#debug
Member
Kapitel 175 Bis ins Mark
Scott hat auf Eve´s Rückrufe nicht reagiert, daher hat sie kurzer Hand beschlossen einfach in den nächsten Flieger zu steigen, um so schnell wie möglich bei ihm sein zu können.
´Es ist ihr egal, ob er Bedenken wegen Owen hat. Sie will ihrem Freund Trost spenden und ihn unterstützen, wo es nur geht. Was wäre sie denn für eine Freundin, wenn sie nicht zu ihm käme?´, hat sie nicht all zu lange überlegen müssen.
Als sie von der Subway-Station durch den Flughafen in Richtung ihres Terminals läuft, trifft sie plötzlich auf Jazmin.
"Hi Eve, dass wir uns hier über den Weg laufen, damit hab ich nicht gerechnet." ist diese überrascht, ihre Stieftochter zu sehen.
"Geht mir genauso. Was machst du hier?", will die Angestellte eines Innenarchitekturbüros wissen.
"Geschäftsreise. Ich hab einen Auftrag in Zingapur", antwortet die selbstständige Raumausstatterin.
"Zingapur?", fragt Eve, als müsste sie das Gesagte nochmal hören. Sofort erinnert sie sich nämlich daran, wie Bonnie, die Praktikantin ihr mitteilte, dass Paul wieder dort sei.
`Das kann doch kein Zufall sein?´, überlegt sie im Stillen, obwohl sie eigentlich gerade andere Sorgen hat.
"Ja, ich musste den Auftrag einfach annehmen. Ist n' riesiges Projekt. Ein Luxushotel soll ausgestattet werden.", redet die Siebenundvierzigjährige begeistert von ihrer Arbeit.
"Ja, da kommst du bestimmt auf deine Kosten!", stellt sich Eve bereits vor, wie sich Jazmin dort in einem King Size Bett von Paul verwöhnen lässt, während ihr Vater, Matt zu Hause auf die Rückkehr seiner Ehefrau wartet.
"Klar, komm ich auf meine Kosten. Der Aufwand würde sich ja sonst nicht rentieren.", runzelt Jazmin ein wenig argwöhnisch die Stirn.
Aber schon kurz darauf fährt sie fort: "Und was hast du vor? Hast du ein paar Tage frei? Besuchst du Scott?"
"Ja! Ich will für ihn da sein. Walt ist gestorben", verkündet die Achtundzwanzigjährige nun.
"Oh nein! Das tut mir so leid! Richte Scott mein aufrichtiges Beileid aus", bittet die Geschäftsfrau und Mutter eines Sohnes.
"Werd ich machen. Danke!", erkennt Eve zwar die Anteilnahme ihrer Stiefmutter an, dennoch kann sie ihr nicht in die Augen sehen.
Nicht jetzt, wo sie erfahren hat, dass diese sich höchstwahrscheinlich mit Paul vergnügen wird.
"Hey, du wirst sehen, bald wird es Scott besser gehen. Ein solcher Verlust ist immer schlimm, aber er wird drüber hinwegkommen. Sicher wird ein Leben ohne beide Elternteile nicht mehr das Selbe sein, aber es geht trotzdem irgendwie weiter. Es gibt noch so viele schöne Dinge im Leben, die ihr gemeinsam erleben werdet. Wer weiß, vielleicht gründet ihr ja bald selbst eine Familie.", versucht Jazmin Eve aufzumuntern, da sie bemerkt, wie diese mitleidet. Außerdem weiß die Blondine selbst wie es ist keine Eltern mehr zu haben.
"Danke!", sagt Eve nun. Sie muss sich eingestehen, dass die Worte ihrer Stiefmutter sie gerade tatsächlich aufgebaut haben.
"Tut mir leid, Kleines! Aber ich muss jetzt wirklich los! Ich wünsch dir einen guten Flug.", blickt die junggebliebene Mutter unter Zeitdruck auf die Uhr.
"Alles klar! Guten Flug!", meint Eve mit einem Anflug von ungewollter Versöhnlichkeit. Wobei Jazmin natürlich nichts weiß von dem geheimen Groll der gegen sie gehegt wird.
