebastian sehr angetan ;) Irgendwie sind alle deine männliche sims einfach nur toll, robin, dario und jetzt auch noch sebastian^^
Ich hab leider keine zeit mehr zu schreiben, aber du weißt ja eh das ich deinen schreibstill liebe, und nächstes mal schreib ich dann wieder etwas länger, versprochen;)


Ah ich hab noch ne Frage, vielleicht bin ich ja dumm, aber wie macht man das, das auf den Fotos es auch andere Häuser zu sehen gibt, also zum Beispiel das wo sie mit dem Auto fährt? Weil bei mir sieht man es so irgendwie nicht....
 
hallo kuona
es tut mir leid, dass ich zu dem kapitel vorher noch nichts gesagt habe, aber ich hatte kaum zeit dazu. aber ich habe mich riesig gefreut, zu lesen, dass es hier weiter geht. ich hab vorher schon sehr darauf gewartet und hatte angst,d ass dies vllt nicht der fall sen würde. aber ich finde es toll, dass du deine stories so durchziehst. ich mag wdli sehr gern und hab die letzten kapitel auch mit freude gelesen. ich finde es schön, wie du die situation der personen beschreibst und auch,w ie julianna ein verhältnis zu sara aufbaut. man fiebert richtig mit, wie sie so vor der haustür ihrer mutter steht, oder vorher in darios wohnzimmer sitzt. ich hoffe wirklich, die beiden finden zusammen. zwar bleibt dann ben auf der strecke, aber juli und dario sollen ihr happy end bekommen. aber vorher freue ich mich wirklich auf noch viele kapitel von ben und co. ich kann es kaum erwarten, wie es weiter geht. :)
 
Huhu,
ich bin einer deiner Stillen Leserinnen.
Ich finde deine Fs einfach klasse.
Julianna soll Dario heiraten nicht Ben.BITTE
Wow,was für ein zusammen treffen.
Der Bruder mag sie anscheinend nicht.

Ps:Kannst du mich benachrichtigen?

lg sasispatz
 
Ich weiß gar nicht, was ich jetzt schreiben soll, wo ich doch eh schon alles mit dir bequasselt hab. :confused: Wir sind echt Tratschtanten. Vielleicht sollten wir das mal einstellen, dann kann ich längere Kommis schreiben. :lol:
Na ja, ich hoffe auf alle Fälle, dass Sebastian Julianna eine Chance gibt und dass Dario und Sara sich hier nicht so toll finden, wie ich befürchte. Wehe, du enttäuschst mich! *droh*

Edit: ach ja, Sebastian ist echt ein absolutes Schnuckelchen. Seine Frisur ist toll, die hab ich mir auch direkt am Erscheinungstag besorgt. *g*
 
@Zahlencödchen: *lol* Ja, da sagst du was. Mich regt sie ja auch auf, aber so ist Julianna nun mal :naja: Tja, und zum Rest kannst du ja gleich was im Kapitel lesen. Wobei ich die ganze Geschichte um Julianna und ihre Familie unter den Tisch habe fallen lassen. Das Ergebnis bekommt man ja trotzdem mit ^^

@Suki87: *gg* Ja, für euch Ben-Fans wird das nächste Kapitel ja nicht soooo toll, aber ich hoffe, es gefällt dir trotzdem. Wie schon gesagt, spielen die weiteren Reaktionen von Juliannas Familie keine Rolle in diesem Kapitel, weil ich auch einen größeren Zeitsprung vorgenommen habe. Aber, lies einfach selbst *gg*

@Rosegirl: *g* Sebastian sah den anderen zuerst auch seeeehr ähnlich, aber dann habe ich den Skin geändert. Frag mich nicht warum, aber ich fand, mit dem neuen Skin sieht er besser aus und daher wirkt er ein bisschen wie ein Kuckuckskind ^^
Was Julianna und Dario angeht kann ich nur sagen, dass die Überschrift vom neuen Kapitel eigentlich schon alles aussagt -.- Es tut mir auch ganz arg leid ;) Aber die Dario-Anhänger werden trotzdem auf ihre Kosten kommen, hehe.
Über dein Kompliment zu meinen männlichen Sims freue ich mich natürlich riesig! Mit den Männern gebe ich mir auch immer viel Mühe und ich mag es nicht, wenn sie zu perfekt oder weiblich aussehen. So ein Aussehen versuche ich immer zu vermeiden, außer bei den kleinen Macho-Randfiguren :lol:
Dass die Häuser der Umgebung zu sehen sind, kann man glaube ich ab Nightlife einstellen in den Spieleoptionen. Ich weiß jetzt nicht genau, wie die Option heißt, aber die ist eigentlich ganz eindeutig zu erkennen ^^

