Pünktlich zu Mitternacht kriegt ihr ein weiteres Kapitel
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Kapitel 11
Plötzlich packte mich jemand am Arm und hielt mich zurück. Ich stolperte von der Zinne zurück auf den Mauergang. "Wohin des Weges, Miss?" Erschrocken drehte ich mich um. Einer der Wachen musste sich angeschlichen haben. Und ich hatte ihn noch nicht einmal gerochen!
"Spazieren..." murmelte ich. Der Wächter schüttelte den Kopf. "Wohl kaum! Du bist dieses Wolfsmädchen, nicht wahr? Die Herrin meinte, ich sollte meine Augen nach die offen halten." Er musterte mich. "Leider meinte sie wohl nur, dass ich dich am Abhauen hindern soll." Er packte mich roh am Arm. "Gib mir doch einen Kuss, und ich melde den Vorfall nicht der Herrin."
Das liess ich mir nicht gefallen. Ich stiess die Wache zurück und trat kräftig zu. Er klappte ächzend zusammen und ich nutzte die Gelegenheit.
"Du... du kleine Ratte!" brülle er und ich hörte das Rasseln weiterer Rüstungen. Der Lärm hatte die anderen Wachen alarmiert. Ich sprang von der Mauer zurück in den Hof und machte mich aus dem Staub.
Keuchend suchte ich mir in der Scheune zwischen den Pferden und Strohballen ein sicheres Versteck und lauschte in die Nacht hinaus.
"Na, Ärger?" Eines der Pferde blickte auf mich herab. "Ja..." antwortete ich nach Luft ringend. Das Pferd schaute mich überrascht an, kaute dann aber ruhig weiter. "Keine Bange. Ein Kerl, was? Ich verpasse ihm einen Tritt, falls er kommen sollte..."
Am nächsten Tag machte ich mich erst einmal mit den Tieren im Stall bekannt. Sie waren alle sehr nett zu mir und verstanden meine Lage. Dafür pflegte ich sie umso liebevoller. Die seltenen Male, in denen ich aus dem Stall ging, mieden mich die Menschen.
Die Leute tuschelten und die Kinder warfen Steine oder Obst nach mir. Ich versuchte sie, so gut es ging zu ignorieren. Doch schmerze mich die Trennung von meinem Rudel umso mehr.
Ab und zu besuchte ich Marianne. Sie gab mir frisches Brot und ich brachte ihr dafür Kräuter, die ich hinter der Scheune gesammelt hatte und deren Wirkung ich kannte. Sie war die Einzige, zu der ich Vertrauen hatte.
"Marianne, die Menschen hassen mich" seufzte ich eines Tages. "Sie hassen dich nicht. Sie fürchten sich. Du hast eine der Wachen ausser Gefecht gesetzt, du heulst wie ein Wolf und sie scheinen zu wissen, dass du mit den Tieren sprichst" antwortete Marianne. "Hab Geduld. Zu dunkel waren die Zeiten. Die Menschen brauchen eine Weile, bis sie Vertrauen fassen." "Vielleicht will ich das gar nicht" murmelte ich.
Die Tage vergingen. Doch dann, eines Morgens als ich gerade Wasser vom Brunnen holen wollte, eilte eine junge Frau auf mich zu. Ich wollte mich gerade wegdrehen und gehen, da rief sie mich zurück. "Warte... bitte. Bist du das Mädchen, das mit den Tieren spricht?"
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So, ich hoffe, es hat gefallen. Gute Nacht ihr Lieben!