Eve ist jetzt am richtigen Terminal angekommen. Dort reiht sie sich am Check-In Schalter ihrer gebuchten Fluggesellschaft ein.
Wenig später sitzt sie nachdenklich in einem der Wartebereiche, nachdem sie ihr Gepäck aufgegeben hat und durch die Sicherheitskontrolle gegangen ist.
Ihr gehen Jazmin´s Worte durch den Kopf. ´Wer weiß, vielleicht gründet ihr ja bald selbst eine Familie´, hatte diese vorhin gesagt.
`Wenn Scott sie fragen würde, ob sie seine Frau werden wollte, würde sie ohne mit der Wimper zu zucken ´Ja´ sagen. Es macht ihr dennoch etwas Angst, ob sich zwischen den beiden etwas verändern könnte, jetzt wo Walt nicht mehr da ist. Immerhin stellt sich nun die Frage, was mit der Farm geschieht? Scott würde die Pferde nie einfach so verkaufen. Niemals. Aber ausgerechnet sie als Frau eines Farmers? Und dann auch noch in der Kleinstadt Kearny, wo nur Scott´s engste Freunde sie leiden können?´ , sorgt sie sich um die Beziehung.
Plötzlich wird sie von ihrem klingelnden Telefon aus ihren Gedanken gerissen. Es ist Philipp.
`Was will der denn jetzt von ihr?´, hat sie gerade keinen Nerv mit dem Sohn ihrer Halbschwester zu telefonieren.
Sie nimmt sich vor ihn zurückzurufen, wenn sie in Somaha, Lebraska gelandet ist. Ohnehin sollte sie sich langsam auf den Weg zu ihrem Gate machen.
Eve setzt sich auf einen der noch wenigen freien Plätze etwas abseits der anderen Sitzmöglichkeiten, was sie aber nicht stört, denn von hier aus kann sie auf das Rollfeld blicken, wo im stetigen Wechsel ein Flugzeug startet während kurz darauf ein anderes landet.
`Sie weiß nicht wieso, aber irgendwie hat das für sie etwas beruhigendes. Genau wie Colin ähnlich gerne in sein leeres, beleuchtetes Aquarium starrt´ zieht sie einen Vergleich.
"Oh Gott, auch das noch!", sagt eine bekannte Stimme, als sie gerade dabei ist aufzustehen um ein Foto von den Flugzeugen zu machen.
"Danke für die freundliche Begrüßung", blickt die Achtundzwanzigjährige zum Fenster hinaus. Sie spart sich eine weitere ruppige Bemerkung, immerhin hat auch Owen gerade seinen Vater verloren.
Es ist ihr ohnehin ein wenig peinlich, dass sie nichts besseres zu tun zu haben scheint, als Fotos zu knipsen während er und Scott um Walt trauern.
"Kann ich mich da hinsetzten?", blickt Owen auf den leeren Platz an ihrer Seite. Wobei in seiner Stimme ein kühler Unterton herrscht.
"Äh....sicher, ja. Klar doch.", geht sie einen Schritt zurück um sich selbst wieder zu setzen. Dabei fällt sie beinahe über ihre Handtasche.
"Du solltest besser auf das Ding aufpassen!", bemerkt Owen, dass es die selbe Tasche aus Wildleder ist, welche Eve damals verraten hat, als sie zu Hause bei seinem Bruder war.
"Und damit meine ich nicht nur, dass du sie nicht überall rumliegen lassen solltest. Sondern wegen der Lasche. Nicht, dass du noch stolperst.", fährt er fort.
Doch insgeheim kann er auch nicht leugnen, dass er nach einer Reaktion auf diese Andeutung in ihrem Gesichtsausdruck sucht.
"Okay....Danke für deinen Rat!", errötet sie ein wenig, als sie sich letztendlich setzt.
"Da ist ein Platz neben dem Kerl da drüben frei geworden. Ich setz mich vielleicht lieber dort hin", deutet Owen auf den soeben freigewordenen Sitz.
"Sei nicht albern!", meint Eve nun.
"Na gut! Ist ja auch egal wo ich sitze!", macht es den Anschein, als wäre Owen dem ganzen Konflikt zwischen ihm, ihr und seinem Bruder selbst überdrüssig.