@Pussy_Cat110: Ach, ist doch kein Problem. Solange es dir gefallen hat, bin ich doch überglücklich :D Allerdings bin ich ja nicht wirklich gut im Story durchziehen *g* Reinkarnation hab ich abgebrochen und ansonsten habe ich nur laufende Storys. Aber da ich "Wenn das Liebe ist" ja mittlerweile zuende geschrieben habe, bin ich auch total stolz! Sind ja auch nur noch drei Kapitel (inklusive diesem hier). Hach, das macht mich wieder ganz wehmütig. Aber dank so tollen Lesern wie dir, hat es auch riesig Spaß gemacht, eine Geschichte zu schreiben :)

@sasispatz: Hey, das freut mich aber, dass du dich zu Wort gemeldet hast :D Und natürlich noch umso mehr, dass dir meine Story so gut gefällt *g*. Tja, so langsam wird es ja eng für Julianna und Dario. Noch drei Kapitel inklusive diesem hier und bisher hat Julie ja noch keine Anzeichen gezeigt, ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Ich lasse euch also noch ein bisschen weiter zappeln %) Benachrichtigt wirst du natürlich gerne!

@Chaotin: *gg* Du weißt doch, es kommt nicht auf die Länge an :lol: Außerdem hast du mir ja nun wirklich schon deine Meinung zu dem Kapitel erläutert, dann musst du ja nicht noch einen Kommi schreiben, in dem alles nochmal erörtert ist ^^ Vor allem, weil ich den dann doch zurückkommentieren muss *faulbin* ;)
Naja, und Dario und Sara kommen natürlich zusammen. Du findest ihn doch so toll, da wollte ich ihn wenigstens deiner Namensvetterin zukommen lassen (die allerdings wirklich nur den Namen mit dir gemein hat) :p War natürlich nur ein Scherz. Abwarten. Lesen. :D
Die Frisur von Sebastian finde ich übrigens auch genial. Genau mein Geschmack *hach* Doch, manche Sims dürften gerne im RL existieren und mich nach Strich und Faden verwöhnen. Das Ehedings muss halt ausziehen *gg*

Kapitel XXIX – Ein kurzer Besuch und viele Missverständnisse

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"Mensch Ben, jetzt reiß dich doch mal zusammen! Ich hab gesagt, den rechten Fuß DA hin und den linken DORT – nicht umgekehrt!"
"Ach ja? Das musst du mir glaube ich noch mal zeigen"
Sara kicherte und Ben schwang sie zu den Takten eines Walzers herum. Dario wandte sich genervt ab.
"Also du musst schon üben, sonst muss ich dich bestrafen", sagte sie jetzt gespielt streng und Ben lachte.
"Ach ja? Und wie würde so eine Bestrafung aussehen?", fragte er, und sie blieb stehen.
"Na, ich könnte dich zum Beispiel kitzeln, bis du um Gnade winselst." Ihren Worten ließ sie gleich Taten folgen und das laute Gekicher der beiden übertönte fast die Musik. Sie waren an diesem Tag in Darios Haus zusammengekommen, um weitere Vorbereitungen für die Hochzeit zu treffen und ihre Tanzkenntnisse ein wenig aufzufrischen.

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Mirko und Olivia hatten sich an den Computer begeben um eine Liste der Restaurants herauszusuchen, die für den Empfang nach der standesamtlichen Hochzeit in Frage kommen würden. Auch von den Beiden war von Zeit zu Zeit Gelächter zu hören. Und Carolina war mit Josta in der Küche verschwunden, um die Einladungen für Freunde und Verwandte abzufassen. Von ihnen war kein Ton zu hören, aber als Dario sich vor ein paar Minuten ein Glas Wasser hatte holen wollen, hatten sie wild rumgeknutscht und die Einladungen hatten unbeschrieben und unbeachtet vor ihnen gelegen. Aber eigentlich stürzten sich alle mit Feuereifer in die Vorbereitungen und hatten Sara bereitwillig in ihrer Mitte aufgenommen. Selbst Olivia verstand sich nach ein paar Startschwierigkeiten hervorragend mit ihr. Er selbst schien der Einzige zu sein, der Julianna vermisste.
"Was ist das denn hier?", rief Olivia in diesem Moment und erschien mit einem Kalender in der Hand im Türrahmen. Sara und Ben beachteten sie nicht, aber Dario wurde hochrot und riss ihr den Kalender aus der Hand.

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"Das geht dich gar nichts an", blaffte er, aber an Olivias Grinsen konnte er sehen, dass sie wusste, wofür der Kalender diente. Sie ging kichernd wieder in das Schlafzimmer, und Dario setzte sich mürrisch auf das Sofa. Zwei Monate war Julianna jetzt schon weg und einen Monat wollte sie noch bleiben. Jeder Tag, den er erfolgreich überstanden hatte, war mit einem großen, roten Kreuz gekennzeichnet. Hätte er ihn nur nicht so offen herumliegen lassen! Er spürte, wie er noch röter wurde, als er sich den Kalender ansah, auf dem zusätzlich auch noch die Tage, an denen sie miteinander telefoniert oder E-Mails ausgetauscht hatten, mit einem in blauer Farbe gemalten Symbol versehen waren, die einen Unwissenden – der noch dazu nicht besonders gut in künstlerischen Dingen bewandert sein konnte – unter Umständen ganz eventuell entfernt an ein Herz erinnern könnten. Wütend pfefferte er den Kalender gegen die Wand und dabei rutschten ein paar ausgedruckte E-Mails und Fotos von Julianna in Holland heraus. Julianna, die ein kleines Mädchen umarmte, Julianna mit ihrer Mutter, Julianna am Strand, Julianna, die einem kleinen Jungen den Mund abwischte. Verlegen sprang er auf und glättete das Papier vorsichtig.

