Hallo,
in manchen Bereichen würde ich Thilo Sarrazin zustimmen. Dazu gleich mehr. Allerdings bin ich ebenso wie viele andere auch der Überzeugung, dass er sich bezüglich der Wortwahl doch sehr vergriffen hat. Die Bezeichnung "Kopftuchmädchen" hätte tatsächlich nicht sein müssen. Ebenso die Behauptung, dass Türken/Araber nur für Gemüsestände gut genug seien. Ich kenne eine türkische Familie, die sich vollkommen integriert haben, ja, sie sind sogar die nettesten Leute aus meiner Straße. Sie sprechen einen an, sagen Guten Tag und fragen einen auch manchmal, ob sie einem behilflich sein können. Das sind alles Punkte, die noch nicht mal ein Großteil der Deutschen hinbekommt. Daher finde ich es nicht fair, Türken allgemein als obstverkaufende Unterschicht abzustempeln. Auch wenn ich durch meine anderen Erfahrungen sagen muss, dass ein solches Beispiel leider Gottes eher die Ausnahme als die Regel ist. Aber von Pauschalisierungen halte ich prinzipiell nichts.
Allerdings gebe ich ihm bei diesem Punkte vollste Zustimmung: "Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest soll woanders hingehen." Bei vielen anderen Ländern wird das auch so gehandhabt, nur wage ich daran zu zweifeln, dass wir auch danach handeln. Für mich persönlich spielt es keine Rolle, ob Deutschland nun ein Einwanderungsland ist oder nicht, ob Fremde aus ihrem eigenen Land flüchten müssen/wollen oder ob es andere Hintergründe gibt. Man sollte nicht den wesentlichen Punkt außer Acht lassen, dass sie in unsere Gesellschaft "eindringen" wollen (was ja in keinster Weise als falsch dargestellt werden soll!), mitleben und mitgestalten wollen. Wenn es sich aber um einen Fall handeln sollte, indem es niemand für nötig hält, unsere Sprache zu lernen, sich unserer Kultur anzupassen und auch unserem Staat zu dienen - so wie es im Grunde jeder macht (damit es keine Missverständnisse gibt: Damit ist nicht gemeint, dass jeder arbeitslose Einwanderer rausgeworfen werden soll, sondern dass auch arbeitsSUCHENDE Ausländer willkommen sind)- dann sollte man sich das doch nochmal durch den Kopf gehen lassen, denjenigen in unser Land aufzunehmen.
"Unsere Bildungspopulation wird von Generation zu Generation dümmer."
Das ist in meinen Augen wohl nur eine grundlose Behauptung. Ebenso wie viele andere Punkte nur eine Pauschalisierung. Dass er damit viele Junge provoziert und angreift, scheint ihm wohl aber trotzdem bewusst zu sein. Ich schätze zwar, dass sich dieses Argument nur auf Berlin bezieht, bin mir aber nicht ganz sicher. Sollte es doch so sein, kann ich das nicht einschätzen, da ich nicht aus Berlin komme.
Ich gebe ihm auch in diesem Punkt recht, wo er behauptet, dass Türken durch eine höhere Geburtenrate Deutschland "erobern". Wie oft sieht man in der Innenstadt Karawanen von türkischen Familien, eingehüllte Frauen mit mindestens 3x so vielen Kindern hinter sich? Ich spreche ausdrücklich nur von solchen Fällen. Dabei habe ich schon oft genug erlebt, dass sie sich in keinster Weise angepasst haben und das anscheinend auch nicht vorhatten. Kaum jemand beherrschte unsere Sprache, höchstens einer von etwa 7-8 Personen ging arbeiten und in solchen Fällen vermisse ich stark die Integration.
Da fällt mir ein Beispiel dazu ein: Man hat überlegt, in Köln eine Moschee zu bauen, die größer werden sollte als der Dom. Spätestens hier lässt mein Verständnis nach. Ich habe nichts dagegen, wenn die Einwanderer ihre Religion beibehalten und danach leben. Was Religion betrifft halte ich es für den vollkommen verkehrten Ansatz, Menschen geistig unter Druck zu setzen, nur weil einem der Glaube nicht gefällt. Wenn man allerdings das Ziel hat, in einem fremden Land, wo solch eine Religion in der Unterzahl ist, andere Religionen ins Abseits zu stellen, dann vertrete ich so etwas nicht.
Man sollte verstärkt darauf achten, mit welchen Zielen und Zwecken Ausländer in unser Land einwandern wollen. Wenn sie aus ihrem eigenen Land flüchten, sollte man ihnen auch helfen können, allerdings wäre es falsch, aus diesem Grund jeden hereinzulassen, da auch die gesellschaftliche und staatliche Funktion berücksichtigt werden muss. Wie es scheint wurde aber genau dieser Punkt in den letzten Jahren zu sehr außer Acht gelassen. Und was dabei rausgekommen ist, sieht man ja jetzt.
Ich bin der Meinung, dass Sarrazin im Kern Recht hat, dass er aber von allen Seiten verachtet wird, wundert mich aber genauso wenig. Er hat zwar vielen Deutschen aus der Seele gesprochen, hat aber mindestens genauso viele mit den Füßen getreten. Hätte er von vornherein auf seine Wortwahl geachtet, wäre das wohl nicht in dem Ausmaß passiert.
Aber eine Sache muss ich nochmal ansprechen: Wenn ich mir so manche Beiträge durchlese, in denen jeder ihn verspöttet, beschimpft und mit Füßen tritt, zeigt das im Grunde nur, dass das der Teil wohl keinen Deut besser kann als Sarrazin auch.
Ich finde es ebenso traurig, dass man - sobald man Deutschland in irgendeiner kritisiert, egal ob Einwanderungspolitik, Bildung oder was auch immer - sofort von allen Seiten runtergestampft und verachtet wird. Man muss noch lange kein Nazi sein, nur weil man sagt, dass wir zu viele Einwanderer in unserem Land haben. Das Problem ist nur, dass uns die Vergangenheit nach wie vor viel zu sehr nachgetragen wird, obwohl wir heute weder daran beteiligt waren, noch die Möglichkeiten haben, es rückgängig zu machen.
Ich hoffe, dass ich hiermit niemandem zu Nahe trete, sollte es trotzdem der Fall sein, entschuldige ich mich im Voraus. Denn das war nicht Sinn und Zweck, dass ich das alles geschrieben habe.
Ansonsten wünsche ich euch einen schönen Tag