Schweigend sitzen die beiden nun da. Eine Weile beobachtet jeder für sich das Geschehen auf dem Rollfeld.
Es ist den zweien anzusehen, dass sie viel Redebedarf hätten. Doch niemand der beiden schafft es über den eigenen Schatten zu springen.
Und dann fasst sich Eve doch ein Herz. "Owen,.....ich wollte dir nur sagen, dass.....dass es mir leid tut, auch für dich!", bezieht sie sich auf den Tod seines und Scott´s Vater.
"Danke! Aber können wir das einfach lassen, so zu tun, als ob wir jemals wieder gut miteinander auskommen werden?", lässt Owen Eve eiskalt abblitzen.
`Wow, mit dieser knallharten Zurückweisung hat sie nicht gerechnet´, muss sie seine Worte erstmal verdauen.
"Owen, bitte! Mach's uns allen doch nicht schwerer als es eh schon ist!", appelliert sie an seine Vernunft.
Dieser holt jetzt sein Handy hervor, um sich anderweitig zu beschäftigen. Er hat keine Lust mit Eve ein gezwungenes Gespräch zuführen, dennoch äußert er sich: "Für euch ist es schwer? Dein ernst? Hast du geglaubt, dass ich das einfach so hinnehme? Ich werd nicht einen auf heile Familie machen, nur damit ihr euch besser fühlt und ihr euer Gewissen beruhigen könnt."
"Und was ist mit Rachel?", will Eve wissen, wie die das Ganze betrachtet.
"Lass sie da raus!", wirkt der Zweiunddreißigjährige jetzt beinahe wütend.
"Okay, okay. Kann ich dich noch eine Sache fragen? Danach lass ich dich auch in Ruhe!", hofft sie, dass er nicht wieder abblockt.
"Was denn?", spielt der ausgebildete Fitnesstrainer den Genervten.
"Geht´s Tofu gut?", fragt die Achtundzwanzigjährige nun.
In Anbetracht, dessen, dass Owen gerade einen Todesfall verkraften muss, schämt sie sich ein wenig, als ihr Tränen aufsteigen. Doch sie vermisst eben ihren Hund schmerzlich.
"Ja, es geht ihr gut!" kann sich Owen jetzt sogar zu einem kleinen Lächeln durchringen.
"Okay, das ist schön zu hören", weiß Eve, dass sie keinen Anspruch auf das Tier hat, da sie nicht die rechtmäßige Besitzerin ist, sondern ihr Ex-Verlobter.
Bevor sie jetzt deswegen noch komplett in Tränen ausbricht, beschließt sie lieber zu gehen. Sie muss sowieso nochmal auf die Toilette, bevor das Boarding beginnt.
Als sie weg ist, schiebt Owen sein Telefon wieder in die Hosentasche. Auch wenn er gerade versucht sich mit Rachel ein neues Leben aufzubauen, muss er in Momenten wie diesen feststellen, dass er noch nicht über Eve hinweg ist. `Ob er jemals wieder das gleiche für eine Frau fühlt, wie für sie? Er dachte eine Zeit lang, es würde leichter werden, aber nach einem halben Jahr hat sich kaum etwas geändert´, hasst er den Gedanken, dass sein Bruder alles hat, was er je wollte. ´Und dabei war er immer für ihn da. Wie konnte Scott ihm das verdammt nochmal antun?´
´Und wie soll er das die nächsten Tage durchstehen, wenn seine Ex jetzt auch noch nach Lebraska fliegt? Leidet er denn nicht schon genug, jetzt wo auch noch sein Dad gestorben ist?´, fragt der Zweiunddreißigjährige sich, ob er irgendwann mal in seinem Leben was falsch gemacht hat, um das zu verdienen. Trotzdem wünschte er sich, er wäre soeben freundlicher zu Eve gewesen.
Wenig später betreten die Reisenden das Flugzeug. Owen muss nochmal genau aufs Ticket schauen. Er kann es nicht glauben, dass er ausgerechnet neben Eve sitzt.
Und auch die Achtundzwanzigjährige kann es nicht fassen, dass er genau diesen Sitzplatz gebucht hat.
"Sieht wohl so aus, als müssten wir die nächsten vier Stunden nebeneinander verbringen.", klingt er zumindest nicht mehr so verbittert, wie zuvor im Wartebereich.