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Dann legte er den Kalender umsichtig, fast zärtlich, in eine Schublade im Flur. Zum Glück waren Sara und Ben zu beschäftigt damit, sich gegenseitig mit kindischem "Hör du zuerst auf zu kitzeln! – Nein, du!" zu bombardieren, als dass sie etwas um sich herum mitbekommen hätten. Er seufzte. Die Unterhaltung der Beiden beschränkte sich mittlerweile nur noch auf "Nein, du". Seit Julianna weg war, traten Sara und Ben nur noch als unvermeidliches Doppel auf. Egal wann, egal wo – man konnte sich absolut sicher sein in unmittelbarer Nähe des einen auch den anderen anzutreffen. Als Dario Ben einmal darauf angesprochen hatte, meinte der nur, dass Julianna ihn darum gebeten hätte, und Sara Julianna so ähnlich sei und er deswegen gerne Zeit mit ihr verbringen würde. Dario schnaubte und betrachtete Sara. Sie war ein nettes Mädchen, das schon. Aber ähnlich war sie Julianna deswegen noch lange nicht. Wo Julianna weich, unsicher und sanft war, da war Sara stark, selbstbewusst und zielstrebig. Sie war viel lauter als ihre Schwester und verbreitete gute Laune um sich herum.

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Sara war ein Mädchen, mit dem man lachen konnte, aber mit Julianna konnte man auch weinen. Darios Wangen glühten, als ihm auffiel, was für poetischen Unsinn er da dachte. Aber die Tatsache, dass er sie höllisch vermisste, ließ sich nicht leugnen.
"Auch wenn ich es toll finde, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, fehlt ihr mir alle total. Ich wünschte, ich könnte euch alle hier bei mir haben. Aber ihr seid zu beschäftigt mit den Vorbereitungen und ich bin hier auch sehr beschäftigt. Es bleibt also reines Wunschdenken", hatte sie in einer ihrer letzten Mails geschrieben. Dario tat es furchtbar leid, dass sie so zerrissen zwischen ihren Freunden und ihrer Familie war. Aber jedes Mal, wenn er mit einem der anderen darüber reden wollte, hörte er nur "Hochzeit hier, Hochzeit da". Dachte denn niemand an Julianna und wie sie sich gerade fühlte? Das machte ihn unglaublich wütend. Gerade diesem Möchtegernbräutigam, der sich in Abwesenheit seiner Braut mit deren Schwester amüsierte, hätte er am liebsten den Hals umgedreht.

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Mit sauertöpfischer Miene beobachtete er Sara und Ben, die das Tanzen und Kitzeln vollkommen vergessen hatten und sich lebhaft unterhielten. Darios Laune sank immer weiter und war bald auf einem Tiefpunkt angelangt.
"Wollen wir nicht alle zu Julianna fahren, dieses Wochenende?", fragte er mit erhobener Stimme und sofort wurde es still im ganzen Haus. Nur die leisen Walzerklänge waren noch zu hören und ihm wurde unangenehm bewusst, dass er das gerade wirklich gefragt hatte. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken, besonders als Olivia und Carolina in das Wohnzimmer kamen und diesen gewissen Gesichtsausdruck hatten, der sagte: "Ah ja, jetzt zeigt er also endlich offen seine Gefühle für sie."
Gerade, als er glaubte, die Blicke seiner Freunde nicht mehr aushalten zu können, ergriff Ben das Wort.
"Aber die Hochzeit…", begann er, und Dario sah rot.
"Was habt ihr alle ständig mit dieser Scheiß-Hochzeit?", fragte er aufgebracht, "Ist die euch echt wichtiger als Julie? Wir haben sie jetzt schon so lange nicht mehr gesehen und die paar Telefonate reichen da doch echt nicht aus. Weder ihr, noch-" Er biss sich auf die Unterlippe und atmete einmal tief durch.

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"Was ich sagen will ist", fuhr er etwas ruhiger fort, "dass sie sich einsam fühlt, auch wenn es ihr bei ihrer Familie gefällt. Sie vermisst uns und selbst täglicher Kontakt ist da kein Ersatz für. Versteht ihr das denn nicht?"
Stille.
"Ihr habt jeden Tag Kontakt?" Bens Miene war schwer zu deuten, als er diese Frage stellte. Darios Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
"Ihr denn nicht?", fragte er und schluckte, als seine Freunde den Kopf schüttelten. Obwohl er ein seltsam schlechtes Gewissen hatte, überkam ihn gleichzeitig ein Gefühl, als würde er am liebsten die ganze Welt umarmen.
"Nein, offensichtlich nicht. Und sie hat kein einziges Mal gesagt, dass sie uns vermisst oder einsam ist." Ben war jetzt offensichtlich wütend. Mit fest aufeinander gebissenen Zähnen stierte er Dario an, als wolle er eine Reaktion herausfordern, die ihn dazu ermunterte, eine Schlägerei anzufangen. Eine Weile hielten alle den Atem an, aber dann wandte Ben sich plötzlich ab.

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"Den Mist muss ich mir nicht geben. Komm Sara, wir gehen", sagte er und stapfte aus der Tür heraus. Sara sah entschuldigend in die Runde und eilte ihm hinterher, wobei sie Probleme hatte, mit ihm Schritt zu halten. Keiner sagte ein Wort. Dario schämte sich. Es war nicht seine Absicht gewesen, so einen Stein ins Rollen zu bringen. Und trotzdem machte es ihn irgendwie stolz, dass Julianna sich ihm anvertraut hatte, und nur ihm.
"Ähm, wir müssen dann auch mal so langsam los", meldete sich Carolina zu Wort und umarmte Dario. Mit einem letzten Blick auf ihn seufzte sie, schüttelte den Kopf und ging dann ebenfalls, begleitet von Josta. Dario sah Olivia nicht an, auch wenn er wusste, dass sie ihn sehr wohl ansah. Er sah durch die Glasscheiben seiner Haustür, wie seine Freunde sich immer weiter von ihm entfernten. Er spürte, dass es nicht nur eine räumliche Entfernung war, aber er konnte nichts tun. So wie sie augenblicklich von ihm abgestoßen wurden, so zog es ihn zu Julianna. Es war eine Kraft, so schwer zu überwinden wie die Gravitation. Selbst wenn er versuchte, von ihr wegzukommen, so war es doch unvermeidlich, dass er immer wieder zu ihr zurückkehrte.

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"Ich habe ab übermorgen einen Lehrgang in den Niederlanden", sagte er und sah Olivia schließlich doch von der Seite an. Sie wussten beide, dass es eine Lüge war.
"Ich nehme an in der Stadt von Juliannas Mutter."
"Ja."
Olivia seufzte. "Geh schon mal vor Mirko, ja? Ich komm gleich nach."
Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und fiel mit einem Klicken wieder ins Schloss. Olivia rieb sich über die Augen, als wäre sie sehr müde.
"Dario", begann sie, "Tu, was du tun musst. Aber du solltest dir auch darüber klar sein, dass du mit deinem momentanen Verhalten eine Menge Porzellan zerschmeißt. Ben ist zu Recht sauer. Überleg mal, wie du dich an seiner Stelle fühlen würdest."
"Ich weiß."
"Und nicht nur das, wenn du nicht aufpasst, dann verletzt du auch noch Julianna. Du musst dir bewusst sein, dass du Hoffnungen in ihr weckst. Wenn du die nicht erfüllen kannst oder willst, dann fahr bitte gar nicht erst zu ihr."
Erstaunt sah Dario sie an. "Was meinst du denn mit Hoffnungen?", fragte er und ein kleiner Teil in ihm wurde plötzlich ganz aufgeregt, auch wenn er versuchte, das zu unterdrücken. Sein Herz begann zu klopfen, als Olivia auflachte.

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"Ihr seid echt nicht mehr zu retten, alle beide. So sensibel, wenn es um andere geht, aber total ahnungslos, was die eigenen Gefühle angeht. Wenn man es so nimmt, seid ihr wirklich das perfekte Paar."
Sie kicherte und betrachtete Dario liebevoll. Schließlich gab sie sich einen Ruck. "Ach, was soll's", sagte sie, "Fahr zu ihr und sei einmal ehrlich zu ihr, was deine Gefühle angeht. Ich weiß echt nicht, wie das alles ausgehen wird, also komm nicht zu mir um dich auszuheulen, wenn du dir einen Korb einfängst. Ich werde Ben nicht sagen, wo genau dein 'Lehrgang' stattfinden soll, also bitte, wenn sie sich für ihn entscheidet, sei einfach ruhig und nimm' es hin, okay?"
Er nickte verwirrt und der liebevolle Ausdruck in ihren Augen verstärkte sich.
"Ihr Beide, ehrlich…", lachte sie und umarmte ihn, "Aber irgendwie ist es ja auch süß. Ich bin dann mal weg."
Olivia drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und ging dann ebenfalls, einen mehr als verwirrten Dario zurücklassend, der sich verzweifelt bemühte, die aufkeimende Hoffnung in ihm zu unterdrücken. Geistesabwesend rieb er sich über seine Wange, während sich ein idiotisches Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.