"Du wirst es sicher überleben!", hat Eve seine Bemühungen, etwas höflicher zu sein, noch nicht zur Kenntnis genommen.
Eine Weile sitzen die zwei wieder ohne ein Wort zu wechseln nebeneinander.
`Was soll sie auch schon mit ihm reden?´, fühlt sich die Brünette unwohl.
Doch dieses Mal ist es Owen, der das Bedürfnis verspürt etwas zu sagen.
"Eve, wieso musste es Scott sein? Dich an einen anderen zu verlieren ist schon heftig genug, aber dann auch noch an meinen eigenen Bruder? Du hast mir nicht nur das Herz gebrochen, sondern mir gleichzeitig meine Familie genommen. Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen oder ihm vertrauen! Meinem eigenen Bruder! Wann hast du überhaupt gemerkt, dass du dich in ihn verliebt hast. Ihr müsst euch doch irgendwann näher gekommen sein?", nutzt er die Chance auf all seine Fragen eine Antwort zu bekommen.
"Owen....Tu das nicht! Es macht doch alles nur noch schlimmer. Es...es tut mir so leid, ich habe mich einfach in ihn verliebt. Es spielt doch keine Rolle, wie oder wann. Du hättest es damals überhaupt nicht so erfahren sollen. Wir wollten es dir schonend beibringen. Verstehst du?", will sie ihn nicht noch mehr verletzen.
"Ich will es trotzdem wissen und ich finde ich habe ein Recht darauf. Also hattet ihr schon vor deinem Gedächtnisverlust etwas miteinander?", bleibt der Zweiunddreißigjährige hartnäckig.
"Du willst das wirklich wissen? Na schön. Also um ehrlich zu sein, haben Scott und ich uns bereits geküsst in der Nacht, als wir beim Line Dance waren. Weißt du noch? Und, wenn wir schon bei der Wahrheit sind, ich....ich habe meine Erinnerungen zurückerlangt und dir davon nichts gesagt, weil ich mir erst über meine Gefühle im Klaren sein wollte. Aber ich schwöre bei allem was mir lieb ist, ich konnte mich zu anfangs nach dem Sturz wirklich nicht an uns als Paar erinnern. Ich wusste gar nicht wer du bist. Es tut mir so leid, dass das alles passiert ist. Ich wollte dich nie verletzen und Scott liebt dich, das weiß ich.", hofft sie, dass Owen seinem Bruder irgendwann verzeihen kann.
"Es tut mir wirklich leid! Das meine ich ernst.", entschuldigt sich Eve erneut für alles, was sie ihm damit angetan hat.
´Das was er soeben zu Ohren bekommen hat, schnürt ihm die Kehle zu aber sie scheint zumindest die Wahrheit zu sprechen´ , blickt er dennoch verstummt ins Leere.
Plötzlich sieht er Eve in die Augen und sagt: "Ich werde Rachel heiraten!"
"Wow, das ist doch toll, ich meine.....", weiß Eve nicht, wie sie darauf reagieren soll, schließlich macht es ja immer noch den Anschein, als würde er noch Gefühle für sie hegen.
"Sie ist schwanger!", unterbricht Owen die Achtundzwanzigjährige nun.
"Wa...Was? Sie ist schwanger?", fragt sie sich gerade, ob der Zweiunddreißigjährige ihr das absichtlich hinreiben möchte. Immerhin hatte sie oft davon geschwärmt ein Baby zu bekommen, als er und sie noch ein Paar waren. Die Angestellte hatte jedoch immer das Gefühl, er wäre noch nicht bereit dafür, was sich ja offensichtlich im Nachhinein als besser so erwies.
"Ich hoffe du hast die richtige Entscheidung getroffen. So viel ich weiß, will Scott keine eigenen Kinder haben. Zumindest hat er das vor nicht all zu langer Zeit selbst gesagt.", trifft der Unternehmer damit seine Ex-Verlobten bis ins Mark, wobei sie immer noch nicht weiß, ob das seine Intention zu sein scheint.
Gekränkt von dem was sie gehört haben, reden die beiden den restlichen Flug kein Wort mehr miteinander.
Scott hat auf Eve´s Rückrufe nicht reagiert, daher hat sie kurzer Hand beschlossen einfach in den nächsten Flieger zu steigen, um so schnell wie möglich bei ihm sein zu können.
´Es ist ihr egal, ob er Bedenken wegen Owen hat. Sie will ihrem Freund Trost spenden und ihn unterstützen, wo es nur geht. Was wäre sie denn für eine Freundin, wenn sie nicht zu ihm käme?´, hat sie nicht all zu lange überlegen müssen.
Als sie von der Subway-Station durch den Flughafen in Richtung ihres Terminals läuft, trifft sie plötzlich auf Jazmin.
"Hi Eve, dass wir uns hier über den Weg laufen, damit hab ich nicht gerechnet." ist diese überrascht, ihre Stieftochter zu sehen.
"Geht mir genauso. Was machst du hier?", will die Angestellte eines Innenarchitekturbüros wissen.
"Geschäftsreise. Ich hab einen Auftrag in Zingapur", antwortet die selbstständige Raumausstatterin.
"Zingapur?", fragt Eve, als müsste sie das Gesagte nochmal hören. Sofort erinnert sie sich nämlich daran, wie Bonnie, die Praktikantin ihr mitteilte, dass Paul wieder dort sei.
`Das kann doch kein Zufall sein?´, überlegt sie im Stillen, obwohl sie eigentlich gerade andere Sorgen hat.
"Ja, ich musste den Auftrag einfach annehmen. Ist n' riesiges Projekt. Ein Luxushotel soll ausgestattet werden.", redet die Siebenundvierzigjährige begeistert von ihrer Arbeit.
"Ja, da kommst du bestimmt auf deine Kosten!", stellt sich Eve bereits vor, wie sich Jazmin dort in einem King Size Bett von Paul verwöhnen lässt, während ihr Vater, Matt zu Hause auf die Rückkehr seiner Ehefrau wartet.
"Klar, komm ich auf meine Kosten. Der Aufwand würde sich ja sonst nicht rentieren.", runzelt Jazmin ein wenig argwöhnisch die Stirn.
Aber schon kurz darauf fährt sie fort: "Und was hast du vor? Hast du ein paar Tage frei? Besuchst du Scott?"
"Ja! Ich will für ihn da sein. Walt ist gestorben", verkündet die Achtundzwanzigjährige nun.
"Oh nein! Das tut mir so leid! Richte Scott mein aufrichtiges Beileid aus", bittet die Geschäftsfrau und Mutter eines Sohnes.
"Werd ich machen. Danke!", erkennt Eve zwar die Anteilnahme ihrer Stiefmutter an, dennoch kann sie ihr nicht in die Augen sehen.
Nicht jetzt, wo sie erfahren hat, dass diese sich höchstwahrscheinlich mit Paul vergnügen wird.
"Hey, du wirst sehen, bald wird es Scott besser gehen. Ein solcher Verlust ist immer schlimm, aber er wird drüber hinwegkommen. Sicher wird ein Leben ohne beide Elternteile nicht mehr das Selbe sein, aber es geht trotzdem irgendwie weiter. Es gibt noch so viele schöne Dinge im Leben, die ihr gemeinsam erleben werdet. Wer weiß, vielleicht gründet ihr ja bald selbst eine Familie.", versucht Jazmin Eve aufzumuntern, da sie bemerkt, wie diese mitleidet. Außerdem weiß die Blondine selbst wie es ist keine Eltern mehr zu haben.
"Danke!", sagt Eve nun. Sie muss sich eingestehen, dass die Worte ihrer Stiefmutter sie gerade tatsächlich aufgebaut haben.
"Tut mir leid, Kleines! Aber ich muss jetzt wirklich los! Ich wünsch dir einen guten Flug.", blickt die junggebliebene Mutter unter Zeitdruck auf die Uhr.
"Alles klar! Guten Flug!", meint Eve mit einem Anflug von ungewollter Versöhnlichkeit. Wobei Jazmin natürlich nichts weiß von dem geheimen Groll der gegen sie gehegt wird.
Eve ist jetzt am richtigen Terminal angekommen. Dort reiht sie sich am Check-In Schalter ihrer gebuchten Fluggesellschaft ein.