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Zwei Tage später stand er tatsächlich vor dem Haus von Juliannas Mutter und konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass er das wirklich durchzog. Eigentlich war ihm das mit dem Lehrgang nur so entschlüpft, weil er in dem Moment nichts mehr gewollt hatte, als sie wieder zu sehen. Eine Verzweiflungstat sozusagen, weil er einfach verrückt nach dieser Frau war, entgegen aller Vernunft und Moral. Und das war immer noch so, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass er sich hier zum Affen machte. Sollte er klingeln, oder doch lieber wieder heimlich nach hause fahren? Missmutig starrte er das Türschild an, als könne es ihm diese Entscheidung abnehmen. In seinem Magen rumorte es unangenehm und er war wütend darüber, dass er sich aufführte wie ein pubertierender Teenager.
"Ich bin ein erwachsener Mann, ich bin ein erwachsener Mann…", murmelte er vor sich hin und drückte auf den Klingelknopf. Schnell besah er sich in der Spiegelung eines der Fenster noch einmal sein Aussehen. Seine Haare standen ihm wirr vom Kopf ab, als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen. Verzweifelt versuchte er sie so gut es ging zu ordnen und ein wenig zu glätten, als eine wohlbekannte Stimme hinter ihm ertönte.

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"Dario! Mein Gott, was machst du da?"
Erschrocken wirbelte er herum. Julianna stand vor ihm, schöner als je zuvor – und hatte offensichtlich seine peinlichen Verschönerungsversuche mitbekommen.
"Ich… äh", stammelte er, "ich hatte da was im Haar… ich… Blatt. Da war ein Blatt in meinem Haar, und-"
"Dummkopf! Ich meine doch, was du hier in Holland machst", lachte Julianna strahlend und Dario konnte nicht anders, als sie anzustarren. Sie hatte sich verändert. Schon auf den Fotos war ihm das aufgefallen, auch wenn der Unterschied dort nicht so gut zu erkennen gewesen war, als dass er sich sicher gewesen wäre. Jetzt war er es. Ihre Ausstrahlung unterschied sich grundlegend von der, die sie bisher gehabt hatte. Sie wirkte fröhlich, mitreißend – glücklich. Ja, er war sich sicher, dass er jetzt zum ersten Mal eine wirklich glückliche Julianna vor sich hatte. Dario war hingerissen. Erst als sie den Kopf schief legte und ihn leicht verwirrt ansah, bemerkte er, dass sie immer noch auf eine Antwort von ihm wartete.

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"Lehrgang", sagte er schnell und musste husten, weil er sich vor Nervosität verschluckt hatte. Am liebsten wäre er vor Scham im Boden versunken. Seit wann fiel es ihm schwer, unbeschwert mit Julianna zu sprechen? Er holte tief Luft und wagte einen neuen Versuch: "Ich habe einen Lehrgang in der Nachbarstadt und dachte, ich komme dich mal besuchen. Es sollte eine Überraschung sein. Freust du dich?"
Na bitte, gleich drei vollständige Sätze auf einmal. Sein Mund wurde ganz trocken, als sie wieder dieses neue, atemberaubende, aufregende Lächeln lächelte.
"Natürlich freue ich mich! Ich hab euch echt vermisst", sagte sie und er und ging auf sie zu, um sie zu umarmen. Erst jetzt fiel ihm ein kleines Mädchen auf, das verlegen an ihrer Seite stand, und ein kleiner Junge, der einen Daumen im Mund hatte und sich mit der anderen Hand an Juliannas Rock festhielt. Ihre Geschwister, wie er anhand der Fotos wusste. Das Mädchen, Dinah, zupfte jetzt an Juliannas Oberteil.
"Duuu?", fragte sie mit großen Augen, "Wer ist das? Ist das ein Freund von dir?"
"Ja", sagte Julianna und beugte sich zu Dinah herunter. "Magst du vielleicht mit Miro reingehen und ein bisschen spielen? Dann kann ich in Ruhe mit ihm reden. Ich komme auch gleich nach, okay?"

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Die Kleine nickte und ging mit dem Jungen an der Hand ins Haus. Zu seiner Überraschung registrierte Dario, wie sanft und natürlich sie mit den Kindern an ihrer Seite gewirkt hatte. Sie wäre bestimmt einmal eine sehr gute Mutter, da war er sich sicher.
"Meine Güte, das ist echt eine Überraschung", riss sie ihn aus ihren Gedanken und stemmte die Hände in die Hüften. "Du hättest mich echt vorwarnen können, ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich dich da stehen gesehen habe. Hast du schon eine Bleibe, oder magst du hier übernachten?"
Erleichtert stellte er fest, dass sie seine Worte nicht in Frage stellte, sondern es kommentarlos hinnahm, dass er hier einen Lehrgang besuchte.
"Ich wohne in einem Hotel in der Nachbarstadt, das ist schon okay. Ich will mich hier nicht einfach aufdrängen", sagte er ein wenig schüchtern. Schon wieder so ein Wesenszug, der ihm eigentlich fremd war, vor allem im Umgang mit Julianna.
"Ach quatsch", sagte sie mit strenger Miene, "das macht keine Umstände. Du pennst hier, dann haben wir auch noch ein bisschen mehr Zeit zusammen. Und nachmittags können wir gemeinsam die Gegend unsicher machen. Ja, das wird toll!"

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Unwillkürlich musste Dario grinsen. Sie wirkte wie ein kleines Kind, das ein neues Spiel entdeckt hatte und sich mit Feuereifer darauf stürzte. "Wenn sie so weiter macht, verliebe ich mich auch noch in die neue Julianna", dachte er zärtlich, und beobachtete, wie sie wild gestikulierend aufzählte, was sie alles machen könnten. Ihr Mienenspiel war faszinierend. Von einer Sekunde auf die andere änderte sich ihr Ausdruck und zeigte eine ganze Palette von Emotionen, die er nie zuvor an ihr gesehen hatte.
"Also gut", stimmte er zu, nachdem sie ihren Redeschwall beendet hatte. "Meine Tasche ist eh noch im Wagen, ob ich die jetzt im Hotel oder hier auslade macht keinen Unterschied für mich. Aber meinst du echt, deiner Mutter ist es recht, wenn ich hier übernachte? Sie kennt mich doch gar nicht."
"Ne, kein Problem", winkte Julianna lässig ab, "Wenn ich sage, dass du ein Freund bist, dann geht das in Ordnung. Wir haben ein echt gutes Verhältnis, ich-"
"Hey, Julie!" Ein Mann kam ihnen winkend entgegen und Dario registrierte stirnrunzelnd, wie sich ihr Gesicht aufhellte und ihre Augen zu strahlen begannen.

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Obwohl der Typ sie so rüde unterbrochen hatte, lief sie jetzt auch noch lachend auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.
"Hallo mein Schatz, da bist du ja wieder! Ich hab dich vermisst, du Süßer!", flötete sie, und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Dario fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er konnte es nicht fassen. Während er sich mit seinen Gefühlen zurückhielt und auch noch sauer auf Ben war, weil der sich so gut mit Sara verstand, hatte Julianna sich hier einen Lover angelacht. Ihm war plötzlich eiskalt und er hatte das dringende Bedürfnis sich zu übergeben. Er war so wütend, dass er diesem Arschloch eine rein gehauen hätte, wäre der in seiner Nähe gewesen. Aber so versuchte er sich zu beherrschen, auch wenn er ein ganzes Wechselbad der Gefühle durchlebte, während er mit ansehen musste, wie die beiden miteinander lachten und turtelten. Wie kam es eigentlich, dass jeder dahergelaufene Penner Julianna küssen und mit ihr rummachen durfte, während er immer wieder zurückgewiesen wurde, Rücksicht nehmen sollte und scheinbar der Trottel vom Dienst war? Offensichtlich war er gerade mal gut genug, um sie trösten zu dürfen, wenn es ihr wieder einmal schlecht ging, aber mehr durfte er sich nicht erhoffen.

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Sein Gesicht wurde immer finsterer, als er sie beobachtete. Jetzt verstand er natürlich auch, warum sie so anders war. Offensichtlich hatte der Kerl es echt drauf, sie glücklich zu machen. Oder sie war einfach zufrieden, weil sie jetzt alles hatte, was sich eine Frau wünschen konnte: Einen Verlobten, einen Liebhaber und einen guten Freund. Wie er dieses Kumpelding hasste! Schon früher hatte er immer allergisch darauf reagiert, wenn Frauen ihrem lieben, besten Freund ihr Herz ausschütteten, nur um dann doch immer wieder zu den Arschlöchern zurückzukehren. So wollte er nicht enden. Er wollte nicht nur der gute Freund sein. Und wenn er dafür den Schurken spielen musste, dann sollte ihm das nur recht sein. In diesem Moment schien Julianna wieder einzufallen, dass sie jemanden vergessen hatte.
"Ach, Dario! Sorry, das hier ist-", sagte sie und drehte sich um. Weiter kam sie nicht, denn Dario kochte jetzt.
"Sag mal, was soll dieser Mist? Hast du zufällig vergessen, dass du verlobt bist? Meinst du im Ernst, mit dem Kerl da kannst du glücklich werden? Ich sag dir jetzt mal was", schrie er, und seine Stimme überschlug sich vor Zorn, "derjenige, der dich wirklich glücklich machen kann, bin ich, verdammt!"

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Er hatte nicht bewusst wahrgenommen, dass er sich bewegt hatte, aber im nächsten Moment war Julianna ganz nah vor ihm und sah ihn mit großen Augen erschrocken an.
"Dario, was-?", sagte sie verwirrt, aber er wollte keine Ausflüchte oder Erklärungen hören. Davon hatte er genug. Also tat er das einzige, was er konnte, um sie zum schweigen zu bringen. Er küsste sie. Julianna erstarrte, aber schon einen Augenblick später vergaß sie alles um sich herum und ließ sich fallen. Alles war egal: die Hochzeit, die Schuld, die sie gegenüber Ben einzulösen hatte, ihre Freunde – alles. Jetzt zählte nur Dario. Das Gefühl seiner Lippen auf ihren, die Schmetterlinge in ihrem Bauch, die Geborgenheit und Stärke die er ausstrahlte, die Leidenschaft, die in diesem Kuss lag. Nichts anderes war wichtig und nichts anders nahm sie wahr. Sie hielt ihre Augen geschlossen und schien nur noch aus Gefühlen zu bestehen. Ihren Körper spürte sie nicht mehr, es war, als würde sie schweben. "So ist das also, wenn man jemanden küsst, den man wirklich liebt", dachte sie schwach, und sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn dieser Moment ewig gedauert hätte. Wenn die Zeit aufgehört hätte zu existieren und sie nie wieder etwas anders spüren würde als Dario, der sie küsste, als würde er sie genauso lieben wie sie ihn.

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"Ähm, sag mal Julie, ist das dein Verlobter?"
Die Wirklichkeit hatte sie wieder.
"Nein", antwortete sie und löste sich aus Darios Umarmung, was sich als das schwerste herausstellte, was sie jemals getan hatte. "Das ist Dario. Ein… Freund."
Am liebsten hätte sie geheult, dabei entsprach es der Wahrheit. Er war ihr Freund und Ben war es, den sie heiraten würde.
"Das hier ist mein Bruder Sebastian", stellte sie ihren Bruder vor, und wagte es nicht, irgendetwas anderes anzusehen als ihre Schuhspitzen.
Dario klingelten die Ohren. Juliannas Stimme schien nur wie durch Watte an sein Ohr zu gelangen. Er wusste nicht, welche Offenbarung ihn mehr schockierte: Dass die beiden Turteltäubchen Geschwister waren, oder dass sie ihn als "einen Freund" vorgestellt hatte. Doch, bei näherer Betrachtung war die zweite Aussage der eindeutige Sieger. Der Schlag, der ihn endgültig ins K.O. schickte. "Ein Freund". Noch nicht einmal "mein Freund". Einfach nur "Dario" wäre auch okay gewesen. Alles war besser als das. Und doch war er in wenigen Sekunden zu genau jenem Kumpel degradiert worden, der er niemals sein wollte.

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Wie konnte sie es wagen, ihn nach einem Kuss wie diesem als "einen Freund" zu bezeichnen? Hatte sie nicht gespürt, dass sie einfach perfekt zueinander passten? Hatte sie nicht dieselben aufregenden Gefühle gespürt wie er, als sich ihre Lippen berührt hatten? Wie konnte es sein, dass sie so ruhig war, wo er sich doch so aufgewühlt fühlte wie noch nie zuvor in seinem Leben? Es sei denn – sie liebte ihn nicht. Das war die einzige Erklärung, die Sinn machte, und leider auch die einzige, die er unter keinen Umständen akzeptieren wollte. Aber er wusste, dass er das tun musste, wenn er nicht irgendwann von einem Freund zu jemandem degradiert werden wollte, der mal ein Freund gewesen war.
"Ich fahre wieder", sagte er gepresst und registrierte, wie Julianna erschrocken aufkeuchte.
"Aber nein, warum denn? Du bist doch gerade erst gekommen! Bitte Dario, meinst du nicht, dass wir reden müssen? Bitte geh nicht!", flehte sie.
"Puh, also ich glaube auch, dass ihr beide da Klärungsbedarf habt. Ich möchte mich da nicht einmischen, ihr macht das schon", meldete sich Sebastian jetzt zu Wort und ging winkend ins Haus.

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"Julianna, es tut mir leid. Ich weiß, du gehörst zu Ben. Tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe. Es war ein großer Fehler, dich zu küssen. Wirklich, es tut mir leid. Mehr kann ich nicht sagen, außer, dass ich es bereue." Weil ich jetzt weiß, wie schön es sich anfühlt, dich zu küssen, fügte er in Gedanken hinzu, aber er sprach es nicht aus. Die schillernde Illusion einer gemeinsamen Zukunft von ihnen beiden, die er während des Kusses gehabt hatte, war in tausend Teile zerbrochen. Allein das tat schon weh genug, er hatte keine Kraft, auch noch nachzuforschen, ob sein Herz mit ihr zersprungen war. Die einzige Möglichkeit, die jetzt noch blieb, war Abstand. Er würde sich einfach verkriechen und Kraft sammeln, bis der Zeitpunkt der Hochzeit gekommen war. Vielleicht würde er sich bis dahin genug erholt haben, um ihr mit einem Lächeln Glück zu wünschen. Danach… Er wusste noch nicht, was er danach tun würde, aber ein Umzug erschien ihm keine schlechte Idee. Bloß möglichst weit weg von Julianna und Ben und ihrem gemeinsamen Glück.
Julianna fühlte sich wie betäubt. Er bereute den Kuss, der für sie so besonders gewesen war. Sie hob eine Hand, wollte ihn schütteln, ihn schlagen, ihn zwingen, seine Worte zurückzunehmen, aber sie wusste, dass es sinnlos war.