Wenig später sitzt sie nachdenklich in einem der Wartebereiche, nachdem sie ihr Gepäck aufgegeben hat und durch die Sicherheitskontrolle gegangen ist.
Ihr gehen Jazmin´s Worte durch den Kopf. ´Wer weiß, vielleicht gründet ihr ja bald selbst eine Familie´, hatte diese vorhin gesagt.
`Wenn Scott sie fragen würde, ob sie seine Frau werden wollte, würde sie ohne mit der Wimper zu zucken ´Ja´ sagen. Es macht ihr dennoch etwas Angst, ob sich zwischen den beiden etwas verändern könnte, jetzt wo Walt nicht mehr da ist. Immerhin stellt sich nun die Frage, was mit der Farm geschieht? Scott würde die Pferde nie einfach so verkaufen. Niemals. Aber ausgerechnet sie als Frau eines Farmers? Und dann auch noch in der Kleinstadt Kearny, wo nur Scott´s engste Freunde sie leiden können?´ , sorgt sie sich um die Beziehung.
Plötzlich wird sie von ihrem klingelnden Telefon aus ihren Gedanken gerissen. Es ist Philipp.
`Was will der denn jetzt von ihr?´, hat sie gerade keinen Nerv mit dem Sohn ihrer Halbschwester zu telefonieren.
Sie nimmt sich vor ihn zurückzurufen, wenn sie in Somaha, Lebraska gelandet ist. Ohnehin sollte sie sich langsam auf den Weg zu ihrem Gate machen.
Eve setzt sich auf einen der noch wenigen freien Plätze etwas abseits der anderen Sitzmöglichkeiten, was sie aber nicht stört, denn von hier aus kann sie auf das Rollfeld blicken, wo im stetigen Wechsel ein Flugzeug startet während kurz darauf ein anderes landet.
`Sie weiß nicht wieso, aber irgendwie hat das für sie etwas beruhigendes. Genau wie Colin ähnlich gerne in sein leeres, beleuchtetes Aquarium starrt´ zieht sie einen Vergleich.
"Oh Gott, auch das noch!", sagt eine bekannte Stimme, als sie gerade dabei ist aufzustehen um ein Foto von den Flugzeugen zu machen.
"Danke für die freundliche Begrüßung", blickt die Achtundzwanzigjährige zum Fenster hinaus. Sie spart sich eine weitere ruppige Bemerkung, immerhin hat auch Owen gerade seinen Vater verloren.
Es ist ihr ohnehin ein wenig peinlich, dass sie nichts besseres zu tun zu haben scheint, als Fotos zu knipsen während er und Scott um Walt trauern.
"Kann ich mich da hinsetzten?", blickt Owen auf den leeren Platz an ihrer Seite. Wobei in seiner Stimme ein kühler Unterton herrscht.
"Äh....sicher, ja. Klar doch.", geht sie einen Schritt zurück um sich selbst wieder zu setzen. Dabei fällt sie beinahe über ihre Handtasche.
"Du solltest besser auf das Ding aufpassen!", bemerkt Owen, dass es die selbe Tasche aus Wildleder ist, welche Eve damals verraten hat, als sie zu Hause bei seinem Bruder war.
"Und damit meine ich nicht nur, dass du sie nicht überall rumliegen lassen solltest. Sondern wegen der Lasche. Nicht, dass du noch stolperst.", fährt er fort.
Doch insgeheim kann er auch nicht leugnen, dass er nach einer Reaktion auf diese Andeutung in ihrem Gesichtsausdruck sucht.
"Okay....Danke für deinen Rat!", errötet sie ein wenig, als sie sich letztendlich setzt.
"Da ist ein Platz neben dem Kerl da drüben frei geworden. Ich setz mich vielleicht lieber dort hin", deutet Owen auf den soeben freigewordenen Sitz.
"Sei nicht albern!", meint Eve nun.
"Na gut! Ist ja auch egal wo ich sitze!", macht es den Anschein, als wäre Owen dem ganzen Konflikt zwischen ihm, ihr und seinem Bruder selbst überdrüssig.
Schweigend sitzen die beiden nun da. Eine Weile beobachtet jeder für sich das Geschehen auf dem Rollfeld.
Es ist den zweien anzusehen, dass sie viel Redebedarf hätten. Doch niemand der beiden schafft es über den eigenen Schatten zu springen.
Und dann fasst sich Eve doch ein Herz. "Owen,.....ich wollte dir nur sagen, dass.....dass es mir leid tut, auch für dich!", bezieht sie sich auf den Tod seines und Scott´s Vater.
"Danke! Aber können wir das einfach lassen, so zu tun, als ob wir jemals wieder gut miteinander auskommen werden?", lässt Owen Eve eiskalt abblitzen.
`Wow, mit dieser knallharten Zurückweisung hat sie nicht gerechnet´, muss sie seine Worte erstmal verdauen.
"Owen, bitte! Mach's uns allen doch nicht schwerer als es eh schon ist!", appelliert sie an seine Vernunft.
Dieser holt jetzt sein Handy hervor, um sich anderweitig zu beschäftigen. Er hat keine Lust mit Eve ein gezwungenes Gespräch zuführen, dennoch äußert er sich: "Für euch ist es schwer? Dein ernst? Hast du geglaubt, dass ich das einfach so hinnehme? Ich werd nicht einen auf heile Familie machen, nur damit ihr euch besser fühlt und ihr euer Gewissen beruhigen könnt."
"Und was ist mit Rachel?", will Eve wissen, wie die das Ganze betrachtet.
"Lass sie da raus!", wirkt der Zweiunddreißigjährige jetzt beinahe wütend.
"Okay, okay. Kann ich dich noch eine Sache fragen? Danach lass ich dich auch in Ruhe!", hofft sie, dass er nicht wieder abblockt.
"Was denn?", spielt der ausgebildete Fitnesstrainer den Genervten.
"Geht´s Tofu gut?", fragt die Achtundzwanzigjährige nun.
In Anbetracht, dessen, dass Owen gerade einen Todesfall verkraften muss, schämt sie sich ein wenig, als ihr Tränen aufsteigen. Doch sie vermisst eben ihren Hund schmerzlich.
"Ja, es geht ihr gut!" kann sich Owen jetzt sogar zu einem kleinen Lächeln durchringen.
"Okay, das ist schön zu hören", weiß Eve, dass sie keinen Anspruch auf das Tier hat, da sie nicht die rechtmäßige Besitzerin ist, sondern ihr Ex-Verlobter.
Bevor sie jetzt deswegen noch komplett in Tränen ausbricht, beschließt sie lieber zu gehen. Sie muss sowieso nochmal auf die Toilette, bevor das Boarding beginnt.
Als sie weg ist, schiebt Owen sein Telefon wieder in die Hosentasche. Auch wenn er gerade versucht sich mit Rachel ein neues Leben aufzubauen, muss er in Momenten wie diesen feststellen, dass er noch nicht über Eve hinweg ist. `Ob er jemals wieder das gleiche für eine Frau fühlt, wie für sie? Er dachte eine Zeit lang, es würde leichter werden, aber nach einem halben Jahr hat sich kaum etwas geändert´, hasst er den Gedanken, dass sein Bruder alles hat, was er je wollte. ´Und dabei war er immer für ihn da. Wie konnte Scott ihm das verdammt nochmal antun?´
´Und wie soll er das die nächsten Tage durchstehen, wenn seine Ex jetzt auch noch nach Lebraska fliegt? Leidet er denn nicht schon genug, jetzt wo auch noch sein Dad gestorben ist?´, fragt der Zweiunddreißigjährige sich, ob er irgendwann mal in seinem Leben was falsch gemacht hat, um das zu verdienen. Trotzdem wünschte er sich, er wäre soeben freundlicher zu Eve gewesen.
Wenig später betreten die Reisenden das Flugzeug. Owen muss nochmal genau aufs Ticket schauen. Er kann es nicht glauben, dass er ausgerechnet neben Eve sitzt.
Und auch die Achtundzwanzigjährige kann es nicht fassen, dass er genau diesen Sitzplatz gebucht hat.
"Sieht wohl so aus, als müssten wir die nächsten vier Stunden nebeneinander verbringen.", klingt er zumindest nicht mehr so verbittert, wie zuvor im Wartebereich.