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Sie fühlte sich so leer. Kraftlos ließ sie die Hand wieder sinken. Dario sah so gequält aus. Bestimmt hatte er ein schlechtes Gewissen Ben gegenüber. Dabei hatte er nichts Schlimmes getan. Der Kuss wäre vollkommen bedeutungslos, wenn sie nicht diese verdammten Gefühle für ihn hegen würde. Und sie würde Ben niemals davon erzählen. Sie ertrug es nicht, Dario so zu sehen. Die aufsteigenden Tränen unterdrückte sie so gut es ging und setzte ein Lächeln auf. Sie wusste, es glich eher einer Grimasse, aber zu mehr war sie nicht in der Lage.
"Also gut", sagte sie gespielt fröhlich, aber ihre Stimme zitterte, "Lass uns einfach vergessen, was gerade passiert ist. Es ist ja auch meine Schuld, dass ich dich so wütend gemacht habe. Sebastian und ich albern öfter so rum, ich habe nicht daran gedacht, wie es auf andere wirken muss. Aber es wäre mir trotzdem lieber, wenn wir uns bis zur Hochzeit nicht mehr sehen würden. Das hat nichts mit dir zu tun, aber ich möchte nicht, dass Sebastian oder meine Mutter das in den falschen Hals bekommen. Schließlich bist du nur ein Freund für mich, mehr nicht."
Wann hatte sie so gut lügen gelernt?

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Julianna wusste es nicht, aber sie konnte die Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten.
"Mist, mir ist da was ins Auge gekommen, ich-", sagte sie und wandte sich schnell ab. Ihre Stimme versagte. Verzweifelt wischte sie die Tränen weg, aber sie wusste, selbst Dario würde erkennen, dass sie sich schlicht und ergreifend die Augen aus dem Kopf heulte. Unsicher drehte sie sich zu ihm um, aber ihre Sorgen waren unbegründet. Dario ging bereits zu seinem Auto und war schon einige Meter von ihr entfernt. Er hielt den Kopf gesenkt und drehte sich nicht zu ihr um. Hätte er es getan, dann hätte sie gesehen, dass er ebenfalls etwas ins Auge bekommen zu haben schien.

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Na, das war doch was, oder? Endlich mal ein Kuss zwischen Dario und Julianna. Aber wie ihr seht, haben sie es wieder einmal geschafft, das Ganze zu vermasseln und perfekt aneinander vorbeizureden ;). Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen.

LG Kuona
 
Arghhhh! Kuona!!!! Ich beiß hier gleich in den Schreibtisch! SO blind, naiv und dooof kann doch kein Mensch sein wie die beiden!

Also, ich glaube, Dario und Julianna haben wirklich das Sprichwort erfunden "Warum einfach, wenn´s auch umständlich geht". Sie könnten sich mit einer Agentur für selbsterschaffene Missverständnisse und Probleme echt selbstständig machen und Millionen scheffeln %). Das gibt´s doch nicht!

Ich hab das letzte Kapitel gar nicht kommentieren können, Du warst fast zu fix. Ich hol das jetzt mal im Schnellverfahren nach, weil ich noch einen riesigen berg Wäsche bügeln muss :ohoh:. Ich fand es total rührend, wie Julianna ihre Mutter kennen gelernt hat.

Ihre Veränderung in diesem Kapitel hast Du gut hinbekommen. Sie schaut echt anders aus.

Dass Dario sich endlich zu ihr bekennen wollte, machte mir Mut. Die zwei sind aber leider nach wie vor Holzköppe ;) und ich hoffe, das hört jetzt endlich, endlich mal auf.

Ich hab ein bißchen Hoffnung, dass Ben sich mit Sara vertröstet hat und die ehelicht, wenn Julianna zurück kommt. Und sich somit alles klärt. Ich hoffe es, denn langsam ist dieses Hick-Hack kaum mehr zu ertragen :eek: und ich weiß ehrlich gesagt langsam nicht mehr, ob ich es den beiden echt noch wünsche, so wie sie sich anstellen. Ich bin mit dem Verständnis sozusagen am Ende :naja::p


Trotzdem hat mir die FS gut gefallen! Besonders diese Stelle:


Ich hatte da was im Haar… ich… Blatt. Da war ein Blatt in meinem Haar


Da hab ich echt herzlich lachen mussen! :lol::lol:
 
Kuona, ich liebe dich :D das war wengistens mal ne gute entschädigung dafür, was du mit dem armen ben aufführst XD sehr schön :D armer ben *ihnknuddel* lol das spielchen mit ihrem bruder war zum schießen XD ich hab mich so totgelacht ;) aber brrrr ein kuss zwischen dario und julianna. hab doch grad gegessen, wie kannst du mir das an tun ;)
 
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