"Du wirst es sicher überleben!", hat Eve seine Bemühungen, etwas höflicher zu sein, noch nicht zur Kenntnis genommen.
Eine Weile sitzen die zwei wieder ohne ein Wort zu wechseln nebeneinander.
`Was soll sie auch schon mit ihm reden?´, fühlt sich die Brünette unwohl.
Doch dieses Mal ist es Owen, der das Bedürfnis verspürt etwas zu sagen.
"Eve, wieso musste es Scott sein? Dich an einen anderen zu verlieren ist schon heftig genug, aber dann auch noch an meinen eigenen Bruder? Du hast mir nicht nur das Herz gebrochen, sondern mir gleichzeitig meine Familie genommen. Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen oder ihm vertrauen! Meinem eigenen Bruder! Wann hast du überhaupt gemerkt, dass du dich in ihn verliebt hast. Ihr müsst euch doch irgendwann näher gekommen sein?", nutzt er die Chance auf all seine Fragen eine Antwort zu bekommen.
"Owen....Tu das nicht! Es macht doch alles nur noch schlimmer. Es...es tut mir so leid, ich habe mich einfach in ihn verliebt. Es spielt doch keine Rolle, wie oder wann. Du hättest es damals überhaupt nicht so erfahren sollen. Wir wollten es dir schonend beibringen. Verstehst du?", will sie ihn nicht noch mehr verletzen.
"Ich will es trotzdem wissen und ich finde ich habe ein Recht darauf. Also hattet ihr schon vor deinem Gedächtnisverlust etwas miteinander?", bleibt der Zweiunddreißigjährige hartnäckig.
"Du willst das wirklich wissen? Na schön. Also um ehrlich zu sein, haben Scott und ich uns bereits geküsst in der Nacht, als wir beim Line Dance waren. Weißt du noch? Und, wenn wir schon bei der Wahrheit sind, ich....ich habe meine Erinnerungen zurückerlangt und dir davon nichts gesagt, weil ich mir erst über meine Gefühle im Klaren sein wollte. Aber ich schwöre bei allem was mir lieb ist, ich konnte mich zu anfangs nach dem Sturz wirklich nicht an uns als Paar erinnern. Ich wusste gar nicht wer du bist. Es tut mir so leid, dass das alles passiert ist. Ich wollte dich nie verletzen und Scott liebt dich, das weiß ich.", hofft sie, dass Owen seinem Bruder irgendwann verzeihen kann.
"Es tut mir wirklich leid! Das meine ich ernst.", entschuldigt sich Eve erneut für alles, was sie ihm damit angetan hat.
´Das was er soeben zu Ohren bekommen hat, schnürt ihm die Kehle zu aber sie scheint zumindest die Wahrheit zu sprechen´ , blickt er dennoch verstummt ins Leere.
Plötzlich sieht er Eve in die Augen und sagt: "Ich werde Rachel heiraten!"
"Wow, das ist doch toll, ich meine.....", weiß Eve nicht, wie sie darauf reagieren soll, schließlich macht es ja immer noch den Anschein, als würde er noch Gefühle für sie hegen.
"Sie ist schwanger!", unterbricht Owen die Achtundzwanzigjährige nun.
"Wa...Was? Sie ist schwanger?", fragt sie sich gerade, ob der Zweiunddreißigjährige ihr das absichtlich hinreiben möchte. Immerhin hatte sie oft davon geschwärmt ein Baby zu bekommen, als er und sie noch ein Paar waren. Die Angestellte hatte jedoch immer das Gefühl, er wäre noch nicht bereit dafür, was sich ja offensichtlich im Nachhinein als besser so erwies.
"Ich hoffe du hast die richtige Entscheidung getroffen. So viel ich weiß, will Scott keine eigenen Kinder haben. Zumindest hat er das vor nicht all zu langer Zeit selbst gesagt.", trifft der Unternehmer damit seine Ex-Verlobten bis ins Mark, wobei sie immer noch nicht weiß, ob das seine Intention zu sein scheint.
Gekränkt von dem was sie gehört haben, reden die beiden den restlichen Flug kein Wort mehr miteinander.
Zuletzt bearbeitet: